Kapitel 3

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~ Elyanor ~ 

Ich tippte Calder auf die Schulter. „Entschuldigung." Er drehte sich zu mir um und sah mich lächelnd an. „Elyanor! Wie schön dich zu sehen. Ich nehme an, du möchtest mit deinem Kandidaten sprechen?"

Ich nickte, obwohl ich seine Begeisterung nicht gerade teilte. Ich war eher nervös, was mich ein wenig erstaunte. Eigentlich war ich immer sehr selbstsicher, sogar wenn ich im Parlament vor hunderten Menschen sprach.

„Na dann lasse ich euch mal alleine." Calder schmunzelte und zog sich zurück. Vorsichtig trat ich noch einen Schritt auf den mir noch unbekannten Kandidaten zu.

„Wie ist ihr Name?", fragte ich schließlich, als er keine Anstalten machte, ein Gespräch zu beginnen. „Ist der Ihnen wirklich wichtig?", entgegnete er und sah mich mit schief gelegtem Kopf an.

„Nun ja, also..." Überrascht kräuselte ich die Stirn. Was sollte das denn heißen? Und warum verunsicherte er mich so? „Sie sind immerhin einer der Kandidaten, und..."

„Das sah aber vor zwei Stunden noch ganz anders aus."

„Es tut mir leid, ich wusste nicht..." Ich beendete den Satz nicht. Stattdessen beobachtete ich ihn, wie er sich einfach umdrehte und sich etwas vom Buffet nahm.

Dann sah er mich wieder an und betrachtete mich schweigend. Ich stand da und wusste nicht, was ich sagen sollte. Meine Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf. Schließlich brach der sein Schweigen.

„Ich kenne solche Leute schon. Die meinen, sie seien etwas Besseres. Ich bin das gewöhnt. Machen Sie sich also keine Mühen mit mir." Er nickte mir zum Abschied zu und verzog sich dann.

Fassungslos blieb ich stehen und konnte mich gerade noch davon abhalten, meine Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen. Ich hatte mir das Gespräch eindeutig anders vorgestellt. Ich dachte mir schon, dass es unangenehm werden würde, aber damit hätte ich nicht gerechnet.

Und dann fiel mir auch auf, dass ich nicht einmal seinen Namen kannte.


*  *  *


Den Rest des Abends verbrachte ich weitestgehend alleine. Ich sprach noch mit einigen anderen Kandidaten und beobachtete ansonsten meine Gäste, die sich großartig zu amüsieren schienen. 

Dabei dachte ich immer wieder über den Kandidaten nach, dessen Namen ich noch immer nicht in Erfahrung gebracht hatte. Ich wollte auch nicht zu Alistair gehen und mir die Gästeliste geben lassen, um es herauszufinden. Doch es machte mich beinahe verrückt.

Das Gespräch ging mir auch nicht mehr aus dem Kopf und ich dachte immer wieder daran, was ich gesagt hatte. In diesem Moment wollte ich mich am liebsten irgendwo einschließen und alles vergessen – einfach nicht mehr darüber nachdenken.

Hatte ich es mir mit diesem fatalen ersten Eindruck versaut? Würde sich der Vorfall unter den anderen Kandidaten herumsprechen? Sollte ich mit Amelia oder Roselyn darüber sprechen? Um eine zweite Meinung einzuholen?

Resigniert lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück. Dann ließ ich den Blick erneut über die tanzende Menge schweifen. Den namenlosen Kandidaten konnte ich nirgends entdecken. 

Calder und Amelia waren entweder schon gegangen oder Amelia hatte sie mit ihren Schatten abgeschirmt und so vor dem Rest der Menschheit verborgen.

Seufzend erhob ich mich, um mich in meine Gemächer zurückzuziehen. Der Abend war wohl ein voller Reinfall gewesen. Aber er war auch genau das – der erste Abend. Möglichst unbemerkt wollte ich den Raum verlassen und als ich schon fast zur Tür hinaus war, sah ich ein letztes Mal zurück und fing dabei den Blick des unbekannten Kandidaten auf.

Selection - ElyanorWhere stories live. Discover now