Maze Runner 4 - Ein neuer Anf...

By TurboRunner

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Maze Runner 4 - Ein neuer Anfang Diese FF schließt nahtlos am Ende von "TDC-Die Auserwählten in der Todeszone... More

Vorwort
Prolog
1. Kapitel - Morgendämmerung
2. Kapitel - Die Lichtung
3. Kapitel - Läufer
4. Kapitel - Geheimnisse
5. Kapitel - Die Versammlung
6. Kapitel - Los geht's!
7. Kapitel - Fehlendes Bewusstsein (1. Flashback)
8. Kapitel - Höchste Not
9. Kapitel - Gefahr im Wald
10. Kapitel - Angriff der Cranks
11. Kapitel - Durch die Wüste
12. Kapitel - Im Untergrund
13. Kapitel - Die letzte Stadt
14. Kapitel - Das Spiel ist aus!
15. Kapitel - WICKED?
16. Kapitel - Gruppe C
17. Kapitel - Proband C1 (2. Flashback)
18. Kapitel - Wieder im Labyrinth
19. Kapitel - Blutsbrüder
20. Kapitel - Gedächtnisblockade
21. Kapitel - Der Retractor
22. Kapitel - Newt & Thomas
23. Kapitel - Newts Erinnerungen
24. Kapitel - WICKED!
25. Kapitel - Sturm auf das Berk (3. Flashback)
26. Kapitel - Das Wiedersehen
27. Kapitel - Im Wartungsraum
28. Kapitel - Kein schlechter Plan!
29. Kapitel - Die Hinrichtung
30. Kapitel - Geister der Vergangenheit
32. Kapitel - Ankunft im sicheren Hafen
33. Kapitel - Abenddämmerung
Nachwort & Danke!

31. Kapitel - Endgültige Vernichtung

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By TurboRunner

Thomas holte nochmal tief Luft, dann setzte er sich in Bewegung. Den taumelnden Gang musste er dabei nicht besonders vortäuschen, er hatte ohnehin schon alle Mühe sich noch einigermaßen auf den Beinen zu halten. Er hatte keinen wirklichen Plan im Kopf, hoffte jedoch auf die tatkräftige Unterstützung seiner Freunde. Vince war zu weit weggewesen, um sich zu verständigen, aber er war sich sicher, dass er die Lage erkannt hatte und entsprechend eingreifen würde. Wie wenn er auf Pudding gehen würde, schwankte er weiter auf den Wortführer der Soldaten zu, ohne diesen dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

Thomas begann es zu frösteln, als hätte jemand die Temperatur um zwanzig Grad abgesenkt. Sein Körper rebellierte, schrie förmlich nach Ruhe. Er wusste, dass dies die letzten Anzeichen für die unweigerlich bevorstehende Ohnmacht waren. Er ignorierte seine Körperwarnungen so gut es ihm möglich war, später würde noch genügend Zeit für Ruhe und Erholung sein. Jetzt aber musste er sich erstmal einen Plan überlegen, wie er die Soldaten lange genug ablenken konnte, damit seine Freunde ihren Angriff starten konnten, zumindest hoffte er, dass sie das taten. Aus seiner Wunde quoll wieder etwas Blut, aber Thomas achtete nicht weiter darauf, er hätte es im Moment sowieso nicht verhindern können.

„Wird das heute nochmal was?", quäkte die Janson-Stimme genervt aus den Lautsprechern. „Ich möchte endlich mit den Untersuchungen weitermachen. Jansons Stimme hallte wie ein Echo aus dem Jenseits, von den Wänden wider. „Bringt ihn umgehend in den OP-Bereich II. Wir haben schon genug Zeit mit dieser Ratte verloren!" „Die Ratte wird dir gleich in die Eier beißen", dachte Thomas. „Wir haben schon alles vorbereitet, damit ich dein Gehirn untersuchen kann" wieherte die Stimme. Thomas stellten sich sämtliche Haare auf. Obwohl er wusste, dass diese Stimme nicht von Janson kommen konnte, er hielt es für ausgeschlossen, dass dieser den Kampf mit den Cranks überlebt hatte, klang sie doch verdammt echt. „Es ist doch nur zu deinem Besten, Thomas. Wir müssen den Masterplan vollenden, das verstehst du doch", schwadronierte die Stimme, die sich mit jedem Mal mehr nach Janson anhörte, weiter. Dieses Gesäusel brachte Thomas noch um das letzte Fünkchen Verstand. „Konzentriere dich, Thomas!", ermahnte es sich selbst.

Er war nur noch drei, vielleicht vier Schritte von dem Soldaten entfernt, als er die Eingebung hatte. Er wunderte sich, dass er nicht schon viel früher auf das Naheliegendste gekommen war. Er musste keine große Show veranstalten, es reichte völlig, wenn er seiner ohnehin bevorstehenden Ohnmacht, etwas an Dramatik verlieh. So würde er, zumindest so sein Plan, seinen Freunden genügend Zeit verschaffen, um die Verwirrung der Soldaten, für einen Angriff auszunutzen. „Vielleicht gelingt es mir so, für genügend Ablenkung zu sorgen. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, die anderen von seinem Plan in Kenntnis zu setzen. In Vortäuschung eines Schwindelanfalls blieb er stehen und drehte den Kopf zu seinen Freunden.

„O-H-N-M-A-C-H-T", formten seine Lippen lautlos, zu mehr blieb ihm keine Zeit. Newt entschlüsselte die Botschaft sofort und nickte Thomas zum Zeichen, dass er verstanden hatte, kurz zu. „Keine schlechte Idee, Tommy", murmelte er anerkennend. Er beugte sich zu Minho, um ihn in den Plan einzuweihen. Thomas fiel ein innerlicher Felsbrocken vom Herzen, als er sah, dass seine Freunde ihn verstanden hatten. „Bist du festgewachsen?", blaffte ihn der Soldat mit der Platzwunde im Gesicht an. Thomas schüttelte langsam den Kopf und machte einen wackligen Schritt, dann verdrehte er die Augen und brach mit einem lauten Stöhnen zusammen. „Ganz großes Kino!", flüsterte Minho grinsend.

Rädelsführer und Platzwunde blickten sich mit einer Mischung aus Entsetzen und Ratlosigkeit an. „Was ist das jetzt wieder für eine verdammte Scheiße?", schrie Platzwunde. Für einen Moment erschien es, als hätte jemand die Zeit angehalten. Niemand wagte auch nur zu Atmen, in diesem Moment, hätte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können.

Minho überlegte nicht lange und nutzte die allgemeine Verwirrung, er hatte mitbekommen, dass sich Vince, Gally und Marc bereits bis auf wenige Meter an sie herangeschlichen hatten. Dank der vielen Jugendlichen, die so etwas wie einen unfreiwilligen Schutzwall bildeten, war dies den Soldaten noch nicht aufgefallen. Möglicherweise lag es aber auch daran, dass deren Gehirne bereits von dem Brandvirus zerfressen wurden. Vince tippte auf seinen Granatwerfer und deutete damit anschließend auf die Soldaten. Minho nickte ihm zu, dann wandte er sich an Newt: „Bereit zum Angriff?" „Da kannst du deinen Arsch drauf verwetten", antwortete der grinsend. „Den behalte ich mal lieber", gab Minho amüsiert zurück. Er überzeugte sich davon, dass sein Revolver geladen war, Newt tat dasselbe bei seinem. Minho blickte noch einmal zu Vince: „Jetzt!", formten seine Lippen lautlos.

Die beiden Jungs stürmten los, feuerten auf Rädelsführer und Platzwunde, die im Begriff waren, Thomas vom Boden hochzuziehen. Der überraschende Blitzangriff erwischte die beiden eiskalt, noch ehe sie realisieren konnten, was da vor sich ging, sackten sie von Kugeln tödlich getroffen zusammen. Dabei begruben sie Thomas unter sich, der gequält aufschrie. Erneut explodierte ein Feuerwerk aus Schmerzen in seinem Körper, vor seinen Augen tanzten unzählige Sterne und er hatte nur noch einen Wunsch: endlich ohnmächtig zu werden. „Halte durch, Tommy!", rief Newt. „Ich bin gleich bei dir." Mit großer Erleichterung nahm er wahr, dass Vince, Gally und Marc ihrerseits in das Geschehen eingriffen und das Feuer auf die verbliebenen Soldaten eröffneten. Diesen war es zunächst gelungen, sich in einer Nische in Sicherheit zu bringen. Eine blaue Energiegranate zischte an knapp an Newts Kopf vorbei und ließ ihm sämtliche Haare zu Berge stehen. „Passt doch auf ihr Wahnsinnigen!", schrie er verärgert. „Sorry, war keine Absicht, Newt", entschuldigte sich Gally im Vorbeilaufen.

Nun hatten auch die Soldaten ihre Schockstarre überwunden und griffen aktiv in das Kampfgeschehen ein. Energiegranaten zischten wie auf einer Autobahn in beiden Richtungen durch den Flur. Minho hatte sich gegen die Wand gedrückt und hielt Ausschau nach Chris, damit dieser die Jugendlichen aus der Gefahrenzone bringen konnte. Schließlich entdeckte er den Jungen, der sich wie die anderen Jugendlichen am Boden zusammengekauert hatte. Minho hechtete über den Flur und robbte sich zu Chris. Der Junge wirkte völlig verängstigt und starrte Minho mit tränenerfüllten Augen an. „Hey Chris!", versuchte Minho den Jungen aus seiner Lethargie zu wecken. „Chris, hörst du mich?", er packte Chris an den Schultern und schüttelte in leicht. „Chris?" Der Junge nickte schüchtern. „Du musst die Kids in Sicherheit bringen, verstehst du?" Wieder nickte der Junge, machte aber keine Anstalten sich zu bewegen. „Chris!", rief Minho nun deutlich energischer. Endlich erwachte der Junge aus seiner Starre. „Die Kids in Sicherheit bringen", wiederholte er tonlos. „Reiß dich zusammen, du schaffst das! Lauft zum Flugdeck, dort sind Leute von uns, die euch in die Berks bringen. Hast du mich verstanden?" „Ja, habe ich!", antwortete er etwas entschlossener. „Perfekt! Dann lauft jetzt los, haltet eure Köpfe unten und passt auf die Granaten auf!" Ohne eine weitere Antwort des Jungen abzuwarten, wandte sich Minho ab und rannte zurück zu Newt.

Richard brachte sich mit einem beherzten Sprung zur Seite in Sicherheit, instinktiv griff er dabei nach Julia und riss sie mit. Wie sich herausstellen sollte, keine Sekunde zu früh. Eine Energiegranate schlug exakt an jener Stelle ein, wo sie eben noch gestanden hatten. Noch im Fallen zog Richard seine Waffe und erledigte einen Angreifer, der im Begriff war, sich auf sie zu stürzen. Julia stieß einen erstickten Schrei aus und schlug ihre Hände über den Kopf. „Alles klar?", erkundigte sich Richard. Julia nickte. „Sorge dafür, dass Chris die anderen sicher zu den Berks bringt!", sagte Richard. „Du kannst hier ohnehin nichts ausrichten, ohne Waffe." „Aber ich muss doch..." „Du musst überhaupt nichts, außer dich und die Kids in Sicherheit bringen", erwiderte Richard bestimmt. Julia wartete eine kurze Feuerpause ab, dann lief sie hinüber zu den Jugendlichen.

„Die Kavallerie ist da!", rief Vince, als er an Richard vorbeilief und dabei unentwegt in Richtung der Soldaten feuerte. In kurzem Abstand folgten ihm Marc und Gally. „Keine Sekunde zu früh", gab Richard unumwunden zurück. Er hatte sich zwischenzeitlich auch wieder aufgerafft und war gerade dabei, seine Waffe nachzuladen. Die Schüsse aus den Revolvern und Granatwerfern hallten in dem engen Flur tausendfach wider. Über den Boden krochen blau Blitze wie angriffslustige Schlangen und sie mussten bereits höllisch aufpassen, wo sie hintraten. Ein falscher Schritt konnte unangenehm enden. „Wir brauchen mehr Deckung!", rief Minho. „So gehen wir noch alle drauf!" „In den Seitengang dort vorne!", schrie Gally und deutete mit seiner Waffe auf den Technikgang. „Was hast du gesagt?", brüllte Minho zurück. Durch den unsäglichen Lärm hatte sich ein lautes Pfeifen auf seine Ohren gelegt. „Da vorne! Der Gang!", schrie Gally so laut er konnte und deutete erneut auf den kleinen Seitenflur. Minho nickte und die beiden stürmten los, ohne dabei das Feuer einzustellen.

„Ich brauche hier mal Hilfe!", schrie Newt verzweifelt und blickte sich hektisch um. „Wir müssen Thomas aus der Schusslinie schaffen!" „Minho! Gally! Ich brauche hier Feuerschutz!", brüllte er aus Leibeskräften, aber sein Gesuch ging in dem Lärm der Energiegranaten unter. „Tommy, hörst du mich, ich bin bei dir", sagte Newt. Verzweifelt versuchte er Thomas von den beiden toten Soldaten, die noch immer über ihm lagen, zu befreien. „Sekunde, ich helfe dir!", rief jemand unmittelbar hinter ihm. Richard hatte sich zu den beiden durchgekämpft. Gemeinsam befreiten sie Thomas von den beiden Leichen und mussten dabei höllisch aufpassen, nicht selbst zu solchen zu werden. „Tut mir leid, Thomas, aber du musst jetzt die Zähne zusammenbeißen", entschuldigte sich Newt bereits im Voraus. Er griff seinem Freund unter die Arme, gleichzeitig griff Richard an dessen Füße, mit vereinten Kräften schleppten sie Thomas aus der Schusslinie.

Thomas befand sich zwischenzeitlich in einem Zustand, den man als komatös bezeichnen konnte. Obwohl seine Schmerzen immer stärker und unerträglicher wurden, konnte er noch nicht mal schreien. Ihm fehlte schlicht die Kraft dazu. Auch seine beiden Freunde nahm er nur noch als Randnotiz war. Sein Körper tat das einzig richtige in dieser Situation, er versetzte sich in Bewusstlosigkeit. Die Gefechtsgeräusche wurden immer leiser und unwirklicher. Verschwommen nahm er ein Gesicht wahr, das sich über ihn beugte, Newt. Er wollte seinem Freund noch etwas sagen, aber es war bereits zu spät. Wie eine schwarze Wand schob sich die Ohnmacht vor seine Augen und erlöste ihn für den Moment, von allen Schmerzen.

„Wir haben's gleich geschafft!", rief Julia den Jugendlichen zu. Sie waren nur noch wenige Schritte vom Flugdeck entfernt. Durch das Chaos, das Minho, Vince und die anderen angerichtete hatten, war ihre Flucht nicht aufgefallen. Chris lief als Letzter hinter der Meute und hielt sie damit alle zusammen. Zu seinem Erstaunen, hatten sich selbst die jüngsten unter ihnen beruhigt und liefen im Gänsemarsch hinter Julia her. „Schnell, beeilt euch!", rief Julia. Sie hatten die Verbindungsschleuse erreicht, Julia blieb dort stehen und trieb einen nach dem anderen auf das Flugdeck. „Seid ihr alle unverletzt?", erkundigte sie sich bei den Jugendlichen, nachdem Chris als letzter durch die Schleuse kam. Niemand antwortete, der Schock über das eben erlebt stand allen noch in den Gesichtern. „Seid ihr in Ordnung?", wiederholte Julia ihre Frage. Die Jugendlichen bestätigten das durch allgemeines Gemurmel und Kopfnicken. „Gott sei Dank!", seufzte Julia erleichtert.

Ein lautes Dröhnen und Heulen, ließ die Kids erneut zusammenfahren. Dylan und Jorge hatten die Triebwerke ihrer Berks gestartet, nachdem sie mitbekommen hatten, dass Julia mit den Jugendlichen im Schlepptau den Hangar erreicht hatte. Brenda erschien auf der offenen Laderampe und winkte die Gruppe zu sich her. „Ihr müsst euch aufteilen!", schrie sie aus Leibeskräften, um gegen das Getöse der Turbinen anzukommen. „Was?", schrie Julia zurück. „Ihr müsst euch aufteilen, es passen nicht alle in ein Berk!" Julia hob den rechten Daumen in die Luft, zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. „Chris, du gehst auf die Rampe von Dylans Berk und hilfst ihnen beim Einsteigen, ich gehe zu Brenda, hast du verstanden?" Der Junge bejahte und lief hinüber zu dem Berk. „Einer zu mir, einer zu Chris, immer abwechselnd!", rief sie den Kids zu. „Das muss schneller gehen!", schrie Chris und klatsche dabei auffordernd in die Hände. Als schließlich alle sicher im Inneren der Berks verschwunden waren, sprang Brenda von der Rampe. „Was hast du vor?", erkundigte sich Julia. „Ich sehe nach den anderen, vielleicht brauen sie Hilfe." Noch ehe Julia etwas erwidern konnte, war Brenda schon auf und davon.

Brenda erreichte die Schleuse, ging in Deckung und lugte vorsichtig auf den Flur hinaus. Die Geräusche, die zu ihr drangen, ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren. Es klang, als sei sie direkt auf einem Schlachtfeld gelandet, was der Wahrheit wohl auch ziemlich nahekam. Der Widerhall der Granaten und Revolver, ließen ihr die Ohren klingeln, und für einen Moment war sie versucht, auf der Stelle kehrt zu machen und zu den Berks zurückzulaufen. Weitaus schlimmer als die Schüsse empfand sie diese grauenvollen Schreie, Schreie von verwundeten und sterbenden Menschen. Für einen kurzen Moment sah sie vor ihrem inneren Auge wie Thomas, Newt und all ihre Freunde in großen Blutlachen, tot auf dem Boden lagen, die Augen weit aufgerissen, ins Leere starrend. Sie schüttelte energisch den Kopf, um diese Horrorvision, die durch ihre Gedanken jagte wie ein vergifteter Pfeil, wieder loszuwerden. „Bitte lieber Gott!", flehte sie. „Lass meine Freunde am Leben sein!" Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge und versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus, das wiederholte sie dreimal. Als sie sich wieder besser fühlte, stand sie auf.

Sie glaubte es sich zunächst nur einzubilden, dass die Schüsse allmählich weniger wurden. Stellte dann jedoch erleichtert fest, dass es tatsächlich so war. Nur vereinzelt hörte sie noch das elektrische Surren, das entstand, wenn sich eine Energiegranate löste, auch die Schüsse ließen nach, bis sie schließlich ganz verstummten. Nun lag nur noch das Wimmern Verwundeter und Sterbender wie ein gespenstisches Leichentuch über dem Flur. Dazwischen vernahm sie jetzt einzelne Stimmen, konnte diese jedoch keinem ihrer Freunde zuordnen. Das Ganze wirke so surreal, dass Brenda am liebsten laut aufgeschrien hätte. Sie bemerkte ein Gefühl in sich die Oberhand zu gewinnen, dass sie nur allzu gut kannte, Panik!

„Newt?, Minho?", hört ihr mich?", rief sie mit zittriger Stimme. Als Antwort erhielt sie nur ein Wimmern. „Vince?, Thomas? Verdammt, sagt doch was!", schrie sie. Vorsichtig bewegte sich Brenda weiter den Flur entlang. Der Geruch von ionisierter Luft stieg ihr in die Nase. Sie musste nun höllisch aufpassen, wo sie hintrat, da immer noch blaue Energieblitze den Gang entlangkrochen. Nun erkannte sie einige Körper, die am Boden lagen, konnte aber nicht sagen, ob es sich dabei um ihre Freunde oder Feinde handelte. Aus dem Seitenflur stolperte ihr plötzlich jemand entgegen, um ein Haar hätte Brenda auf ihn geschossen. „Ich glaube wir haben sie erledigt", keuchte die Person. „Newt? Newt, bist du das?", fragte sie unsicher. „Ja!", bestätigte der Junge. Brenda ließ erleichtert ihre Waffe sinken und lief ihm entgegen, vorbei an drei toten Soldaten, die in ihrem eigenen Blut zu baden schienen. Angewidert verzog sie das Gesicht und hatte für einen Moment damit zu kämpfen, ihren Brechreiz zu unterdrücken. „Habt ihr alle erledigt?", fragte sie. „Ich denke schon", antwortete Newt erschöpft und wischte sich den Schweiß aus seinem Gesicht. Am liebsten hätte er sich hier direkt auf den Boden gelegt und geschlafen. Es gab nichts, was er sich mehr wünschte. Seit ihn Thomas aus dem Labyrinth befreit hatte, lief sein Leben auf der Überholspur an ihm vorbei. Erst die Retraction, ihre Flucht mitten in der Nacht in den Wartungsraum, sein Amoklauf auf der Lichtung und schließlich dieses Gefecht, bei dem sie auch alle hätten draufgehen können. Wenn er jemals den sicheren Hafen erreichte, würde er eine Woche lang nur schlafen, mindestens.

„Wo ist eigentlich Thomas?", erkundigte sich Brenda. Newt deutete hinter sich in den Technikflur, aus dem er gerade gekommen war. „Er liegt dort auf dem Flur", sagte er. „Liegt?!", rief sie entsetzt. „Mach dir keine Sorgen, Minho kümmert sich gerade um ihn. Er hat viel Blut verloren, aber..." Brenda achtete nicht mehr auf Newts Worte und rannte los. „Was ist mit ihm?", kreischte sie, als sie Thomas regungslos auf dem Boden liegen sah. „Der wird schon wieder", versuchte Minho sie zu beruhigen und zog einen Stofffetzen, den er als Verband umfunktioniert hatte, um Thomas' Schulter fest. „Wie ist das passiert?", erkundigte sie sich. Minho winkte ab. „Das ist eine lange Geschichte, Brenda, die soll er dir später selbst mal erzählen." Minho seufzte und schlug Thomas mit der flachen Hand, ein paar Mal gegen die Wangen. „Das wir hier noch zum Running Gag, mit seinen Ohnmachten", witzelte er. „So weckst du ihn sicher niemals auf", bemerkte Newt grinsend. „Da musst du schon ein bisschen stärker klopfen." „Hey! Aufwachen, Strunk! Die Party ist vorbei!", rief Minho und schlug etwas härter zu, als beim ersten Mal. Prompt murmelte Thomas etwas, aber Minho konnte es nicht verstehen. „Du musst etwas lauter reden!", rief Minho so laut, dass Newt und Brenda zusammenzuckten. Das grässliche Pfeifen in Minhos Ohren, machte ihm noch immer zu schaffen. Später würde Julia feststellen, dass er sich ein Knalltrauma zugezogen hatte.

„Erde an Thomas", sagte Newt und bückte sich zu seinem Freund hinunter. Thomas' Augenlider begannen leicht zu flattern, schließlich öffnete er sie einen Spalt. „Was ist..., wo bin ich?", murmelte er benommen. „Willkommen bei den Lebenden", sagte Newt. „Und jetzt konzentriere dich auf meine Hand, wie viele Finger halte ich in die Höhe?" Newt streckte drei Finger aus und hielt sie vor Thomas' Nase, so dass er sie gut sehen konnte. „Willst du mich verarschen, du Neppdepp", brummte Thomas. „Es geht ihm gut, er ist wieder ganz der Alte", verkündete Newt zufrieden und musste grinsen. „Hoch mit dir, Strunk. Wir müssen schleunigst Land gewinnen. Newt, hilf mir mal", rief Minho. Die beiden Jungs griffen Thomas vorsichtig unter die Arme und zogen ihn auf die Füße „Was ist denn eigentlich passiert?", murmelte Thomas. Seine Stimme klang brüchig, aber es gelang ihm, sich einigermaßen auf den Beinen halten. „An dir ist echt ein Schauspieler verloren gegangen, Mister O'Brien", sagte Newt amüsiert. „Mister, wer? Was redest du da?", fragte Thomas irritiert. „Äh..., vergiss es. Keine Ahnung wie mir dieser Name ins Gedächtnis kam..., hängt womöglich noch mit der Retraction zusammen", stammelte Newt verlegen. „Jedenfalls ist es uns dank deiner Inszenierung gelungen, die komplette Armee außer Gefecht zu setzen." „Das war kurz nachdem du Strunk es vorgezogen hast, tatsächlich ohnmächtig zu werden", ergänzte Minho. Thomas trieb es die Röte ins Gesicht. „Spar' dir den Sarkasmus, Minho. Ich habe mir das nicht freiwillig ausgesucht!", sagte er entschuldigend. „Vergiss es einfach", antwortete Newt. „Die Hauptsache ist doch, dass wir überlebt haben." „Du sagst es!"!, pflichtete Minho bei. Newt setzte sich vorsichtig in Bewegung. „Na komm, wir bringen dich jetzt zum Berk, bevor du uns hier nochmal die Biege machst."

„Ich bin der Kleber!", kam es Newt auf einmal in den Sinn, ohne dass er sagen konnte, weshalb. In seinen Erinnerungen sah er sich als junger Teenager bei WICKED. Damals wurden ihnen allen kryptische Bezeichnungen verpasst. Unweigerlich fasste er sich mit der freien Hand an den Nacken, exakt an jene Stelle, wo ihm WICKED die Bezeichnung <A5> eintätowiert hatte. Darunter stand in verschnörkelter Schrift <The Glue>, der Kleber. Newt fand es beinahe erschreckend, an was er sich alles wieder erinnern konnte. Obwohl er sich eingestehen musste, dass WICKED in dieser Beziehung Recht behalten hatte. Er war tatsächlich so etwas wie der Kleber ihrer Truppe. Was auch immer passierte, er, Newt, hielt sie alle zusammen, so wie ein Kleber das nun mal macht.

Richard erhob sich stöhnend, in seinem Kopf pochte es, als hätte sich eine Spechtfamilie dort eingenistet. Prüfend sah er an sich herab, dabei entdeckte er eine rote Blutspur an seinem rechten Ärmel. „Alles OK bei dir?" erkundigte sich Vince. „Ich denke schon, war nur ein Streifschuss. Nichts was Julia nicht mit ein bisschen Nadel und Faden wieder in Ordnung bringen könnte. Und bei dir?" Vince klopfte sich mit beiden Händen ab, dann schüttelte er den Kopf. „Alles noch dran", sagte er schließlich. „Na das wollen wir doch hoffen!", gab Richard grinsend zurück.

„Hat jemand von euch Peter gesehen?", rief Julia aufgeregt. „Seit du mit den Kids zu den Berks gegangen bist, nicht mehr", antwortete Richard. „Bis eben herrschte hier aber auch das reinste Chaos." Julia hörte Richard schon nicht mehr zu und machte sich auf die Suche nach ihrem Kollegen. „Peter..., Peter wo bist du?", rief sie verzweifelt. Ihr Blick glitt über die am Boden liegenden toten Soldaten. Die Energieblitze hatten sich zwischenzeitlich verflüchtigt, so dass von den Körpern keine Gefahr mehr ausging. Schließich entdeckte sie neben einer der Leichen jemanden der mit einem weißem Hemd bekleidet war – Peter! Der Arzt lag auf dem Bauch, das Gesicht unnatürlich zur Seite verdreht. Auf seinem Rücken zeichneten sich zunehmend rote Flecken ab, die zusehends größer wurden. Julia schlug entsetzt die Hände vors Gesicht. „Oh Gott, Peter!", schrie sie und bückte sich zu ihm herunter. „Es..., es tut mir leid, Julia", hauchte er. „Was..., was meinst du?", fragte sie mit tränenerstickter Stimme. „Ich hätte euch...frü...h...frü...", der Rest ging in unverständlichem Gemurmel unter. „Sprich nicht, Peter. Wir kriegen das schon wieder hin." Aufgelöst durchsuchte sie ihre Taschen, sie musste doch etwas dabeihaben, um Peters Wunden zu versorgen. Aber außer einem Stift und ihrer ID-Karte, förderten ihre Hände nichts Brauchbares zu Tage. Der Arzt hob den Kopf ein Stück und griff nach Julias Arm. „... früher warnen müssen", vollendete er seinen Satz. „Hätte euch früher..." Ein Schwall hellrotes Blut ergoss sich aus seinem Mund und verhinderte, dass er weiterreden konnte. Der Arzt klang, als würgte er sich sämtliche Organe aus dem Leib. Julia musste unweigerlich an einen Crank denken, aber Peter würde vermutlich nicht mal mehr die Zeit bleiben, sich in einen zu verwandeln. „Kann mir hier mal jemand helfen?", schrie sie und blickte sich nach allen Seiten um. „Nein, Julia!", keuchte Peter. „Es hat keinen Sinn mehr, meine Reise geht hier zu Ende." „NEIN!", schrie Julia und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Bringt euch...", wieder würgte er Blut aus seinem Mund, „...in Sicherheit." „Vergiss es, ich lasse dich nicht hier!", schrie ihn Julia an. Ein neuerlicher Hustenanfall überkam den Arzt. Als dieser nachgelassen hatte, kramte er mit seiner Hand kramte umständlich in der Hosentasche. Schließlich zog er ein Kästchen, nicht größer als eine Zigarettenschachtel, hervor. „Der Zünder für die verbauten Sprengladungen", sagte er. „Erledigt diese Bastarde für mich." Julia starrte wie hypnotisiert auf den Sender, ihre Hände zitterten, als sie danach griff. „Es tut mir so leid, Peter", flüsterte sie mit schwacher Stimme. „Schon in Ordnung. Du musst mir aber eines Versprechen." Sie sah ihn abwartend an. „Ihr müsst überleben..., du...., und vor allem der Junge. Ihr werdet ihn brauchen..., ihr..." Peters Kopf sank kraftlos auf den Boden zurück. Er stieß noch zwei röchelnde Atemzüge aus, dann entwich jegliches Leben aus seinem Körper.

Julia ließ ihren Tränen freien Lauf, als sie zusammen mit Richard und Vince zurück zum Flugdeck lief. Richard musste einige Überzeugungsarbeit leisten, um Julia von ihrem toten Kollegen wegzubekommen. Ihnen blieb keine Zeit mehr, sie mussten damit rechnen, dass WICKED neue Leute schicken würde, um sie aufzuhalten.

Dylans Berk schwebte bereits einige Meter hoch, dröhnend in der Luft, als die letzten Nachzügler um Julia das Flugdeck erreichten. Die Frachtluke schloss sich gerade mit metallischem Kreischen und Dylan hatte sichtbare Mühe, das Berk mit seiner gewaltigen Fracht zu stabilisieren. Das zweite Berk schwebte nur Zentimeter über dem Boden. Gally stand wankend auf der noch geöffneten Luke. „Beeilt euch!", brüllte er ihnen entgegen und hatte alle Mühe, auf der schwankenden Plattform, nicht den Halt zu verlieren. „Newt? Thomas?", schrie Vince gegen das Dröhnen der Triebwerke. Gally nickte. „Alle da, ihr seid die letzten!"

Gerade als Vince auf die Rampe springen wollte, erkannte er aus dem Augenwinkel blaue Blitze. Wie ein Eichhörnchen auf Speed, hechtete er herum und glaubte seinen Augen nicht trauen zu können. „So eine verdammte Scheiße!", brüllte er, da rückt die nächste Armee an. Zwar waren sie noch außerhalb der Reichweite ihrer Waffen, aber das würde sich bald ändern. „Mit denen müssen wir uns in der Luft auseinandersetzten!", rief Richard. „Hier unten sind wir ihnen haushoch überlegen!" Vince nickte, dann sprang er auf die Rampe. Gally griff nach Julia und zog sie nach oben. Der Abstand zum Boden hatte sich schon auf gut einen halben Meter erhöht, Jorge schien es nicht mehr erwarten zu können. Als Richard als Letzter einsteigen wollte, ging ein erneuter Ruck durch das Berk und der Abstand zum Boden vergrößerte sich weiter. Gally und Vince bekamen ihn im letzten Moment zu fassen und zogen ihn in das Berk. Vince schlug mit der Faust auf den roten Knopf, der dem Berk befahl, die Frachtluke zu schließen.

Jorge im Cockpit hatte mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen wie auch Dylan, die beiden Berks waren einfach zu schwer. „Komm schon, du verfluchtes Mistding", schimpfte er, „oder ich schmeiße dich auf den nächsten Schrotthaufen!" Brenda neben ihm musste grinsen. Sie wusste, dass Jorge jetzt in seinem Element war. Es gab nicht viele Piloten, die ein Berk besser beherrschten als Jorge. Früher nicht und jetzt schon zweimal nicht. Schließlich gelang es ihm, das Fluggerät unter Kontrolle zu bringen. Er zog sachte am Flightstick, und das Berk stieg langsam in den tiefblauen Nachmittagshimmel. Als er sich außerhalb der Reichweite der Bodentruppen wähnte, stellte er den Autopiloten auf <Höhe halten> und griff mit der anderen Hand zum Funkgerät. „Dylan, kannst du mich hören?" „Laut und deutlich!", kam die Antwort des zweiten Berkpiloten. „Ist alles klar bei euch?" „Du meinst, abgesehen davon, dass sich das Ding fliegt wie ein schwangerer Wal?" Jorge musste laut lachen. „Ich weiß genau was du meinst, Hermano", sagte er amüsiert. „Bleib auf Standby!" Jorge griff nach dem Schalter für das Bord-Intercom. „Dr. Cooper, könnten sie bitte zu mir ins Cockpit kommen? Brenda hat mir erzählt, was mit Dr. Greene passiert ist. Wenn wir die Stadt noch sprengen wollen, dann sollte das jetzt sein. Haben die erstmal ihre Berks in der Luft, wird es hier ungemütlich werden und unsere Erfolgsaussichten bei einem Luftkampf stehen denkbar schlecht!"

Julia sah erschöpft aus, sie hatte Thomas' Verletzung mit Mitteln aus der bescheidenen Bordapotheke versorgt, das würde bis zur Ankunft reichen müssen, obwohl sie selbst am wenigsten darauf gewettet hätte. Es stand nicht gut um den Jungen und das wusste sie auch. Wenn er nicht bald vernünftig medizinisch versorgt werden konnte, würde er allein an seinem hohen Blutverlust sterben. „Wie geht es ihm?", erkundigte sich Newt. „Ich habe ihm ein starkes Schmerzmittel gegeben, er schläft jetzt. Die Blutung konnte ich fürs Erste stoppen, aber ich will ehrlich sein, Newt, wenn er nicht bald eine Bluttransfusion bekommt, sieht es schlecht aus." „Warum gibst du ihm dann keine?", sagte Newt lauter, als er eigentlich beabsichtigte. Julia musste müde lächeln. „So einfach, wie du dir das vielleicht vorstellst, ist die Sache leider nicht. Zunächst müsste ich einen geeigneten Spender finden und selbst wenn mir das gelänge, weiß ich nicht, welche Auswirkungen eine Transfusion auf Thomas' Immunität hätte." „Es interessiert mich einen Scheißdreck, welche Auswirkungen das hat!", rief Newt aufgebracht, er war den Tränen nahe, kämpfte aber erfolgreich dagegen an. „Es tut mir leid", sagte er schließlich. „Ich will doch nur, dass er wieder gesund wird." Julia legte ihm beide Hände auf seine Schultern. „Ich weiß, Newt", sagte sie. „Ich werde auch alles in meiner Macht Stehende dafür tun, das verspreche ich dir. Aber es ist wie es ist, bevor wir nicht wieder im sicheren Hafen gelandet sind, kann ich leider nichts weiter für ihn tun."

„Seid ihr dahinten eingeschlafen?", quäkte Jorges Stimme verärgert aus dem Intercom. „Wir können uns hier nicht mehr lange aufhalten!" Julia zuckte zusammen, ihren Plan WICKED zu vernichten, hatte sie tatsächlich für einen Moment verdrängt. Sie kramte in ihrer Hosentasche nach dem kleinen Kästchen, von der Größe einer Zigarettenschachtel und zog es hervor. „Minho, sag' bitte Jorge Bescheid, dass er noch einen Moment warten soll, wir sind dabei." Minho nickte und spurtete zum Cockpit.

Julia betrachtete nachdenklich das schwärze Kästchen, auf dem sich neben einem Kippschalter mit Schutzabdeckung, auch ein Touch-ID, sowie ein kleines Lämpchen befanden. „Soll ich das für dich übernehmen?", fragte Vince und streckte seine Hand nach dem Sender aus. Julia nickte und reichte ihm das Gerät. Sie war sich nicht sicher, ob sie das wirklich hätte tun können und war dankbar, dass ihr Vince die Entscheidung abnahm. Ihr war durchaus bewusst, dass neben den Soldaten von WICKED, auch viele gute Leute ihr Leben lassen würden. Leute mit denen sie die letzten Monate zusammengearbeitete hatte. Selbst die Tatsache, dass viele von ihnen zu Cranks wurden, oder es längst waren, konnte sie nicht darüber hinwegtrösten, dass sie in wenigen Sekunden, eine komplette Stadt auslöschen würden. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie versucht, so viele wie möglich zu retten, aber das Leben hatte einen anderen Plan und sie würde nichts daran ändern können.

„Dylan, kannst du mich hören?", rief Jorge den anderen Piloten über Funk. „Was ist bei euch los?" antwortete er gereizt. „Wir sollten längst weg sein." „Beruhige dich, Hermano. Bring dein Berk aus dem Explosionsradius, wir sind gleich so weit, dann wird es hier richtig ungemütlich!", erwiderte Jorge. „Sind auf dem Weg. Wir treffen uns dann an eurem alten Landeplatz." „Verstanden!", antwortete Jorge knapp und schaltete das Funkgerät ab. Dann konzentrierte er sich auf die Stabilisatoren des Berks, die würden sie brauchen, wenn ihnen WICKED um die Ohren flog.

Vince entfernte die Schutzabdeckung und legte den Kippschalter auf <Standby> um. Augenblicklich begann das Lämpchen in gleichmäßigen Abständen grün zu blinken. Er schnaufte tief durch und blickte zu seinen Freunden. „Bringen wir's hinter uns!", sagte Newt. Seine Stimme klang erschreckend gleichgültig, so als stünde nur ein unliebsamer Wochenendausflug zur Debatte. „Und dann lasst uns endlich von hier verschwinden!", fügte er hinzu. Sein Blick fiel auf Thomas, der leichenblas neben ihm auf eine Liege geschnallt war. „In Ordnung, dann wollen wir mal", sagte Vince und bemerkte wie seine Hände leicht zu zittern begannen. Er legte seinen rechten Zeigefinger auf den Sensor und hoffte, dass das Ding nicht einen bestimmten Fingerabdruck erwartete. Zu seiner Überraschung tat es das nicht. Ein kurzer Piepton bestätigte seine Freigabe und die Farbe des kleinen Lämpchen wechselte von grün zu rot, sie hielten kollektiv den Atem an.

Eine gewaltige Explosion erschütterte das Berk und Jorge hatte alle Mühe, die Kiste auf Kurs zu halten. Wegen der begrenzten Reichweite des Senders, hatten sie sich nicht weiter von der Stadt entfernen können. Der Masteralarm schrillte durch das Cockpit und zahlreiche Warnmeldungen verkündeten, dass das Berk doch einige Blessuren abbekommen hatte. Jorge fluchte und zog an dem Flightstick, um die gefährliche Schieflage, die das Berk erlitten hatte, wieder auszugleichen. Es folgten drei weitere Explosionen, die jedoch nicht mehr annähernd die Sprengkraft der ersten hatte. Jorge gelang es nun beinahe mühelos, das Berk in stabiler Fluglage zu halten. Vorsichtig drehte er es etwas zur Seite, damit sie einen besseren Ausblick auf das Geschehen hatten.

Vier gigantische Feuerbälle erhoben sich wie Atompilze aus der sterbenden Stadt. „Bei Gott, es hat funktioniert!", rief er. Hinten im Frachtraum, hatten sich alle mit Ausnahme von Thomas, um die Bullaugen gedrängt. Beinahe ehrfürchtig beobachteten sie, wie die ehemals größte Organisation der Erde zu Staub zerfiel. Es folgten viele weitere, kleinere Explosionen. Vince vermutete, dass nun Kraftstofflager und ähnliches, auf Grund der enormen Hitze in die Luft flogen. Jorge hatte den Abstand zur Stadt zwischenzeitlich so weit vergrößert, dass die Druckwellen das Berk nicht mehr erreichen konnten. Von der Stadt war bis auf einige wenige Wolkenkratzer nicht mehr viel zu erkennen. Der gewaltige Feuersturm fraß sich in atemberaubender Geschwindigkeit durch die Straßen, und schmolz alles was sich ihm in den Weg stellte regelrecht dahin. Dicke Rauchsäulen stiegen auf und legten sich wie ein überdimensionales Leichentuch über die bizarre Szene.

Ein plötzlich einsetzendes Kreischen und Knirschen, ließ sie aufschrecken. Dieses unheimliche Dröhnen klang, als entspränge es direkt dem Höllenschlund. „Was zum Teufel ist das?", rief Newt entsetzt. Noch ehe jemand etwas erwidern konnte, begann das Berk gewaltig zu vibrieren. Die Vibrationen nahmen wurden so intensiv, dass Vince schon befürchtete, dass Berk würde sich jeden Moment in seine Bestandteile auflösen. „Schaut euch das an!", rief Minho und deutete aus dem Fenster. Mit entsetzten Minen verfolgten sie, wie das Hauptquartier und alle anderen Wolkenkratzer, wie Kartenhäuser in sich zusammenfielen. Tonnen von Geröll, Glas und Metall wurden dabei in die Luft geschleudert. So schnell das Dröhnen auch entstanden war, so schnell verstumme es wieder und eine unheimliche Stille trat an dessen Stelle. Nur das beruhigend gleichmäßige Brummen der Triebwerke durchbrach die Stille. Wo sich bis vor wenigen Augenblicken noch eine halbwegs intakte Stadt befunden hatte, lagen jetzt nur noch Staub und Geröll. WICKED und alles was dazu gehörte war Geschichte und dieses Mal endgültig. Minho löste sich als erstes von dem Anblick. „Gut das!", sagte er zufrieden.

31. Kapitel (Stand 21.05.121) - 5422 Wörter

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