Kapitel 13

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~ Elyanor ~ 

„Bleiben Sie doch bitte noch einen Moment", rief ich meinen auserwählten Kandidaten zu, nachdem die Aufnahme beendet wurden.

Sie standen vor ihren Fünf Stühlen und wollten sich offenbar gerade zurückziehen. Als sie meine Stimme hörten, hielten sie inne und drehten sich zu mir um.

„Ich würde Ihnen gerne noch etwas mitteilen."

Ich fing Dashiells Blick auf, der irgendwie leicht genervt wirkte.

„Die Unterrichtseinheiten mit Alistair werden vorerst nicht weiter fortgesetzt. Stattdessen werden Sie morgen an einer Parlamentssitzung teilnehmen. Jeder von Ihnen wird dazu bitte einen kleinen Bericht anfertigen, der einem Protokoll ähnelt."

Ich konnte an ihren Gesichtern erkennen, dass sie nicht besonders begeistert davon waren. Lediglich Finnegan wirkte interessiert. Er war derjenige gewesen, dessen Eltern angeblich unter den Abgeordneten waren. 

Darüber wollte ich noch mit Amelia sprechen. Ich sollte besser herausfinden, auf welcher Seite seine Eltern standen.

„Sie werden morgen um halb neun mit einer Kutsche abgeholt. In der nächsten Woche wird das Parlament eine Pause einlegen, was mir die Gelegenheit bietet, zum Friedensgipfel nach Thalassia zu fahren."

Ich sah in fragende Gesichter.

„Ich möchte gerne, dass Sie mich zu diesem äußerst wichtigen Treffen begleiten. Stellen Sie sich also auf eine mehrtägige Reise ein. Bitte denken Sie auch daran, welchen Zweck diese Reise bietet. Sie sollen vertraut gemacht werden mit den Aufgaben und Pflichten eines zukünftigen Königs. Immerhin wird einer von ihnen schon bald an meiner Seite stehen."

Amelia kam auf mich zu, während der Rest des Kamerateams bereits alles wieder abgebaut hatte und die ersten Bediensteten hereinkamen, um beim Abbau der Stühle zu helfen.

„Ich sehe Sie dann also alle morgen im Parlament. Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe."

Die Fünf murmelten eine höfliche Erwiderung und deuteten eine Verbeugung an, wie sie das Protokoll vorschrieb. Alle bis auf Dashiell, der sich einfach umdrehte und zur Tür hinausging.

Die anderen folgten ihm eilig. Sie alle hatten nun ein wenig Zeit, um sich darüber zu freuen, dass ich sie erwählt hatte, bevor sie morgen ins Parlament beordert wurden. Ich war schon gespannt wie sie sich schlugen und wie ihre Notizen von der morgigen Sitzung aussehen würden.

„Dein Stallbursche gefällt mir immer mehr." Ich drehte mich zu Amelia um, die hinter mir stand und amüsiert lächelte.

„Warum?", hakte ich nach und hob fragend die Augenbraue.

„Er hat genau so eine rebellische Natur wie ich."

„Ach ja? In diesem Fall hoffe ich, dass du ihn genau im Auge behältst."

Sie nickte geflissentlich. „Aber natürlich tue ich das."

Ich sah sie an, als würde ich ihr das nicht abnehmen, wechselte dann aber das Thema. „Ich möchte, dass du dir einmal die Eltern von Finnegan Thornton ansiehst. Sie sind anscheinend Abgeordnete im Parlament."

„Auf was soll ich mich konzentrieren? Vermögen? Affären? Ein uneheliches Kind? Oder eine mögliche Verschwörung?" Sie klang so enthusiastisch, als hätte sie Geburtstag.

Ich sah mich um und verließ dann mit Amelia an meiner Seite den Saal. „Nein, ich möchte nur wissen auf welcher Seite sie stehen und ob sie Abgeordnete des Volkes oder des Adels sind."

„Du verdirbst mir langsam echt den Spaß am Job", sagte sie, während sie neben mir herlief. „Nie passiert etwas Aufregendes."

„Na das zeugt doch davon, dass du deinen Job gut machst, oder? Solange es keine Verschwörung gibt, ist alles in bester Ordnung."

Selection - ElyanorWhere stories live. Discover now