Arroganz

By Quzelkurt

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Shana ist ein temperamentvolles, 16-jähriges Mädchen, das gerade dabei ist, die Oberstufe zu besuchen und ihr... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kleine Warnung
Kapitel 83
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Kapitel 94
Kapitel 95
Kapitel 96
Kapitel 97
Kapitel 98
Kapitel 99
Kapitel 100
Kapitel 101
Kapitel 102
Kapitel 103
Kapitel 104
Kapitel 105
Kapitel 106
Kapitel 107
Kapitel 108
Kapitel 109
Kapitel 110
Kapitel 111
Kapitel 112
Kapitel 113
Kapitel 114
Kapitel 115
Kapitel 116
Kapitel 117
Kapitel 118
Kapitel 119
Kapitel 120
Kapitel 121
Epilog
Fortsetzung
Buch ist draußen
Kleine Erklärung (können alle lesen - kein Spoiler)

Kapitel 84

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By Quzelkurt

Samstag, 22. September

"Shana, steh auf", weckt eine Stimme mich sanft. "Nein, ich will nicht", murmele ich, hebe meinen Kopf an, um ihn wieder auf das Kissen zu schmeißen, knalle aber dann mit meiner Nase gegen etwas Hartes, weswegen ich schmerzlich aufstöhne und meine Augen genervt öffne. Ich sehe einen schmunzelnden Can. Ach du Scheiße. "Was zum?!", rufe ich hysterisch und fliege fast aus dem Bett, doch der Nachttisch, der gegen meinen Rücken knallt und mich wieder schmerzlich aufstöhnen lässt plus Can halten mich auf, auf den Boden zu fliegen. Can zieht mich sanft an meinen Handgelenken zu sich und lächelt zart. Mein Rücken brennt, mir ist warm. "Du solltest nur etwas essen und nicht auf dem Boden landen." Er zeigt auf das Tablett, welches auf dem ausziehbaren Tisch liegt, der mit dem Nachttisch verbunden ist. "Wieso liege ich hier?", frage ich etwas temperamentvoll, gehe mit meiner Hand unter mein Oberteil zu meinem Rücken und zucke zischend zusammen, als ich die Schürfwunde berühre und am Ende Blut an den Fingerspitzen habe, was Can besorgt schauen lässt, doch ich zeige ihm, dass es nichts Schlimmes ist, worauf er dann anfängt zu lächeln. "Wieso wusste ich, dass du so reagieren wirst?", murmelt er lachend und gibt mir ein belegtes Brötchen. "Iss." Ich schüttele den Kopf. "Du musst essen", sage ich und versuche meinen Mund so weit wie es geht geschlossen zuhalten. Mundgeruch und so. "Ich habe schon etwas gegessen. Vor einer Stunde oder so kam eine Schwester rein und hat gefragt, was ich essen will. Da habe ich ihr gesagt, dass ich vier Brötchen will." Er zeigt auf das Tablett, wo nur noch drei und ein halbes Brötchen liegt. "Wieso liege ich in deinem Bett, Can?", frage ich angespannt und spüre, wie warm es in meinem Gesicht wird. "Du hast dich nicht wohl gefühlt. Als du dich gestreckt hast, wusste ich, dass es ungemütlich für dich war. Ich wollte nur nicht, dass du am Morgen dann schmerzen hast", nuschelt er und lächelt leicht. Verdammt, hör auf so süß zu sein! Ich versuche wütend zu sein! "Außerdem konnte ich dann wenigstens ruhig schlafen", gesteht er verlegen. Herrgott, wie soll ich ihm bloß wütend sein? Ich schaue ihn etwas überrascht an, bevor ich indigniert über meine Wangen fahre. Ich fühle mich irgendwie geschmeichelt, wegen seiner Beichte und strecke mich kurz, bevor ich das Brötchen, welches mit Käse belegt ist, aus seiner Hand nehme. "Kannst du das essen?", fragt er etwas besorgt nach und kratzt sich mit seiner rechten Hand am Hinterkopf, weswegen sein Bizeps sehr schön zur Geltung kommt. Wie soll ich mich konzentrieren, wenn ich mit Can im Bett lag und mich wahrscheinlich im Schlaf an ihn angeschmiegt habe? Ich hoffe es, hehe. "Shana?", holt mich Can aus meinen Fantasien raus. "Ja? Ja, ich kann es essen", lüge ich nur zum Teil, da ich nur Schmerzen erleiden werde. Aber da der Sommer schon vorbei ist, wird sich der Schmerz minimieren, und fange deswegen an zu essen. Du lagst mit ihm in einem Bett, hehe. Gott, das ist echt intim. Hättest du doch lieber zugelassen, dass er nur in Boxershorts schläft. Okay, ich muss ihn jetzt konsultieren! "Can?", frage ich und sehe, als er sich zu mir dreht, dass Nutella an seiner Lippe hängt. Gott, ich sterbe gleich! Leck seine Lippe ab! Scheiß auf deine Haselnussallergie! Diese Gedanken... argh! "Willst du? Ich dachte, du kannst das nicht vertragen und habe dir deswegen keine Nutella geholt." Er schaut mich mit einem entschuldigendem Lächeln an, weswegen mich ein wohliger Schauer überkommt. Verdammt, ist er süß! "Nein, nein. Ich mag Nutella nicht sonderlich. Ich wollte dich was anderes fragen", murmele ich zum Schluss und halte mir mein Brötchen vor den Mund, da ich irgendwie den Mut verloren habe. "Was denn?" Komm schon, Shana! "Also-, wir haben-, wir sind ja-, du weißt schon." Ich zeige auf uns beide und dann auf das Bett. "Was meinst du?" Er zieht seine rechte Braue hoch und schaut mich abwartend an. Tief durchatmen, Shana! "Wir haben ja miteinander geschlaf-, im selben Bett geschlafen. Gott, es ist so warm hier drin, dir nicht?" Ich ziehe am Kragen meines Oberteiles und schaue beschämt auf das Tablett. "Ja, wir haben miteinander geschlafen, ich meine im selben Bett geschlafen", neckt er mich und fängt leise an zu lachen. "Lach nicht", nuschele ich beleidigt und beiße ins Brötchen. "Erzähl weiter", fordert Can und atmet tief durch. "Habe ich dich da irgendwie angefasst?", bringe ich schnell raus und schaue ihn abwartend an, während sich auf seinem Gesicht ein zweideutiges Grinsen bildet. "Kann gut möglich sein. Im Schlaf bist du unberechenbar und wolltest mir meine Sachen ausziehen." Ach du heiliger Käsekuchen. Es ist wirklich sehr warm hier drinnen! "Nein", kommt es geschockt von mir. Das würde ich niemals tun. "Niemals!", sage ich lauter und fahre mir über das Schlüsselbein. "Okay, ich bin ehrlich." Er legt sein Brot weg und dreht sich zu mir. "Du hast deinen Kopf in meine Halsbeuge und deinen Arm um mich gelegt. Du hast dich halt an mich geschmiegt." Er schaut mir, während er mir erzählt was ich in der Nacht gemacht haben soll, tief in die Augen. Habe ich das wirklich getan? Er wartet auf meine Reaktion, doch ich kann mich gerade nicht wirklich bewegen. Habe ich das wirklich gemacht? "Ich-, ich-," Ich kann gerade nichts sagen. "Gar nicht!", kommt es dann beleidigt von mir, woraufhin ich meine Arme vor meiner Brust verschränke. "Doch, aber soll ich dir mal was sagen?" Er kommt mit seinem Kopf näher, nimmt einer meiner Haarsträhnen in die Hand und wickelt ihn um seinen Finger, was mich etwas die Fassung verlieren lässt. "Was denn?", flüstere ich fast. "Deine Berührung hat mich beruhigt und hat mich schlafen lassen können. Es hat mir sehr geholfen", raunt er in mein Ohr, weswegen meine Augen sich automatisch schließen, sich aber schnell wieder öffnen, als er sanft seinen Kopf gegen meinen stößt. Eine niedliche Geste, wenn man mich fragt. "Ehrlich?", frage ich schüchtern nach und schaue ihm tief in die Augen. Seine grauen Sprenkel sind heute deutlicher zu sehen. "Ja", haucht er und lächelt.

"Guten Morgen, liebe Sorgen!", stürmt Ramazan ins Zimmer, weswegen wir beide verstohlen zu ihm schauen. Ramazan schaut etwas verdutzt zu uns, will es sich aber nicht ansehen lassen. "Störe ich?" Oh Gott! Er denkt bestimmt falsch! "Nein, komm rein." Ich stehe sofort auf, vergesse aber, dass der Nachttisch mich umzingelt hat und knalle wieder gegen ihn. "Willst du ein Brot?", frage ich Ramazan und zeige demonstrativ auf das noch ungeschnittene Brötchen, als ich diesen beschissenen Tisch weggeschoben habe. "Nein, ich habe schon gegessen. Ich glaube die Schwester steht auf mich", sagt Ramazan grinsend. Anscheinend geht es Malik gut, sonst würde er nicht so sein, wie er sonst ist. Mein Gebet hat geholfen. "Bist du hier geblieben?", fragt Can ihn. "Ja, Shana anscheinend auch." Ramazan verkneift sich ein Grinsen. Ramazan, ich bringe dich um! Ich drehe mich mit zusammengepressten Lippen zum Fenster, damit er mein rotes Gesicht nicht sieht. "Ist-, ist Malik wach? Wie geht es ihm?", fragt Can leise, dem ich innerlich für die Frage danke. "Ja. Er ist seit einer Stunde wach und ja, ihm geht's gut. Er hat nach dir gefragt", informiert Ramazan ihn. Can schaut deprimiert zu Boden. "Er will dich sehen, Can", sagt Ramazan in einem vielsagendem Ton. "Komm, lasst uns zu ihm. Ich will ihn sehen", sage ich zu Can und lächele ihm zu. "Zieht euch erst einmal eure Schuhe an. Schicke Socken, Shana." Ich schaue zu Boden und sehe, dass er meine blau-pinken AirHop-Socken meint. Ich ziehe meine roten Gummilatschen an und führe sie Ramazan vor. "Die musst du mir ausleihen!" Ramazan schmunzelt. Ich schaue zu Can und zeige ihm mit einer Kopfbewegung, dass er aufstehen soll, was er dann auch seufzend tut. Wir laufen den Gang hoch, bis wir vor dem Zimmer 8B ankommen und die Tür öffnen. Ich lasse Ramazan und Can den Vortritt und bemerke, dass Can sich verkrampft. Ich nehme seine Faust in seine Hand und löse sie, bevor ich aufmunternd zudrücke. Malik trägt einen Verband um seinen Kopf, genau sowie an seinem rechten Arm. In seinem Gesichts sind viele Kratzer und an seinem Auge zeichnet sich ein Bluterguss ab. Den Armen hat es echt getroffen. "Malik, steh auf. Schau mal wer hier ist", rüttelt Ramazan Malik sanft, der dann seine mintblau-grünen Augen öffnet. Seine linke Bindehaut ist blutunterlaufen, sorgt aber für einen sehr ästhetischen Kontrast. "Can?", fragt Malik und lächelt. "Wie geht es dir?", fragt Can direkt und kniet sich zu seinem Freund hin, der zu mir schaut und überrascht lächelt. "Ganz gut. Träume ich gerade oder ist das da etwa Shana?" Ich fange kurz an zu lachen. "Du träumst nicht", versichere ich ihm. "Wie hast du das hingekriegt, Can? Oder musste Ramazan nachhelfen?" "Ich musste ja auf die Polizeistation, da habe ich einfach unseren lieben Engel Shana angerufen." Erzählt Ramazan und zwinkert mir zu. Das war pures Schicksal. "War der Arzt schon bei dir?", fragt Can Malik. "Nein, er müsste aber gleich kommen." Nach diesem Satz klopft es an der Tür, wo zwei Ärzte reinkommen und uns die Hand geben. "Guten Morgen, Herr Mahir. Ich bin Doktor Rinmann und das ist meine Kollegin Frau Doktor Heinike. Sie wurden ja gestern wegen eines Polytraumas eingeliefert und dementsprechend auch operiert, da Sie Traumata im Kopf-, Arm-, Brust-, und auch am Beckenbereich erlitten haben. Am Kopf gab es nur eine minimale Fraktur, dafür war der Unfall der invasiv, weswegen Sie auch eine große Narbe am Kopf tragen werden. Das linke Bindegewebe Ihres Auges wurde von kleinen Scherben strapaziert, heilt aber mit der Zeit wieder. Ihr rechtes Armgewebe wurde von den vielen Scherben beschädigt, doch die Narben dort können mit guter Pflege schnell verblassen. Im thorakalen Bereich gab es jedoch Frakturen der zweiten bis vierten Rippe auf der rechten Thoraxseite und starke Prellungen am Becken, weswegen wir Sie für mindestens eine Woche hier behalten müssen, vor allem wegen Ihres Kopfes", erzählt uns der Arzt, dem ich gespannt mit einem Lächeln auf den Lippen zuhöre. Ich habe alles verstanden. "Dann ist ja gut", kommt es ruhig von Malik der seine Augen für einen Moment schließt. "Haben Sie denn noch einige Fragen?", fragt jetzt die weibliche Ärztin. "Werde ich jeden Tag untersucht?" "Ja, da Sie ein Schädeltrauma erlitten haben und man dort ganz intensiv vorgehen muss", antwortet die Ärztin. "Und müssen die Fäden gezogen werden?" "Nein. Die Fäden, die wir benutzt haben lösen sich selber auf", sagt Doktor Rinmann. "Okay, mehr Fragen habe ich bis jetzt nicht mehr", murmelt Malik und lächelt, woraufhin die Ärzte Can Bescheid geben, dass sie gleich zu ihm kommen werden, sich verabschieden und gehen. "Könnt ihr mir übersetzten, was die da gesagt haben?", fragt Malik und lächelt. Can schaut zu mir und lässt mich übersetzten. "Also mit invasiv war gemeint, dass der Unfall dein Gewebe am Kopf beschädigt hat und du deswegen eine Narbe kriegst. Traumata ist einfach der Plural von Trauma, das muss ich dir glaube ich nicht erklären. Ein Polytrauma ist, wenn man bei einem Unfall verschiedene Verletzungen an verschiedenen Bereichen erleidet. Was noch? Ah! Fraktur ist Bruch und Thorax der Brustkorb", rattere ich übermotiviert runter und lächele am Ende. "Pff! Das wusste ich auch", schnaubt Ramazan arrogant und schaut mich abwertend an. "Natürlich." Malik verdreht grinsend seine Augen. Ich blicke zu Can, der sich nervös die Hände reibt und öfters zu Ramazan und mir schielt. Er will mit Malik reden. "Ramazan, lass uns mal raus." "Wieso?", fragt er mich. "Lass uns hübsche Ärzte suchen." Sofort läuft er zur Tür und richtet seinen Kragen. Ich laufe ihm nach und schließe dann die Tür. "Wo ist die Frauenstation?" Typisch Ramazan! Ich gebe ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und verdrehe die Augen. "Was denn? Ich will mir die Babys angucken", versucht er sich rauszureden. "Das ist die Säuglingsstation", informiere ich ihn. "Ich will auf die Station, wo die Babys rauskommen." Er grinst pervers und kriegt wieder einen Schlag von mir ab. "Geh auf die Urologie Station. Da findest du das, was du brauchst", sage ich grinsend, woraufhin er zum Aufzug läuft und auf die Station drückt. Esel.

Ich gehe in Cans Zimmer und falte die Kleidung von gestern zusammen, genau sowie die Decke und tue sie samt Tupperdosen in die Tasche. "Das war die Männerstation", sagt Ramazan verstört, weswegen ich erschrocken zusammenzucke. "Du hast mich erschrocken!" Ich halte mir die Hand aufs Herz. "Ja, du mich auch! Stell dir vor, ich hätte nackte, alte Männer gesehen." Er schüttelt sich vor Ekel und läuft auf Cans Bett zu. Ich mache die Tasche zu und setze mich mit Ramazan aufs Bett. "Du warst also die ganze Nacht hier?" Ich fühle mich auf einmal total unwohl. "Kann sein", murmele ich und streife mir eine Haarpartie hinters Ohr. "Ihr habt euch wohl stark gestritten?" Ich antworte mit einem Ja. "Ihr habt ein echt komisches Verhältnis zueinander. Das ist für uns alle sehr neu." "Ich weiß", seufze ich. "Ich sag dir mal was: Wenn Can etwas tut, dann nur aus einem bestimmten Grund. Er will nur da Beste für die, die ihm was bedeuten." Will er das? Ein Klopfen an der offenen Tür lässt Ramazan und mich umdrehen. "Der Arzt kommt gleich und Malik soll nicht alleine sein", sagt Can, weswegen Ramazan mir noch einmal zulächelt und dann geht. Er will nur das Beste für die, die ihm was Bedeuten. Ich stehe vom Bett auf, damit Can sich hinlegen kann. "Bleib ruhig sitzen." Er zieht mich mit seiner Hand wieder aufs Bett. "Hast du alles, was dir auf dem Herzen lag, Malik erzählt?", erkundige ich mich. "Ja. Damit ist mir echt eine Last von den Schultern gefallen", seufzt er und fährt sich durch seine Haare. "Danke nochmals, Shana." Ich schaue leicht überrascht in sein Gesicht. "Wirklich. Du weißt gar nicht, wie gut mir dein Besucht getan hat. Wärst du nicht da, hätten mich bestimmt Albträume in der Nacht gejagt und ich wäre total hinüber", gesteht er und nimmt wieder eine Strähne in seine Hand, was mir eine Gänsehaut bereitet. Ich hätte niemals gedacht, dass sich Can einmal mir öffnen würde. Er hat seinen Stolz abgelegt und mir seine verletzliche Seite gezeigt. Ob ich das auch machen sollte? Auch, wenn ich es machen wollen würde, ich kann irgendwie nicht. Auch, wenn er mich weinen gesehen hat. Eine Schwester kommt rein, entfernt die Infusionsnadel aus Cans Arm und bringt dann das Tablett raus, woraufhin der Arzt von vorhin ohne seine weibliche Begleitung reinkommt. "Wir hatten ja gerade das Vergnügen", begrüßt er uns mit einem Lächeln und fängt an zu reden. "So, Herr Jamil. Bei Ihnen ist es viel sanfter, als bei Ihrem Freund. Die Platzwunde an der Augenbraue wurde genäht, genau sowie die am Bauch und am linken Unterarm. Des weiteren haben Sie Prellungen am Oberkörper und am linken Arm und eine Verstauchung am Unterarm, weswegen Sie heute eine Schiene kriegen und sie für maximal zwei Wochen tragen müssen. Das Pflaster am Oberkörper wird heute gewechselt und die Nähte werden, wie bei Ihrem Freund, nicht gezogen, da sie sich selbst auflösen. Außerdem haben Sie heute noch ein CT und eine Röntgenaufnahme vor sich und können, wenn keine Probleme auftreten übermorgen entlassen werden", erzählt der Arzt. "Wann müsste ich dann zum CT und zum Röntgen?", fragt Can. "So gegen Mittag. Ab 15:00 Uhr. Eine Schwester wird Ihnen Bescheid geben", antwortet der Arzt, bevor er sich von uns verabschiedet und geht. Meine Mutter ruft an und ich bete, dass ich keinen Ärger bekomme, weil ich die ganze Nacht im Krankenhaus verbracht habe.

"Ja?", frage ich unsicher.

"Shana, kannst du nach Hause kommen? Du kannst auch später wieder zurück." Puh! Sie ist nicht sauer.

"Ähm, ja. Wieso?"

"Habe für Ranja Pell gemacht. Bring ihr das dann." Wenn du nur wüsstest.

"Okay. Ich komme dann gleich, ciao."

"Ciao."

Ich schaue zu schüchtern lächelnd zu Can. "Meine Mutter hat Pell für dich gemacht." Can schaut mich überrascht an. "Deine Mutter weiß Bescheid von mir?" Ich verdrehe belustigt meine Augen. "Natürlich nicht. Ich habe ihr gesagt, dass eine Freundin im Krankenhaus liegt und sie liebt das Pell meiner Mutter, wie jeder andere auch, der sie mal gekostet hat." Er lächelt. "Dann sag deiner Mutter danke von mir und grüß sie", sagt er und zwinkert. "Mache ich. Ich komm dann rechtzeitig zu deinen Untersuchungen wieder, okay?", sage ich und greife nach meiner Jacke, um sie mir überzuziehen. "Okay." Soll ich ihn jetzt umarmen oder einfach gehen? Ich bin mal mutig und umarme ihn so schnell, dass er es anfangs gar nicht realisiert, aber dann schließlich seine Arme um mich legt und sein Kinn auf meinen Kopf abstellt. Das fühlt sich so gut an. Es ist so schön, ruhig und harmonisch. Ich mag diese Umarmungen. Ich löse mich schüchtern von ihm, nachdem ich noch einmal seinen Duft einatme und verlasse in schnellen Schritten den Raum. Da der Aufzug offen steht, laufe ich in ihn hinein und fahre runter, wo ich Cans Mutter mit zwei weiteren Frauen sehe. Wahrscheinlich Ramazans und Maliks Mütter. "Shana, du gehst?", fragt sie mich und umarmt mich. "Ja, ich komme später aber wieder", sage ich und lächele die Mütter schüchtern an. "Und? Wie geht es den beiden?", fragt sie mich und hält meine Hand fest. "Recht gut. Can hat sich schon erholt und wird in zwei Tagen entlassen. Malik müsste aber vielleicht eine ganze Woche hier bleiben, wegen seines Schädelbruches." "Oh Gott!", flüstert Maliks Mutter und hält sich die Hand vor dem Mund. Sie sieht total müde aus, verständlich. "Aber ihm geht es gut, wirklich", versichere ich ihr und bemerke, dass sie dieselben Augen wie Malik hat. "Gut. Dann geh mal nach Hause", sagt Cans Mutter wieder und umarmt mich, ehe sie mit Maliks und Ramazans Mutter in den Aufzug steigt. Zu Hause angekommen, rieche ich schon die kochenden und gefüllten Weinblätter. "Wie geht es Ranja?", fragt meine Mutter aus der Küche. "Ihr geht es gut. Sie wird wahrscheinlich übermorgen entlassen und sie bedankt sich bei dir und grüßt dich", informiere ich sie und frage mich, ob ich gelogen habe oder nicht. Ich habe ja nur die Namen ausgetauscht. "Grüß sie zurück. Was hat sie überhaupt?" "Sie hatte einen Autounfall", murmele ich und höre, wie meine Mutter erschrocken nach Luft japst und ins Wohnzimmer kommt. "Und was ist mit den anderen?", fragt sie erschrocken. "Ihrer Mutter geht es auch gut. Ihnen ist nicht wirklich etwas passiert." Meine Mutter schaut mich fassungslos an. "Der Sohn einer Bekannten hatte auch einen Autounfall." Oh nein! "Wirklich?", frage ich gespielt erschrocken. "Ja. Ich gehe ihn heute besuchen. Wir können ja gemeinsam ins Krankenhaus dann." Nein, nein, NEIN! "Okay. Ich gehe dann mal duschen." Wir haben gerade mal 11:24 Uhr. Ranja müsste wach sein. Ich renne schnell in mein Zimmer und rufe sie sofort an.

"Ja?"

"Ranja! Du musst so schnell, wie möglich ins Krankenhaus!", flüstere ich panisch.

"Wieso? Was ist passiert?", fragt sie, während sie etwas öffnet. Ihren Kleiderschrank wahrscheinlich.

"Weil du mein Alibi bist. Ich erkläre dir alles im Krankenhaus. Nimm deine dunklen Lippenstifte und rötlichen Lidschatten mit und komm so schnell, wie es geht in das Krankenhaus."

"Okay. Wieso die Schminke?" Mir fällt ein, dass ich erst um 15:00 Uhr ins Krankenhaus gehen muss.

"Du musst doch nicht so schnell wie möglich ins Krankenhaus. Geh um 14:10 Uhr zum Bus, und die Schminke brauchst du, um dir Blutergüsse zu schminken." Sie fängt an zu lachen.

"Ranja, du darfst nicht zu spät kommen. Das ist total wichtig!"

"Werde ich. Keine Sorge, du Verrücke. Aber sag mir wenigstens, was ich sagen soll, falls deine Mutter mit mir reden will."

"Sie denkt, dass du mit deiner Mutter wegen eines Autounfalles im Krankenhaus liegst. Du musst verletzt aussehen!"

"Okay. Ich werde so um 14:30 Uhr am Krankenhaus rein." Sie kichert, bevor sie mir sagt, dass alles gut gehen wird und auflegt. Ich seufze und schmeiße mich auf mein Bett. Verdammt! Ich setze mich auf und greife sofort nach meinem Handy, um Can anzuschreiben.

'Du kriegst kein Pell!', schreibe ich und kriege wenig später eine Antwort.

'Wieso das?'

'Weil meine Mutter dich besuchen kommt! Wieso sagst du mir nicht, dass du meine Mutter kennst?!'

'Meine Mutter hat dir doch erzählt, dass sie deine Mutter kennt. Übrigens ist deine Mutter sehr nett', schreibt er und fügt den Emoji mit einem Heiligenschein hinzu.

'Und die Pell kriege ich dann doch, wenn sie zu mir kommt. Wo ist das Problem?' Ist dieser Junge blöd oder tut er nur so?

'Du versteht das nicht, weil du ein Junge bist! Meine Mutter denkt, dass du eine FREUNDIN bist!'

'Und?'

'DAS PELL IST FÜR MEINE FREUNDIN!' Wie dumm ist dieser Junge?

'Kommst du dann nicht mit mir zu den Untersuchungen?' Verdammt! Das habe ich vollkommen vergessen! Nicht, dass er jetzt enttäuscht ist.

'Ich versuche zu kommen. Sag deiner Mutter, dass sie mich nicht kennt.'

'Mache ich.' Okay! Alles wird gut! Ich atme tief durch und stehe auf, greife nach frischer Kleidung und gehe ins Badezimmer, um zu duschen. Ich muss mich entspannen!

Ich bin eine gefühlte Stunde im Bad geblieben, um mich mental auf das zukünftige Geschehnis vorzubereiten und für alles eine Antwort zu finden. Die restliche Stunde verbringe ich damit, mich in mein Bett zu verschanzen und über die gestrige Situation nachzudenken. Ich habe mit ihm in einem Bett geschlafen! Gott, wenn das jemand herausfinden würde, dann wäre ich tot! Zu meiner Verteidigung: Ich wusste von nichts! Ich muss unwillkürlich anfangen zu lächeln. Der Tag heute und die Nacht davor hatten etwas Schönes an sich. Wir haben uns in einer Situation gefunden, in der wir nur uns haben wollten. Es war sehr schön und hatte etwas Harmonisches. So etwas habe ich noch nie getan und so etwas komisches habe ich noch nie gefühlt. Dieser Junge lässt mich Sachen machen und Dinge fühlen, bei denen ich nicht einmal wusste, dass ich zu sowas in der Lage bin. Ich schaue auf mein Handy und sehe, dass wir schon 14:32 Uhr haben und mir Ranja geschrieben hat, dass sie bereit auf der Bank vor dem Krankenhaus sitzt. "Mam? Wir können gehen!", rufe ich, stehe nervös auf, parfümiere mich und betrachte mich noch einmal im Spiegel. "Wird schon schief gehen", flüstere ich und ziehe mir meine Schuhe an, ehe ich mit meiner Mutter aus der Wohnung gehe. "Ich glaube der Sohn ist auf deiner Schule." Ja, das ist er. "Wie heißt er denn?" Ich tue so, als ob ich total ahnungslos wäre. "Can. Er müsste in deinem Jahrgang sein." Ja, das ist er. "Ich habe einen Can in meiner Stufe", sage ich gespielt überrascht. "Stimmt! Den habe ich doch gesehen, als du nach Berlin gefahren bist. Das ist er." Ja, das ist er. "Er hat einen Autounfall gebaut?" Mensch, ich bin eine total gute Schauspielerin. "Ja, der Arme. Sein Freund wurde wohl operiert." Wie schnell spricht sich das um? "Ouh." "Bist du nicht mit ihm befreundet?" Oh Gott! "Wir reden manchmal mit einander, wieso?", frage ich und versuche nicht zu lachen. "Einfach so. Dann kannst du ja, nachdem du Ranja besucht hast zu uns kommen. Er ist auf der dritten Station." Ich weiß. "Ähm, okay." Ich darf nicht lachen. Wir laufen die Einfahrt hoch und sehen vom weiten Ranja, die ein Verband um ihren Kopf trägt. Ranja, ich liebe dich! Ich nehme meiner Mutter die Tupperdose ab und laufe mit einem schiefen Grinsen auf Ranja zu. "Sehe ich gut aus?", fragt sie und versucht ihr Grinsen zu verstecken. "Wie ein Model." Sie hat sich ein bläuliches Auge geschminkt und eine leicht aufgeplatzte Lippe. Ich drücke ihr die Dose in die Hand, was sie grinsen lässt und höre meine Mutter hinter mir erschrocken nach Luft schnappen. "Oh Gott! Geht es dir gut? Wie geht es deiner Mutter?", fragt sie und schaut sich Ranjas Gesicht an. "Ja, alles bestens. Meiner Mutter geht es auch gut. Sie wird gerade untersucht." Ranja spielt ihre Rolle perfekt. "Dann bin ich erleichtert. Als Shana mit Tränen in den Augen gesagt hat, dass du im Krankenhaus liegst, habe ich fast einen Herzinfarkt bekommen." Ja, Mama. Du redest etwas zu viel. "Ach wirklich? Ich fühle mich geehrt", sagt Ranja und versucht ihr Lachen zu verkneifen. "Ja. Sie war total aufgebracht! Ich muss dann auch mal hoch. Gute Besserung dir und deiner Mutter", sagt meine Mutter lächelnd und geht ins Krankenhaus. "Du hast um mich geweint?", neckt sie mich und fängt an zu essen. "Kann man so sagen", murmele ich und setze mich neben sie auf die Bank. "Erzähl. Ich warte." Ich schlucke und fange an ihr fast alles zu erzählen. Dass ich am Ende in seinem Bett lag und dass ich mich wohl an ihn angeschmiegt habe, lasse ich raus. Ranja schaut mich überrascht und ungläubig an. "Shana, dass du sowas machst, hätte ich niemals gedacht." Sie grinst verschmitzt. "Ich auch nicht", seufze ich und schaue auf mein Handy. 14:51 Uhr. "Wartest du auf jemanden?", fragt sie schelmisch grinsend. "Kann sein", murmele ich beschämt, da ich sie nicht alleine lassen will. "Geh hoch", sagt sie und fängt an zu kichern. Ich schaue ungläubig zu ihr. "Ich weiß, dass ich die Beste bin. Los, er wartet", summt sie in einem zweideutigen Unterton und übergibt mir die Dose, bevor sie mich umarmt und geht.

Überrascht betrete ich das Krankenhaus und schreibe Can, dass er schon einmal zur Radiologie-Station fahren soll. Ich steige in den Aufzug ein, fahre auf die sechste Etage und warte auf Can, der dann schließlich aus dem Aufzug steigt und mich anlächelt, was ich erwidere und das sehr doll, obwohl ich eigentlich nur ein kleines Lächeln von mir geben wollte. Er meldet sich an und wird dann gebeten in den Röntgenraum zu gehen. Der Radiologe begrüßt uns und bittet Can sein Oberteil auszuziehen, während er mich bittet in den kleinen Raum zu gehen, wo die Monitore stehen und wo ich eine perfekte Sicht auf Cans Oberkörper habe. Oh Gott, es wird warm hier. Can zieht langsam sein T-Shirt über seinen Kopf, weswegen ich einen sehr tollen Ausblick auf seinen Körper habe. Wie schnell er seine Bewegungen wiedererlangt hat. Er hat schöne Nippel. Can scheint meinen Blick zu bemerken und fängt leise an zu lachen. Wie peinlich! Ich fahre mir über meine Wangen und konzentriere mich auf die Röntgenaufnahmen, die sich auf den Monitoren abbilden und nicht auf Cans Körper. Okay, ein- oder zweimal habe ich noch einmal zu ihm geblitzt, aber mehr auch nicht. Er zieht sich wieder an und wird gebeten in den CT-Raum zu gehen, wo er dann wieder gebeten wird sein Oberteil auszuziehen. Ich danke mir selber, dass ich Can begleitet habe. Ich halte mir eine Hand vor dem Mund, damit die Schwester mein Schmunzeln nicht bemerkt, sehe aber wie sie selber in meine Richtung schmunzelt. Er muss sich auf die Liege legen und wird in das Gerät gefahren. Währenddessen schaue ich ihn mir an. Nett, nett. Leider endet die Untersuchung zu schnell, sodass er sich leider wieder sein T-Shirt anziehen muss. Wir verlassen die Radiologie und gehen zum Aufzug. "Du starrst ziemlich auffällig", sagt er dann plötzlich und drückt den Erdgeschossknopf. "Was meinst du?" Er meint doch nicht meine Blicke von gerade oder? "Gerade eben, als ich mein Oberteil ausziehen musste", schmunzelt er. Doch, meint er. "Das Pflaster ist ziemlich schön. Da musste ich hinschauen." Er lacht kurz auf. "Die Krankenschwester, die mein Pflaster wechseln musste, fand mein Pflaster auch sehr schön. Sie fand es so schön, dass sie sehr oft drüber gefahren ist", erzählt er. Kann ich verstehen. "Wohin gehen wir?", wechsele ich das Thema und verlasse mit Can den Aufzug. "In die Cafeteria. Bisschen reden." Wir betreten die Cafeteria und setzen uns ganz hinten hin. "Worüber willst du reden?", frage ich und spiele mit der Tageskarte herum. "Wie geht es deinem Rücken?" Er erinnert sich noch an meine Panne von heute morgen? "Ganz gut. Wie geht es deinem Oberkörper?", frage ich schmunzelnd. "Blendend." So sieht er auch aus. "Wie läuft es mit dir und Elif?" Ich bin gespielt interessiert. "Ganz okay. Wir werden demnächst ausgehen." "Wirklich?" Mir egal, ob er weiß, dass ich nicht erfreut bin oder nicht. "Ja. Du scheinst wohl nicht wirklich zufrieden damit sein." Etwas Kokettes ist in seinem Blick zu sehen. "Bin ich auch nicht. Du scheinst sie schnell um den Finger gewickelt zu haben." Ich ziehe kurz meine rechte Augenbraue hoch und lege die Karte wieder zurück. "Das ist mein Talent", sagt er und lächelt süffisant. "Und wohin soll es gehen?", frage ich und lehne mich etwas nach vorne. Dabei ziehe ich heimlich mein T-Shirt hoch, da es etwas offener geschnitten ist. "Vielleicht in eine andere Stadt. Wahrscheinlich etwas Essen oder so." Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen, was dazu führt, dass Can ebenfalls seine Augenbrauen zusammenzieht. "Was ist?" "Du gehst nicht mit ihr zu deinem Vater!", verbiete ich ihm, weswegen er seine Augenbrauen überrascht hochzieht. "Und wieso?", fragt er nun schmunzelnd. "Weil dein Vater mich mag und sie dort Hausverbot hat." Ich verschränke meine Arme vor meiner Brust und schaue ihn säuerlich an. "Schmoll nicht. Ich werde mit ihr nicht zu meinem Vater gehen, keine Sorge." Can lächelt amüsiert. "Ich schmolle nicht", widerspreche ich. "Doch und jetzt schmollst du noch stärker." "Gar nicht!", nuschele ich und fahre heimlich über meine Lippe, was Can aber nicht entgeht. "Und? Hast du mit neuen Weiber geschlafen?", rutscht es mir aus, weswegen ich mir auf die Unterlippe beiße. "Wie kommst du jetzt darauf?", fragt er verwundert. "Kann doch sein. Ist doch dein Hobby und das willst du doch bestimmt noch genießen, bevor du mit Elif zusammen kommst", murmele ich und schaue auf seine schwarzen Haare. "Ähm, also-, ja", bringt er schließlich raus. "Hattest du auch Spaß?", frage ich interessiert nach. Ich scheue mich vor solchen Fragen eigentlich nie. "Ich-, Shana, geht es dir gut?", fragt er verdutzt. "Ja, alles bestens. Also, hattest du deinen Spaß oder nicht?" Ich schaue ihn abwartend an. "Also, wenn du schon fragst, dann ja.'' "Freut mich." Ich nicke neutral. Er hatte Spaß mit Aleyna. Wir verfallen in ein etwas unangenehmes Schweigen und beschließen uns dann hochzugehen. "Du gehst zu erst. Ich komme in zehn Minuten nach", sage ich zu Can und bleibe noch sitzen. Ich schreibe Ranja an und bedanke mich bei ihr. Das Mädchen hat echt was gut bei mir. Wir schreiben noch etwas, bevor ich bemerke, dass ich schon seit fünfzehn Minuten hier sitze. Ich stehe mit einem etwas erhöhtem Herzschlag auf, laufe zum Aufzug und fahre zu meiner Mutter und Can. Tief durchatmend verlasse ich den Aufzug, laufe den Gang runter und öffne nach mehreren Anläufen beschämt und mit schnellem Herzschlag die Tür. Es gibt's kein zurück mehr. "Hallo", begrüße ich alle schüchtern und bemerke erst jetzt, dass auch Cans kleinen Brüder und Derya hier sind. Hoffentlich wissen sie Bescheid. "Hallo. Wie geht es dir?", fragt mich Cans Mutter und küsst links und rechts meine Wange, bevor sie heimlich zwinkert und sich setzt. "Gut und selbst?" Ich stelle mich schüchtern lächelnd zu meiner Mutter, die mich ebenfalls anlächelt und schaue heimlich zu Can, der etwas grinsend in sein Handy tippt. Mit wem schreibt er da? "Mir geht es sehr gut. Du hast eine sehr hübsche Tochter", sagt Cans Mutter zu meiner. Oh Gott, es wird warm hier. Mein Handy vibriert, weswegen ich das Gespräch zwischen Cans und meiner Mutter nicht wahrnehmen kann.

'Du bist etwas rot, genau wie gestern, als ich dich gebeten habe, mein Oberteil auszuziehen.'

'Soll ich das als ein Kompliment aufnehmen?' Der Empfang im Krankenhaus ist etwas stockend, weswegen meine Nachricht langsamer, als sonst ankommt.

'Wie du möchtest.'

'Ich finde es irgendwie beängstigend, dass du daran denkst, wie ich dein Oberteil ausgezogen habe.' Wieso hört sich diese Nachricht so verdammt pervers an?

'Ich finde es irgendwie beängstigend, dass du meinen nackten Oberkörper angaffst. Nicht zu vergessen, dass du auf meine Brustwarzen stehst.' Och ne. Ich schaue mit einem empörten Gesichtsausdruck zu ihm, dann zu unseren Müttern und dann wieder zu ihm und sehe, wie ein schalkhaftes Lächeln seine Lippen schmückt. Wieso kann er sich noch an diese Sachen erinnern?

'Ich weiß nicht wovon du redest', verleugne ich.

'Verleugne es nicht. Du schaust sehr oft auf meine Nippel, du Fetischistin.' Ich glaube, ich sollte die Schule wechseln. Wie peinlich!

'Das heißt, dass du mich beobachtest, du Stalker', gebe ich mit einem möglicherweise roten Kopf ein und höre ihn leise lachen.

'Besser ein Stalker zu sein, als auf Nippel anderer zu schauen', schreibt er und fügt Augen nach seinem Satz hinzu.

'Ich speichere dich jetzt als: Mein Nippel Fan ein.' Ich lache leise und antworte ihm.

'Ich fühle mich geehrt, dass ich dein Nippel Fan bin. Heißt das, dass ich keine anderen Brustwarzen mehr beobachten darf?' Schreibe ich ernsthaft mit ihm über Brustwarzen?

'Ja. Genau das heißt es.' Wir schreiben noch etwas, bevor meine Mutter dann sagt, dass wir gehen.

Was ein Tag!

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