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Der Tag fing bereits damit an, dass mir beinahe schlecht wurde. Ich sah tagtäglich Menschen, doch kaum eine Art von Menschlichkeit, wenn man sie so nennen konnte.

Ich weiß nicht, wem ich noch vertrauen kann, denn bis jetzt habe ich mich nie wirklich jemandem anvertraut und in der Nacht von gestern habe ich es gemerkt. Ich habe kein Vertrauen mehr in die Gruppe.

Ich fühle mich in gewisser Weise vollkommen allein und weiß nicht, wen ich als Freund bezeichnen kann. Ich weiß nicht, was ich noch in dieser Stadt suche und wie es weitergehen soll.

Mit der Nacht tauchten die Emotionen auf. Ich wurde traurig, weinte manchmal und manchmal konnte ich nur halbherzig lachen. Manchmal konnte ich nur verbittert auflachen.

Es fühlt sich an, als würde ich alles in mich fressen und niemandem etwas sagen. Es verwirrt mich, lässt mich sogar weinen, doch das Schlimme ist, dass ich nicht weiß, wie ich mit diesen Gedanken umgehen soll. Soll ich sie fürchten? Sollen sie sich in meinem Kopf ausbreiten lassen?

Bald beginnt meine geregelter Alltag wieder und ich mag es nicht. Ich will nicht wirklich wieder in diesen Alltag kommen und will mich quer stellen, doch ich muss zurück zu der Gruppe von Freunden.

Ich fühle Geborgenheit und Liebe nur noch auf meinem Bett, wenn ich mich in die warme Decke kuschele. Es ist grausam, denn ich fühle mich alleine und bin umringt von Menschen.

Meine Familie war beim Abendessen still. Alles verlief ruhig und manchmal sprach man über den Alltag, doch mehr nicht. Ich habe meinen Mund geöffnet und wollte sprechen, doch ich schloss ihn wieder.

Sollten Eltern nicht merken, wann das Kind zu wenig isst? Ich rühre seit Tagen viel weniger Essen an, esse kaum noch das Mittagessen und manchmal drei Schüsseln Cornflakes. Ich mag dieses Mittagessen nicht mehr. Es schmeckt fade und obwohl mein Magen grummelt, will ich meistens nur noch schlafen.

Ich fühle mich müde, schlaff und wie eine Feder. Ich laufe mit so einer Leichtigkeit durch mein Leben. Es ist ungewohnt, dass ich erst jetzt bemerke, was los ist. Ich habe mir nie solche Gedanken gemacht.

Die Nächte sind unklar und ruhig. Sie machen mir keine Angst mehr und ich genieße die Stille. Musik liebe ich trotzdem noch, doch ich höre nicht mehr durchgehend Musik. Das Haus ist still, ich schwelge in Erinnerungen.

Ich höre gerne die alten Lieder und genieße das Gefühl von Heimat. Es fühlt sich geborgen und gut an, obwohl ich es mir nicht erlaube, an die schlechten Dinge in meiner Vergangenheit zu denken.

Ich denke an die Wintertage und die warmen Pullover. Wie ich und meine Mutter damals auf dem Sofa saßen, Kakao tranken und kuschelten. Heute gehen wir uns aus dem Weg. Ich meide meine Mitmenschen und der Grund ist unbekannt.

Ich möchte, dass man hinter meine Fassade blickt, die Emotionen in meinen Augen sieht, doch nichts geschieht.

Ich habe eine lange Zeit in den Spiegel geschaut, in meine Augen geblickt und die Trauer erkannt. Es war meine Ausstrahlung. Ich trage einen warmen Pullover und eine Jogginghose, die gemütlich sind. Mein Herz klopft mir manchmal bis zum Hals und es fühlt sich wie Übelkeit an, doch schließlich verschwindet es wieder.

Ich bin mir unsicher, ob ich doch Selbstmord begehen soll. Es sind diese kleinen Dinge, wie ein warmes Lächeln, dass mich hier hält. Hätte ich all diese Liebe nicht mehr, würde ich vermutlich gehen, denn Liebe ist das Wichtigste, egal in welcher Form.

scattered thoughtsWhere stories live. Discover now