Break The Rules

By NeverStopToWrite

297K 10.2K 469

Jess hat gerade eine schmerzhafte Trennung hinter sich und würde sich eigentlich am liebsten nur noch verkrie... More

1
2
3
4
5.
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27.
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
40
41
42
43
44
45
46

39

4.6K 196 12
By NeverStopToWrite

Jessica's POV

"Nun, es ist ja jetzt nicht so, als hätten wir noch nie guten Sex gehabt, aber die Episode in der Therme hat mir den Rest gegeben", sagte Marcus genießerisch, während er wachsam die Straße im Auge behielt. "Danke nochmal dafür." Er schlägt mit der geballten Faust aufs Lenkrad. "Ich würde dich am liebsten kidnappen und nie wieder laufenlassen." 

Spöttisch zog ich beide Augenbrauen hoch. "Gibt es da etwas, worüber ich mir Sorgen machen sollte, Mr. Lee? Sie wissen doch, dass Entführung eine Straftat ist, nicht wahr?" 

Er lachte leise in sich hinein, während die luxuriösen Einfamilienhäuser meiner Straße in Sicht kamen. Ich seufzte auf und fuhr mir durch mein Haar. Bald würde ich mich von Marcus trennen müssen, um meinem wütenden Vater entgegenzutreten, wozu ich gerade alles andere als bereit war. Aber daran führte wohl kein Weg vorbei, nein. 

"Lass mich hier raus", bat ich meinen Freund also, seinen Arm umklammernd, der sich unter meiner Berührung  versteifte. "Ich will nicht, dass Nate oder Dad dich vor unserem Haus stehen sehen." 

"Klar", sagte er tonlos und räusperte sich, brachte den Wagen zum Stehen. "Rufst du mich an?" 

"Natürlich rufe ich dich an", erwiderte ich resolut, ließ seinen muskulösen Arm los und holte tief Luft. "Ich sollte das wahrscheinlich nicht sagen, aber ich habe Angst." Mein Blick schnellte unwillkürlich zur Straße, die gerade von zwei Nachbarskindern als provisorische Skaterbahn genutzt wurde. Sie bemerkten uns glücklicherweise nicht, so vertieft waren sie in ihre Beschäftigung. Aber würde es anderen Nachbarn ebenso gehen? Hier sprach sich alles ziemlich schnell herum. 

Aus dem Augenwinkel sah ich Marcus' verspannte Miene, seine verkrampften Schultern. Der Anblick brachte mich zum Nachdenken. Wie konnte es sein, dass wir vor wenigen Stunden ausgelassen in einer Therme getobt hatten, wenn wir jetzt, in unangenehmes Schweigen gehüllt, in seinem Auto saßen und nicht wussten, was wir tun sollten? 

Schließlich zerriss Lee die Stille. "Ich liebe dich, Jess. Das weißt du doch, oder?" 

Ich wandte mich ihm zu und biss mir fest auf die Unterlippe. "Natürlich weiß ich das. Aber ich bin noch immer minderjährig..."

"Ja, ja, das weiß ich doch, verdammt. Aber in ein paar Tagen, am Donnerstag, habe ich recht?, wirst du endlich Achtzehn. Dann wird alles leichter, wirst du schon sehen." Die Überzeugung in seiner Stimme klang echt und erfüllte mich mit Zuversicht. Wenn Marcus Lee, Staranwalt, sich einer Sache so sicher war, konnte er doch nur richtig liegen, oder? 

"Okay, wenn du das sagst." Schulterzuckend griff ich nach dem Türöffner. 

"Warte, Jessica", stieß Marcus eilig hervor. 

Ich hielt inne und drehte mich um. "Ja?" 

"Willst du es denn? Mir ist es sehr ernst mit dir...und nun ja, wenn es dir mit der Situation nicht so geht, würde ich das lieber jetzt wissen. Besser früher als später, verstehst du?" Er brachte ein halbherziges Lächeln zustande, das seine hübschen Augen nicht erreichte. Mir schnürte sich die Kehle zusammen. Was dachte er denn, was ich für ihn empfand? 

"Marcus, ich will es. Mehr als du dir vorstellen kannst", versicherte ich ihm wahrheitsgemäß und zwang mich, das Zittern meiner Hände zu unterdrücken. "Das Problem sind nicht wir, sondern die Umstände. Ich meine, was wird sich ändern, sobald ich volljährig werden? Klar, unsere Beziehung ist nicht mehr illegal und wir können uns getrost verabreden. Aber was ist mit deiner Frau? Meinem Vater? All den Menschen, die keinen blassen Schimmer von unseren Gefühlen haben und entweder stocksauer oder enttäuscht von uns sein werden? Mit Achtzehn wird sich ja nicht gleich die ganze Weltanschauung verändern." Nun war es wohl raus. 

Ich konnte sehen, wie es in Marcus' Gehirn zu Rattern begann. Er analysierte die Situation und versuchte eilig, Worte zu finden, die mich besänftigen oder beruhigen konnten. Wurde aber ganz offensichtlich nicht fündig. Also drückte er lediglich meine Hand und küsste mich ungestüm auf den Mund. Eine Zeitlang vergaß ich all unsere Schwierigkeiten und ließ mich in seinen Kuss sinken. Dann aber riss ich mich mit einem Ruck von ihm los, umklammerte schwer atmend meine Tasche und stieg aus dem Audi. 

"Wir hören uns."


Marcus' POV

Ich hatte Jessica noch ziemlich lange hinterher geblickt, als sie eiligen Schrittes auf ihr Haus zumarschierte. Sie war sich ihrer unverkennbaren Wirkung auf mich noch immer nicht wirklich bewusst, und glaubte tief in ihrem Inneren, das ich sie früher oder später - wie ihr widerwärtiger Ex Kyle - in den Wind schießen würde. Aber das konnte sie definitiv vergessen, denn ich hatte mir hoch und heilig vorgenommen, sie niemals aufzugeben. 

Und das würde ich ihr ein für allemal beweisen. 

Deshalb saß ich nun zähneknirschend, komplett verschwitzt, auf der Couch in meinem und Leahs Wohnzimmer, auf der ich nebenbei bemerkt ebenfalls schon mit Jessica geschlafen hatte, und wartete auf die Rückkehr meiner Frau. 

Ich hatte vorhin versucht, sie zu erreichen, aber ihre Agentin sagte mir, sie würde einem wichtigen Meeting beiwohnen, sodass ich sie erreichen konnte. Später aber hatte Leah mir auf die Mailbox gesprochen, um mir mitzuteilen, dass sie spätestens um 21 Uhr wieder Zuhause sein würde. Sie hatte ziemlich lange Arbeitstage, fiel mir auf. Die hatte ich nur, wenn ein wirklich, wirklich wichtiger Kunde meine Hilfe benötigte. Und das passierte nur alle paar Wochen. 

Als ich hörte, wie der Schlüssel im Schloss auf vertraute Art und Weise umgedreht wurde, beschleunigte mein Herzschlag sich ins Maximum. Leah war da. Nun musste ihr sagen, dass ich unserer Ehe ein Ende setzen wollte. Und ich hoffte inständig, dass sie mir ihr Einverständnis geben würde. Das könnte die Sache um einiges leichter machen. 

"Hey, Marcus!" Sie stürmte freudestrahlend ins Wohnzimmer und schmiss ihre blaue Handtasche achtlos in irgendeine Ecke. "Meine Kollektion wurde gerade eben bestätigt. Ich habe einen neuen Sponsor." Sie klatschte begeistert in ihre manikürten Hände und sah mich abwartend an. Sie wollte wohl, dass ich ihr gratulierte. Mein Herz zog sich vor Schmerz zusammen. Ich würde ihrer guten Laune einen ordentlichen Dämpfer erteilen. 

"Das ist großartig, Leah. Ich freue mich außerordentlich für dich." Gott, das klang nicht mal in meinen Ohren überzeugend. Sie schien zu begreifen, dass etwas nicht stimmte. 

"Wie war es denn eigentlich in deinem Landhäuschen?" 

Ich schwieg. 

"Marcus?"

"Leah, ich möchte mit dir etwas sehr Ernstes besprechen. Hast du einen Moment Zeit?"

Sie wirkte verunsichert. "Hm. Ja. Natürlich habe ich Zeit. Was ist passiert?" Sie setzte sich neben mich und sah mich aus ihren hellen Augen ängstlich an. Hatte sie etwa schon eine Vorahnung? 

"Ich weiß nicht, wie ich es am besten sagen soll...", begann ich zittrig und vergrub das Gesicht in meinen Händen. "Du musst mir glauben, dass ich dich nie verletzen wollte, denn du bist mir sehr wichtig, aber..." Ich stockte. Oh, Mann. Das ist noch schwerer, als ich dachte. "Ich betrüge dich seit einiger Zeit." Jetzt war es raus. Verdammt. 

Ich traute mich nicht, ihr ins Gesicht zu sehen. Zu sehr fürchtete ich mich vor der Enttäuschung und dem Schmerz, der sich darin spiegeln würde. Mein Puls raste wie verrückt, während bedrücktes Schweigen uns umhüllte. Ich würde nicht der Erste sein, der etwas sagte, soviel war klar. Ich wollte lieber, dass sie mich verbal dem Erdboden gleichmachte. Ich gönnte es ihr. 

"Das ändert alles", erkannte sie plötzlich. 

Überrascht stellte ich fest, dass sie weder verletzt noch wütend klang, vielmehr erleichtert. 

Sie griff nach meinen Händen, Tränen glitzerten in ihren Augen. Ich verstand partout nicht, was genau los war. "Danke für dieses Geständnis, Marcus." Sie fuhr sich über das geschminkte Gesicht und wirkte unfassbar glücklich. "Ich...Ich habe schon seit Langem mit dir über etwas sprechen wollen..." Sie biss sich fest auf die Unterlippe, worauf sie weitersprach. "Ich stehe auf Frauen. Es war eine ziemliche Überraschung für mich, aber seit meine Agentin und ich uns auf beruflicher Ebene näher gekommen sind, läuft etwas zwischen uns. Und..." Sie schluckte. "Ich liebe sie. Sehr." 





Continue Reading

You'll Also Like

243K 8.4K 40
Ausversehen einen Kratzer in ein fremdes Auto zu machen bringt Ärger mit sich. Aber dass es ihr Leben ins komplette Chaos stürzen würde, damit hatte...
940K 28.7K 148
»Eine gefährliche Leidenschaft.« Als Devin, Cécilia das erste Mal sah, wollte er sie um jeden Preis in seinem Folterkeller sehen. Es war Devins Leid...
776K 17.6K 54
~𝐸𝑣𝑒𝑟𝑦𝑡ℎ𝑖𝑛𝑔 ℎ𝑎𝑝𝑝𝑒𝑛𝑠 𝑓𝑜𝑟 𝑎 𝑟𝑒𝑎𝑠𝑜𝑛~ Victoria ist neu an der Schule und trifft direkt auf Chase, den beliebtesten jungen der Sc...
1.7K 242 28
Niemals würde Amelia ein Versprechen brechen, das sie ihrer Schwester gegeben hatte, doch genau das ist geschehen und hat das Leben ihres Zwillings g...