Mary, die kleine Mary Sue

By Mairahestia

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Macciata Ananasia Rosarosellie Yunikorna Sue del Teenagerphantasia XIII, kurz Mary, dachte immer, sie sei ein... More

AKT II
AKT III
AKT IV
AKT V
Nachwort

AKT I

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By Mairahestia

Der Wecker klingelt. Natürlich klingelt der Wecker. Am Anfang einer Geschichte muss immer der Wecker klingeln, sonst wacht die Mary Sue nicht auf, um ihn aus dem Fenster zu schmeißen.

Also nochmal: Der Wecker klingelt.

RIIIIIIIIIIIIIIIIIING! (Ihr glaubt nicht wie viele „I"s es braucht, um eine Mary Sue zu wecken. Sie schläft tiefer als Dornröschen... Gut, ich bin still.)

Die Mary Sue mit dem einfachen Namen Macciata Ananasia Rosarosellie Yunikorna Sue del Teenagerphantasia XIII, kurz Mary, grummelt im Halbschlaf. Dann reißt sie den Wecker vom Nachttisch und schleudert ihn durchs Fenster, wo zufällig ein Fensterputzer bereit steht, um ihn aufzufangen. Ohne eine Notiz davon zu nehmen, schleppt sich Zombie-Mary ins Badezimmer und verschwindet dort für die nächsten zwei Stunden.

Warte, zwei Stunden?! Was soll ich denn so lange machen? Ihr „dezentes" Make-Up beschreiben? Oder ihr Lieblingstop, das sie heimlich schon seit fünf Tagen trägt? Ich könnte mich darüber lustig machen, dass sie ernsthaft gedenkt, zehn Zentimeter hohe Absätze zum Unterricht anzuziehen- aber sie ist meine Freundin, also lasse ich das. Trotzdem... Wir haben noch was vor heute.

Plötzlich flattert eine flauschige blaue Eule zur Tür hinein, setzt sich auf die Klinke zum Bad und trommelt mit dem Schnabel an das Holz. Mary öffnet nach wenigen Sekunden, ihre Miene von keiner Ahnung getrübt.

„Hallo?", fragt sie unschuldig ins Zimmer hinein. Guck mal, er ist genau vor deiner Nase!

„Hey, vor deiner Nase!", schuhut die Eule und plustert sich auf. „Bin ich hier richtig wenn ich Macciata Ananasia R...avioli Yunikornia del Sue äh... wenn ich Mary suche?"

Mary blinzelt zweimal. „Du meinst Macciata Ananasia Rosarosellie Yunikorna Sue del Teenagerphantasia XIII", fragt sie.

„Ja, genau die."

„Das bin ich! Möchtest du ein Autogramm?"

„Nein, ich- wieso gibst du Autogramme? Du bist doch nicht mal berühmt", sagt die Eule skeptisch. Mary zuckt mit den Schultern.

„Ich dachte, dass du von diesem Stalker geschickt wurdest. Dieser Typ, der mich ständig beobachtet, weißt du?"

„Natürlich, der Erzähler. Natürlich", brüstet sich die Eule- dann hält sie inne, als würde sie das eben Gesagte noch einmal überdenken. „Warte, Stalker? Der Erzähler ist doch kein Stalker!"

„Ach nein?", erwidert Mary überrascht, „Und warum verfolgt er dann jede meiner Bewegungen?" Mary fuchtelt NICHT mit ihren Händen herum.

„Das ist doch gelogen!", faucht die Eule, allerdings nicht an Mary sondern an die Zimmerdecke gerichtet, „Sie hat sehr wohl mit den Händen gefuchtelt. Erzähl keinen Unsinn!"

Die Mary Sue folgt ihrem Blick, entdeckt aber nichts an ihrer Zimmerdecke, weil da nichts ist!

Empört plustert sich die Eule auf, dreht sich zu dem Fenster über Marys Bett und zwitschert: „Stop! Sei mal ein anständiger Erzähler! Du sollst nicht alles bewerten, was hier passiert, du sollst es in Schriftform für andere zugänglich machen! Und du vernachlässigst deine Protagonistin!"

„Aye, das bin ich! Freu!", freut sich Mary. Dann runzelt sie nachdenklich die Stirn. „Gehört es nicht zu den Aufgaben von einem Erzähler-"„Genitiv!", ruft die Eule dazwischen. „-äh, zu den Aufgaben von einem Genitiv-" „Ach, vergiss es..." „..."

Die Eule seufzt. „Verzeihung, Macciata, fang noch mal von vorne an."

Es entsteht eine Gesprächspause, in der Mary mühselig versucht ihre Gedanken zu ordnen.

„Also...", setzt sie schließlich zum dritten Mal an: „Gehört es nicht dazu, dass der Erzähler die Umgebung und die Figuren beschreibt?"

„Klar."

„Dann will ich endlich beschrieben werden. Man weiß gar nicht wie ich aussehe- und das ist doch bei meiner fantastischen Figur ein Skandal! Und meine teuren Designer-Klamotten, die Boots, die schwarzen Leggins, das Top mit der Aufschrift „YOLO" und die Jacke mit dem trendigen Flamingomuster, die sind doch wichtig! Mal ganz zu Schweigen von meinen langen blond gelockten Haaren und meinen aquamarinblauen Augen und meinen wohlgeformten Lippen und meinen langen, dunklen Wimpern und meiner makellosen Haut-"

„Komm zum Punkt."

„- Und natürlich meinem dezenten Make-up, das meine elfenhafte Schönheit unterstreicht! Könnte er das mal erwähnen? Klimper klimper."

Sie klimpert mit ihren langen, dunklen Wimpern.

„Klar, schon geschehen", sagt die Eule.

„Au, fein! Und mein Zimmer? Können wir das auch mal beschreiben? Für die Atmosphäre und so?"

„Welche Atmosphäre", hustet die Eule so leise, dass Mary es nicht hören kann. „Doch, natürlich, das kann er machen. Das sollte er sowieso öfter tun. Meistens bekommt man das Gefühl in einem leeren weißen Raum zu stehen, weil er es nicht auf die Reihe kriegt, wenigstens die Wände zu beschreiben. Die sind hier übrigens rosa", schuhut sie mit einem bösen Seitenblick zum Fenster, wo sich immer noch kein Erzähler befindet. Da sind nur blumige wehende Vorhänge, in denen eine stecknadelgroße Spinne wohnt. Sie hat grüne Beine mit neongelben Härchen darauf, die manchmal elektrisch knistern. Das kommt daher, dass die Spinne eine lange Zeit zusammen mit einer rot gesprenkelten Motte in der Steckdose wohnte, weil-

„Nicht so detailliert!", kreischt die Eule, was Mary zu einem kleinen Hüpfer veranlasst. Sie hat sich inzwischen ihr hässlich glitzerndes Schmink-Etui aus dem sonnig gelb gefliesten Badezimmer mit dem gerüschten Duschvorhang geholt und trägt metalllila Wimperntusche auf, die ihr nicht steht und sich außerdem mit ihrem kirschroten, wasserfesten Lippenstift beißt.

„Vergessen wir das, dieser Erzähler nimmt uns nicht ernst. Am besten ich mache es selbst", sagt die Eule und will die Augen verdrehen, als ihr auffällt, dass Eulen ihre Augen gar nicht bewegen können. Sie räuspert sich peinlich berührt. „Das hier ist ein stinknormales Zimmer für eine verwöhnte Vierzehnjährige mit Bett, begehbarem Kleiderschrank und einem Fenster. So simpel."

„Frisst du Spinnen?", erkundigt sich Mary gedankenabwesend, während sie ihre Lockenpracht mit einer von diesen modernen Haarbürsten ohne Griff zähmt. Dass sie eine grünbeinige elektrische Spinne als Mitbewohnerin hat, ist ihr nicht geheuer.

„Sag bloß, du fürchtest dich vor Spinnen", schuhut die Eule wieder in ihrem üblichen sarkastischen Tonfall, „Der absoluten Standardangst. Du kannst doch unmöglich so klischeehaft sein wie du aussiehst."

Davon lässt Mary sich nicht beeindrucken. „Meine böse Stiefmutter hat gesagt, ich kann alles sein, was ich will."

„Klar hat sie das."

„Und dann...", Mary stockt, schluchzt und bricht in ein hollywoodreifes Geheule aus, „Und dann sind meine Eltern in einem Autounfall ums Leben gekommen und ich wusste ich kann alles sein, außer je wieder glücklich!"

„Mein Beileid", sagt die Eule ohne Anteilnahme. „Ich wette das Einzige, das dein gebrochenes Herz heilen kann, ist irgendein Vampirmacker."

„N-nein", schluchzt Mary und trocknet ihr tränennasses Gesicht mit einem blauen Flügel der Eule, die sich daraufhin angewidert schüttelt. „Ich b-brauche einen P-prinzen. O-oder einen Mafiaboss. Schnief."

„Himmel, steh mir bei", flüstert die Eule und klettert auf die Schulter der Mary Sue, um wenigstens einen Hauch von Mitleid vorzutäuschen. „Du hast wirklich ein schweres Leben und so, aber wir müssen langsam los."

„Wohin denn? Gehen wir shoppen?", fragt Mary hoffnungsvoll, „Das würde meinen tiefen Schmerz nämlich ein bisschen lindern."

Shoppen, klar, denkt die Eule verbittert, Willst du mich umbringen? Fünf Stunden Nebenhandlung, so weit kommt es noch!

„Zumindest so was Ähnliches", sagt die Eule und hüpft auf Marys Oberarm. „Geh mal zur Zimmertür."

Mary legt ihren Make-up Pinsel nur widerwillig beiseite und bugsiert die kleine Eule zur Zimmertür.

„Öffnen."

Mary lehnt sich auf die Klinke.

„Ganz toll", schnurrt die Eule und tätschelt ihr den Kopf, „Und jetzt gehst du raus."

Mary bewegt sich nicht von der Stelle.

Sofort lässt die Eule das Getätschel sein. „Raus, Macciata. Was hast du denn?"

„D-das ist nicht... wo ist mein Flur?", stammelt die Mary Sue. Vor ihr erstreckt sich ein langer Gehweg aus Pflasterstein, der im Nichts schwebt. Aber was heißt schon „Nichts"- drum herum ist eben Weltall. Das besteht ja größtenteils aus Nichts, aber sehen tut man schon was. Schwärze, Sterne, schwarze Sterne, schwarze Löcher, Pflastersteine, die sich etwas wackelig zu einem Weg zusammenfügen, Pudding...

„Du bist mal wieder albern", ermahnt die Eule den Himmel, dann dreht sie den Kopf um hundertachtzig Grad zu Mary. „Und du bist ein Feigling. Jetzt geh schon. Das ist stabil."

Die Mary Sue wagt sich mit dem ersten Fuß auf den Pflastersteinweg, der wie eine weiche Matratze unter ihrem Modelgewicht nachgibt.

„Ich will nicht", jammert sie und setzt zögerlich den zweiten Fuß vor, „Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht..." und bei jedem Schritt wird sie schneller, bis sie schließlich joggt. Wer schon mal beobachtet hat, wie jemand über eine Matte oder ein Trampolin läuft, weiß, dass das ulkig aussieht. Wer selbst mal in die Verlegenheit gekommen ist, weiß auch, dass das nicht nur ulkig aussieht, sondern auch ulkig ist. Kein Wunder also, dass Mary nach kurzem Eingewöhnen wie eine Geisteskranke gackert, während die Pflastersteine sich vor ihr fleißig zu einem Weg zusammensetzen.

„Das ist super! Das könnte ich jeden Tag machen! Lach", lacht Mary.

„Dreh dich mal um", befiehlt die Eule, die sich immer noch tragen lässt. Mary bleibt stehen und dreht sich um.

„Ui, wow", sagt sie. In der Ferne sieht sie eindeutig ihre Zimmertür, doch sie ist nicht die einzige Tür im Weltall. Darüber, darunter und links und rechts daneben erstrecken sich endlose Reihen an Türen, keine gleicht der anderen. Ihre eigene strahlt in grellem Rosa, die meisten anderen schimmern matter oder sind völlig farblos. Bei einigen lassen sich Farben vermuten, doch keine leuchtet so sehr wie Marys. Doch, da oben! Eine Tür in Tiefblau fällt ihr ins Auge. Die Farbe erinnert sie an jemanden...

„Das ist meine", schuhut die Eule stolz, „Und bevor du fragst: Das sind Charakter-Türen. Wenn der Erzähler sich einen Charakter ausdenkt, nehmen sie eine passende Farbe an. Je nach dem wie sehr der Erzähler gerade an sie denkt, leuchten sie mehr oder weniger. Wir sind gerade aktiv, siehst du?"

Sie deutet mit dem Flügel auf die blaue und die rosafarbene Tür. Mary nickt fasziniert.

„Und wem gehört die blassgelbe da unten?"

In dem Moment blinkt die Tür auf und der Fensterputzer von vorhin streckt seinen Kopf hinaus und winkt.

„:D", macht Mary.

„Bitte lass das", seufzt die Eule, „Das sieht wirklich fies aus. Als ob du Smileys kotzt."

„:(", macht Mary, lässt es dann aber sein. Die gelbe Tür verblasst wieder und Mary fragt sich, was der Fensterputzer wohl macht, wenn er nicht aktiv ist.

„Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Macciata. Wahrscheinlich spukt er durch das Unterbewusstsein oder so- und jetzt zurück zu deinem Flur."

Den hat Mary vor lauter Staunen schon vergessen. Sie dreht sich um, um weiter über die Pflastersteine zu hüpfen, doch da sind plötzlich keine Pflastersteine mehr. Stattdessen hat sich, während sie mit den Charakter-Türen beschäftigt waren, ein neuer Raum gebildet. Sie wartet nicht erst auf den Befehl der Eule sondern klettert gleich ins Innere und ist wie vom Blitz getroffen, als sie eine Bewegung direkt vor sich wahrnimmt. Sie zuckt zusammen.

„Keine Panik, das ist nur ein Spiegel", erklärt die blaue Eule genervt. Erleichtert nähert Mary sich ihrem Ebenbild und überprüft sogleich ihr Make-up.

„Das war mal mein Flur? ", fragt sie verzückt und tupft mit ihren Nägeln an ihrer Nase herum, „Was wollen wir hier? Gibt es hier eine Mall oder so? Gucci vielleicht? Oder einen... Dings-Laden?"

„Dings-Laden", äfft die Eule sie nach, „Das nenne ich schlampige Recherche! Ist es denn so schwer „teure Läden" zu googeln?"

„Tut mir leid", sagt Mary beschämt.

„Mensch, du doch nicht!", ruft die Eule und plustert sich auf, „Ich meine den Erzähler!"

Die Mary Sue schaut automatisch nach oben und sieht zu ihrer Überraschung sich selbst in einem weiteren Spiegel. Dann plötzlich schreit sie: „Abercrombie!"

„Gratulation", murmelt die Eule und starrt sich selbst böse im Deckenspiegel an.

„Also? Was ist mit Shoppen?"

„Ich sagte doch schon, dass wir nicht shoppen gehen!"

„Aber was denn sonst?", meint Mary trotzig, „Wozu dann die Ankleidespiegel?"

„Die sind nur zu deiner Freude da", erklärt die Eule. „Obwohl ich es nicht verstehen kann, warum du die so toll findest. Dann musst du dich doch ständig selbst ansehen."

„Ey!", protestiert Mary, doch die Eule beachtet sie gar nicht. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, ihr eigenes Spiegelbild zu fixieren. Eigentlich weiß Mary, dass die komischen Kopfbewegungen der kleinen blauen Eule bedeuten, dass diese kurz vorm Angriff ist (auch wenn sie nicht weiß, woher sie das weiß). Trotzdem muss sie unfreiwillig grinsen.

„Diese starrenden Augen", murmelt die Eule merklich aggressiv, „Dieser penetrante Blick- Wie soll ich mich da konzentrieren?!"

Sie reißt sich von ihrem Anblick los und Mary verschluckt schnell ihr Schmunzeln.

„Warum will mir der Erzähler eine Freude machen?", fragt sie mit bemüht gerader Miene und bemerkt sofort an den leicht aufgeplusterten Federn der Eule, dass sie scheinbar mal wieder etwas Dummes gesagt hat. Mary zieht die Brauen zusammen.

„Hast du nicht aufgepasst?", schnaubt die Eule, „Das ist typisch, so typisch. Der Erzähler hat es am Anfang selbst gesagt!"

„Wann war das denn?"

„Na, am Anfang! Als du allen Ernstes überlegt hast, ob du zehn Zentimeter hohe Absätze anziehst!"

„Da war ich doch beschäftigt!", sagt Mary, „Außerdem dachte ich, er wäre ein Stalker!"

Tief Luft holen, denkt die Eule, tief Luft holen!

„Nun gut", fährt sie fort, als sie sich wieder beruhigt hat, „Er hat gesagt, dass ihr Freunde seid. Deswegen macht er dir, als guter Freund, eine Freude."

„Au toll!", ruft Mary und ihr Ärger verpufft augenblicklich.

„Wir werden noch herausfinden, ob das wirklich so toll ist. Er schenkt dir außerdem eine blaue flauschige Eule- he! Das kannst du so was von vergessen!"

Diesmal weiß Mary, dass sie nicht gemeint ist.

„Wenn du dich jetzt genug im Spiegel angeglotzt hast, würde ich gerne zum nächsten Teil übergehen ", sagt die Eule hitzig und Mary wagt es nicht ihr zu widersprechen (obwohl sie eigentlich noch ihre aquamarinblauen Augen bewundern will). Sie folgt dem Vogel an den Spiegeln vorbei in einen offeneren Teil des Raumes, der komplett aus Felsen besteht und bis auf eine Nische in der Ecke vollkommen kahl ist. In dieser lässt sich die Eule nieder.

Mary macht den Mund auf, doch sie schneidet ihr sofort das Wort ab. „Du wirst jetzt durch mich mit dem Erzähler in Kontakt treten", verkündet sie wenig feierlich und schließt die Augen.

„Du bist ein Medium", flüstert Mary obwohl sie keine Ahnung hat, was ein Medium ist.

„Halt die Klappe. Jetzt ist nicht der passende Moment, um Schulwissen auszupacken."

„Dafür ist immer der richtige Moment!", mischt sich eine Stimme ein, die nicht Mary gehört. Sie gehört auch nicht der Eule, obwohl sie aus ihrem Schnabel kommt.

„Du bist gerade lila geworden", sagt Mary entgeistert, „und du klingst ganz anders. Viel tiefer. Ist das normal? Hallo?"

Die Eule hat immer noch die Augen geschlossen.

„Hallo Macciata Ananasia Rosarosellie Yunikorna Sue del Teenagerphantasia XIII, kurz Mary. Ich bin der Erzähler", lacht sie plötzlich mit ihrer tiefen hallenden Stimme, bei der sich Marys Nackenhaare aufstellen. Wenn sie eine Sache unheimlicher findet als elektrische Spinnen dann sind es tiefe hallende Stimmen.

„Wo ist die blaue Eule?", fragt Mary misstrauisch und starrt die lila Eule an.

„Hier", sagt der Erzähler, „Aber sie übermittelt gerade für mich. Sie schläft also quasi."

„Das ist gruselig."

„Ein bisschen. Weißt du, warum du hier bist, Mary?"

Mary schüttelt den Kopf.

„Und wieso nicht?", donnert die tiefe hallende Stimme und Mary zuckt zusammen. Daraufhin bricht die Stimme in ein schallendes Gelächter aus, das jetzt von überall zu kommen scheint. „War nur ein Scherz! Ich weiß, dass du das nicht weißt, weil ich ein allwissender Erzähler bin! Ha ha!"

„Lach", macht Mary halbherzig, dann fragt sie: „Was ist fünf plus zwei?"

„Sieben!"

„Und fünf minus zwei?"

„Drei!"

„Und meine Lieblingsfarbe?"

„Rosa!"

Die Mary Sue ist beeindruckt. „Stimmt!", sagt sie.

„Stimmt nicht", erwidert der Erzähler, „Ich habe mich gerade entschieden, dass deine Lieblingsfarbe Orange ist!"

„Ach, ja. Richtig! Du bist ja wirklich allwissend!"

Die Eule grinst und ist sehr zufrieden mit sich selbst. Dann stiehlt sich ein Blauton in ihr Gefieder, sie öffnet die Augen, krächzt: „Komm zum Punkt!" und wird wieder lila und still.

„Dass er immer so hetzen muss", sagt die tiefe hallende Stimme wie in einem Selbstgespräch. „Du musst ihr übrigens noch einen Namen geben."

Mary vergibt gerne Namen. „Ist die blaue Eule denn ein er oder eine sie?", fragt sie ohne sich Gedanken darüber zu machen, warum sie überhaupt einen Namen braucht.

„Nichts von beidem. Die Eule ist eine Figur, wie in einer Fabel."

„Okay, dann nenne ich sie Schnuffel."

Sofort läuft die Eule wieder blau an: „Kommt nicht in die Tüte!", doch der Erzähler setzt sich ein weiteres Mal durch. „Das ist ihre Entscheidung, Schnuffel!", sagt er. Um Mary herum sprießen Grashalme aus dem Felsboden.

„Huch!", ruft sie und hüpft auf die Seite, doch es werden immer mehr. „Was ist das?"

„Deine Geschichte fängt an", lacht der Erzähler, „Hatte ich das nicht erwähnt?"

„Nein, du bist kein sehr zuverlässiger Erzähler."

„Das stimmt wohl", murmelt die lila Eule, „Dann sage ich es dir jetzt. Du wirst mir gleich einen kleinen Gefallen tun und eine tolle Geschichte erzählen."

Unter Marys Füßen graben sich Löwenzahnblumen ins Freie und ein Kleeteppich breitet sich in der Nische aus. Durch die Felsendecke fallen goldene Sonnentupfen und als sie allmählich aufbröckelt, strahlt Mary blauer Himmel statt der Schwärze des Weltalls entgegen.

„Aber ich habe doch gar keine Ahnung von tollen Geschichten!", stammelt sie, „Ich bin eine Mary Sue! Die Eu- ich meine Schnuffel hat mir deutlich genug gemacht, dass ich ein wandelndes Klischee bin!"

Das alles geht ihr viel zu schnell.

„Dann wirst du dich wohl ändern müssen- oder willst du deinen einzigen Freund enttäuschen?", hallt die tiefe Stimme, dann verstummt sie und die Eule verfärbt sich wieder blau. Für einen Moment starren sich Eule und Mädchen stumm an. Inzwischen hat sich die Umgebung in eine richtige Wiese verwandelt und statt in einer Nische sitzt Schnuffel jetzt auf einem großen Stein, dem letzten Überbleibsel der Höhle.

Er bricht als erster die Stille. „So ein mieser-"

„Wir werden sterben! Wir werden elend sterben und ich werde für immer eine Mary Sue bleiben und niemals glücklich sein! Ich werde alt und runzlig werden, weil ich versagt habe, weil ich keine guten Geschichten erfinden kann und eine erbärmliche Freundin bin und dann bin ich auch noch furchtbar dumm und ein wandelndes Klischee ALSO WIE SOLL ICH DAS SCHAFFEN! ICH WILL NOCH NICHT STERBEN! ICH WILL KEINE ENTTÄUSCHUNG SEIN!", schreit Mary die Eule an und bricht in Tränen aus.

„Jetzt komm mal wieder runter", sagt die Eule mit großen Augen, „So schlimm ist es jetzt auch wieder nicht."

„Nicht so schlimm? NICHT SO SCHLIMM?!", schreit Mary hysterisch.

„Atmen!", schuhut Schnuffel, „Erst mal atmen!"

Die Mary Sue zieht gereizt die Luft durch die Nase ein und bläst sie knurrend wieder aus. Davon wird ihr schwindelig, sogar sehr. Plötzlich wird alles schummrig und schwarz. Die Welt dreht sich, aber nicht mehr im normalen Tempo.

„Du meine Güte, das war klar", hört sie noch die blaue Eule murmeln, dann verliert sie das Bewusstsein.

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