Simone

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„Frauke, wo bleibst du denn? Wir müssen los." rufe ich von unten hoch. „Ja ich komme ja schon." kommt es genervt zurück. Schon kommt sie die Treppe runter. Gemeinsam verlassen wir das Haus und setzen uns ins Auto. „Darf ich Musik hören?" fragt meine Tochter und zeigt mir dabei ihre Kopfhörer. Eigentlich finde ich das gar nicht gut aber ich mache eine Ausnahme und nicke. Ich mache mir Sorgen um sie, ihr geht es zwar schon länger nicht gut und sie ist auch in therapeutischer Behandlung aber in der letzten Zeit hat sich ihr psychischer Zustand verschlechtert weshalb ich sie heute nach Düren in die Klinik bringe. Ich hoffe dort wird sie wieder stabiler und offener. In letzter Zeit hatte sie sich die meiste Zeit im Zimmer eingepfercht und kaum mit mir gesprochen, was mir sehr weh tut. Sie so leiden zu sehen ist unglaublich schwer für mich, auch ihr Bruder Ben macht sich Sorgen um sie. Ich schalte das Radio ein und fahre auf die Autobahn. Ich schaue kurz zu ihr und merke wie sehr sie mich an meine innere Leere erinnert. Auch mir geht es schon sehr lange nicht gut aber ich habe es für mich behalten niemand außer ich weiß was in mir eigentlich vorgeht. Manchmal habe ich die Sorge meine Tochter würde das spüren und reflektieren, den zu dem Zeitpunkt wo es ihr anfing schlechter zu gehen, ging es auch mir schlechter. ~hatte sie vielleicht mein nächtliches Weinen mitbekommen... oder habe ich mich verändert?~ Der Grund warum es mir nicht gut geht ist „Sie". Wegen ihr hatte ich mich damals auch von meinem Mann getrennt, denn ich liebte ihn nicht mehr. „Sie" ist eine ehemalige Schülerin von mir. Dass ich sie gesehen habe ist allerdings schon ein paar Jahre her, weshalb sie jetzt 19 oder 20 sein sollte. ~ach wüsste ich nur, wie ich sie erreichen kann...Nein verdammt, was willst du denn sagen? Sie empfindet nichts für dich!~ Das Navi bedeutet mir von der Autobahn runter zu fahren und ich folge ihm. Die Zeitangabe zeigt nur noch 10 Minuten an. „Schätzchen, wir sind gleich da." sage ich an meine Tochter gewandt. Sie nimmt die Kopfhörer ab. „Was sagtest du?" fragt sie mich. „Wir sind gleich da." wiederhole ich und biege in eine Straße ab. „Achso..." murmelt Frauke und schaut wieder aus dem Fenster. Das Navi leitet mich jetzt auf Schranken zu, die den Eingang des Geländes versperren. Ich fahre drauf zu und die Schranken fahren hoch. Das Gelände ist groß weshalb ich etwas brauche bis ich das Haus 11 gefunden habe. Angekommen parke ich vor der Türe. Ich kann sowieso nicht mit rein, weil ich sofort wieder zurück muss. Ich helfe meiner Tochter beim ausladen ihrer Sachen und drücke sie zum Abschied. „Tschüss mein Schatz. Ich habe dich lieb." sage ich leise. „Ich dich auch Mama. Bis dann." verabschiedet sie sich von mir und läuft dann durch die Tür. Ich bleibe noch eine Weile stehen, eine Träne rollt mir aus den Augen. Plötzlich öffnet sich die Automatiktüre nochmal und sofort glaube ich zu träumen. ~ist das...?~ „Oh, hallo Frau Wattner, was machen Sie denn hier?" fragt Leona mich. Mein Herz schlägt sofort schneller und ich spüre wie ich nervös werde.„Ehm...also ich...ich habe meine Tochter gerade hierher gebracht." stammle ich etwas unbeholfen. „Aber was machst du hier?" frage ich dann verwirrt und betrachte sie aufmerksam, während ich mich langsam entspanne und das sanfte Kribbeln in meinem Bauch angenehm in mir schwirrt. ~warum trägt sie Sportkleidung und was macht sie hier? Sie sieht unglaublich gut aus, so erwachsen und wie ein Engel...~ „Ach dann war das gerade Ihre Tochter, die hereinkam." bemerkt sie verstehend. „Ich bin auch Patientin hier, seid zwei Wochen." fügt sie dann etwas schüchtern hinzu. „Warum, was ist los?" frage ich betroffen und sorgenvoll. „Naja, einiges ist in der Vergangenheit schief gelaufen und seid zwei Jahren wohne ich gefühlt nur in Kliniken." antwortet sie dann. „Oh ok, das wusste ich nicht." murmle ich bedrückt. „Sie können es auch nicht wissen, ich habe nie darüber gesprochen." meint sie daraufhin. „Ich muss jetzt aber auch los laufen, weil ich habe nur eine halbe Stunde Zeit um laufen zu gehen, danach habe ich Therapie." erklärt sie mir dann. ~nein ich will nicht das du gehst...~ „Ok na klar, tut mir leid dass ich dich aufgehalten habe." sage ich schnell und versuche meine aufkommenden Gefühle zu unterdrücken. „Nein alles gut Sie haben mich nicht aufgehalten, ich habe mich sehr gefreut Sie wiederzusehen." sie schenkt mir noch ein wunderschönes Lächeln bevor sie sich dann von mir verabschiedet und langsam losjoggt. Ich schaue ihr noch eine Weile Sehnsüchtig hinterher, bis sie in einen Waldweg abbiegt und verschwindet. Glücklich weil ich sie wiedersehen durfte und traurig weil es nur kurz war und sie wieder weg ist, setze ich mich zurück ins Auto und fahre los.

POV Leona
~OMG, war das gerade echt...träume ich noch? Au... ne ich träume nicht. Das war tatsächlich Simone, also Frau Wattner...ach ist doch auch egal...Omg ich kann es immer noch nicht glauben, ich habe gerade wirklich mit ihr geredet...Schade das es nur dabei bleibt...sie ist so wunderschön, sie hat sich kaum verändert, sie ist immer noch so superlieb wie damals und so wunderschön... hat sie mich eigentlich wirklich von oben bis unten abgecheckt? Nein das hast du dir eingebildet... vielleicht mag sie mich... Quatsch hör auf zu fantasieren, dass ist ein Grund warum du hier bist also hör auf!~ Ich lege eine Pause ein in der ich normales Schritttempo halte und meine Atmung reguliere. Ich spüre wie mein Herz immer noch gefühlt explodiert. ~hoffentlich sehe ich sie demnächst öfter, wenn sie ihre Tochter besucht~

Ein paar Tage später
POV Simone
~ja ich mache es, ich fahre heute zu Frauke...hoffentlich sehe ich „Sie", dann werde ich mit ihr reden, ich schaffe das!~ Ich verabschiede mich also von meinem Sohn Ben und fahre kurz darauf los.

Anderthalb Stunden später fahre ich wieder auf das Gelände zu, die Schranken öffnen sich und ich spüre wie ich nervös werde. ~wird sie da sein? Wird sie mit mir reden wollen? Was wird sie sagen? Werde ich es schaffen...~ Das Gebäude finde ich schnell wieder, diesmal parke ich aber auf einem der Parkplätze. „Ok du schaffst das, alles wird gut." rede ich mir Mut zu und steige aus. Langsam laufe ich auf das Gebäude zu. Frauke sagte mir gestern am Telefon, dass ihre Station ganz oben ist und dass Besucher bis vor die Station dürfen, also betrete ich den Fahrstuhl und drücke auf die zwei. Die Türen schließen sich und ich schaue in den Spiegel. Oben angekommen steige ich aus und laufe durch eine Tür, dann nach links bis zum Ende wo sich eine kleine Sitzecke befindet, genau vor der Station, dort setze ich mich hin. Ich versuche Frauke anzurufen aber sie geht nicht ran. Plötzlich öffnet sich die Türe zur Station und ich erschrecke leicht, als ich nach oben schaue glaube ich meinen Augen nicht trauen zu können. ~das ging ja schnell, wow ist sie hübsch~ „Hallo Frau Wattner, ehm Frauke ist gerade in Therapie sie wird in einer Stunde circa fertig sein." begrüßt sie mich. „Hey ehm, das ist kein Problem, hast du kurz Zeit." frage ich sie daraufhin und kann nicht glauben wie viel Glück ich habe. „Ehm...ja, ja klar. Ich habe Zeit." sie setzt sich zu mir an den runden Tisch und schaut mich neugierig an. Das Gefühl von Sicherheit macht sich sogleich in mir breit. „Ok also... wie geht es dir Leo?" frage ich erstmal weil ich nicht weiß wie ich anfangen soll. Sie schaut mich überrascht an sagt aber nichts. „Es geht, die Therapie hier ist gut aber ich bin ja erst seid zwei Wochen hier." antwortet sie mir. „Ah ok, möchtest du mir von deinen Problemen erzählen?" versuche ich etwas Vertrauen aufzubauen. „Ehm naja, also es ist relativ viel, ehm ich kann Ihnen von einem Problem erzählen. Zum Beispiel habe ich mich in eine Frau verliebt die mich nie im Leben zurücklieben würde und ich komme einfach nicht von ihr los obwohl es schon Jahre her ist, wo es anfing aber vor kurzem traf ich sie zufällig." erzählt sie verlegen und versucht mich dabei nicht anzuschauen. ~wenn meint sie nur? sicher nicht mich...oder?~ „Oh ok, weißt du ich habe ein ähnliches Problem." erzähle ich daraufhin traurig. „Wie meinen Sie das?" fragt sie mich. „Naja, ich habe mich vor einiger Zeit in ein Mädchen verliebt, doch ich glaube nicht dass sie was für mich empfindet, aber ich durfte sie auch vor kurzem zufällig treffen." erkläre ich und kann sie ebenfalls dabei nicht ansehen. „Oh, das wusste ich nicht." murmelt sie leise.

„Ich muss dir was sagen." nehme ich nach kurzem Schweigen all meinen Mut zusammen. „Ja?" neugierig schaut sie mich an. „Also ich...Ich habe mich in dich verliebt." sage ich schnell. Aufgeregt beobachte ich sie dabei. „Warten Sie... meinen Sie das gerade ernst." fragt sie mich unsicher. „Eh ja..." werde ich nun auch unsicher, doch sie fängt auf einmal an zu Lächeln und eine Träne rollt ihr aus den Augen. „Man bin ich froh, ich dachte Sie reden von jemand anderem...Ich habe mich auch in Sie verliebt." erzählt sie aufgeregt. ~omg das muss ein Traum sein~ Sie legt vorsichtig ihre Hand auf meine und schaut mir tief in die Augen. Ein Kribbeln durchzuckt meinen ganzen Körper. ~nein, das fühlt sich echt an~ „Ich dachte schon ich müsste mein Leben lang auf Sie warten." flüstert sie und schaut mich liebevoll an. „Das dachte ich auch..." entgegne ich, nehme ihr Gesicht in meine Hand, ziehe sie leicht zu mir rüber und küsse sie vorsichtig mit geschlossenen Augen. Mein Kribbeln im Bauch wird sogleich intensiver und ich genieße das Gefühl ihrer weichen Lippen auf meinen. Sanft bewegt sie ihre Lippen gegen meine und rückt mir noch etwas näher. „Ich liebe dich, Leo." kommt es mir leicht wie Atmen über die Lippen. „Ich liebe dich, Simone." haucht sie mir leise zu und küsst mich erneut sanft und voller Gefühle.

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⏰ Last updated: Mar 10 ⏰

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