Slaves of War

By InkOfInspiration

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By InkOfInspiration

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Als wäre die unscheinbare durch den Vorhang versteckte Tür ein mystisches Portal, stieg man mit jeder der hinter ihr liegenden Stufen hinab in eine andere Welt. Eine, die wenig mit strahlenden Lüstern, Gläserklirren und Samt gemein hatte. Hier erwarteten den Besucher kleine flackernde Lampen, das Brechen von Knochen und das einzig Rote war das Blut, das aus gebrochenen Nasen und aufgesprungenen Lippen auf den grobkörnigen Sand im Ring tropfte.

 Wie in jenem Moment, in dem Zarja das untere Ende der Treppe erreicht hatte, und gleichzeitig mit ihrem Stiefel auf dem Boden die Faust eines Kämpfers das Gesicht seines Gegenübers traf. Begeistertes und wütendes Brüllen brandete im Publikum auf der Tribüne auf. Hätte sie sich darauf konzentriert, wäre das wilde Trommeln so vieler Herzen erdrückend gewesen, doch sie hatte gelernt, es zu ignorieren und so verkam es nur zu einem stetigen, aufgewühlten Hintergrundrauschen.

Zarja benötigte bloß einen kurzen Blick, um zu erkennen, dass der blonde Hüne – seinem Aussehen nach vermutlich aus dem nördlichen Vetrskin – seinen Kontrahenten vom anderen Ende der Welt so gut wie außer Gefecht gesetzt hatte. Ohne sich weiter darum zu kümmern bahnte sie sich ihren Weg vorbei an den Zuschauern, die direkt am durch eine hölzerne Absperrung bezeichneten Ring standen und wild fuchtelnd den Boxern Anweisungen zuriefen.
Dieser Kampf war vorüber. Zarja aber war hier wegen jenen, die folgen würden.

Aus ihrer Manteltasche zog sie einen kleinen Beutel, in dem ein paar Münzen klimperten, und ließ ihn auf den Tresen fallen, an dem die Wetten abgegeben wurden.
„Wer kämpft heute, Stas'?"
Von dem Platz sah ein vogelgesichtiger Mann auf und musterte Zarja durch seine kleinen runden Brillengläser kritisch, denn er – Stanislau Kovaljuk, ein Urgestein solcher Betriebe in Altingrad – ließ sich nicht von jedermann derart unförmlich ansprechen. Den Respekt zollte man dem kauzigen Herrn auch gerne, denn er war der Mann, oder vielleicht eher das Männlein, hinter den Wetten und mit dem wollte man es sich nicht verscherzen. 

Dementsprechend grimmig war auch seine Miene, bis er Zarja vor sich erkannte und sie sich sogleich wieder etwas aufhellte, soweit das bei seinem immer etwas verkniffenem Gesicht zu erkennen war. Er schien sie gut leiden zu können, ob weil sie hier und da den Keller aufmischte und das Geschäft anzukurbeln wusste oder aus anderen Gründen, vermochte Zarja nicht zu sagen, doch auch sie empfand ihm gegenüber keinen besonderen Argwohn oder Ablehnung. Vielleicht war es wie bei Jelisaveta damals auch schon: Einsiedler respektierten einander.

„Ach, du bist's, Mädchen. So wie es aussieht –", Stanislau musterte den endgültig k.o.-geschlagenen Boxer und verzog unzufrieden die schmalen Lippen, „bald keiner mehr. Neben , diesem ,Gott' hier aus dem hohen Norden, haben wir nur noch Stamen und so ein Küken. Nennt sich Orel. Wahrscheinlich hält der sich keine zwei Minuten im Ring. Schlechter Abend."

Stas' rückte seine Brille zurecht und besah sich den Beutel vor sich.
„Bist du nur zum Wetten oder zum Boxen da? Wir könnten dringend noch jemanden brauchen."
Eigentlich hatte Zarja keine Intention gehabt, heute selbst in den Ring zu steigen, insbesondere nicht nach dem Aspravskaja, andererseits war sie sich dessen wohl bewusst, dass es ihren Plänen von Nutzen sein konnte. Mittlerweile kühlten die Gemüter über Sieg bereits ab und würden sich spätestens nach einem Kampf zwischen ihm und Stamen auch nicht mehr erwärmen lassen, sollte dieser Orel wirklich so wenig zu bieten haben. 

Ein zierliches Mädchen, das sich auf einen Kampf mit irgendeinem Muskelprotz einließ, dagegen heizte die Stimmung erfahrungsgemäß früher oder später immer wieder an. Vor allem, wenn es entgegen allen Erwartungen gewann – und Zarja kämpfte nicht, um zu verlieren.
„Meinetwegen, eine Runde. Dann bleib ich bei den Wetten."
Diese sollten nach etwas Spektakel auch wieder besser laufen.
Stas' lächelte. „Dann heißt es, du gegen Stamen oder Víðarr."
„Einverstanden."

An Stas' Seite verfolgte sie den Kampf, der sich zunehmend in die Länge zog, mit halbem Interesse. Letztendlich gehörte der Sieg Stamen.
„Sollte man mich doch rausschleifen müssen, setz das Geld auf den Frischling", meinte Zarja, sich bereits abwendend.
Aus den Augenwinkeln konnte sie noch erkennen, wie Stas' eine Braue hochzog. „Sicher?"

„Wäre ich es nicht, hätt ich's nicht gesagt. Wenn ich schon an einem Abend meine Zähne und mein Geld verlieren könnte, sorg ich zumindest dafür, dass es nur bei einem davon bleibt."
„Kresnik steh ihr bei." Stas' berührte eine Stelle an seiner Brust, an der unter dem Hemd wahrscheinlich ein kleines Sonnenrad oder ein Abbild des Gottes ruhte.
Zarja winkte ab und warf Stanislau ihren Mantel zu. „Verschwende nicht seine Zeit."

Scheinbar ungerührt schritt sie auf den Ring zu, sich dessen völlig bewusst, dass sie sich von der trügerischen Leichtigkeit ihres Kopfs und Körpers nicht täuschen lassen durfte, ebenso wenig wie vom Kribbeln in ihren Fingerspitzen.

Stamen wartete dort bereits. Ein großes Paket Muskeln mit unsauber kahlgeschorenem Kopf, über den sich eine Narbe bis zur Stirn zog, und kleinen stumpfen Augen wie die eines Ebers, dessen Leben nicht Wald oder Stall, sondern der Schlachthof selbst war und der damit der Schlachtbank nicht gleichgültiger gegenüberstehen konnte. Bisher hatte er jede Begegnung mit ihr überlebt, aber wusste, dass das irgendwann nicht mehr der Fall sein würde und akzeptierte es. Warum er dennoch kämpfte, wusste er selbst nicht. Er tat es einfach, weil es für ihn nichts anderes gab.

In dem Moment, da sie unter Erstaunen des Publikums und der Ankündigung ihres Kampfes über die Absperrung sprang, ließ Zarja alles dort zurück. Nicht nur die versammelte Menge, sondern sogar sich selbst. Hier drinnen existierte Zarja Mrazova nicht. Hier war sie einfach nur Machka, die Katze. 

Ein Gongschlag und sie ging in Position. In ihren Sinnen trommelte, neben ihrem eigenen, Stamens gleichmäßiger Puls. Er war gesund, wach und ruhig, also in bester Form. Sein vorheriger Gegner schien ihm nicht besonders zugesetzt zu haben.
Angespannt, einander wachsam anblickend wie zwei Tiere vor dem Sprung verharrten sie nur einen Moment, bis sie zum Angriff übergingen.

Stamens massige Beine benötigten nur einen Schritt, um die Distanz zwischen ihnen zu überbrücken, und seine Faust damit direkt auf sie zuschnellen zu lassen. Doch der Schlag war zu vorhersehbar, als dass Machka ihn nicht hätte erwarten und tatsächlich flink wie eine Katze darunter wegtauchen und von unten einen Haken verteilen können. Ihre Hand schien nicht auf einen Kiefer, sondern Granit zu treffen. Sie ignorierte den vertrauten Schmerz, der durch ihre Finger schoss.
Stamen allerdings auch. 

Nur für einen kurzen Moment zuckte sein Kopf zurück, nicht lange genug, dass Machka ihren nächsten Schlag, der auf den Solarplexus zielte, vollenden hatte können. Nicht, weil er ihre Faust stoppte. Ein Arm schob sie einfach wie eine lästige Fliege beiseite, Sekunden bevor die Wucht seines gesamten Oberkörpers sie quer durch den Ring beförderte. Ihr Rücken schlug hart am Holz auf und zwang ein paar Zuschauer dazu zurückzuweichen.
Stamen stieß ein bedrohliches Brüllen aus, das weniger ihr als der Unterhaltung des Publikums galt.

Dann ging er zum nächsten Angriff über. Sie ahnte schon, was er vorhatte, spürte es bereits durch sein Blut rauschen und wich abermals seinem Schlag aus, der dafür dem Kreischen nach fast in die Besucher gerast wäre. Machka schmunzelte. Und erstarrte.

Aus dem Publikum, mitten zwischen fremden Gesichtern leuchtete ihr Grigorijs entgegen. Verändert, erwachsener, aber vertraut grimmig, in seinen dunklen Augen derselbe finstere Glanz wie damals, bevor er sie unter die Wasseroberfläche gedrückt hatte. Nein, das war nicht möglich!

Plötzlich war die Eiseskälte wieder da, die sie nach unten zog; die Arme, die sie ihr entgegendrückten, die Angst, das Ersticken, das taube Nichts, das sie zu verschlucken drohte.
Nur einen Herzschlag später explodierte Schmerz vermischt mit blitzenden Sternen in Zarjas Kopf. Was ...?

Der Kampf!
Ungelenk stolperte sie nach vorne, ohne klares Ziel, außer dem, sich schnell aus der Reichweite ihres Gegners zu bringen, um sich wieder fassen zu können. Doch die Erinnerung saß ihr immer noch in den Knochen, lähmte ihre Muskeln und ihre Gedanken, als wäre sie tatsächlich noch unter eisigem Wasser und alles, was über der Oberfläche geschah nur eine Ansammlung aus gedämpften Geräuschen und schemenhaften Gestalten.

Nur langsam drang die Erkenntnis zu ihr durch, was soeben geschah und verdrängte damit alles andere aus ihren Gedanken. Stamen hatte ihren Schock ausgenutzt und wenn sie jetzt nicht reagierte, bedeutete das seinen Sieg.

Blitzschnell wich Zarja zur Seite, weg von dort, wo sie den nächsten Schlag lediglich wahrnahm, aber nicht sehen konnte, und in selber Geschwindigkeit wieder zum Gegner um. Gerade noch rechtzeitig, um sich unter der auf sie zurasenden Faust wegzuducken.
Allerdings verbesserte das wohl kaum ihre nachteilige Position, die Stamen zu nutzen wusste.
Ein harter Aufprall gegen ihren Torso presste ihr die Luft aus den Lungen. Zarja keuchte, bemühte sich mit allen Sinnen zu orientieren, doch es war zu spät.

Starke Arme hoben sie hoch wie eine Feder, ließen sie kurz hilflos in der Höhe schweben und schmetterten sie schließlich gnadenlos in den Boden.
Grober Sand kratzte über ihre Haut. Vor ihr Sichtfeld schob sich Schwärze.
„10", schrie irgendwo jemand. „9, 8, ..."

Beinahe ging es in dem Tosen um sie unter, das sie unter sich zu erdrücken schien. Geschrei und das Trommeln unzähliger Herzen verschmolzen zu einer ohrenbetäubenden Kakophonie. Sich der drohenden Ohnmacht hinzugeben und die Stille den donnernden Lärm wegspülen zu lassen, war verlockend. Einfach vergessen. Den Schmerz, die Angst, Grigorij ...

„7, 6, 5!"
Verschwommen nahm sich vor sich im Sand Blut war. Meines?
„4, 3 ..."
Der Kampf war beinahe zu Ende – und sie stand nur Sekunden vor der Niederlage.
Keine Angst zeigen. Keinen Schmerz spüren, befahl sie sich streng.
„2, ..."

Die „eins" blieb dem Mann in der Kehle stecken, denn sie wurde unterbrochen von einem heftigen Tritt gegen Stamens Bein, in den Zarja jeden letzten Funken Körperkraft in sich konzentrierte.
Einen Augenblick lang wurde es um sie still. War es umsonst gewesen? Hatte sie verloren? Sie fürchtete, jeden Moment in Stamens grinsendes Gesicht zu sehen, der sich über ihren Versuch lediglich amüsierte. Gemeinsam mit der hämischen Fratze Grigorijs im Publikum.

Doch nichts dergleichen.
Der Boxer stolperte tatsächlich ein wenig zurück, was Zarja zumindest genug Zeit verschaffte sich aufzurichten – und nach seinem Herz zu greifen. Eigentlich berührten ihre Sinne es nur leicht, setzten einen zarten Impuls, so dass sein Rhythmus in ein Stolpern geriet. Genug um den Samen der Nervosität, vielleicht sogar Angst auf fruchtbaren Boden fallen zu lassen. Denn wer das Herz eines Menschen in Händen hielt, der beherrschte auch seinen Geist.

Manche machten es einem nicht einmal besonders schwer.
Irritation blitzte in den Augen des Boxers auf und Zarja schlug zu. Versuchte in einem schnellen, unsteten Rhythmus möglichst viele Treffer zu landen. Nase. Schulter. Unterbauch- Ein verräterisches Knacken und ein Stöhnen versicherten ihr ihren Erfolg. Ein letztes Mal konzentrierte sie ihre Kraft in einem Tritt gegen Stamens Brust und versetzte seinem Herz dabei einen schmerzhaften Stich.

Ihr Gegner krachte gegen die Absperrung, an dieselbe Stelle, an die er sie nur kurz zuvor geschleudert hatte. Für einen Moment bezweifelte sie, dass das Holz dem massigen Körper standhalten konnte und durch den Aufprall bersten musste, doch es gab nur ein Donnern und Knarzen von sich.

Stamen sank zu Boden, versuchte mehrfach sich schwerfällig am Holz hochzuziehen. Doch sein Körper versagte ihm den Dienst.
„10, 9, 8, 7, ..."
Resigniert ließ Stamen seinen Kopf auf die Brust sinken, auf die Blut aus seiner Nase tropfte.
Als Zarjas Sieg verkündet wurde, war es im Publikum still.
Ohne auf irgendeine Reaktion zu warten, wankte sie möglichst würdevoll zu der Absperrung und schwang sich darüber, was ihr Körper sofort mit einem Schwall Übelkeit, Schwindel und Schmerz bestrafte.

„Dich muss die Schlange ausgespuckt haben, Mädchen", schnaufte der immer noch halb sitzende Stamen.
Zarja wusste nicht, ob das als Beleidigung oder Kompliment zu werten war, und im Moment kümmerte es sie auch wenig. Während sie sich mit letzten Kräften zu Stas' schleppte, brach um sie das Chaos aus: Applaus, Gebrüll, Begeisterung, Zorn, die hier und da bald in angeregte, fachsimpelnde Gespräche zerfielen.

„Bei den drei Rozhanitsi, was war das denn?", begrüßte sie Stas' wütend.
„Wieso?" Zarja stützte sich hustend am Tresen ab. „Ich hab' doch gewonnen."
Sie zwang ihre Lippen sich zu einem frechen Lächeln zu verziehen, das ihr den Anschein geben sollte, sie wüsste nicht, weshalb Stas' die Schicksalsgöttinnen anrief.

„Tu nicht so als wüsstest du nicht, was ich meine! Du hast dich mitten im Ring nicht mehr gerührt und Stamen alle Zeit der Welt gelassen, dich außer Gefecht zu setzen." Der andere fixierte sie mit funkelnden Augen.
Er hatte es bemerkt? Vermutlich hatte jeder das. Wie lange hatte sie dort einfach gestanden und ins Publikum gestarrt, wo ... 

„Es war nichts", murrte sie, sich ungelenk gen Tribüne drehend, ohne dabei ihren schmerzenden Körper zu sehr zu belasten. Innerlich wappnete sie sich bereits, Grigorijs hasserfülltes Gesicht wiederzusehen und ihn dabei zu ertappen, wie er sie schadenfroh aus der Ferne beobachtete. Wenn er sie wiedererkannt hatte, was würde er tun?

Keine Angst zeigen, erinnerte sie sich noch einmal. Immerhin war sie nicht mehr das kleine Mädchen von damals. Sie wusste sich zu verteidigen und sollte ihr etwas zustoßen, würde Jaromir in kürzester Zeit dafür sorgen, dass sich Grigorij in der Altinitsa treibend wiederfand. In solchen Momenten erwies sich ihre Lage eben doch als vorteilhaft. Das Blatt hatte sich gewendet, zu ihren Gunsten. Wovor also fürchten?
Dennoch spürte sie einen Knoten in ihrem Magen, als sie den Blick hob.

Von dem Platz sah tatsächlich jemand auf sie herab: Doch es war ein älterer Herr mit Zylinder, der mit seiner Sitznachbarin eine hitzige Diskussion führte. Seine Worte wurden vom allgemeinen Trubel verschluckt, doch es musste dabei um den letzten Kampf gehen.
Zarja blinzelte und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Das gewünschte Ziel fand sie allerdings nicht. Grigorij konnte doch unmöglich so schnell aus der Menge im Keller verschwunden sein, oder doch?

„Hörst du mir eigentlich–"
„Sag mal, Stas', ist an dir gerade jemand vorbeigekommen?", unterbrach ihn Zarja, ohne seinen aufgebrachten Worten Beachtung zu schenken. Ihr gelang es noch nicht einmal, sich ganz von dem Publikum loszureißen und ihn anzusehen. Immer noch erwartete sie das Narbengesicht irgendwo zwischen den anderen zu entdecken.

„Geht das auch etwas präziser? An mir gehen ständig Leute vorbei." Er schien nur widerwillig zu antworten, aber immerhin ging er auf ihre Frage ein.
In einer Bewegung, die definitiv zu schnell für ihren Zustand war, wandte sie sich wieder dem Tresen zu.
„Ein Mann, nur ein bisschen älter als ich, dunkle Haare, eine riesige Narbe im Gesicht", beschrieb sie, ihre Zunge beinahe über die einzelnen Worte stolpernd. Diesmal war es ihr eigenes Herz, das wie wild in ihrer Brust klopfte, und dieses konnte sie von allen nun ausgerechnet nicht beherrschen. Wenn jemand ihn gesehen hatte, dann doch sicher Stas'!

Nachdenklich kratzte sich der andere am Kopf, jede Sekunde bis zu seiner Antwort in qualvolle Länge ziehend wie die zäh vor sich hinfließende Chernitsa.
„Nein, der kam hier nicht vorbei. Ich war allerdings auch damit beschäftigt, dir dabei zuzusehen, wie du dich fast in Stücke reißen lässt", leitete Stas' sofort wieder vorwurfsvoll zum vorherigen Thema über.
Zarja ging nicht darauf ein. „Bist du dir sicher? Er kam nicht hier vorbei? Du hast nicht mal kurz weggesehen und ..."

„Ja, ich bin mir sicher, in aller Götter Namen. Es gehört zu meiner Arbeit, zu wissen, wer ein und ausgeht."
Eigentlich hätte sie erleichtert sein müssen. Doch im Gegenteil breitete sich eine nagende Angst in ihrem Inneren aus. Wenn Grigorij gar nicht hier war, wie hätte sie ihn dann sehen können? Wurde sie verrückt? Gegen etwas Reales aus Fleisch und Blut wusste sie sich zu verteidigen, aber wenn ihr Feind ihr eigener Verstand war ...

„Hatte das im Ring etwas mit diesem Kerl zu tun?", unterbrach Stas' ihre Gedanken und runzelte kritisch die Stirn. „Hast du Ärger mit ihm oder–"
Diesmal ließ sie ihn den Satz nicht beenden: „Nein. Alles in bester Ordnung. Der Aspravskaja muss schuld sein. Setz das Geld auf diesen Orel."

Damit wandte sie sich zum Gehen. Für diesen Augenblick vertrieb das Adrenalin, das durch ihren Körper rauschte, jeden Schmerz. War es tatsächlich möglich, dass Grigorij in dieser Stadt war? Oder waren es lediglich Schatten der Vergangenheit, die sie auf Schritt und Tritt verfolgten?
Noch ehe sie die Zuschauertribüne überhaupt erreicht hatte, wurde sie aufgehalten.
„Beeindruckender Kampf."

____________________________

𝐀 𝐍 𝐌 𝐄 𝐑 𝐊 𝐔 𝐍 𝐆 𝐄 𝐍

Ist hier noch jemand? Oder haben Mikhails politische Fachsimpelei und Valjas Exzesse schon alle verscheucht -- oder gar mein fehlendes Zeichentalent?
Ich hoffe doch nicht, auch wenn mich das Gefühl beschleicht, mit den letzten Kapiteln graduell Leser zu verlieren ^^"
Sollte es dafür bestimmte Gründe geben: Hier ist ein perfekter Ort, um eure Kritik rauszulassen. Vielleicht mag mich auch der Wattpad-Algorithmus nicht, wer weiß. 

An alle, die noch hier sind: Danke! Diesmal wieder ein Kapitel mit ein bisschen mehr Action -- und einem meiner berühmt-berüchtigten Cliffhanger am Ende. Wer könnte die Person, die Zarja da anspricht, bloß sein? ;)

So viel wieder mal zum Thema Author's Notes bedeuten Unsicherheit... :'D



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