Wunschsatz: "Hast du mein Alkohol gesehen?" "Scheiss Mal auf den Alkohol. Hast du den verschwommenen Fernseher gesehen?"
Lucas PoV
In der Umkleidekabine herrschte das pure Chaos. Alle sangen wild durcheinander, wobei wir uns weder beim Song noch bei der Sprache einig waren. Irgend Jemand war auf die Idee gekommen, den Sieg mit Champagner zu feiern, wobei jedoch mehr aufm Boden gelandet war als wirklich getrunken wurde. Mitten im Chaos war der Champions League Pokal, der immer wieder weiter gereicht wurden war. Die meisten von uns hatten sich inzwischen schon angefangen zumindest die Fußballschuhe und zum Teil auch weitere Kleidungsstücke auszuziehen. Es würde ewig dauern bis wir alle geduscht und fertig umgezogen wären, doch zumindest uns Spieler störte das nicht im Geringsten.
"Wisst ihr, was diesen Abend noch perfekter machen würde?", rief Serge mit funkelenden Augen in die Kabine.
"Wenn Jo und Leon mit dem Rummachen warten würde bis sie im Hotelzimmer sind?", kam es grinsend von Leroy. Josh warf Leroy einen bösen Blick zu, während Leon sich einfach dem Hals seinen Partners widmete und diesen liebkostete.
"Nein, die Beiden brauch ich für meinen Plan", warf Serge ein, der einfach Josh am Handgelenkt packte und zu sich zog. Der Blonde gab einen erschrockenen Aufschrei von sich, während Leon völlig verdattert schautet. "Eine Hochzeit", verkündete Serge breit grinsend, wobei er seinen besten Freund einen Arm um die Schulter legte.
"Okay, wer hat Serge abgefüllt und wieso ging das so schnell?", erkundigte sich Josh.
"Der muss beim Spiel einen Ball gegen den Kopf bekommen haben und wir haben es nicht gemerkt", meinte Kingsley.
"Meine Idee ist super", widersprach Serge.
"Wir halten dich nicht auf. Wenn du heiraten möchtest, kommen wir gerne zur Feier", bot Yann an.
"Dürfte ich meinen Freund netterweise wieder haben?", fragte Leon.
"Nach der Eheschließung", entschloss Serge, während er Josh Richtung Duschraum schob.
"Frag doch Benji und Lucas. Die sind schon länger als wir zusammen", brachte Josh meinen Freund und mich plötzlich ins Gespräch. Tatsächlich ließ Serge Josh einfach stehen und kam grinsend auf mich zu. Joshua wirkte selbst kurz überrascht, dass sein Plan funktioniert hatte, ehe er mich entschuldigend anlächelte und zu Leon zurückkehrte.
"Das gibt Rache, Kimmich!", rief ich ihm hinterher.
"Wo ist dein Liebster?", zog Serge meine Aufmerksamkeit auf sich.
"Der hat das Land verlassen. Wir können leider nicht heiraten, sorry. Aber ich habe gehört, dass es bei der gegnerischen Mannschaft auch ein Paar geben soll. Frag die doch mal."
"Genau, Serge, geh mal rüber zu den Anderen, nachdem die gegen uns im Champions League Finale verloren haben und frag, ob du mit denen eine Hochzeit feiern darfst", lachte Leroy.
"Zum Glück ist erstmal Sommerpause. Dann ist es nicht so schlimm, wenn Serge verletzungsbedingt ein paar Wochen ausfällt", kommentierte Phonzie. Hinter Serge öffnete sich die Kabinentür. Benjamin und Dayot betraten die Kabine. Möglichst unauffällig versuchte ich Benji ein Zeichen zu geben, dass er die Kabine wieder verlassen sollte, weswegen mein Freund mich irritiert ansah.
"Hey, Serge, Benji ist wieder im Land", rief Leon quer durch die Kabine, wofür ich ihm einen bösen Blick zuwarf. Serge drehte sich grinsend zu Benjamin um und ging auf diesen zu.
"Was machst du heute Nacht noch so?" Benjamins fragender Blick glitt von Serge zu mir.
"Benji hat leider noch jede Menge Termine und heute Nacht keine freie Lücke mehr in seinem Kalender. Versuch dein Glück doch lieber bei Leon und Jo", mischte ich mich wieder ein. Noch immer irritiert kam mein Freund zu mir.
"Worum geht es?"
"Serge will irgend Jemand verheiraten. Wenn dir in den nächsten Stunden als irgend Jemand begegnen sollte, der aussieht, als könnte und dürfte er Jemanden trauen, einfach schnellstmöglich den Raum verlassen." Mit hochgezogener Augenbraue legte Benjamin seine Arme um meinen Nacken.
"Du möchtest mich also nicht heiraten, verstehe ich das richtig?"
"Ich möchte keine Ehe, die von Serge in die Wege geleitet wurde, nachdem Joshua uns geopfert hat, um sich selbst zu retten", stellte ich richtig.
"Ich war bloß fünf Minuten nicht in der Kabine und plötzlich werden hier Diskussionen über Hochzeiten geführt."
"Dann solltest du wohl für die restliche Nacht in meiner Nähe bleiben." Sanft drückte ich den Jüngeren enger an mich, ehe ich mich vorlehnte und ihn küsste.
"Und die nächsten Knutschen rum", hörte ich Kingsley sagen.
Drei Stunden später befanden wir uns gemeinsam mit dem Trainerteam, einem Großteil der Crew und den mitgereisten Familienmitgliedern, sowie Freunden in der Hotelbar, wo der Champions League Titel weitergefeiert wurde. Es war schon reichlich Alkohol geflossen. Von den Spielern, die Alkohol tranken, war schon längst Niemand mehr nüchtern.
Ich war aufm Weg zur Bar, um Nachschub für Benji, Kingsley, Dayot, Mathys und mich zu holen, als ich plötzlich am Handgelenk gepackt und zur Seite gezogen wurde. Vor mir stand Leon, welcher mich angrinst. Joshua saß neben ihm auf einem Barhocker und beobachtete das Geschehen sichtlich amüsiert. Der Größere der Beiden legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Ich gebe Serge nicht gerne Recht, aber dieses Mal bleibt mir leider keine andere Wahl. Es wird Zeit." Er hielt Josh eine Hand hin, welcher ihm ein schwarzes Schmuckkästchen reichte, das Leon an mich weitergab. Einige Sekunden sah ich zwischen dem Pärchen hin und her, ehe ich ein Lachen nicht mehr unterdrücken konnte. Ich war jedoch auch einfach zu betrunken, um noch ernst zu bleiben.
"Was ist das?", wollte ich wissen, wobei ich tatsächlich nach dem Schmuckkästchen griff und dieses öffnete. Zum Vorschein kam einer silberner Ring. Mein Lachen verstummte und ich starrte Leon ungläubig an. Mit ernster Miene, obwohl auch er betrunken war, klappte der Mittelfeldspieler das Kästchen wieder zu.
"Eure Zeit ist gekommen. Geh und ..."
"Was macht ihr?", fragte Jamal, der plötzlich neben uns stand, wodurch er Leon unterbrach.
"Bambi, trinkst du einen mit uns?", kam Leon vom Thema ab. Er legte Jamal einen Arm um die Schulter und zog ihn näher an den Tresen. Ich schaute zu Joshua.
"Du kannst den Ring haben. Mach damit, was du möchtest." Ich hatte bereits zu viel getrunken und war zudem zu überfordert mit der Situation, um überhaupt zu hinterfragen, wieso die Beiden einen Ring mit sich herum trugen. Da Josh sich inzwischen ebenfalls Leon und Jamal zugewandt hatte, steckte ich den Ring zumindest vorerst in meine Jackentasche und widmete mich wieder meiner eigentliche Mission.
Mit den Getränken kehrte ich zu Benji und den Anderen zurück.
"Was hat das solang gedauert?", beklagte sich Kingsley, während ich meinen Platz neben Benjamin wieder einnahm.
"Beschwer dich bei Leon", erwiderte ich lediglich. Mein Freund lehnte sich zu mir vor und küsste mich zärtlich.
Bis spät in die Nacht feierten wir den Sieg noch. Benji und ich hatten uns irgendwann gemeinsam auf den Weg in unser Hotelzimmer gemacht, wo wir irgendwie auch angekommen waren. Ich fühlte mich völlig benebelt, konnte aber einfach nicht aufhören zu grinsen. Lachend ließ ich mich rücklings aufs Bett fallen.
"Hast du mein Alkohol gesehen?", erkundigte ich mich.
"Scheiss Mal auf den Alkohol. Hast du den verschwommenen Fernseher gesehen?", lautet die Antwort meines Freundes, welcher mitten im Raum stehen geblieben war. Ich drehe mein Gesicht in seine Richtung. Statt den erwähnten Fernseher sah ich jedoch lieber meinen Freund an. "Krass", nuschelte er noch, bevor er in meine Richtung geschwankt kam. Grinsend setzte Benji sich auf meine Hüfte. Seine Hände fuhren über meinen Oberkörper. "Du hattest heute schon mal weniger an. Gefiel mir besser."
"Du kannst mir ja helfen das wieder zu ändern", schlug ich vor, wobei ich mich in eine aufrechte Position kämpfte. Kaum saß ich, streifte Benjamin mir die Jacke von den Schultern, wobei irgendwas polternd zu Boden ging. Sein Blick glitt zum am Boden liegenden Gegenstand, woraufhin sich seine Stirn kräuselte. Der Lockenkopf streckte sich, um das Schmuckkästchen vom Boden aufzuheben, wobei er beinahe vom Bett fiel. Als er wieder aufrecht auf meinem Schoss saß, öffnete Benjamin das Kästchen. Sichtlich überrascht musterte er den silbernen Ring. Vom Ring glitt sein Blick zu mir und zurück.
"Von Leon", erklärte ich knapp.
"Leon hat dir einen Ring gegeben?"
"Josh meinte, ich kann ihn behalten und damit machen, was ich möchte."
"Zum Beispiel ihn mir geben?", hakte Benji nach.
"Zum Beispiel", stimmte ich zu.
"Machst du es?"
"Einfach nur so als Geschenk?", erkundigte ich mich, woraufhin Benji den Kopf schüttelte. Sanft schob ich den Jüngeren von mir runter, ehe ich mich auf die Beine quälte und anschließend vorm Bett und somit vor Benjamin auf die Knie ging. Ich nahm dem Jüngeren das Schmuckkästchen aus der Hand nur um es ihm direkt wieder hinzuhalten. "Benjamin Jacques Marcel Pavard, heiratest du mich?" Benji strahlte übers ganze Gesicht, als er nickte.
"Ja", hauchte er und rutschte vom Bett runter zu mir auf den Boden, um mich küssen zu können. Ich schaffte es nach mehreren Versuchen noch irgendwie Benjamin den Ring anzustecken, ehe wir uns ein weiteres Mal küssten.
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, lag Benjamin bereits mit geöffneten Augen in meinen Armen.
"Morgen", nuschelte ich und drückte ihm einen Kuss auf den Kopf.
"Ich kann mich nicht mehr an all zu viel aus letzter Nacht erinnern, aber war deine Frage ernst gemeint?"
"Welche Frage?" Ich folgte Benjis Blick, welcher auf den Ring an seinem Finger gerichtet war. Durch den Anblick des Ringes kehrten einige Erinnerungen aus der vergangenen Nacht zurück. Ich griff nach Benjis Hand, um unsere Finger miteinander zu verschränken und einen Kuss auf seinen Handrücken zu platzieren. "Schon irgendwie."
"Irgendwie?" Mein Freund drehte sich etwas, um mich ansehen zu können.
"Ich möchte dich heiraten, Benji, nur der Antrag war ganz sicher nicht so geplant gewesen."
"Aber ist ein perfekter Antrag so wichtig?"
"Nein, aber vielleicht sollten wir nochmal klären, wo dieser Ring herkommt."
"Vielleicht", stimmte der Jüngere zu. "Aber das kann bis nach dem Frühstück warten und solange ist es jetzt halt unser Verlobungsring." Grinsend streckte Benji sich etwas, um mich küssen zu können. Lächelnd erwiderte ich den Kuss, wobei ich meinen Verlobten enger an mich drückte.
Ich hatte keinen Antrag geplant gehabt und der Ring warf einige Fragen auf, doch das Ergebnis gefiel mir dafür umso besser. Für den Moment war nur wichtig, dass Benji und ich verlobt waren. Wie es dazu gekommen war, spielte keine Rolle.