Addicted | wird überarbeitet...

Af unticipated

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WIRD ÜBERARBEITET UND IN DER NEUEN VERSION WIEDERGEPOSTET! »Ich brauche dich. Ich bin süchtig nach dir.« Es w... Mere

Vorwort
2. Heiße Blicke
3. Geschwisterliebe
4. Gefährliches Treffen
5. Lass die Lügen beginnen
6. Neue Freunde?
7. Stressige Tante
8. Das Ding mit zwei Rädern
9. Mensch, Blondie
10. Party?! Wie Party?!
11. Valeska die Aufklärerin
12. Ex für mich
13. Wann habe ich denn heute Nudeln gegessen?
14. Du fehlst
15. Kalt, gefühlslos und verdammt arrogant
16. Ich werde warten
17. Mitternachtsausflug
18. Klettern mit Folgen
19. Spaß auf der Straße?
20. Beschützerinstinkt und so
21. Glühend, heiße Wangen
22. Ab in den East River
23. Ich, das menschliche Brett
24. Das größte Arschloch
25. Verletzende Wörter
26. Was sich liebt, das neckt sich
27. Miese Ratte in Anmarsch
28. Blubbernde Tomatensoße
29. Überhäuft von Problemen
30. Ablenkung? Check!
31. Hoffnungslos glücklich
32. Sicher, dass du das Kleid nicht falsch herum an hast?
33. Die Sache mit der Handtasche und dem Hund
34. Eifersüchtig? Ich doch nicht
35. Das erste Mal
36. Sucht
37. No Control
38. Alkohol geht immer
39. Schweine unterm Sofa
40. Völlig um den Verstand
41. Reine Einbildung
42. Die süße, kleine Schwester
43. Romys Erzählungen
44. Schlaf heute wieder bei mir
45. Schwerer Abschied
46. Mr und Mrs Coleman
47. Szenen am Esstisch
48. Böse, böser, Chat
49. Ein höheres Level
50. Treuer Wegweiser
51. Ich will dich
52. Zu viel auf einmal
53. Eine einmalige Sache
54. Sag mir, dass du mich liebst
55. Vincents Pläne
56. Unerwarteter Überraschungsbesuch
57. Komplettes Desaster in nur dreißig Minuten
58. Lebensretter in der Not
59. Danke, großer Bruder
60. Die Vergangenheit
61. Zu viele Tränen
62. Hand in Hand
63. Telefonat in der Nacht
64. Liebe, die nie zu Ende geht
65. Alles Dank des roten Kleides?
66. Die zweite Chance
67. Küss mich, bitte
68. Evan, die beste Ablenkung
69. Lass los
70. Wau wau
71. Gestern Ecstasy, heute Koks
72. Keine Lösung
73. Kokainabhängig?
74. Keine große Hilfe
75. Alles Gute nachträglich, Vincent
76. Que diabos
77. Meine Lieblingstante, Gracie
78. Viele Gespräche
79. Mittagessen mit der Familie
80. Kopf hoch, sonst fällt die Krone runter
81. Mein Blut, mein engster Freund, mein Seelenverwandter
82. Beste Freunde für immer
83. In jedem steckt ein Stück Irrer
84. Unglaubliche Freudensprünge
85. Sehnsüchtige Umarmung
86. Zwei zerbrochene Menschen
87. Ein Bier, ein Joint, ein Mädchen
88. Olivia Davis
89. Happy Family
90. Brasilien?
91. Erwiderte Liebe ist die schönste Liebe
92. Zu viel portugiesisch
93. Suéli, Enzo und Jivan
Epilog
Danksagung
Eure Fragen - eure Antworten!

1. Tolles Leben?

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Af unticipated

WIRD ÜBERARBEITET UND IN DER NEUEN VERSION WIEDERGEPOSTET!

Ich hielt mein Leben für langweilig, obwohl jeder der mich kannte meines beneidete, was ich kaum verstehen konnte.

Ich war genauso ein Mensch wie jeder andere, der eben etwas mehr Geld und mehr Freunde als andere hatte, womit ich eigentlich so gar nicht zurecht kam. Jeder wollte mit mir befreundet sein, nur weil ich reich war. Ich hatte keine beste Freundin, die täglich mit mir in meinem Bett lag und wir über irgendwelche Scheiße redeten und lachten, obwohl ich es mir doch so sehr wünschte.

Und auch wenn ich viel Geld hatte, hatte ich nicht zum Beispiel direkt das neuste IPhone oder das größte Zimmer mit einem begehbaren Kleiderschrank, dazu ein Whirlpool in meinem Zimmer und noch irgendwo eine richtig große Musikanlage mit dem stärksten Bass.

Nein, ganz im Gegenteil! Ich war nicht mal jeden Tag in New York um zu shoppen und jeden Abend dort in die Nacht zu feiern, so wie das die meisten reichen in meiner Umgebung taten. Ich war sogar noch niemals Nachts in New York gewesen.

Mein Leben war sozusagen einfach nur erbärmlich - nur eben auf einer anderen Art und Weise.

»Liebes«, murmelte ich leise beim Schreiben mit und biss mir auf die Lippe, »Tagebuch.« Dann machte ich eine dramatische Pause, in welcher ich die leere Buchseite anstarrte und überlegte, wie ich meinen Tagebucheintrag anfangen konnte.

Meine Eltern sind jetzt genau zwei Tage in dem zweiwöchigen Urlaub in San Francisco, welchen ich ihnen gebucht hatte, weil sie auch mal Zeit für sich brauchten. Und danach fliegen sie direkt nach São Paulo zu der Familie meines Vaters für eine Woche. Deshalb durfte ich jetzt drei Wochen mit meiner Tante Gracie Talèia Vitória Lopez - aber wir nannten sie nur Gracie - den ganzen Tag zu Hause sitzen und ihr schon zum fünften Mal das Haus zeigen, weil sie mit den ganzen Räumen hier immer noch nicht klar kam. Wäre mein Bruder hier, wäre alles irgendwie viel einfacher, weil ich dann wenigstens noch etwas Spaß hätte, aber da er ja momentan auf dem College ist, ist dies natürlich nicht möglich.

Ich tippte mir mit dem Kugelschreiber an mein Kinn und überlegte, was ich noch schreiben konnte.

Tagebuch schrieb ich eigentlich nie regelmäßig. Meine Mum hat mir mal zum zehnten Geburtstag ein Tagebuch geschenkt und bis jetzt habe ich noch nicht mal zehn Seiten vollgeschrieben, was ich auch nur tat, wenn mir langweilig war und ich nicht wusste, was ich machen konnte.

Als ich das Tagebuch dann zum ersten Mal sah, wusste ich nicht genau, was ich davon halten sollte und meine Mutter war die, die sich richtig darüber freute, dass ich auch mal ein Tagebuch besitze, wie alle meine anderen Freunde, die auch ungewollt eines bekamen.

Außerdem waren das nicht mal Geheimnisse, die ich reinschrieb, das waren eher Beschreibungen, was ich an dem Tag gemacht hatte und je öfter ich mir das durchlas, desto mehr fragte ich mich, was ich für eine grässliche Schrift vor sechs Jahren und was ich überhaupt da rein geschrieben hatte!

»Hail!«, hörte ich plötzlich die Stimme meiner Tante Gracie von unten brüllen, »Komm mal bitte runter!«
Genervt klappte ich mein Tagebuch zu, schmiss es auf mein Bett und schlenderte die Treppen herunter, schaute überall unten rum, wo sie war, bis ich sie schließlich nach zwei Minuten draußen auf der Terrasse vor dem Laptop sitzen sah.

Wir haben gerade Mitte August und laut mir ist das der heißeste Monat im ganzen Jahr und immer wieder fragte ich mich, wie sie die Lust dazu hatte, draußen in der Hitze zu sitzen, wenn ich schon in meinem Zimmer mit einem Ventilator in einer Unterhose und einem langen, lockeren T-Shirt kurz vorm Sterben war.

»Was ist denn los?«, fragte ich, als ich mich gegenüber von ihr an den Tisch fallen ließ und sie erwartend anschaute. »Ich skype gerade mit deinen Eltern, möchtest du auch mit ihnen reden?«, fragte Gracie und lächelte mich an. Sofort wusste ich, dass es wert gewesen war, die Treppen nach unten zu laufen, weil ich mit meinen Eltern reden konnte.

Ich war einfach ein Mensch, der eine viel zu starke Verbindung zu den Eltern hatte und keine drei Tage ohne einmal die Stimme von ihnen zu hören auszuhalten konnte. Sie drehte den Laptop zu mir, stand dann auf, um zurück in das Haus zu gehen und direkt erstrahlte ich, als ich die lächelnden Gesichter von meiner Mutter und meinem Vater auf dem Laptopbildschirm sah.

»Hey Mom, hey Dad!«, begrüßte ich sie und winkte in die Kamera. »Hallo mein Schatz, wie geht es dir?«, fragte meine Mutter und wie es aussah, konnte sie auch nicht aufhören, zu grinsen, meinem Vater ging es da nicht anders, als sie mich sahen.

Ich glaube, dass ich noch nie in meinem Leben so ein glückliches und verliebtes Ehepaar gesehen habe, wie meine Eltern. Ich hatte das Gefühl, sie würden sich von Tag zu Tag immer mehr lieben und konnten einfach nicht damit aufhören und es machte mich richtig glücklich, sie so sehen zu dürfen.

»Mir geht's gut, und euch? Wie ist San Francisco?«, fragte ich voller Neugier. Meine Eltern guckten sich kurz an und drehten sich mit einem noch breiteren Lächeln zu mir um: »Es ist wundervoll hier, man kann es nicht beschreiben. Danke, dass du uns diesen Urlaub ermöglicht hast, Hail« Mein Vater guckte mich liebevoll an und meine Mutter stimmte ihm zu.
»Und was gibt's Neues bei dir?« Ich seufzte frustriert auf und guckte auf unseren eingebauten Pool in der Mitte vom Garten.

Es gibt einfach nichts Neues bei mir, weil mein Leben eigentlich total langweilig war. Ich hatte fast keinen, mit dem ich so wirklich was machen konnte, weil ich immer jeden abwies, da sie sowieso nur was mit mir machen wollten, weil ich viel Geld hatte, wirklich beliebt und bekannt in der Stadt war und das wollte ich nicht. Ich wollte Freunde haben, die mal nicht auf mein Haus und auf mein Geld achteten. Ich brauchte eine beste Freundin, der es egal war, ob ich reich oder arm, klug oder dumm, schön oder hässlich, beliebt oder unbeliebt war.

»Nichts. Ich sitze hier nur jeden Tag auf meinem Bett rum und tue nichts. Wäre Noah hier, wäre das natürlich anders.« »Noah kommt außerdem in eineinhalb oder zwei Wochen. Wir haben gestern zusammen geschrieben und er meinte, dass er dich und Tante Gracie bald besuchen kommen würde«, erwähnte mein Vater und zwinkerte mir zu. Erneut schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen.

Manchmal verstand ich gar nicht, wie es manche Geschwister es schafften, sich abgrundtief zu hassen beziehungsweise sich tagtäglich auf den Henker zu gehen. Ich konnte es keine fünf Minuten aushalten, ohne mich bei meinem großen Bruder zu entschuldigen, wenn wir Streit hatten. Es ging einfach nicht, dafür liebte ich ihn zu sehr und ich hoffte, bei ihm war es genauso.

»Ok Süße, wir müssen jetzt auflegen, gleich gibt es Abendessen bei uns. Ich hoffe, du genießt den Abend noch und sonst verabrede dich doch mit deinen Freunden, damit dir nicht langweilig wird. Wir lieben dich!«, rief meine Mutter und noch bevor sie auflegen konnte, antwortete ich, dass ich sie auch lieben würde, und schloss danach den Laptop. Dann seufzte ich und lehnte mich zurück gegen den Gartenstuhl, genoss das Geräusch von dem Filter des Pools und das Zwitschern der Vögel. Natürlich verabrede ich mich mit Freunden - wie denn, wenn ich nicht mal richtige Freunde hatte?

Plötzlich hörte ich, wie mein Handy in meiner linken Hosentasche einen lauten Laut von sich gab, weshalb ich es sofort rauskramte und guckte, wer mir geschrieben hatte. Meistens waren das sowieso diese Mädchen, die sich mit mir treffen wollten, damit sie Aufmerksamkeit von mir bekamen und es dann nächsten Tag wieder hieß Die und die hat an dem und dem Tag das und das mit Hailey Lopez gemacht. Auch wenn es verdammt eingebildet und selbstverliebt klang, aber es war wirklich so. Ich war einfach sowas wie ein Riches It-Girl, was ich gar nicht sein wollte. Reich zu sein heißt nicht direkt, dass das Leben unfassbar toll und unbeschreiblich ist. Klar; man hat viel Geld und man kann damit alles machen was man wollte, aber ich war ein Mensch, der einfach so leben wollte, wie die meisten es taten - ganz normal, unbekannt und genussvoll. Denn mein Leben wurde auf Dauer viel zu langweilig, was niemand denken würde.

Hail, komm heute East River, wie jedes Jahr. Mit dir wird das echt gut werden.

Und genau das meinte ich. Viele denken sich wahrscheinlich jetzt so Also hätte ich jemals eine Nachricht bekommen, dann würde ich mich richtig geehrt fühlen und mich freuen bis zum geht nicht mehr, weil die Partys am East River echt gut und beliebt sind.

Aber für mich war es eben genau das Gegenteil. Es war wirklich immer so, immer wenn mich jemand fragte, ob ich Bock auf eine Party habe, wollen sie eigentlich nur, dass ich komme, um was mit ihnen zu machen und jeder den nächsten Tag darauf jeder über die Person spricht, die viel mit mir gemacht hat, damit sie Aufmerksamkeit bekam und ich verzweifle langsam echt daran, wie not- und aufmerksamkeitsgeil manche Leute hier doch sind und eine Freundschaft vorspielen, um beliebt zu werden.

Aber da ich heute sowieso nichts zu tun hatte und ich lieber auf eine Party gehen wollte anstatt mein Tagebuch zu Hause weiterzuschreiben, in welchem ich im Endeffekt sowieso nicht schreiben werde, beschloss ich, meinem Kumpel zurück zu schreiben und zu sagen, dass ich kommen würde.

Wann soll ich da sein?

Komm gegen neunzehn Uhr zum Eingang von dem Club, wir warten da auf dich.

Ohne ihm zurück zu schreiben, legte ich mein Handy auf den Gartentisch und lehnte mich zurück gegen den Stuhl, lauschte erneut dem Zwitschern der Vögel und hörte direkt danach, wie die Terrassentür sich öffnete und Gracie mit zwei Tassen Eiskaffee auf die Terrasse trat.
»Hier«, sie stellte mir eine Tasse auf den Tisch, »Für dich.« Ich bedankte mich bei und nahm sofort einen großen Schluck daraus.

»Und was machst du heute noch so?«, fragte sie und lächelte mich warm an, als die Sonne für einen kurzen Augenblick hinter der Sonne verschwand und ein leichter Sommerwind mir ins Gesicht wehte. Seufzend pustete ich die kurzen Haare, die vorne aus meinem lockeren Zopf herauskamen, nach oben und erwähnte dann mit einem recht gelangweiltem Blick: »Dean hat mich eben gerade gefragt, ob ich Lust auf East River hätte beziehungsweise hat mir gesagt, dass ich kommen soll. Heute ist diese beliebte Sommer-Party einmal im Jahr, wo immer so richtig viele Leute kommen und feiern. Keine Ahnung ob ich jetzt doch lieber absagen soll oder nicht.«

»Dean Jenkins, Franklin oder Ward?« »Franklin.« Ja, ich kannte viele Deans. Es gab sogar Leute aus meinen Kontakten, die fünf Mal den gleichen Namen hatten und das verwirrte langsam sogar mich.

»Wieso, willst du nicht hin? Ich kann dich auch bringen und abholen, wenn du keine Lust hast zu laufen.« Das ist ja eigentlich nicht das Problem, aber ich mag es nicht, wenn ich sturzbetrunken mit Verwandten in einem Auto sitze. Ich meine, was werden die dann bitte von mir denken? Dass ich gerade den größten Absturz meines Lebens hatte oder was?

Und ich kannte Tante Gracie. Sie wird hundert Prozent meinem Vater, ihrem kleinen Bruder, davon erzählen, wie besoffen ich an dem und dem Tag war, dieser es dann meiner Mutter sagt und auf eine Diskussion mit meinen Eltern hatte ich nicht wirklich sonderlich Lust. Und wenn mein Bruder dann auch noch dabei wäre, dann wäre diese Diskussion doppelt mal so schlimm, weil er sich ja ach so große Sorgen um mich gemacht hätte, ob mir was Schlimmes passiert sei, ob ein Mann mich vergewaltigt hat oder ob ich schwanger von einem Jungen bin, den ich nicht kannte.

Meistens aber, wenn wir zusammen feiern waren, hielt er immer seinen Mund, wenn ich erneut zu viel getrunken hatte und darauf war ich wirklich stolz, dass er sich nicht andauernd ausplapperte.

»Nein geht schon. Nur irgendwie... Weiß ich nicht.« »Ach, rede keinen Mist Hail« , sie schüttelte ungläubig den Kopf, »Mach dich fertig, damit ich dich hinfahren kann. Lern paar neue Leute kennen und amüsiere dich mal wieder ein wenig.« Viel witziger wäre es natürlich, wenn ich eine beste Freundin hätte und ich mir mit dieser so viele Typen klären konnte, wie viele wir nur wollten. Aber nein, natürlich muss ich reich sein und werde deswegen ausgenutzt.

Ich seufzte gezwungen: »Okay, dann gehe ich nach oben. In einer Stunde oder so bin ich fertig.« Sie lächelte mich zufrieden an, ehe ich die Terrasse verließ und nach oben in mein Zimmer zischte.

Manchmal war ich der Typ, der nie Lust auf eine Party hatte, aber sobald ich da war, konnte man sich darauf einstellen, dass ich mindestens sechs Stunden weg sein würde. Das war einfach so eine dämliche Macke von mir und ich wusste nicht, von wem ich sie geerbt hatte, weil meine Eltern immer Lust auf eine Party hatten. Ich tat das eben nur dann, wenn ich dort war.

Ich öffnete meinen großen Schrank und spürte sofort diese Demotivation, mir was zum Anziehen zu suchen, weil ich eine furchtbare Unordnung hatte und ich jetzt mindestens eine Stunde brauchte, weil sich viel zu viel Kleidung in meinem Schrank befand. Dort, wo eigentlich meine Oberteile hängen sollten, baumelte plötzlich meine Hose runter und ein Kleid, welches sich hinter einer anderen Schranktür gefaltet verstecken sollte, lag zusammengekugelt in der rechten Ecke mit einem Haufen von anderen Oberteilen und Hosen.

Ich stöhnte genervt auf und legte den Kopf in den Nacken. Das mit dem Shoppen war schon eine Sache für sich - hat man einmal damit angefangen, konnte man nicht mehr damit aufhören und im Endeffekt passierte dann sowas.

Jedoch war das erste, was mir ins Auge fiel, meine Lieblingsjeans und ein schwarzes Shirt, das mir knapp über den Bauch ging und mein ganzes Dekolleté sowie meine Schultern zeigte. Zufrieden kramte ich das heraus, schmiss es auf mein Bett und nahm mir meine schwarzen Schuhe mit dem dicken Absatz, die direkt neben meinem Schrank standen.

So stark Schminken tat ich mich normalerweise nie, von daher hielt ich es auch nicht für nötig, mir zehn Kilo Lidschatten und den knalligsten, rotesten Lippenstift auf die Lippen zu schmieren. Ich mochte das eigentlich auch überhaupt nicht, weil erstens mein Lidschatten trotz Primer nie hielt und zweitens mein Lippenstift sowieso nach mindestens einer Stunde nicht mehr meine Lippen, sondern alles drum herum bedeckte. Und da ich es nicht riskieren wollte, später wie die totale Vollidiotin auszusehen, ließ ich es lieber ganz sein.

Nachdem ich mich umgezogen und fertig geschminkt hatte, stand ich vor dem Spiegel und bürstete mir meine langen, braunen Haare. Ich war nie der Typ gewesen, der sich für Partys immer die Haare lockte oder irgendeine ganz bestimmte Frisur machte. Für mich waren Haare einfach Haare und da ich weiß, dass mir höllisch warm sein wird, wenn ich sie auflasse, nehme ich mir jetzt schon am besten zwei Haargummis mit, falls dass eine reißt, was mir hin und wieder immer mal passierte.

Am Ende betrachtete ich mich ein paar Minuten im Spiegel um dachte darüber nach, ob ich so rausgehen konnte oder nicht, weil ich mich irgendwie so... nicht schön fühlte. Ich ließ mein Blick durch das Zimmer gleiten und sah meine goldene Kette auf meinem Schminktisch liegen, ging mit einem zufriedenen Blick auf sie zu und schnappte mir diese, um sie mir über den Hals zu legen.

Am Ende nahm ich mir meine Sonnenbrille und stellte mich vor den Spiegel, um sie mir ordentlich in die Haare zu stecken. Erneut guckte ich mein zweites Endergebnis im Spiegel an und wusste, dass ich so jetzt rausgehen konnte. Mit meinem Handy in der Hand verließ ich mein Zimmer, schloss die Tür hinter mir und lief langsam in diesen hohen Schuhen die Treppe runter.

Gracie stand auch schon fertig angezogen im Flur, tippte mit ihrem Zeigefinger auf ihrem Handy irgendwas herum - was ich ziemlich süß fand - und guckte mich danach überrascht an. »Schick siehst du aus.« erwähnte sie mit einem sanften Lächeln im Gesicht. »Danke«, murmelte ich verlegen und strich mir mein Shirt glatt, »Wollen wir los?« Sie nickte und lief auf die Kommode zu, um sich ihre Handtasche über die Schulter zu legen und lief dann zusammen mit mir aus dem Haus.

»Soll ich dich auch wieder abholen?«, fragte Gracie, nachdem wir die Veranda verließen und auf ihr Auto zusteuerten. »Nein, ich krieg das schon irgendwie hin. Ansonsten ruf ich dich nochmal an oder so.« Sie nickte auf meine Aussage und stieg in das Auto. Wer weiß, ob sie mich später am Handy überhaupt verstehen wird, weil ich so viel lallen würde, wenn ich heute wieder übertrieben viel trinke.

East River war mit dem Auto nur zehn Minuten von hier entfernt, von daher könnte ich diese Strecke theoretisch auch zu Fuß gehen können, aber wenn ich schon mal die Möglichkeit habe, gefahren zu werden, wieso dann nicht?

»Wenn dir irgendwas passiert, dann ruf mich an«, sagte meine Tante nach zehn Minuten Fahrt überzeugend und hielt den Wagen an, als wir in irgendeiner Gasse am Bordstein stoppten, »Und lass dich nicht von irgendwelchen Männern anbaggern, die zwanzig Jahre älter sind als du.« Lachend verdrehte ich die Augen.
»Mach dir keine Sorgen, Tante Gracie. Mir passiert schon nichts. Bis später!« Ich beugte mich über die Mittelkonsole zu ihr herüber, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken und stieg dann aus dem Wagen.

Ich lief bis zum Ende der Straße und bog dann nach rechts zum Eingang des Clubs, wo Dean und die ganzen anderen auf mich warteten. »Hail!«, riefen sie völlig außer Freude, als sie mich bemerkten und ein paar Mädels sprinteten auf mich zu, um mich direkt in die Arme zu nehmen. Ich lachte kurz auf und erwiderte die Umarmung - doch innerlich fing ich an zu kotzen.

Nachdem ich alle anderen zur Begrüßung umarmt hatte, liefen wir in den Club hinein. Direkt sah ich die Leute, die an der Bar standen und schon tranken oder sich eher auf der Tanzfläche amüsierten. Manchmal war das Partyleben schon was Tolles und manchmal wollte ich einfach nicht, dass die Sommerferien endeten, weil es mir so unfassbar viel Spaß machte, feiern zu gehen. Ich hatte noch genau zwei Wochen und vier Tage Sommerferien, weswegen ich einfach schon direkt anfangen konnte, zu weinen.

Ich hasste Schule und ich schätze, ich würde nie damit aufhören, es zu tun. Aber sehen wir es mal positiv: Ich habe nur noch ein Jahr auf meiner High School, dann würde ich endgültig befreit von dieser öden Schule sein und musste nur noch auf das College gehen, damit ich einen guten Job bekam. Und laut meinem Bruder ist das College unfassbar toll, weswegen ich mich noch mehr darauf freute.

Das erste, was ich tat, war mir einen Drink zu holen und danach zu meinen Freunden zurückzukehren, die sich entweder schon einen Typen oder ein Weib geklärt hatten oder auf mich auf der Tanzfläche warteten. Nachdem ich dem Barkeeper fünf Dollar auf die Theke haute und er mir ein Wodka Tonic überreichte, lief ich zurück zur Tanzfläche und mischte mich unter die Leute.

Die letzten fast drei Wochen Sommerferien musste ich so gut wie nur möglich nutzen und genießen, obwohl ich nicht genau wusste, wie ich das tun sollte. Mit einem Buch auf der Liege vor unserem Pool? Oder doch lieber mit meinem Handy und Musik auf meinem Bett? Vielleicht sollte ich aber auch jeden Tag feiern gehen?

Es war erbärmlich, dass ich keine festen Freunde hatte, die mich nicht nur wegen des Geldes akzeptierten und mit mir bis in die Nacht draußen saßen, überirgendwelche Scheiße sprachen und Bier tranken, auf irgendwelche Partys gingen und zum Großteil nur unterwegs waren, sodass ich für meine Tante schon vom Sehen kaum mehr existierte.

Mein Gott, warum konnte mein Leben nicht einmal aufregend sein.

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