Miss Sophie

By Moonwriter98

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Sophie Badford ist eine wohlhabende junge Lady. Gemeinsam mit ihrem Vater, ihrer Mutter und ihrer Schwester A... More

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By Moonwriter98

An einem verregneten Donnerstagmorgen war es so weit. Nachdem sie noch einen letzten Rundgang durch das Haus und über die ausgedehnten Parkanlangen gemacht hatten, bestiegen sie die Kutsche und ließen ihr ehemaliges Leben zurück. Miss Sophie war nun nicht mehr die reiche Tochter eines Earls. Natürlich würde sie immer adliger Abstammung sein, doch eines hatte sich entscheidend geändert, sie war arm.

Früher war sie einmal eine gute Partie gewesen. Mit einem guten Namen und einer äußerst großzügigen Mitgift.

Ann hatte besonders hart zu spüren bekommen, dass sie nun in den Augen der Männer weniger begehrenswert war.

Einen Tag vor ihrer Abreise war Mr Cole, ihr verlobter unangemeldet zum Tee erschienen. Er war in ihren Salon gestürzt und hatte wirres Zeug geredet. Doch eines hörten sie sehr deutlich heraus. Er wollte die Verlobung mit Ann beenden.

Eigentlich war es zu der damaligen Zeit äußerst unüblich dass ein Mann eine Verlobung löste. Denn dies galt als höchst unanständig. Nur die Damen besaßen das Recht eine bestehende Verlobung zu beenden.

Mr Cole nutzte das erschrockene Schweigen der Damen aus, um sich so schnell wie er gekommen war wieder aus dem Raum zu entfernen ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren....


"Nie wieder werden wir in einem solch komfortablen Heim leben, nie wieder prächtige Kleider tragen auf einem Ball tragen und nie wieder wird ein Mann um die Hand von einer von euch beiden anhalten" jammerte Lady Elinor, als das Haus langsam hinter den sanften Hügeln von Hertfordshire verschwand.

Auf dem ganzen Weg nach London legten Miss Ann und Lady Badford keine Pause in ihrem Selbstmitleid ein.

Sophie übte sich in Geduld. Wortlos blickte sie aus dem Fenster und versuchte die Gespräche ihrer Mutter und Schwester auszublenden. Und innerlich bereitete sie sich darauf vor, das ihr das selbe Schicksal wie ihrer Schwester zuteil werden würde.

Mr Kingsley war ein sehr vernünftiger junger Mann, der seine zukunftsaussichten nicht mit einer unvorteilhaften Heirat aufs Spiel setzen würde. Es war Sophie von vornherein schleierhaft erschienen, warum ein Mann wie er sie heiraten wollte. Nun da sie weder ein Vermögen noch sonst etwas besaß, das sie in seinen Augen attraktiv machen würde, würde er ihre Verlobung so rasch wie möglich lösen.

***

Die Familie McAlsiter war von den schlechten Nachrichten ebenso betroffen wie Sophies Familie.

Als die drei Frauen nach ihrer langen Reise, in London eintrafen, konnten sie aus den Gesichtern ihrer Verwandten die selbe Trauer und Anteilnahme lesen, die auch sie in sich spürten. Für die McAlisters war es eine Selbstverständlichkeit gewesen, ihre Verwandten fürs erste bei sich aufzunehmen.

"Meine liebe Schwester." Mrs McAlister schloss ihre Schwester, die sie schon seit geraumer Zeit nicht gesehen hatte liebevoll in die Arme. Die Damen zogen sich bis zum Nachmittag in die Gemächer der Damen zurück.

Während die beiden Schwestern sich über alle Neuigkeiten austauschten, hatten Sophie und Amalia sich in ihr Ankleidezimmer verkrümelt, um ungestört ein Gespräch unter vier Augen führen zu können.

"Die arme Ann" murmelte Amalia als sie es sich bequem gemacht hatten.

"Mir wird es wohl bald genauso ergehen" flüsterte Miss Sophie und schluckte tapfer ihre Tränen herunter.

Amalia blickte sie erschrocken an, "du meinst doch nicht etwa, dass Mr Kingsley eure Verlobung lösen wird?"

Sophie nickte, "auch wenn er noch so verliebt sein mag, wird er vernünftig handeln. Und wenn er dazu nicht in der Lage sein sollte, bezweifle ich, dass seine Eltern tatenlos zusehen würden, wie ihr Sohn die Familienehre besudelt."

Amalia nickte verständnisvoll, auch wenn sie den harten Worten ihrer Cousine nicht so recht glauben wollte.

"Ich möchte dich noch bitten, niemanden von unserer Verlobung zu erzählen. Denn ich möchte vermeiden großes Aufsehen zu erregen, wenn wir die Verlobung beenden.

Miss Sophie konnte sich zu einhundert Prozent auf die Verschwiegenheit ihrer Cousine verlassen. Miss Amalia würde mit keiner Menschenseele über dieses Thema sprechen. Schließlich war sie es gewohnt zu schweigen und Geheimnisse zu hüten. Und ihr Geheimnis musste geheim bleiben, denn sonst wären all ihre Hoffnungen auf eine Verlobung mit Mr Carleigh unwiederruflich dahin.

In der Tat machte Amalia sich sogar große Hoffnungen auf eine baldige Verlobung, wovon sie ihrer Cousine natürlich mit allen Einzelheiten berichtete.

***

Leider hatte Sophie innerhalb der nächsten Wochen keine Gelegenheit sich selbst ein Bild über die Situation zu verschaffen, denn zumeist blieb die Familie unter sich. Es wurden keine Erteilt ganz zu schweigen von angenommen. Die Familie vermied es die Oper zu besuchen oder an einem Ball teilzunehmen. Jedes Mitglied der Familie trug die schwarze Kleidung der trauernden.

In der ersten Zeit verspürte Sophie, wie auch all die anderen nicht den Wunsch auszugehen oder auch nur von jemanden gesehen zu werden. Denn sobald sich ein Gespräch entwickeln würde, würde dies unweigerlich zu einer höchst unangenehmen Unterhaltung über den Tod ihres Vaters und den Verlust ihres Vermögens führen.

Stattdessen saß Sophie stundenlang am Fenster mit Blick über den Park und versuchte sich an jede Unterhaltung und Begebenheit mit ihrem Vater zu klammern, aus Angst etwas zu vergessen. Manchmal standen ihr die Erinnerungen so klar vor Augen, als stünde ihr Vater direkt vor ihr. Doch meistens waren die Erinnerungen getrübt und kaum noch greifbar.

Doch nach einer Weile brach die alte Sophie wieder aus ihrem Käfig der Trauer hervor. Sie wollte nach draußen, das Leben genießen und endlich wieder frische Luft atmen.

Was sie sich selbst nicht einzugestehen wagte war, dass sie tief im innersten ihres Herzens hoffte Mr Kingsley wieder zu treffen. Jeden Tag hatte sie gehofft, dass er sie besuchen kommen würde, doch jede ihrer Hoffnungen wurde bitter enttäuscht.

***

Sophie konnte nicht ahnen, dass Mr Kingsley von denselben Gefühlen wie sie geplagt wurde. Jeden Tag haderte er aufs neue mit sich und der Frage, ob er ihr einen Besuch abstatten konnte, ohne dass es der Familie als impertinent erschien. Besonders erschwert wurde diese Situation dadurch, dass sie ihre Verlobung nicht einmal der Familie bekanntgegeben hatten.

Durch die Zeitungen und den Klatsch, mit dem seine Mutter sich so gern beschäftigte, hatte er erfahren, dass ihr Vater gestorben war und sie aller Wahrscheinlichkeit nach ihr gesamtes Vermögen verloren hatte.

Ein Brief war die einzig diskrete Lösung um mit ihr Kontakt aufzunehmen. Auch wenn sich über die Diskretion der Dienstboten, die sich um die Post ihrer Herrschaft kümmern streiten lässt.

Verehrte Miss Badford,

es mag in Ihren Augen als eine dreiste Anmaßung erscheinen, wenn ich wo ich noch nie in meinem Leben etwas vergleichbares erlebt habe, Ihnen sage, dass ich Ihre Gefühle nachvollziehen kann und mit Ihnen fühle.

Meine Gedanken waren in den letzten Wochen stets bei Ihnen und ich hoffe sie sind den Umständen entsprechend wohlauf.

Ich weiß nicht, ob sie mich wieder sehen möchten, doch ich muss Ihnen gestehen, dass mein Herz sich verzweifelt danach sehnt sie zu treffen. Ich erwarte Sie am kommenden Montag um sieben Uhr auf der kleinen, weißen Brücke im Park.

In der Hoffnung SIe bald wieder zu sehen,

Ihr Charles Kingsley

***

Heimlich, still und leise hatte Sophie sich an besagtem Morgen auf den Weg zum festgelegten Treffpunkt gemacht.

Mr Kingsleys Brief hatte ihre Lebensgeister wieder geweckt und seit sie besagten Brief erhielt, verwahrte sie diesen wie einen Schatz.

In den vergangenen Wochen war es bitterkalt gewesen. In einen dicken Mantel gehüllt eilte Sophie über die über die verschneiten Wege. Auf dem Kopf trug sie eine dicke Fellmütze, die ihre Haare beinahe vollständig bedeckte. Vielleicht war dies auch besser so, denn ihre Frisur sah an jenem Morgen furchterregend aus, da sie auf die Hilfe der Zofe verzichtet hatte um sich unbemerkt aus dem Haus schleichen zu können.

In ihren vor Kälte erstarrten Fingern hielt sie den Brief, als sie sich mit wild klopfendem Herzen der Brücke näherte.

Schon von weitem erkannte die Heldin unserer Geschichte Mr Kingsley. Er hatte sich lässig über das Geländer der Brücke gelehnt und blickte angestrengt in die entgegen gesetzte Richtung.

Erst als Sophie die Brücke betrat bemerkte er sie. Erschrocken wandte er sich um, denn er hatte erwartet, dass Sophie aus der anderen Richtung kommen würde.

Er schenkte Sophie eines seiner unbeschreiblichen Lächeln und sagte: "es freut mich, dass Sie gekommen sind."

Auch Sophie strahlte vor Freude über dieses Wiedersehen wie die Sonne selbst.

"Wie geht es Ihnen" fragte Mr Kingsley und nahm wie selbstverständlich ihre eisigen Finger in seine warmen Hände.

Sophie musste schlucken, denn ihr Vorhaben war ins Wanken geraten, als sie Mr Kingsley gegenüber stand und er noch einnehmender als in ihrer Erinnerung wirkte.

"Es geht mir gut, vielen Dank" antwortete Sophie eine Spur zu kühl.

Aufmerksam musterte der junge Mann seine Verlobte. Seit ihrer letzten Begegnung war sie sichtlich abgemagert, dunkle Schatten lagen unter ihren Augen und ihr Gesicht hatte etwas von ihrer Lebhaftigkeit und ihrem fröhlichen Wesen eingebüßt. trotzdem war Miss Sophie Badford eines der schönsten Mädchen in ganz England. Und es erschien ihm bewundernswert, wie gefasst und stolz sie das ihr aufgebürdete Schicksal ertrug.

Tief blickte er ihr in die Augen, bevor er vorsichtig ihr Kinn anhob und sie zärtlich küsste. Mit geschlossenen Augen genoss die junge Dame den Augenblick, doch als ihr bewusst wurde, dass jemand sie sehen könnte, zuckte sie erschrocken von ihm zurück.

"Entschuldigen Sie bitte" murmelte Mr Kingsley, der über ihre Reaktion nicht weniger erschrocken war, "ich hätte das nicht tun dürfen."

"Da haben Sie recht, Sir" antwortete Miss Sophie knapp, "denn es wäre weder Ihrem noch meinem Ruf zuträglich."

Mr Kingsley konnte ihr nicht in die Augen sehen, als er flüsterte: "glauben Sie mir, ich würde niemals absichtlich etwas tun, was Ihren Ruf zertören würde."

Aufmerksam betrachtete Sophie den attraktiven jungen Gentleman . Mr Kingsley gehörte zu der Sorte Mann, die eine junge Frau nur einmal im Leben traf. Er sah nicht nur unerhört gut aus sondern war über alle Maßen intelligent, aufmerksam und vermögend. Der einzige Makel, den man finden konnte war seine geringe Vorstellung von der Moral.

Sophie focht einen erbitterten Kampf gegen sich selbst aus, als sie ihn betrachtete. Wenn sie ihn gehen ließe, würde sie dies für den Rest ihres Lebens bereuen, das war ihr bewusst.

Trotzdem siegte ihre Vernunft über ihr Herz.

Flüsternd erklärte sie: "ich möchte sie bitten unsere Verlobung zu lösen."

Erschüttert sah der junge Mann ihr in die Augen, "aber warum?"

"Ich habe kein Vermögen mehr" flüsterte Sophie mit zitternden Lippen, "und Sie würden es für den Rest ihres Lebens bereuen, wenn Sie sich schon so früh so unklug binden würden. Also bewahre ich Sie sowie mich selbst vor einem schrecklichen Fehler."

Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und hoffte dass er sie nicht bemerkt hatte, "ich werde niemals Ihre Frau werden können, denn Ihre Eltern würden mich nicht als eine lohnenswerte Partie betrachten. Und ich möchte nicht an Ihrem Unglück schuld sein."

Tapfer wandte Sophie sich nach dieser Rede ab und verließ die hölzerne Brücke ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen. Sie hätte es nicht ertragen können sein enttäuschtes Gesicht zu sehen. Dicke Tränen rannen ihr über die zarten Wangen als sie so schnell ihre Beine sie trugen nach Hause lief.





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