Kapitel 8

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~ Elyanor ~ 

Insgeheim hatte ich wohl schon meine Favoriten gefunden. Einige Kandidaten konnte ich schon nach meiner Frage, warum sie sich angemeldet hatten, ausschließen. Sie gaben seltsame Antworten oder redeten so kitschig von der wahren Liebe, dass sogar mir ganz schlecht davon wurde und ich es ihnen nicht mehr abkaufte.

Inzwischen hatte ich mich schon mit den meisten Kandidaten getroffen und ich konnte noch einen Mann namens Keith Sinclair in die Liste meiner Favoriten aufnehmen, mit dem ich mich ganz reizend unterhalten hatte.

Am heutigen Abend traf ich mich mit einem der letzten Kandidaten namens Finnegan Thornton. Roselyn hatte mich wunderschön frisiert und ich hatte mir ein hübsches Kleid angezogen.

Zum wiederholten Male stieg ich die Treppe hinunter, die in den Eingangsbereich des Palastes führte. Finnegan, der dort bereits auf mich wartete, kam auf mich zu, als er mich entdeckte.

„Guten Abend, Elyanor", sagte er, als ich erst die Hälfte der Treppe hinter mir hatte.

„Guten Abend", erwiderte ich und stieg rasch die restlichen Stufen hinunter. Ich reichte ihm die Hand, die er erfreut ergriff und einen Handkuss andeutete.

„Wo soll es denn hingehen?", fragte ich lächelnd.

„Wir werden mit einer Kutsche in ein Planetarium fahren. Ich liebe den Nachthimmel. Vielleicht finden Sie auch gefallen daran?" Er bot mir seinen Arm an und führte mich hinaus.

„Oh, das ist wahrhaftig eine schöne Idee. Ich freue mich schon darauf. Das hört sich sehr spannend an. Kennen Sie denn einige Sternbilder?"

„Ja, die meisten kenne ich. Vielleicht werden wir heute das ein oder andere sehen." Er stieg zuerst in die Kutsche ein und hielt mir dann seine Hand hin, um mir zu helfen.

„Vielen Dank, das ist sehr zuvorkommend." Ich lächelte ihn an und er erwiderte es.

„Darf ich fragen, warum Sie sich für die Selection beworben haben?"


*  *  * 


Am nächsten Morgen war der Tag der finalen Parlamentsabstimmung über das Frauenwahlrecht war gekommen. Es sah nicht gut aus. Aber das hatte ich mir vorher schon gedacht. Frederick hatte auch in den Gesetzestexten keinen Ausweg gefunden, was mich alle Hoffnung verlieren ließ.

„Guten Morgen, Eure Hoheit." Frederick betrat das Arbeitszimmer. Nicht so gut gelaunt und geschäftig wie sonst, sondern als hätte er schlecht geschlafen und noch keinen Kaffee getrunken.

Mir ging es jedoch ähnlich. „Guten Morgen, Frederick."

„Das übliche Protokoll, wie immer. Ansonsten steht heute nichts an. Es wird lediglich eine Abstimmung über das Frauenwahlrecht geben. Mehr passiert heute nicht im Parlament."

Ich unterschrieb die letzte Seite und reichte es dann meinem Assistenten. „Die machen sich das Leben auch einfach, oder?"

„Nein, wirklich nicht."

Ich erhob mich. Die Mappe blieb auf dem Tisch liegen. Ich würde sie heute nicht brauchen. Frederick hielt mir trotzdem die Tür auf und erschrak, als er Amelia gegenüber an der Wand lehnen sah.

„Also Ihnen kann man es auch nicht recht machen, oder?", fragte sie und stieß sich ab. „Wenn Sie mich nicht sehen können, wollen Sie mich sehen und andersherum genauso."

Sie kam auf mich zu und umarmte mich kurz. „Hey, ich wünsche dir viel Glück heute, ja? Ich weiß wie wichtig dir die Sache ist. Und wenn es heute nichts wird, dann werden wir das zusammen schaffen, okay? Ich lasse mir was einfallen. Wir müssen einfach nur lösungsorientiert denken."

Selection - ElyanorWhere stories live. Discover now