God-king of Egypt | Minsung

By Mondesserin

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Wenn Jisung in seinem Leben eines gelernt hat, dann dass Aufgeben nie eine Option ist. Doch was passiert, wen... More

Anmerkungen der Autorin
Das Grab
In der Grabkammer
Das Geheimnis der Schriftrolle
Unialltag
Die Katzengöttin
Neuer Tag, neues Glück
An der Seite des Stiers
Die mysteriösen Brüder
Glaubensfragen
Sackgasse
Beschwerliche Pfade
Smaragdgrüne Augen
Das perfekte Duplikat
Zurück ins Sonnenlicht
Im Verdacht
Im Verhör
Der neugierige Großwesir
Schwindende Hoffnung
Der furchteinflößende Pharao
Tapferkeit und Torheit
Das Gewicht einer ganzen Welt
Komplimente und Kompromisse
Eine böse Vorahnung
Bis zum letzten Tag
Neue Regeln und Gesetze
Oberste Order
Tiefe und reine Dankbarkeit
Ein unverschämtes Angebot
Die Übereinkunft
Alle Zeit der Welt
Das Bad
Unberührbare Blumen
Eine Kiste voller Kostbarkeiten
Zwei kleine Retter
Schwacher Trost
Lass es zu
Im Zwiespalt
(Un)schuld
Markttag
Aufblühende Unterhaltungen
Taktisches Vorgehen
Bitte oder Befehl
Lebensziele und Bedürfnisse
Hör auf mich
Was Mann kann
Wein und Widerworte
Klare Bekenntnisse
Bedeutungsebenen
Blickwinkel
Stille Wasser
In der Wüste
Hier und jetzt
Nie wieder
Rechtzeitige Rettungen
Bezeichnung und Bedeutung
Vorsatz und Verhalten
Mit der Kraft der Sprache
Für eine erfolgreiche Jagd

Der Sieg des Selbstlosen

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By Mondesserin

Jisungs Pov:

Der nächste Morgen begann für mich friedlicher als erwartet, was aber auch daran liegen konnte, dass mich niemand weckte, sondern ich selbst recht früh erwachte. Auch das Frühstück verlief ruhig und keiner stellte mir unangenehme Fragen oder schien sich allgemein dafür zu interessieren, dass ich schon wieder in Minhos Gemächer gerufen worden war.

Nun gut, Seungmin und Hyunjin warfen mir ab und an eindringliche Blicke zu, aber beide aus vollkommen unterschiedlichen Gründen. Seungmin versuchte vermutlich einzuschätzen, wie ich mich gerade fühlte und wog ab, ob er später mit mir darüber sprechen sollte, während sich Hyunjin wahrscheinlich den Kopf darüber zerbrach, was Minho an mir so besonders fand. Seine mehr oder weniger offensichtliche Eifersucht machte mich dezent nervös und ich fragte mich, ob ich wohl eines Tages nicht mehr aufwachen würde, weil Hyunjin entschieden hatte, mich im Schlaf zu erdrosseln, um den Herrscher Ägyptens wieder ganz für sich zu haben.

Allerdings verringerte sich Hyunjins Geduldsspanne von vielleicht mehreren Jahren schlagartig auf ein paar Monate, als nach dem Frühstück mehrere Sklaven zwei schwere Kisten hereintrugen und diese neben meiner Schlafstätte platzierten. Einer der Bediensteten trat zu mir und bot mir an, die vom König gesandten Kleidungsstücke und den Schmuck zu betrachten und einiges davon direkt anzuprobieren.

Während Hyunjin sich augenrollend abwandte und den Saal verließ, blieben sowohl Sunoo, Niki als auch Seungmin, um mir bei der Auswahl der richtigen Kleidung zu helfen und den Schnitt, sowie die Verarbeitung der Textilien zu kommentieren.

Es waren insgesamt sechs neue Gewänder und noch etwas mehr Stoff, aus dem man ähnliche Kleidung fertigen konnte oder den man sich an kühlen Tagen zusätzlich umlegte. Größtenteils war der Stoff hellgrau bis cremeweiß, mit bunten Stickereien an den Säumen. An Schmuck hatte der Pharao ebenso wenig gespart. Neben mehreren breiten Gürteln aus Leder, die mit zierlichen Goldbeschlägen und funkelnden Edelsteinen besetzt waren, schickte er mir Armreifen aus massivem Gold oder Bronze.

Eines der Schmuckstücke hatte mich tatsächlich auf den ersten Blick verzaubert. Ein langer, gewundener Armreif, der mindestens meinen halben Unterarm umspannte und die Form einer Schlange hatte und auch noch passend dazu auf meinem Handrücken in einem Schlangenkopf endete. Die Augen des Tieres waren mit kleinen Smaragden besetzt, während die hervorschnellende Zunge mit Rubinen geschmückt war. Außerdem gab es noch einige simple aber ebenso hochwertige Bronzearmreifen mit eingeritzten Mustern und zwei Paar Schuhe – wenn man diese denn so nennen konnte. Ein Paar bestand gänzlich aus weichem Leder, das andere war traditionell mit der Sohle aus Holz gefertigt und wurde nur mit Lederriemen am Fuß gehalten.

Schon jetzt vermisste ich meine bequemen Sneaker, aber vermutlich wären die eigentümlichen Schuhe doch komfortabler, als überallhin barfuß zu gehen. Zwar hatte ich prinzipiell nichts gegen das barfuß Umherlaufen, aber sollte ich diesen Palast je verlassen, wären Schuhe wichtig, um mir auf dem heißen Sandboden nicht die Fußsohlen zu verbrennen.

Erfreut über die erhaltenen Geschenke aber ebenso verschämt über die schiere Menge an Zuwendungen durch den König, saß ich schließlich in einem der neuen Gewänder auf meinem Bett und lauschte Seungmin und Sunoo, die darüber diskutierten, was ich sonst noch brauchen könnte. Schlussendlich wechselten sie jedoch das Gesprächsthema und Seungmin wandte sich an mich.

„Jisung? In etwa einer Stunde gehen wir alle gemeinsam zum Tempel des Ra und bringen dem Gott Opfer dar und bitten um seine Milde und Gunst. Minho hat darin eingewilligt, dass du uns begleiten darfst, so können wir dir gleich einen Teil Thebens zeigen."


Ich hatte nicht lange überlegen müssen, um dem Angebot zuzustimmen, immerhin war das die Möglichkeit, auf die ich in den letzten Tagen gewartet hatte. Theben war groß und sollten wir wirklich durch die Stadt gehen, könnte ich möglicherweise in einem unbeobachteten Moment fliehen.

Aber natürlich hatte ich nicht zu Ende gedacht, denn selbstverständlich liefen die Mitglieder des königlichen Harems nicht zum Tempel, sondern wurden in gepolsterten Sänften hingetragen.

Also fand ich mich kurz nach dem Mittagsmahl gemeinsam mit Seungmin in einer eher engen Sänfte wieder und bestaunte das Theben dieser Zeit durch eine dünne Leinenstoffabdeckung, die die Sonne abhalten sollte. Zwar konnte ich ungehindert nach draußen blicken, aber eine Flucht schien von hier aus wenig erfolgversprechend. Die Sänften waren umgeben von Soldaten und mehreren Sklaven, die die Opfergaben zum Tempel trugen, außerdem schwankte unser Transportmittel immer wieder leicht, sodass mir bereits nach der Hälfte des Weges leicht mulmig zumute war.

„Soll ich dir erklären, wie die Opfer dargebracht werden und wie wir zu unseren Göttern beten?", fragte Seungmin und schnitt damit immerhin ein Thema an, das wirklich interessant war und über das ich gern mehr erfahren wollte. Zweifellos waren mir die Riten der Ägypter nicht fremd, doch da Seungmin aus einer Priesterfamilie stammte, konnte er vermutlich sehr präzise Antworten geben, vielleicht würde sogar mir neue Einblicke liefern können.

„Gern, dann lerne ich endlich mehr über eure Kultur", ermunterte ich den Jüngeren und lehnte mich in der Sänfte zurück, als diese etwas stärker schaukelte.

„Nun, zunächst werden wir von den Priestern geleitet in den Tempel eintreten und uns vor dem Bildnis des Gottes Ra niederwerfen. Wir müssen ihm unsere Demut und unseren Gehorsam zeigen, denn er ist der Wichtigste aller Götter. Ohne ihn würde kein Licht über uns scheinen und die Welt müsste in Dunkelheit versinken."

Eine sehr dramatische Darstellung... Was er wohl davon halten würde, wenn ich ihm erzähle, dass die Sonne eigentlich ein Stern ist und es gar keinen Gott gibt?

Aber natürlich hielt ich mich zurück und lauschte Seungmins Worten aufmerksam. „Danach werden die Priester dem Gott unsere Opfergaben darbringen, singen und gemeinsam mit uns für unser Wohl und das ewige Leben beten."

Soweit sogut.

„Betest du für etwas Bestimmtes? Also ich meine, betest du auch dafür, dass Ra dir einen persönlichen Wunsch gewährt?", wollte ich nun wissen.

Seungmin lächelte still und nickte dann bekräftigend. „Das tue ich, aber heute werde ich auch für dich beten, Jisung. Ich bitte Ra darum, dir ein langes und erfülltes Leben bei uns zu schenken, welches du ebenso nach deinem Tod weiterführen kannst und ich bete dafür, dass Ra seine Wärme und Leidenschaft auch in dein Herz trägt."

Im ersten Moment überwältigte mich diese Aussage so sehr, dass ich nur wie erstarrt dasaß und Seungmin angaffte, als wäre ihm gerade ein dritter Arm gewachsen. Dann überkam mich ein ernüchterndes, beinahe beklemmendes Gefühl und ich senkte langsam den Blick, als mir einmal mehr bewusst wurde, wie überaus selbstlos dieser Mann vor mir war.

„Warum?", flüsterte ich und wagte es kaum, laut zu atmen. „Warum willst du das für mich tun?"

„Weil du es wert bist, Jisung. Da ist so viel Schmerz und Dunkelheit in dir, dass du das Licht in dieser Welt nicht sehen kannst... Aber möglicherweise können die Götter dir bei uns ein neues Leben schenken, ein Leben in Frieden und Geborgenheit, deshalb bete ich für dich."

Meine Brust hob und senkte sich rasch und ein kurzer, scharfer Schmerz lief durch meinen Körper, als würden diese Worte es tatsächlich schaffen, mich physisch zu verletzen. Es fühlte sich an, als würden sie mich aufschneiden, mein Innerstes sichtbar machen, mich ausbluten lassen, bis nichts mehr da war, um mich dann mit etwas Neuem zu füllen - mit neuen Hoffnungen und mehr Liebe, mehr Liebe für andere, aber noch wichtiger, mit mehr Liebe für mich selbst.

„Danke."

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Die hohen, dicken Mauern des Tempels spendeten Schatten, aber brachten kaum Abkühlung mit sich, denn die sengende Sonne hatte alles so weit erhitzt, dass die Luft förmlich glühte. Dennoch setzte ich einen Schritt vor den anderen, als ich den Tempel betrat und musste sofort den Reiz unterdrücken, zu husten.

Wieso zum Teufel verbrennt man in geschlossenen Räumen auch noch Weihrauch und Kräuter? Wollen sie sich gleich selbst räuchern?

Es war beinahe unerträglich für mich, die dicke Luft einzuatmen und gleichzeitig das Kratzen im Hals zu ignorieren, wenn die duftenden Rauchschwaden sich um einen legten, wie ein warmer Schal im Winter. Selbst meine Augen brannten und ich blinzelte verzweifelt in das Halbdunkel des Tempels, um irgendetwas erkennen zu können.

Zwei Priester gingen vor uns und wollten uns das Leben wohl extra schwer machen, denn sie trugen goldene Gefäße vor sich, die den beißenden Geruch nach Weihrauch zusätzlich verstärkten. Irgendwann ertrug ich es nicht länger und legte meine Hand vor Nase und Mund, um meine Atemwege zu schonen.

Immer tiefer führte man uns in den Tempel des Ra und nun vernahm ich leises Gemurmel und eine Art Singsang, der wohl ein Gebet sein sollte. Überrascht blickte ich mich um, aber erkannte nur schemenhafte Umrisse vor mir, bis unsere kleine Gruppe plötzlich stehenblieb und Seungmin, der neben mir ging, mir zuflüsterte: „Der Pharao ist ebenfalls hier, wir müssen ihn respektvoll grüßen." Gleich darauf sah ich, wie er sich auf den Boden sinken ließ und die Stirn auf den kahlen Stein drückte. Etwas zögerlich tat ich es ihm nach und hörte wenige Sekunden später die unverkennbare Stimme des jungen Königs.

„Ihr dürft euch erheben. Kommt näher und betet gemeinsam mit mir."

Ich erhob mich absichtlich langsamer als die anderen, um mir damit einen Platz zu sicher, der möglichst weit entfernt von dem Pharao war. Ich erinnerte mich noch lebendig an den gestrigen Abend und unser eher holpriges Gesprächsende und ich legte keinen großen Wert darauf, ihn daran zu erinnern.

Tatsächlich hatten sich Hyunjin und Niki die Plätze direkt neben Minho gesichert und ich entspannte mich merklich, als ich neben Yeji trat und somit ganz außen stand. Keiner würde mir hier große Beachtung schenken. Als wir nun vor dem Abbild des Sonnengottes niederknieten, ließ ich meine Gedanken wandern, während die anderen beteten und die Priester im Hintergrund sangen.

Würde es jemand merken, wenn ich jetzt aufstehe und den Raum ganz leise verlasse? Erinnere ich mich überhaupt an den Weg, der nach draußen führt? Oder soll ich lieber warten, bis sie gehen und hier zurückbleiben? Falls man mich erwischt, kann ich dann immerhin sagen, dass ich nur etwas länger beten wollte.

Meine Handflächen lagen auf dem glatten, warmen Steinboden. Ich fühlte jede Vertiefung, jede Fuge und dennoch konnte ich meinen Körper nicht zum Handeln bewegen. Egal wie leicht es mir fallen würde, mich abzustützen, mich kerzengerade aufzusetzen, lautlos aufzustehen und dann zu gehen, ich konnte es nicht. Ich fühlte mich wie gelähmt und dachte wieder an die aufwühlenden Worte, die Seungmin mir vorhin in der Sänfte direkt ins Gesicht gesagt hatte.

Warum nur will er ausgerechnet für mich beten? Für einen Menschen, der sich selbst nicht zu helfen weiß...

Nach einer gefühlten Ewigkeit erhoben sich alle wieder und natürlich tat ich es ebenso. Mittlerweile waren meine Lungen wohl an den Rauch gewöhnt, denn er brannte nicht mehr so abscheulich und auch meine Sicht hatten sich an das dämmrige Licht angepasst. Ich bemerkte erleichtert, dass der Pharao keine Anstalten machte, zu mir zu kommen, ja, er sah noch nicht einmal in meine Richtung. Dafür durfte Hyunjin an seiner Seite aus dem Tempel gehen und sogleich schien der Schwarzhaarige seinen Stolz und sein wirklich hübsches Lächeln wiederzufinden, denn er unterhielt sich angeregt mit dem Pharao, während wir zurück ans Sonnenlicht traten.

Endlich konnte ich wieder tiefe Atemzüge der sauberen Wüstenluft nehmen, auch wenn die Trockenheit und Wärme nicht den gewünschten Effekt der vollkommenen Erholung von den giftigen Dämpfen bot. Mit der Umgebungsveränderung ließ ebenso das Brennen meiner Augen nach und ich musste mich nicht länger darum sorgen, dass mein dunkler Lidstrich verwischen könnte.

Als ich schon im Begriff war, nach Seungmin in die Sänfte zu steigen, erhaschte ich noch einen Blick auf Hyunjin, der offenbar vom König eingeladen worden war, noch Zeit mit ihm zu verbringen, denn er stand gelassen und hoch erhobenen Hauptes an dessen Seite und zeigte keinerlei Angst oder Verärgerung darüber, bei Minho bleiben zu müssen.

Dann hat er sich wohl besonnen und konzentriert sich wieder auf die Mitglieder seines Harmes, die seine Anwesenheit tatsächlich genießen.


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Und was haltet ihr von Seungmin? Ich mag ihn als wichtigen Nebencharakter echt gern und schreibe die Szene mit ihm (in dieser Story) irgendwie immer echt soft. 😄

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