Another Life || ereri

By Ann4575

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Eigentlich wollte ich ja nur ausziehen. Raus aus dem Haus meines Vaters. Meines steinreichen Vaters. All se... More

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By Ann4575

Levi's POV

* * *

"Manchmal machst du den Anschein, gerne Geld auszugeben.", murrte ich, als Erwin und ich uns in einem luxuriösem Restaurant hinsetzten, wo die Leute einem mit 'Sir' oder 'Mister' ansprachen.

"Ach, sei nicht albern.", lachte Erwin und winkte ab. "Ich lade dich gerne zum Essen ein."

"Ein Sandwich hätte es auch getan, Erwin.", antwortete ich und schaute den Kellner mit einem erzürnten Blick an. Er wollte mich mit 'Mister' ansprechen.

Ohne zu antworten bestellte Erwin lachend das Tagesmenu für uns beide. "Du musst bei Kräften sein heute Abend, Levi.", sagte er, als ob er gerade meine Gedanken gelesen hätte.

"Du scheinst gestresster zu sein als ich.", stellte ich fest. "Ich nehme das Konzert ernst, verstehe mich nicht falsch. Aber denkst du nicht, dass du vielleicht ein wenig zu angespannt bist?"

Erwin zeigte mir ein Ausdruck, den ich zuvor noch nie auf seinem Gesicht gesehen habe. Doch bevor ich es hätte richtig analysieren können, war dieser Ausdruck verschwunden, ersetzt durch ein Lächeln.
"Kann sein.", antwortete er simple.

Etwas war faul.
Erwin gehörte nicht zu die Sorte von Mensch, die auf diese Weise antworten.
Von ihm kannte ich nur ein klares Ja oder Nein.

Meine Verwunderung blieb nicht unbemerkt. Er seufzte schwer und kratzte sich am Hinterkopf. "Levi, ist es für dich okay, wenn wir über du weisst schon wen reden?"

Oh.
Jetzt ist alles klar.

"Meinst du Eren?", fragte ich mit einer gereizten Stimme und verschränkte meine Arme. "Ja, klar. Was willst du denn sagen?"

Mein bissiger Ton schien Erwin nicht zu gefallen, was er mich sogleich wissen liess. "Warum gleich so bitter?", fragte er und nahm einen Schluck vom Wein, welcher schon zuvor zwischen uns stand.

"Mir gefällt es nicht, wie du ihn bezeichnet hast. 'Du weisst schon wen'. Was soll das? Sag doch einfach Eren.", erklärte ich.

"Jetzt sei nicht so bissig zu mir.", seufzte Erwin und strich sich durch die Haare. "Wir hatten noch nicht die Gelegenheit darüber zu reden. Ich weiss nicht, wie ich es sonst ansprechen sollte."

Auch ich seufzte und nickte dann. "Schön. Tut mir leid. Was möchtest du besprechen?"

Erwin richtete sich auf. Er war nervös. "Diese ganze Sache ist mir nicht ganz geheuer.", fing er an und verschränkte seine Hände auf den Tisch. "Ich meine, das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen."

"Glaub es mir, Erwin. Ich habe mir das Ganze nicht ausgedacht, noch gewünscht.", versicherte ich ihm.

"Das glaube ich ja auch nicht, Levi.", rechtfertigte er sich. "Ich weiss nicht recht, wie ich das sagen sollte. Aber meinst du nicht, du Abstand zu Eren haben solltest?"

"Warum?", fragte ich scharf und zog eine Augenbraue hoch.

* * *

Erwin's POV

* * *

Toll, das Gespräch verläuft überhaupt nicht so, wie ich es wollte.
Ich hätte bedachter damit anfangen sollen.
Mit einem angepissten Levi ist nicht zu spassen, so viel war mir klar.

"Er beeinflusst dich zu sehr.", begründete ich und zuckte mit den Schultern. "So kommt es mir vor. Ausserdem hast du bis jetzt noch nicht richtig gelebt. Du weisst gar nicht, was es alles da draussen gibt und trotzdem wärst du dafür bereit, dein noch junges Leben für Eren aufzuopfern?"

"Ich opfere hier gar nichts.", zischte Levi und legte demonstrativ die Faust auf den Tisch. "Ich kann immer noch selber entscheiden, wie ich mein Leben leben will. Schon mein Vater wollte mir dieses Recht wegnehmen und jetzt kommst du hereinspaziert und tust so, als hättest du irgendein verschissenes Recht, mir zu sagen, wie ich meine Zeit verbringen soll?"

"Beruhig dich, Levi.", meinte ich sanft und atmete tief ein. "Das möchte ich doch gar nicht. Ich möchte dir doch nur zeigen, was dich alles erwarten könnte."

"Ich weiss selber ganz genau, was dort draussen ist, Erwin.", ssgte er. "Ich muss dich wohl nicht daran erinnern, was vor elf Jahren passiert ist."

"Nein, das musst du nicht.", murmelte ich gleich und nahm einen weiteren Schluck von Wein, in der Hoffnung das es mir helfen würde. "Meiner Meinung nach hast du dich aber davon einschüchtern lassen."

"Ja und wenn schon?", fragte er und verschränkte die Arme. "Ich will nicht raus."

"Oh doch, das willst du.", sagte ich und fuhr gleich weiter, bevor Levi was hinzufügen konnte. "Jeder Mensch will wissen wie es ist, frei zu sein. Jeder Mensch will sich irgendwann mal zu jemanden gebunden fühlen. Sich verlieben und eine Familie gründen."

"Bah, komm mir jetzt nicht mit diesem Gelaber, Erwin.", zischte er und schaute missbillig weg. "Ich bin noch immer 16. Vergiss das nicht."

"Du bist reifer als manch anderer Mensch, Levi.", sagte ich. "Sag mir nicht, dass du keine Familie willst."

Tatsächlich verstummte der kleine Mann. Stattdessen erstach er mich mit Todesblicken. Jeder, der das Vergnügen hat, Levi näher kennenzulernen weiss, wie sehr er es hat, falsch zu liegen. Oder bei seinen fehlgeschlagenen Lügen ertappt zu werden.

Ich hob meine Augenbraue, in der Hoffnung, es würde eine Antwort azs ihm entlocken. Was ich erhielt waren verdrehte Augen und ein Wegschauen.
Jedoch war das Antwort genug.

"Na also.", murmelte ich und im gleichen Moment kamen ein der Kellner, welcher das Essen vorbeibrachte.

Langsam fingen wir an zu essen und schwiegen für eine Weile, bis ich die Stille unterbrach. "Und?", sagte ich mit einer sanften Stimme und schaute ihn dementsprechend an.

Levi schwieg noch einen Moment, vermied den Blickkontrakt und ass ein Stück vom Hühnchen, welches nebenbei bemerkt ausgezeichnet schmeckte.
Dann sagte er: "Es ist mir egal, was du sagst. Ich werde mich nicht von ihm distanzieren."

"Du liebst ihn, nicht wahr?"

Sofort drehte Levi seinen Kopf zu mir und sein Blick war fragend. "Was soll das jetzt bedeuten?" Er fühlte sich ertappt.

"Du liebst ihn, das ist keine Frage.", stellte ich fest. "Dir ist aber bewusst, dass ihr zwei niemals zusammenkommen könnt, oder?"

Er kniff die Augen zusammen. "Was hat dir Eren gesagt, als du bei ihm warst?"

"Versuche jetzt nicht das Thema zu wechseln, Levi.", sagte ich harsch und lehnte mich zu ihm nach vorne. "Ich wiederhole mich. Ist dir klar, dass ihr nie zusammen sein könnt?"

Wieder schwieg der kleiner Mann vor mir. Dieses mal aber waren seine Augen weit aufgerissen. Ich behaupte Schock in ihnen zu erkennen. Oder Trauer.

"Das will ich auch nicht."

"Lügner.", sagte ich schroff.

"Nein. Ich meine es ernst. Ich will nicht mit ihm zusammen sei-"

"Lüge, Levi.", wiederholte ich mich.

"Nein!"

"Levi, ich kenne dich. Noch nie hast du dich so verhalten wie jetzt. Du bist verliebt und du willst mit ihm zusammen sein. Zumindest mit dem Eren von damals."

Levi ballte die Fäuste.
Das Essen hatten wir schon vergessen.
"Aber das heisst nicht, dass ich mit dem jetzigen Eren was haben werde!"

"Davon rate ich dir auch ab. Du weisst, wie das enden kann.", sagte ich unter einem langen Seufzer.

"Wag es nicht, es auszusprechen, Erwin.", drohte er mir, doch ich hatte das Wort schon auf meinen Lippen.

"Pädophilie."

Wieder herrschte ein Schweigen zwischen uns. Dies hiess jedoch nicht, dass wir nicht kommunizierten. Levi's Blick sprach mehr als jegliche Bänder. Seine Fäuste lagen demonstrativ auf den Tisch, die Knöchel gefährlich weiss.

Ich war die Ruhe selbst.
Ich stand im Recht und dies war uns beiden klar.
Levi wusste, dass ich recht hatte und er hasste mich dafür mehr als jeden anderen Menschen.

"Was willst du von mir?", flüsterte er gepresst zwischen zusammengebissenen Zähnen.

"Ich möchte, dass du dich von Eren distanzierst.", sagte ich klar und deutlich.

"Das kannst du nicht von mir verlangen."

"Dann berühre ihn, wenn ihr euch wieder in dieser Dimension seht."

"Ich kann das nicht-"

"Entweder das eine oder das andere, Levi.", unterbrach ich ihn scharf. "Für Eren werden beide Entscheidungen recht sein. Das einzige Problem bist du."

Die Fäuste auf den Tisch lockerten sich langsam. Sie zitterten stattdessen. Levi's verzerrtes Gesicht war auf mich gerichtet.

In meinem Innern verspürte ich das Gefühl von Mitleid. Aber ich durfte nicht nachlassen. Schlussendlich tat ich es für Levi. Nicht für Eren, sondern für Levi.

Seine Zukunft war mir wichtig.
Fast so wichtig wie mein eigenes.

"Fein.", flüsterte er, strich sich mit den Ärmel über die Augen, selbst wenn keine Tränen zu sehen waren, und schaute auf das nun kalte Essen runter. "Ich werde ihn in der anderen Dimension berühren."

"Gut."

* * *

Eren's POV

* * *

"Der Eintritt war tatsächlich ein wenig teuer. Aber mir gefällt das Gebäude ganz gut."
"Ich hätte ein schickeres Kleid anziehen sollen!"
"Gibt es hier auch Popcorn?"

Was genau um mich geschah war ungewiss. Mir war klar, dass wir uns jetzt im Saal auffanden, wo Levi sein Konzert halten würde. Meine Mutter hielt mich eng an ihrer Brust. Meine Sicht war sehr beschränkt.

Schon noch scheisse, wenn niemand einem verstand. So war es nur noch schöner, wenn wenigstens Levi den Anschein machte, mich zu verstehen.

Wir müssen unbedingt mal wieder zusammen reden. Übermorgen würde ich wieder bei ihm sein. Und wenn mich nicht alles täuschte, wird er morgen Abend bei uns essen. Montag wäre ein guter Zeitpunkt mit ihm zu reden. Ich vermisse ihn so sehr.

Es ist wirklich eine Qual, ihn nicht berühren zu dürfen. Und ich rede da nicht von intimen Berührungen. Ich spreche con Umarmungen oder unschuldige Küsse auf der Stirn. Die Gesten eines Paares, wie sie einander ihre Liebe zeigen und es in Worte fassen zu müssen. Einfach nur aus dem einfachen Grund, dass es keine Worte braucht, um das zu beschreiben, was sie für einander empfinden.

Genau das vermisste ich so sehr an ihm.

Und wie es ist, die Wärme eines anderen Menschen auf der eigenen Haut zu spüren. Wie es ist, wenn der Atmen des anderen einem am Hals kitzelt oder wenn weiche Hände die Haare streicheln.

Es waren diese Erinnerungen, die mich wimmern liessen.

Ein riesiges Orchester platzierte sich auf der grossen Bühne. Alles wurde mäusestill, bis der Dirigent den Auftakt gab und somit die Halle mit atemberaubenden Klängen gefüllt wurde.

Ich hielt nie viel von klassischer Musik. Ich verstand sie nicht. Jedoch gefiel es mir, wie Levi spielte. Er spielte mit so viel Leidenschaft. So sanft und wunderschön.
Ich konnte nicht mehr lange auf seinen Auftritt warten.

Es verging eine für mich undefinierbare Zeit. Als Baby hat man noch kein gutes Zeitgefühl. Jedoch hätte ich es mit einer Ewigkeit beschrieben.

Das Stück wurde zu Ende gespielt und ein grosser Mann erschien auf der Bühne.
Warte mal, denn kenn ich doch..

"Sehr verehrte Damen und Herren. Ich hoffe, Ihnen hat das Konzert soweit gefallen!", sagte die tiefe, warme Stimme und das Publikum klatschte.

Er nickte höflich und lächelte. "Leider muss ich Ihnen aber mitteilen, dass wir nun das letzte Stück präsentieren werden. Dieses Stück wird von meinem geehrten Schüler Levi Ackerman gespielt. Er ist durchaus wunderbar. Können Sie mir glauben, dass er erst 16 Jahre alt ist?"

Das Publikum klatschte begeistert und Hanji rief: "Levi! Ja!"

Währned dem Applaus rief Erwin Levi auf die Bühne. Ich fing an zu grinsen als er sich ohne ein weiteres Wort am Klavier setzte.

"Ich hatte die grosse Ehre ein junges Talent zu unterrichten. Levi ist in der Tat mein bester Schüler und seine Leidenschaft zur Musik ist unbeschreiblich. Aber lassen Sie, verehrtes Publikum, sich selber ein Bild von diesem jungen Pianisten machen."

Wieder klatschte die Menge und mit einer Verbeugung verliess Erwin das Bühnenlicht. Levi legte seine Hände auf die Tasten und wartete.

Das Klatschen erstarb und für einen kurzen Moment war es ganz still, bis er anfing zu spielen.

Seine Finger waren geschwind und federleicht. Er liess es so kinderleicht wirken und ich hörte keinen einzigen Fehler.

Er spielte perfekt.
Ich wusste es, weil es sich richtig anfühlte.
Uns verband eine durchsichtiges Band.

Er spielte mit Perfektion. Das hatte ich schon erwähnt. Aber etwas verbarg sich hinter dieser Fassade. Eine Unreinheit, wie verkehrt das klingen mag, denn Perfektion ist ja bekanntlich makellos.

Ich konnte nicht lange genug darüber nachdenken. In mir entfaltete sich ein Gefühl von Besorgnis, welches ich nicht einzuordnen wusste. Und schon war das Stück zu endd.

Die Menschen standen auf, klatschten mit grossen Bravo und ich wünschte, ich hätte das Gleiche tun können.

Ich wünschte, ich könnte zu ihm nach vorne rennen und ihn umarmen, denn er hatte es ausgezeichnet gemacht.

Doch etwas schien immer noch falsch zu sein.
Etwas war nicht richtig.
Dies erkannte ich an seinem Blick.

Er sah bedrückt aus.

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