Just The Way You Are

By katherine_fields

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Grace Morris ist 16 Jahre alt und lebt in einer Kleinstadt an der Westküste der USA. Sie ist schüchtern, hält... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Ein Jahr später...

Kapitel 22

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By katherine_fields

Mein Brustkorb senkte und hob sich schnell. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und drehte mich blitzschnell um. Plötzlich war ich Amber ganz nah, sie stand direkt vor mir. „Ich hab das Gefühl, dass du mehr weißt, wie du zugibst, Amber Sullivan! Rück raus damit! Was ist das hier für ein krankes Spiel?!"

Amber erfror wie zu Eis. Es war, als hätte jemand ihren Mund zugeschnürt. Als würde ihr die Luft zum Atem fehlen oder als wäre ihr Stimmband gerissen. So, als wäre sie wortwörtlich zu einer Statue geworden. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, dass ich sie gehabt hätte. Ich hatte mir ernsthaft eingebildet, dass sie mir jetzt endlich sagte, was los ist, warum sie sich so sehr für das tote Mädchen interessierte, mich die ganze Zeit anstarrte und wieso sie sich morgens heimlich mit Damian am Strand getroffen hat, doch Fehlanzeige. In der einen Sekunde auf die andere schien es, als würde sie wieder in ihre Verkleidung der Gleichgültig zurückkehren. Sie straffte ihre Schultern und reckte ihr Kinn. „Du spielst mit dem Feuer, Grace."

Ich sah sie verbissen an. Was sollte das jetzt schon wieder heißen? Ich dachte, dass ich Amber überrumpelt hätte, sie zum Stottern bringen würde oder sie verzweifelt nach einer Erklärung suchen würde, doch nichts! Stattdessen hatte sie mir ihre nächsten Worte ins Gesicht geschmettert, bei denen man keinen blassen Schimmer hatte, was sie bedeuteten.

Plötzlich wurde es in meinem Inneren ganz schwer und ich presste meine Lippen zusammen. Ich starrte in ihre bernsteinfarbenen Augen, die wie ein loderndes Feuer aussahen. Alleine ihre Augen schüchterten mich ein. Ich schluckte den dicken Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hat, herunter und flüsterte: „Ich drehe durch."

„Hey, schau mich an!", sagte Amber mit strenger Stimme. Sie sah mir fest in die Augen und legte ihre Hände auf meine Schultern, worauf ich zusammenzuckte. „Du darfst jetzt nicht aufgeben."

„Warum nicht, Amber?", fragte ich müde und erschöpft. „Was versuchst du mir zu sagen?"

Sie verzog ihr Gesicht und ließ mich los. „Es - es ist - "

„ - Scheiße, was geht denn hier ab?"

Wir fuhren herum. Kimberly Stone stand mit verschränkten Armen vor uns.

„Heult ihr gleich los oder was?", fragte Kimberly spöttisch und lachte darauf verachtend.

„Verpiss dich, Kim!", zischte Amber und als sie sich ihren Zopf aufmachte und sich durch das Haar fuhr, war sie wieder die alte Amber Sullivan. „Du musst auch überall deine Nase reinstecken!"

Th, sagte die Richtige!

„Und du musst dich als Boss dieser Gruppe aufspielen!", fauchte Kimberly wie eine Raubkatze.

Amber legte ihren Kopf schief und sah ihre Stiefschwester amüsiert an. „Eifersüchtig?", fragte sie mit zuckersüßer Stimme und man konnte hören, wie sie sich das Wort auf der Zunge zergehen ließ. „Du gibt's doch einen Scheiß darauf, ob man das tote Mädchen identifizieren kann oder dass man ihren Mörder findet! Dir geht es nur darum im Mittelpunkt zu stehen!"

„Und jetzt?", rollte Kimberly ihre Augen.

Amber lief einen Schritt auf sie zu. „Sei froh, dass ich dich nicht aus der Gruppe rauskicke. Ich hab kein Bock auf dein Geschrei und dass du zu deinem Daddy rennst und petzt, dass ich dich ausschließe."

Ich fühlte mich geehrt, dass ich einmal miterleben durfte, wie die einzige Person der Welt namens Amber Sullivan, Kimberly Stone zum Schweigen bringt konnte. Jeder in der Young wusste, dass nur Amber das konnte.

„Also, geh'n wir jetzt zurück, oder was?" Amber drängte sich an Kimberly vorbei, sodass sie ihre Stiefschwester an der Schulter rempelte.

„Bitch!" Kimberly sah ihr verärgert nach und als ich gerade auch an ihr vorbeilaufen wollte, um wieder ins Wohnzimmer zu kommen, hielt Kimberly mich auf. „Na na, Süße." Sie musterte mich. „Keine Ahnung, was A an dir findet, aber ich werd's schon noch herausfinden."

Den Grund kannte ja nicht einmal ich. Du wirst nicht weiter als ich kommen. Schweigend lief ich an ihr vorbei und setzte mich wieder auf die Couch zwischen Joe und Sam.

„Alles okay?", fragte Joe.

Ich nickte stumm und wich seinem Blick aus.

„Zuerst müssen wir die DNA Ergebnisse abwarten", fuhr Amber fort. „Und dann - "

„ - Ähm, also eigentlich ist das Ergebnis schon da", unterbrach ich sie zögernd und ich spürte wie alle mich überrascht ansahen, besonders meine ehemalige beste Freundin Summer. „Die DNA meiner Eltern stimmt nicht mit der des Mädchens überein."

Amber starrte mich entgeistert an. Ihr verstörter Blick ließ mich unwohl fühlen. Warum reagierte sie so?

„Amber, alles okay?", fragte Damian.

Sie starrte ihn sprachlos an und stand dann plötzlich ruckartig auf. „Wir - wir teilen uns jetzt auf." Sie wischte sich Schweiß von der Stirn und atmete tief aus. „Grace, Summer und Cohen kommen mit mir. Kim, Damian, Jade, Sam, Serena und Joe, ihr sucht noch mal den Hafen ab. Wir gehen zur Polizeistation."

Kimberly stand stöhnend auf und die anderen folgten ihr. Serena und Joe warfen mir beim Vorbeigehen einen vielsagenden Blick zu und die zwei taten mir schon jetzt wegen Kimberly's Launen leid.

Als wir ein paar Minuten später rausgingen, heftete ich mich an Amber's Fersen und flüsterte: „Warum hast du so komisch reagiert?"

„Ich will nur das Ergebnis überprüfen", meinte sie über ihre Schulter.

„Was meinst du?"

„Deine Eltern können dir schließlich alles sagen."

Verdutzt sah ich sie an. „Was hätten sie davon?"

Amber schwieg und wir liefen aus dem Vorgarten des Anwesens.

„Mir haben das nicht meine Eltern gesagt, sondern ich habe es über den Sheriff höchstpersönlich erfahren."

Amber stoppte prompt und ich wäre beinahe in sie hineingelaufen. „Was? Er hat es dir persönlich am Telefon gesagt?"

Ich nickte. „Ja, also brauchst du es nicht nachprüfen oder was auch immer du meinst."

Amber drehte sich wieder blitzschnell um lief weiter. Sie beschleunigte ihre Schritte und Summer, Cohen und ich hatten Mühe Schritt zu halten. Was wollten wir eigentlich machen? Das alles war so verwirrend und ich hatte bald keinen Plan mehr, was unsere Mission war. Ich hatte schon jetzt ein mulmiges Gefühl bei der Sache und wusste, dass das schief gehen würde.

~~~~~~~~~~

Als wir uns dem CPD, dem Cliffstone Police Department, näherten, zerrte Amber uns hinter einen Busch.

„Ist das dein Ernst, Amber?", beschwerte sich Cohen.

„Muss das wirklich sein?", quengelte Summer, deren weißes T-Shirt grüne Grasflecken bekam - geschah ihr recht.

„Seid leise!", zischte Amber und sie fokussierte den Eingang des Gebäudes.

„Warum verstecken wir uns vor der Polizei?", fragte ich irritiert. „Wir wollen schließlich helfen und sind nicht die Mörder."

Amber stöhnte und sah über ihre Schulter zu mir. „Denkst du wirklich, dass die sauber arbeiten?"

„Natürlich", zuckte ich mit den Schulter. „Das ist schließlich die Polizei."

Sie verdrehte ihre Augen. „Du glaubst also, dass die Typen wirklich der Freund und der Helfer für den Bürger sind? - Vergiss es!"

Warum steckte so viel Misstrauen in ihr? Ich würde Amber nie verstehen können. Sie war ein Geheimnis in sich, zu dem es keinen passenden Schlüssel gab.

So knieten wir vier ein paar Minuten im Gras hinter den Büschen und ich konnte dabei Summer's stechende Blicke in meinem Rücken sehen. Amber und Cohen waren vorne an den Busch gerückt und spionierten die Polizisten aus, Summer und ich waren hinter ihnen. Ich traute mich nicht, Summer einen giftigen Blick zuzuwerfen. Bei ihr zu sein, war komisch und brachte dieses drückende Gefühl in meinem Herz hervor. Nie würde ich vergessen, wie sie damals eiskalt unsere Freundschaft gekündigt hatte, nur weil sie zu Kimberly's bescheuerten Clique gehören wollte. Das würde ich ihr nie verzeihen. Wir waren beste Freundinnen gewesen. Heute erkannte ich Summer nicht wieder. Sie hatte sich in eine Tussi mit einer Tonne Make-up verwandelt. Auch innerlich war sie ein völlig anderer Mensch. Die ehemalige Person, die den besten Humor hatte, die mich einfach immer zum Lachen bringen konnte und immer für mich da gewesen war, war seit der High School gestorben.

„Seht euch das an!"

Wir folgten Cohen's Blick und bemerkten ein Auto vom FBI.

„Nelson ist FBI Agent", erwiderte Amber. „Er wurde vom FBI hierhin befördert. Warum kommen jetzt noch mehr vom FBI?"

„Entweder haben sie eine heiße Spur und brauchen Verstärkung oder sie habe keine Hinweise mehr und mehr Agents sollen ermitteln", zählte Cohen zwei mögliche Optionen auf.

„Wenn wir doch nur irgendwie an die Akten kommen könnten", murmelte Amber und beobachtete das Gebäude. „Das Büro vom Sheriff liegt an der Seite im zweiten Fenster."

Ich ahnte schlimmes. Sie wollte doch nicht etwa -

Noch bevor ich meinen Gedanken zu Ende denken konnte, sagte Amber zu mir gewandt: „Komm, Grace. Wir schleichen uns ans Gebäude."

„Was?!" Geschockt starrte ich sie an. „Amber, du kannst da nicht einfach so einbrechen! Das ist lebensmüde! Wir würden heftige Probleme bekommen, wenn wir erwischt werden!", belehrte ich sie eines besseren Weges. „Es gibt sicher andere Wege, um herauszufinden, wie weit Norris und Nelson sind."

„Ach ja, und welche?" Sie funkelte mich an.

„Ich - " Gescheitert stockte ich.

„Siehst du."

„Ich komme aber trotzdem nicht mit", sagte ich mit fest entschlossener Stimme. „Warum können nicht Cohen oder Summer mit dir gehen?"

„Du bist am unauffälligsten."

Th, danke! „Und du mit deinen roten Haaren nicht?"

Als Antwort zog sie sich die Kapuze ihres Hoodies über den Kopf.

„Toll und ich kann mich nicht tarnen."

„Heul nicht und nehm meinen Hoodie", sagte Cohen und zog sich seinen Pullover aus, unter dem er ein schwarzes oversized T-Shirt trug.

Der Kerl sollte mal ganz leise an! Er zeigte keinen Mut und ging mit Amber. Seine Ausrede war, dass er zu groß war und aufpassen musste, falls der Alarm losging oder uns jemand sah. Anstatt aber etwas zu sagen, nahm ich wortlos den Hoodie entgegen. Ich hätte mich dafür ohrfeigen können, dass ich schon wieder schwieg und das machte, was die anderen sagten. Ich zog mir den Hoodie über mein Shirt und krempelte mir die Ärmel hoch. Cohen war wirklich groß und der Pullover reichte mir bis über die Knie und wirkte eher wie ein Kleid an mir.

„Hast du's endlich?", fragte Amber genervt.

Ich nickte stumm und dann bewegten sich meine Beine wie von alleine und ich folgte Amber. Verrammt Grace, tust du das gerade wirklich? Wir nahmen Deckung hinter einem Baum, dessen Stamm breit genug war, sodass wir beide uns dahinter verstecken konnten. Unsere Schultern berührten sich und ich flüsterte zu mir selbst: „Scheiße, warum mache ich das?"

„Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd", schmunzelte Amber und sah mich verachtend an.

Sie hatte gut reden. Amber hatte ja anscheinend vor nichts Angst. Konnte sie mir von ihrer Furchtlosigkeit nichts abgeben? Die konnte ich gerade nämlich ziemlich gut gebrauchen. Vertrauen in mich hatte ich kaum. Wie sollte ich mir also zutrauen in das CPD einzubrechen? - Oh Gott, wie sich das anhörte. Einbrechen... Taten wir das wirklich? Was würden Mom und Dad nur von mir denken? Sie würden sich schämen. Jetzt konnte ich aber nicht mehr umkehren. Es gab kein zurück. Wir waren schon zu nah am Gebäude, um jetzt kehrt zu machen.

„Auf drei rennen wir in die Büsche", flüsterte Amber.

„Ist das dein Ernst?" Scheiße, das würde doch so schief gehen!

Amber zeigte mit einem Nicken in die Richtung eines rundlichen Cops. „Der packt gerade sein Sandwich aus und wird dadurch für einen kurzen Moment unachtsam sein. Entweder jetzt oder nie. Eins, zwei - drei!"

Mein Herz begann zu rasen und ich heftete mich an Amber, die über den gepflegten Rasen zu den Büschen an der Seite des Gebäudes hetzte. Ich schnappte nach Luft.

„Duck dich!", zischte Amber warnend und ich tat, was sie sagte. „Wir müssen zu der Wand vom Gebäude kriechen."

„Du willst, dass wir am Boden robben?", wisperte ich irritiert.

Amber nickte, legte ihren gesamten Körper zu Boden und kroch dann über die Wiese zwischen den Büschen hindurch. Na toll. Ich sah mich noch einmal nervös um, aber ich konnte keine Menschenseele ausfindig machen. Ich kroch Amber am Boden hinterher und kam mir dabei so bescheuert vor. Es war, als wären Amber und ich die Schauspieler in einer Verarsche bei einer billigen Fernsehsendung mit dem Titel „10 Arten einzubrechen und geschnappt zu werden".

Die Stieftochter des Bürgermeisters griff nach dem Fensterbrett, dessen Fenster in Mr Norris Büro führen musste. Ich tat es ihr gleich und wir lugten vorsichtig über den Rand ins Zimmer hinein. Ich wagte es kaum zu atmen und Schweiß perlte an meiner Stirn. Ich hatte schreckliche Angst.

„Los, komm. Ich denke, die Luft ist rein", sagte Amber, stemmte sich auf das Fensterbrett und schwang sich wie eine Katze ins Innere.

Mein Puls stieg an. Ich würde jetzt wirklich einbrechen. Wenn mir das jemand vor ein paar Monaten, als hier in Cliffstone noch keine Leiche gefunden würde, erzählt hätte, hätte ich mir gegen die Stirn getippt. Nervös sah ich mich um und mein Blutdruck stieg, als ich mich ebenfalls mit meinen Händen auf das Fenstersims abstützte und meinen Körper so nach oben beförderte. Dabei kletterte ich weniger elegant als meine Komplizin durch's Fenster.

„Hast du's endlich?", zischte Amber ungeduldig.

„Stress mich nicht!", fauchte ich gereizt. „Ich bin gerade mit dir in eine verdammte Polizeistelle eingebrochen! Haben die hier keine Überwachungskameras?"

„Cliffstone doch nicht. Hier passiert nie etwas schlimmes - na ja, das war so. Bis jetzt hat man nie Überwachungssysteme gebraucht und die Gemeinde kann nicht so schnell sein, um die finanziellen Mittel für Überwachungskameras aufbringen."

Das beruhigte mich etwas, aber sie konnte nicht runterspielen, dass wir gerade in das CPD eingebrochen waren und dazu gleich auch noch unerlaubt in Akten herumschnüffelten.

Amber lief zu dem Schreibtisch und ich sah mich ängstlich um. Es könnte jederzeit jemand in das Büro platzen und dann war's das mit uns beiden! „Die Tochter der Ehefrau des Bürgermeisters und die Tochter der Morris Ärzte sind in ins Büro des Sheriffs von Cliffstone eingebrochen" sah ich schon die erste Schlagzeile der Cliff News vor mir. Ein eiskalter Schauer lief mir bei diesem Gedanken den Rücken hinab.

„Wir haben Glück, Grace." Sie winkte mich zu sich zu dem Schreibtisch. „Norris scheint ganz schön vergesslich zu sein", grinste sie triumphierend und öffnete eine Schublade, wo eigentlich ein Schloss davor war. Amber wühlte konzentriert in ihr herum, bis sie eine Mappe hervorzog, wo der Fall des Mädchens draufstand. „Da bist du ja", murmelte Amber und klappte die Mappe gierig auf.

Ich warf ihr einen irritierten Blick zu. Jetzt sprach sie also schon mit Mappen? Mich interessierte es brennend, warum Amber sich so sehr für den Fall einsetzte. Ich bekam aber immer mehr das Gefühl, dass Amber wahrscheinlich einfach nur für Gerechtigkeit einstand. Das hatte ich schon bemerkt, als ich zusammen mit ihr an unserem Projekt über John F. Kennedy gearbeitet hatte. Vielleicht sah sie den Staat auch einfach nur als Verräter an und sie wollte sich als erste Person aufspielen, die die schmutzigen Geheimnisse der Polizei und des FBIs aufdeckte. Wer wusste schon was in ihrem hübschen Köpfchen vor sich ging. Viele unterschätzten Amber, doch sie war ziemlich clever, intelligent und hinterfragte so ziemlich alles.

„Hol dein Handy heraus", befahl Amber.

„Dann befindet sich aber Beweismaterial auf m- "

„ - Jetzt mach schon!", unterbrach Amber mich hetzend.

Widerwillig holte ich mein Handy hervor und fotografierte alle Blätter ab, die Amber mir hinhielt. Die, die sie eben für wichtig hielt. Dann las sie sich das oberste, also das neuste Blatt durch und ich verlagerte mein Gewicht von dem einem Fuß auf den anderen. „Sollten wir nicht gehen?"

„Noch kurz", widersprach sie, während sie konzentriert die Akten studierte.

Hastig wechselten meine Augen abwechselnd von der Türe zu Amber. „Die könnten jeden Sekunde reinkommen", erinnerte ich sie und meine Nackenhaare stellten sich bei dieser Vorstellung auf.

Amber ignorierte mich. Wahrscheinlich hatte sie mich gar nicht gehört. Sie las sich angespannt den Bericht des Gerichtsmediziners durch.

„Schau hier", flüsterte Amber plötzlich aufgeregt. „Das Mädchen hatte Totenflecken an der Seite und am Rücken."

„Und was heißt das jetzt?"

„Dass ihr toter Körper noch bewegt wurde. Totenflecke treten nach dem Tod in bestimmten Bereichen auf. Es ist eine auffällige Verfärbung."

„Ja, das ist doch normal."

„Aber nicht in diesem Ausmaß", widersprach sie. „Die Totenflecken sind an ihrem Bauch, an ihrem Rücken und an den Seiten heftig ausgeprägt."

Ich zuckte mit den Schulter, unwissend auf was genau sie hinaus wollte.

„Das heißt, dass ihre Leiche bewegt wurde, verstehst du? Bei toten Körpern bilden sich Totenflecken in Abhängigkeit in welcher Position die Leiche lag. Bei dem Mädchen sind sie aber am Rücken und am Bauch. Also wurde ihre Leiche höchstwahrscheinlich gerollt."

Ich bekam eine Gänsehaut. Es war schwer über ein Mädchen zu reden, die in unserem Alter gewesen war und deren Leben viel zu früh beendet wurde. „Das heißt, wir können Selbstmord oder dass sie ertrunken ist, ausschließen", schlussfolgerte ich.

„Genau", nickte Amber. „Sie wurde also zu 100% ermordet. Vielleicht wurde sie von einem Schiff geworfen."

Die Vorstellung ließ mich erschaudern und ich schluckte schwer. Als ich mich wieder gefasst hatte, sagte ich: „Jetzt lass uns aber bitte wirklich gehen. Wir sind schon viel zu lange hier drin. Die Akten kannst du dir in meiner Galerie auf dem Handy durchlesen. Wir haben genug Bilder gemacht."

„Okay." Amber verstaute hastig die Akten wieder in die Mappe und machte die Schubalde zu.

Endlich hatte sie es eingesehen.

Wir liefen zusammen zum Fenster, als plötzlich jemand die Türklinke herunterdrückte. Reflexartig sahen wir uns an. Und in diesem Moment wussten wir, dass es zu spät war und sie uns entdecken würden. Zusammengefasst: Wir waren am Arsch.

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