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Da QuillDee

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Wie kommt jemand zurecht, der nach siebzig Jahren Kälteschlaf in eine völlig neue, ja fremdartige Umgebung ge... Altro

Vorwort
1 - Neue Ufer
2 - Erstens kommt es anders
3 - Erdbeer-Confit an Mandelschaum
4 - Von Kartoffelchips und anderen Errungenschaften
5 - Rache ist Blutwurst
6 - Wenn jemand eine Reise tut
7 - Manifestation
8 - Zwei Avenger sehen mehr als einer
9 - Home, sweet Home
10 - Lose Enden
11 - Der große Knall
12 - Zuflucht 2.0
13 - Was einmal war, verlässt uns nicht
14 - Ein Spätsommer in der Provence
15 - Oh what a Feeling this is
16 - Von alten Freunden, Halluzinationen und guten Ratschlägen
17 - Familiengeheimnisse
18 - Der Anker
19 - Von der Kunst des Nudelschlürfens
20 - Das perfekte Date
21 - Familienzusammenführung
22 - Rotes Blut, grauer Glibber und andere Körperflüssigkeiten
23 - Trouble in Paradise
24 - Im Netz der Hydra
25 - Neukalibrierung
26 - Die Hoffnung stirbt zuletzt
27 - Operation Feuersturm
28 - Heiß und Kalt
29 - Who am I
30 - Trigger und Reset
31 - Der fast normale Wahnsinn
33 - (K)ein Glückliches Neues Jahr
34 - Beziehungskisten und andere Probleme
35 - Zwischen den Stühlen
36 - Abrechnung
37 - Phönix aus der Asche
38 - Wer loslässt, hat beide Hände frei
Epilog

32 - Weihnachten bei Bartons

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Da QuillDee

Steve hatte nicht erwartet, dass Yuki so gut in das Farmhaus der Bartons passte. Wo auch immer er sie antraf, ob in der großen Küche, um Laura mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsessen zu helfen, oder auf dem Platz vor der großen Scheune, als sie mit Nathaniel, Clints Jüngstem, um die Wette lief oder sich von ihm das glatte, schwarze Haar zausen ließ – es wirkte, als wäre sie dort zu Hause, als gehörte sie dort hin. Vielleicht bildete er sich da etwas ein, vielleicht lag es an der Zufriedenheit, die sie ausstrahlte seit sie einen Fuß auf Barton-Land gesetzt hatte. Es hätte ihn fröhlich stimmen sollen, dass sein Plan aufgegangen war, ihr das Weihnachtsfest leichter zu machen. Doch es machte ihn stattdessen nachdenklich. Was konnte es anderes bedeuten, als dass sie das Leben, das sie mit ihm, Steve, führte, nicht ganz so erfüllte? Andererseits hatte sie ihm gegenüber nie so etwas angedeutet, und sie war jemand, der das Herz auf der Zunge trug. Oder war es gewesen.

In Momenten wie diesen wünschte er sich Bucky zurück, der ihm, wenn auch ungebeten, immer wieder den Kopf zurechtgerückt hatte. Doch sein Freund, der ihn seit der Nacht von Yukis Befreiung nicht mehr aufgesucht hatte, tauchte auch jetzt nicht auf. Steve würde auf eine günstige Gelegenheit warten und Yuki direkt ansprechen, aber erst nach den Feiertagen. Sie so im Einklang mit sich selbst zu erleben, war es Wert, sich mit einer Aussprache noch zu gedulden. Sie hatte das bisschen Ruhe und Glück verdient, das sie hier in dieser entlegenen Ecke der Welt gefunden hatte.

Fury hatte ganze Arbeit geleistet: Außer Natasha und dem Direktor selbst hatte niemand überhaupt gewusst, dass Clint Familie hatte, geschweige denn, wo diese lebte. Und jetzt befanden Yuki und er sich mitten in diesem unerwarteten Idyll, weil Bartons Frau, ihren Mann dazu überredet hatte, Steve und die anderen einzuweihen.

In der Nacht von Heiligabend bis zum Weihnachtsmorgen waren nämlich auch die anderen Avengers eingeladen. Clint hatte Steve im Vertrauen erzählt, wie nahe Yukis Geschichte seiner Frau gegangen war und wie Laura darauf bestanden hatte alle aus dem Team einzuladen, weil es erst dann ein richtiges Weihnachten wäre, mit Yukis Ersatzfamilie vollzählig an Bord.

✮✮✮✮✮✮

Zufriedenes Seufzen erfüllte das gemütliche Wohnzimmer der Bartons und Yuki half der Dame des Hauses mit dem Dessert. Wobei sich beide Frauen gerade in der Küche eine Pause gönnten und jeweils ein Gläschen lieblichen Portweins schlürften. Laura Barton war ihr auf den ersten Blick sympathisch gewesen und ihre warmherzige Art hatte diese Sympathie noch verstärkt. Nachdem Yuki Dessertschalen von einem Regalbord heruntergeholt hatte, schenkte Laura noch einmal nach und sie stießen ein weiteres Mal an.

„Ich habe heute Abend das erste Mal einen Gott gesehen", sagte Yuki. „Darauf muss ich wirklich noch einen trinken."

„Ja, er ist beeindruckend. Nur schade, dass er so schnell wieder wegmusste. Eigentlich hatten wir gar nicht mit ihm gerechnet."

„Beeindruckend schon, aber dieses Selbstbewusstsein ... Eine Tausend-Watt-Birne wirkt dagegen wie eine Taschenlampe. Aber vielleicht ist das so, wenn man ein Gott ist."

„Ganz anders als Steve, was?"

Als Yuki nicht antwortete, legte ihr die ältere Frau eine Hand auf die Schulter. „Möchtest du darüber reden? Wir haben alle Zeit der Welt. Die sind drüben so vollgefressen, die Kids sind oben und spielen, man wird uns erst einmal nicht vermissen. Also wo drückt der Schuh?"

„Steve ist nicht das Problem. Ich bin es." Jetzt war es heraus.

Am Familienleben der Bartons teilzuhaben, hatte ihr die Augen geöffnet. Das war es, was sie sich wünschte. Nicht jetzt sofort, das war unrealistisch mit ihrer Vorgeschichte und ihrer speziellen Fähigkeit, doch in naher Zukunft wollte sie genau so leben. Ein Zuhause weit genug weg von der Zivilisation, um ungestört zu sein, und sicher vor Entdeckung, ob durch Hydra oder andere Organisationen. Vielleicht ein paar Tiere, einen großen Garten für ein bisschen Selbstversorgung, gerade genug, um nicht komplett abhängig von der restlichen Welt zu sein.

Einen Platz, an den man hingehörte, so wie der, den man ihr genommen hatte. Wo sie Kinder mit einem Partner großziehen konnte, der eine verlässliche Konstante in diesem Leben war, auch wenn er von Berufs wegen oft nicht daheim war. Und da lag der Hase im Pfeffer.

„Steve ist großartig! Ich könnte mir mit ihm ein Leben vorstellen, wie das, was Clint und du habt. Nur kann ich nicht ausblenden, dass er ständig sein Leben riskiert. Auch wenn er nicht so leicht umzubringen ist, unsterblich ist er nicht. Aber er ist ein Avenger durch und durch, sie brauchen ihn und er braucht das Gefühl, gebraucht zu werden. Ich will ihn eigentlich nicht vor die Wahl stellen."

Laura schwieg und Yuki fragte sich, was zum Teufel sie geritten hatte, sich einer Fremden so weit zu öffnen. Immerhin hatte sie noch nicht einmal mit Steve darüber gesprochen, obwohl es ihn am allermeisten etwas anging. Andererseits hatte Natasha einmal angedeutet, dass sie hier bei dieser Frau vielleicht Antworten finden würde.

„Denkst du nicht, dass ich mir die gleichen Gedanken gemacht habe, als es ernst wurde zwischen Clint und mir? Und dass ich heute noch kaum ein Auge zu mache, bis er wieder von irgendeiner Mission in irgendeinem gottverlassenen Loch dieser Erde zurück ist? Denkst du, dass es leicht für uns war?"

Hawkeyes Frau hatte das mit einem Ernst, der schon an Bitterkeit grenzte, gesagt. Und Yuki biss sich auf die Unterlippe. Bei dem, was sie bisher gesehen hatte, war es unmöglich gewesen, zu ahnen, dass auch Laura so ihre Schwierigkeiten hatte. Man konnte den Menschen eben nur bis vor die Stirn sehen und nicht dahinter, das hatte Maman immer gesagt, und wie recht sie damit gehabt hatte.

„Es tut mir leid, ich wollte nichts aufrühren. Können wir nicht zurückspulen und so tun, als wäre nichts passiert?"

„Schätzchen, das ist gar nicht nötig: Clints Job belastet mich nicht mehr halb so sehr, wie seine Fähigkeit, immer neue Projekte im Haus zu starten, bevor eines abgeschlossen ist. Der Wintergarten ist noch nicht einmal fertig, da will er im Schlafzimmer schon bald einen neuen Boden legen."

„Aber du hast dich eben sehr aufgewühlt angehört", wandte Yuki ein.

„Nicht doch, das war nur, weil ich mich an meine Reaktion damals erinnere, als wir den ersten Streit darüber hatten. Ich habe mich schon lange damit arrangiert, weil ich lieber einen Mann habe, der mit sich selbst im Reinen ist, als gar keinen."

„Natasha hat angedeutet, dass manchmal ein harter Cut am besten wäre. Wie hast du das geschafft, dich zu arrangieren? Wenn ich dich fragen darf, natürlich."

Die andere Frau prustete und nahm einen Schluck Wein. „Natasha war noch nie selbst in so einer Situation. Wenn es so weit ist, wird sie anders darüber denken."

„Das ist vielleicht schneller der Fall, als sie denkt."

„Du hast es also auch bemerkt? Clint wollte es mir nicht glauben, Männer können so blind sein."

„Ja, aber Steve nicht, er hat mich ja darauf gebracht. Er ist irgendwie in jeder Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung." Laura nickte und sie prosteten einander zu.

Dann nahm Yuki den Faden wieder auf: „Ich will dich nicht nerven, aber ich würde wirklich gerne wissen, wie Clint und du es schafft. Ihr seht so glücklich aus, wie ein ganz normales Paar, trotz der besonderen Umstände seines Jobs." Die Gastgeberin schnalzte mit der Zunge und rührte die Creme für den Nachtisch.

„Ich verrate es dir gern, ich überlege nur, wie ich es am besten erkläre, während ich gleichzeitig dafür sorge, dass mir das hier nicht anbrennt ... Es gibt vermutlich kein Patentrezept."

„Das erwarte ich nicht, aber ich bin für jeden Tipp dankbar. Er ist der Erste, bei dem ich mir überhaupt solche Gedanken mache."

Laura stellte den Topf vor das geöffnete Fenster. „Also liegt dir mehr an ihm als an deinen früheren Beziehungskisten. Das ist schon mal gut. Versuch mal, zu beschreiben, was er dir bedeutet."

Yuki zögerte, wägte genau ab, was sie sagen wollte, weil sie ihre Gefühle für Steve noch nie ausführlich in Worte gefasst hatte.

„Ich liebe ihn und habe das auch oft ausgesprochen. Aber irgendwie sagen diese Worte auch nicht viel aus. Also ich kann mir ein Leben ohne ihn kaum vorstellen, so wichtig ist er mir geworden. Und seit ich wieder zurück bin ..." Laura nickte, um zu signalisieren, dass sie in die Geschichte rund um Tokio eingeweiht war, und bedeutete ihr fortzufahren.

„Ja, seitdem ist die Bindung noch stärker. Es hört sich total kitschig an, aber seitdem ist er meine Welt. Außer ihm zählt nichts mehr. Oder nicht mehr viel."

„Oh, doch so schlimm?" Belustigung klang in der Frage nach, ebenso wie Besorgnis. Yuki registrierte es mit Verwirrung.

„Dr. Sanders hat wahrscheinlich eine Erklärung dafür, die vor Psychologen-Fachworten nur so strotzt. Aber ich denke, es liegt daran, dass er mich zurückgeholt hat. Also nicht nur physisch aus Yokohama, du weißt schon."

Laura schlug die Sahne auf und sagte, den Schneebesen an der Schüssel abklopfend: „Da haben wir es ja schon. Jetzt überlege dir doch mal, ob jemand, der die Welt für dich bedeutet, es nicht wert ist, dass du dich damit arrangierst, dass er einfach einen verdammt gefährlichen Beruf ausübt? Oder dass du es wenigstens versuchst?" Schweigen.

„Aber was ist, wenn er mir nur deshalb die Welt bedeutet, weil er mich gerettet hat? Was ist, wenn der Effekt sich ... abnützt? Was ist, wenn ich mich nicht arrangieren kann und ich verrückt werde vor Sorgen, wenn er sich tagelang nicht meldet? Das hatten wir schon einpaar Mal und jedes Mal war ich fix und fertig. Was ist, wenn ..."

Laura drückte ihr resolut eine Schöpfkelle in die Hand.
„Das sind viel zu viele ‚Wenns', an die du keinen Gedanken verschwenden solltest, bis sie eintreten. Vorher solltest du euch eine Chance geben und in New York bleiben. Du müsstest nicht einmal für S.H.I.E.L.D. arbeiten, obwohl Natasha meinte, dass du gut bist als IT-Forensikerin und eine Bereicherung wärst. Hauptsache, du bleibst, denn ich weiß, Steve empfindet mindestens das Gleiche für dich, wie du für ihn."

„Woher weißt du das? Redet Clint über uns?"

Die Frau schnaubte und winkte lachend ab. „Der würde über so etwas nicht einmal dann sprechen, wenn sein Leben davon abhinge. Nein, Natasha hat ein bisschen geplaudert – um genau zu sein, macht sie sich ständig über euch lustig. Aber das ist reiner Selbstschutz: es hat sie ja selber schon ganz schön erwischt. Was Steve und dich betrifft, bin ich wirklich der Meinung, dass ihr eine Chance verdient!"

„Glaub mir, ich würde es gerne auf einen Versuch ankommen lassen. Aber letztens war ich jedes Mal mit den Nerven am Ende, wenn er auf Mission war, und hab bei jedem Anruf das Schlimmste befürchtet."

„Tja, wie gesagt, vergiss die ‚Wenns'. Ich sage dir jetzt, wie ich das mache: Ich denke nicht darüber nach, was ihm alles passieren könnte, weil ich dann verrückt würde. Ich genieße jede Minute, die er da ist, als wäre es die letzte, und den Rest blende ich aus. Falls der schlimmste Tag in meinem Leben kommt, dann hatte ich wenigstens viele gute Jahre mit Clint. Das wäre nicht so, wenn ich mich nicht getraut hätte."

Yuki schloss die Augen. „Das klingt logisch. Ich hätte mich nur nie für einen solchen Angsthasen gehalten."

„Na ja, Steve und Clint sind ja nicht die einzigen Männer auf der Welt, die sich beruflich in Gefahr begeben. Was glaubst du, wie das all die Frauen von Polizisten, Soldaten oder Feuerwehrmännern handhaben? Das wird schon! Du kannst dich auf ja voll auf deinen Job konzentrieren, später vielleicht auf deine Kinder – glaub mir, sobald du welche hast, ist kaum noch Zeit, sich Sorgen zu machen. Die treiben einen so manches Mal in den Wahnsinn." Beide Frauen zuckten zusammen, als ein Poltern aus demoberen Stockwerk Lauras Aussage bestätigte.

Die dreifache Mutter verdrehte die Augen und deutete mit ihrem Weinglas in Richtung Obergeschoss. „Jetzt sind sie außerordentlich brav, weil wir Besuch hier haben und weil sie morgen etwas in ihren Strümpfen haben wollen. Aber es gibt Tage, da wünschte ich, es gäbe ein Rückgaberecht, von dem ich Gebrauch machen könnte."

Sie gab gerade das letzte Sahnehäubchen auf die Desserts, da erschien ein roter Haarschopf in der Durchreiche.

„Hey, Ihr zwei! Seid ihr in den Backofen gefallen? Clint meinte, ich solle mal nach euch sehen."

„Alles in Ordnung, nur ein Gespräch unter Frauen", sagte Yuki leichthin.

„Puh, wenn ich mir dich so ansehe, muss ich nicht beleidigt sein, dass ihr mich nicht eingeladen habt. Komm schon, setz ein fröhliches Gesicht auf: Tony hat einen Weihnachtspunsch aufgepeppt, und Pepper sieht besorgt aus – das wird spaßig!"


Es war tatsächlich ein lustiger Abend geworden. Stark hatte mit Clint herumgealbert, Natasha und Banner hatten mehr oder weniger unauffällig miteinander geflirtet, Laura, ganz perfekte Gastgeberin, war der ruhende Pol gewesen, und Steve hatte sich angeregt mit Pepper darüber ausgetauscht, ob Ben & Jerry's mit seinem Erdnussbutter-Eis der große Coup oder der schlimmste Frevel aller Zeiten gelungen war. Und darüber, ob die US-Notenbank die durch Nine Eleven ausgelöste Wirtschaftskrise durch Senkung der Zinsen und vermehrtes Gelddrucken nicht verschärft hatte, anstatt sie abzumildern. Sie redeten sich dabei fast in Rage, weil Steve nicht verstehen konnte, wie sich einfache, bodenständige Amerikaner durch diese Umstände dazu hatten verleiten lassen, Hauskredite aufzunehmen, die sie später nicht mehr bedienen konnten. Tonys rechte Hand und Partnerin wies darauf hin, dassdie Zeiten jetzt andere waren als vor hundert Jahren. Erst als sie ihmerklärte, dass viele Menschen den Amerikanischen Traum mit einem Eigenheimgleich setzten und sich diesen um fast jeden Preis erfüllen wollten, lenkte erein.

Wie so oft war Yuki beeindruckt davon, wie breit gefächert Steves Bildung aufgestellt war, weil sein Wissensdurst ihn mit immer neuem Input versorgte. Und selbst hier in dieser ungezwungenen Atmosphäre war zu spüren, wie sehr die Avengers, so unterschiedlich ihre Temperamente auch waren, ihren Anführer respektierten und zu ihm aufsahen. Sollte er sich je verabschieden, so war sich Yuki sicher, würden sie auseinanderfallen. Konnte sie das auf ihre Kappe nehmen?

Mehr noch, konnte sie ihm das Gefühl verwehren, endlich einen Platz gefunden zu haben, wo er hingehörte? Eines war ihr schon vorher deutlich geworden: er fühlte sich wohl dabei, die Truppe anzuführen, und er wurde dieser Verantwortung so gerecht wie kein anderer.

Das Bild von ihm, wie er an den mit Weihnachtsstrümpfen dekorierten Kaminsims der Bartons gelehnt stand und wie seine klaren Gesichtszüge leuchteten – und das nicht nur weil sich das orangerote Licht des heruntergebrannten Feuers sich darin spiegelte – das wärmte sie jetzt noch, nachdem sie sich langsam und ausgiebig im Halbdunkel geliebt hatten. Steve lag noch auf ihr, auf die Unterarme gestützt, seine kühle Stirn an ihrer erhitzten.

Er sah ihr tief in die Augen und fragte: „Worüber denkst du nach? Und sag nicht ‚Nichts'."

„Ich kann dir aber auch gar nichts vormachen, was?"

„Nein, kannst du nicht. Also?"

„Ich habe dank deiner Hilfe für alle etwas im Strumpf, nur für dich nicht."

Steve zog eine Augenbraue hoch. „Was, ich werde morgen keinen Ferrari-Schlüssel darin finden?"

Sie knuffte ihn fest in die Schulter, und er ließ sich theatralisch stöhnend auf die Seite fallen. „Mach nicht einen auf sterbenden Schwan, das nehme ich dir nicht ab", sagte sie und küsste ihn. Dann wurde er wieder ernst.

„Du weißt, dass ich kein Weihnachtsgeschenk brauche. Genau genommen bist du Geschenk genug für mich."

„Nun, wer sagt denn, dass ich keines für dich habe? Es passt nur nicht in einen Strumpf: Ich habe gerade nachgedacht und eine Entscheidung getroffen, über die du dich hoffentlich freuen wirst."

Yuki überlegte noch, ob sie ihn noch bis zum nächsten Morgen auf die Folter spannen sollte, doch sein erwartungsvoller Blick gab schließlich den Ausschlag, ihm doch jetzt schon zu sagen, womit sie ihn beschenken wollte.

„Ich habe es mir anders überlegt und werde gleich übermorgen Furys Angebot annehmen, und in Zukunft für die New Yorker S.H.I.E.L.D. Niederlassung im Innendienst arbeiten", sagte sie gerade heraus.

„Ich will nicht wo anders komplett neu anfangen, ich will ein Leben mit dir. Und ich will nicht, dass du dich zwischen mir und dem hier entscheiden musst." Dabei machte sie eine Handbewegung, die alle hier versammelten Avengers einbeziehen sollte.

Steve musst zu irgendeinem Zeitpunkt die Luft angehalten haben, denn nun stieß er sie langsam aus, sodass sie Yukis Schulter streifte und ihr einen Schauer darüber jagte. Er spielt mit einer ihrer verirrten Haarsträhnen, die ihn vorwitzig direkt an seiner Nase kitzelte.

„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich du mich gerade machst. Es ist eines der tollsten Weihnachtsgeschenke überhaupt." Er verschwieg wohlweislich das Armee-Messer, das Bucky ihm geschenkt hatte, bevor er mit der 107. nach Europa geschickt wurde. Dieses war ihm mindestens so wichtig wie Yukis Eröffnung – er trug es nach all diesen Jahren noch immer bei sich – aber es war kein Vergleich mit der überwältigenden Freude, die ihm dieser Vertrauensbeweis jetzt bereitete. Sie musste an eine Zukunft mit ihm glauben, sonst hätte sie sich nie für diesen Schritt entschieden.

Der Himmel war in dieser Nacht heller, als man erwarten konnte, weil das Mondlicht durch die schneebedeckten Hügel reflektiert wurde. Und so warfen Plüschbären, Holzlokomotiven und verschiedene Actionfiguren auf den Regalen scharfe Schatten auf die dahinter liegenden Wände. Yukis Kehle wurde eng. Würden sie auch einmal so ein Zimmer einrichten, wie das Nathaniels, das dieser ihnen für die Dauer ihres Aufenthalts überlassen hatte, während er bei seiner großen Schwester schlief? Als hätte Steve ihre Gedanken telepathisch empfangen, murmelte er träge: „Wir werden bald bei Tony ausziehen in ein eigenes Heim. Und vielleicht werden wir irgendwann selber Tapeten für das Kinderzimmer aussuchen. Kannst du dir das vorstellen?"

„Ja, das kann ich."

Mit einem Mal sprang sie aus dem Bett. „Verflixt, die Kids! Für Clints Kinder habe ich gar nichts!"

„Alles gut Liebes: ich habe ihnen in deinem Namen etwas in die Strümpfe getan. Also beruhige dich und komm wieder ins Bett."

Sie tat es, jedoch nicht ohne ihn misstrauisch zu beäugen. „Und was Bitteschön soll das sein? Wenn du nur Süsskram besorgt hast, wird Laura mir das sehr, sehr übelnehmen."

„Keine Sorge, Nathaniel, Cooper und Lila bekommen jeweils einen Zwanzig-Dollar-Schein, den ich als Origami-Tier gefaltet habe. Gerade bei Teenagern weiß man nie, was man ihnen schenken soll."

Steve legte seinen Arm um sie und umfasste sanft ihre Brust. Seltsamer Weise empfand sie diese Geste nicht als besitzergreifend, sondern als beruhigend. „Wo um Himmelswillen hast du das nur gelernt?!"

Er lachte leise. „Private Morita. Während einiger Aufklärungsmissionen. Wenn wir tagelang auf Beobachtungsposten waren, war das ein schöner Zeitvertreib."

Yuki schloss mit einem Lächeln die Augen. „Captain Rogers, Sie schaffen es immer wieder, mich zu überraschen."

„Ich freue mich stets, zu Diensten sein zu können, Ma'am."

„Da fiele mir noch etwas anderes ein ..."

Er schüttelte mit gespielter Entrüstung den Kopf. „Schon wieder? Sie sind ja unersättlich, Ms. Leclerc."


Die märchenhaften Wintertage auf der Barton Farm waren wie im Flug vergangen, und allzu schnell hatte der Alltag sie alle wieder. Er würde die Spaziergänge im Schnee vermissen, ebenso wie das Kinderlachen, das dann und wann von draußen ertönte, wenn die durchgefrorenen Erwachsenen sich am Kamin aufwärmten. Wie erwartet, war Fury mehr als erfreut über Yukis Entscheidung gewesen, und der Arbeitsvertrag war in Windeseile aufgesetzt worden. Sie hatte ihn auch gleich zwischen den Jahren unterschrieben, genauso wie den Aufhebungsvertrag mit der Dependance in Deutschland. Wenigstens hatten sie beide noch ein paar freie Tage, um all das zu tun, was Paare im Urlaub eben so machten.

Sie tat zwar so, als wäre der Arbeitsvertrag keine große Sache, doch Steve merkte ihr an, dass sie sich freute. Und zwar nicht nur weil sie offiziell einen Grund hatte hierzubleiben. Sie hatte ihm anvertraut, dass sie endlich eigenes Geld verdienen wollte, auch wenn sie finanziell unabhängig wäre, sobald ihr Erbe ausgezahlt würde. Jetzt wo sie nicht mehr als vermisst galt, konnte nämlich alles seinen Gang gehen.

Auch von dem Verdacht, etwas mit dem Tod ihrer Eltern zu tun zu haben, war sie endgültig und ohne jeden Zweifel befreit. Dafür hatte Fury gesorgt. Manches Mal fragte sich Steve jedoch, ob der Direktor sich auch so reingehängt hätte, wäre Yuki bei ihrem Entschluss geblieben, S.H.I.E.L.D. ganz den Rücken zu kehren. Er hatte Achtung vor dem Mann, doch er war nicht so dumm, anzunehmen, dass er kein berechnender Bastard war, der alles tat, um seine Organisation weiterzubringen. Es war nicht auszuschließen, dass Fury nicht doch eines Tages versuchen würde, Yukis Kräfte zu nutzen. Vielleicht nicht durch Zwang, aber der Mann war ein Meister der Manipulation. Steve würde ein Auge darauf haben. Es kam nicht in Frage, dass Yuki je wieder zu irgendetwas genötigt wurde, das sie nicht wollte. Dafür würde er sorgen.

Doch als Nächstes würde er dafür sorgen, dass sie sich bei ihm rundum wohl fühlte. Sie hatten schon begonnen, neue Möbel für das Wohnzimmer auszusuchen und es zu renovieren. Gerade in diesem Augenblick ging er zur Info der Farbenabteilung des Baumarkts, um Nachschub zu holen, während sie damit beschäftigt war, zu streichen.

Sie hatte sein Angebot, eine persönliche Note in das Apartment mit einzubringen, zuerst abgelehnt, weil sie irgendwann sowieso in ein eigenes Heim ziehen wollten. Doch er hatte darauf bestanden, weil es von nun an auch ihr Zuhause war, bis sie eine passende Bleibe fanden. Und so hatte sie eingewilligt und sich mit Begeisterung auf diese Aufgabe gestürzt. Bei dem Gedanken an diese Frau, wie sie in einen unförmigen Overall gekleidet und über und über mit blaugrünen Farbtupfern bedeckt den Pinsel mit mehr Enthusiasmus denn mit Talent schwang, wurde es ihm warm ums Herz. Die Wärme in Herz und Bauch brach sich Bahn.

So fühlte sich also ein normales Leben an. Er konnte gar nicht genug davon bekommen. Mit zwei Farbeimern beladen, trat er den Rückweg an und machte plötzlich kehrt. Er würde eine zweite Malerrolle kaufen und einige Pinsel. Sie würden zu zweit schneller fertig werden und gleichzeitig eine Menge Spaß zusammen haben. Er war fest entschlossen, die Zeit zu nutzen, bis sie im Neuen Jahr ihre Arbeit antreten würde. So wie er sie kannte, würde sie sich voller Elan auf den neuen Job stürzen und erst einmal weniger Zeit für ihn finden.

Aber das war okay und würde sich auch geben, sobald sie sich eingearbeitet hatte. Und weil es erst am zweiten Januar losgehen sollte, hatten sie noch Silvester und Neujahr für sich. Er konnte es kaum erwarten, ihr den Countdown am Times Square zu zeigen, der ihn früher immer wieder mit Zuversicht auf das Neue Jahr hatte blicken lassen. Und dieses Mal hatte er mehr als ausreichend Anlass sich auf die Zukunft zu freuen. Seit ihrer Rückkehr aus den Winterferien hatte sich seine Angst, es könnte sich nur um einen schönen Traum handeln, Tag für Tag weiter in Luft aufgelöst.

Nur eine Sache machte ihm zu schaffen. Etwas das ihn am Rande seines Bewusstseins ständig pikte, so wie ein Stein im Schuh jemanden quälen konnte, ohne richtig zu schmerzen. Dieser Stein war die Tatsache, dass Yuki noch immer keine Ahnung hatte, dass der Kopf ihrer Peiniger, Hydras Führer, sich noch bester Gesundheit erfreute und in Washington unter Arrest stand. Dass sie monatelang während ihrer ersten Zeit auf dem Helicarrier quasi direkt über ihm gelebt hatte. Und dass er, Steve, sie ein weiteres Mal angelogen hatte, wenn es auch zu ihrem eigenen Besten gewesen war.

„Hey Kumpel, du weißt, dass das als Ausrede nicht taugt."

Wie aus dem nichts war Bucky neben ihm materialisiert und ging mit an Steves Schritten angepasster Geschwindigkeit neben ihm her.

„Heilige Maria, Muttergottes! Hast du mich erschreckt!"

„Das geschieht dir auch recht. Die ganze Zeit warst du mit dir selbst im Reinen, aber jetzt fängst du wieder an mit dir selbst zu hadern. Das ist dann immer mein Stichwort!"

Steve zog die Augenbrauen zusammen und blieb stehen.

„Bucky, ich weiß, was ich tue. Es wäre mir lieb, wenn du einfach verschwinden könntest und mich in Ruhe lassen."

Doch das tat Bucky nicht. Er ging weiter neben ihm her und sagte ihm Dinge, die er selbst genau wusste, sich aber nicht eingestehen wollte: nämlich, dass Yuki sich verraten und verkauft fühlen würde, weil für ihn die Pflicht S.H.I.E.L.D. gegenüber schwerer wog als die ihr gegenüber. Da riss Steve der Geduldsfaden.

„Glaubst du nicht, ich weiß, dass ich wieder einen Fehler gemacht habe? Es wird nicht besser, indem du es mir unter die Nase reibst. Verschwinde endlich, ich brauche dich schon lange nicht mehr!"

Er war so laut geworden, dass sich die ersten Passanten schon mit zu ihm umdrehten und ihn misstrauisch beäugten. Doch das kümmerte ihn nicht, weil er erleichtert war, dass die ungebetene Erscheinung seiner Aufforderung Folge geleistet hatte, auch wenn ihm der Gefühlsausbruch schon in derselben Sekunde leidtat. Unter die Erleichterung hatte sich auch etwas Trauer gemischt. Buckys Stippvisiten, so unangenehm sie manchmal waren, hatten ihm oft Halt und Orientierung gegeben. Sollte er ihn endgültig vertrieben haben, würde er seinen alten Freund doch sehr vermissen. Steve schüttelte die trüben Gedanken ab und ging eilig weiter, bevor er noch mehr Aufsehen erregte.

Es summte dezent und eine kühle, unpersönliche Stimme meldete, dass Steve vor der Apartment-Tür stand und seinen Schlüssel vergessen hatte. „Captain Rogers wünscht, eingelassen zu werden."

Yuki überwand sich, zu antworten: „Danke, Jarvis. Ich mache ihm gleich auf."

Sie würde sich nie daran gewöhnen, dass das ganze Gebäude von einer KI gesteuert wurde, der Tony Stark offensichtlich bedingungslos vertraute. Ihr trieb es jedenfalls immer einen kalten Schauer über den Rücken, wenn sie mit diesem ... Ding zu tun hatte. Und sie war heilfroh, dass sie Tony dazu hatte überreden können, Steves Apartment aus Jarvis' Kontroll-Routinen heraus zu nehmen, solange sie bei ihm wohnte. Er hatte einzig darauf bestanden, dass alles außerhalb der Wohnung einschließlich der Sicherheitsbelange weiterhin von der künstlichen Intelligenz kontrolliert wurde. Doch Jarvis Einflussbereich endete an der Wohnungstür, da war sie eisern geblieben. Sie hatte keine Lust, permanent unter Beobachtung zu stehen, weder durch echte Personen noch durch eine Maschine. Selbst wenn Jarvis Besuch in jedem der Räume ankündigen konnte, so musste er trotzdem warten, bis ein menschlicher Bewohner, Yuki in dem Fall, die Meldung durch Berühren eines der Bedienpanels in der Wohnung annahm und antwortete.

Natürlich war es irrational, zu denken, dass eine Maschine überhaupt Interesse daran hatte, sie auszuspionieren – doch hier handelte es sich um eine hochentwickelte KI, die sich auch noch ständig selbst weiterentwickelte. Wer konnte schon wissen, wie weit und in welche Richtung?

Yuki würde sich erst wieder ganz wohl fühlen, sobald Steve und sie ein eigenes Apartment in der Stadt hätten, auch wenn sie es ihm gegenüber nie so deutlich zum Ausdruck gebracht hatte.

„Hey, gutes Timing! Ich kann noch ein paar Pinselstriche machen und dann ist der Eimer hier leer."

Sie nahm ihm die Farbeimer und die Tüte ab, in der sie weitere Malerutensilien entdeckte, und freute sich insgeheim, dass er ihr offensichtlich beim Streichen helfen wollte. An ihr war beileibe keine Heimwerkerin verloren gegangen, und ihr Talent blieb weit hinter ihrem Anspruch zurück.

Die nächsten Stunden arbeiteten sie Hand in Hand zusammen, und wo sie noch nicht zufrieden war, ging er noch einmal mit einer Farbschicht darüber. Als sie fertig waren und das Wohnzimmer in einem beruhigenden Blau-Grün erstrahlte, grinste Yuki zufrieden und gab Steve einen dicken Kuss auf die Wange.

„Danke fürs helfen! So schnell mache ich das nicht wieder."

„Wenn das so ist, lasse ich mich nicht mit so einem läppischen Kuss abspeisen. Da musst du mir schon etwas mehr bieten ..."

„Und das wäre?" Er fuhr ihr mit beiden Händen durch die Haare und sagte nüchtern: „Dass ich dich in die Dusche bringen darf. Du bist voll angetrockneter Farbe."

Erst jetzt bemerkte sie die verklebten Haarsträhnen und auch in Steves Haaren und Gesicht fanden sich einige Sprenkel. Sie erinnerte sich dunkel an lustige Hüte aus Zeitungspapier, die sich Maman und Papa einmal zum Malern aufgesetzt hatten, sie war damals noch im Kindergarten gewesen. Dafür waren diese Dinger also gut, sie machte sich gedanklich eine Notiz für das nächste Renovierungsprojekt, dem sie sich hoffentlich nicht allzu bald stellen musste.

„Nur unter einer Bedingung", sagte sie kokett und biss sich auf die Unterlippe, während sie ihn schräg von unten herauf anblinzelte.

„Und die wäre?"

„Dass du mit reinkommst."

Trotz der leichten Röte, die Steves Gesicht überzog, stieß sie mit ihrer Forderung auf keinerlei Widerstand. Im Gegenteil, er trug sie so schnell in das Badezimmer, dass an der Türschwelle hängen blieb und beinahe mit ihr zu Boden ging. Leider hatten beide die Hartnäckigkeit der Farbe völlig unterschätzt, sodass sie eine ganze Weile nur damit beschäftigt waren, sich einzuseifen und gegenseitig Farbreste von Haut und Haaren zu knibbeln.

Als sie beide hinreichend sauber waren, küsste Steve sie begierig, hob sie an und schlang sich ihre Beine um seine Hüften. Sie war nicht im Mindesten überrascht, als er in sie eindrang, hatte sie doch selbst kaum erwarten können, endlich zum spannenden Teil der Dusche zu kommen. Sie spürte die kühlen Fliesen im Rücken und im Kontrast dazu das heiße Wasser, das sich zwischen ihnen sammelte, hörte seinen schweren Atem und bekam in der dampfgeschwängerten Duschkabine selbst kaum Luft. Kurz bevor ihr Geist begann, inmitten all dieser intensiven Empfindungen zu zerfasern, kam ihr noch der Gedanke, dass es gut und gerne für immer so bleiben konnte. Kein Grübeln über das Morgen, den Job oder Fury, nur noch Steve und sie. In der Dusche, im Bett oder vor dem Fernseher einschlafend, das war egal.

Und dann ließ sie los, ließ sich treiben, spürte, wie er ebenso losließ. Kurz wunderte sie sich noch über die ungewohnte Hast, die er an den Tag legte, fast so, als würde er von etwas getrieben, wäre auf der Flucht. Doch auch diese Beobachtung schaffte es nicht, ihre Aufmerksamkeit lange genug zu fesseln, dazu waren sie beide schon viel zu weit.

Und dann summte es. Erst einmal, und dann, als sie das Signal ignorierten, noch einmal und dann noch einmal, mit zunehmender Lautstärke. Da erstarrte Steve, und Yuki stöhnte frustriert auf.

„Ach komm schon, hör nicht auf! Wenn niemand aufmacht, schickt Jarvis sie hoffentlich weg ..."

Doch er stellte sie bereits auf die Füße und reichte ihr ein Handtuch.

„Das sind Natasha und Bruce. Ich hab ganz vergessen, dass ich sie eingeladen hatte, unser neues Wohnzimmer einzuweihen."

„Verdammt, es ist wirklich dein Ernst ..."

„Tut mir leid, Liebes. Aber könntest du sie hereinlassen? Ich ... brauche noch ein bisschen, um äh ... abzukühlen", brachte er gequält hervor und presste sich dabei ein zusammengelegtes Handtuch vor die Lenden.

„Ach, und ich etwa nicht?! Aber okay, ich sehe dir Deinen Zustand ja deutlich an", sagte sie, erfolglos ein Lachen unterdrückend. „Aber dafür kriege ich morgen Frühstück ans Bett!" Damit drehte sie sich um und wies Jarvis an, den Besuch kurz mit irgendeiner Geschichte hinzuhalten, bis sie angezogen wäre und sie die Tür öffnen konnte.

Jarvis bestätigte ihre Aufforderung höflich und dienstbeflissen wie sonst auch, doch Yuki meinte, in seiner Stimme eine Andeutung von Spott zu hören. Aber er konnte doch unmöglich wissen, womit Steve und sie bis gerade eben noch beschäftigt gewesen waren. Oder doch?!

Am besten dachte sie nicht mehr darüber nach, sonst würde sie sich den ganzen Abend den Kopf darüber zerbrechen. Als sie Natasha und Bruce gegenüberstand, hatte sie ihre Fassung einigermaßen wieder hergestellt.

„Hi, Steve hat nichts gesagt und ich habe gar nicht mit euch gerechnet – aber kommt doch rein." Yuki war stolz darauf, neutral und vollkommen gelassen zu wirken, wurde aber von der Entgegnung Natashas, begleitet von einem anzüglichen Augenzwinkern, gleich wieder ernüchtert.

„Ich hoffe, wir haben euch nicht bei etwas Unanständigem gestört."

„Ähhh, nein ... überhaupt nicht."

„Also doch! Erzähl mal, wie ist er denn so im ..."

Yuki entriss der Agentin das kleine Päckchen und Bruce den Blumenstrauß und hastetet damit in die Küche. Nichtohne zu bemerken, dass Dr. Banner rot anlief. Das Ganze war ihm mindestens so unangenehm und peinlichihr selbst. Nur dass er es nicht so gut verbergen konnte.

Doch so war Natasha nun einmal. Das konnte noch heiter werden, am Abend, immerhin konnte sie gespannt sein, was Steve für ein Gesicht machen würde – Black Widow war bestimmt noch lange nicht damit fertig, sie beide aufzuziehen. Die Frau wusste genau, dass sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, und würde ihr Wissen nur zu gerne einsetzen, sie in Verlegenheit zu bringen.

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