Joshuas PoV
Nur wenige Minuten nachdem Mats, Manu und Bene gegangen waren, klopfte es ein weiteres Mal an der Eingangstür. Ju und Jules machten sich gemeinsam auf den Weg.
"Dieses Mal darfst du die Tür öffnen", meinte Ju unterwegs.
"Weil vermutlich Goretzka davor stehen wird?", fragte Jules nach.
"Möglich", lautete die Antwort meines Ex-Freundes.
"Endlich ist es soweit", hörte ich Jules noch sagen, ehe das Öffnen der Tür zu hören war und ein Seufzen von Jules folgte. "Was können wir für dich tun?"
"Was macht ihr denn hier?", ertönte die Stimme von Robert Lewandowski.
"Sind zu Besuch", erklärte Ju knapp.
"Ist Joshua da?", stellte mein Mannschaftskollege seine nächste Frage. Ich gab Antoine ein Zeichen, dass er ruhig sein sollte, ehe ich zu den Anderen ging.
"Was gibt's?", erkundigte ich mich.
"Das sollten wir vielleicht unter vier Augen besprechen." Fragend sahen die beiden Julians mich an. Nachdem ich genickt hatte, gingen sie nach hinten zu Antoine. "Du wurdest wegen Erpressung und Geiselnahme angezeigt."
"Wer behauptet denn sowas?"
"Das kann ich dir leider nicht sagen."
"Reus?", riet ich.
"Wie gesagt, ich darf dir dazu keine Auskunft geben. Was ist an den Vorwürfen dran?"
"Nichts. Ja, ich habe Besuch. Aber wie du gesehen hast, laufen die Beiden hier frei herum. Das kannst du also wirklich nicht als Geiselnahme bezeichnen. Und wen soll ich womit erpresst haben?"
"Hast du die Teamerweiterung bei Thomas beantragt?"
"Ju und Jules sind lediglich zu Besuch. Sie haben noch kein einziges Ei gefunden oder überhaupt gesucht. Wir waren die ganze Zeit gemeinsam in der Hütte, weil wir uns lange nicht gesehen haben und viel zu erzählen hatten. Von einer Teamerweiterung kann also überhaupt nicht die Rede sein. Es ist viel eher eine Teamverkleinerung, da ich ja zur Zeit gar nicht suche."
"Wo sind Leon, Serge und Leroy?"
"Weiß ich nicht. Die werden hier irgendwo herumlaufen."
"Ich soll dir glauben, dass du nicht weiß, wo Leon ist?"
"Julian Brandt wollte sich mit ihm treffen. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen."
"Du behauptest also, dass nichts an den Vorwürfen dran ist?"
"Wie gesagt, ich war die ganze Zeit mit Ju und Jules hier in der Hütte. Ich wüsste also nicht, wie ich an Geiseln rangekommen sein soll oder womit ich irgend Jemanden hätte erpressen sollen." Ju kam zurück zu uns.
"Jules ist sich kurz die Beine vertreten", teilte er uns mit.
"Darf ich mich mal in eurer Hütte umsehen?", fragte Robert.
"Glaubst du mir etwa nicht?", wollte ich wissen.
"Lass ihn doch schauen. Du hast ja nichts zu verbergen." Einen Augenblick sah ich meinen Ex-Freund fragend an, entschloss dann aber, ihm zu vertrauen und nickte zustimmend.
"Na schön, dann schau dich halt um." Tatsächlich begann Robert durch die Hütte zu laufen. Ich folgte ihm. Von Antoine und Jules fehlte jede Spur und auch der Rucksack von Mats, sowie das rote Ei, welches zuvor noch auf einer Kommode gelegen hatte, waren verschwunden.
"Schon seltsam, dass Draxler ausgerechnet jetzt spazieren geht", merkte Robert an.
"Du wolltest mit Josh allein sprechen. Hättest du gesagt, dass du uns gerne hier behalten würdest, wäre er nicht gegangen. Ich kann ihn gerne anrufen, damit er wieder herkommt, wenn du möchtest", bot Ju an. Robert sah ihn einige Sekunden nachdenklich an, ehe er wieder das Wort ergriff.
"Nein, schon in Ordnung." Lewy schaute sich noch etwas um, dann wandte er sich mir wieder zu. "Ich hoffe, du kannst verstehen, dass ich der Sache nachgehen musste. Aber zumindest hier scheint alles in Ordnung zu sein. Vielleicht werde ich später nochmal auf dich zukommen."
"Ist okay. Ich habe nichts zu verbergen. Wenn ich also irgendwas tun kann, um meine Unschuld zu beweisen, sag es mir."
"Im Übrigen kann ich bezeugen, dass Josh die ganze Zeit hier war. Ich habe nicht mitbekommen, worum genau es überhaupt geht, aber ich kann versichern, dass er nicht verbotenes getan hat", meinte Ju.
"Jemand, vermutlich Marco, hat mich bei Lewy wegen Erpressung und Geiselnahme angezeigt", informierte ich ihn.
"Was?!" Geschockt sah Ju mich an, wobei er wirklich überzeugend war. "Als würdest du sowas jemals tun. Das hat er sicherlich getan, weil er Angst hat, zu verlieren." Ju wandte sich an Robert. "Marco war vorhin kurz hier und hat bloß herumgeschrien. Ich wusste gar nicht, was los war. Er scheint sich in irgendwas reingesteigert zu haben. Vielleicht ist der Druck, weil er die Eiersuche unbedingt gewinnen will, zu groß für ihn und er greift zu solchen dreisten Mitteln, um Team Grün zu schwächen. Josh hat mir vorhin erzählt, dass er Leroy und Serge schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hat. Vielleicht hat Marco etwas damit zu tun."
"Aber denkst du wirklich, dass Marco die Beiden irgendwo einsperren würde?", fragte ich nach. Ratlos zuckte Ju mit den Schultern.
"Ich kenne Marco nicht gut genug, um einzuschätzen, wie weit er für den Sieg gehen würde. Aber Stresssituationen können Menschen verändern. Ich persönlich würde diese Möglichkeit also nicht ausschließen. Er hat vielleicht mitbekommen, dass euer Team schon allerhand Eier gefunden hat und ist in Panik geraten."
"Was ist mit Mario Götze?", erkundigte sich Robert.
"Jules und ich haben Mario zufällig am Flughafen getroffen. Er hatte uns erzählt, dass Marco hier im Trainingslager ist und dass er ihn besuchen wollte. Wir haben spontan eine Fahrgemeinschaft gebildet. Als wir hier ankamen, sind wir als erstes Josh über den Weg gelaufen. Er hat uns zu sich in die Hütte eingeladen. Mario hat uns begleitet, weil er Marco nicht erreichen konnte. Kurze Zeit später ist Marco dann hier aufgetaucht. Mario ist mit ihm nach draußen gegangen, um ihn zu beruhigen", erklärte Ju.
"Er wurde hier also nicht als Geisel festgehalten und Marco wurde nicht erpresst?", versicherte sich Robert.
"Welche Geisel würde denn freiwillig zum Entführer fahren? Außerdem laufen hier so viele Leute herum. Denkst du nicht, es hätte irgend Jemand mitbekommen, wen ich Mario gegen seinen Willen in die Hütte geschliffen hätte?", hakte ich nach. "Zudem kann ich Marco gar nicht erpresst haben, weil ich zwischen unserer Ankunft am Gelände und seinem Auftauchen hier bei der Hütte überhaupt gar kein Kontakt zu ihm hatte. Du kannst dir ja gerne mal sein Handy anschauen. Da sind keinerlei Anrufe oder Nachrichten, die von heute stammen, von mir drauf."
"Du könntest mir ja auch einfach dein Handy zeigen", schlug Robert vor.
"Klar, aber dann heißt es nachher von Reus, dass ich die Nachrichten oder das Anrufprotokoll gelöscht hätte. Sein Handy wäre also besser als Beweismittel geeignet." Robert nickte langsam.
"Na schön, ich werde nochmal mit Marco reden."
"Mach das. Wenn du noch irgendwelche Fragen haben solltest, melde dich einfach." Erneut nickte Robert, ehe er Richtung Tür ging und die Hütte verließ. Ju ging zur Terrassentür, welche er öffnete. Jules kam mit Antoine, dem Rucksack und dem roten Ei rein.
"Ihr klangt sehr glaubwürdig", meinte der PSG-Spieler, welcher scheinbar auf der Terrasse das komplette Gespräch mit angehört hatte. "Aber was macht ihr, wenn noch mehr Zeugen dazu kommen?"
"Es gibt kaum Jemanden, der daran beteiligt ist und nicht selbst Dreck am Stecken hat. Bene und Mario werden nichts sagen, weil sie damit unser Pokerturnier gefährden könnten, Mats und Manuel haben Thomas beklaut, Leon ist sowieso auf unserer Seite und Lucas und Benjamin wissen überhaupt nichts, solange Leon dicht gehalten hat", merkte ich an.
"Naja, die Beiden wissen, dass du sie erpresst", meinte Ju.
"Sie halten Leon gefangen. Ich möchte lediglich meinen Freund befreien. Das grüne Ei gehört nicht ihnen. Sie haben nicht das Recht, es zu behalten, also ist es keine Erpressung, dass sie es mir geben sollen, sondern Gerechtigkeit." Jules zog eine Augenbraue hoch, wobei er auf das rote Ei deutet, welches er zurück an den vorherigen Platz gelegt hatte. "Es weiß doch keiner außer uns, dass das hier ist. Das muss also gar nicht Teil der Ermittlungen werden", grinste ich.
Bevor wir das Gespräch fortsetzen konnten, klopfte es ein weiteres Mal an der Eingangstür.
"Da es vielleicht wieder Robert ist, kann ich nicht aufmachen, da ich ja offiziell gerade spazieren bin", sagte Jules.
"Dann geh ich aufmachen", entschloss Ju und ging zur Tür, welche im nächsten Moment geöffnet wurde.
"Was machst du hier?", ertönte Leons verwirrte, aber vor allem gereizte Stimme.
"Ich habe etwas die Zeit mit Josh genossen, während du nicht da warst. Kommt doch rein. Ihr werdet schon erwartet." Jules ließ noch schnell das rote Ei und Mats Rucksack verschwinden, bevor er sich wieder neben Antoine stellte. Kaum hatte er seine Position eingenommen, erschienen Benjamin, Lucas, Leon und Ju in unserem Blickfeld. Lucas wollte direkt zu Antoine gehen, jedoch stellte sich Ju ihm in den Weg. Benji warf seinem Freund für den Versuch einen genervten Blick zu, während er gleichzeitig nach Leons Arm griff, welcher einen Schritt in meine Richtung gemacht hatte.
"Habt ihr das grüne Ei auch dabei?", erkundigte ich mich. Lucas zog das Osterei aus seiner Jackentasche. "Wirf es rüber und lasst Leon los, dann könnte ihr mit Antoine gehen."
"Nein, erst kommt Anto zu uns rüber, dann lassen wir Leon gehen", stellte Lucas eine Gegenforderung.
"Das hier ist unsere Hütte. Hier gelten unsere Regeln. Außerdem sind wir in der Überzahl", stellte ich klar.
"Dann behaltet Antoine halt", meinte Benji Schulterzuckend, wofür er einen bösen Blick von Lucas erhielt, der sich danach wieder mir zuwandte.
"Du erhältst das Ei, Anto kommt zu uns rüber und gleichzeitig lässt Benji Leon los."
"Erst das Ei und Leon, dann bekommt ihr Antoine", wiederholte ich meine Forderung. Lucas Blick glitt von mir über Ju zu Jules und stoppte schließlich bei Antoine. Langsam nickte mein Teamkollege.
"Okay", stimmte er zu.
"Nein, nicht okay", mischte Benjamin sich ein. "Woher willst du wissen, dass Josh uns nicht über den Tisch zieht?"
"Das Schlimmste was passieren könnte ist, dass wir Antoine einfach behalten. Würde dich das wirklich stören?", hakte Ju nach. Der Lockenkopf biss sich auf die Unterlippe, ehe er zu Lucas sah.
"Okay", stimmte Benji nun doch zu. Lucas verdrehte die Augen, warf mir dann jedoch das grüne Ei zu. Benjamin ließ währenddessen Leon los, welcher direkt zu mir kam, mich an sich zog und mich küsste. Ich erwiderte den Kuss nur kurz, ehe ich mich löste und mich Jules zuwandte, welchem ich zunickte. Leon legte währenddessen einen Arm um meine Schulter und drückte mich an seine Seite. Sein Blick lag starr auf Ju, welcher Leons Verhalten grinsend beobachtet hatte. Jules, welcher Antoine zuvor festgehalten hatte, ließ den Franzosen nun los. Ohne das Blickduell mit Leon abzubrechen, trat Ju aus den Weg. Antoine und Lucas gingen aufeinander zu und lagen sich im nächsten Moment bereits in den Armen, was Benjamin, welcher die Arme vor der Brust verschränkt hatte, genervt beobachtet.
"Ich liebe diese Osterfeier", grinste Jules amüsiert, woraufhin ich grinsend die Augen verdrehte.
"Bring doch lieber unsere Gäste zur Tür, bevor du hier absichtlich irgendwelche Streitigkeiten verursachen kannst", schlug ich vor.
"Aber das halbiert meine Chance auf Drama. Außerdem will ich doch sehen, wie die Liebesgeschichte von Antoine und Lucas weitergeht", meinte Jules.
"Da gibt es keine Liebesgeschichte!", kam es gereizt von Benji.
"Wieso? Die Beiden wären doch ein süßes Paar und ich wüsste nicht, dass Lucas in einer Beziehung ist", provozierte Jules Benjamin weiter.
"Ist er aber."
"Echt? Das wusste ich ja gar nicht", stieg ich mit ein.
"Vielleicht sind er und Antoine ja schon heimlich ein Paar", schlug Jules vor. Wütend sah Benji zwischen Jules und mir hin und her, ehe er sich seinem Freund, der offiziell lediglich sein bester Freund war, zuwandte.
"Lucas, wir gehen." Benjamin lief zur Tür, wo er jedoch stoppte, da der Angesprochene ihm nicht folgte. Lucas sah den Lockenkopf mit hochgezogener Augenbraue an. "Kommst du jetzt oder willst du lieber bei deinem Anto bleiben?"
"Hätte ich nichts gegen", meinte Antoine, wobei er Lucas lächelnd ansah. Bevor dieser überhaupt irgendwas erwidern konnte, war Benjamin aus der Hütte gestürmt und hatte die Tür hinter sich zugeknallt.
"Wenn du das klären möchtest, passen wir gerne noch etwas auf Antoine auf", bot Jules an.
"Was sollte es da zu klären geben? Ist ja nicht so, als wären Lucas und Benji ein Paar. Richtig, Luci?" Am Ende des Satzes wandte ich mich an den Franzosen, welcher mich skeptisch musterte und anschließend zu Antoine schaute, welcher ihn entschuldigend ansah.
"Es war ein Versehen. Tut mir leid", entschuldigte sich der Stürmer. Lucas seufzte, lächelte seinen besten Freund dann aber beruhigend an.
"Schon okay. Ist jetzt halt so. Ich sollte das mit Benji klären. Kommst du mit rüber in unsere Hütte?" Zustimmend nickte Antoine, ehe dieser gemeinsam mit Lucas die Hütte verließ.
"Was machen all die Leute hier?", wandte sich Leon mir zu, nachdem die Tür hinten den beiden Franzosen geschlossen war.
"Mario hat die Drei und Benedikt Höwedes mit hergebracht", erklärte ich.
"Warum?"
"War alles eher ein großer Zufall."
"Und was habt ihr die ganze Zeit gemacht?"
"Das willst du gar nicht wissen", mischte Ju sich ein, wobei absichtlich grinsend in meine Richtung schaute. Er wusste ganz genau, dass er dadurch Leon falsche Gedanken in den Kopf setzte.
"Wir haben uns um deine Befreiung gekümmert, die restlichen fünf Eier organisiert und ein Pokerturnier geplant", zählte ich die Ereignisse seit Leons Festnahme auf.
"Das Pokerturnier ist aber für eine geschlossene Gesellschaft, zu der du nicht gehörst", merkte Ju an.
"Pass du mal lieber auf, was du ...", setzte Leon an, wobei er einen Schritt auf Ju zu machte. Seufzend griff ich nach Leons Unterarm, um ihn festzuhalten, woraufhin er seinen Satz abbrach und meinen Ex-Freund wütend anfunkelte.
"Jetzt stopp ihn doch nicht", beschwerte sich Jules.
"Wie wäre es, wenn du und Ju ne Runde spazieren geht?", schlug ich dem PSG-Spieler vor.
"Auf gar keinen Fall", wurde der Vorschlag direkt abgelehnt.
"Er kann ja etwas mit Leon raus gehen, damit wir noch etwas die Zweisamkeit genießen können", kam es von Ju. Ich spürte, wie Leon sich weiteranspannte.
"Übertreib es nicht, Ju", warnte ich ihn, wobei ich es direkt bereute, dass ich ihn mit Spitznamen angesprochen hatte. Natürlich stachelte ich Leon dadurch nur noch weiter an. Ich lockerte meinen Griff, um meine Hand über Leons Unterarm gleiten zu lassen, nach seiner Hand zu greifen und unsere Finger miteinander zu verschränken. Sanft zog ich an seiner Hand, jedoch war mein Freund noch damit beschäftigt Ju wütend anzustarren. "Leon, komm mit", forderte ich ihn auf, wobei ich erneut an seiner Hand zog. Kurz sah der Größere mich an, warf Ju noch einen hasserfüllten Blick zu und kam dann zum Glück in meine Richtung. Bevor die Situation ausarten konnte, zog ich Leon mit mir ins Schlafzimmer, damit erstmal etwas Abstand zwischen ihm und Ju bestand.