Kapitel 21

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~Amelia ~

Ich spürte das vertraute Kribbeln, als Calder uns in die andere Ecke des Saales teleportierte, während ich uns unsichtbar machte. Nachdem ich uns ein paar Stück Kuchen von Elyanors Teller stibitzt hatte. Noch immer war ich erstaunt davon, dass ihr die Menge an Schokokuchen nicht verdächtig vorgekommen war.

Aber sie war wohl mit ihren Gedanken ganz woanders gewesen. Sie würde schon zurecht kommen. Unser Ziel war seine Mutter, die ehemalige Königin von Thalassia. Calder wollte mich ihr unbedingt vorstellen, da ich bisher noch nicht die Gelegenheit gehabt hatte, sie ausführlich kennenzulernen.

Da wir unsere Hochzeit relativ klein gehalten hatten und die Königin damals alle Hände voll zu tun gehabt hatte mit der Übergabe des Landes an ihre Nachfolger, konnte ich bisher nicht mehr als ein paar kurze Worte wechseln.

"Mutter." Calder blieb vor der ehemaligen Königin Sophia stehen und ich zog meine Schatten von uns.

„Wie schön euch zu sehen!" Sie stellte ihr Glas weg und drehte sich dann zu uns um.  „Und wir kennen uns ja noch gar nicht richtig, nicht wahr?"

„Nein, aber es ist schön, Ihre Bekanntschaft zu machen", erwiderte ich und hoffte, dass ich dabei nicht rot wurde. Irgendwie war ich ein wenig aufgeregt. Ich sprach mit der ehemaligen Königin aber gleichzeitig auch mit meiner Schwiegermutter.

„Ach, bitte sag doch du zu mir. Ich heiße Sophia", bot sie mir an.

„Amelia." Ich ergriff ihre dargebotene Hand, die angenehm warm war und schenkte ihr ein Lächeln. Die Situation war ein wenig seltsam und ich hoffte, das würde sich im Laufe des Gesprächs legen.

„Wir können gerne auch in einen Nebenraum gehen, dort ist es ruhiger." Sophia sah über ihre Schulter zu einer unscheinbaren Tür und hob dann fragend die Augenbrauen.  

„Ich behalte hier alles im Blick", versicherte mir Calder. 

„Das will ich auch hoffen." Ich warf ihm noch einen kurzen Blick zu, bevor ich Sophia folgte.

„Erzähle mir doch ein bisschen von dir", forderte Sophia mich auf, als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Ich zuckte mit den Schultern – unschlüssig, welche Art von Information sie hoffte, zu bekommen.

„Ich habe eine Stelle am Hof der Königin von Arvandor", begann ich und überlegte, was ich ihr noch sagen könnte.
„Ich meinte eigentlich eher persönliche Dinge." Sophia lächelte. „Über dich und deine Familie, wenn du möchtest. Ist es wahr, dass deine Schwester noch immer in Thalassia ist?"

„Ja, das stimmt. Ihr Antrag auf eine Hochzeit ist vor einigen Wochen genehmigt worden und sie befindet sich gerade mitten in den Vorbereitungen. Ich hätte ihr gerne geholfen, wenn ich nicht so in meine Aufgaben und Pflichten am Hof Arvandors eingebunden wäre."

Sie nickte und sah auf ihre Hände hinab. „Es ist wahrlich eine Kunst, die Balance zwischen der Pflicht und der Familie zu halten."

„Leider habe ich keine Eltern mehr", sagte ich traurig. „Aber ich glaube, meine Schwester kommt auch gut ohne mich zurecht. Ihr Leben ist hier. Sie hat es immer so gewollt."

„Dieser Entscheidung muss man mit Respekt begegnen. Ich nehme an, du hast ihr angeboten, mit nach Arvandor zu kommen?"

„Als sich die Lage beruhigt hatte, ja. Aber Aurelia kann ziemlich sturköpfig sein. Wie unsere Mutter."

Selection - ElyanorWhere stories live. Discover now