Feis (I) - Feuer und Eis

By sam_pak

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Best Ranking in Fantasy: #3 "Ihr wisst nicht wer ich bin oder woher ich komme" , sagte sie mit einer sanften... More

Who is Xa?
Arrival
Who is he?
My first day
You don't like to talk?
Who does he think he is?
Red eyes tell the truth
Strange dreams
2. Part
Confusion
You have a problem? Search for a solution.
Your thoughts should remain yours
Time goes on
Welcome back
Happy X-Mas
Who am I ?
Being Human
Finintis
Tell me
But why?
Kidnapped
3. Part
Train me
Time is running out
I only told her the truth
No options
Who said that thoughts are not real?
Another place
Scotland
Mysteries
What if dreams come true?
You owe me answers
The Dagger
Bryan
The countdown is on
Nothing but training
Danke <3
I wish
Three days left
The last two days
They are coming
4. Part
Forgive me, my love
Danksagung
Info
Wörterbuch
Feis 2 - Info
Feis 2 - Veröffentlichung
Feis-Xas Rückkehr
Wattys 2016

Partytime

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By sam_pak

>> Lasst Euch nicht vom Schein des Bösen trügen. <<

>> Werde ich nicht. <<

Sie sah die Truhe an und wollte lauschen, doch dann hielt sie inne. Was würde sie hören?

Sie fürchtete sich zwar nicht davor, doch ihr war auch nicht ganz wohl dabei.

>> Sie werden Euch helfen. <<, versicherte ihr der alte Mann.

Sie nickte bloß und starrte weiterhin die Truhe an. Das dunkle Holz, in das flüssiger Edelstahl eingegossen worden war, umgab eine mächtige Energie die sie selbstverständlich spürte. Die verschnörkelten Zeichen darauf, konnte nur sie entschlüsseln, was jedoch niemand wusste. Sie dachten es wären bloß Verzierungen. Doch was sollten Verzierungen auf einer solch bedeutsamen Truhe?

>> Ich glaube daran, dass Ihr es verstehen werdet. <<, sagte der alte Mann. Sie antwortete nicht.

>> Ihr spürt den Schmerz. <<, fügte er nach einer Weile hinzu.

Erst da hob sie ihren Kopf und sah dem Mann in die Augen. >> Ihr seid nicht so töricht zu glauben, ich wäre bloß jemand. Dafür besitzt Ihr zu viel Wissen. <<, stellte sie fest.

>> Nein. Ihr seid nicht jemand. Ihr seid... <<

>> Kim? <<

Erschrocken fuhr ich hoch und starrte in die Dunkelheit. Ich konnte die Konturen meiner Mutter ausmachen und nach ein paar Sekunden konnte ich sie problemlos sehen.

>> Komm. Steh auf. Schlaf in deinem Zimmer weiter, Liebes. <<

Liebes? Träume ich noch? Oder bin ich wirklich wach?

Ich sah mich um und bemerkte, dass der Fernseher aus war. >> Wie viel Uhr ist es? <<, fragte ich und hörte wie wild mein Herz gegen meine Brust hämmerte. Das plötzliche Wecken meiner Mutter, hatte mich irgendwie sehr erschrocken. Es hatte sich angefühlt als hätte sie mich aus einer anderen Welt herausgerissen und mich dadurch geschwächt.

>> Es ist neun Uhr. <<, antwortete sie ruhig. >> Ist alles in Ordnung? << Sie schaltete die kleine Lampe in der Ecke an und sah mich an. >> Du siehst irgendwie verschwitzt aus. Hattest du einen Albtraum? <<, fragte sie besorgt.

>> Nein...nein. Ich... <<, ich fuhr mir mit der Hand an die Stirn und spürte eine kalte Feuchtigkeit. Ich hatte tatsächlich geschwitzt und das obwohl ich keine Decke bei mir hatte.

>> Du siehst irgendwie verstört aus. <<, stellte meine Mutter fest.

>> Kann sein...ähm...ich geh dann mal in mein Zimmer. <<

>> Ja. Mach das. Träum schön. <<, murmelte sie und sah mir wahrscheinlich hinterher.

>> Danke. <<, antwortete ich schläfrig und ging hoch in mein Zimmer.

Zum Glück war es jetzt warm darin, sodass ich mich nur zu gern in mein Bett legte und mich zudeckte. Ich streifte meine Jeans ab und warf sie auf den Boden, genau wie meinen dicken Pulli den ich noch an hatte. Zum Glück hatte ich ein T-Shirt darunter an.

Ich drehte mich auf den Bauch und versuchte mich daran zu erinnern, was ich vorhin geträumt hatte, das mich so zum Schwitzen gebracht hatte.

Ich schloss meine Augen. Plötzlich sah ich einen alten nett aussehenden Mann vor meinem inneren Auge auftauchen. Seine Augen strahlten Wissen aus und sein Lächeln war ehrlich. Er sah aus wie ein netter Opa, der einem Süßigkeiten schenkte. Doch irgendetwas in mir sagte mir, dass er keine Süßigkeiten schenkte, sondern Geheimnisse...

Erst da hob sie ihren Kopf und sah dem Mann in die Augen. >> Ihr seid nicht so töricht zu glauben, ich wäre bloß jemand. Dafür besitzt Ihr zu viel Wissen. <<, stellte sie fest.

>> Nein. Ihr seid nicht jemand. Ihr seid Xa.<<

Das letzte Wort hauchte er ihr praktisch zu, sodass es ja niemand hörte.

Sie sah in seine dunklen freundlichen Augen und erkannte keine einzige Lüge darin.

Streng fixierte sie sein Gesicht. Auch wenn er freundlich zu ihr war, sie konnte es sich nicht leisten genauso freundlich ihm gegenüber zu sein. Vor allem nicht hier. An diesem Ort.

>> Habe ich recht? <<, fragte der Mann als er keine Antwort bekam, sondern nur ernst dreinblickende Augen, die ihn fixierten.

>> Ich hätte gedacht Ihr hättet dieses Rätsel bereits gelöst. <<, antwortete sie schlicht und sah ihm unverwandt in die Augen. Sie spürte, dass es ihm unangenehm war wie sie ihn betrachtete.

Er senkte den Blick.

Sie fühlte sich so schäbig, dass sie nicht netter zu diesem alten Mann sein durfte. Wie gerne würde sie ihn anlächeln und ihm zeigen wie dankbar sie war.

>> Wisst Ihr. Man sollte nicht nur nach dem Handeln urteilen, sondern auch nach dem was dahinter steckt. <<, sagte sie etwas gelassener, doch ihr strenger Blick blieb.

Der Mann verstand jedoch was sie damit meinte und strahlte sie vor Freude an.

>> Natürlich. <<, meinte er und schob die Truhe in ihre Richtung.

>> Danke. <<, sagte sie und nahm die Truhe an sich. >> Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr nicht mit Münzen sondern mit besonderen Blättern belohnt werden wollt. <<

>> Da habt Ihr richtig gehört Euer... <<

>> Xa. Nennt mich Xa. <<, unterbrach sie ihn und legte zwei kleine Beutel voller frischer grüner Blätter hin und verschwand durch die halb offene Tür nach draußen.

Der alte Mann sah ihrem schwarzen Mantel hinterher, der im Winde wehte und sie vor dem Rest der Welt verbarg.

Als der Wecker klingelte, dröhnte mir der Schädel und ich klappte nur mit Mühe meine Augen auf.

Ich versuchte ihn auszuschalten, doch er klingelte immer weiter. Gereizt haute ich dem Wecker eine drauf, woraufhin er zum Glück verstummte, und  stieg widerwillig aus dem Bett.

Nachdem ich alles erledigt hatte und hinunter in die Küche ging, hatte ich Lust etwas zu essen. Was ungewöhnlich für meinen Magen war.
Ich aß kurz etwas und machte mich dann auf den Weg zur Schule. Ob Bryan heute kommen würde? Und was war mit Jack?

Draußen war es nicht so kalt wie gestern, aber es reichte aus um meine Füße nicht mehr zu spüren. Vorsichtshalber sah ich mich um. Vielleicht war ja Bryan hier irgendwo in der Nähe. Einerseits hoffte ich, dass er wieder plötzlich neben mir auftauchte. Dann könnte ich wenigstens sicher gehen, dass er nicht beleidigt war. Dummes Ding! , schimpfte ich innerlich mit mir. Er hat sich doch unmöglich benommen! Nicht du!

Andererseits hoffte ich darauf, dass er doch nicht auftauchte. Dann müsste ich mich nicht mit ihm darüber unterhalten, warum er sich so daneben benommen hatte. So plötzlich handgreiflich zu werden war ja wohl nicht normal, oder? Außer man hatte natürlich Schwierigkeiten seine Aggressionen unter Kontrolle zu halten. Wer weiß? Vielleicht hatte er ja solch ein Problem. So gut aussehen und auch noch keine Makel haben? Sorry aber so perfekt war niemand.

Einige Minuten später betrat ich das Schulgebäude und hatte irgendwie so ein komisches Gefühl im Magen. Es war ein unangenehmes Kribbeln, was mir Bauchschmerzen verursachte. Ohne mir etwas anmerken zu lassen, marschierte ich ins Klassenzimmer und setzte mich auf meinen Platz.
Als ich meine Sachen auspackte fiel mir auf, dass meine Finger zitterten. Plötzlich fiel mir etwas ein.

Ein alter Mann mit einem freundlichen Lächeln, in einer dunklen Hütte.

Eine Truhe aus dunklem Holz.

Die zärtliche Hand einer Frau, die zwei kleine Beutel in der Hand hielt.

Und das Gefühl von etwas mächtigem angezogen zu werden.

Das Gefühl etwas bewirken zu wollen.

Das Gefühl jemanden zu retten.

Voller Trauer.

Dramatik.

Und Schmerz. Vor allem Schmerz.

Ich atmete heftig ein und stieß aus Versehen mit meinem Stuhl an den hinteren Tisch.

Szenen aus meinem Traum, dachte ich mir erschrocken.

Doch allein die Erinnerung an meinen Traum war als wäre sie Realität. Als hätte ich diesen selbst miterlebt und nicht nur geträumt. Die Gefühle, die ich während dem Schlaf gespürt hatte, waren nicht nur Gefühle gewesen. Sie hatten mich mit sich fortgetragen und sich in mich hinein gepflanzt.
So fühlte es sich nämlich an. Und mir wurde klar, dass diese Gefühle verantwortlich für das unangenehme Kribbeln in meinem Bauch waren.

>> Hey Süße. <<, begrüßte mich Laura als sie sich auf ihren Platz setzte.
Ich lächelte sie nur schwach an. Ich fühlte mich ja auch schwach.

>> Was ist los? Bist du krank? <<, fragte sie mich besorgt.

>> Nicht dass ich wüsste. <<, antwortete ich und versuchte dabei witzig zu klingen, doch es gelang mir leider nicht. Sie grinste trotzdem.

>> Krank und trotzdem noch am Scherzen. Mensch, Mensch, Mensch. <<, sagte sie und schüttelte dabei ihren Kopf.

>> Nicht krank. Eher sich-nicht-gut-fühlend-krank. <<

>> Du siehst trotzdem ganz...gelb aus. <<

>> Gelb? <<, fragte ich grinsend.

>> Ja, gelb. Oder willst du lieber grün im Gesicht sein? <<

>> Ich dachte da eher an blass. <<, antwortete ich.

>> Ne, ne du. Blass ist zu allgemein. <<, erklärte sie. >> Ich meine es gibt blassgelb, blassgrün, blassblau, blass...irgendwas. <<

>> Ah ja. Gut zu wissen. <<, meinte ich mit übertriebenem Interesse und grinste sie an.

>> Natürlich. <<, sagte sie. >> Fühlst du dich jetzt besser? <<

Mir fiel auf, dass ich nicht mehr zitterte. Tatsächlich. Ja. Ich fühlte mich irgendwie besser. Vielleicht weil sie mich abgelenkt hatte?

>> Ja. Danke. <<, sagte ich lächelnd.

>> Immer wieder gern. Wofür sind wir Ärzte denn da? <<, fragte sie ironisch und setzte sich auf den Tisch. Zu ihrem Pech kam genau in dem Moment der Lehrer herein und sie musste sich wieder auf ihren Stuhl setzen. Der Geschichtsunterricht begann.
***

In der Pause erzählte Michelle irgendetwas über ihren gestrigen Abend und alle hörten ihr gebannt zu. Naja, alle außer mir. Ich sah mich andauernd in der Kantine um und konnte einfach nicht stillhalten. Die Mädels dachten es wäre wegen der Klassenarbeit die wir gleich schreiben würden. Doch der eigentliche Grund war, dass heute schon der dritte Tag war an dem ich weder Bryan noch Jack gesehen hatte. Okay, na klar. Gestern in der Früh hatte ich Bryan zwar gesehen, aber das zählte irgendwie nicht.

Dass Jack und Bryan zusammen irgendwo unterwegs waren war ausgeschlossen, da ich durch ihren Streit in der Kantine von letzter Woche, vermutete dass sie eher Feinde waren als Freunde.

Aber wie sagt man so schön? Stehe deinem Feind näher als deinem Freund.

Vielleicht nahmen sie es ja wortwörtlich und waren zusammen auf den Bergen. Wenn sie wieder anfangen würden zu streiten, könnte der eine den anderen dann einfach herunter schubsen.

Praktisch, dachte ich mir sarkastisch und stellte mir vor wie sie zusammen herunterfielen.  Aneinander geklammert, voller Hoffnung dass sie nicht starben. Ha ha. Und dann stellt sich heraus, dass einer von beiden fliegen kann, dachte ich mir und fragte mich gleichzeitig warum es mir eigentlich so wichtig war sie wieder zu sehen.

Warum die beiden wohl zerstritten waren? Irgendjemand musste doch etwas darüber wissen, warum die beiden sich nicht leiden konnten. Tim vielleicht? Oder Julian? Ja, Tim würde mir wahrscheinlich sofort eine Antwort liefern und zwar ohne mit der Wimper zu zucken. Jedes Mal wenn ich mit ihm sprach, hatte er einen Gesichtsausdruck wie >Oh bitte, nimm mich nimm mich. Ich würde alles dafür tun. <

Und das Witzige war, dass er sogar eifersüchtig wurde wenn seine Kumpels mit mir sprachen.

Als wäre ich sein, dachte ich mir amüsiert und hörte den Gong läuten.

Ich hatte mir vorgenommen nach dem Unterricht Tim danach zu fragen, doch als ich sah wie er mich die ganze Zeit anlächelte und mich gierig betrachtete, entschied ich mich anders. Ich dachte mir, warum nicht? Und nahm mir vor Laura darüber anzusprechen. Vielleicht würde sie es ja falsch verstehen. Aber das kratzte mich überhaupt nicht...naja...

Als der Unterricht endete, hakte sich Laura automatisch bei mir unter und begann von ihrer letzten „krassen" Party zu erzählen und dachte sich Frisuren aus, die ich für heute Abend ausprobieren sollte. Um ehrlich zu sein hatte ich gar keine Lust auf den heutigen Abend, aber ich wollte sie nicht kränken. Ich kannte sie zwar erst seit zwei Wochen, aber sie war mir irgendwie ans Herz gewachsen.

>> Du musst etwas richtig Tolles anziehen! <<, rief Laura fröhlich und malte sich wahrscheinlich schon aus wie ich aussah.

>> Was ich anziehe spielt keine Rolle. <<, sagte ich grinsend und sah sie fragend an.

>> Oh. Ähm. Bedeutet dein Blick, dass du wissen willst was ich anziehe? <<, fragte sie mich dann.

>> Du hast es erfasst. <<

>> Hm. Ähm. Das siehst du dann. <<, antwortete sie schließlich und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Vergeblich.

>> Du Überraschungsei. <<

>> Ich stecke voller Überraschungen. <<

Wir schwiegen ein paar Sekunden lang und liefen in der Kälte nebeneinander die gleiche Straße entlang. Was mir von Gunsten war. Sie musste was einkaufen, weshalb sie heute ausnahmsweise den gleichen Weg nahm wie ich. Als ich mir gerade überlegte, wie ich sie auf Jack und Bryan ansprechen sollte ohne dass sie was Falsches dachte, begann sie von selbst mit dem Thema.

>> Weißt du eigentlich wo Bryan steckt? Den hab ich ja schon seit Tagen nicht mehr gesehen. <<, fragte sie.

Das war meine Chance. Gott sei Dank, dachte ich mir innerlich grinsend.

>> Nein, keine Ahnung. Weißt du denn wo Jack steckt? <<

>> Nein...warte mal...stimmt ja. Der fehlt auch schon seit ein paar Tagen. <<

>> Ja. Komisch oder? Ich meine, die beiden sind nicht gerade beste Freunde. Da denke ich kaum, dass sie zusammen schwänzen oder so. <<, sagte ich behutsam und kam meiner Frage immer näher.

>> Ne. Eher beste Feinde würde ich sagen. Die würden sich ja glatt gegenseitig abschlachten, wenn man sie in ein Zimmer stecken würde. <<

Ich lachte auf. Sie sah mich ernst an.

>> Ich mein' s ernst. Mit denen ist nicht zu spaßen. Die beiden würden sich wahrscheinlich wirklich umbringen. Koste es was es wolle. <<

Ich sah sie verdattert an. Das konnte sie doch nicht wirklich ernst meinen, oder?

>> Meinst du' s ernst? Keine Verarsche oder so? <<

>> Nein. Warum denn auch? <<, antwortete sie trocken. Ich hörte heraus, dass sie wirklich die Wahrheit sagte. Nun ich hätte nicht gedacht, dass die beiden wirklich so verfeindet waren.

>> Aber warum? <<, fragte ich schließlich und war gespannt was Laura jetzt antworten würde.

>> Ich kann dir zwar nicht den eigentlichen Grund nennen, da ihn niemand wirklich kennt. <<, begann sie. Was mich etwas enttäuschte. >>Aber ich kann dir erzählen was ich über die beiden weiß. <<

Sie hielt kurz inne und dachte nach. Wahrscheinlich versuchte sie sich alles ins Gedächtnis zu rufen, was sie über Jack und Bryan wusste.

>> Ich bin hier geboren und aufgewachsen Kim. Deshalb kenne ich hier sehr viele Leute weißt du. Und als ich mich an dieser Schule angemeldet habe, also vor zwei Jahren, waren Bryan und Jack noch gar nicht hier. Erst nach einem Jahr nach meiner Anmeldung ist Jack plötzlich aufgetaucht. Er ist wohl alleine von Puerto Rico hierher gezogen .Warum, weiß niemand. Wenn man ihn danach fragt, gibt er meistens keine richtige Auskunft darüber. Er ist mir bis jetzt ein Rätsel. Jack ist nie mit einem Mädchen ausgegangen. Hatte keine Beziehung. Gar nichts. Er hat nie Interesse an irgendwem gezeigt. Sei es Junge oder Mädchen. Ich sehe ihn nie in den Clubs die ich besuche und auch nicht außerhalb der Schule irgendwo. Keiner hat 'ne Ahnung wo der Kerl wohnt, außer seine engsten Freunde Sascha, Antonio und Philipp. Ein paar Monate nach Jacks Ankunft ist auch schon Bryan hier her gezogen. Er kam von Kanada und er meinte er wäre Kanadier. Glaube ich ihm auch um ehrlich zu sein. Und so wie der Zufall es will, ist er genauso wie Jack in unsere Klasse gelandet. <<, sie hielt kurz inne und ich hörte ihr gebannt zu. Puerto Rico? Kanada? Na darauf wäre ich niemals gekommen. >> Das Seltsame daran war. <<, fuhr sie fort und legte ihre Stirn in Falten. >> Dass die beiden sich anscheinend schon vor ihrem Umzug kannten. <<

Vor ihrem Umzug? , dachte ich mir verwirrt.
>> Ich erinnere mich noch ganz genau daran, wie Jack reagiert hat als Bryan das erste Mal das Klassenzimmer betrat.  Während wir anderen den Neuling wegen seiner Schönheit bewunderten und uns darüber freuten, naja hauptsächlich die Mädchen, dass wir nun zwei richtig hübsche Jungs in der Klasse hatten, also Jack und Bryan, stand Jack plötzlich auf und sah ihn wutentbrannt an. Hätte Bryan seinen Blick nicht erwidert, hätte man sich vielleicht denken können, dass Jack dringend auf die Toilette musste und deshalb aufgestanden war oder so. Aber Bryan ging plötzlich auf Jack los und schlug ihm mit seiner Faust ins Gesicht. Wir hatten natürlich keine Ahnung was los war. Und das hat sich eigentlich auch bis heute nicht geändert. Bryan plaudert nun mal gerne, wie du schon bemerkt hast und deshalb erzählte er den Neugierigen von uns, sie hätten sich schon vorher gekannt und es hätte ein paar Komplikationen gegeben. Als wir Jack drängten meinte er auch, dass sie sich schon lange kannten. Aber er sagte auch, dass sie sich durch ein lang in die Familiengeschichte zurückgreifendes „Familienproblem" kannten und deshalb nicht befreundet sein wollten. Aber jetzt mal ehrlich Kim? Wer greift einen nur wegen einem Familienproblem an? Und wer hält heutzutage noch sowas wie „Familienrache" ein? Ich bitte dich! In welchem Jahrhundert leben wir denn? Im Mittelalter? <<

Ich wusste nicht weshalb, aber ich glaubte Jacks Aussage. So eine intensive Feindschaft war doch nicht normal. Dass Bryan einfach auf Jack losging. Vielleicht war er ihm ja hinterher gereist? Vielleicht hatte Jack mit Bryans Freundin geschlafen oder so...wer weiß? Aber Jack sah nicht aus wie der Typ Mensch, der einem die Geliebte ausspannte.
Puerto Rico, ging es mir wieder durch den Kopf.

>> Echt...interessante Geschichte. <<, sagte ich schließlich und starrte so vor mich hin. 

>> Ja, nicht? << Sie grinste mich an. >> Ich habe jetzt genug geredet. <<

>> Ach, was. Das war ziemlich interessant. <<, erwiderte ich und meinte es auch so.

>> Wo ist eigentlich dein Haus? <<, fragte sie mich plötzlich.

>> Ein paar Schritte noch und wir sind da. <<, sagte ich und zeigte auf das große Gebäude am Ende der Straße.

>> Schönes Haus. <<

>> Danke. <<, entgegnete ich grinsend.

>> Cool. Jetzt weiß ich wo du wohnst. Ich muss hier abbiegen. Wir sehen uns dann heute Abend,        okay? <<, sagte sie und küsste mich zum Abschied auf beide Wangen.

>> Okay. Wir sehen uns dann. <<

Sie grinste mich ein letztes Mal an, bevor sie um die Ecke bog und nicht mehr zu sehen war.
***

Ich lümmelte auf der Couch und starrte die Decke an. Sie war weiß und langweilig. Wie jede Wand auch. Und trotzdem hörte ich nicht auf sie anzustarren. Ich versuchte meine Augen so lange wie möglich offen zu halten, damit ich nicht immer wieder eigenartige Bilder und Szenen vor meinem inneren Auge sah. Eigentlich nicht nur die Bilder, sondern auch das zu fühlen was die Szenen mir zeigten, wollte ich nicht. Seitdem ich in Deutschland war passierten ständig diese eigenartigen Dinge. Ich hörte Stimmen, ich wurde zu schnell wütend, ich vergaß jeden meiner Träume, -bis auf den von heute natürlich- ich hatte ständig das Gefühl beobachtet zu werden und nun fühlte ich auch noch Emotionen, die nichts mit meinem Alltag zu tun hatten. Vielleicht sollte ich ja zu einem Psychiater gehen? Aber wahrscheinlich würde er mich gleich als verrückt abstempeln.

Als es draußen etwas dunkler wurde, ging ich in mein Zimmer und fing mit den Hausaufgaben an.
Biologie dauerte zu meinem Bedauern ziemlich lange, sodass es, als ich das nächste Mal auf die Uhr sah, schon sechs Uhr dreißig war. Ich fand Biologie eigentlich ziemlich interessant. Ein wahres Phänomen wie der menschliche Körper funktionierte. Aber statt die interessanten Dinge in der Schule durchzunehmen, beschäftigten wir uns mit den langweiligsten Themen, weshalb ich ehrlich gesagt gar keine Lust mehr hatte die Biologie Hausaufgaben zu erledigen und sie somit auf den morgigen Tag verschob.

Da ich mich für Geschichte interessierte, schlug ich mit Freude das Geschichtsbuch auf, um die Kapitel über den 2. Weltkrieg zu lesen. Zwar nahm man den Nationalsozialismus oft genug im Unterricht durch, aber was soll' s...besser als Biologie, dachte ich mir.

Ich erhob mich von meinem Ledersessel und setzte mich auf mein Bett, um es mir gemütlich zu machen. Ich lehnte mich an die Wand und streckte meine Beine aus. Statt die Deckenlampe anzuschalten, schaltete ich die kleine Lampe in der Ecke an, lehnte mich entspannt zurück und fing an zu lesen.
Nach nur zwei Seiten hörte ich mein Handy summen und versuchte es zu finden. Es lag auf dem Tisch. Ich sah auf das Display. Es war Laura.

Ich hob ab. >> Hi. <<, sagte ich.

>> Hey Süße! Ich bin' s Laura! <<, schrie sie in den Hörer sodass ich mein Handy etwas von meinem Ohr weghalten musste.

>> Ich würde doch deine Stimme immer und überall erkennen. <<, witzelte ich.

>> Und wieso hebst du dann ab wie ein Spießer? <<, fragte sie lachend. >> Hi. <<, imitierte sie meine Stimme mit einer übertriebenen Mädchenhaftigkeit.

>> Weil ich mich dir anpassen muss. <<, konterte ich und lachte sie spaßeshalber aus.

>> Ha. Ha. Sehr witzig. Ich bin kein Spießer. <<, sagte sie.

>> Wo bist du grade? <<, fragte ich, da es sehr laut am anderen Ende der Leitung war.

>> Ich bin im Auto und warte auf Steven. <<, antwortete sie grinsend.

>> Auf Steven? << Wer war Steven?

>> So' n Kumpel. Der kommt heute mit auf die Party. Also besser gesagt in die Disco. Wir fahren mit seinem Auto. <<, erklärte sie.

>> Und..äh?<<

>> Wir holen dich selbstverständlich ab. <<, unterbrach sie mein Gestotter.

Eigentlich schade, dachte ich mir seufzend. Ich wäre lieber zu Hause geblieben. Ich wusste ja nicht einmal was ich anziehen sollte.

>> Na na, Maus. Du kommst mir nicht so leicht davon. Wenn du dachtest ich lass dich wegen Steven sitzen, liegst du falsch. Du wirst heute auf diese Party gehen! Komme was wolle! <<, rief sie lauthals.
Ich lachte.
>> Außerdem ist morgen keine Schule. <<, fügte sie noch hinzu.

>> Was? Wieso denn das? <<

>> Na pädagogischer Tag für die Lehrer. Hast du nicht aufgepasst? <<

>> Sagt die Richtige. <<, erwiderte ich grinsend.

>> Pah! Egal jetzt. Sei um zwanzig Uhr dreißig bereit und vor deiner Haustür. Wir holen dich dann ab. <<

>> Schon um zwanzig Uhr dreißig? <<

>> Yes. Also ich muss jetzt auflegen. Ach so und 'ne Freundin von mir kommt auch mit. Sie heißt Jenny. Wunder dich nicht. <<

>> Okay. Alles klar. Bis dann. <<, sagte ich und wir legten auf.

Was soll ich bloß anziehen? , fragte ich mich und beschloss dann später darüber nachzudenken. Zuerst wollte ich die Seiten im Geschichtsbuch zu Ende lesen. Also setzte ich mich wieder auf mein Bett und nahm es in die Hand, um weiter zu lesen. Doch die Seiten waren umgeblättert, wahrscheinlich wegen dem Wind der in mein Zimmer wehte. Ich ging zum Fenster und schloss es. Es war jetzt genug frische Luft in meinem Zimmer. Ich setzte mich wieder hin und wollte gerade umblättern, als mein Blick auf eine interessante Zeichnung fiel. Sie war rechts oben in der Ecke.

Die Zeichnung zeigte ein rotes und ein blaues Auge, die mich anstarrten. Unter dem Bild stand:

Nicht immer gewinnt das kalte unberechenbare Wasser gegen die brennende Flamme

Im Hintergrund dieser beiden Augen, sah man meist die Farben rot und blau. Wie sie sich ineinander mischten und sich gegenseitig verschluckten.

Doch natürlich, dachte ich mir als ich den Satz unter der Zeichnung las. Wasser löscht das Feuer, dadurch gewinnt doch Wasser oder nicht? Okay...Feuer kann Wasser verdunsten lassen, aber nicht wenn man das Wasser einfach auf das Feuer drauf schüttet.

Aber was hatte die Zeichnung überhaupt mit Feuer und Wasser zutun? Sollten die Augen die beiden Elemente darstellen?

Ich betrachtete sie genauer, vor allem das rote. Und mir fielen meine eigenen Augen ein. Ich stellte mich vor den Spiegel und betrachtete meine Augen. Der Rand meiner Iris war immer noch so rot wie vor ein paar Tagen. Ich begriff nur nicht warum es niemandem auffiel?

Wie verrückt würde es klingen, wenn ich fragen würde > hey ist meine Iris rot? <
Die würden mich wahrscheinlich für einen Dämon halten.

Es war natürlich seltsam, dass ein Mensch von Natur aus...oder wie in meinem Fall nach einer schweren Krankheit als Kind, eine etwas rote Iris hatte. Aber ich hatte mich daran gewöhnt. Das war ich. Das war meine Augenfarbe. Die von hellem Blau in einen dunklen Rotton überging. Wie Kastanienbraun mit einem Hauch von Kirschrot.

Ich setzte mich wieder auf mein Bett und nahm das Geschichtsbuch in die Hand. Unten links gab es noch eine Zeichnung. Darauf waren Menschen abgebildet, die gegeneinander kämpften und in der Mitte des Schlachtfeldes stand eine dunkle Truhe. Sie war beschriftet oder verziert...man konnte es nicht genau erkennen. Es stand keine Jahreszahl dran, aber die Kleidung der Menschen und ihre Schwerter ließen auf das 18. Jahrhundert schließen. Vielleicht aber auch älter. Wahrscheinlich sollte die Zeichnung eine Metapher sein, oder vielleicht sogar ein Mythos.

Die Menschen auf der linken Seite des Schlachtfeldes brannten. Sie waren in orangerote Flammen gehüllt. Die Menschen auf der rechten Seite hingegen, spuckten oder...schossen einen Schwall aus Wasser auf die anderen. Vielleicht wollten die Wasserspucker die Brennenden retten? Aber...irgendwie sah es eher nach einem Kampf aus. Die Menschen bekämpften sich gegenseitig mit Feuer oder Wasser, die aus ihren Händen schoss. Wie der Künstler wohl darauf gekommen war? Der Name des Künstlers war nicht bekannt, wie es schien. Doch auch unter dieser Zeichnung stand eine Beschreibung, genau wie beim ersten Bild.

Der Kampf um die Truhe der Seelen

Wie können sich Seelen in einer Truhe befinden? ,  fragte ich mich verblüfft und hätte nur zu gern gewusst wer der Künstler dieses Bildes war.
Ich sah mir das Bild etwas genauer an und bemerkte, dass daneben noch etwas stand.

Lasst Euch nicht vom Schein des Bösen trügen

Und schlagartig kehrte die Szene aus meinem heutigen Traum wieder zurück.

>> Lasst Euch nicht vom Schein des Bösen trügen. <<

>> Werde ich nicht. <<

Sie sah die Truhe an und wollte lauschen, doch dann hielt sie inne. Was würde sie hören?

Sie fürchtete sich zwar nicht davor, doch ihr war auch nicht ganz wohl dabei.

>> Sie werden Euch helfen. <<, versicherte ihr der alte Mann.

Sie nickte bloß und starrte weiterhin die Truhe an. Das dunkle Holz, in das flüssiger Edelstahl eingegossen worden war, umgab eine mächtige Energie die sie selbstverständlich spürte.

Die verschnörkelten Zeichen darauf, konnte nur sie entschlüsseln, was jedoch niemand wusste.

Erschrocken hielt ich die Luft an und schaltete dann das Licht an, um die Zeichnung genauer betrachten zu können.

Meine Vermutung war richtig. Ich sah mir die Truhe an, die in der Mitte des Schlachtfeldes lag.
Sie war aus dunklem Holz, in das flüssiger Edelstahl oder Silber eingegossen worden war.

Auf der Truhe stand etwas.

Es war die Truhe aus meinem Traum.

Verwundert und erschrocken zugleich, starrte ich das Bild, das vor mir auf dem Bett lag, an.

Wie..? Purer Zufall vielleicht? Nein...? , verwirrt nahm ich das Buch in die Hand...
Ich erschrak als mein Handy plötzlich anfing zu vibrieren und mich aus meinen Gedanken riss. Ich schnappte es mir und sah auf das Display.

Unbekannter Teilnehmer. Ich ging ran.

>> Hallo? <<

Stille.

>> Haaalloo? <<, sagte ich und dehnte das Wort diesmal aus.

Immer noch Stille. Nur das Knistern in der Leitung war zu hören.

>> Wenn du nicht reden willst, was rufst du dann an?<<, schimpfte ich genervt und legte auf. Ich fühlte mich schon fast wie in einem Horrorfilm. Jetzt fehlten nur noch die Stimmen...

Ich sah mich kurz im Zimmer um, als mein Blick auf die Uhr viel. Es war schon Viertel vor acht. Na super, dachte ich mir und öffnete meinen Schrank um mir etwas Schönes auszusuchen. Ich schnappte mir ein paar schwarze Kleidungsstücke und band meine langen schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz.
Danach schminkte ich mich ein wenig und suchte mir passenden Schmuck heraus. Hm...Welche Schuhe? , fragte ich mich und kramte in meinem Schrank herum, bis ich meine schwarzen Lackhigheels fand die weiß umrandet waren.

Ich schrieb noch eine kleine Notiz an meine Mutter, dass ich mit Freunden unterwegs war und wahrscheinlich erst spät nach Hause kommen würde. Sie hatte sicher nichts dagegen. So wie ich sie kannte.

Als ich auf die Uhr sah, war es schon zwanzig Uhr zwanzig, weshalb ich mich beeilte die nötigsten Sachen in meine Tasche zu packen.

Kurz bevor ich nach unten ging, schmückte ich mein Ohr noch mit einem Helix. Eine schwarze Spirale, die mit einem spitzen Zacken endete.

Voilà! Pünktlich lief ich die Treppen herunter und zog dabei meine weiße Lederjacke an, damit mein Outfit nicht zu schwarz aussah.

Als ich hinausging war es sehr kalt und Laura war noch nicht da. Vielleicht sollte ich einfach im Korridor auf sie warten bis sie kommen, dachte ich mir aber dann hörte ich die laute Musik, die aus dem Auto herausdrang das auf unser Haus zusteuerte.

Ich kontrollierte kurz, ob ein Ersatzschlüssel unter der Fußmatte lag -falls ich meinen Schlüssel im Club verlor- und ging dann die Verandatreppen herunter. Kurz bevor der Wagen anhielt, stieg Laura schon aus und lief auf mich zu.

>> Hallo Süße! <<, begrüßte sie mich und gab mir einen Kuss auf die Wange.

>> Steig ein Baby! <<, rief mir der Fahrer zu und winkte.

>>  Das, meine Liebe, ist Steven. <<, sagte Laura und machte eine hoheitliche Geste in seine Richtung. Er verbeugte sich so gut es im Auto ging und zwinkerte mir dann zu.

>> Die sieht scharf aus. <<, rief er und grinste mich an.

>> Sie hat einen Namen du Idiot! <<, rief Laura zurück und grinste mich an. >> Lass dich ansehen. <<, sagte sie und fixierte mich. >> Du siehst toll aus! <<, meinte sie schließlich und grinste mich frech an.

Ich grinste zurück.

>> Danke, du auch. <<, erwiderte ich und nahm sie in Augenschein.

Sie war etwas zu stark geschminkt, aber das passte einfach zur ihr. Sie hatte ihre Haare toupiert und auf die rechte Seite gekämmt. Genau wie ich, hatte auch sie ein schwarzes Top an. Darunter trug sie einen roten Minirock und schwarze Stöckelschuhe. Ihre Nägel waren rot lackiert. Im Gegensatz zu ihr sah ich aus als würde ich zu einer Beerdigung gehen und nicht auf eine Party.

>> Ich weiß ich sehe ein wenig nuttig aus...aber egal. Ich hatte Lust auf Minirock und das ganze Zeug das ich sonst nie anziehe. <<, erklärte sie nachdem ich sie gezwungen hatte eine Pirouette für mich zu drehen, damit ich sie besser betrachten konnte.

>> Ein wenig? Ich hoffe dein Freund wird nicht eifersüchtig. <<, sagte ich grinsend und sie schlug mir leicht auf die Schulter.

>> Na los Leute! Für' s Quatschen habt ihr noch viel Zeit. Steigt endlich ein. <<, rief Steven uns zu.

>> Ja. Ja. <<, erwiderte Laura während wir gemeinsam zum Auto liefen.

>> Ist deine Freundin Jenny auch da? <<, fragte ich.

>> Ja, sie sitzt hinten. Du kannst sie aber von draußen nicht sehen. <<, erklärte sie grinsend. >> Die Fenster sind extra dunkel. <<

>> Warum? <<, fragte ich.

>> Keine Ahnung, musst du Steven fragen. <<

Laura stieg vorne ein und ich ging zur Hintertür. Als ich die Tür aufmachen wollte blieb ein gelöster Faden von meinem Top an meinem Armreifen hängen. Na toll, dachte ich mir und versuchte den Faden zu durchtrennen. Als ich es endlich schaffte streckte ich meine Hand nach dem Türgriff aus, doch sie wurde von innen geöffnet.

>> Ist dir nicht kalt? <<, fragte mich Bryan und grinste mich mit seinen strahlend weißen Zähnen an. Ich sah ihn verdutzt an und blieb auf dem Bürgersteig stehen. Ich sah aus dem Augenwinkel wie Laura sich zu mir umdrehte und mich entschuldigend ansah, woraufhin ich sie mit meinen Blicken durchbohrte. Mein Blick sagte eindeutig: > Willst du mich verarschen? <

Laura biss sich auf die Unterlippe und sah mich schuldbewusst an. Doch ich wandte mich wieder ihm zu. >> Hey Leute, es ist kalt. Fahren wir endlich los. <<, hörte ich ein Mädchen sagen, das wahrscheinlich Jenny war.

Ich reagierte nicht darauf, sondern sah ihn zornig an.

>> Kim...<<, murmelte Laura und sah mich immer noch mit ihrem entschuldigenden Blick an.
>>Ich...<<, setzte sie an doch ich unterbrach sie.

>> Schon okay. <<, sagte ich, jedoch ohne sie anzuschauen. Ich reckte mein Kinn vor und sah Bryan herausfordernd in seine hellblauen Augen.
Er lächelte mich verschmitzt an und sein Blick verwandelte sich von Freundlichkeit in Erotik, als er mich von oben bis unten fixierte. Dachte er etwa ich würde mich auf ihn einlassen? Als ich keine Reaktion zeigte, sondern stattdessen ein Fuß in das Auto setzte, rutschte er automatisch weiter nach links und machte mir Platz.

Ich hatte nicht vor mit ihm zu reden. Ganz sicher nicht Monsieur, dachte ich mir verärgert.

Als ich die Tür zuzog und mich neben Bryan setzte, grinste er mich immer noch so dumm an.

Ich ignorierte ihn geflissentlich und beschäftigte mich mit meinem Handy. Steven drehte die Musik volle Pulle auf, sodass der ganze Bass durch mich hindurch drang.

Plötzlich vibrierte mein Handy. Ein Wunder, dass ich es überhaupt spürte. Es war wieder ein anonymer Anrufer. Genau wie vorhin. Ich überlegte ob ich abheben sollte oder nicht. Schließlich tat ich es doch.
>> Hallo? <<, fragte ich ernst.

Stille.

Oh Mann! Nicht schon wieder, dachte ich mir genervt. Oder vielleicht hörte ich die Person ja wegen der lauten Musik nicht?

Ich spürte wie Bryan mich von der Seite ansah, aber ignorierte ihn weiterhin.

>> Hallo?! <<, rief ich diesmal.

Immer noch Stille.

>> Echt witzig. <<, sagte ich schließlich. Aber wer da auch am anderen Ende der Leitung war, gab mir immer noch keine Antwort.

>> Leg doch einfach auf. <<, hörte ich Bryan neben mir sagen. Seine Stimme klang so nah an meinem Ohr. Fast als würde ich ihn in meinem Kopf hören.

Ich drehte mich zu ihm um und stieß mit meiner Nase gegen seine, was mir sehr unangenehm war. Er hatte sich zu mir herunter gebeugt und es schien mir so als würde er meinen Duft einatmen.

Zu viel Phantasie, dachte ich mir und rückte ein wenig von ihm ab.

Wahrscheinlich hatte er bemerkt wie ich ihn musterte. Denn er rutschte wieder etwas weiter nach links und nahm seine vorherige Position ein. Ich hatte fast vergessen, dass da noch jemand an der Leitung war. Ich starrte das Display einige Sekunden lang an und beschloss aufzulegen. Doch bevor ich es tun konnte, legte der Anrufer selbst auf.

>> Hast du aufgelegt? Dann hast du ja wirklich auf mich gehört. <<, sagte Bryan und grinste mich an.

Ich hatte zwar entschieden ihn unbarmherzig zu ignorieren und auch wenn das sein Köder war um mich zum Reden zu bringen, ich würde nicht zulassen, dass er in dem Glauben lebte ich hätte seinen Rat befolgt.

>> Nein. Der Unbekannte hat aufgelegt. <<, antwortete ich barsch und sah dabei auf mein Handy.

>> Der Unbekannte? <<, fragte er und grinste immer noch. So als wäre ich ihm gegenüber die Freundlichkeit in Person.

>> Ja, der Unbekannte. <<

Es erklang ein >Hm< seiner Stimme in meinem Kopf. In meinem Kopf...?

Ich musterte ihn skeptisch, was ihm natürlich nicht entging. >> Ist was? <<, fragte er.

>> Nein. <<, erwiderte ich grimmig. Ungewollt fiel mein Blick auf sein T-Shirt, worunter sich seine Brust- und Bauchmuskel abzeichneten. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er so muskulös war.

Aber nicht so muskulös wie Jack, ging es mir plötzlich durch den Kopf. Wie komme ich jetzt auf Jack?, fragte ich mich verwirrt.

>> Wieso schaust du mich so an? <<, hörte ich Bryan fragen.

>> Hm? <<, entgegnete ich fragend und erst da fiel mir auf, dass ich wahrscheinlich seit einer halben Ewigkeit auf seinen muskulösen Oberkörper starrte. >> Oh! Ähm.. ich schau dich nicht an. <<, log ich.

>> Alles aussteigen! Wir sind da! <<, brüllte Steven plötzlich und hielt vor einer riesengroßen Diskothek an, wodurch unsere Unterhaltung endete.

Ich wandte mich von Bryan ab und wollte gerade aussteigen, als die Tür von außen geöffnet wurde.

>> Was zur... <<, murmelte ich als Bryan vor mir stand und mir die Autotür aufhielt. Wie hatte er das so schnell hingekriegt?
Ich drehte mich sicherheitshalber nochmal um, um sicher zu gehen, dass er nicht ein Zwillingsbruder von Bryan war und stieg dann aus. Ich murmelte ein genervtes >> Danke. << und lief dann an ihm vorbei. >> Immer wieder gern. <<, erwiderte er freundlich.

Ist er um das Auto herum gerannt um das zu schaffen? , war mein einziger Gedanke als ich weiterlief und Laura sich bei mir unterhakte.

>> Tut mir leid. Ich hatte es total vergessen. Ich...arr! <<, fing sie hektisch an zu erklären.

>> Ist doch jetzt egal Laura. Er ist nur mitgefahren. Na und. Was soll' s? Ich muss ja nicht die Party mit ihm verbringen. <<, sagte ich und spürte Lauras Erleichterung.

>> Du bist eine tolle Freundin, danke! <<, erwiderte sie glücklich und knuffte mich in den Arm.

Ich musste grinsen. >> Nichts zu danken. <<

>> Ich glaube er ist wegen dir gekommen. <<, meinte Laura plötzlich.

>> Was? <<, fragte ich etwas überrascht.

>> Naja. Er ist nicht vergeben, er sagt in letzter Minute zu, dass er kommt und er klebt dir fast schon wortwörtlich am Hintern. <<, erklärte sie und brachte mich dazu mich sicherheitshalber umzudrehen, falls er doch an meinem Hintern klebte.

Ich erwiderte nur ein nachdenkliches >> Hm. << und betrachtete dabei den Boden.

Wir standen jetzt vor der Eingangstür, aber vor uns standen noch jede Menge Leute an, weshalb wir ein wenig warten mussten.

Nicht dass ich mir nicht schon gedacht hätte, dass er wegen mir hier war. Doch wenn es so war, dann begriff ich nicht warum. Er kannte mich doch kaum und nach seiner letzten Aktion erwartete er doch nicht ernsthaft, dass ich mir sowas gefallen ließ. Okay...ein Grund warum er hier ist, dachte ich mir, könnte sein, dass er mich besser kennenlernen will. Denn außerhalb der Schule, verbringen wir ja keine Zeit miteinander...hm..

>> Erde an Ki-himm! <<, rief Laura und wedelte mit ihrer Hand vor meiner Nase herum. Als ich ihren Blick erwiderte, nahm sie die Hand herunter. >> Endlich! <<, sagte sie. >> Wir dürfen rein. <<

>> Wie denn das? <<, fragte ich überrascht. >> Es stehen noch jede Menge Leute vor uns an. <<

>> Ja. Aber zufälligerweise ist der Besitzer dieser Diskothek mein Freund. <<

>> Nur ein Freund. Oder dein Freund Freund? <<

>> Mein Freund Freund. <<, antwortete sie grinsend und packte mich an der Hand. Sie zog mich in Richtung rechts, wo sich eine weitere Tür befand. Die anderen von uns winkte sie her, woraufhin sie uns folgten und wir schließlich vor der Tür warteten.

>> Ich dachte der Veranstalter dieser Party wäre dein Freund? <<, hakte ich nach.

>> Ist er ja auch. <<, erwiderte sie grinsend. >> Er ist aber auch der Besitzer dieser Diskothek. <<

>> Ach so. Okay, das wusste ich nicht. <<

>>Egal, Simon kommt eh gleich. <<, sagte Laura.

>> Wer ist Simon? <<, fragte ich.

>> Na mein Freund. <<, erklärte sie grinsend und tippte an ihrem Handy herum.

>> Sag mal wie alt ist der Kerl überhaupt? Dreißig? << Ich konnte meine Neugier nicht im Zaum halten, weil ich keinen Jugendlichen kannte dem eine Diskothek gehörte.

>> Bäh! Nein. Für was hältst du mich denn? Ihh! <<, antwortete sie angeekelt und verzog dabei ihr Gesicht. >> Er ist dreiundzwanzig. <<

>> Dreiundzwanzig? <<, fragte ich verwundert.

>> Ja. Ich weiß, du fragst dich wie er in diesem jungen Alter eine Discothek besitzt. Aber die Disco gehört eigentlich seinem Onkel, nur der wiederum ist meistens in seiner anderen Disco, weshalb er Simon diese hier überlassen hat. <<, erklärte sie.

>> Sag' s doch gleich. Mensch! <<, rief ich und grinste sie an. >> Ich dachte schon du stehst auf ältere Männer. <<

>> Naja...er ist ja auch fünf Jahre älter als ich. <<

>> Ich meinte richtig alte Männer. <<, entgegnete ich grinsend.

>> Was für Phantasien du hast! <<

Während sie weiter auf ihrem Handy herumtippte, sah ich wie ein ungefähr eins fünfundsiebzig großer Jugendlicher mit dunkelbraunen Haaren und einem spitzen Kinn, von hinten auf Laura zukam und mir ein Zeichen gab ihr nichts zu verraten. Ich vermutete, dass er Simon war und hielt deshalb die Klappe.

>> Ahh! <<, rief Laura erschrocken, als er sie von hinten packte und hoch hob. Grinsend sah ich ihr zu wie sie zuerst um sich schlug, doch dann bemerkte, dass es ihr Freund war und deshalb anfing ihn zu beschimpfen. >> Du Arsch! <<, rief sie. >> Wieso erschreckst du mich jedes Mal! <<

>> Weil ich dich liebe? <<, entgegnete er und küsste sie auf den Mund, während sie ihm dabei auf den Nacken schlug.

>> Au. <<, sagte er grinsend und strahlte sie an.

>> Hast es nicht anders verdient. <<, erwiderte Laura und stellte uns ihm nacheinander vor. Außer Bryan. >> Wo ist Bryan? <<, fragte Laura verwirrt und sah sich kurz um.

>> Er ist schon drin. Wir hatten ja vorher telefoniert. <<, erklärte Simon.

>> Heißt das ihr seid Freunde? <<, fragte ich verwundert.

>> Ja, klar. Ist' n guter Kerl. <<, antwortete er lächelnd und nahm dann Laura an der Hand. Sie gingen uns voraus zur Tür und ich hörte wie die Musik mit jedem Schritt den ich ging, lauter wurde.

Jenny unterhielt sich sehr laut mit jemandem am Telefon und hielt sich das linke Ohr zu als wir den Club betraten.

Ich mochte weder Zigaretten noch Alkohol. Und den Geruch von beiden vermischt konnte ich noch weniger ausstehen. Das war eines der Gründe warum ich Diskotheken und weitere ähnliche Orte vermied. Ich hatte es lieber meine Ruhe zu haben und nicht in einer vollgestopften Disco mit lauter Musik und verschwitzten Menschen um mich herum zu sein.

Nachdem Jenny aufgelegt hatte, ging sie zu dem nächstbesten Jungen und fing an mit ihm zu tanzen, der schon halb betrunken war und sie gleich an ihren Hüften packte. Widerlich.

Ich löste meinen Blick von ihr und wollte weiterhin Laura folgen als mir jedoch auffiel, dass sie nicht mehr vor mir herlief. Verdammt! , dachte ich mir und sah mich um, aber sie war nirgends zu sehen. Dass sie so klein war und dadurch in der Menschenmenge kaum zu finden war, machte die Sache nicht einfacher. Nach gut fünfzehn Minuten der Sucherei gab ich auf und machte mich auf den Weg zur Bar. Ich wollte nichts trinken, sondern mich nur hinsetzen.

>> Was darf' s denn sein? <<, fragte mich der Barmann und lächelte mich freundlich an.

>> Nichts. Danke. <<

>> Sicher? Wir mischen hier richtig gute Drinks. <<

>> Ja. Ganz sicher. <<, erwiderte ich und lächelte ihn an.

>> Na gut. Wie du willst. Aber du verpasst was. <<, sagte er und zwinkerte mir zu. Danach wandte er sich jemand anderem zu.

>> Ich wusste gar nicht, dass du trinkst. <<, hörte ich eine sanfte Stimme neben mir. Ich drehte mich um. Es war Bryan. Ich ignorierte ihn und sah dem Barkeeper zu wie er die ganzen Leute an der Theke bediente.

>> Wieso ignorierst du mich eigentlich? <<, fragte Bryan mich plötzlich sehr ernst. Ich sah ihn an und merkte, dass es ihn irgendwie quälte, dass ich nicht mit ihm redete. >> Was hab ich dir denn getan? <<, fragte er und sah mich fragend an. Das war wahrscheinlich die dümmste Frage die er mir stellen konnte.

>> Was du mir getan hast? Das ist wohl ein Scherz oder? <<

>> Nein. Ganz sicher nicht. <<, antwortete er ernst und sah mir fest in die Augen.

>> Bryan, denkst du wir sind Freunde? <<, fragte ich ihn.

>> Ja? <<

>> Falsch. Sind wir nicht. Deshalb würde ich es begrüßen wenn du mich endlich mal in Ruhe lässt. <<, entgegnete ich scharf. Doch als ich sah was für eine Wirkung meine Worte bei ihm verursachten, tat es mir irgendwie leid.

Er entfernte sich einen Schritt von mir und nahm eine distanzierte Haltung an. Sein Gesicht wurde irgendwie...ausdruckslos.

>> Bryan...ich... <<, fing ich an, >> Es ist so. Wir kennen uns überhaupt nicht und dass du letztens handgreiflich wurdest und meine Handgelenke fast zerquetscht hättest nur weil du dachtest, dass Jack irgendetwas über dich gesagt hätte, hat dich in meinen Augen nicht wirklich positiv erscheinen lassen. Das...würde glaube ich jeder Mensch so sehen...und deine Feindschaft mit Jack brauchst du nicht an mir auszulassen. <<, sagte ich schließlich und stand vom Barhocker auf. Ohne ihn ein weiteres Mal anzusehen, ließ ich ihn dort stehen und ging in irgendeine Richtung.

Hauptsache nicht mehr in Bryans Nähe. Ich lief nicht weg, weil ich seine Anwesenheit nicht mochte oder so. Sondern weil ich mich schämte ihm wieder ins Gesicht zu sehen, nachdem ich ihn mit meinen Worten anscheinend sehr verletzt hatte.

Das ist doch absurd, dachte ich mir. Er kennt mich doch überhaupt nicht, wie könnte ich ihn dann verletzten? Doch sein Gesichtsausdruck hatte mir eindeutig gezeigt, dass ich es konnte.

Ich quetschte mich durch die tanzende Menge hindurch und sah zu meinem Glück, etwas weiter entfernt, eine Chillecke die mich von der erdrückenden Masse abschirmen würde.

Plötzlich packte mich jemand an meinem rechten Handgelenk, woraufhin ich mich erschrocken umdrehte. Zu meinem Glück war es kein betrunkener fremder Kerl. Aber zu meinem Pech... war es wieder Bryan. Ich schüttelte ihn nicht ab, wie ich es sonst getan hätte. Nein. Stattdessen senkte ich sofort meinen Blick, weil ich ihm nicht ins Gesicht sehen wollte.

>> Kim. <<, sagte er. Weder brüllte er meinen Namen, noch sprach er ihn laut aus. Was bei der Lautstärke der Musik eigentlich nötig gewesen wäre um jemanden zu hören. Trotzdem hörte ich seine Stimme klar und deutlich in meinem Kopf...ich meinte...ganz dicht an meinem Ohr. Aber Bryan stand nicht direkt neben mir. Ich sah auf und blickte in sein hübsches Gesicht. Er lächelte mich an. Doch es war nicht sein übliches verschmitztes Lächeln, sondern eins das ich bei ihm nie gesehen hatte. Es war offen und ehrlich und es berührte mich irgendwie.

>> Kim. <<, sagte er nochmals. Doch ich sah nicht, dass sein Mund sich bewegte. Ich bildete es mir definitiv ein. Er lächelte mich immer noch an. >> Du hattest recht wütend auf mich zu sein. <<, sagte er schließlich und diesmal bewegten sich seine Lippen. >> Du hattest mit allem recht. Und es tut mir wirklich leid...das...was ich getan habe. Ich wollte es nicht...nur...ich... <<, er fing an zu stottern und verstummte dann.
Ich sagte nichts sondern sah ihn bloß an.
>> Es ist kompliziert. <<, gestand er schließlich.

>> Was ist kompliziert? <<, fragte ich und hob dabei die Augenbrauen.

>> Das...alles.. <<

Ich sah ihn fragend an.

>> Ach eigentlich...nichts. Ich rede wieder bloß dummes Zeug. Tut mir leid. <<

>> Ist schon okay. <<, antwortete ich und versuchte ihn ein wenig anzulächeln. Erst als er mir in die Augen sah bemerkte ich, dass seine Hand immer noch mein Handgelenk umschloss. Als ich es sanft  zurückzog, ließ er sofort los und murmelte ein >'tschuldigung < und senkte den Blick. Zu viel Nettigkeit lag in der Luft, was mir irgendwie überhaupt nicht passte.

>> Bryan. Es ist ja jetzt geklärt. Also belassen wir es dabei. Aber...ich möchte trotzdem nicht, dass du...naja... <<

>> Dass ich was? <<, hakte er nach.

>> Mir dauernd... <<

>> Auflauerst? <<, riet er.

>> Nein. Eher hinterher hängst. <<, sagte ich.

>> Hinterher hängen? Ich hänge dir nicht hinterher. <<

>> Ach wirklich? Warum bist du dann hier? <<, fragte ich unsanft.

Er hob seine Hände hoch und tat so als würde er sich wehren wollen.

>> Mach mal halblang Kim. Seit wann muss ich dich um Erlaubnis bitten, wenn ich in 'ne Disco will? <<

Mit so einer Antwort hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet, weshalb ich ihn nur verwundert ansah und nichts herausbekam.
>> Und weißt du was? <<, fuhr er fort. >> Ich weiß, dass Jack dir etwas über mich gesagt hat. Da bin ich mir ganz sicher. Und ich lass mir von dir nicht vorschreiben für wen ich mich interessieren soll und für wen nicht. <<

Okay, jetzt hatte er sich definitiv verplappert. Denn er merkte was er gerade eben gesagt hatte und sah mich etwas erschrocken an, doch dann setzte er wieder sein verschmitztes Grinsen auf und beugte sich zu mir herunter.

>> Ja. Ich interessiere mich für dich. Warum sonst sollte ich dir „hinterher hängen" wie du es doch so schön sagst. <<

>> Du bist eindeutig ein psychisch gestörter Stalker. <<, sagte ich unfreundlich und tippte ihm gegen die Brust. >> Lass mich in Ruhe, Bryan. <<, fügte ich noch hinzu und wandte mich zum Gehen.

>> Was wenn nicht? <<, hörte ich ihn provozierend fragen. Ich drehte mich wieder zu ihm um und sah ihn genervt an.
>> Dann...<<

>>... Dann hast du ein Problem. <<, fiel mir jemand ins Wort und ich spürte seine Wärme hinter meinem Rücken. Als ich mich umdrehte sah ich in Jacks wunderschönes ernstes Gesicht und war überrascht ihn hier zu sehen. Wo Laura doch gesagt hatte, sie hätte ihn bis jetzt noch nie an solchen Orten wie diesen hier gesehen.

Schlagartig veränderte sich die Stimmung und ich konnte fast schon spüren wie die feindseligen Blicke der beiden, sich gegenseitig durchbohrten. Bryans Gesicht war wutverzerrt und sein Mund zuckte unmerklich. Jack hingegen stand ganz gelassen da, doch seine Wut spiegelte sich in seinen schwarzen Augen wieder.

>> Du solltest dich lieber von ihr fernhalten. <<, warnte Jack Bryan und trat einen Schritt vor, sodass er ein wenig vor mir stand.

>> Und du solltest dich lieber raushalten. <<, entgegnete Bryan scharf und ballte seine Hände zu Fäusten. Ich sah wie Jack daraufhin amüsiert lächelte und Bryan damit noch mehr provozierte. Bevor es eskaliert, sollte ich lieber etwas sagen, dachte ich mir.

>> Ich habe keine Ahnung warum ihr euch so hasst, aber ich will nicht ein weiterer Grund für euren Hass sein, nur damit ihr eine Ausrede habt um euch zu prügeln . Außerdem solltet ihr beide mich in Ruhe lassen. <<, sagte ich und wandte ihnen den Rücken zu.

Als ich den beiden einen letzten Blick zuwarf bevor ich in der Menge verschwand, sah ich wie sie mich erstaunt anstarrten, womit ich sehr zufrieden war und mich endlich der Chillecke zuwenden konnte.

Als ich hinter den Gardinen verschwand, die mich vor dem Rest der Disco abschirmten und mir einen Platz in der hintersten Ecke aussuchte, weil dort die Musik weniger zu hören war, sah ich nur Pärchen um mich herum, die kuschelten oder knutschten. Sie sollten diesen Bereich von Chillecke in Liebesecke umbenennen, dachte ich mir und setzte mich hin. Ich fragte mich wo Laura wohl war und ärgerte mich darüber, dass wir uns sofort verloren hatten. Was soll' s, dachte ich mir und sah mich um.
Die Sofas hier waren schwarz und die Tische pink. Das Licht war gedämpft, was eine romantische Atmosphäre verschaffte. Die Wände und der Boden waren ebenfalls schwarz, doch die Dekorationen waren alle pink. Hier war eine separate Bar, bei der es etwas ruhiger zuging.

>> Willst du was essen oder trinken? <<, fragte mich ein Kellner und zückte seinen Stift. Seit wann gab es Kellner in Diskotheken?

Ich überlegte kurz. >> Ja, ein Maracuja Cocktail ohne Alkohol wäre nicht schlecht. <<

>> Alles klar. <<, sagte er und ging zurück zur Theke.

Meine Gedanken schweiften wieder zurück zu Jack und Bryan. Warum hassten sich die beiden so sehr? Und warum waren sie auf einmal an einem Mädchen interessiert, obwohl sie nie irgendwelche Beziehungen bis jetzt gehabt hatten? Naja anscheinend. Bei Bryan war ich mir nicht so sicher. Vielleicht war ja Bryan wirklich an mir interessiert und Jack versuchte sich nur deshalb mit mir zu unterhalten um Bryan zu provozieren?

Wieso gerate ich immer in komplizierte Situationen?, fragte ich mich und seufzte. Der Kellner kam zurück und brachte mir meinen Cocktail.

>> Bist du neu hier? <<, fragte mich der Junge als er mein Getränk absetzte.

>> Ja. <<, antwortete ich. >> Merkt man das so schnell? <<

>> Nein. Nur...ich hab' dich hier noch nie gesehen. <<

>> München ist 'ne große Stadt. << Immerhin waren wir, bestimmt wie viele andere auch, den ganzen weiten Weg bis hier her gefahren, weil es in unserer Kleinstadt so einen "tollen" Club nicht gab.

>> Ja, aber in diese Disco kommen meistens dieselben Leute, weißt du. Deshalb. <<, erklärte er lächelnd.    >> Und du hast einen Akzent. <<, fügte er noch hinzu. Diesmal grinste er mich leicht an.

>> Das nehme ich als Kompliment. <<, erwiderte ich lächelnd.

Er nickte und sah sich um, ob andere Gäste ihm zuwinkten. >> Lass ihn dir schmecken. Ich sag' s dir. Dieser Cocktail ist brutal. <<, meinte er und zwinkerte mir im Gehen zu. Ich sah ihm nach und nahm einen Schluck. Er schmeckte wirklich „brutal". Der Kellner notierte sich die Bestellungen der anderen und ging dann zur Theke, als ich plötzlich Jack hinter den Gardinen auftauchen sah. Schnell sah ich weg und versank in der Couch. Ich hoffte zwar dass er mich nicht fand, aber innerlich wusste ich, dass er mich nicht übersehen würde.

Ein paar Sekunden später blieb er vor mir stehen und sah zu mir herunter. Ich setzte mich richtig hin und nahm, ohne Jack anzusehen, noch einen Schluck von meinem Cocktail und sah aus dem Fenster.

>> Darf ich mich setzen? <<, fragte er mich und wartete geduldig auf meine Antwort.

>> Klar. <<, sagte ich und versuchte dabei lässig zu klingen. Wie hatte er mich so schnell gefunden? Hätte er nicht noch ein paar Stunden warten können um nach mir zu suchen? Ich sah ihn immer noch nicht an, aber bemerkte aus dem Augenwinkel, dass er mich kurz ansah und dann genauso wie ich aus dem Fenster starrte.

Ich traute mich nicht noch einen Schluck zu nehmen, weil ich die Stille die sich zwischen uns ausgebreitet hatte nicht unterbrechen wollte.
Doch wie ich geahnt hatte, hielt die Stille nicht lange an.

>> Du erwartest eine Erklärung von mir. Und zwar schon lange. <<, sagte er schließlich.

Ich wunderte mich, dass er es wusste und mich trotzdem erst jetzt darauf ansprach.

>>Stimmt. <<, gab ich zu und blickte ihm erst da in die Augen. Überraschenderweise sah er mich nicht ernst oder streng an. Nein. Seine Blicke waren sanft und warm und erfüllten mich irgendwie mit Freude. Ich hatte das Gefühl als würde für mich ab diesem Zeitpunkt ein neues Leben beginnen. Jack kam mir sehr vertraut vor, so als hätte ich ihn schon mein ganzes Leben lang gekannt. Wundersamerweise sah er mich genauso an, was mich zum Lächeln brachte. Kein einziges Mal wandte ich meinen Blick ab, genauso wenig wie er. Es kam mir so vor als würde ich einen Funken Freude in seinen Augen erkennen. So als würde sich mein Inneres in seinen Augen widerspiegeln.

>> Was ist das? <<, hörte ich mich fragen. Mir schien, als würde nicht ich sondern jemand anderes reden.

>>Was ist was? <<, entgegnete Jack und es war so als würden seine Augen mit mir sprechen.

Er schien irgendwie glücklich zu sein, aber auch...sehr, sehr...traurig.

>> Das in deinen Augen. <<, hörte ich mich sagen.

>> Was siehst du denn in meinen Augen? << Jack hatte sich vorgebeugt und sah ein wenig verwundert aus, aber auch glücklich. Seine Augen leuchteten förmlich. Ich nahm nichts als seine Augen und seine Stimme wahr. Alles um uns herum schien zu verstummen und uns zusammen allein zu lassen.

>> Ich sehe dich. Und deinen Kummer. <<, hörte ich eine bekannte Stimme von weitem sagen. Diese bekannte Stimme gehörte doch mir? Ungewollt streckte ich meine Hand aus um Jacks Gesicht zu berühren. Es war so als würde mein Körper mich beherrschen. Doch schlagartig erwachten die verstummten Geräusche um uns herum und ließen mich innehalten. Jacks Augen weiteten sich erschrocken, weshalb er sich wieder aufrichtete und ich meine Hand senkte.

Was war bloß in mich gefahren? Es kam mir nicht so vor als wäre ich das gewesen, sondern jemand anderes. Ich holte tief Luft und kam wieder zu mir. Was war ich im Begriff gewesen zu tun? Wieso hatte ich so komisches Zeug geredet?

>> Kim, ist alles in Ordnung? <<, fragte mich Jack und sah mich mit seinen ernsten Augen an.

Hatte ich mir gerade eben alles bloß eingebildet? Ich sah den Kellner an der Theke und rief ihn zu mir. Er kam lächelnd auf mich zu und strahlte mich an. >> Schmeckt' s? <<, fragte er.

>> Hast du da etwa Alkohol hineingemischt? <<, antwortete ich mit einer Gegenfrage. Er sah überrascht aus.

>> Nein. Ich schwör' s. Wieso? <<. Es schien eine ehrliche Antwort zu sein, doch ich musterte ihn weiterhin skeptisch.

>> Nichts nur so. Er schmeckt echt klasse. <<. Er schien erleichtert zu sein und ging wieder zurück zur Bar.

>> Da ist kein Alkohol drin. <<, sagte Jack plötzlich.

>> Woher willst du das wissen? Du warst nicht derjenige der gerade in einer Art Trance war. <<, entgegnete ich und sah ihn wieder an. Sein Blick war immer noch der gleiche. Und zwar ernst.
Aber er sah mich trotzdem irgendwie fragend an.
Also habe ich es mir doch bloß eingebildet, dachte ich mir und lehnte mich seufzend zurück.

Nach einigen Sekunden der bedrückenden Stille, sprach ich Jack endlich darauf an warum er eigentlich gekommen war.  >> Du wolltest mir etwas sagen. <<, erinnerte ich ihn trocken.

>> Ja. <<, erwiderte er und verstummte wieder.

Ich sah ihn fragend an, doch nach ein paar Minuten des Schweigens nahm ich mir vor so lange still zu bleiben, bis er mich von selbst darauf ansprach. Meinen Cocktail rührte ich kein weiteres Mal an, sondern schob ihn von mir weg und sah dann aus dem Fenster. Es war keine schöne Aussicht. Man sah einen Parkplatz und Müllcontainer. Außerdem schien die Luft neblig zu sein.

Wieso kommt er her, wenn er nichts sagen will?, fragte ich mich und warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Er bemerkte es, da er mich wahrscheinlich schon eine ganze Weile beobachtete.
Ich tat so als hätte ich nichts bemerkt und blickte wieder aus dem Fenster.

>> Es mag dir absurd vorkommen, dass ich dich gewarnt habe obwohl du mich kaum kennst, aber ich wollte es nur zu deinem Besten. <<, sagte er plötzlich und überraschte mich mit seiner Fürsorge.

>> Ja, es kam mir ziemlich absurd vor. <<, gestand ich nach ein paar Sekunden, woraufhin er bloß ernst nickte. >>Wieso hast du mich gewarnt? <<, fragte ich schließlich. >> Ich meine...alle wissen, dass du und Bryan...gewisse Probleme miteinander habt, aber... <<

>> Gewisse Probleme ist sehr nett umschrieben. <<, unterbrach er mich. Ich lächelte ihn schwach an, doch er zuckte nicht mal mit seinen Mundwinkeln. Ich fragte mich, warum ich ihn überhaupt anlächelte. Er hatte mich bis jetzt kein einziges Mal angelächelt.

>> Wie auch immer. <<, sagte ich. >> Ich wollte nur sichergehen, dass du mich nicht deshalb von ihm fernhalten willst, weil du ihn selber nicht leiden kannst. <<

>> Dich von ihm fernhalten? <<, wiederholte er. >> Nein. Ihn von dir fernhalten. <<, widersprach er. 

Ich sah ihn fragend an. >> Und warum willst du ihn von mir fernhalten? Ist er 'ne Art Mafiaboss oder sowas? <<, fragte ich sarkastisch. Er sah mich ernst an.

>> Den Grund kann ich dir nicht sagen. <<

>> Willst du mich verarschen? << Ich sah ihn etwas wütend an. >> Wieso bist du dann überhaupt hier, wenn du mir nicht mal den Grund für deine fremde Fürsorge verraten willst? <<

>> Ich... <<, er stockte kurz.  >> Ich weiß es nicht. <<, sagte er dann und sah mir dabei fest in die Augen.

>> Es ist sinnlos stimmt' s? <<

>> Was ist sinnlos? <<, fragte er ein wenig irritiert.

>> Den Versuch zu starten eine Antwort von dir zu bekommen. <<, antwortete ich und richtete mich auf um zu gehen. Jack sah mir schweigend dabei zu wie ich meine Jacke anzog. Er versuchte nicht einmal mich davon abzuhalten. Vielleicht dachte er ja gerade über etwas nach? Aber man konnte ihm keine Gefühle aus dem Gesicht ablesen. Ich hätte niemals sagen können, was gerade in ihm vorging. Er war so verschlossen.

Ich nahm meine Tasche vom Tisch und kramte mein Portemonnaie heraus, um das Geld für den Drink auf den Tisch zu legen.

>> So ungern ich das auch zugebe. Er ist gefährlich. <<, hörte ich Jack plötzlich sagen und drehte mich deshalb wieder zu ihm um. >> Was hast du gesagt? <<, fragte ich, obwohl ich ganz genau gehört hatte was er gesagt hatte.

>> Er ist gefährlich. <<, wiederholte er und sah mir dabei fest in die Augen. >> Du solltest dich von ihm fernhalten, damit er sich von dir fernhält. Damit er spürt wie ernst es dir mit der Distanz zu ihm ist. Bryan wird dir nichts Gutes bringen. Glaub mir Kim. << Ich sah ihn verwundert an und hörte auf nach Kleingeld zu suchen. Ich spürte irgendwie, dass er es ernst meinte und mich wirklich nur auf neutrale Weise vor Bryan warnen wollte. Mein Verstand jedoch sagte mir, dass ich ihm nicht glauben sollte. Was konnte Bryan mir schon antun?

>> Du bist mit ihm befreundet. Was die Sache natürlich um einiges verkompliziert. <<, sagte Jack.

>> Ich bin nicht mit ihm befreundet. <<, widersprach ich ihm. >> Das weiß er sogar selbst, weil ich ihm gesagt habe, dass wir keine Freunde sind. Aber er hängt mir hinterher wie ein Stalker. <<

Nachdem es raus war, bereute ich es irgendwie Bryan so schlecht dargestellt zu haben, obwohl ich fast nichts über ihn wusste.

Jack verengte seine Augen und wirkte dabei furchteinflößend. Er war wahrscheinlich schon seit einer ganzen Weile vom Sitz aufgestanden, was mir erst jetzt auffiel.

>> Wie lange macht er das schon? <<, fragte mich Jack und schaute dauernd zur Tür, weshalb ich irritiert seinem Blick folgte.

>> Schon ähm...seit ich hier her gezogen bin. <<, antwortete ich etwas geistesabwesend.

Was war denn an der Tür, dass er dauernd dahin starrte?

Er zeigte kein Anzeichen, dass er meine Antwort zur Kenntnis genommen hatte.

>> Hast du' s eilig? <<, fragte ich ihn schließlich und sah, genau wie er, wieder zur Tür.

>> Lass uns gehen. <<, entgegnete er bloß und legte einen Zehner auf den Tisch.

>> Wieso zahlst du für mich? Das kann ich auch selbst. <<, sagte ich fest entschlossen ihm sein Geld wieder zurückzugeben, aber er sah mich bloß streng an und machte eine Kopfbewegung zur Tür.

Na gut, dann gebe ich dir das Geld eben später zurück, dachte ich mir grimmig. Aber es war natürlich auch schmeichelhaft, dass er unaufgefordert für mich zahlte und das obwohl wir uns, erstens, kaum kannten und zweitens, wir nicht zusammen hier her gekommen waren.

Er ging auf die Gardinen zu, die uns von dem Rest der Disco trennten. Ich bereitete mich innerlich auf die große Menschenmenge vor und folgte Jack in das Innere der Disco.
Die Musik war dröhnend laut und die Leute sahen betrunkener aus als vorher. Hier machte bestimmt nicht nur Alkohol die Runde. Jack drehte sich kurz zu mir um. Wahrscheinlich um sicherzugehen, dass ich noch hinter ihm war. Er kam im Gegensatz zu mir sehr schnell voran. Durch meine Stöckelschuhe war es nicht sehr leicht herumzurennen und sich durch die Masse hindurch zu quetschen. Ich versuchte schneller voranzukommen, doch es schien unmöglich.

Plötzlich packte mich jemand am Arm und drehte mich zu sich um. Es war Laura.

>> Mensch Kim! Wo bist du die ganze Zeit gewesen? Ich hab' dich überall gesucht! <<, brüllte sie und versuchte dabei die Musik zu übertönen.

>> Ich hab' dich auch gesucht! <<, rief ich. >> Hab' dich aber nirgends gefunden! <<

>> Wie konnte das passieren? <<, fragte sie laut. Ihr Atem roch nach Alkohol und sie selbst sah nicht besonders nüchtern aus.

>> Keine Ahnung! <<, antwortete ich und drehte mich in die Richtung in die Jack lief. Ich sah ihn dort stehen. Er sah mich, wie immer, ernst an und wartete darauf, dass ich ihm weiterhin folgte. Wieso tat ich das überhaupt? Er hatte mir ja nicht mal verraten wohin wir gingen.

>> Willst du was trinken? <<, fragte mich Laura und lachte dabei. >> Ich hab' ziemlich viel getrunken weißt du. <<

>> Ich merk' s. <<, erwiderte ich lächelnd und überlegte mir eine Ausrede, damit ich mich davonstehlen konnte.

>> Ich gehe jetzt nach Hause. Ich habe Kopfschmerzen. <<, sagte ich schließlich und es war nicht einmal gelogen, dass ich Kopfschmerzen hatte. >> Echt jetzt? Ach Kim. Bleib doch noch. <<, drängte sie sanft und sah mich aus ihren müden Augen an.

>> Nein lieber nicht. Wir sehen uns dann in der Schule. <<, sagte ich und verabschiedete mich von ihr.

>> Ist sie wenigstens eine gute Freundin? <<, fragte mich Jack als ich auf ihn zukam.

>> Ja. Ist sie. Zwar kenne ich sie nicht so lange. Aber sie scheint mir ein netter Mensch zu sein. <<, antwortete ich wahrheitsgemäß und sah in ihre Richtung. Sie tanzte mit ihrem Freund und kippte ein Bier nach dem anderen.

>> Die meisten Menschen sind nur scheinheilig. Du solltest dich nicht von ihnen trügen lassen. <<

>> Danke für die Info. Das weiß ich auch schon. <<, erwiderte ich etwas gereizt. Er tat so als wäre ich total dumm und könnte nicht selbst auf mich aufpassen. Er kannte mich doch überhaupt nicht. Sonst würde er wissen, dass ich mich sehr wohl selbst beschützen konnte. Er sah mich ein wenig überrascht an, aber sagte nichts dazu. Wir schlängelten uns immer weiter durch die Menge und als ich anfing von frischer Luft zu träumen sah ich, dass Jack auf den Ausgang zusteuerte.
Ich fragte mich was er wohl draußen mit mir besprechen wollte. Falls er etwas mit mir besprechen wollte.

Als wir fast zwei Meter vom Ausgang entfernt waren, wurde ich ungeduldig und schubste jeden hastig zur Seite der mir im Weg stand.

>> Endlich. <<, rief ich als ich draußen in der Kälte stand und die frische Luft einsog.

>>Wolltest du so sehr nach draußen? <<, fragte mich Jack.

>> Ja, allerdings. <<

>> Und warum bist du nicht schon vorher rausgegangen? <<

>> Weil...hm...keine Ahnung. <<, gestand ich.

>> Wollen wir uns etwas weiter von der Disco entfernen? <<, fragte er mich und steckte seine Hände in seine Jackentaschen.

>> Wieso nicht. <<, antwortete ich und folgte ihm.

Einige Minuten lang liefen wir schweigend nebeneinander her und genossen die frische Luft, die wir endlich einatmen konnten.

>> Irgendetwas in mir sagt mir, dass du keiner dieser Menschen bist die das Partyleben genießen. <<, meinte Jack plötzlich. >> Was machst du dann in einem Club? <<

Ich war überrascht, dass es ihm aufgefallen war. >> Stimmt, du hast recht. Ich bin kein Partymensch. <<
Er warf mir einen Seitenblick zu als wollte er damit sagen, dass ich weiter reden sollte. >> Es war Lauras Idee. Ich wollte gar nicht mitkommen, aber sie bestand darauf und ich wollte sie nicht kränken. <<, erklärte ich. >> Deshalb bin ich mitgekommen. <<

Er nickte und sah mich dann an.
>> Ist was? <<, fragte ich.

>> Ja. <<, antwortete er und für einen kurzen Augenblick wich seine Ernsthaftigkeit aus seinen Augen. Seine Antwort gefiel mir irgendwie, weshalb ich lächeln musste.

>> Und was? <<, fragte ich interessiert.

>> Du. <<, erwiderte er und sah wieder weg.

>> Was ich? <<, wollte ich wissen und sah ihn dabei an. >> Was ist mit mir? <<

Er schwieg jedoch und sah überallhin, außer zu mir. Ich gab auf darauf zu warten eine Antwort von ihm zu bekommen und verstummte ebenfalls.
Schweigend liefen wir eine Weile nebeneinander her und ich fragte mich währenddessen wohin wir wohl gingen.

>> Weißt du... <<, begann Jack plötzlich, >> du ziehst plötzlich hier her und weckst in mir Hoffnungen, die ich schon längst aufgegeben hatte. Hoffnungen die einiges in mir zerstört haben. Und Erinnerungen, die ich längst vergraben hatte um ja nie wieder an sie zu denken. Doch plötzlich tauchst du auf und erweckst das alles wieder zum Leben. Wie kann ich dann zulassen, dass...dir etwas passiert? <<

Ich war irritiert all das zu hören. Warum erzählte er mir das alles? Wie konnte er mir überhaupt das alles anvertrauen, wo wir uns doch kaum kannten? Ja, stimmt. Wir kannten uns kaum, aber eigentlich kam es mir so vor als würde ich Jack schon seit Jahrzehnten kennen und seine tiefsten Geheimnisse wissen. Einerseits kam er mir etwas mysteriös und verschlossen vor, doch andererseits hatte ich das Gefühl zu wissen, warum er so war. Sein Vertrauen mir gegenüber überraschte mich zwar, aber dadurch gab er mir das Gefühl ihm näher zu stehen als alle anderen.

Jack blieb stehen und sah mir in die Augen. Ich konnte keine Spur von Zweifel in seinen Augen erkennen. Die Strenge in seinem Blick wich einer fremden Zärtlichkeit und schien ihn älter wirken zu lassen als er war.

>> Warum erzählst du mir das alles? <<, fragte ich ihn flüsternd.

>> Weil ich dir vertraue. <<, antwortete er und ich wusste, dass er die Wahrheit sagte.

>> Aber warum? Du kennst mich doch kaum. Wie kannst du dir dann so sicher sein, dass ich eine vertrauenswürdige Person bin? <<

>> Ich kenne dich mehr als du denkst, Kim. <<

Überrascht sah ich ihn an. >> Wie meinst du das? <<

Er sah mich aus seinen schwarzen unergründlichen Augen an und schwieg. Ich wusste, dass er mir keine aufklärende Antwort geben würde und dass ich ihn nicht dazu bringen konnte es mir zu sagen.

>> Das wirst du früh genug erfahren. <<, sagte er dann und hob seine Hand, so als würde er sie gerne auf meine Wange legen wollen. Ich wich reflexartig zurück, was sehr dumm von mir war, denn er senkte verschämt seine Hand und wandte seinen Blick von mir ab.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte, deshalb blieb ich still und sah in den Himmel. Man konnte nur wenige Sterne sehen, weil es ziemlich neblig war und soweit ich wusste bekam man meistens keine Sterne im Winter zu Gesicht.

>> Wollen wir weiterlaufen? <<, hörte ich Jack fragen, doch ich wandte meinen Blick nicht von den Sternen.

>> Können wir. <<, antwortete ich bloß und fragte mich was er wohl gerade dachte.

>> Es ist wunderschön, nicht wahr? <<, fragte er flüsternd. Ich wusste dass er den Himmel meinte. Die Wolken, wie sie sich in die Länge zogen und uns so nah schienen. Der Nebel der sanft unsere Wangen streifte und uns eine Gänsehaut bescherte. Ja. Es war wunderschön.

>> Ja, das ist es. <<, stimmte ich zu und löste dann meinen Blick vom Himmel. Er sah mich an und ich erwiderte seinen Blick, was mich komischerweise zum Lächeln brachte.

>> Was ist los? <<, fragte er verwundert.

>> Mir kommt es so vor als würde ich dich schon seit Jahren kennen, obwohl es nicht so ist. Und dann erzählst du mir deine innigsten Gefühle...du vertraust mir so plötzlich. Es ist irgendwie erschreckend und schön zugleich. <<, antwortete ich lächelnd. Ich konnte einfach nicht damit aufhören.

>> Ja. Erschreckend schön. <<, stimmte er mir zu und sah mich irgendwie traurig an.

>> Bist du traurig? <<, rutschte es mir heraus und ich bereute es sofort.

Ihm ist es bestimmt unangenehm, wenn ich ihn sowas frage, dachte ich mir.

Ich erwartete eine unangenehme Reaktion, aber er sah mich bloß an. So als hätte er meine Frage gar nicht gehört.
>> Wir sollten weitergehen. <<, sagte er dann und lief los. Ich folgte ihm schweigend und fragte mich wohin wir eigentlich gingen.

>> Ich will nicht, dass du denkst ich würde dich entführen oder so, aber wir gehen gerade zu meinem Auto. <<, platzte er in meine Gedanken rein, so als wüsste er was ich dachte.

>> Zu deinem Auto? <<

>> Ja. <<

>> Und warum? <<

>> Damit du fragst. <<, antwortete er und riss somit seinen ersten Witz in meiner Gegenwart, auch wenn er dabei nicht lächelte.

>> Warte mal. Hast du gerade einen Witz gemacht? <<, fragte ich ihn theatralisch verwundert.

>> Er sollte einer sein, ja. <<, antwortete er und holte einen Schlüsselbund aus seiner Hosentasche.

Ich grinste ihn an und schüttelte kurz den Kopf. Er tat so als hätte er es nicht gesehen, doch konnte seine Neugier nicht zurückhalten.

>> Wieso grinst du? <<, fragte er schließlich und sah mich an.

>> Weil du verrückt bist. <<, antwortete ich grinsend.

>> Verrückt? Wieso denn verrückt? <<

>> Du bist ein sehr verschlossener Mensch. Und zu mir bist du ganz anders. Und jetzt reißt du auch noch einen Witz, ohne die Ironie mitschwingen zu lassen, sodass man gar nicht merkt, dass es ein Witz ist. Was bist du also? Ein Verrückter oder ein Junge mit vielen Komplexen? <<

>> Hast du nur diese Alternativen zur Verfügung stehen? <<, fragte er, aber diesmal hörte ich die Ironie heraus. Ich fing an zu lachen und diesmal war er derjenige der mich überrascht ansah.

Es kam mir so vor als wäre er fasziniert von meinem Lachen...aber das bildete ich mir wahrscheinlich bloß ein.

>> Dein zweiter Witz. <<, stellte ich lachend fest und sah ihm fröhlich in die Augen.

>> Du trinkst nicht, aber bist so fröhlich drauf. Woran das wohl liegt? <<, scherzte er und betrachtete mich dabei. Ich hörte langsam mit dem Lachen auf.
>> Woher willst du wissen, dass ich nicht trinke? <<

Er sah so aus als wäre es ihm aus Versehen ausgerutscht.

>> Dein Cocktail war ohne Alkohol. <<, antwortete er und tat so als würde er sich momentan nur für seine Schlüssel interessieren.

>> Aber das bedeutet nicht, dass ich gar nicht trinke. <<, wandte ich ein und sah ihn skeptisch an.

>> Du hast gemeint, du würdest mich besser kennen als ich denke. Wie viel besser meintest du damit Jack? << Ich spürte, dass seine Ernsthaftigkeit wieder zurückkehrtenals ich ihn das fragte.
Er antwortete mir nicht und ich sah wie er seine Autoschlüssel fester umschloss.

>> Ich habe dich etwas gefragt, Jack. <<, sagte ich. Wieso antwortete er mir nicht? Es war mein Recht zu wissen, was er damit meinte.

>> Ich habe dir gesagt, dass du es früh genug erfahren wirst. <<, erwiderte er ernst ohne mich dabei anzuschauen. Er drückte auf den Knopf seines Autoschlüssels, woraufhin ein Geräusch ertönte, das darauf hinwies, dass er jetzt einsteigen konnte. Ich hatte aber leider nicht gesehen, welches Auto es war. Er überquerte die Straße und lief zu einem schwarz glänzenden BMW. Ich kannte mich überhaupt nicht mit Autos aus, aber ich hatte einen sechsten Sinn was gute Autos betraf. Und das hier war ein sehr gutes Auto. Ich jedoch, überquerte die Straße nicht sondern spielte mit dem Gedanken einfach zum Bahnhof zu laufen und von dort aus die Bahn zu nehmen. Mein Handy würde mir zeigen wo lang ich gehen musste, wenn ich zum Bahnhof wollte. Ich hatte keine Lust in jemandes Auto einzusteigen, der dauerunfreundlich war und mir keine Antworten auf meine Fragen gab. Ich sah Jack zu, wie er mitten auf der Straße stehen blieb und sich zu mir umdrehte.

>> Kim. <<, hörte ich ihn sagen, aber ich reagierte nicht darauf. Ich sah ihn bloß an und fragte mich was ich hier überhaupt machte. Mit irgendeinem Jungen draußen zu spazieren, der unfreundlich zu mir war. Aber er ist nicht unfreundlich, sagte mir eine Stimme in meinem Kopf. Er hat sich dir geöffnet und dich zum Lachen gebracht. Es war das erste Mal seit deiner Ankunft, dass dich jemand wirklich innerlich zum Lachen gebracht hat und du weißt, dass er nicht irgendjemand ist. Er ist Jack. Er ist jemand. Jemand besonderes. Und das weißt du.

Es war so als würde sich eine fremde Stimme in meine Gedanken schleichen. Und die Stimme hatte recht. Sie hatte wirklich recht. >> Kim, kommst du? <<, fragte mich Jack, doch ich blieb immer noch dort stehen wo ich war.

>> Wohin willst du? <<, fragte ich ihn.

>> Zu dir nach Hause. <<

>> Du weißt doch gar nicht wo ich wohne. <<

>> Na klar weiß ich das. << Ich sah ihn fragend an. >> Na als ich dir deine Handschuhe gebracht habe. <<, erklärte er.

>> Ach, stimmt. <<, murmelte ich und überquerte schließlich die Straße.

Respektiere es wenn er dir noch keine Antwort geben will. Er hat doch gesagt, dass du es früh genug erfahren wirst, flüsterte mir die Stimme wieder zu. Ich wusste, dass es meine innere Stimme war. Aber sie kam mir trotzdem fremd vor.

>> Das ist also dein Auto. <<, stellte ich fest. Er nickte bloß und hielt mir dann die Tür auf. Ich war hin und her gerissen, ob ich einsteigen sollte oder nicht. Und die Ausrede, dass ich ihn kaum kannte, kam mir jetzt ziemlich lahm vor.

>> Hast du Angst, dass ich dir was tue? <<, fragte er mich verbittert.

Ich sah ihn an. >> Nein. Und wenn du mir was tun wollen würdest, glaube ich kaum dass du es schaffen könntest. <<, erwiderte ich. Er sah mich unverwandt an, ohne eine Regung im Gesicht.

>> Heißt das, du vertraust mir? <<

>> Habe ich das behauptet? <<, antwortete ich mit einer Gegenfrage.

>> Also vertraust du mir nicht? <<, fragte er ernst.

>> Habe ich das behauptet? <<, wiederholte ich und mein rechter Mundwinkel hob sich ganz von alleine. Ich sah ihn herausfordernd an. Aber nicht böse, sondern eher...wissend.

Dann passierte es. Er lächelte mich an. Es war das erste Mal, dass ich ihn lächeln sah, seitdem ich ihn kannte. Klar, es war nicht lange, doch es kam mir so vor.
Und sein Lächeln...war so schön und intensiv. Es berührte mein Herz. Er sah mir währenddessen tief in die Augen und ich sah, dass auch seine Augen mich anlächelten. Sein Lächeln war so sanft und anziehend, dass ich mich schwer hielt nicht über seine wunderschönen Wangen zu streichen.
Sein Lächeln verriet mir Leidenschaft, aber auch Kummer. Ich fühlte mich wieder so abgekapselt vor dem Rest der Welt. Genau wie vorhin in der Disco. Es schien so als würden nur wir beide existieren. Aber diesmal wusste ich, dass der Moment enden würde.

Und da war es auch schon. Das Ende dieses Moments. Seine Augen sahen mich wieder etwas ernster an und sein Lächeln verschwand langsam. Es kam mir so vor, als würde ich vom Himmel fallen und unsanft landen. Es verursachte in mir ein ungutes Gefühl, weshalb auch mein Lächeln verschwand.

Jack räusperte sich leise und wackelte mit der Autotür. >> Wir sollten dann mal los. <<, sagte er und wartete bis ich einstieg.

Was war das eben?, fragte ich mich mit einem komischen Gefühl im Magen und setzte mich auf den cremefarbenen Ledersitz. Er machte die Autotür zu und setzte sich dann vor das Lenkrad. Er schaltete den Motor ein und fuhr dann los. Das Auto war der Hammer, es glitt summend dahin wie eine schnurrende Katze und gab kein störendes Geräusch von sich.

So ein Auto sollte ich mir auch mal zulegen, aber wer weiß wie viel der gekostet hat, dachte ich mir und schnallte mich an.

Wir schwiegen eine ganze Weile. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er einen längeren Weg fuhr als er musste.

>> Müssen wir nicht einen anderen Weg fahren? <<, fragte ich vorsichtig.

>> Wenn du den kürzeren Weg meinst, dann ja. <<, antwortete er gelassen. Also hatte ich doch recht.

>> Wieso fahren wir dann den längeren Weg? <<

>> Weil ich es so wollte. << Ich sah ihn fragend an und wartete bis er mir einen Seitenblick zu warf.

>> Hab ich was verbrochen, dass du mich so anschaust? <<, fragte er schließlich.

>> Nein. <<, sagte ich, >> Du hast nichts verbrochen. Aber ich frage mich warum du dich für den längeren Weg entschieden hast. << Ich hob meine rechte Augenbraue, um meiner Frage Nachdruck zu verleihen und wartete. Er sah mich kurz an und richtete dann seinen Blick wieder auf die Straße.

>> Weil...keine Ahnung. <<, er stockte kurz. >> Ich weiß es nicht. Keine Ahnung. <<

Ich musste grinsen und sah ihn weiterhin an. >> Ach so. Hm. Keine Ahnung also. <<

>> Ja. <<, bestätigte er und ich merkte, dass er seine Zähne fest zusammenbiss, woraufhin seine Wangenknochen stärker hervorstachen. Ich sah, dass er das Lenkrad fester umklammerte.

Hatte ich ihn etwa wütend gemacht?

>> Kim? <<, hörte ich Jack plötzlich sagen.

>> Ja? <<

>> Denk an etwas Schönes ja? An eine schöne Erinnerung. <<, bat er. Ich sah ihn verwirrt an.

>> Wieso denn das? <<, fragte ich.

>> Weil dir das bevorstehende nicht gefallen wird. <<, antwortete er gepresst und da sah ich es genau vor mir. Ein weißes Auto kam mit zunehmender Geschwindigkeit auf uns zu und es wurde nicht langsamer. Doch ich verstand trotzdem nicht, wieso ich an etwas Schönes denken sollte.

Ich sah wie das weiße Auto auf uns zuraste und bemerkte dabei, dass Jack weder den Versuch startete auszuweichen, noch langsamer wurde. Ich wusste nicht was er vor hatte, aber es gefiel mir überhaupt nicht. Komischerweise ergriff mich nicht die Angst, wie es eigentlich sein sollte, sondern Bewunderung, dass Jack so entschlossen und furchtlos aussah. Sein Gesicht war wutverzerrt und seine Hände umschlossen das Lenkrad fester als vorhin. Er murmelte irgendetwas vor sich hin, aber ich verstand es leider nicht. Bevor mir bewusst wurde was vor sich ging, driftete das weiße Auto mit einem Mal um hundertachtzig Grad und fuhr plötzlich rückwärts auf uns zu.  Jack gab Vollgas und ließ somit das weiße Auto hinter uns. Mir wurde nicht klar wie er dem anderen Fahrer ausgewichen war oder was er überhaupt getan hatte, weil ich so fixiert auf seinen Gesichtsausdruck gewesen war, anstatt das Geschehen zu verfolgen in dem ich mit drin steckte.

Ich riss meine Augen von Jack los und sah reflexartig auf den Seitenspiegel. Ich sah wie das weiße Auto an Geschwindigkeit zunahm und plötzlich neben uns herfuhr.

>> Verfolgt dich etwa jemand? <<, rief ich Jack über den jetzt dröhnenden Motor hinweg zu.
Bevor er mir eine Antwort geben konnte, sah ich wie der Fahrer des weißen Autos sein Fenster herunterließ und mich dann mit seinen blitzend weißen Zähnen verschmitzt angrinste.  Zu meiner Überraschung war es Bryan. Oder sollte ich doch nicht überrascht sein?

Ich ließ ebenfalls mein Fenster herunter.

>> Na Kim? <<, rief er mir zu und zwinkerte dabei.
>> Bryan? <<, erwiderte ich bloß und sah ihn überrascht an.

>> Macht' s Spaß mit deinem Lover? <<, fragte er grinsend, doch der Ausdruck in seinen Augen verwirrte mich. Er sah irgendwie anders aus. So verbittert.

>> Lover? <<, widerholte ich mit einem fragenden Blick.

>> Na Jack. Dein Liebling! <<

>> Was redet du da für einen Schwachsinn?! <<, fragte ich wütend.

>> Schwachsinn? <<, widerholte er.

>> Ja! Schwachsinn! <<

Er grinste mich zwar an, aber es schwankte jetzt ein wenig.

>> Weshalb verfolgst du mich überhaupt? Du bist doch echt krank! <<, rief ich ihm wütend zu. Ich sah wie Bryans Grinsen einem ernsten Blick wich und ihn wie eine weiße Marmorskulptur wirken ließ. Anstatt meine Klappe zu halten redete ich weiter, was wahrscheinlich keine so gute Idee war.

>> Wieso bist du vorhin überhaupt mit uns mitgefahren, wenn du ein eigenes Auto hast?! <<, warf ich ihm genervt vor und ließ mein Fenster wieder hochfahren, bevor er etwas sagen konnte.
Ich sah geflissentlich nicht in Bryans Richtung, sondern aus der Windschutzscheibe. Ich hörte wie Bryan seinen Motor aufheulen ließ und uns plötzlich überholte. Er fuhr immer weiter und weiter, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Ich warf Jack einen Seitenblick zu und bemerkte, dass er schief lächelte. >> Wieso lächelst du so schadenfroh? <<, fragte ich ihn.

Es war natürlich eindeutig wieso er lächelte, ich war ja nicht dumm. Doch ich wollte trotzdem nachfragen, damit ich es von ihm selbst erfuhr.

>> Du hast ihn fertig gemacht. <<, antwortete er gelassen und ein Hauch von Fröhlichkeit schwang in seiner Stimme mit. Er sah mich an und ich konnte nicht anders als mit zu lächeln. Um ehrlich zu sein, war ich nicht froh darüber, dass ich Bryan etwas vorgeworfen hatte. Ich hasste es nämlich Leuten etwas vorzuwerfen. Es war nicht meine Art so etwas zu tun. Doch in letzter Zeit wusste ich sowieso nicht was mit mir passierte.

>> Schade. Jetzt kommen wir schneller bei dir zu Hause an als gewollt. <<, sagte Jack plötzlich, aber sah dabei ernst aus der Windschutzscheibe.

>> Wieso schade? <<, fragte ich überrascht.

>> Ich dachte wir...hm, nichts. <<

>> Sag' s mir. <<, drängte ich ihn sanft, doch plötzlich kam es mir so vor als würde mich jemand beobachten. Ich hörte ein Summen in meinem Kopf, das schon längere Zeit im Hintergrund vorhanden war, doch jetzt hörte ich es lauter und lauter, bis ich es nicht mehr aushielt.

>> Ah! <<, rief ich laut und hielt mir dabei meine Ohren zu. Ich versuchte das intensive Geräusch abzuschütteln, doch ich schaffte es nicht. Ich merkte, dass Jack mich panisch ansah und mir irgendetwas zurief, doch ich hörte ihn nicht...ich verstand ihn nicht. Plötzlich sah ich zwei pechschwarze Augen vor mir aufblitzen. Eine Truhe und einen alten Mann.

Mir wurde schwindelig. Ich sah Jack an und bemerkte, dass alles langsam vor meinen Augen verschwamm. Plötzlich spürte ich wie zwei warme Hände die meinen, von meinen Ohren nahmen und jemand mir etwas zuflüsterte. Ich spürte die warme Luft die aus dem Mund des Flüsternden drang und dessen Lippen mein Ohr berührten. Langsam wurde mir bewusst, dass es Jack war. Ich spürte wie das Summen aus meinem Kopf wich und mein Blick wieder klarer wurde. Ich sah Jacks Gesicht vor meinem. Seine Hände umklammerten sanft meine Handgelenke. Ich merkte, dass das Auto weiterfuhr, doch Jack steuerte es nicht.

>> Kim? <<, hörte ich ihn aus der Ferne fragen.

>> Nicht antworten. <<, flüsterte mir eine bekannte Stimme zu.

>> Kim? <<, wiederholte Jack noch einmal. Ich wollte ihm antworten, doch irgendetwas oder irgendjemand hielt mich davon ab.

>> Verdammt! <<, hörte ich Jack rufen und spürte, dass ich schwankte.

>> Kim? Hörst du mich? Hörst du mich?! << Jack sah wütend und panisch zugleich aus. Ich hätte ihm gerne gesagt, dass alles okay war, aber das konnte ich nicht. Ich fühlte mich seltsam. Ich konnte mich selbst nicht mehr kontrollieren. Als wäre jemand in meinen Kopf eingedrungen.

>> Du bist jetzt hier. Nicht bei ihm. Antworte ihm nicht. <<, hörte ich wieder die Stimme sagen.

Ich versuchte irgendwie klaren Kopf zu fassen, doch ich konnte nicht einmal meinen Finger rühren. Aber meine Augen! Ja, meine Augen konnte ich bewegen. Ich klimperte zweimal mit den Wimpern um Jack zu zeigen, dass ich ihn hörte. Was war mit mir los? Fühlte sich vielleicht so ein Schlaganfall an?

Jack entging mein Zeichen nicht, weshalb er sich sofort zu mir beugte und meine Handgelenke fester umklammerte.

>> Kim. Dein Verstand gehört dir. Okay? Verstehst du? Niemand kann dir deine Gedanken klauen. Denk an etwas Schönes. Eine schöne Erinnerung! Okay? Kim? Bitte! Denk jetzt an deine schönste Erinnerung die du hast. <<

Das waren die letzten Worte die ich hörte, bevor mir schwarz vor Augen wurde.

PS: Was denkt ihr was passiert ist? *schockiert guck*
Voten und kommentieren nicht vergessen, please! :D :*

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