Broken

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Liebes Tagebuch,

ich habe vor ein paar Tagen etwas getan. Etwas auf das ich ganz und gar nicht stolz bin und es eigentlich am liebsten rückgängig machen würde. Aber auch nur eigentlich, denn um ehrlich zu sein geht es mir jetzt besser. Dieser entsetzliche Schmerz und diese Last auf meinen Schultern, sie sind zwar noch immer da. Aber, es fühlt sich jetzt irgendwie leichter an. Diese kleinen Schnitte auf meinem Bein, brachten mehr als erwartet. Mittlerweile sind es knapp 8 Schnitte, die von Mal zu Mal größer werden. Ich habe ritzten immer für total dämlich gehalten. Und eigentlich weiß ich auch, dass es das trotzdem noch ist. Dennoch ist es unfassbar wie ein paar Gramm der Tonnenschweren Last damit von meinen Schultern gefallen sind und wie der innerliche Schmerz von dem äußeren verdrängt wird. Vielleicht habe ich sogar Glück und es entstehen keine Narben. Die Wunden sind sogar schon fast verschwunden. Naja, zu mindest die vom ersten Mal. Die die letzten Tage entstanden sind , sind größer und noch frisch. Mein Gott, es ist so verdammt schwer das vor Justin zu verstecken. Ich musste ihm sogar schon vor lügen, dass ich meine Periode hätte, weil er mit mir schlafen wollte. Und mein Gott, es ist schwer seinem männlichen Charme zu widerstehen. Aber da er jetzt denkt ich hätte meine Tage, unterlässt er die Versuche. Allerdings hält diese Lüge auch nicht für immer an. Wenn er es sieht, bringt er erst mich und dann sich um. Er wird die ganze Schuld wieder sich zuweisen. Dabei trägt er keine Schuld an dem was ich tue. Dass ich mich selbst verletzt habe ist auf meinem Mist gewachsen. Und wie gesagt ich bin absolut nicht stolz darauf. Doch, trotzdem muss ich zugeben, es hat eine süchtig machende Wirkung auf mich. Jetzt sitze ich nämlich schon wieder hier im Badezimmer. Um halb 5 Morgens. Die Klinge liegt neben mir. Ich starre sie seit mindestens 30 Minuten an und ringe mit mir selbst. Ich überlege es wieder zu tun. Ich frage mich, wird der Schmerz und die Last verschwinden, mit der Zeit, wenn ich mich öfter selbst verletzte?

Seufzend legte ich mein Tagebuch weg. Manchmal wünschte ich mir, dieses Ding könnte antworten. Mit dem Zeigefinger fuhr ich über die getrockneten Wunden, die ich mir vor 6 Tagen hinzugefügt hatte. Ich hatte es bis jetzt geschafft sie vor Justin zu verstecken. Und auch meine Traurigkeit konnte ich vor ihm verstecken. Wenn ich weinte, tat ich es Nachts im Bad, oder wenn sie bei der Arbeit waren. Ja, trotz Jared ließen sie mich alleine. Schließlich waren die Sicherheitsvorkehrungen, wie Jensen es angekündigt hatte, sehr verstärkt worden. Niemand kam mehr in dieses Haus rein ohne Ausweis oder eine Einladung. Vor der Tür waren zwei Bodyguards, oder Schränk wie ich sie nannte, positioniert. Und auch im Haus waren ständig mindestens 5 Schränke die auspassten. Nachts ebenfalls. Es war schlicht unmöglich unbemerkt rein zukommen. Allerdings auch genauso unmöglich raus zu kommen. Zumindest alleine. Warum ich alleine raus wollte? Ganz einfach, die Neugierde brodelte wie ein Vulkan in mir und ich wollte, nein musste einfach raus bekommen, was zwischen den Jungs und Jared geschehen ist. Doch bis her, hatte ich noch keinen Weg gefunden aus dem Haus zu kommen. 

„Baby, warum bist du schon wach?“ die Badezimmertür ging auf. Scheiße, ich hatte vergessen abzuschließen. Gottseidank war das Licht aus. Blitzschnell nahm ich die Klinge und schmiss sie in den Blumentopf neben mir. „Babe“ fragte Justin besorgt als auch verwirrt, als ich nicht antwortete. Er tastete an der Wand rum, bis er den Lichtschalter fand und schaltete das Licht ein. Sofort landete sein Blick bei mir. Ich schluckte. Verfluchte Scheiße! Wie sollte ich ihm denn erklären, warum ich in der Ecke saß, mein Tagebuch neben mir und dazu mit roten verweinten Augen. Fuck, fuck, fuck, fuck! Justin musterte mich von unten bis oben. Meine Hand lag Gott sei dank auf den Schnitten. In diesem Moment dankte ich Gott, dass ich mich nicht nochmal geschnitten hatte. Als Justins Blick an meinem Gesicht hängen blieb, weiteten sich seine Augen. Augenblicklich kam er auf mich zu. Und zwar gerannt. Vor mir ließ er sich auf die Knie fallen. Mit beiden Händen nahm er mein Gesicht in die Hände und sah mich geschockt an. „Verflucht warum weinst du denn?“ fragte er und klang so furchtbar besorgt und verängstigt, dass es mir fast das Herz brach. „Ich hab nur schlecht geträumt..und als ich dann wach geworden bin, hab ich gemerkt, dass ich weine, also bin ich ins Bad um dich nicht zu wecken..“ log ich und hatte keinerlei Schwierigkeiten dabei. Ja, in diesen sechs, sehr schwierigen Tagen, hatte ich mir selbst beigebracht teuflisch gut zu lügen. Aber trotzdem hatte Justin immer ein gesundes bisschen Misstrauen mir gegenüber. Doch das konnte ich ihm nicht verübeln. Justin zog mich in seine Arme und wärmte meinen Körper. Von außen als auch von innen. „Komm, wir sollten wieder schlafen gehen. Ich bin heute Zuhause, also können wir lange schlafen.“ Flüsterte er in mein Ohr. Und bevor ich mich versah, hatte er mich schon hoch gehoben und trug mich ins Schlafzimmer zurück. Behutsam legte er mich ins Bett, bevor er sich ebenfalls zu mir legte, die Decke über uns zog und mich in die Arme schloss und eng an sich ran zog. „Und jetzt schlaf“ befahl sanft und küsste meinen rechten Mundwinkel. Ich lächelte, dann schloss ich die Augen und schlief sogar ziemlich schnell ein.

Everythings gonna be alright?- No!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt