"-llo! Hey, kannst du mich hören?", sie hatte eine liebliche Stimme, die mich fast wieder einlullte.
"Mache deine Augen auf, du darfst jetzt nicht schlafen, hörst du?", sie fasste an meine Schulter, "Wache auf, Ayuna!" Und dann öffnete ich meine Augen. Da waren sie wieder, die schokoladenbraunen Pupillen.
Ja, das Mädchen, welches neben Aguni gestanden hatte. Jetzt fiel es mir wieder ein.
"W-Wer bist du?", brachte ich hervor und sie half mir in die Sitzposition.
"Heiya. Heiya Akane", antwortete sie mir, während sie ein Erste Hilfe Set hervorkramte. Sie kam vorbereitet? Wie ungewöhnlich -
"Das wird jetzt wehtun", warnte sie mich und im nächsten Moment stand mein ganzer Unterleib gefühlt in Flammen. Ich riss meine Augen auf, die Müdigkeit war sofort verschwunden.
Erst nach ein paar Sekunden legte sich der Schmerz und ich fluchte, als ich endlich wieder sprechen konnte.
"Das muss erstmal so gehen", meinte sie, "Wir haben nicht mehr viel Zeit!" Sie packte die Sachen wieder zusammen und sprang dann auf, bevor sie sich genauso plötzlich entfernte, wie sie gekommen war.
Ich zögerte noch einen kurzen Moment, bevor ich mich auf meine Füße hievte und verbissen versuchte, mein Gleichgewicht wiederzufinden.
Nur im Augenwinkel bemerkte ich noch ihre Beinprothese.
Wahnsinn, sie bewegte sich so flink!
Und sie hatte mir mein Leben gerettet - obwohl sie es nicht hätte nun müssen.
Ich musste ihr danken, wenn -
Verdammt, das Spiel war ja noch nicht zu Ende!
Ich war verwundet - aber gerade deswegen durfte ich jetzt nicht aufgeben. Sonst wäre ihre Hilfe unnötig gewesen.
Also würde ich die Zähne zusammenbeißen und mich durchkämpfen, koste es, was es auch wolle.
Für die Dankbarkeit und Nachbehandlung war später noch Zeit...
Mensch, meine Gedanken schweifen ja schon wieder ab! Was war denn los - war ich wegen der Verletzung so neben der Spur?
Ich sah mich kurz um, bevor ich mich wieder langsam in Bewegung setzte.
Die Spieler 4 und 7 des roten Teams sind ins Gefängnis gebracht worden!
Zwei Spieler? Mehr nicht? Wir hatten doch schon...
Ach ja.
Richtig, sie hatten Königsfrei gemacht. Ich hätte nie erwartet, dass ein Kinderspiel so hart sein könnte. Wie sagt man noch gleich?
Unverhofft kommt oft.
Die Zeit ist abgelaufen! Team Blau hat drei Spieler im Gefängnis!
Drei Minuten bis zu Start der zweiten Runde!
Wir waren verloren. So wenig Spieler?
Es war fies, verdammt, sie würden gewinnen!
Doch aufgeben würde ich jetzt noch nicht. Ich wollte spielen und es ihm nicht zu leicht machen. Dieser Joshua ging mir so dermaßen auf den Senkel, er sollte spüren, was er mir angetan hatte!
Ja, ich war nachtragend, sogar sehr. Wenn ich mir etwas in den Kopf setzte, würde ich es durchziehen.
Nichts war umsonst, ich tat es für die Freiheit!
Und so suchte ich mein Versteck. Und ich fand auch eins, ziemlich weit oben im kleinen Sushi Restaurant. Jetzt hieß es warten. Ich musste sehen, was das Spiel so mit sich brachte.
Das Spiel beginnt!
Unbewusst krallte ich meine Hände zu Fäusten. Der Schmerz, als auch das unangenehme Pochen in meiner linken Seite ließen mich zurück in die Realität finden.
Spieler 4 des blauen Teams ist ins Gefängnis gebracht worden!
Verdammt, das ging schnell. Es waren noch nicht einmal fünf Minuten vergangen! Wenn das so weiterging, dann waren wir in wenigen Minuten alle tot!
Spieler 10 des blauen Teams ist ins Gefängnis gebracht worden!
Warte, wa-
Ein Stromschlag durchzuckte meinen gesamten Körper und lähmte mich für einige Sekunden. Doch diese Sekunden reichten aus, um mir selbst tausende Fragen zu stellen.
Wie?
Warum?
Was?
Sie hatten mich gefunden, es war praktisch unmöglich! Ich hatte niemanden gehört oder gesehen, auch mein Versteck war nicht so einfach zu finden gewesen! Nicht umsonst hatte ich mich in diese dunkle Ecke gezwängt!
Der Schock vom Stromschlag ließ langsam nach, ich erhob mich und wollte gerade widerwillig Richtung Gefängnis laufen, als mir etwas an der Decke auffiel. Sofort wusste ich, wie sie so schnell unsere Spieler finden konnten.
Überwachungskameras.
Ein fieser Schachzug, aber wieder nicht verboten. Ein Pik Bube Spiel, klar, dass alles auf einem neuen Level war.
Wir waren zu unvorsichtig!
Ich erreichte das Gefängnis, wo ich zu meiner Überraschung Heiya erblickte. Sie saß dort auf dem Boden und schien ihr Leben zu überdenken. Als sie mich sah, hob sie ihre Augenbraue. Ich setzte mich zu ihr.
"Wie kann das bloß sein? Ich hatte ein so gutes Versteck, sie hätten mich nicht finden können...", murmelte sie mir zu und ich nickte.
"Sie spielen mit fiesen Tricks", deutete ich an, "Siehst du das da? Im Gebäude sind überall Überwachungskameras. Es gibt Strom, außerdem schränkt sie die Regeln nicht ein." Sie blickte mich ungläubig an.
"Bist du dir sicher?", fragte sie mich, bevor ich nickte.
"Ja, hundertprozentig", erwiderte ich und sie schien kurz zu überlegen.
"Die Regeln haben nicht gesagt, dass man seine Teamkollegen im Gefängnis nicht kontaktieren darf, oder?", wollte sie plötzlich von mir wissen und ich stimmte ihr nach kurzer Überlegung zu. Dann zog sie zu meinem Erstaunen ein Funkgerät aus ihrer Tasche und benutzte es im Schatten meines Körpers.
"Aguni, Heiya hier. Sie nutzen den Strom zu Ihrem Vorteil! Ayuna hat herausgefunden, dass sie uns durch Überwachungskameras erspähen!", informierte sie die Ex Nummer 3 vom Beach.
"Gewalt und Töten ist ebenfalls nicht verboten worden", fügte ich hinzu, "Joshua hat mich beinahe erstochen." Heiya blickte nachdenklich zum Glastisch, sie schien völlig ratlos zu sein. Dann ertönte Agunis Stimme durch das Gerät.
"Was schlägst du vor, Ayuna?", wollte er von mir wissen und ich überlegte erneut.
Es verbleiben zwanzig Minuten!
"Wenn wir irgendwie die Stromverbindung kappen, sind wir im Vorteil", schlug ich vor und für einen Moment blieb es still in der Leitung.
"Verstanden", antwortete er schließlich, dann steckte Heiya das Gerät schnell weg, da wir Schritte hörten.
Spieler 1 des blauen Teams wurde ins Gefängnis gebracht!
Nein... Nun war es Gleichstand! Und zwanzig Minuten waren noch offen!
"Na, schon weiche Knie?", fragte eine Stimme plötzlich und ich hätte am liebsten Steine nach ihm geschmissen. Dort war er, der Pik Bube. Er starrte uns höhnisch an. Wie wurden wir ihn am besten los?
Ich wusste nur, wie Chishiya mich immer vertrieben hatte. Vielleicht funktionierte der Trick ja auch bei ihm?...
Und so setzte ich mein arrogantestes Lächeln auf, das ich besaß. Und siehe da, es schien tatsächlich zu funktionieren. Er zog ab.
Danke Chishiya!
Im selben Moment wurde es stockdunkel. Aguni hatte es tatsächlich geschafft, den Strom zu unterbrechen! Nur noch der rote Kreis und der Glastisch leuchteten in der Dunkelheit - sie schienen ihren Strom aus einer gesonderten Leitung zu kriegen.
Das blaue Team hat seine Könige befreit! Königsfrei!
Yeah! Perfekt! Wie sie das gerade hingekriegt hatten, konnte ich nicht verstehen, aber das war in diesem Moment auch egal.
Die Spieler haben 30 Sekunden Zeit, um sich neu zu verstecken!
So schnell wie möglich rannte ich los. Wo sollte ich mich am besten verstecken, wo würden sie mich nicht finden können?
Ich lief durch einen schmalen Gang, als mir etwas auffiel.
Und dann wusste ich, wo ich mich am besten verstecken konnte.
In Action Filmen hatte das doch auch geklappt - außerdem waren fast alle Orte durch dieses System miteinander verbunden!
Mit zusammengebissenen Zähnen krabbelte ich in mein neues Versteck.
Ja, von hier aus hatte ich alle Karten in der Hand!
Joshua, du wirst dich noch wundern!
Hättest du dich bloß nicht mit mir angelegt!