Julians PoV
Da das Gerede von Manuel und Mats nicht danach klang, als würde ich in deren Angelegenheit gerne reingeraten, entschloss ich zunächst zur Hütte meines Teams zurückzugehen. Auf der Terrasse entdeckte ich Kai, welcher sein Handy in der Hand hielt und Timo, der neben ihm saß und mit auf den Display schaute.
"Das ist Diebstahl", beklagte Timo sich gerade auf englisch.
"Es war fürs Team", verteidigte sich Kai ebenfalls auf englisch.
"Nein, das habt ihr getan, weil es euch Spaß gemacht hat." Kais Mundwinkel zuckten verdächtig, jedoch versuchte er ernst zu bleiben.
"Du hast mit Marco abgemacht, dass ihr gemeinsam mit der Eiersuche anfangt."
"Während du dich mit Jule im Bett vergnügt hast."
"Das ändert aber nichts an deinem Deal mit Marco. Dann hättest du mit ihm abmachen müssen, dass ihr anfangt zu suchen, wenn wir das Bett verlassen."
"Darauf kann man bei euch ja nicht warten."
"Wir waren nicht mal eine Stunde im Schlafzimmer."
"Das konnte ich vorher ja nicht wissen. Du kannst mir beim nächsten Mal ja vorher eine Uhrzeit mitteilen, wann ihr fertig seid."
"Damit du dann an der Tür klopfst, um daran zu erinnern, dass die Zeit vorbei ist? Nein, danke."
"Zeitpläne sind da, um eingehalten zu werden."
"Also hast du beim Sex immer ne Stoppuhr laufen oder nen Wecker gestellt?"
"Wie läuft das Fußballtraining denn so?", ertönte die Stimme von Mason Mount aus Kais Handy.
"Was für ein Fußballtraining?", hakte Timo irritiert nach.
"Das beim Trainingslager der Nationalmannschaft?"
"Ach so, das meinst du. Es gibt kein Trainingslager. Das war alles eine große Lüge von Thomas Müller."
"Verstehe."
"Du brauchst nicht lügen, Mase, keiner von uns versteht, wie wir hier reingeraten konnten", meinte Kai.
"Ich würde wirklich gerne noch länger mit euch darüber reden, wie lange Julian und Kai Sex haben, aber ich habe noch einen wichtigen Termin."
"Die neue Folge deiner Serie kommt gleich online?", riet Kai, woraufhin kurz Stille herrschte.
"Ja", gab Mason dann jedoch zu. "Wir sehen uns, wenn ihr wieder in London seid. Bye." Bevor Kai und Timo überhaupt die Chance hatten sich zu verabschieden, schien Mason den Videoanruf beendet zu haben, da Kai sein Handy sinken ließ.
"Gab es schon ein Urteil von Richter Mount?", erkundigte ich mich, weswegen die beiden Chelsea-Spieler zu mir rüber sahen.
"Er scheint noch etwas Bedenkzeit zu brauchen", grinste Kai.
"Obwohl das Ergebnis eigentlich schon klar sein sollte. Ihr habt mich beklaut und wegen euch wird Leon verhört", meinte Timo.
"An der Sache mit Leon bist du genauso beteiligt. Wer hat denn das Ei eingesteckt mit dem Leon in die Falle gelockt wurde?", erwiderte mein Freund.
"Wer hat mich dazu genötigt das Ei abzugeben?"
"Was ist hier denn los?", unterbrach Marco die Diskussion von Kai und Timo.
"Kai und Julian haben mich beklaut", teilte Timo mit.
"Keiner mag Petzen", warf ich ein.
"Keiner mag Kriminelle", gab der Stürmer zurück.
"Wie viele Eier habt ihr gefunden?", fragte Marco.
"Wir hatten ein grünes Ei", meinte Kai.
"Warum ein Grünes und warum hatten?"
"Haben wir zufällig gefunden und dachten, dass wir das vielleicht für ein Tauschgeschäft gebrauchen könnten. Jetzt hat Team Rot das Ei aber", erklärte Timo.
"Das hier ist doch kein Tauschbasar und was will Team Rot mit einem grünen Ei?"
"Die brauchten es, um Leon für ein Verhör in eine Falle zu locken. Mats und Manuel bezeichnen Team Grün übrigens als Eier-Mafia", berichtete ich.
"Eier-Mafia? Das klingt wirklich nicht nach einem Tauschbasar, sondern eher nach einem Schwarzmarkt", kommentierte Timo.
"Was habt ihr alle getrieben, während ich Eier gesucht habe?", fragte Marco.
"Jule und Kai hatten Sex", kam es vom Chelsea-Stürmer, weswegen Kai genervt aufstöhnte.
"Jetzt fang nicht wieder mit dem Thema an. Wir sind Erwachsen und in einer Beziehung. Warum sollten wir kein Sex haben?"
"Währenddessen saß Timo übrigens nur auf der Terrasse herum", merkte ich an.
"Die Beiden haben mir mein Handy geklaut", erzählte Timo.
"Glaubt ihr, es ist zu spät, um noch das Team zu wechseln?", fragte Marco ohne auf eine unserer Aussagen einzugehen. Mats und Manuel kamen zu uns.
"Hat einer von euch zufällig ein grünes Ei?", fragte mein Vereinskollege.
"Warum sollten wir und wieso wollt ihr eins haben?", stellte Marco zwei Gegenfragen.
"Weil ich drei grüne Eier brauche, woran Manuel Schuld ist."
"Nein, du hast Joshua auf den Zettel angesprochen und du hast nicht auf den Rucksack aufgepasst", widersprach Manu.
"Ich habe ihn nur gefragt, weil du es vorgeschlagen hast und ich konnte ja nicht ahnen, dass Leon sich von hinten anschleicht, um mir den Rucksack zu klauen."
"Wieso erzählst du ihnen auch, dass du Diebesware mit dir herum trägst?"
"Weil ich dachte, dass sie mir bei dem Plan helfen."
"Sehen wir ja, wie toll sie geholfen haben." Mats wollte gerade noch etwas erwidern, als das Klingeln seines Handys ihn unterbrach. Er zog sein Handy aus der Hosentasche und schaute kurz auf den Display.
"Sie haben Bene", flüsterte der Abwehrspieler.
"Wer hat Bene?", fragte Kai nach.
"Die Mafia!"
"Wie sollen Joshua und Leon an Benedikt rangekommen sein?", hinterfragte Manuel.
"Bei denen in der Hütte waren gerade Julian Draxler und Julian Weigl. Ich weiß nicht wie, aber inzwischen traue ich denen alles zu. Manu, wir müssen jetzt sofort das dritte Ei finden, damit sie Bene freilassen." Mats lief direkt los. Manuel seufzte einmal, folgte ihm dann jedoch.
"Was passiert hier?", fragte Marco, erhielt jedoch keine Antwort. Timo, Kai und ich waren bereits zu tief drin im Chaos, um eine vernünftige Frage auf Marcos Frage geben zu können.
Serges PoV
"Ich kann immer noch nicht fassen, dass sie uns hier eingesperrt haben", meinte Leroy, wobei er ein weiteres Mal an der Tür rüttelte. "Wir sind ein Team. Warum sperren die uns ein?"
"Weil es Jo und Leon sind", antwortete ich lediglich.
"Das kann nicht deren Rechtfertigung für alles, was sie tun, sein. Ihr Handeln muss dieses Mal Konsequenzen haben." Ich zog eine Augenbraue hoch und sah meinen Mitspieler einen Augenblick schweigend an, ehe ich entschloss, nicht weiter auf seine Aussage einzugehen. Stattdessen schaute ich auf mein Handy.
Ruckartig richtet ich mich auf, als ich realisierte, dass ich Empfang hatte. Der Schuppen schien ein einziges Funkloch zu sein, weswegen all unsere bisherigen Nachrichten und Anrufversuche nicht rausgegangen waren. Doch an der Stelle, wo ich saß, gab es Empfang.
"Was ist?", fragte Leroy.
"Ich habe Empfang. Soll ich Leon oder Jo anrufen?"
"Irgend Jemand, der uns hier raus lässt."
"Es bleiben nur die Beiden, weil sie, sowie es klang, den Schlüssel mitgenommen haben." Meine Position möglichst wenig verändernd, um den Empfang nicht zu verlieren, rief ich Leon an. Es klingelte einige Male, ehe der Anruf angenommen wurde.
"Leon hat aktuell keine Zeit", ertönte die Stimme von Lucas.
"Glaub mir, hierfür sollte er sich lieber Zeit nehmen. Wenn er ..." Mein Mitspieler unterbrach mich.
"Benji und ich sind noch nicht fertig mit ihm. Nach dem Verhör kannst du mit ihm machen, was du willst. Aber jetzt gehört er noch uns." Der Anruf wurde vom Franzosen beendet.
"Klang nicht so erfolgreich", kommentierte Leroy.
"Lucas wollte mir Leon nicht geben und hat aufgelegt", informierte ich ihn, während ich die Nummer von Joshua wählte. Erneut musste ich kurz warten bis der Anruf angenommen wurde.
"Sie sind verbunden mit dem Handy von Joshua Kimmich. Was kann ich für Sie tun?", ertönte eine bekannte Stimme, welche ich jedoch nicht zuordnen konnte.
"Ich würde gerne mit Jo sprechen. Es ist wichtig."
"Er ist derzeit mit der Planung des Geiselaustausches beschäftigt. Kann ich etwas ausrichten?" Ich hatte nach der Aussage allerhand Fragen, entschloss mich aber dazu, mich zunächst auf unsere Befreiung zu konzentrieren.
"Richte ihm bitte aus, dass er Leroy und mich rauslassen soll."
"Das meinst du also mit, Leroy und Serge sind derzeit verhindert", lachte die Person am anderen Ende der Leitung, wobei die Stimme leiser als zuvor klang. "Serge hat dich angerufen, ich bin einfach mal rangegangen. Hat dich früher ja auch nie gestört, wenn ich an dein Handy gegangen bin." Es raschelte kurz, ehe die Stimme meines besten Freundes ertönte.
"Serge, was kann ich für dich tun?"
"Uns rauslassen."
"Seid ihr angezogen?"
"Natürlich sind wir angezogen." Leroy sah mich irritiert an, worauf ich jedoch nicht anging.
"Dann kann ich euch leider nicht rauslassen."
"Joshua, du bewegst jetzt deinen Hintern hier her und schließt diese verdammte Tür auf, sonst..."
"Sonst sitzt ihr noch länger dort fest", unterbrach der Blonde mich. "Erzähl Leroy endlich von deinen Gefühlen, dann kann ich mir überlegen, ob ich euch nach dem Geiselaustausch und der Verhandlung mit Mats rauslasse. Aktuell bin ich dafür aber zu beschäftigt. Nutzt eure gemeinsame Zeit doch einfach sinnvoll."
"Eigentlich wollte ich gar nicht fragen, aber was treibt ihr?"
"Erkläre ich dir später oder morgen oder wann auch immer du Leroy von deinen Gefühlen erzählt hast. Ju wartet, ich muss auflegen."
"Warum wartet Brandt auf dich?"
"Weigl, nicht Brandt."
"Dein Ex-Freund ist hier? Warum?"
"Ist zusammen mit Mario Götze, Julian Draxler, Benedikt Höwedes und Antoine Griezmann hergekommen."
"Das erklärt natürlich alles", gab ich sarkastisch zurück.
"Rede mit Leroy. Bis später." Bevor ich noch etwas erwidern konnte, hatte Joshua aufgelegt.
"Und?", fragte Leroy sofort.
"Er ist mit seinem Ex-Freund beschäftigt und kann es zeitlich gerade nicht einrichten, uns hier rauszulassen." Seufzend setzte Leroy sich zu mir auf den Boden.
"Was machen wir jetzt?"
"Uns wird nichts anderes übrig bleiben als abzuwarten."
"Ich verstehe noch immer nicht, warum sie es getan haben."
"Sie hatten ihre Gründe, aber ich bin mir noch unsicher, ob ich ihnen dafür dankbar sein soll oder sie dafür hasse."
"Warum solltest du dankbar dafür sein, dass du eingesperrt wurdest?"
"Immerhin wurde ich nicht allein eingesperrt." Ich sah Leroy an, welcher meinen Blick erwiderte. Ich atmete einmal tief durch, ehe ich weiterredet. "Ich muss dir etwas sagen, aber ich bin echt schlecht in sowas und ich möchte nicht, dass sich dadurch etwas an unserer Freundschaft ändert. Du bist mir wirklich wichtig, Leroy, und ich möchte dich nicht verlieren. Es könnte aber ganz eventuell sein ... Nein, nicht könnte, sondern es ist so, dass ich mich ..." Leroys Lippen, welche plötzlich auf meinen lagen, brachten mich zum Schweigen. Ehe ich realisiert hatte, was geschah, hatte Leroy sich auch schon wieder gelöst.
"Nicht hier", flüsterte er.
"Was meinst du?", wollte ich wissen.
"Ich weiß, was du sagen möchtest, aber ein staubiger Schuppen ist der falsche Ort und eine Osterfeier von Thomas der falsche Zeitpunkt dafür."
"Woher ...?" Ich brauchte meine Frage gar nicht beenden. Leroy wusste auch so, was ich wissen wollte.
"Ich hab vor ein paar Tagen zufällig ein Gesprächen von dir und Josh gehört. Ich wollte nicht lauschen, aber mein Name ist gefallen und dann war ich einfach etwas zu neugierig. Tut mir leid."
"Und jetzt?"
"Jetzt wartest du bis wir wieder in München sind, um mir das, was du gerade sagen wolltest, zu erzählen, damit ich dir dann sagen kann, dass es mir genauso geht." Glücklich lächelnd sah ich den Jüngeren an.
"Okay." Einige Sekunden sahen wir uns einfach nur in die Augen.
"Wenn wir das gerade als Kuss zählen, wäre es jetzt sowieso zu spät für den ersten Kuss an einem schönen Ort. Heben wir uns den zweiten Kuss für einen besseren Ort auf oder ..." Ich brachte Leroy zum Schweigen, indem ich ihn näher zu mir zog und ihn einfach küsste.
Lucas PoV
Schweigend saß Leon mitten im Raum auf einem Stuhl. Benjamin lief um ihn herum und stellte Fragen, auf welche er jedoch keine Antworten erhielt. Der Deutsche weigerte sich, uns irgendwelche Informationen zu geben.
Nach dem kurzen Telefonat mit Serge hatte ich Leons Handy einfach behalten. Es könnte uns sicherlich nützlich sein, jedoch scheiterte ich seit einigen Minuten daran, den Pin herauszufinden.
Seufzend stand ich von der Couch auf und lief ins Schlafzimmer, wo ich mein eigenes Handy zum Aufladen hingelegt hatte. Als ich sah, dass ich eine Nachricht von Joshua hatte, lief ich mit dem Gerät sofort zurück ins Wohnzimmer. Unterwegs öffnete ich den Chat. Beim Anblick des Bildes von Antoine blieb ich schlagartig stehen. Gemeinsam mit dem Bild hatte Josh mir noch eine Nachricht geschickt.
Lasst Leon frei und überlasst uns das grüne Ei, dann wäre ich eventuell auch bereit meinen Gast unbeschadet gehen zu lassen.
"Benji", hauchte ich, woraufhin mein Freund mich fragend ansah. Ich hielt ihm mein Handy hin. Nach einem kurzen warnenden Blick in Leons Richtung, kam er zu mir und schaute auf den Display.
"Soll er den doch behalten."
"Ganz sicher nicht. Wir können Anto nicht einfach im Stich lassen."
"Also können könnten wir es schon." Ich warf dem Lockenkopf einen bösen Blick zu. "Was macht der hier überhaupt? Sollte er nicht in Spanien sein? Bist du dir sicher, dass das Bild nicht irgendwo anders entstanden ist?"
"Der Hintergrund sieht nach einer dieser Hütten hier aus und vor ihm aufm Tisch liegt ein grünes Osterei. Ich weiß nicht, wieso, aber er scheint wirklich hier zu sein."
"Und was wollen wir jetzt machen?"
"Wir geben Josh das, was er haben will."
"Einfach so?"
"Ja, einfach so. Es geht um Anto."
"Genau das Detail stört mich ehrlich gesagt am Meisten. Wäre es King oder Coco wäre es etwas anderes."
"Du willst ihn einfach seinem Schicksal überlassen?"
"Er ist da ja auch irgendwie allein reingeraten." Ich schüttelte den Kopf, während ich begann eine Nachricht zu schreiben. "Was machst du?"
"Mit Jo einen Übergabeort besprechen."
"Das kannst du nicht alleine bestimmen."
"Hör mir mal zu ..." Ich tippte Benji gegen die Brust. "Anto ist mein bester Freund und ich werde ihn sicherlich nicht im Stich lassen, nur weil ihr euch nicht leiden könnt."
"Dann kannst du heute Nacht ja bei ihm schlafen." Wütend drehte Benjamin sich weg und wollte zurück in Leons Richtung laufen, stoppte dann jedoch und drehte sich zurück zu mir. "Wehe du schläfst heute Nacht bei ihm."
"Kann es sein, dass ihr vergessen habt, mir und den Anderen etwas zu erzählen?", fragte Leon, welcher zwischen Benji und mir hin und her sah.
"Du sollst meine Fragen beantworten und nicht selbst welche stellen", wich Benjamin der Frage nach unserer Beziehung aus. Ich ging rüber ins Schlafzimmer. Wie erwartet, folgte mein Freund mir und schloss hinter sich die Tür. Da alle Ausgänge verschlossen und Benjamin die Schlüssel in der Hosentasche hatte, konnte Leon nicht entkommen ohne eine Scheibe einzuschlagen. Ich hoffte einfach, dass er nicht zu so drastischen Mitteln greifen würde.
"Ich meinte das gerade ernst, wehe du schläfst heute Nacht bei Antoine."
"Das hat außer dir doch nie Jemand gesagt", meinte ich, wobei ich Benjis Gesicht zwischen meine Hände nahm, ihn sanft zu mir zog und kurz küsste. "Ich liebe dich, Benji. Anto ist mein bester Freund und das weißt du auch. Nur weil ich ihn nicht einfach Joshua überlassen will, habe ich nicht plötzlich Gefühle für ihn oder will irgendwas, was über Freundschaft hinausgeht, von ihm. Ich liebe nur dich und ich will auch nur dich." Seufzend lehnte der Größere seine Stirn gegen meine.
"Na schön, dann retten wir ihn halt. Aber dafür habe ich einen Wunsch frei."
"Alles, was du möchtest." Benjamin verband unsere Lippen für einen zärtlichen Kuss miteinander.