Woe is me, my love

By FeyGalaxy

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Das nächste Semester in Nevermore steht an. In der Zwischenzeit war kein Tag vergangen, an dem Wednesday nich... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30

Kapitel 3

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By FeyGalaxy

Vincent Thorpe stand gestresst und wütend vor seinem Wagen. Er starrte immer wieder auf die Uhr. Xavier war dabei, seine Koffer aus dem Kofferraum zu hieven und ließ sie beinahe auf den Boden fallen.

Mr. Thorpe wandte sich zu seinem Sohn: „Du musst Dich beeilen. Dein Zug fährt in 5 Minuten.“, mit aufgeregten Augen sah er um sich, in Sorge, die Leute würden ihn erkennen. „Ich muss dann auch los. Wichtiges Meeting.“ Xavier kannte seinen Vater. Er hatte sich daran gewöhnt, dass Business und Geld wichtiger waren als er, sein Leben, seine Hobbies und auch seine Gabe. Aus diesem Grund hatte er auch kein Interesse daran, mit seinem Vater über das plötzliche Verschwinden seiner Fähigkeit zu sprechen. Nicht im Geringsten. Er wusste, er hätte nur Vorwürfe für ihn übrig, dass es seine eigene Schuld wäre. So wie er ihn immer für alles verantwortlich gemacht hatte. Dass seine Mutter sie verlassen hatte, dass er verhaftet wurde und dass er lediglich nicht mehr draufhatte, als Kunst zum Leben zu erwecken. Er wusste, für seinen Vater war er die reinste Enttäuschung.

„Dann bis bald.“, zu mehr war Xavier nicht in der Lage. Er drehte sich weg in Richtung Bahnhof mit Rucksack und zwei Koffern in den Händen, doch sein Vater packte ihn am Arm. Er sah noch einmal kurz um sich, bevor er energisch sagte, ihn beinahe anbrüllte: „Diese Schule ist das reinste Chaos. Du wirst dich benehmen. Du wirst keinen Mist bauen und nicht wieder im Knast landen, nicht einmal unschuldig. Hast du das verstanden? Ich habe meine Augen und Ohren überall.“ Er rüttelte an ihm, um sein Anliegen noch deutlicher zu machen. Xavier war sich sicher. Der feste Griff, mit dem er ihn gepackt hatte, würde ein blauen Fleck hinterlassen. Er sah seinen Vater ernst in die Augen und dachte an Wednesday, ihre schnippische Art und ihr Talent für schlagfertige Antworten. „Keine Sorge, Vater … dein PR Problem ist weggesperrt für die nächsten Monate …“, er riss sich los und eilte zum Bahnsteig. Vincent Thorpe sah sich nochmals um, bevor er in seinen Wagen stieg und mit Vollgas davonfuhr.

Als er seinen Bahnsteig erblickte und sah, wie die letzten, wenigen Personen, die noch da waren, hineinstiegen, blieb er wie versteinert stehen.

Ich könnte verschwinden …

jetzt und sofort …

niemand würde es kümmern …

keiner würde mich suchen …

sie wird nicht da sein …

und wenn doch, würde sie mich nicht vermissen …

Die Ansage schallte über ihm aus dem Lautsprecher. Der Zug würde in 2 Minuten starten in Richtung Jericho, in Richtung Nevermore. Und Xavier wusste nicht, was er tun sollte.

---

Die Sonne war beinahe untergegangen, so lange waren sie unterwegs gewesen. Als sie durch das große, eiserne Tor auf den Vorplatz fuhren, konnte Wednesday bereits einige bekannte Gesichter erblicken. Schüler in ihren Uniformen standen überall verteilt mit ihren Eltern oder allein. Koffer und Gepäck waren dabei hin- und herbewegt zu werden. Es war laut, etwas chaotisch, aber doch irgendwie vertraut. Das Auto hielt an.

Als sie ihre Mitschüler und den Tumult durch die Scheiben des Autos sah, schoss eine Erkenntnis in ihre Glieder. Ein Schock. Wie versteinert blieb sie auf ihrem Sitz sitzen. Erst in diesem Moment wurde ihr wieder bewusst, dass ihre Visionen sie ereilten, sobald sie jemanden oder einen Gegenstand berührte. Und ihre Visionen hatten ihr im vergangenen Semester das Leben zur Hölle gemacht. Auch wenn Sie gern über alles und jeden in Nevermore Bescheid wüsste, hatte sie auf einmal Panik davor.

Als sie Tyler geküsste hatte, hatte sich der Schleier gelöst. Er hatte ihr sein wahres Ich gezeigt. Doch für weitere Enthüllungen dieser Art war sie jetzt noch nicht bereit. Ihre Gedanken überschlugen sich.

Niemanden zu nahe kommen… vorerst. Wenn es nötig ist, wenn ich diesen Stalker wirklich finden muss, falls es ihn noch gibt … dann … vielleicht …

Zu schmerzlich war die Erinnerung an Tyler. Sie hatte sich ihm geöffnet. Wednesday Addams, die sich ihr Leben lang geschworen hatte, dass sie wie ein Einsiedlerkrebs ihr leidiges Leben allein in Dunkelheit zu Ende leben würde. Dass sie Schreiben würde, ihre Leser mit Angst und Schrecken erfüllen würde, alles meiden würde, was schön und gut war. Dass sie sich niemals verlieben oder eine Familie gründen würde.

Sie schluckte ihre Angst herunter und öffnete die Tür des Autos. Das laute Gelächter und die vielen Blicke auf ihr führten sie nahezu ferngesteuert in Richtung Eingang. Sie wandte sich von jedem ab, der sie nur etwas länger ansah und ging zielstrebig durch den steinernen Torbogen. Sie blickte kurz zurück und nickte Lurch zu, als Hinweis darauf, dass er sich um das Gepäck kümmern sollte. Fast schon nervös betrat sie das Pentagon. Dort waren noch mehr Schüler und auch Lehrer versammelt. Alle waren in Gespräche und small talk vertieft. Sie ließ ihren Blick schweifen und bewegte sich im Kreis um den Schulhof herum, im Schatten versteckt. Nun lief sie ruhiger und langsamer.

Wie ein Detektiv auf der Suche nach Hinweisen musterte sie den Hof, sie blickte entlang der Mauern, hinauf zu den Balkonen. Dort standen ebenso viele Gruppen, die sich unterhielten. Sie kontrollierte jedes Gesicht. Sie sah Bianca, Yoko, Kent. Ajax hatte sie von Weitem auch schon erspäht. Doch sie war weiter auf der Suche. Auf der Suche nach ihm.

Ist er hier? Ist er schon da?

Als sie in den Schulhof trat, lief sie auf Zehenspitzen, um über die Köpfe der Anderen zu sehen. Immer mit genügend Abstand und Entfernung zu ihnen. Ihre Hände hatte sie in die Taschen ihrer Kapuzenjacke gesteckt. Sie drehte sich mehrmals umher und konnte ihn nirgends entdecken. Plötzlich. Ein lautes Rufen riss sie aus ihren Gedanken.

„Wednesday!!!!!“, Eugene und Enid kamen seitlich auf sie zu. Sie bahnten sich ihren Weg durch die Menge. Noch bevor einer der Beiden ihr um den Hals fallen konnte, hob sie abwehrend ihre Arme und trat einen Schritt zurück. Auch wenn man es ihr nicht ansah, ihr Herz pochte wie wild, als sie ihre beiden Freunde wiedersah.

Enid, die sofort verstand, griff sofort nach Eugene´s Armen und hielt ihn auf. „Ich sehe, es hat sich nicht viel verändert. Umarmungen nur im Notfall. “, lächelte sie Wednesday entgegen und zwinkerte ihr zu. Alle waren damit zufrieden. Auch Wednesday´s Miene erhellte sich etwas nach Enid´s Scherz und sie ergriff die Initiative: „Wie geht es euch?“

Etwas perplex über ihr Interesse und die scheinbar ernst gemeinte Frage, begann Enid zu erzählen wie ein Wasserfall. „Also meine Ferien waren der Haaaammer! Wir waren auf Hawaii. Ich sag euch, dort ist es fantastisch! Meine Eltern dachten, nach dem ich mich nun endlich entwolft hatte, hätte ich eine Belohnung verdient und spendierten spontan die Reise. Ist das nicht cool? Ich meine, dafür braucht man ja keine Belohnung. Eigentlich. Absoluter Quatsch, aber ich … fand´s … super!“ Eugene grinste über beide Ohren und lauschte Enid´s Geschichte. Wednesday hatte ihre Frage nach dem ersten Satz bereits bereut und blickte starr ins Nichts.

„Wie waren in Disneyland!“, Eugene schob lachend seine Brille zurück auf seine Nase. „Meine Mom´s hatten auch das Gefühl, dass ich eine Auszeit brauche und man … ich sage euch, das war ein Spaß! Die haben dort sogar eine Bienen-Achterbahn, die durch einen Bienenstock führt. Die war zwar für Kleinkinder, aber ich bin bestimmt 30 mal gefahren! Ich musste mich auch mehrmals übergeben, aber hey, was solls…“, seine riesigen Augen huschten hin und her, als er seinen Freundinnen davon erzählte.

Den letzten Satz hatte sie gar nicht mehr richtig verstanden, so sehr entfernt war sie mit ihren Gedanken. „Das ist toll … wirklich schön.“, antwortete Wednesday eintönig und desinteressiert. Enid beugte sich etwas näher an sie heran und fragte sie lächelnd: „Und wie war deine Zeit? Was hast du gemacht?“ Noch bevor Enid ihre Frage aussprechen konnte, fiel sie ihr ins Wort: „Habt ihr Xavier gesehen?“ Ihre Augen weiteten sich. Enid und Eugene sahen sich fragend an und blickten dann beide wieder zurück zu ihr. Sie zuckten mit den Schultern. Neugierig antwortete Enid: „Bisher noch nicht … warum fragst du?“ Auch Eugene schüttelte den Kopf.

Enttäuscht wandte sich Wednesday wieder zur Seite, um nochmals Ausschau nach ihm zu halten. Enid konnte sie gerade noch abhalten, davon zu laufen: „Naja… ich weiß nicht genau… wird er überhaupt kommen?“, nach dieser Frage hatte sie wieder ihre Aufmerksamkeit. „Wie meinst du das? Er kommt. Bestimmt. Schließlich ist sein Vater ein wichtiger Unterstützer von Nevermore oder etwa nicht?“, ihre Stimme klang aufgeregt und besorgt. „Ich weiß nicht Wednesday… nach allem, was letztes Semester passiert ist. Hast du es nicht bemerkt … wir sind viel weniger als letztes Jahr. Ich habe gehört, dass einige Eltern ihre Kinder nicht mehr nach Nevermore lassen… es sei zu gefährlich. Und überleg mal… Xaviers Dad ist ein bekannter Mann. Ich glaube, Nevermore und was hier passiert ist, passen ihm ganz und gar nicht in den PR Plan für seinen Sohn…. Vielleicht hat er es ihm verboten…“

Wednesday Addams fühlte sonst nicht viel. Sie war immer resistent gewesen ihren eigenen Gefühlen gegenüber. Doch jetzt, mit dem Gedanken daran, dass Xavier nicht zurückkommen würde, überschwappte sie mit einem Mal ein entwaffnendes Gefühl. Deuten konnte sie es nicht. Sie konnte nur nicken. Und um sich nicht weiter erklären zu müssen, drehte sie sich weg und lief in Richtung Torbogen. Enid und Eugene konnten nur noch ein leises: „Wir sehen uns später.“ hören, als sie ihr völlig verdutzt hinterhersahen.

Sie ballte ihre Fäuste immer wieder, bis es schmerzte und stampfte nahezu in Richtung Ophelia Hall. Auf ihrem Weg blickte sie immer wieder kurz vom Boden nach oben, um zu sehen, wer ihr entgegenkam. Kein Xavier. Nirgends.

Er wird nicht kommen… aber er hat es versprochen… er hat versprochen, er würde da sein…

Nie verlockender war es gewesen, dass Handy in ihrer Tasche einfach zu benutzen, ihm zu schreiben oder ihn gar anzurufen. Sie zog es aus der Jacke. Keine Nachricht. Nichts. Ernst und mit großer Sorge redete sie sich ein, dass die Schule und die Lehrer informiert worden wären, wäre Xavier etwas zugestoßen. Wäre ihm etwas passiert. Die ganze Welt wüsste davon, schließlich war er der Sohn von Vincent Thorpe.

Ihm geht es also gut … aber warum … warum ist er nicht hier?

Sie bekam das Gefühl, dass sie der Grund war. Ihre Jagd nach dem Monster hatte viele Opfer zur Folge. Rowan, der Bürgermeister, Kinbott. Doch nicht alle Opfer waren tot. Eugene war wegen ihr im Krankenhaus gelandet. Eiskaltes Händchen wurde beinahe getötet. Enid musste gegen ein Monster kämpfen. Und Xavier. Ihn hatte sie verhaften lassen. Verraten. Sein Leben ruiniert. Sie dachte an seine Worte in dieser dunklen Zelle, seine Wut und Enttäuschung über ihre Obsession, diesen Fall endlich lösen zu wollen. Und dann hatte sie auf keine seiner Nachrichten reagiert. Sie war sich sicher: Xavier wollte nicht zurückkehren. Wegen ihr. Sie war sich sicher, er wollte sie nie wiedersehen.

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