Starshakers (Sunhunters pt. 2)

By wolkenbonbons

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„Bring mir eine Klangschale mit", sagt der Sunhunter todernst, „Ich muss meine Chakren in Einklang bringen, s... More

playlist + visuals
1 - Matthias Green
2 - Clara de Flocon
3 - Clara de Flocon
4 - Matthias Green
5 - Clara de Flocon
6 - Matthias Green
7 - Matthias Green
8 - Clara de Flocon
9 - Clara de Flocon
10 - Matthias Green
11 - Matthias Green
12 - Clara de Flocon
13 - Matthias Green
14 - Clara de Flocon
15 - Matthias Green
16 - Matthias Green
note
17 - Matthias Green
18 - Clara de Flocon
19 - Clara de Flocon
20 - Clara de Flocon
22 - Matthias Green
23 - Matthias Green
24 - Matthias Green
25 - Clara de Flocon
26 - Clara de Flocon
27 - Matthias Green
28 - Clara de Flocon
29 - Matthias Green
30 - Clara de Flocon
31 - Clara de Flocon

21 - Clara de Flocon

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By wolkenbonbons

~☀️~

Matt beschließt in einer Anwandlung, dass wir jetzt doch mal dringend über unsere Beziehung reden müssen, als wir in der Schlange vor der Essensausgabe stehen. Genauer gesagt über die E-mails, die ich ihm geschrieben habe. Ob es der seltsame Moment auf dem Gang war, der das ausgelöst hat, oder das knutschende Pärchen am Eingang, weiß ich nicht. Vielleicht hat er auch einfach taktisch darauf gewartet, bis ich nach der Klausur zu fertig bin, um mich mit ihm zu boxen.

„Hey, kann ich dir kurz was sagen?", meint er und gibt mir mit einem viel zu Hundewelpen ähnlichen Blick eines der hässlichen grauen Tablets. Misstrauisch nehme ich ihm das Ding aus der Hand.

„Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich nicht antworten konnte."

Irritiert schüttle ich den Kopf. Er seufzt tief, macht eine ernsthafte Pause und nimmt sich ebenfalls ein Tablet. Wir wandern die Edelstahlstreben entlang, vorbei an belegten Brötchen mit Algenfleischsubstrat und glitzerndem Wackelpudding. Es gibt unter anderem Fischcurry mit Klebereis, Sommerrollen und etwas wie rosanen Spargel, wahrscheinlich irgendeine Spezialität von einem Planeten, auf dem ich noch nie war.

„Deine E-mails", sagt er und der galaktische Spargel glitscht mir aus der Zange und landet mit einem nassen Geräusch auf dem Boden. Ich drehe mich mit der Zange in der Hand zu ihm um.

„Wir reden nicht über die E-mails. Wir reden nie mehr über diese E-mails!"

Matt lässt seinen Blick von dem Spargel, der inzwischen fünf kleine Füße ausgefahren hat und versucht durch die Beine der Studenten hindurch zu entkommen, zu mir wandern.

„Auf jeden Fall konnte ich nicht antworten. Ich habe sie gar nicht bekommen, bis ich wieder an einer Tankstelle reguläres WLAN hatte."

„Ist okay, alles gut, mach dir da mal keine Gedanken, ich hatte das schon ganz vergessen", sprudelt es aus mir heraus, während ich obercool die Zange zurück zu dem Nicht-Spargel lege und mir stattdessen Curry geben lasse. Diese E-mails sind das schlimmste, was ich jemals an jemanden geschickt habe. Ich schäme mich in Grund und Boden dafür und er spricht es an, als wäre es das Wetter. Den Blick fest auf die dampfende Soße und die Safranfäden gerichtet, die mir der Roboterarm darauf streut, merke ich selbst, wie verstellt meine Stimme gerade geklungen hat.

„Ich habe dich verletzt, das ist mir klar. Ich wusste nur nicht, dass ..."

„Wirklich?", frage ich, nehme meinen Teller zu harsch an mich und drehe mich so schnell zur Salatbar um, dass ich beinahe ein Erstsemester mit Curry getauft hätte, „Müssen wir das jetzt machen? Kann ich zumindest essen davor?"

Matt fischt unbeirrt drei der Spargelmonster aus dem Wasser, versetzt ihnen je einen leichten Klaps mit einem nebenstehenden glockenähnlichen Gerät und holt sich dann vollkommen unbeirrt einen Teller Curry, sowie Sesam-Algensalat auf Lachs und noch irgendwas, das er der einzigen menschlichen Mitarbeiterin im Umkreis von zehn Metern ‚nur zum Probieren' abschwatzt. Ich schiele auf seine Teller hinüber, während er Feta über seine bis oben gefüllte ovale Salatschüssel streut.

„Willst du auch?", fragte er und ich schüttle den Kopf.

„Soll ich für dich mitzahlen? Dann muss ich erst nochmal aufladen gehen."

Matt greift mit übertrieben dramatischer Geste nach dem Olivenöl.

„Bitte", schnaubt er, „Der Staatsdienst ruiniert dir zwar dein Leben, aber sie zahlen dir dein Essen."

Er checkt uns mit dem gefälschten Studierendenausweis aus, den er heute morgen aus seinem AI Spiegel in der Villa gedownloadet hat, und ich bin mir fast sicher, dass man mit dem Guthaben darauf eine Yacht kaufen könnte. Verdammte Sunhunter.

„Ich meine ja nur", sagt er, während wir darauf warten, dass seine Litschi Schorle aus dem Automaten fällt, „nicht, dass du denkst, ich hätte sie nicht bekommen."

„Besser wäre es."

„Ich glaube, wir haben Redebedarf."

„Ich hatte Redebedarf, ja. Aber jetzt? Nicht mehr. Alles paletti, Spaghetti. Ich bin glücklich, du bist glücklich, allen geht es gut und jeder ist auf seinem eigenen Pferd in den Sonnenuntergang davongeritten. Läuft doch prima." Matt legt den Kopf schief und nimmt seine Flasche aus dem Automaten.

„Alles paletti, Spaghetti? Was haben die dir nur angetan an der Uni?"

Er balanciert sein Tablet mit einer Hand, während wir an vielen verschiedenen jungen Menschen vorbei zu einem leeren Tisch am Fenster hinüber gehen. Die Mensa befindet sich direkt unter dem Dach des größten Unigebäudes, weswegen die Aussicht fantastisch ist. Als ich bei meiner Führung am ersten Tag hier herauf gekommen bin, hätte ich heulen können bei dem Blick auf all das, was da ausgebreitet vor mir gelegen ist. Die Bibliothek mit dem Wasserfall, die Kollegiengebäude mit den Cafés, die vielen Menschen, die sich für die gleichen Dinge interessieren wie ich. Es ist eine schöne Parallelwelt, in die ich da gerutscht bin. So schön sogar, dass man vergessen könnte, dass wir uns im Krieg befinden.

„Wo warst du letzte Nacht?", frage ich, bevor er wieder mein gebrochenes Herz aus seiner Inbox kratzen kann. Der Sunhunter schraubt missbilligend seine Litschischorle auf und schüttelt leicht den Kopf.

„Ich arbeite jetzt auch für Ava. Spuck's doch einfach aus."

„Das meine ich nicht. Wir waren gerade ganz wo anders."

„Ich will nicht darüber reden", sage ich geradeheraus.

„MacClara", sagt er absichtlich, was für mich ein rotes Tuch ist, „wir arbeiten zusammen an einem ... Projekt. Einem wichtigen, gefährlichen Projekt. Deswegen sollten wir offen miteinander reden, bevor wir in einer dämlichen Situation landen und erst einer von uns den Löffel abgeben muss, damit wir uns wieder verstehen."

„Erspar' mir das Teambuilding, sag mir lieber wieso du eine Waffe mit in die Uni nehmen wolltest."

„Psst, psst, psst", macht der Sunhunter, der den Blick über die Tische hinter mir schweifen lässt. Er greift nach seiner Tasche und zieht etwas daraus hervor. Ich beuge mich vor, um besser zu sehen und stelle fest, dass sich neben ihm auf der Bank ein Cocktailschirmchen um sich selbst dreht. Wahrscheinlich ein Weihnachtsgeschenk von Ava. Vielleicht muss er dann nicht mehr die Mordermittlungen an einem innenpolitisch brisanten Fall als ‚gefährliches wichtiges Projekt' zensieren.

Kopfschüttelnd steche ich den Löffel in meinen Reis.

„Du wirst echt paranoid, weißt du das? Vielleicht solltest du mal mit Joey drüber reden."

„Das Kamillenteezebra hat mir schon Liebe für meinen Job diagnostiziert, dem vertraue ich nicht mehr. Habe ich eigentlich auch nie. Jetzt weiß ich aber immerhin, dass du ihn in Schach halten kannst, wenn er mich in eine Zwangsjacke stecken will."

„Oder ich helfe ihm dabei."

„Ach, das bringst du nicht übers Herz."

„Du bist so erwachsen."

„Er trinkt Kamillentee. Ohne krank zu sein. Gestern hat die ganze Küche danach gestunken."

„Und du isst Spargel, der dir in den Magen laufen kann."

„Spargel? Oh, du meinst ...", er spießt das unsägliche Ding auf, das sich jetzt immerhin nicht mehr bewegt, „... kennst du die nicht? Das sind Kestaysprossen. Nationalpflanze von ..."

„Matt."

„Hm?"

„Wo warst du letzte Nacht?"

Matt schlürft erst die Monstersprosse von seiner Gabel und spült mit einem Schluck Litschischorle nach, bevor er antwortet.

„Traumbubble."

Ich runzle die Stirn. Er isst einen Löffel Curry.

„Und was hast du da gemacht?", frage ich entnervt, „Bist du in einen Club gegangen und hast dich abgeschossen?"

„So ungefähr", sagt er und zerteilt seinen Lachs, „Ich habe mich mit der Frau getroffen, von der Ravenna den Hack für ihren Angriff auf den Kreuzer gekauft hat. Dabei wurde ich fast erschossen."

Stille. Matt zieht eine Gräte aus seinem Fisch, nimmt eine Gabel voll und nickt wohlwollend. Ich gebe auf. Mit einer großen Bewegung schiebe ich mein Essen zur Seite, lege meine Arme auf dem Tisch ab und vergrabe den Kopf darin. Langsam atmen, Clara, alles wird gut. Du bist nicht verrückt. Das hat er gerade wirklich gesagt.

„Können mich die anderen hören?", frage ich.

„Nein, solange der Parasol läuft ..."

Er kommt nicht dazu, seinen Satz zu vollenden, denn ich versuche mein überladenes Gehirn neuzustarten, indem ich die Tischplatte anschreie, so laut ich kann. Als ich fertig bin, sehe ich Matts Blick über die Ärmel meines Pullis hinweg. Er kaut jetzt sehr vorsichtig und deutet dann mit der Gabel auf mich.

„Sicher, dass du nicht mal mit dem Streifendoktor reden willst?"

Wieder etwas abgeregter richte ich mich auf und antworte mit einer sehr ruhigen Gegenfrage.

„Wieso, Matt, hast du dich mit der Frau getroffen, deren Hack uns fast umgebracht hätte?"

„Weil ich etwas von ihr gebraucht habe, das mir das Department nicht beschaffen kann."

„Bewegungsdaten?"

Er sieht auf, überrascht. Jaha, denke ich langgezogen, ich hatte da eine Vorlesung dazu, stell' dir vor.

„Wieso habt ihr euch keinen richterlichen Beschluss geholt?"

„Weil es keinen Fall gibt. Offiziell ist rein gar nichts passiert, was mit dem Department zu tun hat. Laut Gabe funktioniert das spitze und selbst die, die nah dran waren, haben keine Ahnung, dass wir involviert sind."

„Ava soll nicht wissen, dass du die Daten hast."

Wieder hört er auf zu kauen.

„Kannst du mal damit aufhören?", fragt Matt genervt.

„Womit?"

„Meine Geheimnisse zu erraten."

„Müsste ich nicht, wenn du mit mir reden würdest."

Er schüttelt den Kopf.

„Auf jeden Fall wurde ich verfolgt gestern. Er hat auf mich gewartet, als ich in die Bubble geflogen bin. Beim ersten Kontakt war Gabes Geschwader da und hat ihn vertrieben, aber beim zweiten Mal", er sieht aus dem Fenster, hinunter auf die Studenten im Park, und schüttelt langsam den Kopf, „Beim zweiten Mal war es knapp. Da haben sie auf mich geschossen, in der Luft auf meinem Bike."

Ich mache große Augen.

„Ist dir was passiert?"

Matt sieht mich wieder an und grinst.

„Nein, danke der Nachfrage."

Natürlich ist ihm nichts passiert, sonst säße er wohl kaum mit mir hier in der Mensa und würde sich die halbe Speisekarte reinpfeifen. Nahtoderfahrungen machen anscheinend ordentlich Kohldampf.

„Du hast ihn aber auch nicht erwischt", lenke ich ab. Es klingt nach einem Vorwurf.

„Offensichtlich nicht."

„Will ich wissen, wieso du so grinst?"

„Na ja, ganz fit war er dann auch nicht mehr. Und jetzt sucht die Justiz ihn auch, also bin ich fein raus, wenn die was rausfinden. Hab bisschen Arbeit delegiert, indem ich allen verkauft habe, es wäre ein Amokläufer. Und dann hab ich mir auf dem Rückweg ein Falaffeleldürüm geholt."

Ich starre Matt an.

„Du hast so einen massiven Schlag."

„Ich fand das auch eine gute Idee. Beides."

„Warte mal, wir bekommen Besuch. Pack den Schirm weg."

Ich deute hinter ihn. Matt dreht sich schwungvoll um, steckt in derselben Bewegung den Schirm in die Hosentasche und sieht sehr auffällig in die Richtung, in die ich genickt habe. Vier meiner Unifreunde bahnen sich mit ihren dampfenden Tabletts den Weg zu uns, unter ihnen Anh mit seiner Jogginghose.

„Oh, echte Studis", grinst der Sunhunter, „Süß!"

„Reiß dich zusammen."

Matt trinkt noch einen Schluck Litschischorle, als hätte er mir gerade von seiner letzten Joggingrunde durch den Park und nicht von einer Schießerei in schwindelerregender Höhe erzählt.

„Aber immer doch, MacClara."

~☀️~

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