56. Kapitel

1.5K 92 191
                                    

Mein Körper scheint sich gefährlich zu verkrampfen, als ich ihn am Ufer stehen sehe.

Seine Stimme hallt wie ein Echo in meinem Kopf wieder, trifft wie ein Messer direkt in mein Herz.

Als ich ihn im Zelt verlassen hatte, habe ich mich darauf eingestellt ihn nicht wieder zu sehen.

Oder zumindest nicht so schnell wieder zu sehen.

Ihn jetzt hier so zu sehen, bringt mein ganzes System durcheinander.

Es ist als ob ich vergesse, wo wir gerade sind und mein Körper mir nicht mehr gehorchen will.

Regulus dreht sich nun auch um, ich meine ihn leise Seufzen zu hören.

,,Es muss schnell gehen, iss."
Ich höre seine Stimme, aber mein ganzer Verstand verzieht sich nach dem Jungen welcher am Ufer steht.

Uns trennen gut 20 Meter.

Ein paar Schritte von ihm, ein paar Schritte von mir und ich könnte ihn umarmen.

Seinen Duft einatmen und meinen Kopf gegen seine Brust legen, während er sein Kinn auf meinem Kopf ablegt.

Aber ein schmerzhaftes Ziehen in meiner Brust scheint mich daran zu erinnern, dass das nicht geht.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Regulus Rischka den Trank einflößt und selber das Kraut isst.

Als ich mich wieder nach vorne drehe, treffen meine Augen die von Mattheo.

Für einen kurzen Moment scheint die Welt um mich herum zu verblassen.

Seine dunkelbraunen Augen sehen im schwachen Mondlicht noch schöner aus, als dass sie sowieso schon sind.

Für einen Moment vergesse ich, dass ich eine Prophezeiung habe, geschweige denn, dass ich ihn jetzt wahrscheinlich für immer verlassen muss.

Für einen Moment vergesse ich, dass ich ihn wahrscheinlich nie wieder halten kann, geschweige denn küssen.

Denn in diesem Moment, gibt es nur uns in dieser Welt.

Seine lockeren, dunklen Haare wehen im Wind, während seine Augen niemals die meinen verlassen.

Nur unbewusst nehme ich wahr, wie das Wasser um mich herum Wellen schlägt, da Regulus hektisch alles vorbereitet.

Wahrscheinlich sind es nur Sekunden in denen ich Mattheo angeschaut habe, aber für mich fühlte es sich wie eine Ewigkeit an.

Eine Ewigkeit die unterbrochen wurde, als mir Regulus dieses Kraut in den Mund schiebt.

Dass war dann auch der Moment, wo die Realität wieder auf mir zusammenbricht.

Hektisch schlucke ich das Kraut runter, als Regulus schon meine Hand nimmt und mich weiter ins Wasser zerrt.

,,Nein!"
Hallt wieder die Stimme von Mattheo durch die Nacht.

Diesmal klingt seine Stimme verzweifelt, verletzt, wenn nicht sogar gebrochen.

Ein ekliges Stechen zuckt durch mein Herz, bei dem Klang seiner Stimme.

Wieder drehe ich mich zurück zu ihm, sehe wie er aufs Wasser zu rennt, ins Wasser rennt.

Alles in mir verzerrt sich, Regulus loszulassen und zu ihm zu rennen, aber bevor ich mich dazu entscheiden kann Mattheo über alles zu stellen, spüre ich wie mich das kalte Wasser umschließt.

Regulus taucht unter, seine Hand immer noch um meiner, zieht er mich mit runter in die tiefen des Meeres.

Die Kälte lässt mich sofort aus meiner Trance erwachen und ich verkrampfe mich, während ich spüre, wie das Kraut seine Wirkung erreicht.

Meine Augen schließend, lasse ich mich von Regulus immer tiefer ins Wasser ziehen.

Mein Herz schlägt schnell in meiner Brust, während ich vor meinem inneren Auge niemand anderen als Mattheo selbst sehe, was wieder dazu führt, sass sich mein Herz schmerzhaft zusammenzieht.

Immer tiefer zieht mich Regulus in das kalte Wasser, sodass als ich meine Augen wieder öffne und mich umsehe.

Kaum Mondlicht beleuchtet mehr das Wasser um uns herum.

Langsam spüre ich wie die Kälte des Wasssers sich in eine angenehme Wärme verwandelt, weshalb ich mich etwas entspanne.

Vorsichtig schaue ich nochmal nach oben, eine kleine Hoffnung, dass Mattheo vielleicht hinterher gekommen ist.

Aber mit Nichten.

Meine Hand streicht abwesend über die Kiemen, welche sich nun an meinem Hals gebildet haben und ich sehe zurück zu Regulus, welcher nun ebenfalls Kiemen am Hals hat.

Dieser hat meine Hand nun losgelassen, seine dunklen Haare treiben im Wasser, genau wie sein Umhand, während er mich mustert.

Er scheint zu wissen, dass mir die paar Sekunden, in denen ich Mattheo nochmal sah, mein Herz geraubt haben.

Mein Blick geht von Regulus zu Rischka und erst meine ich, meinen Augen nicht zu trauen.

Seine Beine haben sich in Art Beinflossen umgewandelt und sein Schwanz ähnelt ebenfalls einer langen Schwimmflosse.

Er sieht nicht mehr wie ein Schattendrache an Land aus, er ähnelt nun einem Wasserdrachen, der sein Zuhause in den tiefen des Ozeans gefunden hat.

Spielerisch schwimmt Rischka um mich und Regulus herum, als ob er seine vorübergehende Form mehr als nur genießt.

Kurz lasse ich meinen Blick Rischka verfolgen, ein Teil von mir freut sich, ihn so glücklich zu sehen.

Vorsichtig schwimmt nun Regulus auf mich zu und bevor ich mich versehe, hat er mich in eine Umarmung gezogen.

Aber diese Umarmung war anders, als andere.

Sie war keine Umarmung, die man unter Freunden macht.

Es war mehr, als wollte er mir Kraft geben und mich trösten.

Vielleicht hat er mich aber auch nur umarmt, da er selbst eine Umarmung gebraucht hat.

Es ist, als wolle er mir sagen ,,Du hast dass richtige getan".

Und so sehr mir mein Herz auch wehtut, schafft es Regulus mich mit dieser einfachen Geste etwas zu entspannen.

Als er sich wieder löst, umspielt ein kleines Lächeln meine Lippen.

Wenn ich schon dieser Prophezeiung nachgehen muss, bin ich froh, dass ich immerhin Regulus an meiner Seite habe.

Ich beobachte, wie Regulus zu Rischka schwimmt und sich vorsichtig wieder auf dessen Rücken schwingt.

Kurz überlege ich, warum er nicht einfach selbst schwimmt, doch dann wird mir klar, dass dieses Kraut, welches wir gegessen haben, nicht allzu lange hält und Rischka weitaus schneller ist als wir es in dieser Form sind.

Regulus streckt mir seine Hand aus, darauf wartend, dass ich bereit bin, mich dem zu stellen was uns erwartet.

Nach einem weiteren Augenschließen, um mich zu entspannen, ergreife ich seine Hand und lasse mich von ihm auf Rischka ziehen.

Es wird Zeit sich dem zu stellen, was die Zukunft für mich bereithält.
_____________________________________

And Boom, tschau Mattheo, wir ersetzen dich durch einen doppelt so alten Black, den wir gefühlt erst seit 7 Stunden kennen :D

Dark Secret ~Watch Your Feeling (M.R.)Where stories live. Discover now