Schneewittchen erwacht...

By phoenics

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Dies ist kein Märchen, sondern erzählt die Geschichte eines Mädchens, welches erst nach 50 Jahren Tiefschlaf... More

Kapitel 1 ~ Erwachen
Kapitel 2 ~ Adam's Haus
Kapitel 4 ~ Der Brief
Kapitel 5 ~ Hüter vergangener Schätze

Kapitel 3 ~ Die neue Welt

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By phoenics

Kapitel 3 - Die neue Welt

 Als ich mich am Abend zuvor in meinem neuen Zimmer schlafen legte, hatte ich Angst, dass ich wieder für 50 Jahre in einen Tiefschlaf falle und erneut sehr viel Zeit verlor.

Doch als ich meine Augen am nächsten Morgen aufschlug, befand ich mich noch immer in dem Gästezimmer in Adam's Haus mit seinen hellen Vorhängen, durch die die Sonne ihre ersten wärmenden Strahlen schickte.

Ich erhob mich langsam aus dem Bett, schlüpfte in die neuen Kleider von Leela, die mir Berta gestern gegeben hatte und betrachtete mich prüfend im Spiegel. Die Sachen passten mir prima und erst die schöne blaue-schwarze Farbe… Traumhaft!

Begeistert hüpfte ich aus meinem Zimmer, eilte die Stufen hinunter in die Küche und begrüßte Berta, die mich bereits erwartete.

„Guten Morgen, Mandy. Hast du gut geschlafen?“

„Ja, danke Berta. Ich hatte nur Angst, wieder 50 Jahre zu verschlafen!“

„Oh, wollen wir hoffen, dass das nicht wieder geschieht! Übrigens wartet Adam in der Bibliothek auf dich.“

„Danke, dann werde ich ihn mal nicht zu lange warten lassen!“

„Bring ihn bitte nach eurem Gespräch zum Frühstücken mit.“

„Ja, mach ich.“

Damit eilte ich den Flur entlang zur Bibliothek und mahnte mich zur Ruhe. Adam bevorzugte eher die Gemütlichkeit statt der Hektik. Vorsichtig klopfte ich an und trat nach Adam's Aufforderung ein.

„Ah. Guten Morgen!“

„Hallo Adam!“ begrüßten wir einander.

Adam wies auf einen alten ledernen Herrensessel: „Setz dich bitte.“

„Danke. Was möchtest du mit mir besprechen?“

„Nichts besprechen. Ich möchte dir etwas überreichen!“

Adam wendete sich für einen Augenblick seinem großen Eichenholzschreibtisch zu, drehte sich wieder zu mir um und überreichte mir ein Buch in einem Ledereinband mit geschwungenen Lettern in Gold „Tagebuch“ darauf.

„Mein Vater erzählte mir früher, dass du sehr gern Tagebuch geschrieben hast. Das hier hatte er extra für deinen Geburtstag gekauft.“

„Das ist wunderschön!“

Behutsam und ehrfürchtig strich ich mit meinen Fingern über den Ledereinband und ließ sie über die goldenen Lettern gleiten. Adam beobachtete mich schmunzelnd.

„Du magst Bücher sehr!“

„Sie sind mein Leben!“ erwiderte ich.

„Meins auch, wie du hier sehen kannst.“ entgegnete mir Adam und verwies auf die meterhohen Bücherregale vollgepackt mit Büchern sämtlicher Jahrzehnte und Jahrhunderte, die die Wände zierten.

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Mandy!“

„Ich habe doch noch gar nicht Geburtstag…“

„Seit gestern schon. Jetzt hast du 2 Geburtstage im Jahr!“

„Dankeschön, Adam!“

Ich öffnete das leere Tagebuch und befühlte die Seiten. Sie waren leicht rau und dufteten nach Papier, welches nach meinen geschriebenen Worten lechzte, so als hätte es all die Jahre nur darauf gewartet.

„Hier hast du noch einen Stift, um deine Gedanken zu notieren. Die Tinte ist synthetische Tinte, so wie sie nur noch Maler verwenden. Ich habe sie extra anfertigen lassen, da Stifte heutzutage nicht mehr hergestellt werden.“

„Anfertigen lassen? Aber wie wird denn heute geschrieben?“

„Gar nicht mehr oder eher nur noch sehr selten. Die meisten haben das Schreiben verlernt oder nie gelernt, da sie nur noch auf ihren mobilen Geräten tippen. Richtig schreiben mit Stift sieht man heute kaum mehr jemanden.“

„Schreibst du denn?“

„Ja. Mein Vater hat es mir beigebracht.“

Adam verwies mit einem kleinen Lächeln auf eine Reihe Tagebücher mit lederartigem Einband wie meines in einem der unteren Bücherreihen.

Wissend lächelte ich und freute mich, einen Gleichgesinnten in Adam gefunden zu haben.

„Möchtest du mit Frühstücken kommen? Berta sagte, dass es bereit sei.“

„Geh du schon voraus. Ich komme gleich nach.“

Ich erhob mich und ging zur Tür, dann drehte ich mich noch einmal zu Adam und sagte lächelnd:

„Danke für das schöne Geschenk!“

Anschließend verließ ich die Bibliothek und kehrte zu Berta mit meinem neuen Tagebuch in der Hand in die Küche zurück.

Wir hatten kaum fertig gefrühstückt, als auch schon Leela das Haus betrat und nach mir suchte.

„Guten Morgen, Schneewittchen!“

„Ah, hallo Leela! Machst du etwa auch Krankenbesuche?“

„Nein. Mutter hat mir nur berichtet, dass du schon auf bist und ich wollte dich mit in die Stadt nehmen zum Shoppen. Du kannst schließlich nicht ewig in meinen abgetragenen Sachen herumlaufen.“

„Lieb von dir, aber ich habe gar kein Geld, um mir neue Sachen zu kaufen, Leela!“

Da räusperte sich Adam hinter mir und sagte:

„Komm doch eben mal kurz mit, Mandy.“

Verwirrt schaute ich von Adam zu Berta und wieder zurück. Leela zuckte mit den Schultern. Berta wies mich mit ihren Augen an, Adam zu folgen.

„Ich bin gleich wieder zurück, Leela.“

Adam verschwand wieder in seiner Bibliothek. Es war offenbar eines seiner Lieblingsräume in diesem Haus. Wie zuvor, nahm ich auch diesmal wieder in dem großen Herrenledersessel platz und beobachtete Adam, wie er einen rechteckigen Gegenstand von seinem Schreibtisch holte und zum Erleuchten brachte. Danach tippte er auf dem aus schwarzem Plastik bezogenen erleuchteten Display herum und reichte es mir.

„Das gehört dir.“

Ich verstand nicht so recht, was er damit meinte.

„Das Teil hier?“

„Das ist ein Datenpod. So eine Art mobiler Computer, wie sie heutzutage benutzt werden. Aber das meinte ich jetzt eigentlich nicht. Ich meinte, die Summe, die du hier siehst!“

Damit verwies Adam mich auf eine Zahl, die sich innerhalb einer kleinen Tabelle am unteren Rand befand, was nach einer Art Bankkonto aussah.

„Heilige Maria! Wie viele Stellen vor dem Komma sind das?!“ irritiert sah ich zu Adam auf und starrte anschließend wieder auf den kleinen Monitor vor mir. Adam schmunzelte.

„Ja, das ist eine ganze Menge Geld. Heutzutage wird es Credits genannt, es ist ähnlich eurem Euro damals. Deine Eltern hatten dein Erspartes, nachdem du in dein Schlafkoma gefallen bist, auf einem Sparkonto angelegt. Mein Vater hat es nach ihrem Tod fortgeführt und hin und wieder einige Einzahlungen gemacht. Daher kommt das Geld und dann noch die Zinsen, die sich über all die Jahre angesammelt hatten. Sie alle hofften, dass du irgendwann wieder erwachen würdest. Und eine junge Frau benötigt nun einmal Geld für Kleidung, Schmuck usw.“

Mir stockte der Atem, denn ich versuchte noch immer, die Ziffern des Betrages dieser riesigen Geldsumme in meinem Kopf sacken zu lassen.

Nur gut, dass ich bereits saß!

>Ich bin reich! Steinreich sogar!<

Ich sah wieder zu Adam und bemerkte, wie sich allmählich ein kleines Grinsen in mein Gesicht schlich und ich begriff, dass dieser ganze Batzen Geld wirklich MIR allein gehören sollte! Wahnsinn!

„Ist das alles echt?“ hakte ich nach.

„Oh ja und ob. Das alles gehört dir, Mandy.“

Wow… Ich konnte so viel Glück gar nicht fassen und schwieg erst einmal einige Zeit, während meine Augen permanent auf dieser riesigen Geldsumme verharrten.

„Ich möchte dir alles zurückzahlen, was du bzw. ihr für mich über all die Jahre investieren musstet!“

„Mandy, das ist nicht nötig. Ich habe selbst genug. Glaube mir.“

„Wirklich nicht? Ich meine, es hat bestimmt jede Menge Geld verschlungen, mich so lange am Leben zu erhalten, obwohl ihr nicht einmal wissen konntet, ob ich überhaupt wieder erwachen würde!“

Ich legte den kleinen Computer zur Seite und stand auf, um mit Adam versuchsweise auf Augenhöhe zu sein, was etwas schwer war, da er um zwei Köpfe größer war als ich.

Adam schüttelte seinen Kopf und lächelte.

„Du bist genauso, wie mein Vater dich immer beschrieben hatte.“

Ich umarmte Adam mit all der Freude und Inbrunst, die sich in mir angesammelt hatten und dankte ihm von Herzen. Adam tätschelte mir liebevoll meinen Rücken. Es war ihm scheinbar ein wenig unangenehm, weshalb ich mich rasch von ihm löste und ein leises „Entschuldige.“ murmelte.

„Ich bin froh, dass wenigstens DU mir von meiner Familie geblieben bist, Adam. Danke!“

„Und ich bin froh, dass du wieder aufgewacht und so lebendig bist! Damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Jetzt wird es hier im Haus endlich wieder fröhlicher zugehen!“

Adam lächelte herzlich als ich sein Gesicht betrachtete. Er meinte es wirklich so, wie er es sagte. Ich glaube auch, dass er seinen Vater – meinen Bruder – sehr vermisste und in mir so etwas wie einen Teil von ihm wieder gefunden hat.

Dann überreichte Adam mir noch eine Art Smartphone und meinte:

„Hier, das wirst du gebrauchen können, wenn du unterwegs bist. Es ist unsere Art miteinander zu kommunizieren und auch gleichzeitig wie eine Kreditkarte zu benutzen.

Adam zeigte mir kurz die Funktionen, die ich mir so schnell gar nicht merken konnte und zeigte auch noch, wie er zu erreichen sei. Er hatte dafür ein Kurzwahlsymbol mit seinem Foto auf den Desktop dieses neuartigen Datenpods abgelegt.

„Ich glaube, in der Küche wartet noch jemand auf dich.“

„Ach ja… Leela. Sie hatte ich ja vollkommen vergessen.“

Ich bedankte und entschuldigte mich bei Adam, verließ die Bibliothek und stürmte zurück in die Küche, in der Leela mit ihrer Mutter in ein Gespräch vertieft waren.

„Ich bin doch nicht so pleite, wie ich bis vorhin noch dachte!“

Leela drehte sich postwendend zu mir um, grinste mich breit an und entgegnete:

„Na dann, lass uns shoppen gehen!“

Berta lachte herzlich.

„Viel Vergnügen euch beiden!“

Ich hatte noch nicht einmal richtig die geliehene Jacke von Leela übergezogen, da schliff sie mich auch schon am ausgestreckten Arm hinter sich her und mahnte mich zur Eile.

Auch Leela hatte ihr eigenes Airfly mit dem sie uns sicher in die Einkaufsmeile der Stadt brachte. Ich war noch immer irgendwie skeptisch und fasziniert zugleich von diesen eigenartigen Fahrzeugen der Neuzeit und musste daran denken, dass mein Bruder in so einem Teil verbrannt war…

„Los, komm schon!“

Leela zerrte mich bereits wieder mit sich, so dass ich gar keine Gelegenheit hatte, weiter über die Vergangenheit nachzudenken, sondern mit meinen Blicken die neue Welt um mich herum neugierig betrachtete.

Alles war so vollkommen anders als ich es aus meiner Zeit kannte… Aber eins ist geblieben: Der Einkaufswahn der Frauen…

Hier gab es überall Läden mit Klamotten, Schuhen, Handtaschen und sämtlichem anderen Zeugs. Leela schleifte mich an vielen Läden vorbei, an deren Schaufenstern ich gern etwas länger verweilt hätte, um mich emotional auf die neue Mode einzustellen.

„Komm weiter…“

Nach etlichen Schritten und gefühlt tausend Schaufenstern später betraten wir endlich ein Geschäft mit Kleidung und ich sah mich fasziniert um. Hier gab es nicht nur Mode von heute, sondern auch aus anderen Jahrzehnten. Begeistert sah ich mich um, doch ich entdeckte leider nichts aus meiner Zeit.

Leela hatte inzwischen die Kleiderständer geplündert und kam schwer beladen auf mich zu:

„Ich habe dir schon mal etwas herausgesucht, wovon ich denke, dass es dir perfekt passen würde…“

Sie hatte einen ganzen Berg an Klamotten auf ihren Armen und schob mich in Richtung der Umkleidekabinen, damit sie endlich weiter auf Suche für mich gehen konnte. Mir schien, als sei sie besessen davon, etwas für mich zu finden.

Ich probierte mich nacheinander durch all die Kleidungsstücke und entdeckte ein wirklich tolles Minikleid in weiß, das aussah, wie weiße Spitze mit einer Korsage darin, um die weiblichen Formen zu betonen. An den Ärmeln war es leicht ausgestellt und schräg geschnitten, was mir besonders gefiel. Es passte so perfekt, als wäre es direkt für mich geschneidert worden!

Ich trat mit ehrfürchtigem Blick hinaus zu Leela, die mich bereits sehnsüchtig erwartete.

Ich hörte, wie sie tief einatmete und wartete auf ihre Antwort. Doch es kam nichts. Sie sagte kein Wort, sondern betrachtete mich nur schweigend.

Mit einer Hand gab sie mir zu verstehen, dass ich mich im Kreis drehen sollte, damit sie mich von allen Seiten betrachten könne. Ich erfüllte ihr den Wunsch, kam mir dabei aber ein wenig unbeholfen und blöd vor, weil ich das noch nie machen musste.

„Wahnsinn! Du siehst wirklich aus wie Schneewittchen mit diesem Teil! Das nehmen wir auf jeden Fall mit!“

Ich grinste Leela vergnügt an, denn auf meiner Wunschliste stand dieses Minikleid ganz weit oben.

„Dazu hätte ich noch die passenden Stiefel für dich. Die kannst du gern haben, da ich die sowieso kaum getragen habe.“

Ehe ich etwas erwidern konnte, hob Leela den Finger und sagte:

„Keine Widerrede und ab in die Kabine! Ich will noch den Rest an dir sehen, den ich dir herausgesucht habe!“

Also ging ich wieder in die Umkleidekabine, zog mich um und präsentierte mich erneut Leela. So ging es gefühlte 5 Stunden weiter.

„Ich hab Hunger…“ quängelte ich irgendwann, denn mein Magen begann bereits zu rebellieren.

„Komm, nur noch ein Teil. Dann können wir zurück zu Mom und Adam fahren.“

„Okay… aber wirklich nur noch dieses eine Teil hier!“

Erneut und zum hoffentlich letzten Mal gab ich mich geschlagen und stiefelte zurück in die Umkleidekabine, um ein weiteres Kleidungsstück anzuprobieren.

„Nein. Zieh das lieber wieder aus. Ist doch nichts für dich, entschuldige…“ gab Leela mit gerümpfter Nase und schiefem Blick von sich als ich wieder vor ihr auftauchte.

Nachdem ich wieder in Leela's alte Sachen geschlüpft bin, trugen wir all die neuen Sachen für mich zur Kasse und Leela erklärte mir, wie ich mit dem Datenpod bezahlen konnte. Es war viel leichter als sich das vorhin bei Adam anhörte, stellte ich erstaunt fest, obwohl mich die Endsumme des Kleiderkaufes beinahe aus den Socken geworfen hätte. Aber Leela sagte, ich bräuchte mir um Geld ja keine Sorgen mehr machen. Das beruhigte mich dennoch nicht so wirklich.

Mit mehreren Einkaufstüten beladen, trudelten wir beide später zu Hause bei Adam und Berta auf, die beide bei unserem Anblick breit lächeln mussten.

„Und, was Schönes gefunden?“ konnte sich Berta den Kommentar nicht verkneifen.

Ich grinste sie nur an und versuchte keine der unzähligen Tüten fallen zu lassen, ehe ich in meinem Zimmer angekommen war.

Kaum waren Leela und ich  wieder unten in der Küche angelangt, verabschiedete sich Leela von ihrer Mutter Berta und von mir und sagte zu mir gewandt:

„Ich hole dich nachher ab, um dein Erwachen ausgiebig zu feiern!“

Ich lachte und schüttelte den Kopf.

„Ach, und zieh das coole weiße Spitzenteil von vorhin an. Ich bring dir dann noch die passenden Stiefel.“

„Ähm… okay.“

„Bis nachher.“

Und schon war Leela aus dem Haus geflogen.

„So aufgedreht habe ich Leela schon ewig nicht mehr gesehen. Was habt ihr denn angestellt?“

„Tja. Eigentlich waren wir nur shoppen. Ich glaube, ihr hat das mit der unbegrenzten Finanzen Freude gemacht. Sie wollte gar nicht mehr aufhören, nach Sachen für mich zu suchen.“

Berta lachte aus vollstem Herzen.

„Typisch Leela. Sie shoppt für ihr Leben gern, musst du wissen.“

„Schön, dass ich das hinterher erfahre!“

Und wieder lachte Berta vergnügt los.

Leela holte mich wie versprochen in Adam's Haus, meinem neuen zu Hause, ab und brachte mir ihre Stiefel mit. Sie waren weiß und hochhakig, geschlossen und leicht matiert, so dass sie nicht zu sehr glänzten. Und das Beste war, sie passten wie angegossen!

„Bist du dir sicher, dass du sie nicht mehr anziehen möchtest?“

„Ja, vor allem, wenn ich diese Stiefel an dir sehe! Meine Güte siehst du heiß aus!“

Ich errötete augenblicklich und senkte meinen Blick. Leela lachte herzlich.

„Wenn dich die Jungs in der Disco damit sehen… Ich glaube, die drehen durch!“

„Danke für die Vorwarnung…“

Leela berichtete mir während unserer kurzen Fahrt in die Stadt, dass wir uns mit ihren Freunden treffen und mit ihnen anschließend eine Disco aufsuchen würden, in der die aktuellen Hits gespielt würden. Ich war sehr neugierig auf die Musik dieser Zeit, denn bisher hatte ich noch gar keine Musik gehört und ich LIEBTE die Musik über alles. Zumindest die aus meiner Zeit und die klassischen Piano- und Violinenklänge.

Nachdem Leela den Airfly geparkt hatte und wir ausgestiegen waren, suchten wir ihre Freunde auf, die unweit von uns entfernt bereits warteten.

Leela begrüßte ihre Freunde und stellte mich vor:

„Das ist Schneewittchen, von der ich euch bereits erzählt hatte.“

„Hallo Schneewittchen.“ begrüßten mich Henry, Kendra und Ivy freundlich und musterten mich ausgiebig.

„Nennt mich lieber Mandy. Ist mir lieber als Schneewittchen.“ gab ich mit einem Augenzwinkern zurück und betrachtete sie flüchtig.

Und dann sah ich ihn.

Schwarze Haare. Schlanke Figur. Größer als ich und große tiefblaue Augen.

Alec.

Er hatte hinter Kendra gestanden, so dass ich ihn nicht gesehen hatte. Aber nun zog er meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Ich vergaß alle anderen um mich herum und hatte nur noch Augen für ihn. Seine Augen strahlten so azurblau…

Ich bemerkte gar nicht, wie ich auf ihn zuging, sich mein rechter Arm verselbstständigte und meine Hand seine Wange berührte:

„Deine Augen sind so wunderschön, dass man glauben könnte, in einem azurblauen Ozean zu schwimmen.“

Auch Alec versank spürbar in meinem Blick, berührte meine Hand an seiner Wange mit seiner Hand und hauchte:

„Und deine Augen sind… Es ist, als würde darin die Sonne aufgehen…“

Unsere Hände sanken langsam zwischen uns hinab und verschränkten sich ineinander, so als ob sie schon immer zueinander gehört hätten.

Ich spürte, wie mein Herz in meiner Brust einerseits rasend pulsierte, andererseits aber so ruhig wie noch nie in meinem Leben zuvor war. So als habe ich meine innere Ruhe nach einer ewiglichen Suche gefunden. Ich fühlte mich frei, beschwingt, schwebend und glücklich zugleich…

Jemand räusperte sich lautstark neben uns und katapultierte Alec und mich zurück in die Gegenwart.

Ich hatte gar nicht bemerkt, dass uns alle anderen angestarrt hatten. Verlegen zog ich meine Hand zurück und spürte sofort eine tiefe innere Leere ohne Alec's Hand und hätte zu gern sofort wieder nach ihr gegriffen. Aber Kendra, Leela, Henry und Ivy sahen uns noch immer an. Heimlich schielte ich zu Alec hinüber, dem es scheinbar ähnlich ging wie mir.

„Wollen wir?“ fragte Leela mit harter genervter Stimme, drehte sich von uns weg und ging voraus, während Henry sich an ihre Seite gesellte und sie zu tuscheln begannen.

„Ich dachte immer du und Alec…“ hörte ich Henry noch sagen.

Kendra und Ivy folgten den beiden eifrig.

Alec errötete und sah mich verlegen an. Es wirkte plötzlich wieder so still um uns herum. Beinahe so, wie bei unserem ersten Blick nur wenige Sekunden zuvor. Wir blieben noch für einen kurzen Moment zurück, dennoch war unsere Zweisamkeit zerstört. Alec räusperte sich.

„Leela ist für mich wie eine Schwester… Mehr läuft da nicht.“ erklärte er mir mit leiser tiefer Stimme aus seinen sinnlich gebogenen Lippen.

Erleichtert atmete ich auf und bemerkte erst jetzt, dass ich die Luft angehalten hatte.

Ich hätte ihn gern gefragt, ob er eine Freundin hatte oder überhaupt schon jemals eine hatte, doch ich traute mich nicht. Außerdem hatte er bestimmt an jedem Finger 10 Mädchen, so atemberaubend wie er aussah!

Langsamen Schrittes folgten wir der Gruppe und schwiegen eine Weile Seite an Seite.

Irgendwann ergriff Alec dann doch das Wort und fragte:

„Leela hat erzählt, dass du bei Adam wohnst. Ist er dein Onkel?“

„Nein. Er ist mein Neffe.“

Irritiert sah Alec mich an. Ich hob die Schultern und erwiderte schmunzelnd:

„Das ist eine längere Geschichte… und hat mit einem sehr langen Schlaf zu tun…“

„Ich habe Zeit…“

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