Hunted | Dylan O'Brien

By edwardsaf

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"Sie suchen sich nicht die Schwächsten heraus, sondern diejenigen, die stark sind. " More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kaptitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Epilog

Kapitel 3

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By edwardsaf

Der stellvertretende Rektor meiner neuen Schule blieb vor einer Tür stehen, nachdem er mir den gesamten Weg vom Sekretariat bis hierhin erzählt hatte, wie toll diese Schule doch sei und dass ich mit offenen Armen empfangen werden würde. Ich hatte ihm nicht wirklich zugehört, denn ehrlich, es interessierte mich nicht und wenn mich hier wirklich jemand mit offenen Armen empfing, dann ew, keine Bekanntschaften und keine neuen Freunde.

"Du hast jetzt in diesem Raum Mathe, wenn ich mich nicht täusche", sagte er, während er die Tür öffnete und wie erwartet, richteten sich sämtliche Augenpaare auf mich, als ich zusammen mit dem Direktor, dessen Namen ich schon vergessen hatte, den mit Schülern gefüllten Raum betrat.

"Olivia Marin."

Der Lehrer, der meiner Meinung nach etwas zu jung für einen Lehrer aussah, nickte dem Direktor zu, bevor dieser dann mit einer komischen Handbewegung den Raum in Stille verließ.

"Sie ist 17 Jahre alt, kommt aus New York und ich bitte euch alle, dass ihr Olivia gegenüber ausnahmsweise eure Hilfsbereitschaft zeigt, die bestimmt irgendwo in euch steckt."

Seine ironische Stimmlage war mir nicht entgangen, aber weshalb einige der Schüler darüber lachten, konnte ich nicht verstehen, aber ich wollte mich nicht beschweren und war froh, dass es mir erspart blieb, mich vorzustellen, nachdem das gerade für mich übernommen worden war.

"Setz dich. Da ist ein freier Platz", sagte er mit einem freundlichen Lächeln, das so übertrieben war, dass ich es ihm gerne aus dem Gesicht geschlagen hätte. Ich war mir sicher, dass er ein netter Mann war, er musste nett sein, zumindest zeitweise, aber es war mir egal, wie nett oder freundlich eine Person zu mir war, meine Laune würde sich nicht steigern. Seit ich hier war, hatte ich das Gefühl, dass sich alles immer weiter zum Schlechten wendete.

"Und ich bin übrigens Mister Burrows", stellte er sich vor, als ich bereits auf den einzigen freien Platz in diesem Klassenraum zulief und mich auf diesem niederließ, natürlich nicht ohne dabei von meinen Mitschülern angestarrt zu werden als ob ich irgendeine Attraktion wäre. Es war mir nicht unangenehm, aber ja, mir wäre es lieber, wenn sie einfach aufhörten, mich anzusehen.

Mister Burrows fuhr mit seinem Unterricht fort und mit der Zeit konzentrierten sich auch die Schüler wieder auf diesen oder sie widmeten sich einfach dem, was sie zuvor getan hatten, ihrem Handy oder irgendwelchen Kritzeleien auf ihrem Block.

Ich widmete meine Aufmerksamkeit tatsächlich dem Unterricht, denn auch wenn ich schnell und leicht lernte, das lag größtenteils daran, dass ich den Unterrichtsstoff gut mitverfolgte und mir das meiste schon während der Schulstunde merkte. Mister Burrows kam jedoch schnell vom eigentlichen Thema ab und als er anfing, von irgendeiner Geschichte aus seiner Kindheit zu erzählen, hielt ich es nicht mehr für nötig, mich noch weiter zu konzentrieren.

Also kritzelte ich wie die meisten in diesem Raum ich auf einem leeren Blockblatt herum, ohne wirklich zu wissen, was ich da überhaupt zeichnete, falls man das überhaupt als Zeichnung bezeichnen konnte. Es waren einfach Kritzeleien, Blumen, Buchstaben, ein Hund, der eher wie eine gequälte Kuh aussah, eine Sonne, Wolken und eben Dinge, die mir spontan in den Kopf schossen, sodass ich sie auf das Papier bringen konnte.

Und so verging die Unterrichtsstunde glücklicherweise schneller als ich erwartet hatte, denn ich war voll und ganz auf meine Amateur-Kritzeleien konzentriert, als der Gong ertönte, der sich nebenbei wirklich schrecklich anhörte und ich fragte mich jetzt schon, wie ich dieses Geräusch fünf Tage die Woche ertragen sollte.

Viele Schüler verließen bereits den Raum und ich hoffte darauf, dass auch der Rest von ihnen verschwinden würde, bis ich meine Sachen zusammengepackt hatte. Aber ich ließ nicht mal zu, dass ich mich zu früh freute, als ich bereits meine Tasche um meine Schulter legte und den Raum verlassen wollte, denn jemand tippte mir auf die Schulter und ich nahm einen tiefen Atemzug, bevor ich mich umdrehte. Das Schwerste war eigentlich trotz allem noch einigermaßen höflich zu wirken und nicht wie eine dieser Personen, die dauerhaft schlecht drauf waren, weil sie ihren Umzug nicht akzeptieren konnten. Ich akzeptierte es und ich war auch nicht dauerhaft schlecht drauf, ich wollte einfach nur alleine sein.

"Hey...Olivia, oder? Ich bin Ella."

Sie lächelte mich an. Würde das mit den lächelnden Menschen so weitergehen, dann würde ich irgendwann noch anfangen Regenbögen zu kotzen.

"Liv, du kannst mich Liv nennen", gab ich zurück, denn etwas Anderes fiel mir nicht ein. Was sollte ich denn auch sagen? Hey, schön dich kennenzulernen? Mir war nicht danach, jetzt jemanden anzulügen, auch wenn ich es im Laufe des Tages wahrscheinlich sowieso noch tun würde, darin war ich mir sicher.

"Okay, Liv."

Wieder lächelte sie. Wie konnte ein einzelner Mensch so viel lächeln?

"Wie auch immer, ich bin die Schülersprecherin und ich dachte mir, vielleicht kann ich dich ein bisschen rumführen. Die Schule ist nicht sehr groß und bestimmt nichts im Vergleich zu der Schule in New York. Ich war letztes Jahr übrigens in New York, oh mein Gott, die Stadt, sie ist wow! Ich würde auch gerne dort leben. Wie ist es so? Ich meine, in New York zu leben?"

Sie redete wie ein verdammter Wasserfall. Vor diesem ganzen Vorfall mit meinem Vater und dem Umzug war ich selbst noch jemand gewesen, der viel redete, aber sie, das war nochmal eine Stufe höher und ich suchte jetzt schon nach einer Ausrede, um ihr den Rest des Tages aus dem Weg gehen zu können, denn ich wusste nicht, wie lange ich mir ihr sinnloses Gerede noch anhören könnte.

"Es ist toll, wirklich."

Mir war nicht nach Reden zumute. Ich redete gerade mal halb so begeistert wie sie und schaffte es gerade so, meine Antwort einigermaßen überzeugend auszusprechen. Es war keine Lüge und ich meinte es ernst, aber über New York zu reden machte das Ganze nicht besser. Es erinnerte mich nur daran, was ich alles zurückgelassen hatte, mit Ausnahme von meinem Vater, ich wollte ihn nicht länger als Teil meines Lebens zählen, auch wenn er das trotz allem immer war und sein würde.

"Du redest nicht viel, was? Hey, tut mir echt leid, wenn ich zu viel rede oder ein bisschen aufgedreht wirke, so bin ich immer."

Halt die Fresse.

"Schon okay."

Und das war sie. Lüge Nummer eins. Am Ende des Tages hätte ich wahrscheinlich schon die Zahl meiner Lügen gar nicht mehr im Überblick.

"Das hier ist der Kunstraum. Unser Kunstlehrer ist scheiße, aber wenn er einen schlechten Tag hat, dann sitzt er einfach nur auf seinem Stuhl und lässt uns zeichnen. Wenn er einen guten Tag hat, davon gibt es übrigens viel zu viele, dann versucht er uns etwas über Kunstgeschichte beizubringen und den ganzen Scheiß", erzählte sie, während wir den Raum betraten, in dem sich bereits einige Schüler befanden.

Anders als im Klassenzimmer waren hier keine Einzeltische, sondern Zweiertische, die dann so zusammengeschoben wurden, dass jeweils zwei Personen sich gegenüber saßen, sodass daraus also ein Gruppentisch entstand.

"Vera, hey! Bei euch ist ein Platz frei, es ist doch okay, wenn Liv sich setzt, oder?"

Ella wedelte mit ihrer Hand hin und her, als ob sie die Herrscherin von was auch immer war, während sie zu einem Gruppentisch deutete, um den drei Mädchen saßen.

Ich dachte nicht wirklich darüber nach, als ich mich zu den drei Mädchen setzte, denn sie schienen Ellas Bitte nicht abzulehnen und sie lächelten mich an, das war kein schlechtes Zeichen, oder?

Aber dieses Lächeln. Ugh.

Mein Blick fiel auf Ella, die sich zu einem anderen Gruppentisch mit drei Jungen setzte und zumindest einen erkannte ich mit Sicherheit  von der vorherigen Mathestunde, denn beim Laufen zu meinem Platz hatte ich ihn gesehen, er saß direkt hinter mir und jetzt saß Ella neben ihm.

Ich hatte sie nur kurz angesehen und hatte daraus bereits geschlossen, dass Ella Herzchen in den Augen hatte, wenn sie in der Nähe dieses Jungens war. Sie machte sich nicht klischeehaft an ihn heran oder sowas, mir reichte schon allein die Art, wie sie ihn ansah und wie sie mit den Wimpern klimperte, bevor sie versuchte so süß wie möglich zu lachen, nachdem er etwas gesagt hatte, was mit größter Wahrscheinlichkeit nicht mal wirklich witzig war. Wie durchschaubar einige Menschen doch waren. Es war doch schon fast langweilig.

"Wie ist es so in New York? Ich wollte schon immer mal dorthin", sprach plötzlich eines der Mädchen. Sie hatte rote Haare, braune Augen und unglaubliche Wangenknochen.

"Es ist toll, die schönste Stadt, die ich kenne", antwortete ich, wieder ehrlich und dennoch nur halbherzig.

"Warum seid ihr dann umgezogen?", stellte ein anderes Mädchen die nächste Frage. Sie war etwas pummelig, hatte reine Haut und schöne, lange Haare, die ihr über die Schultern fielen und irgendetwas an ihrer Stimme gefiel mir nicht. Ich konnte nicht mal genau sagen, was es war, das mich so störte. Aber auf die Dauer könnte ich ihre Stimme sicherlich nicht ertragen. 

"Familienangelegenheiten", antwortete ich knapp, als ich mich daran erinnerte, um was mich meine Mutter gebeten hatte. Nicht, dass ich andernfalls die ganze Geschichte erzählt hätte. Ich kannte diese Mädchen nicht und egal, ob sie nett waren oder nicht, ich wollte sie auch nicht kennen lernen, geschweige denn ihnen von den Problemen erzählen, die mich plagten.

Der Lehrer kam mit einigen Minuten Verspätung an. Es war ein alter Mann mit fettigen Haaren und einem Bart, der ihn noch ungepflegter aussehen ließ als er sowieso schon war und er sah so aus als ob er heute einen seiner schlechten Tage hatte, was für uns Schüler jedoch ein guter Tag war, wenn ich Ella vorhin richtig verstanden hatte.

"Macht einfach mit den Zeichnungen von letzter Stunde weiter, die Fragen wurden letzte Stunde alle geklärt."

Anders gesagt, jeder sollte sich um seinen eigenen Scheiß kümmern und ihn bloß nicht mit irgendwelchen Fragen belästigen. Immerhin hatte er den Anstand, sich noch einigermaßen höflich auszudrücken, aber seiner Stimme konnte man den Widerwillen deutlich anhören. Im Grunde genommen hatte er dieselbe Keine-Lust-Einstellung wie ich.

Der Lehrer, dessen Name ich nicht kannte, setzte sich auf seinem Stuhl nieder und ich war wirklich froh, dass er wohl nicht mal merkte, dass eine Person mehr in dieser Klasse war. Am Ende würde er seine Launen noch an mir auslassen.

"Hat dir Ella schon von dem Ball erzählt?", fragte mich die Rothaarige, die es wohl nicht für nötig hielt, tatsächlich das zutun, was ihr und den anderen Schülern angewiesen worden war, aber die Meisten hier teilten ihre Ansicht anscheinend sowieso. An meiner alten Schule wurde Kunst auch nie richtig ernst genommen. Es war ein Nebenfach und seine Arbeit erledigte man sowieso meistens einen Tag vor dem Abgabetermin. Wozu also der Stress?

Ich schüttelte nur meinen Kopf. Ein Ball, mitten im Schuljahr? Zugegeben, das war an meiner Schule normal gewesen, aber das war so ein Privatenschulen-Ding und ich war mir ziemlich sicher, dass es an gewöhnlichen Schulen einen Abschlussball gab und vielleicht irgendwelche Feten hier und da. Ich konnte nur hoffen, dass das keine Pflichtveranstaltung war.

"Ein Winterball. Ich war letztes Jahr dort, solche Bälle finde ich eigentlich scheiße, aber der Winterball war wirklich toll. Die Musik war gut, die Laune hätte nicht besser sein können und gratis Essen", erzählte sie weiter. Bälle waren toll. Ich hatte es schon immer geliebt, mich für solche Veranstaltungen schick zu machen und anschließend einen tollen Abend zu haben. Aber nicht hier.

"Du solltest dir besser ein Kleid besorgen. Für die Abschlussklasse ist das Pflicht, weil wir den Ball organisieren."

Nicht nur, dass dieser verdammte Winterball Pflicht war, nein, die Organisation mussten wir auch noch übernehmen? Unter normalen Umständen war ich die Erste, die sich freiwillig für so etwas meldete, ich machte sowas gerne, weil ich es liebte, dann das Endergebnis zu sehen und sagen zu können, dass ich das bewirkt habe. Dass das mein Endergebnis war.

Jetzt wollte ich jedoch nicht anderes als mich vor diesem Mist zu drücken.

"Hey, wir sollten zusammen shoppen gehen!"

Schießt mich tot.

"Warum nicht?"

Und da war es, mein erstes, falsches Lächeln an diesem Tag. Damit hatten wir dann also eine Lüge und ein falsches Lächeln innerhalb von zwei Schulstunden, was eigentlich sogar noch ziemlich wenig war. Definitiv viel zu wenig. Kurze, knappe Antworten taten es eigentlich auch, auch wenn die Menschen hier die Message, dass ich keine Gespräche führen wollte, wohl immer noch nicht ganz erhielten. Mein erster Gedanke an deren Stelle würde wahrscheinlich auch sein, dass ich einfach nur schüchtern war, was jedoch so ziemlich das genaue Gegenteil von mir war.

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