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Missmutig stierte ich in mein halb gefülltes Champagnerglas. Schon seit einer guten viertel Stunde langweilte ich mich auf dieser klischeehaften Teenie-Party, und Jessica gab es nach wie vor keine Spur. Möglicherweise wollte sie nie auf dieser Party gehen.

Ich drehte mich um und ließ meinen Blick über das von Jugendlichen gefüllte Wohnzimmer schweifen. Ich fühlte mich fehl am Platz. Das war nicht meine Welt und Jessicas offenbar auch nicht, sonst wäre sie sicher schon längst hier.

„Und? Amüsierst du dich?" Eine mir sehr wohl bekannte Stimme durchdrang meine Gedanken.

Was zur Hölle...?

„Oh, Leah, Schatz. Was machst du denn hier?", fragte ich gespielt positiv überrascht und legte ihr den Arm um die Schultern. Sie ließ mich lächelnd gewähren.

„Ich habe ein paar sehr wichtige Papiere zu Hause vergessen. Und hierher bin ich gekommen, um Mar und dir kurz 'Hallo' zu sagen."

Sie senkte die Stimme, was eigentlich wegen der lauten Musik gar nicht nötig gewesen wäre, und flüsterte mir ein: „Danke, dass du das machst. Du weiß gar nicht, wie sie sich freut, dass du hier bist. Sie bewundert dich so sehr." ins Ohr.

Ich schenkte ihr ein schmallippiges Lächeln und unterdrückte mit aller Macht die Schuldgefühle, die in mir aufstiegen. Dafür war nun keine Zeit mehr, denn ich hatte meine Entscheidung bereits getroffen.

„Das erste und letzte Mal", scherzte ich und knuffte sie spielerisch in die Wange. „Du weißt, dass ich das nur für dich tue."

Und um Jessica zu sehen. Vor allem, um Jessica zu sehen.

„Ich muss jetzt wirklich los." Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Ich liebe dich, Schatz", wisperte sie, worauf sie sich langsam entfernte.

„Ich liebe dich auch", murmelte ich kaum hörbar und verzog das Gesicht. Denn so sicher war ich mir meiner Gefühle ihr gegenüber nicht mehr. Was nicht bedeutete, dass ich etwas für Jessica empfand, dafür kannte ich sie zu wenig. Doch unbeeindruckt ließ sie mich auch nicht gerade.

Leah gab sich mit meiner unehrlichen, halbherzigen Liebesbekundung zufrieden und stöckelte an knutschenden Teenagern vorbei zum Ausgang.

Ich leerte mein Champagnerglas in einem Zug und stand auf. Jetzt brauchte ich etwas Stärkeres.

Der dröhnende Bass eines David-Guetta-Songs wummerte in meiner Brust, als ich mir zwei Finger breit Wodka in einen Plastikbecher goss. Als mir plötzlich ein vertrauter Duft nach Pfirsichen in die Nase stieg, setzte mein Herz für einen Augenblick aus.

Jessica White.

Sie war doch gekommen.

Aus den Augenwinkeln registrierte ich, wie sie sich durch die tanzenden Teenies schlängelte, bis sie mich bemerkte und auf mich zusteuerte. Sie trug hochhackige Riemchensandalen, ein ziemlich enges Kleid, das sich um ihre Kurven schmiegte und ihre vollen Brüste betonte und ihre braunen Haare waren zu wilden Locken frisiert. Alles in allem bot sich mir ein sagenhafter Anblick.

„Amüsierst du dich?", fragte ich unbeteiligt und goss Orangensaft zu meinem Wodka.

„Ein wenig", antwortete sie nicht allzu überzeugt und griff nach der Wodkaflasche und einem Becher. „Was tust du hier?"

„Ich wurde von Margaret eingeladen." Aber eigentlich bin ich nur wegen dir hier. „Die Cousine meiner Frau."

Jess zuckte kaum merklich bei dem verhängnisvollen Wort 'Frau' zusammen, das ich mit vollkommener Absicht eingesetzt hatte. 1 : 0 für Marcus, Baby.

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