Teil 11

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Xayra

In any moment of decision, the best thing you can do is the right thing, the next best thing is the wrong thing, and the worst thing you can do is nothing.
-Theodore Roosevelt

Ich kann nicht glauben, dass er das gerade gemacht hat!
Anstatt klug vorzugehen, platzt dieser Idiot einfach in das Büro der Militärbasis von Fernil.
Dieser Typ ist schlichtweg unberechenbar!
Die fünf Männer, die um einen Tisch verteilt im Büro stehen, starren uns zum Teil verwirrt und zum Teil wütend entgegen.
„Ich hoffe wir stören nicht." meint Goldauge neben mir vergnügt und spaziert ganz gelassen in den Raum.
Fünf gegen zwei. Das ist totaler Schwachsinn!
Ich sollte mich eigentlich einfach aus dem Staub machen und den Idioten seinem Schicksal überlassen.
Ja, das wäre wohl das klügste...
Leise fluchend folge ich dem Dunkelhaarigen jedoch trotzdem ins Büro. Ich weiss echt nicht wieso ich das mache, aber aus irgendeinem Grund kann ich ihn nicht einfach im Stich lassen.
Sobald wir den Raum betreten, wirken die Männer, wahrscheinlich Soldaten mit hohem Rang, sofort alarmiert.
„Wer seid ihr und was wollt ihr?" will ein braunhaariger Koloss mürrisch wissen.
„Oh wir waren nur zufälligerweise in der Nähe und wollten euch einen kurzen Besuch abstatten." sagt mein selbsternannter Partner grinsend.
Einer der Soldaten in unserer Nähe, der uns schon die ganze Zeit über nachdenklich betrachtet, reisst plötzlich überrascht die Augen auf. „Moment du... eh Sie sind doch..." bevor er zu Ende sprechen kann, packt Goldauge blitzschnell einen der Stühle und schlägt ihn dem Mann gegen den Kopf.
„Ups." kommentier er gespielt geschockt den nun bewusstlosen Typ.
„Das reicht!" ruft der Soldat, der als erstes mit uns gesprochen hat, wütend. „Nehmt sie sofort fest!" Augenblicklich setzten sich die übrigen drei Männer in Bewegung.
„Gut, dann lass uns mal loslegen mit dem Vergnügen." meint Goldauge schmunzelnd zu mir und zwinkert mir nochmals kurz zu, bevor er wieder nach einem der Stühle greift und sich damit direkt ins Getümmel stürzt. Kopfschüttelnd sehe ich ihm zu wie er mit nur einem Stuhl gegen drei mit Schwerter bewaffnete Typen kämpft. Es scheint ihm nicht nur spass zu machen, es wirkt auch so, als habe er alles komplett im Griff.
Erstaunlich...
Ich will mich gerade in Bewegung setzten und Goldauge helfen, als ich grob am Arm zur Seite gerissen werde.
Ach ja, da war ja noch ein vierter Typ.
Schmerzhaft fest schlingt er seine Arme von hinten um mich und versucht mich so bewegungsunfähig zu machen.
„Ich habe deine kleine Freundin in meiner Gewalt. Ergib dich und ihr wird nichts passieren." ruft er Goldauge zu. Dieser dreht sich um und wirft mir einen besorgten Blick zu.
In dem Moment holt einer der Soldaten mit seinem Schwert nach ihm aus.
Nur ganz knapp schafft es Goldauge noch dem tödlichen Hieb auszuweichen.
Idiot. Jeder Kämpfer sollte wissen, dass man sich niemals ablenken lassen darf, schon gar nicht, wenn du gegen drei Gegner gleichzeitig kämpfst!
Ausserdem bin ich kein Mädchen, dem man besorgte Blicke zuwerfen muss, ich komme gut alleine zurecht. Etwas umständlich wegen dem festen Griff des Mannes, aber dennoch schnell ziehe ich meinen Dolch unter meinem Umhang hervor.
Überrascht von meiner plötzlichen Bewegung und der Waffe in meiner Hand, lockert er einen kleinen Augenblick seinen Griff um mich.
Diesen Fehler nutze ich aus, um ihm die Klinge meines Dolches in die Seite zu rammen.
Schmerzerfüllt schreit der Mann auf und lässt mich sofort los. Rückartig ziehe ich den Dolch wieder aus seinem Körper und gleich danach fällt er ächzend auf die Knie.
Als ich meinen Blick wieder hebe, sehe ich, dass mich die drei Soldaten und Goldauge verwundert anstarren.
Plötzlich fängt mein selbsternannter Partner an laut los zu lachen. „Ihr habt euch eindeutig auf die falsche Person konzentriert. Sie ist die gefährliche von uns beiden." meint er amüsiert zu den drei anderen.
Diese Worte scheinen sie wieder aus ihrer kurzen Schockstarre befreit zu haben. Mit einem wütenden Schrei rennt einer der drei auf mich zu und auch die anderen führen ihren Kampf gegen Goldauge fort. Während Goldauge den Kampf mit den zwei Soldaten mühelos fortsetzt, kümmere ich mich um den anderen.
Der Typ bewegt sich viel zu vorhersehbar. Er ist wohl wütend, wegen dem, was ich mit seinem Freund gemacht habe. Impulsiv und ungeschickt versucht er, blind vor Wut, mich einfach irgendwie zu verletzten.
Wild holt er mit seinem Schwert immer wieder nach mir aus, doch ich weiche jedes Mal mühelos aus oder wehre den Schlag mit meinem Dolch ab.
Er ist nicht gerade eine grosse Herausforderung. Da er sich lediglich auf den Angriff konzentriert, vernachlässigt er seine Deckung beinahe vollständig. Somit mach er sich selbst zu einem überaus leichten Gegner.
Ich will das Ganze nicht herauszögern, da ich für etwas anderes hierher gekommen bin, als lediglich für einen kleinen Kampf.
Blitzschnell durchbreche ich seine kaum vorhandene Verteidigung und kicke ihm mit voller Kraft in seinen Bauch.
Stöhnend stolpert er einige Schritte zurück und verliert dabei das Gleichgewicht.
Kaum liegt er am Boden, stehe ich auch schon wieder über ihm. Mit einem gezielten Schlag setze ich ihn ausser Gefecht. Ich lassen den bewusstlosen Soldaten einfach liegen.
Goldauge hat mittlerweile ebenfalls einen seiner Gegner besiegt. Ich laufe rüber zu den zwei noch kämpfenden Männern, um Goldauge zu helfen den letzten Soldaten möglichst schnell loszuwerden.
Es ist nicht wirklich schwer diesen Mann zu zweit zu überwältigen, deshalb geschieht es auch sehr schnell. Innerhalb von nur einer Minute hat Goldauge den Soldat, mit den Resten seines nun ziemlich demolierten Stuhles, bewusstlos geschlagen.
„Das hat spass gemacht." meint er, kaum ist der Kampf vorüber.
„Das war riskant." erwidere ich missbilligend.
„Mag sein, aber es hat sich trotzdem gelohnt. So haben mir immerhin ne Menge Zeit gespart." sagt er grinsend und ich muss ihm leider zustimmen. Wäre er nicht einfach in den Raum gestürmt, hätten wir eine Menge Zeit benötigt, um uns einen Plan zurecht zulegen.
Ohne auf seine Bemerkung einzugehen, wische ich das restliche Blut von meinem Dolch und verstaue ihn erneut unter meinem Umhang.
Wieder beide Hände frei, mache ich mich an die Arbeit und beginne damit das Büro zu durchsuchen. Auch Goldauge wirft die zwei übriggebliebenen Holzstücke des ehemaligen Stuhls in eine Zimmerecke und fängt an die vielen Schränke und Schubladen durchzuschauen.
Vieles ist unbrauchbar oder lediglich ein weiterer Beweis für Dinge, die wir schon wissen.
Ich schliesse gerade die letzte Schublade, als Goldauge plötzlich grinsend vor mir auftaucht. Schau mal was ich hinter einem der Tische gefunden habe." sagt er stolz und reicht mir ein kleines, zerknittertes Blatt mit dem königlichen Siegel darauf.
Leitet unverzüglich die zweite Phase meines Plans ein." lese ich laut vor, was jemand mit einer krakligen Schrift auf das Stück Papier gekritzelt hat. „Unterschrieben hat Gregory Beaufort, der König." fügt Goldauge noch hinzu. „die zweite Phase seines Plans? Was hat er wohl vor?" denke ich laut nach.
„Glaub mir Sonnenschein, wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen." meint der dunkelhaarige schulterzuckend.
Es wäre gut noch mehr über den Plan des Königs zu erfahren, jedoch haben wir bereits mehr oder weniger alles durchsucht und langsam wird sicherlich irgendjemandem auch die Absenz der vier Soldaten aufgefallen sein, die hier verstreut am Boden liegen.
„Wir sollten von hier verschwinden." beschliesse ich.
„Du willst schon gehen? Ich habe diese Kiste und den Müll noch nicht durchsucht, vielleicht finden wir da noch was."
Er hat recht, aber umso länger wir hier bleiben, desto höher ist das Risiko entdeckt und festgenommen zu werden.
„Ich weiss nicht, ob es sich lohnen würde und zudem könnte es hier schon bald ziemlich gefährlich werden." teile ich ihm meine Bedenken mit.
„Zusammen brauchen wir nicht lange und sonst nehmen wir den Rest einfach mit." sagt er unbekümmert. „Ach und wegen dem Risiko entdeckt zu werden, musst du dir keine Sorge machen, mein Sonnenschein. Ich werde dich beschützen, falls jemand kommt." fügt er noch grinsend hinzu und zwinkert mir kokett zu.
Es interessiert ihn rein gar nicht, was ich dazu zu sagen habe, den ohne auf irgendeine Antwort von mir zu warten, hebt er die braune Kartonkiste auf den Tisch und fängt an sie zu durchsuchen. Etwas grimmig folge ich seinem Beispiel und beginne damit, den Papierkorb nach etwas Brauchbarem zu durchwühlen.
Es hat sich gelohnt auf den Typen, dessen Name ich nebenbei immer noch nicht kenne, zu hören. Wir haben tatsächlich noch zwei weitere offizielle Dokumente und dazu ein vom König unterschriebenes Notizblatt gefunden.  
Nur leider sind die offiziellen Papiere beide gut verschlüsselt. Doch für Mitchell und seinen jüngeren Bruder sollte das kein Problem darstellen.
Als wir fertig sind und alles gründlich durchsucht haben, müssen wir uns beeilen.
Den Weg wieder raus aus der Militärbasis verläuft aber eindeutig besser, als der Weg rein. Wir haben keine weiteren Zwischenfälle, auch wenn wir einmal nur ganz knapp unbemerkt an einigen aufgeregten Soldaten vorbei schleichen konnten.
Nebeneinander laufen wir den Tunnel zurück zum Keller von wo aus wir gestartet sind.
„Nun warst du doch froh, mich als Partner zu haben." meint Goldauge plötzlich stolz, wie er nunmal ist.
„Ja." gestehe ich ganz offen. Er erwies sich heute tatsächlich als ziemlich hilfreich. Auch wenn ich das nicht gerne zugebe, aber ohne ihn wäre ich wahrscheinlich nicht einmal in die Militärbasis reingekommen... oder auf jeden Fall mit noch viel mehr Problemen. Zudem war er wirklich nützlich bei der Informationsbeschaffung und er hat mir Rückendeckung gegeben bei den Kämpfen.
„Du solltest mehr auf mich hören, Sonnenschein." sagt er daraufhin arrogant.
Ich beschliesse diesen Kommentar einfach zu ignorieren. „Wie heisst du?" frage ich stattdessen endlich, was ich schon längst hätte fragen sollen.
Er zögert nur einen Bruchteil einer Sekunde, doch trotzdem bemerke ich dieses untypische Verhalten sofort.
„Drake." antwortet er schliesslich und mustert mich einen Moment lang forschend.
Irgendetwas weckt dieser Name in mir, aber ich weiss beim besten Willen nicht was.
„Willst du ein Mitglieder unserer Rebellion werden?" mache ich ihm schliesslich, ohne gross darüber nachzudenken, das Angebot sich uns anzuschliessen.
Er überlegt nicht lange.
„Wenn das bedeutet, dass ich in deiner Nähe sein kann, Sonnenschein, dann wäre es mir ein Vergnügen ein Teil deiner Rebellion zu werden." sagt er charmant und schenkt mir ein strahlendes Lächeln.
„Gut. Du weisst wo ich wohne, sei morgen Abend da, dann werde ich dich den Anführern vorstellen." sage ich ihm, bevor ich mich von Drake abwende und die dunklen Gassen in Richtung des Salix-Viertels entlanglaufe.

Zuhause angekommen, werde ich bereits von den drei üblichen Männern erwartet. Ich erkläre ihnen kurz, was alles vorgefallen ist und was ich zusammen mit Drake gefunden habe. Zum Schluss kündige ich noch seinen Besuch für morgen Abend an.
Ich werde ihnen Drake vorstellen. Anfangs war es zwar eine ziemlich spontane Entscheidung, aber ich denke er wäre eine echte Bereicherung für uns.
Ich überreiche meinem Vater alle Dokumente, die wir entdeckt haben.
Wo meine Arbeit für heute also aufhört, machen sich die drei Männer erst ans Werk. Mitchell ruft seinen jüngeren Bruder, Taylor, zu uns, um die Schriften zu entschlüsseln. Unterdessen analysieren mein Vater und sein Stellvertreter, Troy, die unverschlüsselten Notizen und Informationen.
Ich selbst überlasse diese Arbeit vorerst ihnen. Morgen werde ich einen Blick darauf werfen und schauen, ob ich noch zusätzlich etwas entdecke.
Ich will gerade die Treppe hochgehen, als ich von Troy aufgehalten werde.
„Dann hast du dir also von diesem Typen helfen lassen?" fragt er mit einem bitteren Unterton. Ich weiss sofort auf was er anspielen will.
„Ich hab mir von ihm nicht helfen lassen. Er hat mir seine Hilfe fast schon aufgezwungen." berichtige ich Troys indirekte Unterstellung, dass ich nur seine Hilfe nicht annehmen will.
„Wieso? Wieso will er dir helfen? Wieso hast du dich anscheinend so wenig dagegen gewehrt? Du kennst ihn nicht und er kennt dich nicht." fragt er verständnislos.
„Ich weiss nicht... manchmal muss man wohl einfach ein bisschen Vertrauen haben." meine ich schulterzuckend und wende mich von ihm ab.
Ich kenne Troy schon lange genug um zu wissen, dass diese wirklich unnötige Diskussion noch viel länger gehen wird, wenn ich sie nicht einfach unterbreche.
„Gute Nacht, Troy." sage ich deshalb und verschwinde die Treppe rauf in mein Zimmer. Ich denke nochmal über das nach, was ich eben erst zu Troy gesagt habe.
Vertrauen...
Eigentlich kann ich nicht viel mit Vertrauen anfangen, doch irgendetwas an Drake bringt mich dazu ihm tatsächlich auf irgendeine merkwürdige Art und Weise zu vertrauen...
Die Frage ist nur, was ist dieses Etwas?

Was denkt ihr wird als nächstes passieren?
Was hat der König wohl vor?
Wie werden die anderen auf Drake reagieren?
Schreibt mir eure Meinung in die Kommentare! ❤️

Dieses Kapitel ist mir zum Schreiben irgendwie ziemlich schwer gefallen und ich bin auch nicht ganz überzeugt davon. Hoffentlich gefällt es euch trotzdem! 😘

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