When I Broke Up With Love (eh...

By fabi_lily

266K 226 32

Hallie und ihre chaotische Familie muss man einfach lieben! Ein berührend-witziger Roman über Liebe, Gefühlsc... More

Leseprobe zu WHEN I BROKE UP WITH LOVE
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 4

Kapitel 3

144 4 0
By fabi_lily

Allgemeines Kreischen und Gelächter bricht aus, als sich die Ersten ausziehen, ihre Klamotten irgendwohin pfeffern und grölend auf das Seeufer losrennen.

Auden sieht mich mit riesengroßen kugelrunden Au­gen an.

»Jetzt schon? So früh waren die doch noch nie dran, oder?«, sagt sie panisch und verdeckt die Brust mit ihren Armen, obwohl sie sich nicht wie die anderen Mädchen in unserer Nähe den BH vom Leib reißt und kreischend zum See stürmt.

Zustimmend schüttle ich den Kopf. Dieses Jahr sind sie tatsächlich früh dran – oder wir sind einfach zu spät gekommen. Schließlich hat Jamie, bevor wir losgefah­ren sind, eine Ewigkeit gebraucht, um in seinen Um­zugskartons seinen Lieblingspulli zu finden.

»Machst du mit?«, frage ich Auden und blinzle sie flehentlich an. Suchend blickt sie sich um, vermutlich um meinen Bruder ausfindig zu machen. Doch ihre blauen Augen scheinen ihn in der angetrunkenen, split­ternackten Meute nicht zu entdecken. Nur wenige ste­ cken noch in ihren Klamotten: diejenigen, die kneifen und an die sich am Montag in der Schule jeder erinnern wird. Hier und heute fallen nicht die auf, die splitterfa­sernackt in den See hüpfen, sondern diejenigen, die es nicht tun. »Ich will nicht, dass uns in der Schule jeder auslacht, weil wir total prüde sind. Komm schon, nur fünf Minuten. Danach gehen wir sofort wieder raus und ziehen uns an.«

»Meine Eltern und die gesamte Kirchengemeinde werden mich töten, wenn das rauskommt«, stöhnt Au­den genervt und öffnet mit unbehaglichem Gesicht die Knöpfe ihres Kleides. »Aber ich lasse so was von meine Unterwäsche an. Sollen die mich ruhig als prüde und verklemmt bezeichnen.«

Ich grinse in mich hinein, während ich aufspringe und mich aus meinen Chucks, Jeans und T-Shirt schäle. Zugegeben, die Tatsache, dass ich jetzt nur noch meine Unterwäsche trage und so vor der gesamten Oberstufe stehe, bringt meinen Magen zum Flattern. Aber da es al­ le tun und es dunkel ist, ist das Ganze gar nicht mehr so schlimm. Ich darf nur nicht zu lange darüber nachden­ ken, was ich gerade tue.

»Ich hoffe, derjenige, der sich diese Tradition ausge­ dacht hat, schmort dafür irgendwann mal in der Hölle«, murrt Auden und schlüpft aus den Ärmeln ihres Klei­ des, das daraufhin in einer fließenden Bewegung auf den Boden gleitet. »Das ist Gruppenzwang.«

Ich grinse breiter, hebe den Kleiderhaufen mit mei­ nen Sachen auf und wende mich Auden zu. »Lass uns unsere Klamotten lieber hinter irgendeinem Busch ver­ stecken. Letztes Jahr haben ein paar Idioten Jamies Sa­ chen geklaut, während er im Wasser war. Ich wette, das war Reeve.«

»Du meinst letztes Jahr, als ich diese fiese Erkältung hatte?«, fragt Auden, nimmt ihr Blümchenkleid und folgt mir hinter einen knorrigen Baum. Jede von uns trägt noch ihre Unterwäsche, ansonsten nichts mehr. Im Hintergrund ist das Geräusch von spritzendem Was­ ser und Gelächter zu hören. Irgendetwas – oder irgend­ jemand – scheint laut platschend im See zu landen.

»Nö«, sage ich lachend. »Ich meine letztes Jahr, als du nur so getan hast, als wärst du krank.«

Eingeschnappt holt A aus und verpasst mir mit ihrer geballten Faust einen Knuff gegen den Oberarm. »Nur für fünf Minuten, ja?«

Zustimmend nicke ich und entledige mich meiner ro­ sa Unterwäsche. Auden und ich tauschen einen langen Blick miteinander aus. Im Halbdunkel und im Schutz der Bäume ist kaum etwas zu erkennen. Kritisch wird es nur, sollten wir direkt am Lagerfeuer vorbeilaufen. Auden verdeckt angespannt mit ihren Armen das Nö­ tigste und tritt nervös von einem Fuß auf den anderen. Das Einzige, das sie abgesehen von ihrer hautfarbenen Wäsche noch trägt, ist ihre filigrane Kreuzkette.

»Auf drei, ja?«, meine ich und halte ihr auffordernd die Hand hin. Mit peinlich berührter Miene nickt sie und nimmt zögerlich meine Hand. Sie sieht immer noch so aus, als wollte sie am liebsten im Erdboden versin­ ken. Mein besänftigendes Lächeln scheint sie auch nicht zu beruhigen. »Eins.«

»Ich hasse dich, Carmichael.«
»Zwei.«
»Wirklich! Ich könnte dich erwürgen.«
»Drei«, rufe ich lachend und renne los.
Auden ziehe ich an ihrer Hand mit mir in Richtung

See, wobei ich genau darauf achte, nicht durch den 29

Schein des Lagerfeuers zu rennen. Schließlich habe ich noch ein paar Jährchen in der Highschool vor mir, und die will ich ohne noch mehr peinliche Momente über die Bühne bringen.

Auden atmet schwer und grummelt leise vor sich hin, doch als wir im kühlen Wasser ankommen und ich sie an eine Stelle ziehe, an der uns das Wasser bis zu den Brüsten reicht, verstummt sie. Hektisch sieht sie sich nach allen Richtungen um. Ich tue es ihr entspannter gleich und beobachte eine Gruppe Seniors dabei, wie sie sich gegenseitig untertauchen und Wasser in die Ge­ sichter spritzen. Der Anblick ringt mir ein kleines Lä­ cheln ab, das allerdings nicht lange anhält, da sich plötzlich von hinten zwei Arme um meinen Oberkörper schlingen und mich näher in Richtung Grund drücken.

Erschrocken kreische ich auf und versuche, mich aus dem Klammergriff zu winden. Ich bin zu schwach, um den Mistkerl von mir zu schieben, was ihn laut zum La­ chen bringt.

Warte mal! Dieses hämische Lachen würde ich über­ all erkennen.

»Reeve!«, fluche ich und fühle mich sofort unwohl, weil mir schlagartig klar wird, dass der nackte beste Freund meines Bruders mich, ebenfalls fast splitter­ nackt, von hinten umarmt. »Lass mich sofort los!«

»Was bekomme ich dafür?«, fragt er grinsend.

»Das.« Ich ramme ihm, so gut ich es unter seinen muskelbepackten Armen kann, den Ellenbogen in den Bauch.

Er stöhnt kurz vor Überraschung auf, bis er sich wie­ der fängt und weiterlacht. »Komm schon. Sei doch froh, dass dich überhaupt mal ein Junge anfasst«, raunt er mir zu, wobei sein heißer Atem mein Ohr streift wie ein warmer Sommerwind.

Für diesen Spruch schmettere ich ihm glatt ein zwei­tes Mal den Ellenbogen in die Rippen.

Auden, die die ganze Zeit vor uns gestanden und das Geschehen verfolgt hat, scheint nicht so recht zu wissen, wie sie mir helfen soll. Plötzlich geht ihr Blick scharf an uns vorbei.

»Reeve?!« Auf einmal schwimmt Jamie mit großen Zügen auf uns zu und bäumt sich vor uns auf. »Be­ grapschst du gerade meine Schwester?«

»Nein«, sagt Reeve schnell.
»Ja!«, werfe ich im selben Moment ein.
Empört schnaubend lässt er von mir ab, sodass es mir

gelingt, einen gewissen Sicherheitsabstand zwischen uns aufzubauen.

»Hm«, meint Jamie und bedenkt seinen besten Freund mit einem warnenden Blick.

Reeve grinst schief und fährt sich mit einer Hand durchs dunkle Haar. Die Wassertropfen perlen von sei­ ner gebräunten Haut ab, rinnen an seiner Brust hinab und landen im glänzenden Seewasser. Als er bemerkt, dass ich ihn direkt ansehe, zwinkert er und wirft mir ar­ rogant einen Luftkuss zu. Ich verdrehe die Augen und drehe mich zu Auden. Doch in diesem Moment wird sie in Jamies Arme gezogen und drückt ihm schüchtern lä­ chelnd einen Kuss auf die Lippen.

»Tja«, spottet Reeve und stellt sich direkt neben mich. Lässig verschränkt er die Arme vor der Brust und sieht herablassend zu mir nach unten.

Er kommt mir so nahe, dass sein Körper beinahe mei­ nen berührt. »Reeve«, stöhne ich genervt und trete ei­ nige Schritte zurück, um ihn nicht mehr an meinem Arm oder meiner Hüfte spüren zu müssen. Dummer­ weise knalle ich dabei mit voller Wucht gegen einen nackten Rücken. Erschrocken fahre ich zusammen und blicke über meine Schulter.

»Pass doch auf!«, beschwert sich das angerempelte Mädchen. Sie kneift angesäuert die Augen zusammen und scheint abzuwägen, ob es vielleicht doch möglich ist, jemanden mit Blicken zu töten.

»Sorry«, sage ich und hebe entschuldigend die Arme. Gott, wie peinlich. Schnell drehe ich mich um und will zurück zu A, als ich auch schon gegen den nächsten nackten Körper stoße. Diesmal gegen den schlaksigen eines Kerls, der bei uns für die Schülerzeitung verant­wortlich ist. Nervös beiße ich mir auf die Unterlippe.

»Hey!«, mault er, doch Zeit, mich bei ihm zu ent­ schuldigen, bleibt mir nicht, da Reeve auch schon neben mir aufgetaucht ist, mich am Oberarm festhält und zu­ rück zu meinem Bruder und meiner besten Freundin zieht.

»Bist du bescheuert?«, will er feixend wissen.

Ich bin mit der Situation immer noch so überfordert, dass ich bloß stammle: »Ja. Nein! Also nicht, dass ich wüsste.«

»Also, ich glaube schon«, meint Reeve und lässt mich erst dann wieder los, als sich Jamie räuspert.

Mein Bruder hat seine Arme mittlerweile um Auden geschlungen und aufgehört, sie aufzuessen. »Was hast du gemacht?«, fragt Jamie skeptisch und zieht eine Au­ genbraue nach oben.

»Ich ...? Schwimmen«, erkläre ich und spüre noch in derselben Sekunde, wie Reeve mich feixend ansieht.

»Stimmt nicht. Sie wollte mal schauen, ob sie hier je­manden antatschen kann«, erklärt er und grinst mich triumphierend an.

»Genau«, antworte ich sarkastisch. »Denn in Anbetracht der Tatsache, dass du vor ein paar Minuten neben meinem eigenen Bruder ansonsten die einzige Option warst, wollte ich mir lieber jemand anderen su­chen.«

»Oh, Hallie«, stößt Jamie aus.

Fragend drehe ich den Kopf in seine Richtung und se­ he ihn irritiert an. Was war das denn jetzt?

»Könnt ihr wenigstens so tun, als wärt ihr erwach­sen? Würdet ihr euch für mich vertragen?«

»Wieso?«, kommt es synchron aus Reeves und mei­ nem Mund. Verdutzt sehen wir uns an und wechseln einen Blick, bis jeder von uns wieder in eine andere Richtung starrt.

»Weil ich nicht will, dass das neue Schuljahr wieder damit beginnt, dass ihr euch gegenseitig an die Gurgel geht«, eröffnet Jamie uns mit einer Stimme, als seien wir völlig verblödet. Dabei ist nur einer von uns beiden blöd, und das bin bestimmt nicht ich.

»Also, eigentlich fängt Reeve ja immer an«, ergreift Auden da Partei für mich, wofür ich sie in dieser Sekun­ de am liebsten abknutschen würde. Aber da ist noch Seewasser oder der Sabber von meinem Bruder an ihrem Mund, also muss ich passen.

»Was?«, macht Jamie verständnislos und sieht seine Freundin an, als hätte sie ihn geschlagen.

»Schatz«, seufzt sie und legt eine Hand an seine Wange. Flüchtig drückt sie ihm einen Kuss daneben. »Wie oft muss ich dir noch erklären, dass ich zuerst und viel länger Hallies beste als deine feste Freundin war? Wenn es hart auf hart kommt, halte ich zu ihr. Beste Freundinnen, weißt du?«

»Mhm«, macht mein Bruder unzufrieden.

Wie ein Honigkuchenpferd lächle ich sie an. Als ich erfahren habe, dass sich die beiden daten, war eine meiner größten Ängste, dass unsere Freundschaft damit Geschichte ist und sie mich vergessen wird. Aber so ist es glücklicherweise nie gekommen.

Um eine Eskalation zwischen den Turteltauben zu vermeiden, schnappe ich mir Audens Hand und ziehe sie schwungvoll durch das Wasser auf mich zu. Um uns herum wird immer noch wild mit Wasser gespritzt, gelacht und gegrölt. Bis jetzt hat so gut wie keiner den See wieder verlassen.

»Die fünf Minuten wären um, oder?«, sage ich an Auden gewandt. »Lass uns wieder rausgehen.«

Zustimmend nickt sie und schlingt die Arme schüt­ zend um ihren Oberkörper. »Ja. So langsam wird es kalt.«

»Wir kommen mit euch«, verkündet mein Bruder übereifrig.

Energisch schüttle ich den Kopf und werfe ihm einen Blick zu, der so viel bedeuten soll, wie: Schmink dir das ganz schnell wieder ab, wenn dir dein Leben lieb und teu­ er ist. »Vergiss es!«, füge ich dem Blick hinzu.

»Warum?«, bohrt er stutzig nach und runzelt die Stirn.

»Weil wir fast nackt sind, Jamie.«

»Ja und? Früher haben wir immer zusammen gebadet«, erwidert mein Bruder schulterzuckend und sieht mit einem Schmunzeln zwischen Auden, die beschämt nach unten auf die Wasseroberfläche starrt, und mir hin und her.

»Erstens war ich damals drei Jahre alt, und zweitens«, unverwandt drehe ich mich in Reeves Richtung und deute mit einem Kopfnicken auf ihn, »geht es hier nicht um dich, sondern um ihn.«

»Ich kann dich beruhigen«, versichert Reeve mir trocken und lächelt anschließend gespielt. »Ich hab in mei­ nem Leben schon das ein oder andere nackte Mädchen gesehen.«

»Deine Mom zählt nicht«, werfe ich ein und beiße mir für diese Antwort von innen fest auf die Zunge. Verdammt, warum kann ich nie nachdenken, bevor ich solchen Stuss von mir gebe?

»Nicht meine Mom«, erwidert Reeve ruhig. »Deine Mom. Karen ist heiß.«

»O mein Gott!«, entfährt es mir. Heftig schüttle ich den Kopf. »A, lass uns gehen.«

»Ich gebe euch fünf Minuten Vorsprung«, ruft Jamie uns hinterher, während ich mir gefolgt von Auden einen Weg durch die herumstehenden Teenager im Wasser bahne und am Seeufer angekommen die Beine in die Hand nehme, um möglichst schnell hinter dem Baum zu verschwinden, an dem wir unsere Klamotten gelassen haben.

Nachdem wir uns einigermaßen abgetrocknet und voll­ ständig angezogen haben, gehen Auden und ich zurück zum Lagerfeuer, holen uns etwas zu trinken und ho­cken uns auf einen der Baumstämme, was mit nasser Unterwäsche nicht gerade angenehm ist. Das Feuer knistert, und die Musik ist wieder eingeschaltet. Beinahe muss ich bei dem schlechten Musikgeschmack des DJs brechen. Charts. Igitt. Die sind nur in Ordnung, wenn Harry oder Taylor laufen.

»Wie heißt dieses Mädchen eigentlich, das morgen zu euch kommt?«, will Auden da wissen, nippt an ihrer Coladose und greift nach einer Tüte Marshmallows, die jemand zu meinem Glück wohl vergessen hat. Ich warte, bis sie sich einen genommen hat, ehe ich auch so ein Ding aus der Tüte ziehe und es mir gierig in den Mund schiebe. Zufrieden seufze ich. Es geht nichts über Marshmallows – und damit meine ich die kalten, nicht die warme weiße Pampe, zu der sie werden, wenn man sie ins Feuer hält.

Fieberhaft denke ich nach und versuche, mich daran zu erinnern, was Jamie neulich erzählt hat. Dass er sich bereit erklärt hat, einen Austauschschüler aufzunehmen, ist schon ein Jahr her, und damals bestand die Möglichkeit, dass wir heute woanders wohnen, noch gar nicht. Es war irgendwas mit K. Kate, Katy, Kenny ... »Kelly, glaube ich.«

»Kelly also«, murmelt Auden und kaut nachdenklich auf ihrem Marshmallow herum. Mit den Fingern fasst sie nach dem Anhänger ihrer Kette und zwirbelt ihn mechanisch zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger. »Warte, sie wird doch nicht in seinem Zimmer schlafen, oder?« Flehentlich sieht sie mich an und lässt den sil­bernen Kreuzanhänger sinken.

»Ne«, meine ich und schiebe mir ein weiteres Marshmallow in den Mund. »Mom meint, sie könnte auf der Couch im Wohnzimmer schlafen, und Kelly bekommt, solange sie da ist, ihr Zimmer. Ich weiß nicht, ob sie das wirklich ein Schuljahr lang durchziehen will.«

»Sobald sie sich in Jamies Zimmer verirrt, schreibst du mir, okay?« Mit einem bittenden Blick sieht Auden mir dabei zu, wie ich wie ein Ferkel – oder eine unelegante Kuh – auf meinem Marshmallow herumkaue und den Bissen mit einem Schluck Flaschenbier runterspüle. »Ich will alles wissen.«

»Klar«, versichere ich ihr, greife nach einem weiteren Marshmallow und will ihn mir gerade in den Mund schieben, als ihn mir jemand von der Seite aus der Hand reißt und sich mit einem Stock bewaffnet neben mich setzt.

»Danke«, sagt Jamie amüsiert, steckt mein Marsh­mallow auf die Spitze des Steckens und durchbohrt da­ bei nicht nur die Süßigkeit, sondern auch mein Herz. Wie kann er ein Marshmallow nur so foltern und gleichzeitig mein Bruder sein?

»Wo hast du denn Reeve gelassen? In Blödhausen?«, frage ich spöttisch, weil ich seinen besten Freund nir­gends entdecken kann. In Anbetracht der Tatsache, dass die beiden sonst immer den Schatten des jeweils anderen bilden, ein Wunder.

»Wieso interessiert dich, wo Reeve steckt?«, hakt Ja­mie nach und hält den Stock mit dem süß duftenden Marshmallow in die züngelnden Flammen. Eine seiner Augenbrauen ist nach oben gezogen.

»Tut es doch gar nicht«, protestiere ich und kippe mir noch mehr Bier in den Rachen. Wenn das so weiter­ geht, brauche ich gleich Nachschub.

»Du hast doch gerade nach ihm gefragt.« Irritiert legt mein Bruder die Stirn in Falten.

Während ich noch nach einer Erklärung suche, wieso ich nach dem Volltrottel gefragt habe, kommen auf ein­ mal ein oberkörperfreier Dexter und seine Kumpels zum Lagerfeuer. Sie unterhalten sich miteinander und lassen sich lachend auf den Baumstamm mir gegenüber fallen. Dexters Brust glänzt feucht, und seine Haarspit­zen kringeln sich vom Wasser. Durch den orangeroten Schein des Feuers und zwischen den tanzenden Flam­ men kann ich erkennen, dass er direkt zu mir herüber­ sieht. So selbstbewusst wie nur möglich greife ich nach meiner Flasche, ohne den Blick auch nur eine Sekunde von meinem Ex-Freund abzuwenden. Dexter beobachtet mich bei jeder noch so kleinen Bewegung. Ich will noch einen Schluck trinken, doch dann entgleitet mir die Flasche plötzlich, und ihr gesamter Inhalt verteilt sich auf meinem Schoß. Sofort dringt der abgestandene Bierge­ruch in meine Nase. Die Flüssigkeit fühlt sich kalt auf meinen Beinen an. Angewidert atme ich ein.

»Oje«, sagt Auden und springt bereits alarmiert auf, um mir zu helfen, als ich von der gegenüberliegenden Seite des Feuers lautes Gefeixe höre. Dexter lacht mich aus, und seine Freunde tun es ihm allesamt gleich.

»Na warte, dem werd ich's jetzt zeigen«, knurrt Jamie. Angriffslustig schiebt er sich bereits die Ärmel seines Hoodies zurück.

Ich halte ihn am Arm fest und schüttle den Kopf. »Lass es. Können wir jetzt bitte einfach nach Hause fahren? Mir ist die Lust auf Party gerade so was von vergangen.«

Jamie scheint von meinem Vorschlag nicht begeistert zu sein. Dennoch holt er tief Luft und knurrt: »Gehen wir.« 

Continue Reading

You'll Also Like

stay or go By Josy

Teen Fiction

539K 15.2K 54
Ganze zwei Jahre schon, erlebte Lou ihren reinsten Albtraum. Sie verlor ihre Mutter, ihre Freunde und ihre Lebensfreude. Seid ihre Mutter sie und ihr...
1.1M 27.1K 62
&& Wird komplett überarbeitet. Grammatik und Logik Fehler sind vorhanden&& ,,Wer bist du und was machst du auf unserem Territorium?", Knurrte der M...
1.5M 40.1K 90
"Ich will dich doch überhaupt nicht heiraten." flüsterte ich leise und sah in sein Gesicht, dass nur wenige Zentimeter entfernt von meinem war. "Und...
4.6M 175K 92
Helena war eine fleißige und zielstrebige Schülerin. Jungs, Feiern und Saufen..- all das interessierte sie nicht. Sie lernte viel lieber, um sich ei...