Königlich Verliebt

By PromisesLala

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Ein Funke entfacht, als Kai und Luhan einander versprochen werden. Unfreiwillig, denn sie sind Fremde und sta... More

Verlobung
Begegnung
Beisammen
Bedauert
Vergangen
Verzaubert
Verliebt
Versteckt
Vermessung
Beschlossen
Verraten
Verirrt
Versorgt
Verbunden
Besinnung
Bezwungen
Verschwunden
Verfolgung
Beschützt
Beendet Teil 1
Beendet Teil 2
Beendet Teil 3
Epilog
BONUS KAPITEL

Verheiratet

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By PromisesLala


„Ja, ich will.", presste ich hervor, und meine Knie gaben nach. Kais griff um meine Hände verstärkte sich, so dass ich aufrecht stehen blieb, noch bevor irgendjemand etwas hätte bemerken können. 

 „Vor Gott, sollt ihr mit diesen Worten nun vereint sein. Steckt im Zeichen eurer Liebe die Ringe einander an." Zwei Kinder stolperten von der Seite auf uns zu und überreichten uns die Kissen auf denen die goldenen, Dimantbesetzten Ringe lagen. 
 Ich hatte Tränen in den Augen als Kai mir meinen Ring überstreifte und meine Hände zitterten als ich es an ihm wiederholte. Kai drückte meine Hände, ein Zeichen das ich stark bleiben musste, doch es war so schwer nicht laut los zu schluchzen. Nicht zusammen zu brechen. 
 „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, sind Sie beide nun vereint. Möge Frieden, Segen und Liebe über Ihnen schweben und sich von Ihnen aus über beide Königreiche verteilen." Wäre ich nicht so konzentriert darauf gewesen, nicht in Ohnmacht zu fallen, hätte ich vielleicht ein sarkastisches Schnauben von mir gegeben. „Sie dürfen einander jetzt küssen." 
 Ich versteifte mich ein wenig als Kai meine Hände langsam los lies und stattdessen einen Arm um mich schlang und mit der anderen meine Wange berührte. Ich versuchte ganz still zu bleiben und diesen Moment einfach verstreichen zu lassen, doch mein Blick wanderte automatisch, gehetzt in die Menge wo Sehun stand. 
 Sein Blick verkettete sich erneut mit meinem und mein Mund bewegte sich ohne meine Erlaubnis. Formte lautlos den Namen des Jüngeren, der langsam zurückwich, während er beobachtete wie Kai den Abstand zwischen uns immer weiter überbrückte, bis seine Lippen auf meinen lagen. Ich schloss die Augen und zählte innerlich die Sekunden bis es vorüber war. Als ich auf vier Sekunden kam, löste sich Kai wieder und die Menge brach in johlendes Klatschen aus. 
 Mein Blick raste erneut zu Sehun, doch seine Stelle war leer. Verzweifelt suchte ich die Menge nach seinem blonden Haarschopf ab, aber es war nichts von ihm zu sehen. Er war fort. 
 Tränen lagen auf meiner Wange und Kai wischte sie sanft mit dem Daumen weg. In seiner Miene erkannte ich etwas das mich verwirrte, doch er drehte sich von mir fort und strahlte die Menge an, während er seine Finger erneut mit den meinen verschränkte. 
 Ich atmete tief ein, das hier war wohl mein Leben. Mein schreckliches Schicksal. Und so setzte auch ich ein wackeliges Lächeln auf die Lippen und vollführte ein Schauspiel in einer Rolle für die ich mich niemals freiwillig gemeldet hatte. Leben war etwas so unheimlich Kompromissloses. 
 Anschließend verlief die Festlichkeit wie geplant. Im Garten wurde Kai und mir zu gejubelt, ein paar wichtige Hände wurden geschüttelt, ein paar Glückwünsche dankend angenommen und ein paar Schmeicheleien gluksend erwidert. 
 Darauf zerstreute sich die Schar an Gästen in Garten und Ballsaal und einmal erkannte ich Chanyeol, wie er mir aus der Mege zu winkte, doch bevor mein Freund mich erreichen konnte, nahm mich Key am Arm und führte mich zu einem Hinterzimmer, wo ich erneut meine Kleidung wechseln musste (mittlerweile hatte ich das Zählen aufgegeben). Als ich frisch und so gut wie neu wieder nach draußen trat, war von Chanyeol jede Spur verschwunden und mir sakten die Schultern hinunter, weil ich nur zu gerne ein vertrauliches Wort, eine bekannte Berührung oder auch nur einen warmen Blick mit meinem guten Freund gewächselt hätte. Er war ein bunter Punkt in einer schwarzen Landschaft, leider jedoch unberreichbar im Moment. 
 Das Bankett wurde eröffnet, Diener strömten durch den Saal und bedienten die sitzenden Gäste, reichten Dampfende Teller an und verzogen sich dann diskret wieder in die Küche, bevor sie Minuten darauf mit neuen Tellern hereinströmten und sie mit den alten austauschten. So ging das im Minutentakt weiter. 
 Kai und ich saßen am Ende des Raumes, an einem von Rosen umrahmten Tisch, der uns festlich hervorstechen lies. Unsere Eltern an Tischen direkt neben den unseren. Zu unserer beiden Überraschung erhielten wir die gleichen Portionen zu Essen wie alle anderen und als wir geschockt auf unsere Teller starrten, hörten wir jemanden rechts von uns leise Lachen. Als wir aufblickten zwinkerte uns Key zu, während Kwanghee neben ihm schmollend die Arme vor der Brust verschrenkt hielt. 
 So dankbar wie wir dem jungen Designer auch waren, viel hinunter bekam weder Kai noch ich. Die Last der gesagten und ungesagten Worte hing uns noch immer schwer in den Bäuchen und alles was wir in den Mund nahmen schmeckte gleich fade. Ohne ein Wort an einander zu richten, schoben wir unser Essen auf unseren Tellern umher, bevor Kyungsoo und Taemin unsere Teller wechselten und wir mit der nächsten Portion spielen konnten. 
 Taemin warf uns einen eigenartigen Blick zu, während Kyungsoo uns überhaupt nicht ansah. Ich dagegen, konnte kaum den Blick von meinem Persönlichen Diener abwenden. Ich nahm ihm übel das er mich hintergangen hatte und noch nicht einmal den Anstand besaß sich daran zu erinnern. Und ich nahm ihm übel, das seine Gefühle für Kai so echt, stark und widerspänstig waren, denn sie lebten, komme was wolle, immer noch in mir. Ich fragte mich wie Kyungsoo wohl überlebt hätte, wenn Kai mich geheiratet hätte, er seine Erinnerungen jedoch nicht verloren hätte... Ich war mir ziemlich sicher, das er daran zerbrochen wäre. Also hatte ihm die kleine Gehirnwäsche wohl oder übel das Leben gerettet. Und dieses Glück nahm ich ihm doppelt und dreifach übel.  
 Nachdem auch der letzte Gang zu Tisch gebracht wurde, durften Kai und ich uns endlich wieder bewegen. Unsere Anzüge wurden gewechselt, bevor wir uns in die Mitte des Saales stellten. Mit steifen Gliedern fanden wir uns in einer halben Umarmung wieder, bevor ich ihm die Hand auf die Schulter legte und er die andere in seinem Griff auffing, bevor die andere sich um meine Mitte schlang.
 Das Orchester setzt an und Kai und ich schwangen in der Musik, vollführten einen Tanz der von eleganz und grazie nur so triefte und ich bildete mir ein das jeder Schritt von uns Löcher durch den Boden brannte, denen wir nun ausweichen mussten. Bis es keinen Ort mehr zum Entweichen gab. Am Ende des Tanzes fielen wir beide in die Schlucht unserer Lügen und mein Kopf schwirrte schrecklich. Noch nie hatte ich einen so schrecklichen Tag gehabt und offensichtlich übertrug sich dies auf meine mentale Gesundheit. Wenn ich am Ende dieses Tages wahnsinnig werden würde, so würde ich den Wahnsinn mit offenen Armen empfangen und mich in seiner Umarmung verlieren, wie ein verängstigtes Kind an der Brust seiner Mutter. Nur um für eine Gott verdammte Minute Ruhe zu bekommen. Nur um für eine Minute aus diesem verfluchten, verfluchten Leben aussteigen zu können. Nur um für den Bruchteil einer Sekunde nicht Luhan sein zu müssen.
 Ruhe wurde mir nicht geschenkt. Und Luhan blieb ich leider ebenfalls. Nach Kai folgten unendlich viele andere Gäste die es für eine gute Idee hielten mich bei einem Tanz vollzureden mit unechten Glückwünschen und zu schiefen Lächeln. Ich kam mir vor wie damals auf dem Maskenball, mit dem Unterschied das die Menschen hier, keine schön verzierten Masken trugen, sondern sich hinter hässlichen Fratzen versteckten. Ich musste wirklich weg von hier. 
 Die nächste Umdrehung beförderte mich jedoch auch schon in die nächste Umarmung und ich war kurz davor aufzuheulen, als mein Gegenüber mir ins Gesicht lachte. Ein Mann mit rotem Haar und blauen Augen, so auffällig wie ein bunter Hund. 
 „Was soll ich sagen? Ich würde Ihnen zwar gerne von Herzen zur Hochzeit gratulieren Prinz Luhan, aber es wäre nicht ernst gemeint." 
 Ich blinzelte den Mann vor mir mehrmals an. „Was?" 
 „Gefällt dir mein Auftreten nicht, Prinz Lulu?" 
 Ich konnte ein leises Schluchzen nicht unterdrücken, als ich die Arme um Lay's falschen Körper warf und uns beide völlig aus dem Takt warf. „Na na", meinte er etwas überfordert. „es ist etwas zu spät um einzusehen das ich deine wahre, große Liebe bin", scherzte er und strich mir über den Rücken. Ich zwang mich dazu mich wieder aufzurichten, etwas Abstand zwischen uns zu bringen und den Tanz fortzuführen. Meine Knie dabei weich und eigentlich zu nichts zuzutrauen. 
 „Herzzerreisende Zeremonie übrigens, ich konnte mir ein Gähnen nur mit Mühe unterdrücken." 
 Das brachte mich ein wenig zum Schmunzeln und Lay strahlte mir entgegen. „Na also, so sieht deine Seele schon ein kleines Bisschen besser aus." 
 „Meine Seele?", fragte ich leise und fürchtete die Antwort. 
 Lay wurde schlagartig sehr ernst und sehr besorgt. „Minseok und ich haben von deinen dunklen Schwingungen beide ziemliche Kopfschmerzen bekommen, das war wirklich nicht nett von dir", tadelte er mich. Das Orchester beende sein Lied, doch wir ignorierten die wartenden Gäste um uns herum und tanzten weiter als wäre nichts geschehen. Als die Musik wieder erklang, redete Lay weiter. „Wir haben uns wahnsinnige Sorgen gemacht und ich wollte schon viel früher mit dir reden, aber du warst ziemlich beschäftigt." Er seufzte. „So 'ne Hochzeit macht echt überhaupt keinen Spaß." 
 Unwillkürlich musste ich über seine grimmige Miene lachen. 
 „Deine Seele hat ein paar echte Kratzer abbekommen", flüsterte Lay ehrfürchtig. „Kratzer die gestern Abend noch nicht da gewesen sind Luhan. Ich mache mir ernsthafte Sorgen." 
 Ich war unendlich gerührt und vergriff mich an dem Stoff der Lays Schulter bedeckte um mich an irgendetwas festzuhalten. Um Halt zu bekommen. Um nicht hier und jetzt in Tränen auszubrechen. 
 „Lay..." Meine Stimme brach. 
 „Ach du meine Güte, fang hier ja nicht an zu weinen, sonst bekomm ich es noch mit der Königlichen Leibgarde zu tun!" Er tat als wäre er zutiefst empört, doch das besorgte Glitzern in seinen Augen verriet ihn. „Ich weiß nicht wirklich was los mit dir ist, aber ich weiß was dich aufmuntern wird." Er grinste mich schief an. „Schmuggel dich später weg von hier, oder in der Nacht, wenn alle schlafen. Komm in die Bibliothek und Minseok, Sehun und ich werden dich schon irgendwie wieder aufmuntern, na wie klingt das Prinz Lulu?" 
 Großartig. Es klang wirklich zu gut um wahr zu sein. Und leider war es nicht wahr. Mein Herz wurde eng in meiner Brust und ein bitteres Gefühl machte sich in mir breit. 
 „Huch? Klingt das so schlecht? Deine Seele ist sogar noch dunkler geworden..." Er schüttelte ungläubig den Kopf. 
 „Lay", begann ich unsicher. „Lay was redest du da? Sehun...Sehun ist doch..." Ich ließ den Satz offen zwischen uns stehen und verwirrt neigte Lay den Kopf zur Seite. 
 „Was ist mit ihm? Klar er ist nicht ganz auf der Höhe aber..." 
 Mein entsetzter Gesichtsausdruck brachte den Magier zum Schweigen. 
 Er runzelte die Stirn, etwas an meinen Augen beunruhigte ihn und ich hörte ihn hörbar, nervös hinunter schlucken. „Luhan", flüsterte er. „Was ist mit Sehun?" 
 Ich konnte es nicht fassen. Das war vollkommen unmöglich. Sehun hatte Lay nichts gesagt. Er hatte ihm nicht mitgeteilt das er... „Sehun...Lay es tut mir so Leid."
 „Luhan!", rief Lay panisch aus und ich kämpfte gegen Tränen an. „LUHAN!", schrie Lay nun lauter und er blieb stehen, um mich an den Schultern zu packen. In diesem Moment tauchte wie aus dem Nichts, Minseok hinter Lay auf und ergriff den Magier ebenfalls an der Schulter. „Ihr erweckt zu viel Aufmerksamkeit", zischte er gefährlich, doch Lay hörte ihm gar nicht zu. Stattdessen bohrte sich sein Blick in meine Mitleidigen Augen. 
 „Sehun ist fort", flüsterte ich schließlich und obgleich ich sanft und behutsam geklungen hatte, starrte mich Lay an, als hätte ich ihm mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen. 
 „Was?" Er taumelte rücklings. 
 „Lay..."
 „Das ist nicht wahr." Er schüttelte den Kopf und starrte zu Boden. „Das kann nicht wahr sein." Plötzlich blickte er auf und sah mir eindringlich in die Augen, nur das ich wusste das er sich nicht mit der Oberfläche zufrieden gab. Er berührte meine Seele, suchte nach Anzeichen das ich log und...fand keine. Er schüttelte den Kopf. „Das würde er...das würde er nicht tun, er würde nicht einfach fort gehen ohne mir...was zu sagen, nicht...nicht ohne mich gehen." Er konnte nicht aufhören den Kopf zu schütteln und Minseok packte ihn unnachgiebig am Arm. 
 „Lay wir müssen weg von hier! Die Leute..."
 Der Magier hörte dem anderen gar nicht erst zu. „Er wird dort alleine nicht überleben. Kais Rabe von einer Mutter, hat doch nur auf diesen Moment gewartet, sie wird ihn töten lassen, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie...er ist nicht sicher und das weiß er! Er braucht mich!", rief Lay und ohne das er es ausgesprochen hatte, wusste ich das Lay, Sehun mindestens genau so sehr brauchte wie andersrum. „Er kann doch nicht..."
 Minseoks Stimme lies Lay abbrechen. „Du weißt das er das richtige getan hat", flüsterte er. „Alleine wird er dort draußen überleben, aber wenn du fliehst Lay und das hättest du getan, hätte Sehun dich darum gebeten, wärst du ein abtrünniger Magier. Und du weißt was für Konsequenzen das mit sich zieht." 
 Lay schüttelte den Kopf. „Das ist mir egal." 
 Minseok seufzte. „Und deshalb hat Sehun dir nichts verraten, weil er dich viel zu gerne hat." 
 „Dann wäre er nicht gegangen!", schrie Lay und Tränen fielen ihm auf die Wangen. Lay weinen zu sehen war wie Regenbogen die verblassten, Blumen die welkten und Hundebabys die verhungerten. Es war schlicht und ergreifend grausam. 
 „Lay...", begann ich, doch was sollte ich schon sagen? Es war meine Schuld das Sehun gegangen war. Meine Schuld das Lay jetzt weinte und meine Schuld das Sehun vielleicht ermordet würde...Oh Gott, wie konnte ich ihn nur gehen lassen?! Was um Himmels Willen hatte ich nur getan? 
 „Ich muss ihm hinterher, vielleicht ist es noch nicht zu spät, vielleicht ist er noch nicht weit gekommen..." Lay beachtete uns andere gar nicht mehr, sonder murmelte vor sich hin, während seine Augen Ruhelos über den Fußboden glitten. Im Kopf tüftelte er einen Plan aus, einen der ihn zu Sehun bringen würde. 
 „Du kannst nicht einfach gehen", zischte Minseok und Lay versuchte seine Hand um seinen Arm abzuschütteln. Vergeblich. 
 „Mir bleibt nichts anderes übrig, ich werde sicher nicht tatenlos dabei stehen, während mein bester Freund in seinen sicheren Tod rennt!" 
 „Du bist der einzige der hier in seinen sicheren Tod stolpert!", schrie Minseok auf und ich sah echte Gefühle in seinen Augen toben. Lay war ihm ein Freund geworden und zwar teuer genug um ihn nicht verlieren zu wollen.
 „Das ist mir egal!" 
 Minseok kochte förmlich vor Wut und ich sah Dampfschwaden aus seinen Poren entweichen. Gott wenn er hier plötzlich anfangen würde zu zaubern, würde das einen Skandal auslösen! 
 „Luhan, was ist hier los?" 
 Ich wandte mich der eindringlichen Stimme zu und musste mit Schrecken beobachteten, wie mehrere Gäste um uns herum, das Tanzen aufgehört hatten um uns neugierige Blicke zuzuwerfen. Es erweckte sogar Kais Aufmerksamkeit, der Minseok nun mit schmalen Augen beobachtete. 
 „Was macht der Zauberer hier?", zischte er angewiedert und wäre ich nicht so fokusiert auf Lay gewesen, ich hätte ihm die Leviten gelesen. Wie konnte gerade er ein schlechtes Wort an Minseok richten?! 
 Lay hatte Kai neben mir entdeckt noch bevor ich mir eine gute Lüge für Kais Frage hatte einfallen lassen können. Und plötzlich brannte Hass in seinen viel zu dunklen Augen auf. „Du", knurrte er und trat auf uns beide zu. 
 Kai hob eine Augenbraue an und betrachtete den Körper des ihm fremden Mannes mit verwirrter Miene. Lays Verkleidung war wie immer perfekt. „Kennen wir uns?" 
 „Oh ja", spottete der Magier. „Du bist der Protagonist meines Leidens", beschuldigte er ihn giftig und Kai sah mich fragend an. 
 „Was schwafelt der da?" 
 Ich schluckte trocken hinunter und machte einen Schritt auf Lay zu, der wild und wahnsinnig aussah. „Bitte hör auf", flüsterte ich. „Bitte beruhige dich, du...du machst mir angst", gestand ich, doch Lay beachtete mich gar nicht. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt Kai. 
 „Wenn du nicht wärst...würde es dich bloß nicht geben", murmelte der Magier und ich spürte das nervöse Vibrieren der Luft als Lay auch das letzte bisschen Kontrolle über sein Tun entglitt und er von einer Welle des abgrundtiefen Hasses davon gerissen wurde. „Dann wäre alles anders. Wieso...verschwindest du nicht einfach Prinz?!" Er sprach das letzte Wort wie einen Fluch aus und bevor ich etwas sagen, gar tun konnte, spürte ich eine geballte Kraft an Energie an mir vorbei saußen. Ihr höllischer Impakt streifte mich und versengte mir die Haut wie ein Feuerball. Ich hisste auf vor Schmerz, konnte mich jedoch nicht auf ihn konzentrieren, weil die Sorge um Kai mich schier blind machte. 
 „Kai!", rief ich und ich wusste nicht was ich hätte rufen wollen. 'Duck dich' oder 'Spring zur Seite!' vielleicht, aber es war ohnehin zu spät. Der Ball aus zerstörerischer Macht wurde auf Kai abgeschossen und als er kurz vor Kai war, blinzelte letzterer noch nicht einmal. Denn plötzlich blieb der Ball stehen und schoss mit doppelter Geschwindigkeit auf Lay zurück. Meine Augen wurden groß. Das musste der Reflectare sein... 
 Ich hörte ein Hissen und ein schmerzverzerrtes Gurgeln als ich mich umwandte und das schlimmste befürchtete. Der Ball aus Energie war zu Lay zurück gekehrt, doch Minseok hatte sich vor den anderen Magier gestellt und versuchte gerade das Ding unter Kontrolle zu kriegen, wobei er sich Hände und Brust versengte. Seine Augen wurden schmal und in der nächsten Sekunde gaben seine Hände nach, langsam und stetig, als würde er den Ball gezielt zurück drängen. Langsam tauchte der Ball in Minseok ein und verschwand in dessen Inneren. Gleichzeitig fiel Lay ohnmächtig zu Boden. (Ich hoffte zumindest das es sich um bloße Ohnmacht handelte).

 Gott sei Dank war das kleine Spektakel nicht an alle Gäste vorgedrungen, doch eine beträchtliche Anzahl hatte einen Kreis um uns gebildet und starrte uns mit schrecklich, schockierten Gesichtern an. Ich machte bereits den Mund auf, um irgendetwas zu sagen, da räusperte sich Minseok, streckte die Hände aus und lachte als hätte jemand einen besonders guten Scherz gemacht. In der allgemeinen Verwirrung, leuchteten dann Minseoks Augen auf und mit ihnen die Augen aller um uns herum stehenden Gäste, die den Blick nicht von uns lösen konnten. 

 „Meine Damen und Herren, ich hoffe sie hatten einen schönen Abend?" Keiner reagierte, also hob Minseok seinen Zeigefinger wie einen Dirigentenstock an und ließ ihn nach unten saußen. Mit ihm neigten sich auch die Köpfe der Gäste zu einem geisterhaften Nicken. „Schön. Dann würde es Ihnen doch sicher nichts ausmachen, das eben gesehene wieder zu vergessen, nicht wahr?" Erneut spielte Minseok den wichtigen Drirgenten, und erneut nickten die Zombie-ähnlichen Gäste und der Magier lachte erfreut. „Gut, dann wäre das ja geklärt." Minseoks Augen nahmen ihre gewöhnliche Farbe an und die Gäste tanzten weiter, als wäre nie etwas geschehen und so musste es sich für sie auch anfühlen. Ich hatte eine schreckliche Gänsehaut. 
 Mühsam hiefte Minseok den noch immer am Boden liegenenden Lay auf die Schulter und suchte mit den Augen nach dem schnellsten Ausgang. 
 „Was ist mit ihm?", wollte ich wissen als ich näher zu ihm getreten war und in Lays schlafendes Gesicht blicken konnte. Er war wieder der alte, seine Maskerade hatte sich beim Sturz aufgelöst. 
 „Er hat all seine Magie aufgebraucht bei seinem...Trick. Wird eine Weile nicht ansprechbar sein. Sonst nichts." 
 Ich nickte erleichtert. „Das ist gut." 
 „Ich verschwinde dann jetzt", begann Minseok doch ein 'Halt!' das von hinter mir kam, lies ihn inne halten. 
 „Dir ist klar, dass das Konsequenzen mit sich ziehen wird?", fragte Kai und als ich mich umdrehte um ihm ins Gesicht zu blicken, sah ich Wut in seinen Augen toben. 
 Minseok schluckte nervös, verneigte sich vor Kai, dann vor mir und schritt mit Lay auf seinem Rücken davon. 
 Ich wandte mich zu Kai um, um ihn zu bitten aus der Sache eben, keine große Nummer zu machen, doch Kai war schneller, griff nach meinem Arm und sah mir eindringlich tief in die Augen. 
 „Bist du in Ordnung?" Das Brennen in meiner Seite kam, wie aufs Stichwort zurück und ich zuckte zusammen, versuchte den Schmerz jedoch möglichst nicht auf meinem Gesicht widerspiegeln zu lassen. 
 „Mir geht's gut", log ich also und runzelte die Stirn, als Kai noch immer nicht von mir lassen wollte. „Kai lass mich los, ich hab doch gesagt dass...." 
 „Und ich habe dir gesagt das diese Wesen gefährlich sind!", knurrte er. „Einer von uns, gar einer der hier Anwesenden Gäste hätte dabei ernsthaft verletzt werden können. Verflucht jemand hätte sterben können!" 
 „Das würde Lay nicht tun er war nur...so verwirrt und...traurig." 
 Kai zischte spöttisch und kam meinem Gesicht näher um mir leise zuzuflüstern. „Wäre der Reflectare nicht gewesen, ich schwöre bei Gott, dein Freund von einem Magier hätte mich umgebracht." 
 Ich schluckte schwer hinunter und hasste die Tatsache das ich Kai nicht widersprechen konnte. Dieser Zauber, oder was auch immer das gerade eben gewesen ist, sah wirklich nicht ohne aus. Selbst Minseok, von dem ich ja nun wusste das er ein weitaus erfahrerener Zauberer war, als vorerst angenommen, hatte sichtliche Schwierigkeiten, Lays Ausbruch unter Kontrolle zu halten. 
 „Es wird nicht wieder vorkommen", flüsterte ich, plötzlich sehr eingeschüchtert von Kai der förmlich über mir prangte, als wäre er doppelt so groß wie ich. 
 „Dafür werde ich persönlich sorgen", versprach er und mein Herz machte einen Satz. 
 „Du wirst ihm nicht weh tun, nicht wahr?" 
 Kai sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. „Luhan, verdammt noch mal, Magier müssen bestimmte Regen befolgen und eine, die wichtigste nebenbei bemerkt, ist das Verbot ein Mitglied der Königlichen Familie zu attackieren! Wo kämen wir hin, wenn diese Dreckswesen sich nicht mehr an die Regeln halten und ungestraft davon kommen?!" 
 Seine Stimme klang so hart, wirklich untypisch für Kai, der normalerweise lachte und locker war, manchmal in sich gezogen, wenn traurig oder bedrückt, aber niemals beleidigend, gar zornig, außer wenn es um Magier ging. Sein persönlicher Wunder Punkt und obgleich mich die Beleidigungen und das Menschenverachtende Benehmen das er ihnen zeigte, abschreckte, so wusste ich das Kais Gründe tiefer lagen. Das dieses Verhalten zum Selbstschutz aufgerichtet wurde, weil er so unendlich viel schlechtes von Magiern zurückbekommen hatte. Er kannte nicht ihre guten Seiten, er wusste nicht was für wunderbare Menschen sie in Wahrheit waren. Er war zu geblendet von dem Hass und dem Schmerz. 
 „Lay verdient eine Ausnahme!", sagte ich mit Überzeugung und endlich schien mir Kai wieder so groß wie eh und je. Im übertragenen Sinne auf Augenhöhe mit mir. 
 „Ich werde keine machen, nur weil du dich danach fühlst.", knurrte er und wollte sich abwenden, doch ich trat ihm in den Weg. 
 „Vergiss nicht das dein Wort dem meinem in Stimmgewalt gleicht."
 Das lies den braunhaarigen inne halten. „Was?"
 Ich hob langsam meine linke Hand an, an der der prunkvolle goldenen Ring glitzerte. „Verheiratet vergessen? Ich bin in diesem Königreich nun genau so machtvoll wie du in meinem. Keine Einschränkungen mehr." 
 Kais Augenbrauen zogen sich wütend zusammen. „Schon praktisch so'ne Hochzeit, findest du nicht?", spuckte er aus und ein bitteres Lächeln fand seinen Weg auf mein Gesicht. 
 „Hätte ich auch nur im entferntesten die Wahl gehabt", flüsterte ich „dann glaub mir, ich hätte nicht ja gesagt, ich wäre lieber in der Gosse gelandet, als diese Lüge auch nur eine Sekunde länger mitzuspielen." 
 Das verletzte Kai, ich sah den Schmerz in seinen Augen aufleuchten und meine Kehle wurde eng. „Glaubst du mir macht das spaß?", hauchte er. „Glaubst du es hat mir gefallen, als man mir Kyungsoo weggenommen hat und sein Leben nach meinem Handeln beurteilen lies? Glaubst du ich wollte, das man das mit dir macht, dir diese Erinnerungen implantiert? Ich hasse diese ganze Sache und ich fühle mich schrecklich schuldig dir gegenüber, für alles was geschehen ist." Er schluckte schwer. „Deshalb habe ich dir geschworen, auf dich acht zu geben, dich zu beschützen. Doch das kann ich nicht wenn du dich nicht von diesen verfluchten Magiern fern hälst, Luhan!" 
 Ich blinzelte mehrmals gegen die Tränen an. „Du belügst dich doch selbst, du hast bei Kyungsoo versagt und fühlst dich dafür schuldig, nicht etwa für mich. Ich bin doch ein Fremder für dich und dir total egal." 
 Kai wirkte geschockt und etwas entsetzt. „Das habe ich nie gesagt! Du bist mir nicht gleichgültig und Kyungsoo", eine Welle des Leids brach über ihm ein. „Kyungsoo hat mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun. Ich hoffe nicht mehr das er seine Erinnerungen zurück erlangt, weil es alles nur so viel schlimmer machen würde für ihn. Es...es ist schrecklich aber es ist besser so für ihn. Deshalb musst du nicht glauben ich würde Kyungsoo noch hinterher schauen." Er hob meine linke Hand an und küsste den goldenen Ring an meinem Ringfinger. „Das und Du ist jetzt mein Schicksal, von nun an, mein Ein und Alles." 
 Ich zog meine Hand zurück. „Tu Lay nicht weh." 
 Er lachte humorlos. „Das alles lässt dich kalt, nicht wahr?"
 „Versprich es mir." 
 „Schön. Doch dafür wirst du mir versprechen, mich nicht mehr wie einen Schwerverbrecher anzusehen." 
 Ich schluckte schwer. „Gib mir Zeit", bat ich leise und Kai seufzte. 
 „Natürlich." 

Mit dem Ende dieses Gesprächs wäre der perfekte Zeitpunkt für ein Auseinandergehen gekommen, doch wer waren wir schon uns nach etwas Privatsphäre zu sehnen? Unsere Hochzeitsfeier ging weiter und so das ironische Theater das Kai und mich aneinander kettete. 
 Wir tanzten weiter, als wäre nichts geschehen, doch die Anspannung in unseren Körpern lies nicht nach, wir hielten dem Blick des anderen nicht stand und atmeten beide erleichtert aus, als wir erneut zum Abklatsch aufgefordert wurden. 
 Als Kerzen den Raum erleuchteten, waren meine Füße schwer, mein Kopf schwummrig und mein Verstand träge. Gefühlt hatte ich mit jedem Einzelnen Gast etwa zweimal getanzt und das einzig unterbrochen durch die kurzen Pausen, in denen mich Key zur Seite zog, mich aus meinen Kleidern schälte und mir befahl mich für eine Weile hinzusetzten (letzteres aus eigen-Initiative, sein besorgter Gesichtsausdruck lieferte mir dabei Begründung genug). Zudem zwang er mir etwas zu Essen auf und auch wenn ich im Moment keinen Appetit verspürte, so waren es wohl diese kleinen aufgedrängten Essensrationen und die wenigen Momente Ruhe die mich irgendwie durch den Abend brachten. Als das Orchester also zum letzten Mal verstummte, war der Großteil der Festlichkeit für mich erledigt. Mein derzeitiger Tanzpartner, ein breitschultriger Mann mit kleinen grünen Augen und Sommersprossen auf den runden Wangen, führte mich stolz ans Ende des Raumes, wo er mich bei Kai abließ und sich großspurig bei uns verbeugte. 
 „Pass auf, dein Gesicht bricht gleich entzwei wenn du deine Mundwinkel nicht entspannst", flüsterte Kai mir ins Ohr, während Kwanghee die Schar an Gästen zur Ruhe aufforderte. 
 „Kann nicht. Wenn ich jetzt aufhöre zu lächeln, dann bei Gott wird es nichts und nimand mehr schaffen das Lächeln zurück zu holen, glaub mir." 
 Kai lachte leise und heiß gegen mein Ohr. „Du klingst wie ein bockiges Kind." 
 „Wenigstens seh ich nicht aus wie eines", flüsterte ich fies zurück, mehr weil ich wollte das Kai sich beleidigt genugt fühlt um etwas Abstand zwischen uns zu bringen, sein verfluchter Atem an meinem Hals weckte Gefühle denen ich am liebsten Mal ordentlich die Meinung geigen würde. 
 Doch Kai nahm es locker, setzte ein schiefes Grinsen auf und sah dabei unverschämt gut aus. „Achtung dein Teufelschweif wird sichtbar und oh, sind das Hörner in deinem Haar?" 
 Ich verengte die Augen und musterte Kai genauer, irgendwie erschien mir seine Art etwas zu ausgelassen für unsere angespannte Situation. Meine Augen weiteten sich bei der einschlagenden Erkentniss. „Du Mistkerl hast was getrunken nicht wahr?" 
 „Ist das verboten? Es ist immerhin meine Hochzeitsfeier." 
 Ich kräuselte die Lippen empört. „Wann zum Teufel hattest du die Zeit dazu? Und wo hast du das Zeug gelassen?"
 „Beim Umziehen", antwortete er brav und sprach für beide Fragen. 
 Meine Schultern sackten hinunter. „Warum gibt Key dir Alkohol und mir Hünchen?" 
 Kais Augen wurden groß. „Du hast Hünchen bekommen?" 
 Ich konnte nicht anders als aufzulachen. „Ist das dein Ernst?" 
 „Was ich..."
 Ein lautes Räuspern lies uns zusammenfahren und wir wandten uns zur Seite, von wo uns unsere Gäste, unsere Eltern und Kwanghee aufmerksam anstarrten. Letzterer weniger aufmerksam als zu tiefst genervt. Ich schluckte schwer, plasterte ein schüchternes Lächeln auf die Lippen und rückte noch näher zu Kai heran. 
 „Meine Damen und Herren", begann Kwanghee plözlich ohne uns noch eines Blickes zu würdigen. „Königliche Hoheiten", er verneigte sich tief bei unseren Eltern und wandte sich dann leicht widerwillig auch uns zu um uns mit der selben Manier seinen (falschen) Respekt zu zollen. „Es ist Zeit für die Hochzeitstorte", kündigte er stolz an und im selben Moment schwangen die Flügeltüren des Ballsaals auf und die zwei Chefköche, die ich als das streitende Paar Sunggyu und Woohyun wieder erkannte, schoben einen kleinen Wagen, auf dem eine riseige, mehrstöckige Torte stand, hinein. Das Monstrum verschlug uns allen kurzweilig die Sprache und selbst als Kwanghee Kai und mich ungeduldig heranwinkte musste ich erst schwer schlucken, bevor ich wagte mich dem Turm aus Kuchen, eingehüllt in weißem Zuckerguss und Sahne, zu nähern. 
 Er drückte Kai ein langes Messer in die Hand und flüsterte uns gleichzeitig ein paar aufmunternde Worte in Form von: „Schneidet euch ja nichts ab, sonst ruiniert ihr noch die Torte!", zu. 
 „Gleich schneide ich ihm was ab", murmelte Kai so leise das nur ich ihn verstehen konnte und es entlockte mir ein echtes Grinsen. 
 Kwanghee wandte sich wieder den Gästen zu und posaunte irgendetwas von echter Liebe und ewigem Glück. 
 „Na dann", sagte Kai währenddessen und wartete darauf das ich meine Hand auf die seine legte, damit wir das erste Stück gemeinsam abschneiden konnten. Nach kurzem zögern tat ich wie geheisen, wir schnitten die Torte unter Jubel an, legten das erste Stück auf ein kleines Porzellantellerchen und wussten nicht so recht was wir nun tun sollten, ehe Kwanghee uns jeweils eine Gabel in die Hand drückte. 
 Seufzend tauchte ich meine Gabel vor den Augen aller Leuten in die Süßigkeit, brach ein Stück ab und führte es zu Kais Lippen. Dieser beäugte mich nur erstaunt. „Na los", formte ich laulos mit den Lippen, Kai sah zur Menge - veharrte dort kurz- doch bevor ich seinem Blick folgen konnte, schloss sein Mund sich um das Metall meiner Gabel und zog das Kuchenstück in seinen Mund. 
 „Und?", fragte ich laut genug, so dass man mich gut im Saal verstehen konnte. 
 „Süß", antwortete Kai lächelnd, nachdem er geschluckt hatte. Anschließend tauchte seine Gabel in das andere Ende des Stückchens Kuchen ein. Brav öffnete ich den Mund und lief peinlich berührt, rot an, als sich Kai das Stück einfach selbst in den Mund schob. Gelächter wurde laut, was meine Wangen nur noch rötlicher werden ließ. Ich sandte ihm Blitze durch die Augen zu. Doch Kai ließ sich von mir gar nicht stören, sondern tat etwas, was ich nicht erwartet hätte, die Menge jedoch zum Jubeln brachte. Er lehnte sich vor, presste seine Lippen auf meine und verschmierte dabei etwas Zuckerguss auf meinen Lippen. Als sein Kopf sich wieder entfernte, schnappte ich nach Luft und hoffte sehr ich sah nicht all zu erschrocken aus. Mit der Zunge entfernte ich den verschmierten Zuckerguss von meinen Lippen. 
 „Und?", ahmte Kai meinen Tonfall nach, nachdem ich fertig war. Ein nicht wirklich echtes, aber auch nicht Abgrundtief falsches Lächeln auf den Lippen. 
 „Süß", bestätigte ich und die Menge begann zu klatschen. 
 
 Anschließend wurde der Kuchen verteilt, ein paar Kerzen gelöscht und eine dimmrige Atmosphäre geschaffen, ich war bereit dazu mich jede Sekunde geschafft aufs Ohr zu hauen, als die leise Orchestermusik von einem schroffen Schrei des Entsetzens unterbrochen wurde. 
 „Was?!", rief jemand und plötzlich wach, reckte ich den Kopf in die Höhe um zu sehen, wer es war. Die Stimme klang erschreckend vertraut. 
 „Das ist nicht der richtige Ort um...."
 „Ich habe dich was gefragt", unterbrach die panische Stimme und sprach klar und deutlich. „Was. Hast. Du. Getan?" 
 Wie von einer Wespe gestochen, fuhr ich von meinem behgalichen Stuhl, neben Kai auf und eilte so schnell ich konnte ins Zentrum des Tumults. Meine Befürchtung wurde bestätigt, als ich Chanyeol mit großen Augen vor einer kleiner Frau stehen sah. Ich erkannte die Frau mittleren Alters, mit den braunen Haaren und selben weichen Augen, wie Chanyeol sie hatte, sofort als dessen Mutter. 
 „Chanyeol!", rief ich, versuchte meine Stimme jedoch möglichst gesenkt zu halten, noch hatte er nur einen kleinen Teil der Gäste auf sich aufmerksam gemacht. 
 Doch mein Kindheitsfreund ignorierte mich völlig, stattdessen bohrte er mit seinen Augen Löcher in das Gesicht seiner Mutter. „Sag mir dass das nicht wahr ist Mutter!" Sie blieb stumm, sah nur gehetzt zwischen den Leuten und mir hin und her. „Mutter!", rief Chanyeol eindringlich und ich zuckte zusammen. Dieser Tonfall klang als hätte man meinem Freund ein Beil ins Herz gejagt, Verzweiflung und Trauer waren mehr als deutlich heraus zu hören. 
 „Chanyeol, du bringst Schande über unser Haus, du..." 
 „Das ist mir gleich, ich..." Ich packte Chanyeol am Arm und riss ihn zu mir herum, bevor er noch etwas sagen konnte, was er später gewiss bereuen würde. 
 „Park Chanyeol, was ist hier passiert?" Der Riese blickte zu mir hinab und seine Augen schwammen in Wasser. Es versetzte mir einen Stich, mein Griff wurde schwächer. 
 „Sie...Sie hat befohlen ihn fort zu schicken", flüsterte Chanyeol als könne er es selbst noch nicht glauben. „Während ich hier bin, hat sie befohlen das....das Baekhyun, er..." Seine Stimme brach. „Sie hat ihn verbannt." 
 Ich starrte Chanyeol lange Zeit an, das Gesicht des braunhaarigen, jüngeren Dieners erschien vor meinem inneren Auge und meine Brust zog sich zusammen. 
 Plötzlich legte Chanyeol seine großen Hände auf meine Schultern und gerne wäre ich von ihm fort gewichen. Ich ahnte was nun kommen würde und ich wollte die Worte nicht hören. 
 „Luhan, bitte, ich flehe dich an, bitte tu etwas. Befehl ihr ihn zurück zu holen, er...er kann doch nicht bei den Sklaven landen. Er gehört zu mir." 
 Ich sah zu Chanyeols Mutter hinüber, die Kreideweiß geworden war, ihre Unterlippe bebte und die Hände die sie zu Fäusten geballt hatte, zitterten neben ihrem schmalen Körper. Chanyeol sah nicht viel anders aus. „Ich...", begann ich doch die Worte blieben mir in der Kehle stecken. Ich hatte Chanyeol, meinem besten Freund, versprochen ihm zu helfen, ich hatte ihm mein Wort gegeben, ihn zu beschützen. Die beiden. Doch der Gedanke an Baekhyun, der Chanyeols Diener war, drehte mir den Magen um. Wie aufs Stichwort, trat Kai neben mich und blickte mich eindringlich an. Ich konnte die Nachricht aus seinem Blick deutlich heraus lesen: Worauf wartest du denn? Hilf ihm! So gut kannte ich ihn schon, das ein einziger Blick genügte das...etwas explodierte in meinem Kopf. Nein, das war nicht richtig, nicht ich kannte Kai. Sondern Kyungsoo. Kyungsoo nicht ich. Immerzu nur Kyungsoo. Kyungsoo der mein Diener war. Mein Diener der Kai verführt hatte. 
 Ich stolperte ein paar Schritte zurück und Chanyeols Hände glitten zu seinen Seiten zurück. Erstaunen und Entsetzten rangen in Chanyeol um die Oberhand in seiner chaotischen Gefühlswelt. 
 „Luhan", zischte Kai, der einfach nicht verstehen konnte, was mich daran hinderte Chanyeol zu unterstützen. Aber das war kein wunder, waren Kai und Chanyeol nicht irgendwie im selben Boot? 
 Frustriert wandte der dunkalhaarige sich ab und wollte gerade Chanyeols Mutter ansprechen, als meine Stimme durch den Saal schnitt wie ein Fleischmesser durch weiche Butter. „Nein." Ein einziges Wort genügte um Chanyeol jegliche Hoffnung zu rauben und Kai von seinem Vorhaben abzubringen. 
 Ich schloss die Augen, als Chanyeol aus dem Saal stürmte und ich schloss die Augen als seine Mutter mir einen erleichterten Blick zu warf. Ich öffnete sie erst wieder als Kai vor mich trat. 
 „Er ist dein Freund", zischte er leise. 
 „Deshalb versuche ich ihn zu beschützen." 
 Kai schluckte schwer. Darauf konnte er nichts erwidern, ihm selbst war wohl am ehesten klar, das eine solche Beziehung wie die von Chanyeol und Baekhyun niemals aufgehen würde. Seufzend lies er die Schultern sinken, legte einen Arm um meine Taille und führte meinen steifen Körper fort. 
 Meine Worte hatten heldenhafter geklungen als es meine wahren Absichten, gerechtfertigt hätten. Es ging mir leider in erster Linie nicht darum meinen Freund vor einem Unheil zu schützen, sondern meine niederträchtige Wut auf Kai und Kyungsoo zu stillen. Niemals wieder würde ich gestattet das ein Diener und ein Anhänger des Adeltums die Grenze der Etikette überschritten. 
Und das machte mich zu einem schrecklichen Freund und einem widerlichen Menschen. 
 
 Das Gefühl betäubt zu sein, das ich verspürte seit Chanyeol den Ballsaal ins Ungewisse verlassen hatte, nagte auch noch an mir, als meine Eltern und Kais Mutter auf uns beide zu kamen. 
 „Wir sind stolz auf euch", verkündete mein Vater und schloss mich in seine Arme, während Kai das gleiche Schicksal von meiner Mutter erlitt, ehe getauscht und wiederholt wurde. 
 „Das habt ihr großartig gemacht, ich bin so erleichtert das alles gut geendet ist", strahlte Kais Mutter und küsste ihren Sohn auf die Stirn bevor sie ihn umschlang. „Ich liebe dich mein Kind." 
 Er tätschelte ihr liebevoll den Rücken, bevor sie sich löste und auch mich an lächelte. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals als sie mir die Stirn küsste und schlanke Arme um mich hüllte. Diese liebe Frau, sollte die selbe sein die das Leben eines Magiers für einen Zauber geopfert hatte, die Sehun sein Leben lang verachtet und schickaniert hatte und die, sobald sie von dem Verschiwinden des anderen Wind bekommen würde, eine Garde Soldaten nach ihm schicken würde. Mir wurde kalt. 
 „Wo ist Vater?", fragte Kai verwirrt und über das hübsche Gesicht seiner Mutter huschte ein Schatten. 
 „Ein wichtiger Termin, keine Sorge. Er richtet euch euren Segen und Grüße aus und lässt sich entschuldigen. Er wird euch morgen, vor eurer Abreise noch einmal sehen." Meine Mutter stieß der Königin sanft ihren Ellenbogen in die Seite, so dass diese erbleichte. „Auf jeden Fall", sprach sie schnell weiter „solltet ihr nun langsam in euer Gemach gehen, es ist schon spät." 
 Verwirrt neigten wir den Kopf, die Andeutung einer Verbeugung, ehe wir gemeinsam zu den Türen schritten. Die Erlaubnis die Festlichkeit zu verlassen mussten wir uns gewiss nicht zwei Mal abholen. 
 An den Türen wartete bereits Key, locker mit verschränkten Armen an die Wand gelehnt. „Überstanden", sprach er unsere Gedanken aus und bedeutete uns ihm zu folgen. 
 Er führte uns durch die Flure zu einer anderen Türe, die weder zu Kais noch zu meinem Zimmer gehörte. „Na dann, gute Nacht euch." 
 Bevor er gehen konnte, umarmte ich den Designer schnell und Kai folgte meinem Impuls. „Danke", lächelte ich müde und wortlos scheuchte der junge Designer uns nach Innen. 
 Hinter den Türen entließen wir beide simultan ein langes Seufzen. Unser neues Gemach war riesig, besaß praktischerweise zwei Bäder, zwei Schränke, zwei Arbeitstische, leider jedoch, nur ein einziges Bett. Ein sehr großes musste jedoch gesagt werden. 
 Um der unangenehmen Stille zu entkommen, floh ich in das Bad auf der rechten Seite des Raumes, wo ich meinen Anzug entfernte und durch den Pyjama, den ich in einem Schrank gefunden hatte, austauschte. Nachdem ich mein Gesicht gewaschen und meine Zähne geputzt hatte, zögerte ich die Minuten noch etwas hinaus, ehe ich das Bad verließ und auf Kai antraf, der das Gegenstück zu meinem Nachtgewand trug und hilflos vor sich her starrte. Er hatte sich noch nicht einmal hin gesetzt.
 Kai entließ einen langen Atemzug. „Hochzeitsnacht also?" 
 Ich warf ihm einen kalten Blick zu. „Du schläfst auf dem Boden." 
 „Das war zu erwarten", er seufzte und schnappte sich eines der mit Rosenblätter übersehenen Kissen des wahnsinnig riesigen Doppelbettes. „Werde ich jetzt den Rest meines Lebens auf dem Boden schlafen müssen?"
 Ich sah ihn mit einem Blick an der deutlich aussagte, das er sich dankbar zeigen sollte, das ich zuvor nicht noch Nadeln auf dem Fußboden verstreut hatte. 
 „Ganz ruhig Eiskönigin, ich hab schon verstanden." Er wollte eine Decke vom Bett, ziehen, musste jedoch mit Schrecken fesstellen das nur eine einzige vorhanden war, ich hob eine Augenbraue an. Kai ließ von dem Stoff ab, warf das Kissen zu Boden und lies sich mürrisch ebenfalls zu Boden gleiten. „So romantisch hatte ich es schon lange nicht mehr", murmelte er sarkastisch und ein Nerv begann auf meiner Stirn zu pulsieren. 
 „Ach, soll ich etwa Kyungsoo rufen?" 
 „Wirst du wohl-...", brach es aus Kai aus, doch schließlich seufzte er nur und drehte sich zur Seite. Wo er sich einrollte wie ein Igel. „Gute Nacht." 
 Wortlos löschte ich die Kerze neben dem unvertrauten Doppelbett und mit einem Stich im Herzen erinnerte ich mich daran das ich nur eine Nacht zuvor, nicht einsam und verlassen in meinem Bett gelegen war. Die Erinnerung brachte gleichzeitig Schuldgefühle mit sich, weil ich Kai eine Affäre mit Kyungsoo übel nahm, während ich selbst mich in Sehun verliebt hatte. Wir waren wohl oder übel, quitt. So absurd das auch klingen musste. 
 „Gib mir nur ein bisschen mehr Zeit", flüsterte ich bittend in die Stille hinein, nicht einmal sicher ob Kai nicht schon schlief. 
 „Alle Zeit der Welt", flüsterte Kai zurück ohne sich umzudrehen. „Es tut mir wirklich Leid Luhan." 
 Ich schluckte ein Schluchzen hinunter. „Mir auch. Gute Nacht." 

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