Teil 7

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Xayra

Wenn du ein Problem hast, versuche es zu lösen. Kannst du es nicht lösen, dann mache kein Problem daraus.
-Buddha

Mit schnellen Schritten laufe ich durch unser Haus. Im Wohnzimmer angekommen, sitzen Vater, Mitchell und Troy wie erwartet dort und diskutieren über irgendetwas. Ich gehe zu den drei Männern und knalle die zwei Papiere, die ich aus dem königlichen Palast geklaut habe, direkt vor ihnen auf den Tisch. Dann fixiere ich Mitchell wütend mit meinen Augen. Verwirrt über meinen bösen Blick, sieht mich der Rothaarige fragen an.
„Warst du nicht derjenige, der recherchieren sollte, ob der Abwasserdeckel, der ins Schloss führ, immer noch nicht blockiert ist?" frage ich ihn ruhig und so, als ob ich wirklich nicht wüsste, dass dies seine Aufgabe war.
„Ja, das war ich, wieso meinst du?" will er ahnungslos wissen, obwohl er durch meine bösen Blicke eigentlich gewarnt sein sollte.
„Weil der gottverdammte Deckel trotzdem zu war!" zische ich, wütend auf ihn und seine Unfähigkeit.
Verängstigt zuckt er zurück und seine Augen werden gross. Ein verwundertes „Oh..." ist alles was er dazu sagt.
„Ich geb dir gleich „oh"! Ich musste deinetwegen, ohne jegliche Vorbereitungen und Ablenkungen, an der Fassade des Palastes hochklettern!" rufe ich vorwurfsvoll.
„Hat dich jemand bemerkt?" will mein Vater sofort besorgt erfahren. Ich öffne den Mund, um den Mann von vorhin zu erwähnen und damit Mitchell noch ein schlechteres Gewissen zu verpassen, doch irgendetwas hindert mich daran.
Falls die drei Männer etwas von ihm erfahren sollten, würden sie nicht ruhen, ehe sie ihn aufgespürt haben. Er stellt eine Gefahr dar. Ich habe extrem nachlässig gehandelt indem ich ihn ziehen liess und das würden mein Vater und seine beiden Stellvertreter ebenfalls denken.
„Nein, niemand war in der Nähe." Lüge ich, damit sie nichts von dem Mann erfahren. Natürlich nicht seinetwegen, sondern nur um mein eigenes Gesicht zu wahren. Ich würde vor den drei Männern als unprofessionell und leichtfertig dastehen. Dass ich das nicht will, ist wohl selbstverständlich.
„So kenne ich meine Tochter!" sagt mein Vater stolz und schenkt mir ein kurzes Lächeln. Er hat offensichtlich meine Lüge nicht erkannt, obwohl er derjenige ist, der mich aufgezogen hat und mich folglich schon mein ganzes Leben lang kennt. Er hat mir das Lügen erst beigebracht. Der Unbekannte hingegen hat mich nicht nur mit Leichtigkeit unbemerkt verfolg, sondern auch meine einfache Lüge sofort aufgedeckt, dabei kannte er mich gerade mal ein paar Minuten lang...
„Wir müssen anfangen besser aufzupassen." meint mein Vater. „Vorhin hat mich die Nachricht erreicht, dass Erika getötet wurde." Erklärt er bedrückt, weshalb er uns zu mehr Vorsicht ermahnt. Erika ist die Frau von einem der Anhänger meines Vaters. Sie selbst hat sich jedoch nicht wirklich mit dem Widerstand beschäftigt.
„Was ist passiert?" fragt Mitchell schockiert. „Die Wachen des Königs haben einen Hinweis bekommen, dass sich in ihrem Haus Rebellen befinden. Als sie dort aufkreuzten, behauptete Erika diejenige zu sein, die sich dem Widerstand angeschlossen hat und rettete somit ihren Mann und die anderen, die im Keller eine Lagebesprechung abhielten." erzählt mein Vater ruhig, aber ich kann die Betroffenheit deutlich in seinen Augen sehen.
Auch mich lässt die Geschichte nicht kalt. Ich kannte Erika nicht besonders gut, aber dennoch ist mir ihr Tod alles andere als egal.
Wütend balle ich die Hände zu Fäusten. Die Wachen sind skrupellos. Sie tun alles, was der König ihnen befiehlt, ohne es auch nur ein einziges Mal zu hinterfragen. Durch ihre Position, können sie es sich erlauben die Menschen wie Dreck zu behandeln und dies nutzen sie vollkommen aus.
„Hast du die Papiere schon angeschaut?" wechselt Troy das Thema und durchbricht somit die bedrückende Stille, die sich im Raum ausgebreitet hat.
„Hab sie nur kurz überflogen, um zu sehen, ob sie brauchbar sind." antworte ich auf seine Frage. Er nickt verstehend und breitet die drei Dokumente auf dem Tisch aus.
Ich lasse mich auf einen der Stühle fallen und mustere die Männer dabei, wie sie die Papiere studieren.
Meine Gedanken wandern zu dem Mann mit den goldenen Augen. Ich habe das Gefühl, dass ich ihn, abgesehen von seine Auftritt auf dem Volksfest, bereits irgendwo schon mal gesehen habe. Ich muss mich aber täuschen, denn er ist bestimmt keine Person, die man einfach wieder vergisst.
„Xayra! Hörst du mir überhaupt zu?" Verwundert wende ich mich meinem Vater zu. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass er mit mir gesprochen hat.
„Tut mir leid Vater, ich habe nicht gehört, was du gesagt hast." Er mustert mich mit einem fragenden und leicht besorgten Blick.
Ich bin selber verwirrt. Eigentlich bin ich nie unaufmerksam, schon gar nicht, wenn wir kurz vor einer möglichen Entdeckung stehen.
„Nun die Verwalter des Königs haben hierauf festgehalten, dass ungefähr die Hälfte der Steuern in die Armee investiert wurde." sprach mein Vater und deutet dabei auf das Stück Papier, welches ihm am nächsten ist. „Hier steht, dass ein sehr grosser Teil in den privaten Besitz des Königs übergegangen ist. Etwa ein Drittel der restlichen Staatskasse, um genau zu sein." fährt Troy fort und deutet auf ein anderes Blatt.
„Nun stellt sich also die Frage, weshalb noch mehr als sonst schon in die Armee investiert werden muss und wofür der König so viel Geld braucht. Es ist schliesslich nicht gerade wenig, was er für sich beansprucht hat." zog Mitchell ein Fazit.
„Mehr haben wir nicht herausgefunden?" frage ich die drei Männer.
„Nein, aber immerhin haben wir jetzt einige Anhaltspunkte." Sagt Mitchell.
Ich nicke zustimmend. Auch wenn wir nur langsam vorankommen, machen wir wenigstens Fortschritte.
„Du sagtest, dass die Hälfte der Gelder für die Arme gebraucht werden, obwohl wir uns momentan nicht im Krieg befinden?" frage ich bei meinem Vater nach. Er nickt als Antwort und fordert mich mit seinem Blick auf, ihm zu sagen, was ich vorhabe. „Vielleicht sollte ich morgen mal beim grossen Militärstützpunkt in Fernil vorbeischauen und dort nach weiteren Informationen suchen." schlage ich vor.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen mustert mich Troy besorgt und auch die beiden anderen Männer wissen nicht recht, was sie von meinem Plan halten sollen.
„Das ist viel zu gefährlich." meinte Troy und verschränkt die Arme vor der Brust. „Weniger gefährlich, als wenn ich in die Militärbasis von Derraia einbrechen würde." argumentiere ich. In Derraia sind momentan sehr viel mehr Wachmänner und Truppen stationiert, als in Fernil und mir ist bewusst, dass die drei anderen dies ebenfalls wissen.
„Dennoch ist es ein militärisch genutztes Gelände voller Waffen und Feinde." hält mir Troy vehement entgegen. „Ich bin in den Palast  des Königs eingedrungen. Folglich sollte es machbar sein, in eine Militärbasis einzubrechen. Wenn ich alles gut plane und durchdenke wird es funktionieren."
Stur schüttelt Troy den Kopf.
Wieso scheint ihn mein Vorhaben mehr zu kümmern, als meinen eigenen Vater?
Als er gerade wieder den Mund öffnen will, um erneut etwas gegen meinen Plan einzuwenden, komme ich ihm zuvor und spreche: „Ausserdem müssen wir diesen neuen Anhaltspunkten nachgehen, sonst bringen sie rein gar nichts." Mit diesen Worten habe ich wohl auch Mitchell und meinen Vater von meiner Idee, in den Militärstützpunkt einzubrechen, überzeugt. Sie nicken beide zustimmend und Troy hat keine andere Wahl, als mein Vorhaben ebenfalls zu unterstützen, auch wenn es ihm offensichtlich nicht gefällt.
„Dann lass mich mit dir kommen!" bittet Troy, doch ich verneine. „Ich arbeite allein, so bin ich viel effizienter." Daraufhin presst Troy nur zornig die Lippen zu einer Linie zusammen und starrt grimmig vor sich auf den Tisch.
„Na dann..." meint er und verlässt mit wütenden Schritten unser Haus.
Ich weiss nicht was sein Problem ist, aber ich kann mich auch nicht länger damit beschäftigen. Wenn ich morgen sicher in den Militärstützpunkt rein- und wieder rauskommen will, dann muss ich alles sorgfältig und wasserdicht durchdenken.
Den Rest des Abends verbringen wir folglich damit, uns einen Plan zurechtzulegen, sodass auch ja nichts schiefgehen wird. Schon morgen werde ich vielleicht neue wertvolle Informationen haben, die uns helfen werden die Pläne des Königs zu vereiteln und ihn endlich zu stürzen.

Was denkt ihr hat der König mit dem ganzen Geld vor?
Wird Xayra es schaffen in die Militärbasis einzubrechen?
Wieso reagiert Troy so merkwürdig auf ihr Vorhaben?
Schreibt mir eure Meinung in die Kommentare!

Es tut mir soo leid, dass ihr solange warten musstet! Ich habe momentan (wieder) sehr viel zu tun. Ich hasse es euch zu enttäuschen, aber anders geht es im Moment leider nicht. 😥
Ich hoffe natürlich, dass euch das Kapitel gefallen hat und vergisst nicht zu Kommentieren/Voten! ❤️

XayraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt