Arroganz

By Quzelkurt

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Shana ist ein temperamentvolles, 16-jähriges Mädchen, das gerade dabei ist, die Oberstufe zu besuchen und ihr... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kleine Warnung
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 94
Kapitel 95
Kapitel 96
Kapitel 97
Kapitel 98
Kapitel 99
Kapitel 100
Kapitel 101
Kapitel 102
Kapitel 103
Kapitel 104
Kapitel 105
Kapitel 106
Kapitel 107
Kapitel 108
Kapitel 109
Kapitel 110
Kapitel 111
Kapitel 112
Kapitel 113
Kapitel 114
Kapitel 115
Kapitel 116
Kapitel 117
Kapitel 118
Kapitel 119
Kapitel 120
Kapitel 121
Epilog
Fortsetzung
Buch ist draußen
Kleine Erklärung (können alle lesen - kein Spoiler)

Kapitel 93

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By Quzelkurt

Montag, 8. Januar

Die Ferien sind verdammt schnell vergangen, aber auch diesmal freue ich mich meine Freunde wieder zu sehen. Ich konnte die neue Information sehr schnell verdauen und das kommt mir sehr zu gute. Wieso sollte ich auch deswegen verzweifeln? Es sind nur Can und Elif, mehr nicht, nichts Besonderes. Mit zügigen Schritten laufe ich durch das Tor und erblicke meinen Kreis plus Elif, die ich gleich wieder ausblende und mit einem Grinsen zu meinen Freunden laufe und jeden umarme. "Was hast du?", fragt Viyan und schaut mich skeptisch an, während ich Saliha umarme. "Es ist ein schöner Tag", gebe ich schlicht von mir und zucke mit den Schultern. Mit einem vielsagendem Blick schaue ich nun zu Can, der mich mit demselben Blick beäugt, und gebe ihn elegant die Hand. Can umschließt seine Hand mit meiner und übt etwas Druck aus, was ich ihm nach mache. "Auf ein neues Jahr", wiederhole ich seine Worte vom Neujahr und nicke, während ich kurz meine rechte Augenbraue hochziehe. Ich lasse seine große Hand los und drehe mich zufrieden zu den anderen. "Shana, geht es dir gut?", fragt mich Saliha und schaut mich etwas aus der Nähe an. "Alles bestens", säusele ich und lächele vor mich hin. "Irgendjemand wird heute sterben, wenn er nicht schon tot ist", kommt es von Viyan, die schmunzelt. Ich habe ihnen noch gar nicht erzählt, dass Can und Elif ein Paar sind. "Ich glaube jemand wird terrorisiert", kommt es nun von Ramazan, der ein Lächeln auf den Lippen trägt. Ich hoffe, Elif fühlt sich ganz doll angesprochen. Heute kann niemand meine gute Laune zerstören, niemand. "Ramazan, weißt du wie sehr ich dich eigentlich liebe?" Ich weiß, dass Can gerade meinen Rücken mit Blicken durchbohrt und das genieße ich. "Das erwärmt mein Herz", sagt Ramazan affektiv und hält sich seine Hand an seine Brust. "Wann beginnt der Unterricht? Ich will meine Lehrer wieder sehen." Ich schaue mich auf dem Schulhof um und lächele arrogant. Die gute, alte, selbstbewusste Shana. "Shana, geh mal nach Hause. Ich glaube dir geht es nicht gut", sagt Saliha und schaut mich fragend an. "Nein, mir geht es blendend und heute kann mir niemand meine Laune verderben", informiere ich alle, laufe dann ins Gebäude, als es zum Unterricht klingelt und setze mich mit einem souveränen Gang auf meinen altbekannten Platz. Schnell füllt sich der Raum mit demotivierten Schülern, unter anderem Saliha, die sich neben mich hinsetzt und einen etwas verwirrten Can, den ich nur aus dem Augenwinkel erkenne. "Shana, was hast du vor?", fragt er mich, woraufhin ich nur lässig mit den Schultern zucke. "Oh, nein. Ich weiß, was-, können wir später darüber reden?", flüstert er am Ende, da Elif anscheinend auf uns zu kommt. "Wir können gerne später darüber reden", gebe ich in einem sehr verständlichen Ton ab, der auch bei Elif ankommt. Can stöhnt genervt auf, während ich kichere. Elif läuft zu Cans Tisch und schaut mich an, doch ich würdige sie keines Blickes. Wieso denn auch? "Was ist?", fragt Can. "Ich-, ach schon gut, Schatz." Sie hat ihn markiert. "Ich sage mal nichts", kommt es mit einem kleinen, arroganten Lächeln von mir. Ich liebe diesen Tag!

Nach der entspannten Deutschstunde warte ich auf Malik und Saliha. Beide schauen erst sich und dann mich verwirrt an, doch statt sie aufzuklären, lächele ich einfach. Es existiert nicht wirklich eine Erklärung für meine gute Laune, ich bin einfach glücklich. Ich hake mich bei beiden ein und laufe mit meinem Lieblingsblick - den souveränen und emanzipierten Blick - aus der Klasse raus. "Ich habe keine Lust auf Pädagogik", meldet sich Elifs Stimme. Ach, die habe ich ja komplett vergessen. In Herr Krasniqis Raum angekommen, begrüße ich meinen Lehrer freundlich und setze mich dann hin. "Wirst du irgendjemanden sagen, was du heute vorhast?", fragt mich Malik und schmunzelt. "Ich habe nichts vor. Ich bin einfach nur glücklich", antworte ich und konzentriere mich auf den schönen Herrn Krasniqi. Nach der Stunde, laufe ich extra langsam runter, damit Elif sieht, wie Can mit mir reden möchte. Er steht unten an der Wand gelehnt und spannt leicht seinen Kiefer an, als er Elif hinter mir sieht. "Du wolltest mit mir reden?", frage ich provozierend. Er packt mich an meinem Unterarm und zieht mich weg von Schulhof, auf den Parkplatz. "Du machst das extra, nicht wahr?", fragt er mich direkt und hält meinen Unterarm immer noch fest. "Ich weiß nicht, wovon du redest", gebe ich entspannt von mir und schaue ihm in die Augen. Ich habe diese Augen irgendwie vermisst. "Du provozierst, ist dir das nicht bewusst?" Ich ziehe überrascht meine Augenbrauen hoch. "Wirklich? Ich habe einfach nur gute Laune", gebe ich unschuldig von mir, doch jeder Mensch würde die Provokation heraushören. Ich kann sie einfach nicht ablegen, das geht einfach nicht. "Shana, ich weiß, dass du Streit willst. Willst du dich wirklich mit mir streiten?", fragt er leicht gereizt und kommt mir näher. Mein Lächeln wechselt sich zu Verwirrung um. "Ich will mich nicht mit dir streiten", behaupte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Wie kommt er darauf? Wieso sollte ich mich mit ihm streiten wollen? "Du machst dich für einen Kampf bereit, das sehe ich doch", sagt er nun ruhiger und fährt mit seinen Daumen meinen Unterarm hoch und runter. Ich glaube, wenn meine Jacke nicht da wäre, wäre ich zusammengezuckt, wegen des wohligen Schauers, der mich treffen würde. "Elif zeigt, dass du ihr gehörst und da ich Menschen gerne die Stirn biete-," Ich schaue ihn vielsagend an. "mache ich es auch bei ihr. Es ist meine Natur zu provozieren, ich kann das nicht sein lassen, das kommt einfach unbewusst", erkläre ich ihm in einem sanften Ton. Er antwortet nicht, schaut mich nur mit seinen - ich weiß, ich sage das bestimmt schon zum hundertsten Mal - atemberaubenden, gelben Augen an. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie seine Pupillen sich weiten oder wie seine Augen aussehen, wenn seine Pupillen schon geweitet sind. Es ist ein sehr starker Hell-Dunkel-Kontrast, zwischen dem gelb-grau und dem schwarz seiner Pupillen. Manchmal ist die feine, dunkele Umrandung um seine Iris sehr stark zu sehen, aber nur, wenn er aggressiv oder traurig ist. Okay, ich starre zu viel. "War's das?", frage ich und hole Can anscheinend aus seinen Gedanken. "Ähm, ja." Er lässt meine Hand los und holt sich eine Zigarette raus, weswegen ich kopfschüttelnd die Augen verdrehe und gehe. Über die Wiese laufend, schaue ich gedankenverloren auf den Boden und werde erst wieder richtig aufmerksam, als ich wieder am Unterarm gepackt werde. Ich dachte erstmal, es wäre wieder Can, doch es ist seine neue Schoßhündin Elif. Ich schaue sofort kalt und arrogant an ihr vorbei und hebe für eine Sekunde meine Augenbraue, danach ziehe ich zynisch meinen Unterarm aus ihrem Griff und schaue auf meinen Jackenärmel, als ob sie da Dreck oder sonstiges hinterlassen hätte. "Ich sage dir mal was: Can ist mit mir zusammen", informiert sie mich zickig, woraufhin ich apathisch mit den Schultern zucke. "Schön, danach habe und wollte ich niemals fragen", sage ich gelassen und schaue von den Schülern, zu meinen Schuhen. "Ich hoffe, dir ist klar, dass du nicht mehr versuchen solltest, dich an ihn ranzumachen." Nicht provozieren lassen, lass sie weiter auf ihrer Wolke schweben. "Habe ich nie versucht", blocke ich schroff ab. "Hör doch auf zu lügen. Ich sehe es doch! Wie du ihn heute angesehen hast." Wenn du nur wüsstest. Ich will ihr so gerne sagen, dass sie nur eine Wette ist und sich nicht so aufspielen soll, aber leider darf ich das nicht. "Es ekelt mich an, dass du mich beobachtest. Lass das sein", fordere ich in einem arroganten Ton und schaue wieder zu den Schülern und Schülerinnen. Sie packt mich an meiner Schulter und dreht mich zu sich, sodass ich ihr ins Gesicht schaue, aber natürlich verlässt mein selbstsicheres und provozierendes Lächeln meine Lippen nicht. "Ich warne dich, Shana. Wenn du es auch nur Ansatzweise wagst, dich an Can ranzumachen, dann werde ich dich-," "Elif!", brüllt Can plötzlich, weswegen sie mich ängstlich loslässt. Can kommt mit festen und schnellen Schritten auf uns zu und entfernt rabiat Elifs Hand von meiner Schulter. Nicht lachen, Shana. "Was wird das, huh?", fragt er Elif, die schon total eingeschüchtert ist. Das gefällt mir. Can sieht schon gut aus, wenn er wütend ist. "Ich-, Can, sie will-," Can lässt sie gar nicht ausreden, da er schon den Grund kennt. "Nein, das tut sie nicht!", zischt er, was sie zusammenzucken lässt. Ich schaue zu seinem Hals, der zum Teil von seiner Jacke bedeckt, sehe aber trotzdem, dass seine Halsader etwas heruassticht. Mädchen, du sitzt in der Scheiße. "Aber, Can", setzt sie an, doch wird durch ein Handheben von Can zum Schweigen gebracht. "Geh", fordert er barsch, was sie dann auch schnell macht. Can dreht sich mit einem angespannten Kiefer zu mir und seufzt. "Hat sie dir etwas getan?", fragt er und inspiziert mich. "Nein, alles bestens", sage ich und schmunzele. "Deine neue Hündin ist nicht gerade gut erzogen", informiere ich ihn amüsiert. "Ich muss sechs Monate mit ihr überleben. Shana können wir das nicht reduzieren? Bitte, ich flehe dich an." Can schaut mich etwas gequält an, was mich grinsen lässt. "Komm, wir machen fünf Monate daraus." Er schnaubt. "Wenigstens etwas", murmelt er. Wir laufen gemeinsam zu unseren Freunden zurück. "Wo ist Elif?", fragt Saliha. "Bei so einem Mädchen aus ihrem Mathekurs, glaube ich", antwortet Can. "Seid ihr zusammen?", fragt sie nun, worauf Can mit seinem Kopf nickt. Viyan und Saliha entkommt ein erschreckendes Japsen. Es klingelt zur nächsten Stunde, weswegen wir ins Gebäude laufen. Oben angekommen, geht Ramazan zu einem Kollegen und redet mit ihm.

"Deine Freundinnen wussten nicht Bescheid?", erkundigt sich Can. "Nein, wir sind nicht solche Tratschtanten, wie ihr", antworte ich. Ich habe es vergessen, ihnen zu erzählen, sonst hätten sie sich schon längst das Maul darüber zerissen. "Natürlich. Ihr stellt euch eher vor, wie ich mit dir schlafe. Damit hätte ich kein Problem", flüstert er und zwinkert mir dann schelmisch lächelnd zu. Ich bin definitiv rot geworden. Wieso erinnert sich der Junge noch daran? "Du hast jetzt eine Freundin. Mit ihr kannst du deine Bedürfnisse stillen", murre ich und fahre mir über meine Wange. "Ich muss sie dazu bringen, sonst muss ich mir eine andere suchen", seufzt er. "Du hast ja deine Hände", nuschele ich, was ihn ein überraschtes Lächeln entlockt. "Was denn? Ist doch so." Er zieht belustigt die rechte Augenbraue hoch. Ein Markenzeichen Cans ist, dass er immer die rechte Augenbraue hochzieht. "Außerdem meintest du, dass du dich für mich beherrschen wirst." Er beugt sich zu mir runter und lächelt. "Für dich versuche ich wenigstens einen Monat auf Sexabstinenz zu gehen." Ich ziehe misstrauisch die Augenbraue hoch. "Und wie willst du das hinbekommen?" "Da gibt es bestimmte Wege, die Probleme eines Mannes zu lösen", summt er in einem ruhigen Ton, verliert sein Lächeln aber nicht und hebt seine Hand. Meine Augen weiten sich und mein Mund öffnet sich leicht. "Perversling", sage ich zu ihm und schlage seine Hand weg, was ihm ein kleines Lachen entlockt. Can hebt seinen Blick und schaut leicht genervt an mir vorbei. Ich drehe mich um und sehe Elif mit einem Mädchen aus dem Biologiekurs reden. "Sie sieht sehr eingeschüchtert aus", kommentiere ich amüsiert und drehe mich wieder zu Can. "Was meinte sie überhaupt zu dir?", seufzt Can. "Sie hat mir klar gemacht, dass du jetzt ihr gehörst und ich nicht mehr an dich ran machen soll." Ich lege den Kopf etwas schief und gehe dann zur Seite, als Frau Schnitzler kommt und den Raum aufschließt. Nach der Pause, die wir nach Biologie und Chemie hatten, laufen wir zur Sporthalle. Wie immer lege ich meine Tasche ab und ziehe nur meine Jacke aus, da ich keine Lust habe Wechselkleidung mitzunehmen. Ich laufe in die Sporthalle, wo schon einige Jungs sind und setze mich auf die Bank. "Herr Jakubeck? Spielen wir heute Völkerball?", ruft Ramazan durch die Halle, als er sie betritt. "Nein, wir fangen mit dem Ringen an." Sofort richte mich auf und schaue geschockt zu meinem Sportlehrer. "Das ist doch nicht Ihr Ernst." "So sind die Regeln." Ich stöhne genervt auf und lasse mich nach hinten fallen. "Was ist los?", fragt nun Can. "Wir ringen", informiert Ramazan ihn, weswegen Can gehässig anfängt zu lachen. "Mädchen gegen Jungs?", fragt Can, dem ich einen Killerblick schenke. "Wir fangen heute nicht richtig an. Wir werden in der ersten Stunde jeweils zwei gleich Starke zusammen tun und dann in der zweiten Stunde Kraftübungen mit dem anderen Geschlecht." Wollen die mich verarschen? "Herr Jakubeck, wieso mit dem anderen Geschlecht?", meckere ich und muss an meine Realschulzeit denken. Da war es genauso. "Shana, da musst du dich beim Ministerium beschweren. Sie stellen die Regeln auf und die muss ich nun mal befolgen", gibt Herr Jakubeck lachend von sich. "Aber was bringt es uns mit dem anderen Geschlecht zu ringen? Diese Jungs sind Monster." Ich zeige demonstrativ auf Can, denn er ist das perfekte Beispiel. "Das hatten wir doch schon mal. Bei einer größeren Gefahr wird man automatisch stärker. Außerdem dürfen die Mädchen einige Tricks anwenden", sagt Herr Jakubeck und bittet jeden in den Kreis zu kommen. "Unser neues Thema wird das Ringen sein. Sucht euch jeweils einen Partner, der so stark ist wie ihr selbst und testet eure Kraft. In der zweiten Stunde geht jeweils ein Junge zu einem Mädchen und erfüllt mit ihr die Übungen, die ich euch dann geben werde." Von fast jedem Mädchen kommt ein genervtes Stöhnen, während die Jungs sich freuen und schon die Matten holen. "Ich mache mit Viyan und du machst mit dem Mädchen", flüstere ich zu Saliha, die nickt und mit mir eine Matte holt. Ich lasse mir extra viel Zeit, während Saliha schon weg ist. "Freust du dich schon auf die zweite Stunde?", höre ich jemanden hinter mir sagen und schnalze genervt mit der Zunge. "Kannst du nicht jemand anderes wählen?", frage ich gequält und schaue zu Can, als ich die Matte in der Hand habe. "Nein, die Erinnerungen waren doch so schön." Er zwinkert mir zu und nimmt sich ebenfalls eine Matte. "Was ist mit deiner Freundin?", frage ich und betone Freundin extra abwertend. "Hab keine Lust auf sie", sagt er und läuft grinsend in die Halle. Na toll! Viyan stellt sich grinsend vor mich und versucht ihre Finger knacken zu lassen, was ihr aber nicht gelingt. "So, Shana. Ich zeige dir mal, wie stark ich bin", prahlt sie und kreist ihre Schultern. Ich muss schmunzeln, denn sehr oft habe ich Viyan einfach auf den Boden geschmissen. "Komm." Ich schaue sie angriffslustig an und packe sie, bevor ich sie zu Boden drücke. "Mein Rücken!", ruft sie und jammert, während ich mich schlapp lache. Sie rappelt sich auf und schaut grinsend zur Seite, was ich ihr nach tue. Can und Malik ringen und das sieht sehr... nett aus. "Shana", sagt Viyan in einem heiseren, aber perversen Ton, weswegen ich schmunzeln muss und meine Augen von Can nicht abwenden kann. Beide lösen sich lächelnd voneinander und schlagen bei sich ein.

Die zweite Stunde beginnt und ich wünschte, sie würde jetzt ausfallen. Viyan verlässt mich und sofort kommt Can mit einem Grinsen auf mich zu. "Bereit?" Ich schüttele den Kopf und will zu Ramazan, doch Can zieht mich zurück. "Nein, du bleibst hier." Wie soll ich das bloß aushalten? "Das ist Belästigung." Er zuckt lächelnd mit den Schultern. Schön, dass es ihn interessiert. Herr Jakubeck kommt und gibt uns einen Zettel, den ich mürrisch entgegennehme und Can ihn mir direkt aus der Hand nimmt. "Da du ein Mädchen bist, werde ich nur ein Fünftel meiner Kraft einsetzen", informiert er mich und grinst. "Can, ich schlage dich gleich!", zische ich. "Versuchs doch", raunt er und kommt auf mich zu. Ich schlage gegen seine linke Brust, die er dann amüsiert zucken lässt. Ein weiteres Mal schlage zu und wieder lässt er seinen Brustmuskel zucken und lächelt verschmitzt. Dieser Junge besteht aus Steinen anscheinend. "Willst du ehrlich nicht zu deiner Freundin? Oder Aleyna?", frage ich und bemerke erst jetzt, dass Aleyna gar nicht da ist. "Nein, bei dir gefällt es mir." Er lächelt immer noch. Wieso lächelt er?! "Komm, lass uns mit den Aufgaben beginnen. Wir sollen unsere Hände greifen und dann soll deine linke Schulter gegen meine rechte gelegt werden. Dann sollen wir Druck ausüben und den anderen damit wegdrücken", erklärt er mir und legt den Zettel auf den Boden. "Wird das deinen Rücken nicht belasten?" "Wie kommst du darauf?", fragt Can überrascht. "Na ja, du bist so groß und musst dich zu mir runter beugen, dann noch der Druck." Er seufzt irgendwie erleichtert. Wieso? "Du bist ein Fliegengewicht. Das ist kein Problem." Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Seit wann sind siebenundfünfzig Kilo ein Fliegengewicht? Ich habe vergessen, dass Can ein Gorilla ist. Das erklärt so einiges. "Jetzt komm", befiehlt Can und hält mir seine großen Hände hin, die ich in meine nehme. Als das geschafft ist, schau er sich meine Hände an und schmunzelt. "Süß", kommentiert er und kommt plötzlich näher, weswegen ich nach hinten weiche. "Ich muss doch deine Schulter mit meiner berühren", erklärt er und verdreht seine Augen. "Ich muss doch deine Schulter mit meiner berühren", äffe ich ihn leise nach und sehe zu, wie Can sich zwinkernd zu mir runter beugt. Sein markanter Duft steigt in meine Nase, doch diesmal behalte ich meine Contenance und inhaliere ihn nicht ein, sondern konzentriere mich darauf, nicht gleich auf dem Boden zu liegen. "Bereit?", fragt Can und drückt meine Hände zusammen. "Immer doch. Vergiss nicht, ein Fünftel deiner Kraft." Sofort drückt er zu. "Das ist kein Fünftel!", zische ich. "Ich lehne mich nur an", informiert er mich und lacht. Toll gemacht, Shana. Ich drücke mit Schwung zu, was Can nicht erwartet hat und drücke ihn somit von seiner Standposition weg. "Gewonnen!", rufe ich triumphierend und höre Jubel von Ramazan. Can schaut mich leicht überrascht an, aber nur, weil er nicht zugeben will, dass er wirklich beeindruckt ist, sonst wären ihm bestimmt die Augen aus dem Kopf gefallen. Okay, wir wollen es nicht übertreiben.

"Die nächste Übung sagt, dass wir auf die Knie gehen die Hände wieder ineinander schließen sollen und versuchen nur mit dem Druck der Hände den Gegenüber runterzudrücken." Ich gehe augenverdrehend auf die Knie und schaue Can abwartend ab. Mensch, ist der groß! Sein verdutztes Gesicht verwandelt sich zu einem Lachenden. Eins mit einer lauten, rauen Lache. "Wieso lachst du?" Er schüttelt belustigt den Kopf und atmet einmal durch. "In dieser Position könntest du andere Sachen machen." Er grinst pervers, während meine Körpertemperatur steigt. Dieser Junge ist so dreist! Ich verdrehe meine Augen. "Wenn das so ist", sage ich und greife nach seiner Fußball-Short. Sofort geht er einen Schritt zurück und schaut mich entrüstet an. "Du gehst ja richtig wild ran", kommentiert er und fängt wieder an zu grinsen, als er sich ebenfalls hinkniet. Sein Grinsen nervt, auch wenn es wirklich gut aussieht. Sind das da Bartstoppel? Ich gehe näher an sein Gesicht ran und erkenne wirklich Bartstoppel. Mit meiner Hand fühle ich noch einmal nach, um wirklich sicher zugehen, dass Can einen Bart kriegt. "Was machst du da?", meldet sich Can sich mürrisch. "Unser kleiner Can wird erwachsen!", rufe ich voller Enthusiasmus und kneife in seine Wange. "Ich rasiere den ab", informiert er mich und fährt sich über die rote Stelle an seiner Wange. "Wieso? Dreitagebärte sind doch ganz attraktiv. Ach ja, ich habe vergessen, dass du Can bist und Attraktivität nicht zu deinen Stärken zählt", stelle ich deprimiert fest, obwohl es das komplette Gegenteil ist. Wenn Can einen Dreitagebart tragen würde, würde ich heimlich ein Foto machen und ihn begaffen. "Wir wissen beide, dass du mich sexy findest", gibt er selbstverliebt von sich und verschränkt seine Hände in meinen, was sich komisch anfühlt. Ich zucke kurz zusammen und schüttele den Kopf. "Nein und jetzt fang an." Gesagt, getan. Can drückt sofort zu, weswegen ich etwas taumele, mich aber dann wieder fange und ebenfalls zudrücke. "Denkst du ernsthaft, du hättest eine Chance gegen mich?", fragt er und drückt wieder zu. "Hab's doch grade auch geschafft." Cans rechte Augenbraue geht provokant in die Höhe. "Wie du meinst." Nach diesem Satz drückt er mich mit ganz viel Schwung auf die Matte, weswegen ich erschrocken nach Luft schnappe. Can ist über mir und die ganzen Schüler können es sehen. "Und?", fragt er und grinst schalkhaft. Ich rüttele und winde mich, komme aber aus Cans Griff nicht raus. Zum Glück ist er nicht zwischen meinen Beinen, denn das hätte es noch verschlimmert. "Gibst du auf?", fragt Can, woraufhin ich meine Beine um seinen Oberkörper schlinge und uns mit meinem ganzen Körpergewicht umdrehe. "Gibst du auf?", frage ich nun und ziehe provozierend die Augenbraue hoch. "Wenn du immer so auf mir liegst, dann gerne", sagt er und zwinkert. Scheiße! Mir wird erst jetzt bewusst, wie die anderen unsere Position interpretieren. Ich gehe sofort runter von ihm und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen, während Can lacht. Wie peinlich!

"Komm, diese Aufgabe hast du mit Bravour bestanden", grinst Can und entfernt meine Hände von meinem Gesicht, bevor er mir in meine Wange kneift. "Die nächste Aufgabe", verlange ich indigniert. Wieso muss ausgerechnet ich das tun? "Wir sollen unseren Partner mit nur einem Stoß umwerfen." Ich verdrehe meine Augen. "Wir können direkt zur nächsten Aufgabe springen", murre ich, da ich weiß, dass Can sich nicht einmal einen Zentimeter bei mir bewegen wird und ich durch die ganze Halle geschleudert werde bei ihm. "Ich habe keine Lust mehr auf diese Aufgaben", meint Can und legt den Zettel weg. "Wir tun einfach so, als ob wir die Aufgaben erfüllen." Er greift nach meinen Unterarmen und zieht etwas an ihnen. "Was willst du denn stattdessen machen?", frage ich skeptisch und will meine Unterarme entziehen. "Hast du schon irgendeinen Wunsch, den ich dir erfüllen kann?", fragt er und schaut mir fest in die Augen, Wie süß, er denkt immer noch daran. Überrascht über seine Frage schüttele ich den Kopf. Ich will nicht, dass er sich bei mir revanchiert. "Wenn du es nicht tust, dann werde ich es machen", murmelt er nun. "Was willst du machen?" Er zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ich könnte dich in eine andere Stadt führen oder so." Ich muss schmunzeln, verkneife es mir aber. "Can, das musst du nicht." "Ich will es aber." Ich seufze, wegen Cans Sturheit. "Aber im Winter ist das nicht so gut, da du sonst erfrierst." Da hat er recht. Ich kriege regelrechte Krampfanfälle, wegen der Kälte. Letztes Jahr war es nicht so. Letzte Jahr gab es Sonne und mindestens zehn Grad, aber jetzt gibt es nur noch graue Wolken und maximal vier Grad. "Das wird deiner Freundin aber nicht gefallen." Can verdreht seine Augen. "Das Mädchen schreibt mir die ganze Zeit. Egal zu welcher Uhrzeit", erzählt er mir genervt. "Das Leben ist hart, mein Lieber. Wissen deine Weiber Bescheid?", frage ich spöttisch nach. "Von der Beziehung? Nein." Ich verdrehe meine Augen. War ja klar, dass er es niemanden außer Malik und Ramazan erzählt. "Deine richtige Freundin wird mir leid tun." "Wieso?", fragt er mich nun und zieht seine Augenbrauen zusammen. "Ich glaube, du würdest zu sehr an deinem Player-Image hängen. Mit einer könntest du dich nicht zufrieden geben." Seine Augenbrauen gehen verblüfft nach oben, doch mir zustimmen tut er nicht. Wieso kommt mir die linke Augenbraue so komisch vor? "Ihr könnt euch umziehen", ruft unser Sportlehrer, woraufhin ich die Matte wegbringen will, Can sie mir aber aus der Hand nimmt und sie wegbringt. Ich laufe in die Kabine, wo Saliha und Viyan mich pervers angrinsen. Super, jeder hat unsere peinliche Stellung gesehen.

"Ist es nicht irgendwie schlampig, sich an vergebene Jungs ranzumachen?", fragt mich Elif, zu der ich mich drehe. Mir ist warm und kalt zugleich, mein Herz schlägt augenblicklich schneller. In der Kabine ist es plötzlich ruhig. Man hört etwas Getuschel, aber die meisten sind auf das Drama fokussiert. Ich lache höhnisch auf. "Kaum ist Can nicht da, kriegst du deine Schnauze auf oder was?" Elif spannt sich an schmeißt ihr T-Shirt auf die Bank. "Ich habe dich gewarnt. Halte dich von meinem Freund fern!" Ich höre, wie einige nach Luft schnappen und wie Viyan und Saliha leise lachen, da sie mit mir die einzigen Mädchen sind, die wissen, dass das Ganze nur eine Wette ist. "Ich dachte, da läuft etwas zwischen Can und Shana", höre ich jemanden flüstern, beachte aber mit einem arroganten Blick Elif. "Deine Drohungen kannst du dir sonst wo hinschieben. Ich habe keine Angst vor dir, merk dir das." Ich lächele ihr gefälscht zu und verlasse, nachdem ich mich parfümiert habe und meine Jacke angezogen habe die Kabine.

Das Jahr fängt schon mal gut an.

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