Das Königreich der Geheimniss...

By MorganKingsman

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Dinah wird steckbrieflich für ein Verbrechen gesucht, von dem sie noch gar nichts weiß. (Nicht, dass sie kein... More

1- Alles beginnt (immer) mit einer Leiche
2- Warum man von Drogen abrät.
3- Flucht. Nur eben nicht meine.
4- Bekanntschaft mit der Zweitbesetzung
5 - Nie wieder Wäsche selber waschen.
6- Am Leben. Noch.
7- Exil ist die Antwort auf jedes zweite Problem
8- Mord, die Antwort auf alles andere.
9- Barbarisch. Sogar für meine Verhältnisse.
10- Höfische Sitten
11- Tue nett.
12- Mord im Schlafrock
13- Meuchelmörder im Schlafrock
14- Wir planen einen Ausbruch
15- Tänze und andere Regelverstöße
16- Tatsächliche Detektivartbeit
17- Der Inseluntergang ist nicht einmal mein größtes Problem
18- Die Katastrophe geht weiter
19- Hilfe aus dem Hintergrund
21- Es ist nicht das, wonach es aussieht.
22- Hilfe ist Definitionssache
23- Wie wichtig muss man sein, damit es Attentat heißt und nicht Mord?
24 - Weniger glückliche Wiedersehen
25- Sex und Monster.
26- Ich bin dagegen. Egal gegen was.
27-Audienzen und andere Krankheiten
28- Ihr hättet sein Gesicht sehen sollen.
29- Es war nicht genug Glaube für alle da.
30- Im Territorium der Gärtner
31- Oh, ich renne sowas von nicht fort. Wirklich.
32- Alles wäre einfacher, wenn ihr mich vorher fragen würdet.
Lesenacht Teil 1: Erinnerungen an Vater
Lesenacht Teil 2- Im Wohnzimmer der Toten
Lesenacht Teil 3: Vertrauen, oder der berechtigte Mangel davon.
Lesenacht Teil 4- Warum nicht von einer Klippe springen?
37- Der Teil mit den Auftragsmördern
38- Der nächste Schritt
39- Es hätte so schön sein können.
40- Flieh, du Narr.
41- Sprich mir nach: Wir schicken keine Assassinen.
42- Geständnisse.
43- Grausame Wunder
Epilog
Tiiiimee toooooo say Goodbyyyyee.

20- Briefe in der Nacht

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By MorganKingsman

➴♚➶

heute.

„Triff mich auf der Brücke zur Wehr. Ich habe Informationen zum Attentat auf den König."

Ich starrte den Zettel an. Der hatte eben noch nicht in meinem Buch gesteckt. Da war ich mir ziemlich sicher. Aber die Bibliothek um mich herum war ansonsten verlassen. Nur das fahle Mondlicht fiel durch die bodentiefen Fenster des Erkers auf den Tisch. Regen prasselte gegen die Scheibe und verschwamm mit dem Geräusch meines Atems.

Ich hob die Lampe neben dem Bücherhaufen hoch und leuchtete zwischen die Regale. Ihre obersten Bretter waren nur mit hohen Leitern zu erreichen, doch das Glasdach verhinderte, dass man zu viel Licht benötigte. Bücher und Flammen. Ich verstand, was sich die Konstrukteure dabei gedacht hatten.

Doch dort war niemand. Die zwei Bibliothekare hatten sich bereits vor einer halben Ewigkeit höflich verabschiedet und der blanke Parkettboden hätte jeden neuen Eindringling verraten müssen.
Unschlüssig sah ich zurück zum Zettel und dem Buch, in dem er gesteckt hatte. ‚Gifte und heilende Tränke- eine gefährliche Gratwanderung'. Es steckte neben dem Eintrag von geschmacklosen Zusätzen für jegliche Weinsorten. Den, den ich aufgeschlagen hatte auf der Suche nach einem Mittel, das violette Spuren auf den Lippen hinterließ. Zwei Begegnungen mit dem Gift und ich brannte darauf den Namen dieses merkwürdigen Mittels zu erfahren. Ein Hinweis auf eine vollständigere Liste hatte mich zurück zwischen die Regale gelockt und bei meiner Rückkehr hatte sich jedes kleine Haar auf meinen Armen gestellt.

Ich habe Informationen zum Attentat. Das ‚komm alleine' schwebte wie ein Geist zwischen den Buchstaben. Vorsichtig hielt ich den Zettel näher an mein Licht heran, um die Handschrift besser zu sehen. Weiblich. Ziemlich sicher.

Oder? Sie war gleichzeitig schnörkelig und ungeschickt. Gut möglich, dass es sich um ein Küchenmädchen oder einen schüchternen Gast handelte, der lieber nicht mit derartigen Dingen in Verbindung gebracht werden wollte. Constantin hatte gestern einen seiner umgänglichen Tage gehabt und beim Frühstück verkündet, dass ich Sebastian bei seinen Untersuchungen helfen und frei durch den Palast laufen würde. Er hatte damit zwar einen Streit mit seiner Schwiegermutter vom Zaun gebrochen. Vermutlich allerdings nur, weil er mich schneller loswerden wollte.

Doch die eigentliche Frage blieb: War das derselbe Schreiber, der mir auch einen Brief unter das Kopfkissen gelegt hatte? Ich wendete den Zettel zum bestimmt siebten Mal, doch er blieb nur einseitig beschrieben, ohne Absender oder anderen Hinweis. Probehalber roch ich noch einmal dran, aber alles, was mir in die Nase stieg, war der Wachsgeruch meiner Kerze. Die Realität war hart: Ich hatte keine Ahnung, ob sich die Handschrift ähnlich war. Und der andere Brief lag in meinem Schlafzimmer.
Sollte ich Sebastian holen?

Nein. Der war bestimmt bereits nach Hause zu seiner Familie gegangen. Er hatte mir heute Mittag berichtet, dass keiner seiner Soldaten fehlte, ganz im Gegenteil, sie hatten drei mehr, als er ursprünglich berechnet hatte. Ein administrativer Fehler, wie er Constantin versicherte und mich enttäuschte.

Da ich allerdings sicher wusste, dass der Attentäter die Wehr verlassen hatte- mich die Treppe herunter schubsend- war unser nächster Verdacht, dass es sich um jemanden von außerhalb handelte. Jemand, der hoffentlich nicht mit weiblicher Handschrift Zettel schrieb. Ich hatte ja so meinen ganz persönlichen Argwohn gegen Fidei Defensor Holus, aber leider keine Beweise.

Ich knüllte den Zettel zusammen und steckte ihn in die Tasche meines Rocks. Es brachte alles nichts. Meine Neugierde würde erst Ruhe geben, wenn ich wusste, wer auf der Brücke auf mich wartete.

Zugegeben, ich fühlte mich unsicherer, als ich aus der Bibliothek trat und die zwei Soldaten, die heute Mittag noch Wache gestanden hatten, nicht mehr dort waren. Es gab keinen Grund, warum sie ihren Platz hätten verlassen sollen, außer einem direkten Befehl. Und es gab in diesem Palast nicht sonderlich viele Leute, die den Soldaten Befehle erteilen konnten.

Deutlich vorsichtiger, Seitenblicken nach links und rechts werfend, suchte ich mir meinen Weg durch die vollkommen verlassenen Korridore.

Niemand.

Es war buchstäblich niemand hier. Alles, was mich begleitete, war der Hall meiner eigenen Schritte.

Ich war versucht in eines der Gästezimmer hineinzusehen, nur um mich zu vergewissern, dass ich nicht so viel Zeit zwischen den Büchern verbracht hatte, dass sich dies in ein Geisterschloss verwandelt hatte. Meine Haut prickelte, als hätte ich mich in einen Ameisenhaufen gelegt.

Ungesehen erreichte ich den Flur, der an meinem eigenen Zimmer vorbei führte und zögerte kurz. Ich könnte auch einfach die Tür abschließen und mich in mein Bett legen. Aber ich hatte mir noch nicht wieder ein Schwert besorgt und Caridads warnende Worte verließen mich selten. Verstecken war keine Option. Warten auch nicht. Jemand hatte sich offensichtlich große Mühe gemacht mich alleine zu treffen. Es wäre unhöflich, sie zu enttäuschen.

Also hob ich meinen Rock an und eilte weiter. Ich würde die Zettel später miteinander vergleichen.

Die Nachtluft war kühl und flüsterte von dem nahenden Winter. Der Regen, wenn auch sehr fein und schwach, huschte selbst unter das Dach der Brücke und umgab mich mit Dunst und Kälte. Mein Rock und meine Nerven flatterten, als ich auf den Übergang trat und in das unbeleuchtete Dunkel hinaus starrte. Normalerweise wurden hier draußen Fackeln entzündet. Schließlich könnte jemand so nachtblind sein, dass sie über die Brüstung fielen. Es war quasi der erste Satz im Handbuch für Sicherheitsregeln und ein weiterer Beweis, dass ich mich hier vermutlich nicht mit einer einfachen Küchenmagd traf.

Schade. Die wäre mir lieber gewesen.
Zitternd, vor Kälte oder vor Missfallen, schob ich meine Füße nach vorne. An dieser Stelle fiel mir auf, dass ich hätte Angst haben sollen. Wirklich Angst. Ich hatte selbst schon genug in diesen Wänden erlebt, um zu wissen, dass hier auch jemand auf mich warten könnte, der mich einfach in die Tiefe schubste.
Und als ich die Person im schwarzen Umhang am anderen Ende der Brücke sah, hätte ich fast kehrtgemacht.

Nur dass sie mich eben in demselben Moment sah. Und von der Größe her eindeutig keine Frau war. Hektisch winkte er mich näher, nur um auf der Wehr zu verschwinden, kaum da ich mich wieder in Bewegung setzte. Super. Fangenspielen.

Trotz Finsternis, spontaner Höhenangst und eisigem Regen beeilte ich mich, ihm zu folgen. Teilweise auch dankbar, dass ich zumindest nicht über die Brüstung geworfen werden würde. Doch die absolute Leere der Mauer ließ mich wieder innehalten. Niemand, außer dem König oder der Königin selbst sollte in der Lage sein, die Wehr räumen zu lassen. Sie war unser Schutz gegen jede Art von Angriff aus der Stadt.

Da ich diesen Befehl nicht gegeben hatte und es der neuen Königin bei aller Freundlichkeit einfach nicht zutraute, gab es nur einen, der hinter diesem Spiel steckte. Ich atmete tief durch, gerade als die Gestalt hinter einer der Biegungen hervorlugte und mir wieder winkte.
Constantin, wen auch immer du hierfür arrangiert hast- er geht mir auf die Nerven. Und mit einem Seufzen lief ich weiter.

Über die verlassene Mauer. Unter Sicherheitsverstrebungen hindurch und an leeren Wachplätzen vorbei. Immer wieder einen Blick auf die friedlich schlummernde Stadt werfend und ein Auge auf den finsteren Weg vor mir.

Ich verlor den Kerl beschämend schnell aus den Augen. In einem Moment sah ich ihn noch, dann kam eine Biegung auf der Mauer und zack war er fort. Ich beschleunigte meine Geschwindigkeit, rannte ein Stück weit, aber mein hektischer Atem war alleine hier draußen.

Weg. Einfach fort. Zögerlich liefen meine Schritte aus und schließlich blieb ich ganz stehen.
Nur einsame Dunkelheit und Stille, egal wo ich hinsah.
Nichts und nie-

Neben mir entzündete sich eine Fackel wie eine Stichflamme.

Ohhh nein.
Ich wäre fast spontan von der Wehr gesprungen. Für den Bruchteil eines Herzschlages blendete mich das Licht. Jemand huschte an mir vorbei, im Schutz der Überraschung. Sie streifte mich am Rock und sandte mich taumelnd zur Seite, meine Hände hilfesuchend ausgestreckt. Bis ich meine Balance wieder hatte war die Person auch schon wieder fort. Mit der Wand verschmolzen.

Das Licht blieb in eine Wandhalterung zurück und tauchte mich keuchend den flackenden Tanz der Flammen. Vorsichtig tastete ich mich näher. Mein Puls trommelte in den Ohren, als ich die Treppe erkannte, über die auch der Attentäter geflohen war. Ihre Tür war unbewacht und offen.

Keine gute Idee.

Mit zitternden Fingern hob ich die Fackel aus ihrer Halterung und leuchtete hinunter auf den Innenhof, sicher, gleich jemanden unten zu den Ställen eilen zu sehen. Es war der schnellste Weg nach draußen. Ich sprach aus Erfahrung.

Doch da war niemand. Ich hielt die Luft an und wandte mich sehr langsam wieder der Treppe zu. Eine düstere Vorahnung verdunkelte meinen Atem.

Irgendjemand spielte hier draußen mit mir. Ich hasste Spiele. Und es wäre sicher klüger gewesen die Fackel zu nehmen und einfach in mein Zimmer zurückzukehren. Ich wusste das. Aber ich wusste auch, dass es besser war zu wissen, wer mit einem Spiele spielte.
Und obwohl es sich anfühlte, als zerquetsche mir jemand den Magen, tastete ich mich die Treppe hinunter.

Der Innenhof war ebenfalls leer. Doch das überraschte mich nicht mehr. Der Nieselregen hatte den Boden aufgeweicht und versicherte mir wenigstens, dass ich eine Person aus Fleisch und Blut verfolgte, denn er hatte Abdrücke hinterlassen. Abdrücke, die zum Bediensteten-Eingang in der Mauer führten.

Die kleinen Absätze meiner Schuhe sanken in den Trampelpfad ein und ich war mir sicher, Cladina würde den Stoff für ruiniert erklären, doch ich lief weiter, fest an meine qualmende Fackel geklammert.

Der Bediensteten-Eingang stand ebenfalls offen und leer. Wie ein schwarzer Mund, der nichts als Unheil verkündete.

Mein Herz sank. Sowas konnte Sebastian seine Position kosten. Ein Eingang zum Palast unbewacht und aufgeschlossen. Und das mitten in der Nacht. Hätten meine Zähne nicht schon längst geklappter, sie hätten jetzt damit angefangen.

Aber dann erkannte ich sie. Die Chance. Getarnt als Bedrohung.

Vor mir glänzten die Straßen der Hauptstadt im Mondlicht als eine verheißungsvolle Erinnerung. Es war viel zu lange her, dass ich zwischen den eng stehenden Häusern gelaufen war, unter den flatternden Sonnensegeln, die das Licht der Sonne bunt färbten. Ich vermisste die kleine Schule, in der ich nach dem Tod meines Vaters untergebracht worden war. Ich vermisste das ständige Rauschen der Kanäle über, unter und neben mir. Die erdrückende Feuchtigkeit der Mittagshitze. Die lauten Menschen. Doch vor allen Dingen: Ich konnte fort von hier. Wenn ich nur schnell und weit genug rennen würde, könnte ich all das hinter mir lassen und niemals zurücksehen.

➴♚➶

"Gehen oder bleiben? Oder selber anfangen mit Briefen schreiben?"- Dinah. Piloshoph und ehemaliger Escape-Artist :D

Wer morgen noch mal ein Update möchte, muss extra artig sein :D 

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