Durch SM's nette, öffentliche Einladung, die die Entertainments schlecht absagen konnten, fand sich Danbi einige Tage später im Konferenzraum wider, alle anderen Choreografen und Bang PD mit am Tisch. Noch nie hatte sie den CEO so ernst dreinblickend gesehen und seine Stille jagte den anderen Anwesenden einen kalten Schauer über den Rücken.
"Ich glaube, es steht nicht zur Debatte, dass wir diese Farce gewinnen müssen.", begann er plötzlich mit monotoner Stimme zu sprechen und erschreckte somit seine Mitarbeiter zu Tode.
"Jawohl, Bang PD!", riefen seine Choreografen, als wären sie in der Armee.
"SM wird versuchen, die anderen Entertainments bloßzustellen, aber das werden wir nicht zulassen. Wir werden ihnen einen schönen Arschtritt verpassen...", sagte der CEO bestimmt und knallte seine Faust auf den Tisch. "Was hast du rausgefunden, Minwoh?"
Sein Assistent räusperte sich und begann seine Papiere vorzulesen, auf denen er Informationen über die Choreografen der anderen Entertainments gesammelt hatte. Was waren ihre Stärken, was waren ihre Schwächen? Wie konnte man sich von ihnen abheben? Das waren Fragen, auf die die Tänzer dringend eine Antwort brauchten und Bang PDs Assistent konnte gute Abhilfe leisten.
"Zugesagt haben YG, SM, Cube Entertainment, natürlich wir, JYP, Jellyfish Entertainment und Starship Entertainment. Kleinere Entertainments haben sich zurückgezogen... Es gilt also einige der größten Konkurrenten zu schlagen.", endete der Assistent und Danbi schluckte schwer.
Einige der Choreografen waren preisgekrönt, ausgezeichnet auf ihrem Gebiet und sie war eine eben erst verabschiedete Studentin - vergleichsweise unerfahren und wahrscheinlich amateurhaft neben ihnen. Um es kurz zu fassen, sie hatte die Hosen voll und würde garantiert nicht als Choreograf für Bighit antreten, allein schon, weil es als TV- Show landesweit und auch in Japan und China ausgestrahlt wurde; da war ihr das Risiko einfach zu groß.
"Gibt es irgendwelche Regeln?", fragte ein Choreograf, den sie alle nur Moon nannten.
"Tatsächlich will SM, dass das Augenmerk auf den Tänzern liegt, also keine Special Effects, keine besondere Kleidung... Die Tänze müssen komplett neu entworfen und mit den Choreografen getanzt werden. Im Finale dürfen auch Idols an den Tänzen teilnehmen, davor ist es allerdings verboten, weil das die Meinung der Zuschauer beeinflussen könnte, die übrigens die Jury sind.", antwortete Minwoh fachmännisch und die Choreografen nickten; das klang fair.
"Wir müssen also in jeder Runde den Nerv der Zuschauer treffen... Also ein flexibler Choreograf, der viele Stile zeigen kann...", sinnierte Cassandra, eine andere Choreografin.
"Das trifft alles am meisten auf Danbi zu.", Moon sah die Rothaarige an, der soeben das Blut in den Adern gefror.
"Ja, ihre Audition war frisch, interessant und fesselnd... Selbst Bang PD war begeistert...", pflichtete ein Choreograf namens Chil bei.
"Was meinst du dazu, Danbi?", richtete der Ceo das Wort an sie.
Was sie dazu meinte? Sie wollte am liebsten losheulen, so sehr wollte sie diese Rolle nicht übernehmen! Was war, wenn diese Verbrecher die Ausstrahlung in Japan sahen und sie erkannten?! Das Risiko war eigentlich klein, doch es war vorhanden und somit war es einfach zu gefährlich für sie!
"Ich denke, ich bin zu unerfahren dafür..", piepste sie, um Fassung ringend.
"Sei nicht so bescheiden. Es hat einen Grund, warum du die Chefchoreografin unserer am meisten Profit bringenden Gruppe bist. Du kannst mindestens die Hälfte der Gegner mit Links aus dem Weg tanzen.", scherzte Cassandra, doch Danbi war nicht zum Scherzen aufgelegt.
"Ich möchte wirklich ni-", setzte die Rothaarige erneut an, doch wurde barsch von Bang PD unterbrochen.
"Wer dafür ist, dass Danbi uns vertritt, der hebe nun die Hand.", ließ er kurzerhand abstimmen und fünf Hände gingen in die Höhe - alle außer Danbis. "Dann wäre das geklärt. Ich vertraue dir, Danbi. Leiste gute Arbeit."
Einer nach dem anderen verließen sie den Konferenzraum, nur die Tänzerin blieb zurück. Sie stand wie unter Schock, wusste nicht, was sie tun sollte. Wenn sie sie entdeckten, war alles aus. Sie musste sich eine neue Identität suchen, Jin zurücklassen, das ganze Leben, das sie sich aufgebaut hatte....
Es dauerte nicht lange, da kullerten ihr große Krokodilstränen über die Wangen und sie schluchzte leise vor sich hin. Ihr Herz war vor Angst in Quetschzangen eingeklemmt worden und hatte gerade so viel Platz, dass es einigermaßen vernünftig schlagen konnte, doch sie fühlte sich, als würde sie vor Anspannung und Furcht gleich ohnmächtig werden. Völlig verängstigt und wie in Trance, machte sie sich auf den Weg zu dem Ort, an dem sie sich momentan am sichersten fühlte.
Die Jungs staunten nicht schlecht, als ihre Freundin und Choreografin von Regen völlig durchnässt und heulend wie ein Schlosshund vor ihrer Tür stand und nur Gebrabbel hervorbrachte, das sie nicht verstehen konnten.
"Noona, bitte beruhig dich doch, sonst können wir dir nicht helfen.", sagte Kookie, der vor ihr kniete und sie mit großen, besorgten Augen ansah.
"W-w-wo is-ist J-ji-jin-jinie?", brachte sie zwischen ihren Schluchtzern heraus, die für die Ohren der Band einfach nur bemitleidenswert klangen.
"Er ist mit Joon einkaufen, aber bestimmt kommt er gleich zurück!", antwortete Jimin, der nicht weniger besorgt aussah, als der Rest der Band.
"Ji-Jin hat eu-euch von-n meiner Ver-vergangenh-heit erzählt, o-oder?", fragte sie und versuchte ihre Atmung deutlich zu regulieren, was mehr oder minder gelang.
"Ja.... das musste er, damit wir alles, was zwischen euch passiert ist, verstehen konnten...", seufzte Suga und rubbelte Danbi den Rücken, in der Hoffnung, es würde sie beruhigen.
"Wi-wisst ih-ihr... ich ha-hab Angst, das- dass sie mi-mich entde-cken, wenn ich a-als Cho-choreografin antrete... Weil... Ausstrahlung i-in Japan...", wimmerte sie und die Band fing an, wild um sie herumzuwuseln, als sich neue Tränen in ihren Augen bildeten.
"Beruhig dich, Noona. Ich glaube nicht, dass Yakuza sowas sehen!", versuchte Tae sie zu trösten. "Die gucken doch bestimmt nur Krimis oder so..."
Er kassierte daraufhin eine Kopfnuss von Hobi, der mit sich rang, ob er Danbi umarmen durfte, oder ob das alles schlimmer machen würde. Nach Sekunden, weinte die Tänzerin so heftig, dass es sich anhörte, als würde sie an ihren Schluchzern ersticken und die Jungs fühlten sich so ratlos, dass die beiden Jüngsten sogar auch anfingen zu weinen.
Man konnte sich denken, dass Jin und Namjoon etwas perplex waren, als sie nach Hause kamen und drei ihrer Freunde flennend wie Kleinkinder und den Rest Löcher in die Luft starrend vorfanden.
"Was ist denn hier los?!", fragte Jin, seine Stimme von Sorge erfüllt und eilte gleich zu seiner völlig aufgelösten Freundin, deren Gesicht mittlerweile vom Weinen angeschwollen war.
"Anscheinend wird Danbi Bighit bei diesen Wettkämpfen vertreten und sie hat Angst, weil das Programm auch in Japan ausgestrahlt wird.", berichtete Suga, was Erwähnte sofort lauter schluchzen ließ.
"Pschttt, pschtt... Alles gut, mein Schatz. Beruhig dich ein bisschen.", Jin hielt die Rothaarige fest im Arm und wiegte leicht hin und her, während er ihr beruhigend den Kopf tätschelte. "Immer schön ein- und ausatmen."
Tatsächlich wurde Danbis Weinen etwas ruhiger und bald schniefte sie nur noch vor sich hin. Bei Jin fühlte sie sich nach wie vor am sichersten, das wurde allen in diesem Moment noch einmal bewusst.
"Danbi, mach dir keine Sorgen... Ich hatte dieselben Gedanken und habe die nötigen Maßnahmen in die Wege geleitet.", erzählte Jin und zog allgemeines Verdutzen auf sich.
"Wie... wie meinst du das, Jinie?", fragte Danbi ratlos, während er ihr ein Taschentuch gab.
"Ich werd dir morgen jemanden vorstellen. Aber jetzt solltest du schlafen gehen, du siehst ziemlich müde aus.", sagte er und küsste ihre Stirn so zärtlich, als wäre sie aus Glas.
In der Tat, fühlte die Tänzerin plötzlich, wie die Müdigkeit ihren Körper eroberte und sie ließ sich in Jins Zimmer tragen, wo sie an seiner Seite sofort in einen ruhigen Schlaf fiel.
Am nächsten Morgen weckte Jin seine Freundin, indem er ihr Frühstück ans Bett brachte und ihr beim Essen eine Rückenmassage gab, die - wie er merkte - dringend benötigt worden war.
"Also, wen werd ich heute kennenlernen?", fragte Danbi neugierig, nachdem sie einen Bissen von ihren Pfannkuchen runtergeschluckt hatte.
"Jemanden, der dir helfen kann.", antwortete Jin vage und genoss den Anblick von seiner essenden Freundin.
"Das ist gemein.", schmollte sie leicht, doch der Hunger war scheinbar stärker.
"Lass dich einfach überraschen.", kicherte das Idol und nahm ihr das Tablett weg, nachdem sie fertig war.
Während er das Geschirr abwusch, nahm Danbi eine Dusche und stand kurz danach mit noch feuchten Haaren in der Küche, um ihm dabei über die Schulter zu sehen.
"Fertig?", fragte der Schwarzhaarige freundlich lächelnd und nahm das Nicken seiner Freundin wohlwollend hin.
Scheinbar war Danbi nervös, denn sie drehte Däumchen auf der Fahrt zum Ziel, sodass Jin ihre Hand nahm und aufmunternd drückte. Er wollte ihr so viel Angst nehmen wie möglich und ganz ehrlich, er war stolz darauf, dass er der Einzige zu sein schien, bei dem sie sich sicher fühlte.
„Jin, wieso fährst du auf den Parkplatz des Polizeihauptquartiers?", fragte Danbi perplex, als ihr Freund abbog und nach einem freien Platz Ausschau hielt.
„Hab ich dir je von meinem Onkel erzählt?", kratzte er sich am Nacken.
„Dem Hauptkommissar? Ja..", sie schien nicht richtig zu begreifen, worauf er hinauswollte, schließlich konnte ein Hauptkommissar ihr wenig helfen.
„Er hat es mittlerweile bis zum Polizeidirektor gebracht.", eröffnete er ihr, als wäre es keine große Sache. „Ich hab doch gesagt, ich hätte mich gekümmert."
Der Schwarzhaarige grinste triumphierend, während seine Freundin vor lauter Verwunderung ihre Sprache vergessen hatte.
Schweigend gingen sie in das riesige, verglaste Gebäude und Danbi folgte Jin, der offensichtlich nicht zum ersten Mal hier war. Nach einer Weile des Aufzugfahrens klopfte Jin an eine große Tür aus dunklem Holz. Eine Frauenstimme bat sie herein und als eröffnete, kam ein modernes, geräumiges Vorzimmer zum Vorschein. Langsam fühlte die Tänzerin sich eingeschüchtert, was ihr Begleiter scheinbar bemerkte und ihre Hand abermals ermutigend drückte.
„Ich habe ein Treffen mit meinem Obkel vereinbart.", sagte er der Dame und sie nickte mit einem wohlwollenden Lächeln.
„Bitte gehen Sie nur rein.", bot sie ihnen an und zeigte mit einer ausschweifenden Bewegung Richtung Tür.
Jin fackelte nicht lange und Danbi hielt aus irgendeinem Grund die Luft an, als sie das Zimmer betraten.
Der Mann der hinter dem schicken, antik aussehenden Schreibtisch saß, war geschätzt Mitte fünfzig, aber sah sehr attraktiv aus. Danbi fiel auf, dass er viel Ähnlichkeit mit Jin und seinem Vater hatte, was sie automatisch etwas entspannter werden ließ.
„Ah, da seid ihr ja!", er sprang auf, als er die beiden hereinkommen sah und umrundete seinen Schreibtisch, um Danbi die Hand zu geben. „Jin hat mir so viel von dir erzählt! Es freut mich wirklich, dich kennenzulernen."
„Die Freude ist ganz meinerseits...", erwiderte die Rothaarige deutlich eingeschüchtert von der vereinnahmenden Präsenz ihres Gegenübers.
Jins Onkel bot ihnen an, sich zu setzen, was sie natürlich auch taten und dann ging der Direktor sichtlich zu einem geschäftsmäßigeren Ton über:
„Jin hat mir von deiner Situation erzählt und es tut mir wirklich leid, was du durchmachen musstest, Danbi. Ich habe mich über dich informiert und bin ebenfalls in die künftigen Ereignisse eingeweiht. Es ist in der Tat ein Risiko, das du eingehst, wenn du dich entschließt, die Choreografen-Rolle in diesem Wettbewerb zu übernehmen, doch ich habe gehört, wie sehr du das Tanzen liebst und wie gut du bist. Wenn du damit einverstanden bist, biete ich dir meine Hilfe an. Wir werden dich fortan... überwachen? Das klingt etwas zu kontrollierend... aber wir werden auf dich Acht geben. Nach der ersten Ausstrahlung wirst du Personenschutz kriegen und wir werden deine nächste Umgebung immer im Auge behalten. Wenn du das Angebot annimmst, musst du also keine Angst um deine Sicherheit haben, Danbi. Du kannst dein bestes beim Wettbewerb geben und uns deinen Schutz überlassen."
„Das wollen sie wirklich tun?", fragte sie verwundert und zugleich erleichtert.
„Wenn du versprichst, mit uns und nicht gegen uns zu arbeiten, natürlich.", stimmte der Direktor lächelnd zu.
„I-ich... ja... ja, klar!", die Wörter in Danbis Kopf überschlugen sich bis nur noch Buchstabesalat übrig war, so froh war sie über dieses Angebot.
„Sehr schön. Dann mach dich jetzt an die Planung deines ersten Auftritts und überlasse uns den Rest.", sie hätte Jins Onkel wirklich um den Hals fallen können vor lauter Dankbarkeit.
Es hatte gedauert, aber endlich bekam sie Hilfe für ihre Situation und tatsächlich fühlte sie sich mit dem bloßen Gedanken an den Polizeischutz sicherer. Vielleicht konnte sie jetzt wirklich zeigen, was in ihr steckte und das hatte sie alles Jin zu verdanken.
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{Danke für Votes und Kommentare}
Meine lieben Leute, wir haben die 5k erreicht! Danke! ❤️❤️❤️❤️
Ich muss gestehen, dass es nur noch 7 Kapitel geben wird und dann ist hier Schluss 🙊 kommt mir wie gestern vor, dass ich die Story geplant hab 🙊❤️
Btw ich hab nichts gegen andere Entertainments, nä... das ist nur Teil der Story also bitte nicht angegriffen fühlen...