Chapter 14

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„Also deine Brüder haben dir bestimmt schon erzählt warum es geht. Wie würdest du es denn finden bei deinen Dad zu leben?" fing sie direkt an.

„Er ist nicht mein Dad." ich setzte mich auf mein Bett, während Ms Hastings sich jeden Winkel meines Zimmers genauestens ansah.

„Wie kommst du zu dieser Erkenntnis?"

„Ich habe meinen Erzeuger am Sonntag das erste Mal in meinem Leben gesehen. Er wusste weder meinen richtigen Namen, noch mein genaues Alter."

„Mhm das verstehe ich natürlich. Aber deine Brüder haben ihm den Kontakt zu dir verboten. Wie hätte er dich denn kennenlernen können?" gab sie mir Kontra. Ich schnaubte auf „Mein Mom lag 40h mit Schmerzen in den Wehen. Er hat draußen gewartet, weil er das nicht mitansehen konnte. Als dann die Hebamme rauskam und ihm zu sagen, dass es ein Mädchen geworden ist, hat man ihn danach nie wieder gesehen. Meine Brüder waren bei unserer Nachbarin und als Jake abends noch etwas holen wollte war das Haus leer. Meine Mom war somit komplett alleine mit mir im Krankenhaus und keiner wusste, dass sie alleine war. Außerdem wusste sie nicht, dass in der Zeit ihr Ehemamn seine Sachen gepackt hat und verschwunden ist. Ich glaube jeder würde den Kontakt zu ihm verbieten." erklärte ich ihr ziemlich wütend.

„Das verstehe ich natürlich aber er möchte dich schon seit längerer Zeit kennenlernen, du bist seine Tochter."

„Können wir über etwas anderes reden?" versuchte ich von dem Thema abzukommen. Ja ich hasste meinen Vater aber war mein Vater und ich habe als Kind stundenlang um ihn geweint, weil ich einen Dad haben wollte. So wie alle meine Freunde einen Dad hatte. Wie Darian einen Dad hatte, der mit uns Baumhäuser baute, Football spielte und wir zusammen wandern gingen. Aber ich hatte keinen.

„Natürlich. Deine Brüder haben mir von deinen Krankheiten erzählt, seit wann bist du denn krank?"

Wow, das ist ja so ein besseres Thema.

„Meine Diagnosen wurden im Oktober festgestellt." erkläre ich.

„Das weiß ich, aber das wollte ich nicht wissen. Wann hast du die ersten Symptome gemerkt, ab wann wurde dir klar, dass du krank bist."

„Wenn Sie meine Akte gelesen haben wissen Sie wahrscheinlich, dass ich meine Diagnosen noch nicht wirklich angenommen habe. Ich habe nie Symptome gemerkt, weil es für mich normal wurde. Aber ich weiß worauf sie hinauswollen. So richtig heftig fing es letztes Jahr im März an und ja meine Brüder haben nichts gemerkt aber nicht weil sie es nicht interessiert hat, sondern weil ich alles vor Ihnen versteckt habe. Sie haben nichts falsch gemacht und als sie gemerkt haben, dass es mir nicht gut ging, haben sie sofort gehandelt."

„Okay und wie klappt es jetzt zwischen euch? Gibt es Streit?"

„Wir haben noch eine engere Bindung als da vor. Ich rede sehr viel mit ihnen, vor allem mit Jake. Sie sind immer für mich da haben ein offenes Ohr und tun alles dafür, dass es mir besser geht. Jake arbeitet aktuell sehr viel von zu Hause aus, damit ich nicht alleine sein muss und er mich zu Therapien fahren kann. Natürlich gibt es auch manchmal Streit aber ich denke das ist normal."

„Ja das stimmt natürlich. Wie ist das denn mit bestimmten Themen, mit denen man nicht unbedingt mit seinem Bruder drüber sprechen möchte? Auch in Bezug auf die Vergewaltigung, die du erleben musstest, ist das nicht peinlich für dich mit ihnen drüber zu reden?"

Wow. Das hatte gesessen. Ich war wie gelähmt. Immer und immer wieder wiederholte mein Kopf dieses Wort. Peinlich. Mir traten Tränen in die Augen, es war so erniedrigend, dass sie so etwas zu mir sagte. Ich wusste nicht was ich tun sollte.

Jake.

Er war unten. Ohne eine Wort zu sagen, rannte ich aus meinem Zimmer die Treppen runter zu meinem Bruder. Er stand mit Mike in der Küche und unterhielt sich mit ihm. Heulend stürmte ich in seine Arme. Ohne Fragen zu stellen, Schloß er mich in eine Umarmung und hielt mich fest. Hier war ich sicher. Jake strich mir beruhigend über den Rücken und redete weiter mit Mike. Vielleicht würden manche sagen, dass es ihn nicht kümmert, dass ich heulend in seinen Armen lag aber das stimmte nicht. Für mich war es besser, wenn er einfach da ist für mich. In seinen Armen hält und mir keine große Aufmerksamkeit schenkt, solange ich das nicht möchte.

Natürlich ist mir die Frau vom Jugendamt gefolgt und ich vernahm ihre schrecklich Stimme jetzt ebenfalls in der Küche.

„Was ist passiert?" unterbach Mike sie direkt.

„Ich habe ihr nur ein paar Fragen gestellt." antwortet diese Mistkuh ganz unschuldig.

„Anscheinend die Falschen. Ich möchte, dass sie jetzt gehen." äußerte sich jetzt auch Jake.

„Wie sie wollen, aber ich bin noch nicht fertig."

„Gut meine Schwester wird ohne einen von uns erwachsenen oder unserem Anwalt kein Wort mehr mit ihnen sprechen."

„Die Befragung darf nicht durch andere Personen behindert werden."

„Okay, dann wird ihr Therapeut dabei sein, um genau das zu vermeiden, was sie gerade angerichtet haben."

„Wenn Sie das unbedingt wollen. Ich werde mich bei Ihnen melden.
Ich wollte ich Ihnen noch etwas mitteilen. Emiliana wird am Sonntag Ihren Vater besuchen. Er möchte ihr gerne seine Familie vorstellen und sie ein wenig kennenlernen."

„Nein" sagten wir alle drei gleichzeitig.

„Tut mir leid, da haben Sie wenig mit zu reden. Mister Avery wird Emiliana am Sonntag um 11am abholen und um 5pm wieder zurück bringen. Bitte seien Sie pünktlich fertig."

Und mit diesen Worten verabschiedete sie sich und verließ das Haus. Erleichtert atmete ich aus, bis mir einfiel, was sie uns gerade noch mitgeteilt hat.

„Jake ich will nicht zu Dad" flüsterte ich leise, er gab mir einen Kuss auf den Scheitel.

„Glaub mir Emi, wir wollen auch nicht, dass du zu ihm gehst. Wir werden eine Lösung finden. Komm setz dich erstmal." damit hob er mich sanft hoch und setzte mich auf der Couch ab.

„Möchtest du uns erzählen, was passiert ist?" fragte mein Bruder mich sanft. Ich nickte.

„Zuerst hat sie ein paar Standart Fragen gestellt, wie ich klar komme und so. Sie wollte auch wissen seit wann ich krank bin. Irgendwann hat sie mich gefragt, ob ich mit euch über alles reden kann, weil ihr nicht weiblich seid und ob es mir nicht peinlich wäre mit euch über meine Vergewaltigung zu reden."

„Sie hat was!?"

„Du wirst nur noch mit jemandem vom Jugendamt reden, wenn ein Erwachsener dabei ist." sagte Jake bestimmend. „Und wenn du wirklich zu Dad gehen musst, dann auch nicht alleine."

„Es tut mir leid." entschuldige ich mich bei meinem Bruder, er schaut mich aber nur verwundert an.

„Wieso?"

„Dass ich so blöd zu dir war aber du musst mir wirklich glauben. Ich habe mich nicht absichtlich übergeben."

„Nein Emi mir tut es leid, ich hätte dir glauben sollen. Du bist immer ehrlich zu uns und schenkst uns dein Vetrauen und werfe dir Sachen vor, die nicht stimmen."

„Ihr beiden seid so unfassbar stur." kommentierte Mike das ganze Kopfschüttelnd. Jake und ich schauten uns an und mussten lachen. Wie meine Mom schon gesagt hat, wir beide waren uns am ähnlichsten und wir hatten auch schon immer diese Verbundenheit, weswegen er auch das Sorgerecht für mich hat und nicht Lukas. Lukas hatte mit Jake zusammen das Sorgerecht für Mike und Ryan aber nicht für mich. Er ist quasi der „Ersatz" das heißt er darf ebenfalls Sachen unterschreiben, Daten einsehen etc. aber komplett offiziell hat Jake es für mich, es war ein wenig kompliziert, aber Mom wollte es so. Einen bestimmten Grund warum das so ist, gibt es eigentlich gar nicht.

„Hallo, jemand da?" rief da auf einmal Ryan aus dem Flur. Ich wusste gar nicht, dass es schon so spät war. Donnerstags ist immer Footballtraining und kommt deswegen spät.

„Wohnzimmer" Antworten wir ihm.

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