Lillith die Quelle der Magie

By veracrystall31

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(2. Teil) Lillith hat die Hunter und ihre Freunde aus der Schule hinter sich gelassen. Jetzt fängt sie bei de... More

Prolog
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Lesenacht
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Epilog
Feedback/Fragen

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By veracrystall31

Nach dem Frühstück mit Devon fand Kai mich und nahm mich direkt zu seinen Jägern mit. Wie von Myalo angekündigt, würde ich heute zu Kai und morgen zu ihm gehen.

Der Bruder von Verena brachte mich nach unten zum Waldboden, wo wir auf den Rest der Gruppe trafen. Mit mir zusammen waren wir sechs Leute und einige der Gesichter hatte ich schonmal gesehen.

„Das ist eines der Teams, in die wir und aufgeteilt haben.", erzählte Kai mir, als wir uns dazu gesellten, „Die Jäger Gruppe ist aufgeteilt worden, sodass wir mehre Teams haben, die sich um die Jagd kümmern. Das auch erst seit gestern. Normalerweise sind wir zwölf, aber in dieser Zahl wären wir zu auffällig. Wir wollen schließlich Vorsicht walten lassen, solange der Schutzwall kaputt ist."
Ich nickte und biss mir auf die Lippe. Den Wall, den ich zerstört hatte.

Kai stellte mir das Team nacheinander vor, aber ich vergaß die Namen schnell wieder. Meine Gedanken waren zu abgelenkt. Immer wieder dachte ich an meinen Traum, an die Vergangenheit des Dunklen Mondes und an das bevorstehende Geständnis. Mein Traum hatte nicht gerade zur Beruhigung beigetragen.

Nach der Vorstellungsrunde, holte man sich die benötigten Waffen.
Dazu gingen wir zu einer Waffenkammer am Fuße eines Baumes. Eine kleine unauffällige Hütte, wie die anderen, teilweise mit den dicken Stamm verwachsen. Vielleicht zwei mal zwei Meter groß.

„Die Waffen hier sind nur für die Jagd", erklärte Kai, während er die Tür öffnete und ich in den Raum hinein spähen konnte, „Die restlichen sind im ganzen Dorf verteilt. Auf allen Ebenen. Im Falle eines Angriffs soll es möglich sein, schnell nach einer Waffe zu greifen."
„Das ist schlau", bemerkte ich und wartete bis alle aus der Gruppe ihre Waffen genommen hatten. Es gab eine Reihe an Bögen, Wurfmessern und Speeren. Dazu praktische Taschen, Beutel, Netze und Seile.

Kai griff sich einen Speer und und steckte sich zusätzlich ein Wurfmesser in die Tasche.

Da alle anderen ihre Waffen hatten und in meinen Rücken überprüften, konnte ich mir eine aussuchen. Ich brauchte nicht lange, um mir Pfeil und Bogen zu nehmen. Von Ellie hatte ich gelernt einigermaßen damit umzugehen. Mit Speeren und Wurfmessern konnte ich nicht viel anfangen.
„Kannst du schießen?", fragte Kai, als ich mir den Köcher über die Schulter warf.
Kurz zupfte ich den Riemen zurecht, dann sah ich auf: „Ich würde sagen gut genug. Aber ob ich mein Ziel treffe, kann ich nicht versprechen."
Kai winkte ab: „Wer kann das schon?"

Die Waffen angelegt und griffbereit streiften wir durch den Wald. Wir hatten keine Pferde, also bewegten wir uns zu Fuß voran. Mit Kai an der Spitze bildeten wir eine Pfeilformation. Mit einigen Abstand zu den jeweils anderen lief ich auf der zweiten Position links. Direkt neben Kai.

Wir bewegten uns schnell und geräuschlos. Ich tat meine bestes, das Laub nicht laut rascheln zu lassen. Trotzdem waren die anderen um Welten besser.

Da hörte ich ein Geräusch. Blätter, die unter leichtem Gewicht raschelten und die dazugehörigen Hopser.
Schnell zog ich einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an meinen Bogen an. Ich blieb stehen und spannte die Sehne.
Kai blieb verwirrt stehen, als ich nicht mehr weiter lief.
Stirnrunzelnd flüsterte er: „Worauf zielst du?"
Aber ich antwortete ihm nicht und richtete den Pfeil aus. Ein paar Sekunden später hoppelte ein Hase aus dem Gebüsch. Für kurze Zeit war er ungeschützt und ich schoss den Pfeil ab. Leider war der Hase zu flink und ich schoss knapp daneben. Dadurch in Panik versetzt, wollte das Tier ins nächste Gebüsch fliehen, aber ein Wurfmessern erledigte es vorher. Ein dunkelhäutiger Mann hatte es geworfen und joggte los, um das erlegte Tier einzusammeln.

Kai nickte ihm lobend zu und wandte sich dann an mich.
„Woher wusstest du, dass der Hase kommt?"
„Ich hab ihn gehört."
Kai sah kurz zu Stelle, wo der Hase aufgetaucht war und dann wieder zu mir. Ein Hauch Misstrauen lag in seinen Augen.
„Das ist zu weit weg."
Schulterzuckend tat ich es ab. Ich vermied eine Lüge. In ein paar Tagen würde sich das alles klären. Dann würde ich Sana, Myalo und vermutlich auch allen anderen Savern gestehen, dass ich der Dunkle Mond war. Mit all seinen Fähigkeiten und Taten. Vielleicht war ich dann auch gar nicht mehr hier.

Mir war bewusst, dass Kai das nicht auf sich beruhen lassen würde, aber vorerst ließ er davon ab.
„Gib uns Bescheid, wenn du was hörst.", sagte er und wir setzten die Jagd fort.

Auf der restlichen Jagd fand ich noch zwei Hasen und eine Hirschkuh. Ich legte keinen Pfeil mehr an und ließ die anderen die Tiere töten. Den ersten Pfeil hatte ich daneben geschossen, weil mir das Töten von Tieren einiges an Überwindung kostete. Es war klar, warum.

Wir kehrten mit unserer Beute aus dem Wald zurück. Dort brachten einige aus dem Team die Sachen zur Küche, andere kümmerten sich um die Waffen. Ich vermied es auf die blutroten Pfeil- und Messerspitzen zu sehen.

Kai entließ seine Truppe lächelnd und wandte sich an mich.
„Du warst gut.", lobte er mich.
„Danke"
Doch dann wurde seine Miene ernst und er räusperte sich.
„Du weißt ja, dass ich die Gefühle anderer Menschen spüren kann."
Ich nickte langsam, während sich eine Vorahnung in in mir breit machte. Der Themenwechsel überrumpelte mich mehr, als er sollte.
„Und als du die Panikattacke hattest, da habe ich gespürt, was du gespürt hast."
Ich schloss die Augen. Mir wäre es am liebsten, er würde nicht darüber reden. Aber ich hatte seine Miene in Sanas Hütte gesehen und wenn er wirklich das gespürt hatte, was ich empfunden hatte...
Hier würde ich mich nicht herauswinden können.

„Da war so viel, dass ich es nicht ergreifen kann. Noch weniger kann ich ergreifen, warum ich bei dir jetzt gar nichts spüren kann."
Er schüttelte den Kopf und fuhr sich durch das rote Haar. Trotzdem wirkte er gefasster, als in Sanas Hütte. So als hätte er drüber nachgedacht.

Meine Augen blieben geschlossen, aber als ich sie öffnete, sah er mich durchdringend an. Meine Hände begannen zu zittern und ich versteckte sie hinterm Rücken.

„Können wir es... es dabei belassen, dass die Panikattacke vorbei ist?", startete ich einen halbherzigen Versuch. Doch dieser wurde sofort von ihm abgeschlagen.
„Nein. Das, was du da gefühlt hast war schlimm. Ich weiß gar nicht, wie dein Körper das ausgehalten hat."
Er hatte es nicht ausgehalten. Ich ging daran zugrunde. Jeden Tag ein bisschen mehr.

Er holte Luft und sagte leise: „Ich habe die Schuld gespürt und die Angst. Gleichzeitig unbändige Verzweiflung und tief im Inneren auch Wut. So viele Emotionen, die ich garnicht richtig fassen konnte. Ich hatte das Gefühl in ihnen zu ertrinken und ich habe keine Luft mehr bekommen. Und dann..."
Er schluckte und sah weg.
„Dann deinen unbändigen Wunsch alles zu beenden. Einfach aufzugeben und..."
„Hör auf!", stieß ich hart hervor, „Stopp!"
Ich ertrug es nicht wie er all das in Worte fasste. Es von jemandem zu hören, war etwas anderes als es zu spüren. Ich wusste das alles, das brauchte er mir nicht noch extra zu sagen.

Kai trat einen Schritt auf mich zu und legte mir sanft die Hände auf die Schultern.
„Lillith, mir ist bewusst, dass etwas schlimmes passiert sein muss. Irgendetwas, dass diese Gefühle in dir auslöst." Er sah mich eindringlich aus grünen Augen an. „Ich will dir helfen."
„Warum willst du mir helfen? Du kennst mich kaum."

Bei Devon konnte ich es einigermaßen verstehen. Wir hatten einiges zusammen durchgemacht und er kannte mich. Auch wenn ich nicht verstand, was er in mir sah.
Noch weniger, konnte ich aber Kai nachvollziehen. Warum sah keiner das Monster in mir? Sie sahen meine leeren Augen, meine Leere Stimme und nach der Panikattacke auch, wie zerstört ich war.
Wieso versuchten alle nach alledem mir immer zu helfen?

„Ich kenne dich nicht, aber du gehörst zu uns. Du bist ein Mensch, wie wir alle", sagte er sanft, „Natürlich werde ich dir helfen. Und wenn du es zulässt, auch die anderen."
Ich sah zu ihm auf. Sein Ausdruck war warm und aufrichtig. Er weckte in mir den Wunsch, es ihm anzuvertrauen. Ich hatte das Gefühl, dass er mir wirklich zuhören würde.

Trotzdem trat ich einen Schritt von Kai weg. Seine Arme fielen von meinen Schultern ab.
„Ich fürchte, ich bin noch nicht bereit."
Kai sah mich eine Weile an, dann lächelte er verstehend: „Okay. Ich bin da, wenn du mich brauchst."
Er ging an mir vorbei und drückte bekräftigend meine Schulter.
Er ließ mich allein zurück und verschwand zwischen den Bäumen.

Seufzend ließ ich den Kopf hängen und rieb mir die Stirn. Wieso war es so kompliziert? Einerseits wollte ich mir Hilfe suchen, weil ich wollte, dass es aufhörte. Ich wollte einen Lichtblick, einen Weg, den ich einschlagen konnte. Ich wollte wissen, was ich tun konnte. Mir war schon länger klar, dass ich mir nicht mehr selbst helfen konnte. Dazu war ich dem schwarzen Loch zu nah.

Aber auf der anderen Seite hatte ich Angst. Was, wenn es schief ging? Was, wenn ich am Ende feststellen musste, dass es keine Rettung gab? Dass meine Situation auswegloser war, als ich momentan glaubte?

Ich denke, am größten war die Angst vor dem Unbekannten. Diese ganzen Gedanken und Gefühle, begleitete mich schon so lange. Sie waren tief in mir drin und fraßen sich immer weiter rein. Sie waren ein Teil meines Seins geworden.
Wer war ich ohne sie?

~•~

Nach dem Mittagessen mit Devon, fuhr ich wieder runter zum Waldboden. Die magischen Seile, die mit Magie funktionierten, benutze ich nach wie vor vorsichtig.

Myalo hatte mir beim Essen gesagt, dass wir weiter trainieren würden. Ich sollte ihn hier treffen.

Während ich so dastand, zog ich meine Jacke enger um mich. Der Wind hatte aufgefrischt und wehte die ersten, wenigen toten Blätter zu Boden.

Myalo ließ nicht lange auf sich warten, aber er war nicht allein. Neben seiner dunklen Gestalt, lief Morana. Das weißhaarige Mädchen mit der stillen Magie. Sie hatte einen fließenden Gang und kaum war sie nah genug, dass ich ihre Magie spürte, schrillten meine inneren Alarmglocken los.
Ich ließ sie nicht aus den Augen, bis beide bei mir angekommen waren.

Myalo neigte knapp und abweisend den Kopf zur Begrüßung. Das Misstrauen war nicht aus seinem Blick verschwunden.
„Das ist Morana", stellte er seine Begleiterin vor, „Du müsstest sie bei der Versammlung gestern gesehen haben."
Ich nickte und versuchte diese unglaubliche Stille, die von ihr ausging zu ignorieren. Dabei wusste ich nicht, warum ihre Magie so unangenehm zu spüren war.
„Lillith oder?", sprach sie mich an.
Wieder nickte ich, ohne etwas zu sagen.

Myalo räusperte sich und sagte: „Sie wird fürs erste dein Training übernehmen."
Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch.
„Wieso das?"
„Wegen deiner inneren Blockade.", antwortete er knapp, „Bevor wir die nicht gelöst haben, wird es nichts bringen, dass ich dir erkläre, wie man Gedanken liest oder Gegenstände bewegt."
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Vermutlich war mein Blick genauso Misstrauisch, wie Myalos, als ich Morana flüchtig ansah.
„Und warum kann gerade sie mir helfen?"

Jetzt meldete sie sich zu Wort. Ihre Stimme war leer und ähnelte meiner damit auf beunruhigende Weise.
„Weil auch ich mal so eine Innere Blockade hatte wie du."
Wieder hob ich die Augenbrauen.

Morana tauschte kurz mit Myalo einen Blick, dann wandte sie sich wieder an mich.
„Myalo hat mir erzählt, was mit dem Wall wirklich passiert ist", gestand sie und ich verkrampfte mich, „Das war ein Fehler und kann mal passieren. Und auch wenn ich den Grund verstehe, warum Myalo dir misstraut, will ich dir helfen."
„Wenn es nach mir ginge, hätte ich das Training mit dir aufgegeben, bis ich näheres weiß", warf Myalo grimmig ein, „Aber Morana wollte dir unbedingt zeigen, dass es eine Möglichkeit gibt diese Blockade zu überwinden."
Ich nickte. Wäre auch komisch gewesen, wenn er mir nach gestern doch noch helfen wollen würde.

Myalo wandte sich zum gehen. „Nun, dann lasse ich die Damen mal allein. Lillith, Versuch bitte nicht noch mehr kaputt zu machen."
Sein letzter Satz war ein Schlag ins Gesicht, aber ich presste nur die Lippen aufeinander.

„Nun denn." Morana setzte sich ins Gras und deutete es mir gleich zu tun. „Wo hadert's den?"
Zögernd und immer noch wachsam, wegen ihrer gefährlichen Magie, setzte ich mich ebenfalls hin.
Zur Antwort zuckte ich nur die Schultern.
„Ich rühre meine Magie soweit es geht garnicht erst an. Das einzige, was ich minimal benutze, ist Luft."
„Und warum?"
Ich schnaubte. „Du hast ja gehört, wie es läuft, wenn ich sie wirklich benutzen will."
Morana legte den Kopf schief. Ihre hellgrauen Augen mit dem dunklen Ring nahmen meine Reaktion genau auf.
„Aber das war nicht das einzige Mal, oder?"

Ich war drauf und dran, sie anzulügen, aber ihr wachsamer Blick würde das sofort bemerken.
„Nein, war es nicht. Es ist schon mehrmals passiert, dass ich die Kontrolle verloren habe."
Sie nickte, als hätte sie das gedacht. Dann schwieg sie kurz und sah sich meine angespannte Körperhaltung sowie meinen verschlossenen Gesichtsausdruck an.
„Du vertraust mir nicht", stellte sie fest, „Warum?"

Wieder entschied ich mich für die Wahrheit. Sie würde merken, wenn ich log, da war ich mir sicher.
„Ich spüre deine Magie", erklärte ich und kniff die Augen zusammen, „Und sie ist gefährlich."
Morana richtete sich auf und ihre ruhige Miene, wurde härter.
„Wenn du das wirklich spüren kannst, bist du mächtiger, als ich nach Myalos Erzählung vermutet hatte."
Als ich darauf nicht antwortete seufzte sie leise und nickte.
„Aber du hast recht. Meine Magie ist gefährlich."
„Welche Fähigkeit hast du?"
Sie sah mich eine Weile an und schien zu überlegen, ob sie es mir erzählen sollte. Ich sah fest zurück und macht deutlich, dass ohne ihre Antwort, das Training hier nicht funktionieren würde.

„Na gut", sagte sie schließlich, „Meine Magie ist der Tod."

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