Arroganz

By Quzelkurt

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Shana ist ein temperamentvolles, 16-jähriges Mädchen, das gerade dabei ist, die Oberstufe zu besuchen und ihr... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kleine Warnung
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Kapitel 94
Kapitel 95
Kapitel 96
Kapitel 97
Kapitel 98
Kapitel 99
Kapitel 100
Kapitel 101
Kapitel 102
Kapitel 103
Kapitel 104
Kapitel 105
Kapitel 106
Kapitel 107
Kapitel 108
Kapitel 109
Kapitel 110
Kapitel 111
Kapitel 112
Kapitel 113
Kapitel 114
Kapitel 115
Kapitel 116
Kapitel 117
Kapitel 118
Kapitel 119
Kapitel 120
Kapitel 121
Epilog
Fortsetzung
Buch ist draußen
Kleine Erklärung (können alle lesen - kein Spoiler)

Kapitel 73

55.9K 2.2K 260
By Quzelkurt

Ich weiß bis jetzt zwar immer noch nicht, was Can an diesem einen Tag, an seinem Auto sagen wollte, und ich grüble deswegen auch wirklich oft, aber mir fällt nichts ein. Dieser, die oder dich. Eins davon muss es doch sein! Ich bin mir sicher, dass es etwas mit Cihan zu tun hat, aber irgendwie auch nicht. Warum, weiß ich aber nicht. Jedenfalls feiert er heute seinen achtzehnten Geburtstag, weswegen ich schon die ganze Zeit nachdenke, ob ich ihm gratulieren soll oder nicht. Er war zwar nett zu mir, aber irgendetwas in mir sagt, dass ich nicht tun sollte. Mein Stolz? Ja, ich glaube das ist es. Und es ist auch gut so. Wieso sollte ich ihm gratulieren? Er vergnügt sich bestimmt mit einer, zwei oder achtzehn anderen. Wieso sollte er bei Alkohol, Weiber und Shisha an eine Gratulation von mir denken? Pff, niemals mache ich diesen Fehler und gratuliere ihm. Am Ende bedankt er sich bestimmt nicht nicht einmal. "Shana, hörst du mir überhaupt zu?", holt mich Ranja aus meinen Gedanken. "Hmm?" Sie verdreht ihre Augen. "War mal wieder klar. Worum geht's?" Ich seufze einmal. "Du kennst doch Can, stimmt's?" Sie nickt lächelnd. "Er ist mal nett und mal ein Arschloch und zu Letzt war er nett, wie du ja weißt und ich hab halt überlegt, ob ich ihm heute gratulieren soll oder nicht, aber es hat sich schon geklärt." "Und? Gratulierst du ihm?", fragt sie. "Selbstverständlich nicht", antworte ich. "Wieso?", möchte Ranja wissen. "Aus Prinzip", murmele ich und stehe auf, um mir etwas zu trinken zu holen. Keiner ist zum Glück zu Hause, da heute die Hochzeit eines sehr guten Freundes meiner Eltern ist. Das heißt, dass sie sehr spät nach Hause kommen. "War ja klar, du Sture", neckt Ranja mich. "Er fickt sowieso jetzt eine. Es ist sein Geburtstag. Wieso sollte ich, wenn er eh etwas Besseres zu tun hat?" Ich weiß, dass er gerade beschäftigt ist. "Aus Nettigkeit?" Ich weiß, dass sie gerade grinst. Mit einem trockenen Blick schaue ich sie an, woraufhin sie abwehrend die Hände hebt. "Wie lange darfst du bleiben?", frage ich Ranja. "So um 22:00 Uhr oder später muss ich zu Hause sein. Kommt auf die Laune meiner Mutter an." Also haben wir noch genügend Zeit, da wir gerade mal 18:00 Uhr haben. "Sollen wir uns was zu essen-," Mein Handy fängt an zu klingeln, also schaue ich, wer mich anruft und kriege sofort einen beschleunigten Herzschlag, als ich den Namen lese. Can.

"Was ist los? Geh doch ran?" Sofort schüttle ich meinen Kopf. Bestimmt muss er mich anrufen, wegen eines Trinkspieles. Ranja schaut auf mein Handy und grinst pervers, als sie den Namen liest. "Geh doch ran." Zu meinem Glück hört mein Handy auf zu klingeln, sodass ich erleichtert seufze. "Schon gut, es ist vorbei", winke ich ab. "Ich will aber wissen, was er wollte", meckert Ranja grinsend. Wie das Schicksal es so wollte, ruft Can ein zweites Mal an. Das liegt sicherlich an seiner Ungeduld. "Du gehst jetzt ran und stellst auf Laut!", befiehlt Ranja, doch als ich nichts anderes tue, als auf den Namen zu starren, hebt sie ab und stellt auf Laut. Das hat sie doch nicht ernsthaft getan. Empört schaue ich sie an und beleidige sie leise, während sie kichert.

"Shana?" Seine Stimme ist rau.

"Was ist?" Ich klinge desinteressiert.

"Komm zum Kulturzentrum." Ich schaue
Ranja entgeistert an, die mich wiederum überrascht und belustigt anschaut.

"Nein?", antworte ich patzig.

"Entweder du kommst oder ich komme zu dir. Deine Entscheidung", droht er mir.

"Weder noch!", zische ich.

"Du weißt, dass ich keine leeren Drohungen mache." Ich höre ihn leise lachen. Wieso lacht er jetzt?

"Du weißt nicht, wo ich wohne."

"Ähm, doch. Und wenn es sein muss, dann klingele ich bei jedem verdammten Menschen in jeder verdammten Etage, also entscheide dich."

"Nei-," "Ja, sie kommt." Nachdem mich Ranja unterbrochen hat, legt sie auf und grinst immer noch. Ich will ihr dieses Grinsen aus dem Gesicht schlagen!

"Willst du mich verarschen?", fahre ich sie an. "Nein und jetzt raus mit dir." Sie schiebt mich zur Tür, während ich mich wehre. "Du willst mich ernsthaft aus der Wohnung rausschmeißen, in der ich lebe?" "Jap. Hier ist dein Handy. Viel Spaß und komm nicht zu spät." Nun knallt sie mir die Tür vor der Nase zu. Sie hat mich kackendreist rausgeschmissen. "Ranja!" Ich klopfe an der Tür und höre Gekicher. "Ich werde nicht gehen und jetzt mach dir Tür auf!" Da sie mich ignoriert, seufze ich. "Kannst du mir wenigstens Schuhe geben? Ich will meine Socken nicht dreckig machen." Ich halte mein Ohr an die Tür und höre, wie sie läuft. Nach gefühlten zehn Sekunden öffnet sich dann die Tür. Ranja drückt mir meine Jordans in die Hand und schließt die Tür. Was für eine tolle Freundin! Ich schüttle belustigt den Kopf, ziehe meine Schuhe an und laufe zum Kulturzentrum. Hätte ich meine Ohrhörer dabei, wäre es angenehmer, auch, wenn das Kulturzentrum nicht einmal zehn Minuten von mir entfernt ist. Das einzig Gute ist, dass die Sonne auf mich herab scheint. Mein Herz schlägt schon etwas schneller. Was will er bloß von mir? Wehe er spielt irgendeine Scheiße ab! Ich stehe an der Ampel, die mich von Can und dem Kulturzentrum trennt und sehe an der farbenwechselnden, komisch geformten Konstruktion Can stehen. Hoffentlich sieht uns keiner. Er sieht entspannt aus, trotzdem erscheint er mir suspekt. Als er mich nun auch wahrnimmt, stützt er sich von dem Gerüst - oder was das auch immer sein soll - ab und kommt mir entgegen. "Was willst du?", frage ich mit verschränkten Armen. "Reden." Er schaut mich spitzbübisch an. "Solltest du nicht feiern?" "Wollte ich doch. Habe ich sogar zum Teil, doch du hast mich genervt." Er schürzt die Lippen. "Bist du betrunken?" Er schüttelt den Kopf. "Nein, habe nur etwas getrunken." Das etwas betont er besonders stark. Er ist betrunken. Die Sache mit Ramazan schwirrt mir wieder im Kopf herum. "Komm." Can hält mir die Hand hin, doch ich schüttele nur etwas verängstigt den Kopf. "Ich tue dir nichts. Ich bin nicht Cihan", zischt er. Selbst im betrunkenen Zustand wechseln sich seine Stimmungen. "Ich will nur reden." Er zieht mich zur Konstruktion und stellt sich mit mir genau darunter, sodass das farbenwechselnde Licht auf unsere Haut scheint. "Lass uns reden", grinst er. Ihn Lächeln zu sehen, ist neu - eine Rarität. "Can, wenn das wieder eine scheiß Wette ist, dann-," "Es ist keine Wette", beteuert er. Ich glaube ihm - was aber nicht so sein sollte. "Du hast schöne Locken." Er nimmt eine Locke in die Hand und inspiziert sie, als wäre er ein Wissenschaftler und meine Locke ein Wunder der Natur. "Ähm, ja. Danke." Immer noch misstrauisch, entferne ich meine Locke aus seiner Hand. "Eigentlich hätte ich jetzt ein Weib geballert. Sie hatte auch Locken. Aber irgendwie sind ihre nicht so schön, wie deine." Ich verziehe etwas das Gesicht, nicht weil es mich anekelt, dass er es mir erzählt, sondern aus Verwirrung. Wieso erzählt er mir sowas? Sonst hat er nie so gesprochen. "Dann geh doch zurück in deinen Puff." Er fängt an zu lachen. Er hat eine schöne Lache. "Ich wusste, dass du das sagst. Ich hab an dich gedacht!" Er zeigt mit einem Finger auf seinen Kopf. Der Alkohol macht ihn tausendmal lockerer. Manchmal erkenne ich ihn gar nicht wieder. "Du hast mit dem Mädchen nicht geschlafen, weil ihre Locken nicht so schön waren?" Er schüttelt den Kopf. "Ich musste an dich denken." Er kommt etwas auf mich zu, während ich nach hinten laufe. "Wieso hast du mir nicht gratuliert?" Er hat doch daran gedacht. "Ich habe dir doch auch gratuliert. Das hätte mich echt gefreut", murmelt er. Okay, war jetzt irgendwie süß. "Ich-, ich-, also-," Ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll. "Dachtest du, dass ich deine Nachricht ignorieren würde?" Er hat es auf den Punkt gebracht. Ich nicke stumm und schürze leicht meine Lippen. "Du denkst viel zu negativ", stellt er fest. Ich bin eine gebürtige Pessimistin. "Als Entschädigung, dass ich dieses Weib nicht ficken konnte, tanzt du mit mir." Ich schaue ihn entgeistert an. Hat er gerade etwa gelallt? Okay, er hat definitiv zu viel getrunken, sonst wäre er nie im Leben so. "Mein Geburtstags-Tanz. Jetzt komm!" Er zieht mich ohne Vorwarnung zu sich, hält mit einer Hand meine Taille fest und mit der anderen Hand umklammert er meine rechte Hand. Ich seufze und lege meine linke Hand auf seine breite Schulter. "Ich kann solche Tänze nicht", sage ich beschämt und befinde mich im nächsten Moment in einer Drehung. "Kannst du keinen Walzer?" Er zieht streng die Augenbrauen zusammen und fängt an zu führen. "Can, doch nicht hier! Uns kann jeder sehen", flüstere ich etwas hysterisch. "Uns wird niemand sehen. Es ist ein warmer Samstag. Alle Leute sind weg und die Busse kommen jede halbe Stunde", entkräftet er meine Aussage grinsend. "Haben wir nicht genug getanzt?", frage ich belustigt. "Noch fünf Minuten", murmelt er und hebt mich plötzlich hoch. "Can!", kreische ich und halte mich fest, als er beginnt sich zu drehen. Lachend setzt er mich ab. Da seine Lache so schön ist, kann ich mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen. "Sei ehrlich, es hat dir Spaß gemacht." Er schaut mich mit seinen leuchtenden Augen an. "Wenn du betrunken bist, bist du viel lockerer", informiere ich ihn und laufe zu den Treppen.

"Und du bist zu verschlossen mir gegenüber." "Liegt an deinem Image", sage ich. "Also würdest du viel offener sein, wenn ich keine Mädchen ficken würde?" Ich verdrehe meine Augen. "Wenn du dich weiter so benimmst, wie sonst, dann würde ich trotzdem so sein." "Aber ich muss Weiber ficken", nuschelt Can bockig. "Du musst? Hast du eine Zwangsneurose?", frage ich skeptisch. Can zieht leicht vernehmbar die Luft ein. "Nein, aber wenn ich es nicht tue, wer tut es dann?" Ich schaue ihn empört an. "Genug davon. Lass uns über etwas anderes reden." Er setzt sich ebenfalls zu mir und seufzt. "Vermissen deine Freunde dich nicht?" "Nein, die ficken glaube ich alle." Na toll! Jetzt kriege ich die Gedanken nicht aus dem Kopf, wie Malik und Ramazan es-, okay ich will es gar nicht wissen. "Weißt du, manchmal machst du mich echt verrückt", fängt Can an zu sprechen und schaut mich an. Ich bin mir zu tausend Prozent sicher, dass er sowas nie im nüchternen Zustand sagen würde. "Und was mache ich?" Ich fahre durch meine Haare und schaue ihn ebenfalls an. Seine Pupillen sind geweitet. Liegt bestimmt am Alkohol. "Du bist du. Du widersetzt dich mir, woraufhin Streit entsteht. Doch manchmal verhalten wir uns ganz normal gegenüber und das macht mich auch manchmal verrückt", gesteht er. Irgendwie kann ich es ihm nicht glauben, egal wie gut es sich gerade anfühlt. "Der Alkohol macht dich zum Romantiker." Er schließt für einen Moment seine Augen, wodurch seine langen, dichten Wimpern zur Geltung kommen. Als er seine Augen wieder öffnet bin ich hypnotisiert von seinen Augen. "Du magst meine Augen, stimmt's?" Ich glaube, ich werde rot. "Wie kommst du darauf?" "Du schaust mich immer so an. So fasziniert." Dabei zeichnet er Kreise um seine Augen. "Du hast eine echt schöne Augenfarbe", gestehe ich schüchtern. "Dankeschön. Das hat noch nie ein Mädchen gesagt." Erzählt er mir. Can kann sich bedanken? "Wie kann das sein?" Er hat mit Abstand die schönsten Augen, die ich je gesehen habe. Niemand hat so faszinierende Augen, wie Can sie hat. "Zwar war es mir bewusst, dass sie meine Augen schön finden, doch sie haben es nie gesagt. Sie haben auch immer mehr auf meinen Körper geachtet." Er fährt mit seinem Zeigefinger seinen Körper auf und ab und schaut mich dann grinsend an. "Gib es zu. Du findest meinem Körper auch heiß." Zufälligerweise wird mir ziemlich heiß. "Nein, finde ich nicht." Er lacht leise auf. "Schäm dich nicht. Ich finde deinen Körper auch heiß, vor allem deine Beine." Ich schaue ihn ein weiteres Mal empört an und hoffe, dass ich nicht rot geworden bin. Das... dazu kann ich nichts sagen. Ich spüre nur einen Schauder auf meinem Rücken. "Okay, wir reden nicht mehr über unsere Körper!" Can schaut mich schmunzelnd an und kommt mir näher, doch ich drücke ihn mit meiner Hand zurück. "Beherrsche dich." "Hat dich ein Junge schon mal angefasst?", fragt er ernst. Ich dachte, wenn er betrunken ist, verschwinden seine Stimmungsschwankungen, aber anscheinend wird er durch mysteriöse Art und Weise wieder nüchtern. "Das geht dich nichts an", blocke ich sofort ab. "Doch, das tut es. Jetzt sag", brummt Can unzufrieden. Sein Kiefer spannt sich etwas an. Gott, bitte lass ihn wieder locker werden. "Can, ich habe gesagt-," "Und ich habe gesagt, dass es mich wohl was angeht!", keift er. "War dir ein Junge jemals so nah, wie ich es war?", fragt er ruhig und mit seiner rauen Stimme. Was soll das? Diese Frage ist so simpel und so intim. Ranja ruft mich gerade an. Ich will ran gehen, als Can mir mein Handy aus der Hand nimmt und ablehnt. "Antworte", fordert er. "Das tut jetzt nichts zur Sache", blocke ich wieder ab. "Doch, tut es!", zischt er. Er ist gereizt und durch den Alkohol wird es schlimmer. "Jetzt antworte!", brüllt er, weswegen ich zusammenzucke. "Keiner", antworte ich ruhig und weiche seinem intensiven Blick aus. Da er nichts sagt, schaue ich zu ihm hoch und sehe, wie er mich die ganze Zeit anschaut. "Was ist?", hauche ich. "Nichts. Du hast mir gerade meinen Geburtstag versüßt." Er streicht mir sanft eine Strähne aus meinem Gesicht. Diese Geste lässt mich frösteln, also entziehe ich mich schnell aus ihr. "Du bist ein gutes Mädchen, Shana." Ein Glücksgefühl macht sich in mir frei. Auch, wenn mir die Tatsache schon bewusst war, hört es sich einfach so gut an, wenn Can es sagt. Er sieht es endlich ein. Er hat endlich begriffen, dass ich nicht wie seine Weiber bin.

"Can?" Er schaut mich aufmerksam an. "Was wolltest du mir am Auto sagen?" Seine Augenbrauen ziehen sich leicht zusammen. "Auf der Kirmes. Was wolltest du am sehnlichsten?" Ich muss es einfach wissen. Was wollte dieser Junge? Can fährt sich durch seine Haare und seufzt, danach beugt er sich nahe zu mir und berührt fast meine Nase mit seiner. Wegen dieser Nähe gehe ich etwas zurück, doch er rutscht wieder auf. "Was ich am sehnlichsten in diesem Moment wollte, willst du wissen?", raunt er, worauf ich nicke. Der stechende Alkoholduft stört mich gerade nicht. "Ich wollte in diesem Moment nicht sehnlicheres, als dich zu küssen", haucht er. Dich küssen. Ich erschaudere. Das kann nicht sein. "Nein", wispere ich und schüttle meinen Kopf. "Doch und bis jetzt hast du mir diesen Wunsch nie erfüllt." "Hör auf, Can. Du lügst." Mir ist gerade warm und kalt zugleich. Ich bin verwirrt und muss erstmal verdauen, was er da gerade gesagt hat. Mein Körper wird von einer heftigen Gänsehaut überschüttet, sodass ich zusammenzucke. Das meint er nicht ernst. Bestimmt ist das wieder ein Witz, wie am Kanal. Er meint es nicht ernst. "Ich lüge nicht. Ich weiß, dass du gerade an die Situation von damals am Kanal denkst." Ist es so offensichtlich? "Hätte ich den Bombay nicht getrunken, hättest du es nie erfahren." Sollte ich jetzt dankbar sein oder diesen Alkohol verfluchen? "Nein, das stimmt nicht, Can. Du bist betrunken. Du erzählst irgendeinen Scheiß."

Ich will aufstehen, doch er hindert mich daran, indem er mich an meinem Handgelenk zurückzieht. "Ich lüge nicht, Shana." Er umfasst sanft mein Kinn, was mir wieder eine Gänsehaut verleiht. "Can, nicht." Ich will mich befreien, aber irgendwie sagt mein Körper etwas anderes. Es fühlt sich schön an. "Wenn ich dir etwas gestehe, was ich eigentlich nicht sagen wollte, wieso sollte ich dann lügen?", möchte er nun wissen. "Um zu manipulieren", flüstere ich. Can beißt für einen Moment seine Zähne zusammen und atmet tief ein. "Wolltest du dich nicht sowieso von mir fernhalten?", frage ich, obwohl meine Psyche es nicht wollte. Wieso habe ich das gesagt? Das war nicht gut - glaube ich. Cans Blick verfinstert sich, was mich etwas beunruhigt. Eins unserer Handys klingelt. Zu meinem Glück holt Can mein Handy und reicht es mir mit einem kalten Blick. "Sie wartet." Mit diesen Worten lässt er mich zurück. Das fühlt sich nicht gut an. Ich habe seit langem wieder dieses beklemmende Gefühl in der Brust. Wieso ist er nicht geblieben? Wieso hat er nicht widersprochen? Ich seufze. "Wir werden niemals friedlich miteinander umgehen", flüstere ich mir selber zu.

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