Die Arena füllte sich. Immer und immer mehr. Wer hätte gedacht, dass so viele Bürger Kiralis' daran interessiert sein würden? Ich jedenfalls nicht. Aber das lag wohl in der Natur des Menschen. Diese kleine, sadistische Ader.
Meine Mutter saß rechts von mir, während mein Vater seinen Platz zu ihrer anderen Seite hatte. Die Arena war kreisförmig aufgebaut, sodass man von jeder Seite das Spektakel bewundern konnte. Ich und meine Eltern saßen relativ in der Mitte, aber dennoch abgetrennt von den anderen Zuschauern. Natürlich würden wir so sitzen, dass so gut wie jeder uns sehen konnte. Das war nötig aufgrund der Begrüßung, die mein Vater jeden Moment sprechen würde. Außerdem war es undenkbar in Kiralis, dass die Königsfamilie sich in die gleichen Reihen, wie die Bürger setzen würde. Ich persönlich hätte gar kein Problem damit, aber so waren nun mal die ungeschriebenen Regeln.
Nach einigen Minuten wurden die Eingangstore langsam geschlossen. Das hieß dann wohl, dass die Arena voll war und es jeden Moment losgehen würde. Und kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, stand mein Vater tatsächlich auf und trat zwei Schritte nach vorne, was aufgrund dem terrassenähnlichen Aufbau möglich war.
,,Ich freue mich, Sie alle heute hier begrüßen zu dürfen! Es ist lange her, dass so viele Bürger Kiralis' auf einem Fleck versammelt waren. Doch wir dürfen nicht vergessen, wieso wir heute hier sind. Heute werden mit absoluter Sicherheit Menschen sterben. Menschen, die sich jedoch selbst dazu entschieden haben, hierbei mitzumachen. Menschen, die eine Chance bekommen, eine neu gewonnen Freiheit zu erlangen. Denn hat nicht jeder von uns schon ein Mal in seinem Leben von einer zweiten Chance geträumt?'' Er machte eine kurze Pause, blickte still durch die Reihen der schweigenden Zuschauer.
,,Aber nun genug geredet. Lasst uns anfangen. Lasst uns zusehen, wer heute als Gewinner hervorgeht und einem neuen Leben entgegenblicken kann!''
Die Menge tobte.
Einerseits verstand ich die große Aufregung, die herrschte. Doch andererseits widerte es mich an. Wie konnte man sich nur so sehr auf den Tod freuen? Zwar nicht auf den eigenen, aber auf den anderer. Auf den von einem lebendigen Menschen.
,,Es ist nicht der Tod auf den sie sich freuen. Eine lange Zeit ist vergangen, seitdem die Menschen in Kiralis großen Gesprächsstoff hatten, seitdem etwas besonderes passiert ist. Das ist es worauf sie sich freuen. So ist die Gesellschaft aufgebaut, Liyana'', meine Mutter sah mich mit einem verständnisvollen Blick an. Ich brauchte zunächst einen Moment, um zu verstehen, dass ich meine Gedanken wohl laut ausgesprochen haben musste.
,,Dann ist sie wohl falsch aufgebaut'', murmelte ich vor mich hin und schüttelte leicht den Kopf. Bevor meine Mutter jedoch erneut etwas sagen konnte, kam ihr mein Vater zuvor.
,,Gleich werden die Teilnehmer erscheinen'', sagte er und starrte konzentriert nach unten in die leere Arena. Er schien nahezu angespannt zu sein. An sich wäre das vielleicht nichts großartiges gewesen, das Problem war nur: Man sah nie, dass er angespannt war. Außer in diesem Moment. Was war nur los?
,,Kennst du jeden, der mitmachen wird?'', fragte ich und betrachtete jede seiner Reaktionen akribisch.
,,Ich habe jeden schon mindestens ein Mal gesehen. An dem Tag, an dem ich ihr Urteil gesprochen habe.'' Er sah mich nicht an, während er sprach. Ich fragte mich, was ihm wohl gerade durch den Kopf ging.
,,Ich verstehe'', antwortete ich und richtete meinen Blick nun auch nach vorne. Und das keine Sekunde zu früh, denn in genau diesem Moment öffneten sich die Tore und die ersten Teilnehmer betraten die Arena, noch in Begleitung von Wachen meines Vaters. Doch kaum würde der Startschuss fallen, würden diese auch verschwinden.
***
,,Ich hätte lieber ein Nickerchen in der Zelle gehalten, als hier blöd rum zu sitzen und zu zu gucken'', beschwerte sich Enan und seufzte.
,,Sei nicht so ein Spielverderber. Immerhin kannst du sehen, wie Adan ihnen allen zeigen wird, wie man's richtig macht'', grinste Dajan über beide Ohren. Er war der einzige von den vieren mit einer solch guten Laune. Die anderen konnten den Gedanken nicht abschütteln, dass es vielleicht das letzte Mal sein würde, dass sie Adan sahen. Auch wenn sie natürlich alle vollstes Vertrauen in ihren Freund hatten.
,,Ich glaube es geht gleich los'', lenkte Adan nun die Aufmerksamkeit aller Anwesenden, bei denen es sich auch um die anderen Insassen handelte, auf sich. Und tatsächlich: Keine Sekunde später kamen zwei Wachen in den Raum und verkündeten lautstark, dass die Teilnehmer mitkommen sollten. Letztere hat man nicht gelost, sondern einfach bestimmt. So kam es, dass Adan als erster von den vieren dran kam.
,,Hey'', hielt Enan Adan noch einen Moment auf, bevor dieser mit den anderen verschwinden konnte. ,,Ich freu mich drauf, wenn du mir wieder eine verpassen kannst.'' Adan war nicht der Typ, der viel lächelte, doch ein Zucken seiner Mundwinkel konnte er sich nicht verkneifen. Da machte sich wohl jemand tatsächlich Sorgen um ihn.
,,Freu dich nicht zu sehr drauf, Kleiner. Am Ende wirst du diese Worte noch bereuen'', entgegnete Adan, bevor er jedem einzelnen seiner Freunde noch einen kurzen, doch vielsagenden Blick zuwarf, nickte und schließlich ging.
,,Na los, ihr kommt mit mir nach oben. Von dort aus könnt ihr beobachten, was euch erwartet'', spottete ein anderer der Männer, die dafür verantwortlich waren, auf die übrigen Insassen aufzupassen. Enan verdrehte die Augen, doch tat - genau so wie auch alle anderen - so, wie ihm gesagt.
Ein Stockwerk höher angekommen, durften sie sich vor die mit Gitterstäben verzierten, scheibenlosen, großen Fenster stellen, die eher riesigen Löchern in der Steinwand glichen.
Die drei zurück gebliebenen Freunde platzierten sich nebeneinander und beobachteten, wie die Menge aus Insassen in die Arena trat.
,,Hey Leute. Seht mal'', flüsterte Dajan mit einem Mal und stieß beide mit dem Ellbogen an, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.
,,Was ist denn?'', entgegnete Enan genervt, da er gerade dabei war Adan zwischen den vielen Männern auszumachen. Doch kaum verstand er, was Dajan meinte, erwachte auch in ihm ein gewisses Interesse.
,,Ist sie das?'', fragte er Dajan und versuchte nicht allzu fasziniert zu klingen, was ihm wahrscheinlich nur mittelmäßig gelang.
,,Ich schätze ja. Sonst würde sie nicht dort oben bei unserem alten Kumpel sitzen'', nickte Dajan, der offensichtlich den König meinte.
,,Die Prinzessin.'' Dajan und Enan drehten beide den Kopf zu ihrem Freund, der am heutigen Tage noch kein Wort von sich gegeben hatte. Bis jetzt.
,,Sie ist schöner, als ich dachte'', stellte Dajan mit hochgezogenen Augenbrauen fest und schnalzte mit der Zunge.
,,Nur ein weiteres, verwöhntes Mädchen, das nichts von der Welt versteht'', kam es plötzlich, wider Erwarten Dajans und Enans, von dem dritten in der Runde. Als sie nämlich noch vor einigen Sekunden seinen Blick gesehen hatten, war ihnen alles andere als Abneigung in diesem aufgefallen.
,,Wouh, da scheint einer wohl nicht wirklich begeistert zu sein'', äußerte Dajan sich noch ein letztes Mal dazu, bevor sie sich wieder auf das Geschehen im Herzen der Arena konzentrierten.
,,Da ist er'', fand Enan seinen Freund endlich und zeigte mit einer schnellen Geste auf ihn.
,,Er wird das schaffen.'' Dajan war sich nicht sicher, ob er wirklich daran glaubte oder es sich selbst einreden wollte. Doch nichts ging doch über ein paar aufmunternde Worte, oder?
Gerade als Enan noch etwas erwidern wollte, wurde er unterbrochen.
Von dem Startsignal.
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Hallo meine Lieben! :) Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und ihr hattet Spaß! :) Was denkt ihr, wer der nächste von den vieren sein wird, der kämpfen muss? :D
Und ich hätte noch eine Frage: Gibt es jemanden unter meinen Lesern, der zufällig Trailer macht? :D Ich hoffe ja :D Meldet euch doch bitte bitte bei mir, das wäre super lieb von euch ♥
Bis zum nächsten Kapitel :)
-Eure Karo ♥
P.S.: Habt ihr es schon gehört ? *-* Zarida hat einen Watty Award erhalten! :)