Valentinstag

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Ich sitze allein in einem Cafe, überall hängen rote Herzlutfballons, und rote papherzen, auf den Tischen stehen je eine Vase mit roten Rosen. Alle in diesem Cafe, sind mindestens zu zweit und in guter Stimmung, außer mir. Dieses Cafe ist mein Lieblingscafe, ich bin jeden Tag hier, leider habe ich irgendwie verpeilt, dass heute Valentinstag ist und so sitze ich hier allein aber auch wenn ich es vorher gewusst hätte, wäre ich trotzdem allein hier, schließlich habe ich niemanden, ich bin Single, wäre doch nur Frau Wattner hier... denke ich vor mich hin, als plötzlich die Türe aufgeht. Ich sitze so, dass ich die Türe im Blick habe und schaue auf. Sofort bleibt mein Blick starr hängen, ich bewege mich kein Stück, nicht mal zum Atmen bewege ich mich. Sie steht wirklich an der Türe, als hätte sie meine Gedanken erhört und schaut genau in meine Richtung, sie hat mich direkt gesehen und lächelt mir zu. Jetzt läuft sie auf meinen Tisch zu und sagt etwas, doch ich sehe nur wie sich ihre Lippen bewegen. Plötzlich tippt sie mir auf die Schulter. Sofort bin ich wieder anwesend. "Ehm, sorry...tut mir leid, was hatten Sie gesagt?" stammel ich vor mich hin. Sie schmunzelt leicht und wiederholt sich. "Darf ich mich zu dir setzen?" "Was, äh...klar, sind sie alleine?" antworte ich unbeholfen und werde rot. ~fuck, reiß dich zusammen Leona!~ Sie setzt sich lächelnd. "Ja, ich bin alleine, seit einem Jahr Single." grinst sie und zwinkert mir zu. "Äh, so war das nicht gemeint...ich..." sage ich aufgeregt, trotzdem bin ich sofort entspannter und ein warmes Gefühl durchströmt mich. ~sie ist Single und setzt sich am Valentinstag zu mir an den Tisch, besser könnte es doch gar nicht laufen, verkack es jetzt bloß nicht, sie will sicher nur nett sein, also übertreib nicht, mit deinen Gefühlen!~ ermahne ich mich in Gedanken. "Ist etwas, du schaust mich so an?" fragt sie plötzlich unschuldig und schaut mich durchdringend an. "Entschuldigen Sie, das wollte ich nicht, ich kann es grad nur nicht ganz glauben..." erschrocken halte ich mir die Hand vor den Mund. ~jetzt rede bloß nicht weiter, sonst kannst du ihr gleich alles erzählen!~ stoppe ich mich wieder. "Was kannst du denn nicht glauben?" fragt sie neugierig. "Eh, wollen Sie was trinken." ich zeige auf die Karte um abzulenken. "Klar gerne, ich nehme das was du da hast." antwortet sie ohne den Blick von mir zu nehmen. Dass macht mich nervös. ~warum schaut sie mich so intensiv an?~ unbeholfen winke ich eine Kellnerin zu uns und bestelle das Getränk. "Hallo, wir Getränk haben wollen das noch einmal." stottere ich. Die Kellnerin schaut mich verwirrt an. "Sie meinte, dass wir dieses Getränk, noch einmal haben möchten." hilft mir Frau Wattner, die Kellnerin nickt, wirft mir noch einen komischen Blick zu und geht. "Eh...danke..." sage ich leise und schaue nach unten, mir ist das unglaublich unangenehm. Plötzlich drückt sie mit ihren Fingern mein Kinn hoch, sodass ich sie ansehen muss. Also erstmal, bitte sitze mich nicht mehr, nenn mich Simone, ok?" Erklärt sie mir sanft. Ich nicke, sie lässt wieder los und legt ihren Kopf schief.  ~omg, bitte hör auf, das sieht einfach zu süß aus.~ sagt eine Stimme in mir. "Wie bitte?" fragt Simone. ~scheiße, ich habe das doch grad nicht laut gesagt, oder?~
"Süß?" fragt sie schmunzelnt. "Vergiss es bitte einfach." murmel ich traurig. "Mmh, Leona darf ich dich was fragen?" fragt sie mich. "Klar." antworte ich verwirrt. Auf einmal legt sie ihre Hand auf meine, auf dem Tisch liegende Hand. Ein Stromschlag durchströmt mich und ein warmes Kribbeln breitet sich von dort auf meine gesamte Haut aus. Sie sucht meinen Blick, intensiv schaut sie mir in meine Augen, als würde sie dort die Antwort finden. Ich erwiedere den Blick unsicher und nervös zerdrücke ich mit meiner anderen Hand unter dem Tisch mein Bein, langsam tut es echt weh. "Liebst du mich?" flüstert sie auf einmal. Erschrocken keuche ich auf, ich habe gar nicht bemerkt, dass ich die Luft angehalten habe. Ich blinzel ein paar mal und huste aufgrund des plötzlichen Sauerstoffschubs. Als ich mich einigermaßen wieder beruhigt habe, schaue ich Simone ungläubig an. Sie schaut mich noch immer neugierig und durchdringend an. "Ich...also ich..." stammel ich. ~Natürlich liebe ich dich, aber warum überrumpelst du mich damit, merkst du nicht, das ich wegen dir vollkommen aus der Bahn bin~
"Das tut mir leid, ich wollte dich nicht überrumpeln, ich war einfach nur so aufgeregt, ich konnte nicht länger warten, es zu erfahren." grinst sie jetzt.  "Was? Habe ich etwa wieder laut gedacht?" frage ich kleinlaut. "Ja allerdings." nickt sie lachend. Ich überlege:" aber warum warst du gespannt, warum dachtest du es könnte so sein...?"  frage ich nun etwas sicherer. "Naja, also..." "Hier ist der Cappuccino mit Schocko und Kirschzusatz, Guten Durst und einen schönen Valentinstag." unterbricht uns die Kellnerin. "Danke." bedankt sich Simone lächelnd bei ihr und wendet sich wieder mir zu. "Kirsch und Schockozusatz?" fragt sie eine Augenbraue hochziehend. "Du wolltest es unbedingt auch haben." lache ich immer sicherer. "Gut, dann probier ich mal." lacht sie ebenfalls. Sie zieht ein Gesicht, wie drei Tage Regenwetter. "Dass bist du jetzt selber Schuld." kicher ich. "Hey, das ist gemein, du hättest mich vorwarnen können." entgegnet sie schmollend. "Nein." sage ich neckend und grinse. Wir beide lachen. "Du schuldest mir noch eine Antwort." sage ich dann. "Ehm ja. Also, es ist so. Ich liebe dich, schon seit drei Jahren, deshalb habe ich auch damals die Schule gewechselt, ich dachte, so bekomme ich es unter Kontrolle, aber das bekam ich nicht, letztes Jahr trennte ich mich dann endlich von meinem Mann, es hat zwei Jahre lang nur noch Stress zwischen uns gegeben und dann hatte er mich auch noch betrogen, ich beschloss dass es besser sei, erstmal Single zu sein aber nach ner Zeit merkte ich, dass auch das nicht besser war, ich versuchte es mit neuen Männern, ja sogar auch Frauen, aber ich dachte immer nur an dich. In den letzten Wochen, habe ich viel von meinen alten Kollegen, also deinen ehemaligen Lehrern über dich erfahren und ich habe lange überlegt, einmal sah ich dich hier rein gehen, und auch am nächsten Tag, ab dann wartete ich jeden Tag, dass du kamst und keinen Tag hast du mich enttäuscht. Mir kam die Idee, das du auch heute da sein wirst und das wollte ich nutzen. Tut mir leid, wenn das jetzt creepy rüberkommt..." erklärt sie ehrlich und wartet auf meine Reaktion. Doch darauf muss sie nicht lange warten. Eine Träne rollt meine Wange entlang und eine weitere folgt. Ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. "Ich bin froh, dass du es so gemacht hast...ohne dass würde ich jetzt immer noch traurig und allein hier sitzen und dir hinterher trauern. Ich liebe dich auch, schon seit drei Jahren, es fing an als du gingst, es wurde immer schlimmer mit der Zeit, aber ich sah keine Hoffnung in meiner unendlichen Liebe. Ich dachte es sei unmöglich, dass wir uns je wieder sehen und jetzt kamst du und hast mir gezeigt, dass nicht alles unmöglich ist. Ich liebe dich." Auch bei ihr löst sich eine Träne aus ihren Augen. Sie beugt sich zu mir herüber und schon treffen unsere Lippen aufeinander. Ich lege eine Hand an ihr Gesicht und ziehe sie noch näher an mich heran. Unsere Lippen bewegen sich im gleichen Rythmus und harmonieren miteinander. Ein unglaublich schönes Kribbeln macht sich in meinem Körper breit. Dieser Kuss, bedeutet so viel, nichts könnte diese Situation gefühlvoller machen.

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