THIRTY

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Er knallte die Autotür zu und lief um den Wagen herum. Ich verblieb immer noch wie angewurzelt im Sitz, rührte mich dabei nicht vom Fleck. Als sich die Tür neben mir öffnete und somit ein kalter Windstoß mich aus den Gedanken rissen, fuhr ich automatisch zusammen.

Niall sah mich mit ungeduldigem Blick an. "Worauf wartest du?" fragte er zornig.

Um ihn nicht weiter zu verärgern löste ich den Gurt und verließ das Auto. Die Kälte ließ mich ein wenig zittern, denn der Wind ließ eine Gändehaut über meinen Körper laufen. Mit schwummrigen Blick betrachtete ich das Haus, das so viele Erinnerungen in mir weckte.

Das Haus, in dem so viele Sachen passiert sind, welche ich einfach krampfhaft versuchte zurück zu drängen. Jeder einzelne Moment weckte sowohl die Tränen als auch die Wut und Aggression in mir hoch.

All diese Geschehnisse haben mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Die Erlebnisse, die ich mit dem Jungen teilen musste, welcher mir selbst jetzt keine Ruhe mehr ließ. Er versuchte mich immer und immer wieder in seine Masche zu ziehen.

Wie lange sollte dieses Spiel noch weiter gehen? Wie lange hatte er noch vor, meine Gedanken und Gefühle förmlich in tausend Stücke zu zerlegen? Langsam aber sicher verlor ich meine Nerven und meine Kraft.

Nach langer Zeit hatte ich gedacht, dass ich diese Momente nun endlich hinter mir gelassen habe  und mein Leben neu starten konnte. Doch er sah es einfach nicht ein, mich ein für alle Mal zufrieden zu lassen.

Seine Spielchen fingen erst gerade richtig an. Und das Schlimme war, dass ich nach seinen Regeln spielen musste. Zudem hatte ich das Gefühl, dass ic hierbei sicherlich nicht der Gewinner werden würde.

Er ergriff mein Handgelenk und zog mich hinter sich her. Vor der riesigen Eingangstür blieb er stehen und schloss diese auf, sodass uns der Einlass gewährt wurde. Er streifte sich in schneller Bewegung die Schuhe und Jacke ab, ließ diese dabei achtlos auf dem Boden liegen.

Mit musternden Augen betrachtete er mich und wartete auf meine Handlung. Zögernd streifte auch ich mir die Schuhe über, ließ die Jacke jedoch an, da es mir fürchterlich kalt war und ich am gesamten Körper zitterte.

Ob es jedoch an der Kälte oder an der Angst lag, war mir nicht bewusst. Meine Finger verschränkten sich ineinander und fuchtelten ungeduldig miteinander herum, da die Nervosität in mir die Kontrolle über mich übernahm.

"Komm Mal mit." ertönte plötzlich eine kratzige Stimme.

Ich blickte Niall an, welcher wartend vor mir stand, bis auch ich meine Schritte fort setzte und ihm somit zur Treppe folgte. Er lief die Stufen hoch, achtete dabei darauf, dass ich ja hinter seinen Versen war.

Als wir den Flur oben erreicht hatten, wartete er darauf, dass ich hinter ihm stand, bis er seine Schritte zu der Tür an der rechten Seite führte. Je näher wir ihr kamen, desto mehr wurde mir bewusst, wo er uns hin leitete.

Es war das Zimmer, in dem er mich gefangen hielt.

Wie auf Knopfdruck begang alles in mir ausseinander zu fallen. Mein Herz hämmerte wie wild gegen meine Brust; mein Mund und mein Hals fühlten sich so trocken wie eine Wüste an; und das Blut schien mir zu gefrieren.

Ich hielt komplett inne, als wir vor dem dunklen Holz der Tür angekommen waren und Niall mich wieder mit seinem typischen Blick musterte. Ich wusste nicht, ob ich einfach fliehen oder los schreien sollte.

Etwas in mir rief mir zu, dass ich rennen sollte, so schnell ich konnte. Doch etwas anderes sagte, dass ich keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte. Meine Gedanken waren das reinste Chaos und ich wusste selbst nicht, was ich als nächstes tun sollte.

psycho ✽ niallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt