Arroganz

By Quzelkurt

8.8M 296K 74.4K

Shana ist ein temperamentvolles, 16-jähriges Mädchen, das gerade dabei ist, die Oberstufe zu besuchen und ihr... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kleine Warnung
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Kapitel 94
Kapitel 95
Kapitel 96
Kapitel 97
Kapitel 98
Kapitel 99
Kapitel 100
Kapitel 101
Kapitel 102
Kapitel 103
Kapitel 104
Kapitel 105
Kapitel 106
Kapitel 107
Kapitel 108
Kapitel 109
Kapitel 110
Kapitel 111
Kapitel 112
Kapitel 113
Kapitel 114
Kapitel 115
Kapitel 116
Kapitel 117
Kapitel 118
Kapitel 119
Kapitel 120
Kapitel 121
Epilog
Fortsetzung
Buch ist draußen
Kleine Erklärung (können alle lesen - kein Spoiler)

Kapitel 77

61.6K 2.1K 455
By Quzelkurt

Samstag, 2. September

Den Rest der Woche habe ich damit verbracht, Elif und Can zu hassen und mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Ramazan hat mir die Notizen aus der ersten Biologie Stunde - die ich dank Can nicht miterleben konnte - gegeben, damit ich sie abschreiben kann. Gerade schreibe ich sie auf meinem Bett ab und schaue auf mein Handy, um zu gucken, ob mir Ramazan geantwortet hat.

'Nein, haben wir nicht.' Ich habe ihn gefragt, ob wir Hausaufgaben aufhaben.

Den letzten Satz schreibe ich zu Ende und mache mich unfreiwillig auf den Weg zu meinem Kleiderschrank, um mich für das Essen bei Cihan fertig zu machen. Demotiviert hole ich mir einen schlichten, dünnen, dunkelgrünen Pullover raus und ziehe dazu eine schwarze Hose an. Es ist nur seine Familie und kein Nobelrestaurant. Meine Haare stecke ich - nachdem ich Trockenshampoo auf meine Haare gesprüht habe - zu einem Dutt zusammen, da meine Locken momentan so aussehen, wie deformierte Nudeln. Noch ein bisschen viel Parfüm, bevor ich meine schwarze Lederjacke und Schuhe anziehe und ich bin fertig. "Mam? Gehen wir jetzt?", rufe ich aus meinem Zimmer. "Warte, bis dein Vater anruft!" Solange schmeiße ich mich zurück auf mein Bett und lege die Blätter zur Seite, bevor ich an mein Handy gehe.

'Du gehst also zu Cihan?', schreibt mich Can plötzlich an. Wie?

Ramazan kann es ihm nicht gesagt haben. Das würde er nicht tun. Aber wie hat er es sonst herausgefunden? Natürlich! Ich habe Ramazan gestern noch einmal geschrieben, dass er nichts sagen soll. Daraufhin hat er gefragt, was ich meine. Ich Dummkopf! Can hatte Ramazans Handy in diesem Moment in der Hand! Was liest er sich unsere Nachrichten durch?! Spinnt der Typ? Was liest er unsere Nachrichten? Das geht ihn einen Scheiß an!

'Geht dich nichts an', schreibe ich wütend über die Tatsache, dass Can es jetzt weiß.

'Stell dich jetzt nicht so an.' Was soll das jetzt heißen?

'Musst du dich nicht um irgendwelche Weiber kümmern?'

'Was mache ich denn grad?' Arschloch!

'Ich bin keins deiner Weiber, immer noch!' Dieser Typ macht mich immer wütender!

'Das glaubst du jedenfalls.'

'Nein, du glaubst jedenfalls, dass ich einer deiner Weiber bin', stelle ich seinen Satz um.

'Du bist einer meiner Weiber.' Dieser Satz lässt mich sehr wütend werden und da ich ihn nicht anschreien kann, da er nicht hier ist, fange ich an etwas zu zittern.

'Darauf kannst du lange warten, Can!' Ich will ihm jetzt unbedingt eine Scheuern!

'Du hast dich mir schon längst hingeben. Gib es doch zu, dass du etwas von mir willst.' Ich? Ich will etwas von ihm? Schwester, gibs ihm!

'Wer war derjenige, dessen sehnlichster Wunsch es war mich zu küssen? Meiner oder deiner?' Was fällt ihm ein so etwas zu schreiben?! Ich starre auf das Online-Zeichen und warte, bis es sich zu schreibt ändert, was jetzt gerade passiert.

'Guter Zug, Shana.' Er leugnet es nicht einmal.

'Das ist mir bewusst', schreibe ich. Danach ruft mich meine Mutter, damit wir runter laufen können.

Ein mulmiges Gefühl steigt in mir auf, als ich mich in das Auto setze. Was wohl passieren wird? Vielleicht wird ja alles gut und Cihan hält seine Schnauze. Aber was, wenn nicht? Was, wenn er vor unseren Eltern etwas ausplappert? Ich habe aber doch etwas gegen ihn in der Hand, stimmt! Wenn er mit Lügen ankommt, dann komme ich mit der Wahrheit. "Shana? Frag mal Cihan, ob er uns heute herumfährt", kommt es von meiner kleinen Schwester. "Nein." "Mann, Mama!" Natürlich muss Hivi sofort anfangen zu petzen, wenn sie nicht das bekommt, was sie will. Wie ich das an ihr hasse! Sie wird zu sehr verwöhnt, da muss ich halt solche Maßnahmen ergreifen, damit sie auf dem Boden bleibt. "Was?", antwortet meine Mutter. "Sag Shana was!" Will das Kind mich verarschen?! "Ich werde Cihan nicht fragen, ob er Hivi irgendwo hinfährt. Ist er ihr Diener oder was?", keife ich und schlage ihr auf die Stirn. "Hivi, sei leise", sagt meine Mutter, was mich diabolisch lachen lässt. "Mama! Shana hat mich geschlagen!" Heult sie jetzt etwa? Verwöhntes Biest! "Shana, ich schlage dich gleich!", droht mir meine Mutter. "Hivi hat angefangen!", rechtfertige ich mich sofort. "Reicht jetzt!", sagt mein Vater streng, weswegen ich still bin. Im Radio läuft nur Müll, weswegen ich meine Ohrhörer an mein Handy anschließe und meine Musik höre. Währenddessen snappe ich Saliha und Ranja zurück.

'Fährst du jetzt zu ihm?', fragt Saliha, die Cihan mehr als nur hasst und natürlich Bescheid weiß. Nur halt nicht von den Sachen, die ich auch den anderen verheimlicht habe.

'Ich hab keine andere Wahl', schreibe ich auf das Bild, auf dem ich meine Augen verdreht habe und es abschicke.

Wir kommen schnell an unserem Ziel an und betätigen die Klingel des Einfamilienhauses. Cihans Mutter öffnet uns mit einem Lächeln die Tür und begrüßt uns alle herzlich. Schon schade, dass so eine lebensfrohe Mutter einen so schäbigen Sohn hat. "Setzt euch ins Wohnzimmer. Shana! Wie geht es dir?", fragt sie mich, während sie mich links und rechts küsst. Nicht so gut, da dein Sohn gestört ist und jederzeit irgendetwas Schlimmes sagen kann! "Ganz gut und dir?", stelle ich lächelnd die Gegenfrage. "Auch gut. Geh doch hoch zu Cihan." Alles, bloß das nicht! "Ich komme lieber ins Wohnzimmer", gebe ich schüchtern von mir. "Ach, nein. Schäm dich nicht. Cihan! Komm runter!" Gott steh mir bei. Ich höre wie eine Zimmertür aufgeht und wie im nächsten Moment jemand die Treppen runter läuft. Ich muss mich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass Cihan auf der Treppe steht. "Nimm Shana mit in dein Zimmer." Ich spanne mich bei diesem Satz an und hoffe, dass es nicht auffällt. "Komm mit", sagt Cihan matt und läuft die Treppen hoch. Arsch! Der kann nicht einmal warten! Mit einem flauen Magen steige ich die dunklen Treppenstufen hoch und schließe dann, als ich Cihans Zimmer betrete, die Tür, für den Fall, dass die anderen etwas mitbekommen, was sie nicht mitbekommen sollen und atme einmal tief ein, bevor ich mich auf seinen Schreibtischstuhl setze. Keiner von uns redet, doch die Spannung ist da. Ich will die Zeit so schnell wie möglich vergehen lassen, also hole ich mein Handy aus meiner Hosentasche und beantworte die Nachrichten meiner Freunde.

'Bist du schon da?', fragt Ramazan mich, was ich mit einem Ja bestätige.

Um mich abzulenken und so Zeit zu vergeuden, lese ich irgendein Buch, bis wir zum Essen herunter gerufen werden und ich etwas sprinte. Unsere Eltern und kleinen Schwestern amüsieren sich prächtig, während Cihan und ich wie zwei Steine herumsitzen. "Habt ihr etwa Streit?", fragt Cihans Mutter, weswegen alle Augenpaare auf uns liegen, was mir sehr peinlich ist und mir deswegen warm wird. "Nein, ich denke gerade nur an meine Klausur, mehr nicht", murmele ich und nehme einen Löffel Reis. "Ihr könnt ja gleich etwas mit Cihans Auto herumfahren. Er hat gerade dieselben Gedanken", sagt seine Mutter lächelnd. Wir haben dieselben Gedanken, aber denken keineswegs an unsere Klausuren. Unsere Eltern fangen wieder an, über ihre uninteressanten Themen zu reden und blenden Cihan und mich aus. Meine Schwester ist mit Cihans Schwester wieder in ihr Zimmer gehüpft, sodass sie mich nicht nerven kann. Ich trinke ein letztes Mal, bevor ich mich erhebe, um ins Bad zu gehen. "Dann könnt ihr ja gleich gehen, Cihan." Ja... super! Jetzt lasse ich mir extra viel Zeit beim Händewaschen, doch leider hält das Cihans Mutter nicht auf, uns ins Auto zu schicken. Langsam fühle ich mich wie jemand, der so schnell wie möglich verheiratet werden soll. Nach dem Waschen meiner Hände, lasse ich mir viel Zeit beim Anziehen meiner Schuhe, doch am Ende sitze ich sowieso in Cihans Wagen. Die Stille nervt mich langsam, aber reden will ich nicht und vor allem nicht mit ihm! Ich hole mein Handy raus und mache ein Foto, wo ich die Kilometeranzeige hinzufüge und sie in meine Geschichte auf Snapchat poste. Wenn schon, denn schon. "Wieso hast du nichts gesagt?", fängt er an zu reden. Mit zusammengezogenen Augenbrauen drehe ich meinen Kopf zu ihm. "Was meinst du?", frage ich. "Wieso hast du nichts von den Sachen, die passiert sind erzählt?" "Gegenfrage: Wieso hast du nichts von deinen Lügen erzählt?", keife ich leicht. Er zuckt nur mit seinen Schultern. "Wohin willst du?", fragt er mich, als wir an einer Ampel stehen bleiben. "Keine Ahnung." Ich möchte nicht mit ihm im Auto sitzen. Es bereitet mir Unbehagen - wegen all dem, was zwischen uns passiert ist - mit ihm im Wagen zu sitzen. "Sicher, dass da nichts zwischen dir und Can läuft?" Can nervt mich, genau sowie Cihans Frage! "Zu sicher", gebe ich kalt von mir. "Was läuft da zwischen dir und Aleyna?" Die beiden waren ja auf der Kirmes, als Can und Cihan sich gekloppt haben. Na ja, als Can Cihan verkloppt hat. "Wir sind uns öfters begegnet, weil wir zwei gemeinsame Kurse haben. Da lernt man sich kennen", sagt er, als wäre es das Normalste der Welt, dabei ist es eben Aleyna! "Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass sie einer der größten Schlampen ist?" Er zuckt unbeeindruckt mit seinen Schultern. "Solange ich das bekomme, was ich will, ist es mir egal." Typisch Player! Genau wie Can, nur... nur halt anders! "Oh Gott", entfährt es mir missbilligend. "Ihr mögt euch anscheinend nicht." "Ich hasse sie", zische ich. Er lacht leise. "Sie ist doch ganz nett." Deine ganz nette Freundin habe ich geschlagen und möchte es gerade wieder tun! "Das sagst du nur, weil du sie ins Bett bekommen möchtest!" Wie kann man so etwas über so eine Person sagen? Das ist ja so, als ob ich sagen würde, dass Hitler in der Ramadan-Zeit freiwillig und gerne fastet. "Da könnte was dran sein." Ich weiß, dass er gerade schmunzelt. "Ich glaube, sie macht das nur, um über Can wegzukommen." Jap, provoziere ihn. "Wie?" Genau das wollte ich hören.
"Sie liebt Can, das ist doch offensichtlich." Ich muss mein Schmunzeln verstecken. Meine Mutter ruft an. Das heißt, es geht nach Hause!

"Ja bitte?", sage ich extra formell, da ich mich freue nach Hause zu fahren.

"Was macht ihr?", fragt sie in einem Ton, der soviel heißt wie: Ich hoffe ihr macht nichts Falsches. Ich verdrehe meine Augen.

"Nichts. Wir fahren herum, reden", antworte ich ruhig.

"Okay, kommt zurück. Wir fahren gleich los." Das wollte ich hören!

Ich lege auf und versuche nicht zu Lächeln. "Was meinte deine Mutter?", fragt Cihan. "Du sollst zurück zu euch nach Hause fahren. Mein Vater fährt gleich los." Das Gute bei meinem Vater ist, dass er schnell müde wird und deswegen schnell nach Hause will. Ohne ein Wort zu sagen, fährt Cihan nach Hause und das nicht gerade langsam. Anscheinend nervt es ihn, dass Aleyna in Can verliebt ist. Das heißt, dass er Aleyna hassen wird oder sie so krass ausnutzen wird, dass Aleyna am Ende heult. Das Resultat wird dann eine glückliche Shana sein. Wir kommen an der Haustür an, wo meine Eltern schon vor der Haustür stehen und sich von Cihans Eltern verabschieden. Hastig hüpfe ich aus dem Auto und verabschiede mich ebenfalls von den beiden, bevor ich zu unserem Auto laufe und warte, bis mein Vater unseren BMW aufschließt. Im Auto schaue ich auf mein Handy und erblicke viele Nachrichten. Schnell beantworte ich alle Nachrichten, die sich auf den heutigen Tag beziehen und entdecke dann schließlich eine Snapchat-Nachricht von Can. Ich sollte wirklich meine Snapchat-Einstellungen ändern.

'Macht's Spaß?', schreibt er unter meine Geschichte, die er mir als Privatnachricht geschickt hat. Wird mal wieder Zeit ihn etwas zu provozieren.

'Ja, immer noch', schreibe ich auf mein Foto, wo ich logischerweise in einem Auto sitze. Natürlich denkt Can, dass ich immer noch mit Cihan in seinem Auto sitze und nicht auf dem Rücksitz des Autos meines Vaters. Und da ich so schlau und gerissen bin, beuge ich mich über den Beifahrersitz und schieße - natürlich ohne Blitzlicht - ein Foto und schicke es ihm.

"Was machst du da?", fragt meine Mutter verwirrt. "Ich zeige Viyan unser schönes Auto", antworte ich grinsend, als ich mich wieder zufrieden zurücklehne. Das wird ein Spaß. Es macht jetzt schon Spaß. Es ist so toll, wenn man Can ärgern kann. Es ist herrlich und befreiend. Das müsste man als Therapie anwenden. Prompt kriege ich eine Nachricht von Can, weswegen sich ein Grinsen auf mein Gesicht schleicht.

'Schon dumm zu jemanden ins Auto zu steigen, der dich - wenn man es so nennen kann - berauben wollte.' So dumm - wie du gerade - bin ich nicht, mein Schatz.

'Das kann dir sowas von egal sein! Was, wenn ich mich mit ihm vertragen habe?'

'Das würdest du nicht tun', schreibt er nun. Was soll ich nun schreiben?

'So dumm bist du nicht. Ich weiß doch, dass du nicht schnell verzeihst.' Verdammt!

'Das kann sich doch jeder Zeit ändern.'

'Du willst dich nicht ändern. Dafür bist du zu stur.' Verdammt!

'Er ist mein Kindheitsfreund. Wir haben uns ausgesprochen', schreibe ich nun.

'Solltest du nicht mit irgendeinem Mädchen schlafen?', füge ich hinzu und tue mein Handy in meine Hosentasche, als wir an unserem Wohnblock ankommen.

Ich laufe zur Haustür, schließe sie auf, klemme sie an den Türfeststeller und nehme - wie immer - die Treppen, bis ich in der fünften Etage ankomme. Das ist eigentlich der einzige Sport, denn ich nach dem Tanzen unter der Dusche, im Zimmer oder sonst wo mache. Mein Hintern vibriert und macht Signaltöne, doch ich gehe nicht an mein Handy, da ich nicht auf die Schnauze fliegen möchte. Stattdessen laufe ich schneller und komme gleichzeitig mit meinen Eltern und Hivi - die den Aufzug genommen haben - oben an. Noch ein paar Stufen und etwas Laufen und schon stehe ich vor meiner Haustür, die ich aufschließe und sofort mit meinem Handy in der Hand in mein Zimmer renne.

'Hab ich schon und lenk jetzt nicht vom Thema ab.'

'Wie lautet das Thema?', frage ich.

'Das Thema lautet: Wieso Shana mit Cihan im Auto sitzt.'

'Sollte es nicht eigentlich heißen: Wieso interessiert Can das?'

'Nein. Und jetzt antworte gefälligst auf meine Frage!'

'Wieso sollte ich?'

'Shana, reg mich nicht auf!' Wie herrlich es ist, wenn Can sich aufregt.

'Vielleicht liebe ich ihn ja', schreibe ich mit einem breiten Grinsen. Ich weiß, dass Can mir das nicht glauben wird, aber es wird ihn trotzdem reizen.

'Wenn du jetzt vor mir stehen würdest, dann hättest du gesehen, was du davon hättest.'

'In einer Art Bestrafung oder was?', schreibe ich kichernd. Mein Hobby ist es Can zu ärgern. Das wird auch in meiner Bewerbung stehen.

'Nenn es wie du es willst, aber du wärst auf den Kopf gestellt worden - Wortwörtlich.'

'Ich verzichte darauf.'

'Was machst du in Cihans Auto?' Dieser Junge lässt nicht nach!

'Nichts.'

'Bist du immer noch im Auto?'

"Shana! Häng die Wäsche auf!", ruft meine Mutter aus dem Wohnzimmer.

'Vielleicht.'

'Was interessiert dich das überhaupt?', schreibe ich noch, bevor er seinen Satz abschicken kann.

'Geht dich nichts an.' Pff! Dann geht es ihn auch nichts an!

'Dann geht es dich auch nichts an, wo und mit wem ich jetzt bin', schreibe ich und erhebe mich dann von meinem Bett, um in das Badezimmer zu gelangen und dort die Wäsche aufzuhängen.

Mein Handy nehme ich mit, wie jedes Mal, wenn ich die Wäsche aufhänge, um Musik zu hören. Diesmal kann ich nur ungefähr fünf Sekunden lang meine Musik hören, da Can mich die ganze Zeit mit seinen Nachrichten stört. Nach der Hälfte des Liedes kommt ein Anruf rein, weswegen ich die Socke meines Bruders schnell aufhänge und schaue wer mich angerufen hat. Can. Wer hätte es gedacht? Soll ich dran gehen? Nein, lass ihn noch etwas zappeln. Ich hänge also mit meinem iPhone-Klingelton im Hintergrund weiter die Wäsche und lache kurz auf, als er endlich auflegt. Doch nach gefühlten zwei Sekunden später ruft er wieder an. Nein, die Wäsche wird präferiert! Die Wäsche steht im Fokus, also muss Can sich gedulden, auch, wenn die ganze Menschheit weiß, dass dieser Junge keine Geduld hat. "Shana, dein Handy klingelt!", informiert mich meine Mutter. "Ich weiß!", rufe ich lachend zurück und stelle mein Handy auf stumm. Ich muss sowieso noch drei Klamotten aufhängen. Soll er sich noch etwas gedulden. So! Jetzt bin ich fertig mit dem Aufhängen der Wäsche und passend dazu ruft mich Can wieder an.

''Wer stört?''

''Wieso gehst du nicht an dein Handy?'' Seine Stimme ist rau und trieft vor Reizbarkeit.

''Musste die Wäsche aufhängen'', gebe ich säuselnd von mir.

''Dir macht es Spaß, mich zu ärgern, nicht wahr?''

''Ja, das tut es'', sage ich und schließe meine Tür ab. Hivi ist zum Glück im Wohnzimmer bei meinen Eltern.

"Dich muss ich langsam zähmen." Seine Stimme bereitet mir Gänsehaut.

"Schaffst du nicht."

"Sei dir da mal nicht so sicher."

"Was willst du?"

"Erzähl mir, was du bei Cihan im Auto gemacht hast."

"Soweit ich weiß, fährt man in einem Auto herum."

"Shana, antworte vernünftig."

"War das denn keine vernünftige Antwort?", frage ich grübelnd und höre ihn genervt seufzen.

"Shana, ich bring dich gleich um!"

"Was ein tolles Liebesgeständnis", kommt es ironisch von mir.

"Du willst ein Liebesgeständnis von mir?", höre ich ihn rau lachen.

"Das habe ich nicht behauptet." Wehe er dreht den Spieß um und ärgert mich!

"Doch, indirekt schon."

"Lenk nicht vom Thema ab."

"Was ist denn das Thema?", äfft er mich nach und will damit auf unseren Chat deuten.

"Wieso nervt Can Shana so krass?"

"Diese Konversation hat kein Thema, meine Liebe."

"Du hast zugegeben, dass ich deine Liebe bin", stelle ich stolz fest.

"Zudem hat diese Konversation ein Thema, denn deine Frage war, wieso ich nicht an mein Handy gegangen bin", ziehe ich ihn auf.

"Das eigentliche Thema beruht auf der Frage, was du bei Cihan im Auto gemacht hast."

"Meintest du nicht, dass diese Konversation kein Thema hätte?" 1:0 für mich, du Idiot! Ich grinse triumphierend.

"Jetzt hat es ein Thema. Also, was hast du im Auto getan?"

"Nichts." Danach kehrt stille ein.

"Das war's?", fragt er, was ich mit einem Summen bestätige.

"Ich glaube dir nicht."

"Dann glaube mir halt nicht", sage ich höhnisch.

"Ich hole mir dann mal eben die Wahrheit", sagt er und lacht dann kurz. Warte, was? Wie?

"Can? Was hast du vor?", frage ich etwas nervös.

"Ich stehe in weniger als fünf Minuten vor der unteren Tür." Danach ist die Leitung tot.

Can kommt hier her. CAN KOMMT HIER HER! Meine Eltern sind da. Mein einer Bruder lungert mit seinen Freunden in der Shisha-Bar herum, das heißt, dass er nicht vor 00:00 Uhr nach Hause kommt. Der andere ist schon wieder im Knast. Wir haben gerade erst einmal 22:48 Uhr. Wenn Can jetzt schon aus dem Haus ist, würde er mit einer beschleunigten Geschwindigkeit in ungefähr zwei Minuten hier sein, also würde er um genau 22:50 Uhr an der Tür unten klingeln. Denk nach, Shana! Ich muss eine Ausrede finden! Schule! Genau! Das ist es! Ich schnappe mir schnell ein paar unbenutzte Blanco Blätter und stopfe sie zwischen mein Biologiebuch. Ich beschrifte sie noch schnell mit irgendwelcher Scheiße und dann klingelt es auch schon, weswegen ich alles stehen und liegen lasse und zur Tür renne. "Post", säuselt Can, den ich am liebsten töten würde. Was ein Arschloch! Schnell lege ich den Hörer der Sprechanlage zurück auf ihren Platz und flitze schnell in mein Zimmer, um das Buch zu holen. "Mam? Ich geh kurz nach unten. Cathleen hat ihr Buch bei mir gelassen." Ich zeige ihr das Buch vom Weiten und laufe dann hastig mit meinen Latschen nach unten. Ich komme in weniger als drei Minuten unten an und sehe wie ein grinsender Can in Jogginghose und einem engen, weißen T-Shirt vor der Tür steht. Arschloch! "Was willst du?", zische ich. "Begrüßt man so seinen Gast?" "Ich würde dich gerne mit Säure überschütten." Er lacht kurz auf. "Du weißt weswegen ich hier bin. Übrigens: Schöne Latschen." Er zeigt auf meine roten Gummilatschen mit jeweils einer roten Plastikschleife auf jedem Schuh, die weiß bepunktet sind. Ich schürze kurz meine Lippen und atme einmal tief ein, bevor ich seufze. "Wir waren bei Cihans Familie zum Essen eingeladen." "Das weiß ich schon." Stimmt, er hat ja Ramazans und meinen Chat durchstöbert. "Dann meinte seine Mutter, dass wir doch etwas herumfahren können und da wir nicht annoncieren wollten, dass wir zerstritten sind, sind wir einfach weggefahren", sage ich und gestikuliere dabei wild herum. "Und weiter." Er schaut mich abwartend mit diesen gelben Augen an, die in dem gelblichen Licht, der Hausnummer-Lampe dunkler erscheinen und so seine grauen Sprenkel wie Sterne aussehen. "Ich warte", reißt mich Can aus meiner Faszination. "Danach waren wir im Auto und sind irgendwo hingefahren", erzähle ich. "Wohin?" "Weiß ich nicht. Wir haben das Auto nicht verlassen." "Habt ihr geredet?", fragt er, woraufhin ich meine Augen verdrehe. "Ja, wir haben geredet", gebe ich patzig von mir, was Can nicht passt, denn sein Kiefer spannt sich kurz an. "Worüber?", fragt er gereizt. Ich weiß gerade selber nicht, worüber wir geredet haben. "Er hat noch einmal gefragt, ob wir etwas mit einander hätten, was ich verneint habe, dann habe ich gefragt, ob da etwas zwischen ihm und Aleyna läuft, was er mir bestätigte, aber es ist sowas wie bei dir und Aleyna es war. Ähm, was noch? Wir haben uns gegenseitig gefragt, wieso wir vor unseren Familien nichts gesagt haben und das war's eigentlich." Mir fällt wieder ein, dass ich ein Buch in der Hand habe und auch Cans Blick gilt auf meine Hand. "Wieso hast du dein Biobuch in der Hand?" Ich drücke es ihm schnell in die Hand. "Weil meine Mutter denkt, dass du Cathleen bist und sie Cathleen nur vage kennt und deswegen nichts hinterfragt", rattere ich runter. "Hast du dich nicht mit dieser Cathleen gestritten?", fragt er nun leicht verwirrt. "Doch und jetzt geh." Ich will wieder durch die Tür, doch leider hält mich mein wissensdurstiger Kollege auf. "Weswegen?" Ich seufze genervt. "Weil sie auf dich stand oder es immer noch tut. Deswegen hat sie schlecht über mich geredet." Ich will ein weiteres Mal laufen, werde aber wieder aufgehalten. "Und wie hast du dich gefühlt?", fragt er ruhig, schon fast unschuldig. "Das ging mir am Arsch vorbei. Wenn du mich jetzt entschuldigst." Ich reiße mein Handgelenk aus seinem Griff und renne die Treppen hoch.

Continue Reading

You'll Also Like

179 57 31
Diese Geschichte handelt über zwei Feindliche Rudel. Aber es sind auch Menschen die besonders sind. Aber auch eine Liebe und über ein Kind was entwed...
27.7K 627 28
PAUSIERT !!! „𝘚𝘪𝘦 𝘣𝘭𝘪𝘤𝘬𝘵𝘦 𝘪𝘯 𝘴𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘈𝘶𝘨𝘦𝘯, 𝘶𝘯𝘥 𝘸𝘶𝘴𝘴𝘵𝘦, 𝘢𝘣 𝘫𝘦𝘵𝘻𝘵 𝘸𝘪𝘳𝘥 𝘦𝘴 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘪𝘯 𝘫𝘦𝘥𝘦𝘮 𝘓𝘪𝘦𝘣�...
778K 28.9K 43
Die 22-jährige Adelia Faith hatte schon immer eine Leidenschaft dafür, anderen Menschen zu helfen. Sie arbeitet ehrenamtlich in der Telefonseelsorge...
7M 226K 124
Fortsetzung von Arroganz. Arroganz muss erst gelesen werden, damit man mit der Fortsetzung richtig mitkommt. Shana ist mittlerweile schon zwanzig Jah...