All The Words You Never Said...

By aurasworld

16.2K 1.5K 1.6K

[BEENDET] Der Junge mit der Brille war alles, woran Jungkook denken konnte. Kim Taehyung sprach nicht, er z... More

Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38 [Epilog]
The Light We Lost

Kapitel 31

396 39 60
By aurasworld

Als Jin zögerlich den Raum verließ, waren er und Taehyung allein. Vollkommen allein. Eigentlich wollte Jin nicht von Jungkooks Seite weichen, aber nachdem Jungkook ihm sicher tausendmal versichert hatte, dass es ihm wieder besser ging und alles okay war, hatte Jin den beiden doch etwas Freiraum gelassen.

(Jungkook wusste jedoch, dass Jin vor der Tür wartete und bei dem kleinsten Geräusch reinstürmen würde. Aber es war okay. Solange sich Jin sicherer damit fühlte, hatte Jungkook nichts dagegen einzuwenden. Er schuldete es ihm.)

Taehyung hatte noch immer seine Hand in Jungkooks Haar, als hätte er nicht einmal bemerkt, dass Jin den Raum verlassen hatte. Es schien, als würde er sich überhaupt nicht für Jin interessieren, denn seine Augen waren nur auf Jungkook.

„Redest du wieder mit mir?", flüsterte Taehyung in den Raum.

Er sprach. Er sprach mit Jungkook.

Jungkook wartete, bis er etwas sagen konnte. Es gab so viel, dass er Taehyung fragen wollte, aber er war noch immer etwas schwach und überfordert von der Situation, weshalb er einfach still blieb.

Als Jungkook nicht antwortete, zog Taehyung seine Hand weg. Er sah aus, als hätte er eine Ohrfeige bekommen.

„Es tut mir leid", kam es leise aus Taehyung, der den Blick von Jungkook abgewandt hatte.

Jungkook wusste nicht, was er meinte, aber sagte kein Wort, denn Taehyung sprach mit ihm und er war so froh. So froh, dass sich wenigstens bei dieser einen Sache nichts geändert hatte. Dass er noch immer ein bisschen von Taehyungs Vertrauen in seinen Händen hielt.

Taehyung blickte wieder auf. „Wie geht es dir? Sprich mit mir, bitte."

Ein paar Sekunden vergingen.

„Gut", antwortete Jungkook und seine Stimme war noch so leise, so schwach.

Taehyung schloss für einen kurzen Moment die Augen. „Und wie geht es dir wirklich?"

„Ich fühle mich, als hätte mich jemand mit seinem Auto überfahren und stundenlang liegengelassen." Jungkook stieß ein atemloses, müdes Lachen aus.

Es war ein Witz, offensichtlich. Doch Taehyung riss die Augen auf. Er starrte und starrte und starrte in Jungkooks Gesicht und als er den Mund öffnete, um etwas zu sagen, kam nichts heraus. Kein Laut.

„Taehyung", murmelte Jungkook. „Was ist?"

Dann begann Taehyung seinen Kopf zu schütteln. Immer und immer wieder. „Das ist nicht lustig. Das ist überhaupt nicht lustig."

„Huh? Es war ein Witz, ich—"

„Sag das nie wieder."

„Warum—"

Nie wieder."

Jungkook sah, wie betroffen Taehyung von diesem Witz war. Vielleicht war die Bedeutung hinter dieser Reaktion tiefer, als es Jungkook begreifen konnte, oder Taehyung hatte einfach nur Angst um ihn.

Er beschloss, nicht wieder auf das Thema einzugehen, denn wenn Taehyungs Stimme mal erstickt und dünn wurde, wusste Jungkook, dass er vorsichtig sein musste.

„Okay, ich werde es nicht noch einmal sagen", sagte Jungkook sachte.

Taehyungs Schultern entspannten sich darauf hin, er atmete tief aus und lehnte sich ein Stück nach hinten. Der Stuhl quietschte laut.

Wie lange musste Taehyung schon darauf sitzen? Wurde es nicht unbequem für ihn?

Es vergingen wieder einige Sekunden, in denen keiner sprach. Beide brauchten Zeit für sich, Zeit zu verarbeiten, was in den letzten Tagen und Stunden passiert war. Jungkook spürte, wie Taehyung ihn immer wieder anstarrte, als müsste er sich selbst davon überzeugen, dass Jungkook hier war und lebte und atmete.

Jungkook war froh, dass er gerade jetzt nicht allein war—dass er Taehyung an seiner Seite hatte.

Aber er fragte sich, wie lange.

Sie mussten darüber reden. Sie mussten über alles reden. Aber er wusste nicht wie. Und wo er anfangen sollte.

„Hast du wirklich vergessen zu essen?", fragte Taehyung plötzlich.

Jungkooks Finger zuckten. „Ja..."

„Und das ist die Wahrheit?" Taehyungs Blick war so intensiv, dass Jungkook ins Schwitzen geriet. Und seine Stimme... sie war so fest, so wundervoll, dass Jungkook jeden Ton genoss.

Jungkook hatte das Gefühl, dass er nicht lügen musste, wenn er mit Taehyung zusammen war. Nicht, wenn Taehyung ihn gerade so verletzlich sah und immer noch bei ihm war als wäre das so selbstverständlich.

„Vielleicht war es eine Kombination aus vielen Dingen. Ich hatte keinen Hunger und konnte auch nichts essen und irgendwann... irgendwann habe ich es einfach vergessen", gab er leise zu. „Ich weiß, dass das nicht normal ist. Ich weiß."

„Du musst besser auf dich aufpassen", meinte Taehyung. „Du kannst nicht einfach—"

Plötzlich wurde Jungkook irritiert. „Ich habe Jin nicht weggeschickt, um über meine Essgewohnheiten zu reden, weißt du?"

Taehyung ignorierte ihn. „Du hättest dir den Kopf aufschlagen können, du hättest verbluten können, du hättest—"

„Ich will wirklich nicht darüber reden."

„Du liegst auf einem... auf einem Krankenbett! Das ist eine ernste Situation. Ist dir das bewusst?"

Jungkook blickte auf sich herunter. „Ja. Ja, das habe ich mitbekommen."

„Jungkook—" Taehyungs Stimme gab nach.

„Ich will nicht über dieses Thema reden. Ich will nicht über mich reden. Ich will über dich reden. Darüber, warum du... warum du—" Er wollte den Kuss ansprechen, doch er traute sich nicht. Gott, er hatte so Angst. „Warum du es mir nicht gesagt hast."

Taehyung blinzelte langsam und dann—

Dann wurde sein Gesicht aschfahl.

„Was... was meinst du?", fragte er.

Es war beeindruckend, wie Taehyung seinen Gesichtsausdruck halten konnte, wie er es schaffte, völlig ungestört zu wirken, obwohl er deutlich nervös war. Vor ein paar Wochen hätte Jungkook nicht erkannt, wie die Frage Taehyung beeinflusste. Aber nun sah er es. Man musste genau hinsehen, um Taehyung nur ein bisschen verstehen zu können. Man musste seinem Atem lauschen, seinen Augen folgen. Man musste ihn nur sehen und schon wusste man ein bisschen besser, was in ihm vorging.

Jungkook fragte sich, seit wann er durch Taehyungs Masken sehen konnte.

„Nachdem du gegangen bist... nein, am nächsten Tag, da hatte ich ein Gespräch mit meinem Vater und—"

„Nein", wisperte Taehyung. „Nein."

„Taehyung—"

Taehyungs Augen waren voller Panik. „Du weißt es? Hat er es dir gesagt?"

„Nein, ich—"

„Du weißt es", wiederholte er atemlos. „Wie kannst du mir noch in die Augen schauen, wie kannst du—"

„Taehyung, nein. Nein. Ich weiß gar nichts", beruhigte Jungkook ihn, aber Taehyungs Blick war angsterfüllt und er schein sich immer mehr in seine Gefühle hineinzusteigern. „Er hat mir erzählt, dass du einmal sein Patient warst. Er hat sonst nichts gesagt. Er würde mir nie deine Gründe erzählen, glaube mir."

„Er hat dir... wirklich nichts gesagt?", krächzte Taehyung und erst dann sickerte Jungkooks Satz in ihm und er verstand. „Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich dir nicht gesagt habe, dass Jung-Soo—" Er stoppte. „Findest du es komisch? Es ist komisch, oder?"

Jungkook verzog das Gesicht und er schwor sich, die Wahrheit zu sagen. „Ich war etwas überfordert, als er es mir gesagt hat. Aber ich finde es gut, dass du dir Hilfe suchst, Taehyung. Das ist nichts, was dir peinlich oder unangenehm sein muss. Also nein, ich finde es nicht komisch. Ich hatte auch einen Psychologen für einige Zeit. Yoongi ist auch in Therapie. Wir alle haben Probleme, jeder hat Probleme. Es gibt nur Menschen, die verbergen, wie sehr sie innerlich mit sich kämpfen."

Dann hängte Jungkook leise an: „Aber du hättest es mir früher sagen können. Ich habe mich wie ein Idiot gefühlt. Ich durfte auch keine Fragen stellen. Er hat mir diese Information einfach... gesagt und ich kann immer noch nicht wirklich begreifen—" Er seufzte. „Ich wünschte, ich hätte dieses Gespräch zuerst mit dir führen können."

Ich habe mir Sorgen gemacht, wollte er sagen. Das war es, was mich am meisten genervt hatte. Dass ich nicht fragen durfte, warum.

Taehyung streckte den Rücken durch und setzte sich gerade hin, als wäre er bei einer Verhandlung. „Ich—ich rede nicht über solche Sachen. Ich rede allgemein nicht. Es ist nur du... es ist nur—"

„Wusstest du es von Anfang an?"

„In deinem Zimmer waren... Fotos. Von dir und deiner Familie", erklärte Taehyung zu leise.

Jungkook hauchte: „Oh."

„Ich wollte etwas sagen, aber ich konnte nichts sagen, ohne etwas... zu sagen."

„Ich verstehe dich."

Taehyung biss sich auf die Lippen. „Tust du?"

Jungkook nickte. „Ich hätte es wissen müssen, als er dich gefragt hat, ob er dich nach Hause begleiten kann, aber ich war zu... zu— ja." Er zwang sich, nicht weiterzureden, stattdessen fragte er: „Willst du mir erzählen, warum du zu meinem Vater—"

„Nein", unterbrach ihn Taehyung. „Nein, ich kann nicht. Ich kann nicht."

„Okay", sagte Jungkook. „Es ist okay."

„Ist es nicht. Es ist nicht okay. Ich habe nur noch nie— Es ist so schwer."

„Ich weiß", erwiderte Jungkook.

Taehyung war nah genug, dass Jungkook seine Hand nehmen konnte. Also tat er es. Jungkook brauchte das. Er brauchte diese Nähe, diese Berührungen.

Taehyung sah aus, als hätte er die Nähe auch gebraucht.

Es war etwas Besonderes die Haut von jemanden so nah zu spüren, für den man tiefe Gefühle hegte. Es fühlte sich an, als würde man frische Luft atmen.

„Wie wäre es, wenn wir ein Spiel spielen?", fragte Jungkook und Taehyung drückte seine Hand fest.

„Ein Spiel?", wiederholte er. „Ist dir noch immer schwindelig? Bist du in Ordnung? Soll ich die Krankenschwester suchen—"

Jungkook entfloh tatsächlich ein Lacher. „Mir geht es gut. Erst wenn ich gar nichts rede, dann kannst du dir Sorgen machen."

Taehyung sagte trocken: „Ich weiß."

„Also, ein Spiel?"

Sie hielten noch immer Händchen und keiner schien etwas an dieser Tatsache ändern zu wollen. Obwohl Jungkooks Hand ruhig war und aus irgendeinem Wunder nicht zitterte, raste sein Herz. Er konnte das den ganzen Tag machen. Taehyungs Hand halten. Ihm zuhören. Mit ihm reden.

Taehyung nickte. „Okay."

„Eine Wahrheit für eine Wahrheit", erklärte Jungkook. „Ich will, dass du mir vertraust. Und ich will dir vertrauen. Erzähl mir irgendetwas von dir, was ich nicht weiß. Und ich mache dasselbe. Sag es einfach. Wie als würdest du einen Verband von einer Wunde abreißen. Schnell und schmerzlos."

„Was ist daran schmerzlos?"

Jungkook schmollte. „Das ist eine Metapher, du Klugscheißer."

Taehyungs Augenbrauen hoben sich kurz, dann wurde sein Blick anders. Wärmer.

Taehyung kam ihm näher. „Ich vertraue dir."

„Nein, tust du nicht."

Taehyung zögerte zuerst und dann flüsterte er: „Ich vertraue dir mehr als jedem anderen."

„Das war jetzt die Wahrheit", wisperte Jungkook zurück und schluckte.

Taehyung war so nah.

Er roch so gut. Jungkook würde sich nie an den Duft gewöhnen können. Er war genauso einzigartig wie Taehyung selbst.

Es kostete ihn seine ganze Kraft, Taehyung nicht an seiner Kleidung zu packen, ihn nach vorne zu reisen und seine Lippen gegen—

Freunde. Sie waren Freunde.

Der Kuss war ein Fehler.

„Ich—" Taehyung schluckte ebenfalls und schien dann zu begreifen, wie nah er Jungkook gekommen war. Er musterte den Ausdruck in Jungkooks Augen, ließ den Blick einmal über sein ganzes Gesicht wandern und zuckte dann zurück. „Fang du an."

Jungkooks Kopf pulsierte. „O—okay."

„Dein Kopf ist ganz rot, möchtest du Wasser?"

Jungkook funkelte Taehyung an. „Danke, aber ich brauche nichts."

Taehyung wartete geduldig, während Jungkook sich überlegte, was er Taehyung erzählen sollte.

Es gab nur eine Sache an ihm, über die es sich zu sprechen lohnte.

„Ich... kämpfe bereits seit sechs Jahren gegen meine Essstörung an." Jungkooks Stimme war überraschend fest, obwohl sich alles in ihm bei den Worten zusammenzog. Er wollte nicht darüber reden, aber wenn er es so schaffte, dass sich Taehyung öffnete, dann hielt ihn nichts davon ab. „Als Kind habe ich eines Tages so viel gegessen, dass ich mich beinahe übergeben hätte und ich fand das Gefühl so... schrecklich, dass ich einfach entschieden habe— Ich habe begonnen, weniger zu essen, bis es irgendwann ausgeartet ist und ich nicht mehr... ich kam nicht mehr raus. Aus diesem Loch. Aus diesen Gedanken, dass das leere Gefühl in meinem Magen besser ist als das volle. Ich habe mir angewöhnt wenig oder fast nichts zu essen, wenn ich nervös bin oder Angst habe oder Stress habe oder—" Er atmete tief durch. „Ich habe professionelle Hilfe erhalten und eine Zeit lang lief es... okay. Ich habe normal gegessen, aber ich merke noch immer, wenn ich Stress habe oder mich etwas belastet, dass ich einfach nichts runterbekomme. Es geht nicht. Ich hasse dieses Gefühl. Aber ich hasse dieses volle Gefühl noch mehr. Es ist ein Teufelskreis."

Taehyung blinzelte in geduldig an und drückte seine Hand.

„Eine Essstörung kann sich so leicht entwickeln? Du hast einfach als Kind zu viel gegessen und so... so hat es angefangen?"

Jungkook lächelte traurig. „Klingt komisch, oder? Ich weiß. Wir haben diese Tradition in der Familie, dass alles aufgegessen werden muss. Meine Eltern sind mit dieser Denkweise aufgewachsen, aber ich— es ist einfach passiert. Es gab einen Punkt, an dem mein Gehirn dachte: ‚Okay, kein Essen mehr' und ich habe es einfach akzeptiert. Ab da ging es irgendwie bergab und ich kämpfe immer noch damit, viel zu essen. Mein Therapeut meinte einmal, dass das alles in meinem Kopf ist und solange ich kämpfe, immer gewinnen werde. Ich soll nur nicht aufgeben."

„Gib niemals auf, Jungkook. Niemals."

„Werde ich nicht."

„Deine Eltern wissen Bescheid? Und deine Freunde?"

„Yoongi hat einige Zeit darauf geachtet, dass ich drei Mal am Tag esse und auch die anderen schauen auf mich, aber sie können nicht immer— manchmal lüge ich. In letzter Zeit habe ich viel gelogen und deswegen fühle ich mich schlecht, aber ich konnte nicht essen." Jungkook schluckte. „Meine Eltern wissen es auch. Sie haben mir die Hilfe geholt, die ich gebraucht habe. Jeder in meinem Umkreis passt gut auf mich auf."

„Gut." Taehyung sah aus, als wäre er zufrieden mit der Antwort. „Du verdienst das. Freunde und Familie, die dich unterstützen."

Jungkook zog zittrig die Luft ein. Sein Herz fühlte sich leicht an. „Jetzt du."

„Danke, dass du mir das anvertraust hast", sagte Taehyung. „Ich glaube, ich kann dich jetzt besser verstehen. Gibt es etwas, dass ich tun oder sagen soll, wenn du in einer schwierigen Situation bist? Soll ich dir... Zeit geben?"

„Sei einfach... sei einfach da für mich", wisperte Jungkook. „Ich vertraue dir."

„Ich bin froh", sagte Taehyung heiser. „Jetzt bin ich dran, hm?"

Taehyung sah aus, als würde er sich jeden Moment übergeben wollen. Er drückte Jungkooks Hand so fest, dass sie rot wurde und als er erst bemerkte, ließ er sie sofort los, als hätte er sich verbrannt.

„Sorry", murmelte er schnell.

„Alles okay."

„Versprich mir, dass du mich danach nicht mit anderen Augen sehen wirst. Versprich mir... da gibt es mehr. Viel mehr, dass ich dir sagen muss, aber— ich brauche Zeit. Ich habe noch nie darüber gesprochen. Ich habe Angst, dass meine Stimme—"

„Ich verspreche es dir", sagte Jungkook fest. „Ich verspreche es."

Taehyung kniff die Augen zusammen.

„Taehyung, du musst aber nicht—"

Er sah so verkrampft aus, dass Jungkook dachte, er würde jeden Moment einen Anfall bekommen. Seine Augen waren zu, seine Lippen zu einem dünnen Strich geformt und es war ein schrecklicher Anblick.

„Du musst mir nichts erzählen, wenn du nicht willst. Du kannst auch einfach sagen, dass du nicht bereit bist, dass du—"

Das war eine blöde Idee.

Man sollte nie jemanden zu etwas zwingen.

Das war eine blöde Idee und Jungkook musste sofort—

„Ich habe meine Eltern vor drei Jahren verloren."

Jungkook stillte. Seine Lungen verkrampften sich. Seine Augen fokussierten Taehyung und nur Taehyung allein.

„Ich habe keine Eltern. Ich bin ein Weise. Es war ein Autounfall. Und es war meine Schuld."

Meine Schuld.

Jungkook gab ein Geräusch von sich, das dem eines Tieres ähnelte.

Taehyung sah ihn an. Plötzlich emotionslos. „Habe ich dich jetzt verschreckt? Hast du Mitleid?"

Er konnte nichts sagen. Rein gar nichts.

Und gerade, als er Taehyung versichern wollte, dass er gar nichts von dem dachte, dass er kein Mitleid hatte, dass er Taehyung noch immer so gernhatte, wie davor, genau in dem Moment kam die Krankenschwester in den Raum und sagte: „Oh! Du bist wach. Wie geht es dir?"

____

Wisst ihr eigentlich, wie froh ich bin, dass die beiden nach 31 Kapiteln (!!!!!!!) endlich vernünftig miteinander reden :D Ich habs echt nicht mehr ausgehalten und ich hatte tatsächlich richtig Spaß, dieses Kapitel zu schreiben & es ging auch relativ leicht, was ich mir ja in letzter Zeit nicht so tue.

Kleine Notiz am Rande: Eine Essstörung kann sich ganz langsam, aber auch ganz schnell und unerwartet entwickeln. Gründe dafür könnten sein: Exzessives Kalorienzählen, hoher Leistungsdruck, geringes Selbstwertgefühl, Trauma, Binge-Eating oder ein starker Drang so schnell wie möglich abzunehmen, aber auch zuzunehmen. Die kleinsten Dinge können triggernd für jemanden sein und hier in diesem Fall hat Jungkook einfach ein allgemein schlechtes Verhältnis zu Essen und verbindet es mit etwas negativem/belastendem. Auch der Leistungsdruck und Stress spielt hierbei eine große Rolle.

Früher war mir nie bewusst, wie viel eigentlich unter eine Essstörung fällt und wie schnell sich das teilweise entwickeln kann. Like... an einem Tag isst man ganz „normal" und an einem anderen sieht man Essen plötzlich mit anderen Augen.

Also bitte immer im Hinterkopf behalten, dass es bei jedem anders ist!

Danke fürs Lesen!!🌞

Continue Reading

You'll Also Like

2.1K 226 19
Das ist einfach eine Zusammenstellung von (BTS) Oneshots, die ich nicht aus meinem Kopf bekomme und niederschreibe. Ihr könnt jederzeit Wünsche äußer...
98.3K 2.4K 31
Sie will sich nur auf sich konzentrieren- „keine Jungs" sagt sie zu sich selber, aber kann er sie umstimmen? Kenan Yildiz ist Fußballer und konzentri...
182K 13K 60
𝐽𝑢𝑛𝑔𝑘𝑜𝑜𝑘 hatte sein ganzes Leben nur eins gewollt. Nämlich die Stadt, in der er zuvor gelebt hat zu verlassen, um in einer anderen, großen St...
84.9K 11.6K 30
Positives Denken ist gut, jedoch sollte es realitätsgetreu bleiben. Vieles sollte realitätsgetreu bleiben. - die handlung ist frei erfunden, ich ver...