Suche Held, biete Phönix (FF...

By QuillDee

2.3K 320 1K

Wie kommt jemand zurecht, der nach siebzig Jahren Kälteschlaf in eine völlig neue, ja fremdartige Umgebung ge... More

Vorwort
1 - Neue Ufer
2 - Erstens kommt es anders
3 - Erdbeer-Confit an Mandelschaum
4 - Von Kartoffelchips und anderen Errungenschaften
5 - Rache ist Blutwurst
6 - Wenn jemand eine Reise tut
7 - Manifestation
8 - Zwei Avenger sehen mehr als einer
9 - Home, sweet Home
10 - Lose Enden
11 - Der große Knall
12 - Zuflucht 2.0
13 - Was einmal war, verlässt uns nicht
14 - Ein Spätsommer in der Provence
15 - Oh what a Feeling this is
16 - Von alten Freunden, Halluzinationen und guten Ratschlägen
17 - Familiengeheimnisse
18 - Der Anker
19 - Von der Kunst des Nudelschlürfens
20 - Das perfekte Date
21 - Familienzusammenführung
22 - Rotes Blut, grauer Glibber und andere Körperflüssigkeiten
23 - Trouble in Paradise
24 - Im Netz der Hydra
25 - Neukalibrierung
26 - Die Hoffnung stirbt zuletzt
27 - Operation Feuersturm
28 - Heiß und Kalt
29 - Who am I
30 - Trigger und Reset
31 - Der fast normale Wahnsinn
32 - Weihnachten bei Bartons
33 - (K)ein Glückliches Neues Jahr
34 - Beziehungskisten und andere Probleme
35 - Zwischen den Stühlen
36 - Abrechnung
37 - Phönix aus der Asche
38 - Wer loslässt, hat beide Hände frei

Epilog

60 5 13
By QuillDee

Der erste koffeinfreie Kaffee des Tages rann heiß und belebend durch ihre Kehle. Yuki hob ihre Tasse für einen weiteren Schluck und blinzelte noch verschlafen in das Morgenrot. Entgegen ihrer Gewohnheit war sie so früh aufgestanden wie noch nie. Sie hatte auch noch nie so viel vorgehabt.

Sie strich sich über die deutliche Wölbung ihres Bauches. In den letzten zwei Jahren war vieles nicht so gekommen, wie sie es geplant hatte – da kam es jetzt auf diese eine unvorhergesehene Wendung auch nicht mehr an. Sie hatte es wenige Wochen nach der offiziellen Aufnahme ihrer Tätigkeit für die Leclerc'sche Elefanten-Stiftung bemerkt: Rastlosigkeit, Stimmungsschwankungen hatte sie zuerst auf den emotionalen Stress geschoben. Doch als ihr von dem Geruch nach Essen, der öfters über den Strand wehte, übel wurde, hatte sie einen Schamanen aufgesucht. Von denen gab es in Thailand eine Menge. Sie wollte vermeiden, noch einmal in irgendeiner Krankenakte aufzutauchen, wenn es nicht unbedingt sein musste. Und sie war überzeugt davon, dass die Schulmedizin in vielen Fällen nicht von Nöten war. Als der Schamane sie an eine weibliche Kollegin verwies, weil es sich um ein ‚Frauen-Problem' handelte, hatte sie sich nur milde gewundert.

Als diese ihr eröffnet hatte, dass sie schwanger sei, war sie aus allen Wolken gefallen.
Wann zum Teufel hätte das passieren sollen? Sie hatte doch immer verhütet! Nach ein paar Tagen der Verleugnung war es ihr wie Schuppen von den Augen gefallen. Sicher, sie hatte ein Hormonimplantat im Arm gehabt - doch das war ihr in Yokohama entfernt worden, weil Carpenter es bei den ersten Scans entdeckt und fälschlicher Weise für einen GPS-Tracker gehalten hatte. Und danach hatte sie andere Sorgen gehabt und nicht wieder daran gedacht. Bis sie sich wenige Wochen nach ihrer Befreiung ein neues Implantat hatte einsetzen lassen.  Irgendwann in dieser Zeit musste es passiert sein, so ihre Schlussfolgerung, und dann war ihr diese eine Nacht eingefallen, die sie mit Steve in der Arrestzelle auf dem Helicarrier verbracht hatte. In der Zeit, wo sie nicht einmal mehr gewusst hatte, wer sie war und wer er. Nur jene Nacht, in der er ihr Sicherheit und Trost auf diese besondere Weise vermittelt hatte, kam dafür infrage.

Trotzdem hatte sie es nicht wahrhaben wollen, weil es überhaupt nicht in ihre Pläne passte. Sie hatte mit der Schamanin zu diskutieren begonnen: Das zweite Hormonimplantat hätte doch in jedem Fall zu Komplikationen geführt, wenn nicht gar zu einer Fehlgeburt. Und hätte sie es nicht schon früher merken müssen? Schließlich hatte sie, wenn auch unregelmäßig, ihre Periode gehabt. Die alte Frau hatte nur müde gelächelt und zu einer wortreichen Erklärung angehoben. Unter anderem, dass ihr Körper möglicherweise einfach ‚vergessen' hatte, dass sie schwanger war, weil er seine Energie dafür aufwendete, ihre Seele zu heilen. Und dass, sofern der Geist des Vaters sehr stark wäre, er das Kind vor Schaden bewahrt hatte. Das hatte Yuki eingeleuchtet. Sie hatte psychisch unter großem Druck gestanden, und der Vater war in jeder Hinsicht stark und besonders. Ohne die ganze Geschichte zu kennen, hatte die Schamanin das alles ganz einfach aus ihrer Erfahrung heraus geschlussfolgert.

Es weiter zu leugnen war sinnlos und dumm, abzutreiben ein Ding der Unmöglichkeit. Das hatte sie nicht übers Herz gebracht: Dieses Kind war ein Teil von ihr und ein Teil von ihm, und vermutlich der einzige Teil von ihm, den sie je würde haben können. Das Implantat hatte sie sich umgehend und ohne mit der Wimper zu zucken selbst herausgeschnitten.
Sie malte kleine Kreise um ihren Bauchnabel und flüsterte: „Sie irrt sich nie, die alte Nurajee. Mit allem. Wir zwei schaffen das auch allein."

Natürlich musste sie Steve davon erzählen, er hatte ein Recht darauf, es zu wissen. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt. Sie waren frisch getrennt, und sie würde ihn in einen noch größeren Gewissenskonflikt stürzen, als er gerade eben erst überwunden hatte. Und sie hatte noch genug andere Dinge um die Ohren. Yukis kleines Einkommen aus der Stiftung reichte gut für eine erwachsene Person, die sich zur Not auch mal einschränken konnte. Aber sie wollte ihr Kind, es klang noch immer unglaublich, nicht mit Einschränkungen aufziehen und dabei jeden Baht umdrehen müssen. Sie brauchte also eine weitere Einnahmequelle. Da traf es sich gut, dass ein Surfbrettverleih nahe Kamala Beach einen neuen Besitzer suchte. Der Verkäufer steckte in irgendeiner Notlage, weshalb sie den Schleuderpreis mit dem ihr verbliebenen Bargeld begleichen konnte. Welcher Art diese Not war, interessierte sie nicht - ihr kam es gerade recht.

Heute würde sie den Vertrag unterschreiben. Zwischen Mai und November, wenn die besten Wellen Kundschaft anlockten, war also für ihre kleine Familie gesorgt – auch wenn Thailand nicht gerade als Mekka für Surfer galt, kamen viele gerade, weil die Strände hier noch nicht mit ihresgleichen vollgestopft waren. Für die restliche Zeit musst sie sich noch etwas anderes überlegen. Vielleicht die ersten Gewinne gleich wieder in Tuktuks investieren, die sie dann das ganze Jahr über verleihen konnte. Die Arbeit für die Elefanten durfte jedoch nicht darunter leiden, sie war ihr ein echtes Anliegen, auch wenn die Stiftung eigentlich nur dazu diente, etwas von ihrem früheren Vermögen in dieses Leben zu retten.
Alles zusammen genommen würde ihnen beiden ein auskömmliches Leben ermöglichen.
Als die Sonne aufging, streckte sie sich ausgiebig und blinzelte in die stärker werdenden Lichtstrahlen. Dann stellte sie die leere Kaffeetasse ins Spülbecken und trat entschlossen aus ihrem Häuschen - in dem neuen Kapitel, das ihr Leben aufschlug, gab es noch viel zu tun.

Continue Reading

You'll Also Like

16.8K 1.8K 44
Mal wieder eine klischeehaft Geschichte worin ein Underground Gangboss sich einen hübschen Junge nach Hause holt um sich an diesem zu Vergnügen? Kein...
29.6K 2.4K 20
Man braucht nicht viele Wörter, um eine wunderbare Geschichte zu schreiben. (:
72.2K 4.6K 31
Sunmis früheres Schulleben wird komplett auf den Kopf gestellt, so dass sich 7 Idioten in ihr Leben zwängen und sie vor die Wahl stellen. Ein Leben m...
7.1K 264 8
Du bist neu auf Wattpad oder möchtest unbedingt Autor/in werden doch hast keine Ahnung wie? Hier erkläre ich dir die ganzen Fachbegriffe usw. Und nun...