Die schneeweißen Schneeflocken fallen einzeln auf den kalten Boden und der kalte Schnee, knirscht unter meinen Schuhsohlen. Bäume sind kahl und kalte Luft kommt mir entgegen. Winter, die Jahreszeit die ich am liebsten habe.
Ich stehe gerade im Park und schieße ein paar Bilder. Heute ist nicht besonders viel los und bis auf ich und meine Kamera ist im Moment niemand hier. Ich liebe es Bilder von der Natur zu schießen, vorallem während der kalten Jahreszeit bietet sich das Bilder machen in der Natur am besten an. Ich liebe die kalten Farben die der Welt eine gewisse Traurigkeit schenken und die sie in einer blassen und doch so wunderschönen Farbe füllen. Mit meinem Auge schaue ich durch das kleine Loch bevor ich abdrücke und -klick- schon ist das Bild geschossen und erscheint auf den kleinen digitalen Bildschirm. Das Bild zeigt die vielen leeren Parkbänke die schon eine dünne Eisschicht haben. Zufrieden betrachte ich das Bild und schaue wieder durch das kleine Loch um weitere Bilder zu schießen.
Heute ist es ziemlich kalt. Ich ziehe meinen Schal etwas zurecht um mein halb gefrorenes Gesicht darin zu vergraben. Ich darf auf keinen Fall eine Erkältung bekommen. Das einzige das ich am Winter nicht mag: Das Krank werden. Das könnte ich jetzt garnicht gebrauchen.
Wieder blicke ich durch das kleine Loch meiner Kamera, doch bevor ich weiter Bilder schieße, fällt mir ein Junge, der plötzlich auf der anderen Seite des See's steht, besonders auf. Seine kastanienbraunen Haare lenken meine Aufmerksamkeit auf ihn, er sieht irgendwie traurig aus. Ich frage mich, ob etwas passiert ist. Ohne das ich es selber bemerke, mache ich -klick- und schon war das Bild von dem Jungen auf der anderen Seite des See's geschossen.
Erschrocken weite ich meine Augen und setze mich ruckartig und mit schnellem Atem auf. Ich befinde mich in einem völlig dunklen Raum. Mein Atem ist beschleunigt. Ich erinnere mich nur noch wage an das Gesicht des Jungen. Wer war das? War das ein Flashback? Oder nur ein Traum?
Mein Blick gleitet etwas unsicher im dunklen Raum umher und ich erinnere mich wieder, dass ich wohl irgendwann auf der Couch eingeschlafen sein muss. Es ist vermutlich gerade mitten in der Nacht. Eine Decke ist über mich gelegt. Hat die Taehyung dahin gelegt?
Ich setzte mich auf und gehe mir durch meine verschwitzten Haare. Was war das nur für ein Traum? Wer war der Junge? Meine Erinnerungen zeigen nur ein verschwommenes Gesicht.
» Ah. Du bist endlich wach. « Taehyung betretet das Zimmer öffnet die Vorhänge und der ganze Raum wird plötzlich von Licht umhüllt. Gerade dachte ich es wäre noch Nacht, aber anscheinend ist es es doch nicht. Das grelle Licht blendet mich und ich halte kurz meine Hand vor mein Gesicht um nicht vollkommen blind zu werden.
» Guten morgen.. « gebe ich noch halbverschlafen von mir und blicke zu Taehyung.
Seine Augen sind ganz rot und er hat unzählige Augenringe. Hat er etwa geweint?
» Kaffe? «
» Uhm ja.. «
Taehyung würdigt mir nicht einmal einen Blick und läuft gezielt zu der Küche, die mit dem Wohnzimmer hier verbunden ist, weshalb ich ihn beobachten kann, wie er seelenruhig den Kaffee in eine Tasse einschenkt.
Ihn muss es wohl ziemlich belasten das ich keine Erinnerungen mehr habe. Würde ich ihm doch nur irgendwie helfen können.
» Ich habe mich glaube ich an etwas erinnert. « erzähle ich.
Augenblicklich hört er auf den heißen Kaffee in die Tasse zu gießen und dreht sich mit großen und neugierigen Augen zu mir.
» An was? «
» Uhm.. ich weiß es nicht genau. Es war Winter und ich habe ein Bild von einem Jungen geschossen der am See stand. «
Seine Augen weiten sich noch mehr als sie eh schon waren. Habe ich mich tatsächlich an etwas erinnert und es war doch nicht nur ein komischer Traum?
Eine ganze Weile starrt er mich perplex an.
» Du erinnerst dich an unsere erste Begegnung? «
Unsere erste Begegnung? Also war der geheimnisvolle Junge den ich fotografiert habe, Taehyung?
» Teilweise... Der Traum endete so schnell das ich mich nur Bruchweise erinnere. «
» Erinnerst du dich an unser Gespräch danach? «
Ich schüttle den Kopf. Ich wünschte ich würde es.
Er seufzt kurz verzweifelt aus, kommt dann auf mich zu und reicht mir eine Tasse Kaffee.
Dankend nehme ich sie an und schlürfe etwas an dem heißen Kaffee, den er mir gerade gegeben hat. Er hat einen leicht bitteren Geschmack doch schmeckt trotzdem gut.
Taehyung beobachtet jede einzelne Bewegung von mir und mustert mich, wie ich den Kaffee trinke.
» Du hasst Kaffee. «
Verwirrt schaue ich zu Taehyung der nun nachdenklich aus dem Fenster schaut.
» Ich wollte dich testen. « setzt er fort.
Mein Herz zieht sich irgendwie schmerzhaft zusammen. Ich weiß nicht warum es mir so weh tut ihn so traurig zu sehen. Wahrscheinlich weil mein altes Ich doch noch irgendwo in mir schläft und nur darauf wartet geweckt zu werden aber im Moment bin ich einfach machtlos.
» Tut mir leid ich wuss- «
» Schon gut. Du kannst nichts dafür. «
Er schlürft weiter an seinem Kaffee. Seine Augen werden langsam glasig und ich frage mich was er im Moment gerade denkt.
» An dem Tag.. Wo du mich fotografiert hast... habe ich mich von meinem Ex-Freund getrennt. «
überraschst schaue zu dem nachdenklichen Taehyung. Seine Augen funkeln und strahlen eine gewisse Traurigkeit aus.
» Ich... das tut mir leid.. « ich weiß nicht wofür ich mich entschuldige, oder was mir leid tut, aber aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl das ich schuld am allem bin was Taehyung widerfahren ist.
» Du hast mich nachdem du das Bild von mir gemacht hast angesprochen. «
Seine Mimik ändert sich ein wenig und auf seinen Lippen bildet sich ein trauriges Lächeln. Ich blicke zu seinen Händen die sich zu einer Faust geballt haben und ich erkenne, dass sie begonnen haben zu zittern.
» Der Junge auf dem Bild von gestern.. war er. Sein Name war Jimin... ich rede eigentlich nicht gerne mit Menschen darüber.. «
Er macht eine kurze Pause und atmet tief ein und aus bevor er weiterredet.
» Wir haben uns alle drei angefreundet und waren unzertrennlich-. «
» Du musst dich nicht zwingen alles auf einmal zu erzählen. « unterbreche ich ihn.
Ich würde mich zu gerne an Jimin erinnern. Genauso wie ich mich an Taehyung erinnern möchte.
Taehyung dreht nun seinen Kopf zu mir, in seinen Augenwinkeln haben sich Tränen gesammelt und ich habe das Gefühl das er jeden Moment zusammenbricht.
» Er ist vor 2 Jahren verstorben. «
Ich weite schockiert meine Augen und starre Taehyung ungläubig an.
» Taehyung.. « ich möchte irgendwas aufmunterndes sagen, aber ich weiß einfach nicht was. Alles was ich sagen könnte würde die Situation nur schlimmer machen.
» Ich vermisse dich Jungkook. « Tränen fließen nun aus seinen Augen, die er die ganze Zeit versuchte zu unterdrücken. Seine Finger krallen sich fest an die Tasse und langsam fängt er an unruhig zu zittern.
» ich habe die ganze Zeit versucht glücklicher zu wirken um es dir nicht schwer zu machen... aber ich halte das nicht aus.. « er beißt sich fest auf die Unterlippe, dass sie bereits anfängt zu bluten.
Verzweifelt versucht er seine Tränen wegzuwischen aber es werden immer mehr. In meinen Magen bildet sich ein schmerzhafter Knoten und mir fließen ebenfalls einige Tränen heraus. Mein Herz schmerzt und zieht sich eng zusammen, so als würde mir jemand den letzten Atem nehmen.
Ich möchte ihn in den Arm nehmen, aber meine Beine sind immer noch wie gelähmt. Am liebsten würde ich jetzt aufstehen, aber ich bin leider unfähig dazu.
» Du glaubst nicht wie sehr ich dich und Jimin vermisse... « er lässt seinen ganzen Schmerz, sein ganzes Leid, an mir aus. Er wirkt so zerbrechlich und ängstlich das ich keine Ahnung habe was genau ich tun soll.
Ich möchte ihn den Jungkook geben den er liebt. Wenn ich die Zeit zurückspulen könnte, würde ich es tun. Es zerbricht mir das Herz ihn so zu sehen.
Vorsichtig streichle ich seine Hand. Wie gerne würde ich etwas tun um ihn nicht mehr weinen sehen zu müssen. Würde ich doch nur etwas machen können.
» Ich vermisse dich auch, Taehyung. «