All The Words You Never Said...

By aurasworld

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[BEENDET] Der Junge mit der Brille war alles, woran Jungkook denken konnte. Kim Taehyung sprach nicht, er z... More

Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38 [Epilog]
The Light We Lost

Kapitel 19

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By aurasworld

„Interessant" sagte seine Mutter nur und Taehyung gestikulierte wieder etwas. „Mhm."

„Ich wusste nicht...", begann Jungkook und blinzelte seine Mutter verwundert an. „Woher kannst du das?"

Und woher konnte Taehyung das? Konnte er das schon immer?

Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe sie auf Jungkooks Kleiderschrank zusteuerte und anfing, seine Sachen darin zu sortieren. Jungkook konnte sich gerade noch zurückhalten, nicht genervt aufzustöhnen. „Ich hatte eine Freundin, die gehörlos war. Zuerst habe ich mich ganz normal mit ihr unterhalten und geredet und geredet... ich habe gar nicht aufgehört zu quasseln! Ich dachte ganze Zeit, dass sie mir zuhört und als ich sie dann was gefragt habe, hat sie nur auf ihre Ohren gedeutet und den Kopf geschüttelt. Früher nannte man es taubstumm, aber dieser Begriff wird nicht gern gehört, also nennt man es Gehörlos. Sie können ja theoretisch sprechen, sie können sich nur nicht selbst hören und deswegen auch nicht sprechen und— ich rede wieder zu viel, oder? Naja... Taehyung! Du kannst mich doch hören, oder? Gut. Das war auf jeden Fall das erste Mal, dass ich jemanden getroffen habe, der nicht sprechen kann. Und hören. Und es hat mich so gestört!"

Jungkook wurde heiß. „Dass sie nicht sprechen konnte?!"

Sie prustete und faltete eines von Jungkooks T-Shirts neu. „Oh, nein, nein, nein. Dass ich mich nicht mit ihr unterhalten konnte. Es war unfair. Ich wollte mit ihr reden!"

„Oh."

„Ich habe zwei Jahre gebraucht, um flüssig Gebärdensprache anzuwenden", erklärte sie. „Sie hat mir das wichtigste beigebracht, damit wir auf ihre Art reden können und bis heute habe ich noch Kontakt mit ihr! Wir schreiben über das Telefon. Da fällt mir ein, ich habe ihr noch gar nicht dieses Kuchenrezept geschickt, dass sie unbedingt haben wollte—"

„Wieso wusste ich das nicht?", schmollte Jungkook.

Sie winkte mit der Hand ab. „Ach, ich habe schon seit Ewigkeiten nicht mehr so kommuniziert, das hättest du gar nicht wissen können. Dank Taehyung kann ich jetzt aber wieder alles auffrischen! Ich hoffe, du kommst öfters?" Sie lächelte zuversichtlich und Taehyung nickte langsam.

Jungkooks Mutter erstrahlte wie die Sonne.

Wieder zeigte Taehyung etwas mit den Händen und sie prustete laut los.

„Was... was hat er gesagt?", fragte Jungkook. Er wollte sich auch mit Taehyung unterhalten!

Würde ihn seine Mutter ein paar Worte beibringen, wenn er sie fragen würde? Oder Taehyung?

„Er meinte, er würde das nächste Mal dein Zimmer aufräumen", kicherte sie, während sie ein Hemd glattstrich. Jungkook hatte es noch nie getragen, aber seine Mutter bestand darauf, es in seinem Schrank zu haben. „Glaub mir, Taehyung. Ich versuche schon seit Jahren etwas Ordnung in Jungkooks Leben zu bringen, aber keine meiner Drohungen werden wahrgenommen." Sie seufzte. „Vielleicht schaffst du es ja?"

Tatsächlich funkelten Taehyungs Augen schwach.

„Haha, wie lustig", murmelte Jungkook. „So schlimm ist es auch wieder nicht. Meine Unordnung ist auf eine gewisse Weise... Ordnung. Ich finde alles, was ich suche!"

Das meiste. Ein paar Dinge hatte er seit Jahren nicht mehr gesehen, zum Beispiel seine Neongrünen Socken, die sein Vater ihm aus Spaß geschenkt hatte oder dieses eine Buch aus der Grundschule—das einzige Buch, das er je in seinem Leben gelesen hatte. Und das auch nur, weil er musste. Dann hatte er Taehyung kennengelernt und nun waren es schon zwei Bücher.

Seine Mutter ignorierte ihn. „Wenn du wüsstest, was ich schon alles unter Jungkooks Bett gefunden habe! Vor drei Wochen war da seine Unterhose, die ich—"

„Oh mein Gott", quietschte Jungkook, riss ihr die Klamotten aus den Händen und stopfte sie hektisch zurück in den Schrank. „Das stimmt nicht! Taehyung!" Er blickte hektisch zu ihm und sah wie dieser leise lachte. Seine Schultern bebten, so sehr amüsierte es ihn! „Hör ihr nicht zu! Das tut sie nur, damit ich mein Zimmer aufräume, aber wisst ihr was? Mir gefällt mein Zimmer so wie es ist. Aber ich schwöre es, sie hat nie meine... oder irgendeine Unterhose gefunden! Nicht... unter meinem Bett. Glaub ich. Nein, ich bin mir sicher!"

Sie lachte so viel, dass sie ihren Bauch halten musste.

„Ihr seid so witzig...", murmelte Jungkook, aber auch er konnte das Grinsen nun nicht mehr zurückhalten. „Ihr zwei vereint euch gegen mich!"

Taehyung schüttelte bloß seinen nassen Kopf, während er belustigt zwischen Jungkook und seiner Mutter hersah.

Jungkook hatte noch nie einen solchen... friedlichen Ausdruck in seinem Gesicht gesehen.

„So, es wird Zeit, dass ich jetzt gehe, bevor Jungkook in Flammen aufgeht und sich für mich schämt", sagte sie. Sie wuschelte durch Jungkooks Haare trotz den klagenden Lauten, die er von sich gab und drückte ihm dann einen Kuss auf die Schläfe. „Ich störe euch jetzt nicht weiter. Viel Spaß. Lernt brav."

Bevor sie das Zimmer verließ, rief sie noch: „Esst und trinkt genug. Du ganz besonders, Jungkook!"

Die Tür fiel laut zu und Jungkook ließ sich erledigt auf dem Bett sinken. Mit klopfendem Herzen entfernte er die ganzen Videospiele, die darauf lagen und grinste dann schief zu Taehyung.

Taehyung lächelte ein kleines bisschen zurück, gerade so, dass sich ein Mundwinkel hob, aber er wusste gar nicht, wie glücklich das Jungkook machte. Er wusste nicht, wie sehr seine Haut zu Kribbeln begann und sein Atem begann, schneller zu werden.

Er mutierte wirklich zu einem Jungen ohne Hirn, wenn Taehyung ihn so anlächelte.

„Mir wird ganz oft gesagt, dass ich ein Klon meiner Mutter sei", räusperte sich Jungkook.

Überraschenderweise setzte sich Taehyung neben ihn, den Pullover—Jungkooks Pullover—hatte er sich über die Hände gezogen. Dann packte er das Handy aus. ‚Sie redet genau so viel wie du.'

„Findest du?", fragte Jungkook. „Ich rede doch gar nicht so viel..."

‚Und dein Zimmer ist auch nicht unordentlich.'

„Danke! Danke, Tae. Genau so ist es auch. Endlich gibt es jemanden, der mich versteht und nicht—" Er brach ab, als er sah, wie Taehyung sich auf die Lippe biss. „Du verarscht mich."

‚Würde ich nie tun.'

„Du verarscht mich! Weißt du, wie schwer es ist, Sarkasmus über das Handy zu verstehen?", grübelte er und ließ sich mit einem Seufzen nach hinten fallen. „Das ist schwieriger als Mathe für mich."

Er verzog das Gesicht, als sich etwas Spitzes in seinen Rücken bohrte. Er wandte sich ein paar Mal, damit er es sich gemütlicher machen konnte, denn noch wollte er nicht, dass der Moment mit Taehyung endete... diese leichte und einfache Stimmung zwischen ihnen wollte er um jeden Preis schützen und so lange wie möglich auskosten.

Aber—

„Autsch!"

Etwas piekste ihn!

„Was ist..."

Als er das Objekt erwischte und vor sein Gesicht hielt, drehte er es ein paar Mal. „Gehört der dir?", richtete er die Frage an Taehyung.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Taehyung reagierte. ‚Ja, das ist der Grund, warum ich die ganze Woche nicht in die Schule gekommen bin.'

„Ein USB-Stick?"

Taehyung zog die Augenbrauen zusammen und nickte.

Warte.

War der USB-Stick—

„Ist der für mich?"

Bevor Jungkook weitersprechen konnte, schnappte sich Taehyung das Teil wieder aus seiner Hand und hielt es sich vor die Brust. Dann nahm er den Kakao und trank daraus.

Jungkook setzte sich langsam auf. „Tae?"

Schämte er sich?

„Was ist da drauf? Darf ich es sehen?" Er konnte die Neugierde in seiner Stimme nicht verbergen und sein Atem stockte aufgeregt.

Taehyung seufzte und trank noch einen Schluck. Dann stand er auf und ging zu Jungkooks Schreibtisch. Jungkook folgte ihm unauffällig—beinahe wäre er über eine Socke gestolpert, aber er fing sich noch im nächsten Moment ein und ignorierte Taehyungs tadelnden Blick.

In Sekundenschnelle hatte Taehyung den USB-Stick in den Steckplatz gedrückt. Jungkook tippte das Passwort ein, während Taehyung sich in den Hintergrund stellte und leise seinen Kakao schlürfte. Es musste ihm wirklich schmecken.

„Darf ich?", fragte er leise.

Taehyung nickte knapp.

Jungkook klickte also mit der Maus auf die Datei mit dem Namen ‚Jungkook'.

Und sein Herz blieb stehen, als er den Inhalt sah.

„Taehyung..." Seine Augen flogen über die ganzen Folien. Er warf einen Blick über die Schulter, seine Augen groß. „Nein, oder? Hast du—"

Er klickte sich durch die ersten Folien und wollte weinen.

Es waren dreihundertzwanzig.

Dreihundertzwanzig Folien.

Dreihundertzwanzig Folien mit dem Mathe Stoff von den ganzen Jahren, zusammengefasst und erklärt von Kim Taehyung, der hinter ihm stand und so tat, als wäre es keine große Sache.

„Dreihundertzwanzig", sagte Jungkook, nur damit sein Gehirn es auch wirklich realisierte. „Du hast die ganze Woche gefehlt, damit du dreihundertzwanzig Folien Mathestoff für mich einfach zusammenfassen kannst? Du hast das alles gemacht?"

Taehyung zuckte mit den Schultern. Er zuckte mit den Schultern, als wäre es nichts.

Und als Jungkook weiter durch die Folien stöberte, sah er, dass Taehyung sogar Animationen eingebaut hatte, die Lösungen auf langsamen Weg erklärten und Jungkook lachte auf.

Er drehte sich um. Er wollte weinen. „Danke... wie kann ich..." Seine Stimme klang gepresst. „Hast du das extra für mich gemacht?"

Taehyung winkte mit der Hand, dann tippte er etwas in das Handy. ‚Du tust dir schwer und hast mich um Hilfe gebeten. So kann ich dir helfen.'

„Oh, nein", flüsterte Jungkook. Sein Herz sank. „Oh, nein... das ist so süß, Tae. So süß."

Taehyung wurde tatsächlich rot. Er sah so niedlich aus und Jungkook konnte nicht—

Er konnte einfach nicht... er musste—

Jungkook streckte wortlos die Hand aus und zog Taehyung zu sich. Taehyung war für eine Sekunde wie eingefroren, als hätte sein Körper nicht verstanden, dass er gehalten wurde, aber dann hoben sich seine Hände und berührten die Mitte von Jungkooks Rücken. Erst sanft und vorsichtig, dann etwas mehr mit Druck, als würde er Jungkooks Körper langsam und in seinem Tempo erkunden.

Jungkook ließ nicht sofort los.

Auch nachdem Taehyung die Umarmung erwiderte, hielt er ihn weiterhin fest und spürte, wie Taehyungs steifer Körper immer weicher und weicher wurde, als würde er durch Jungkooks Körperwärme schmelzen und sich entspannen. Taehyung war nicht gerade klein in Jungkooks Armen, aber er passte.

„Danke", murmelte er. „Das hättest du nicht tun müssen." Er sprach etwas abgedämpft in Taehyungs Haare, aber Taehyung musste ihn verstanden haben, denn er atmete laut aus, erleichtert.

Jungkook drückte ein letztes Mal zu, bereit loszulassen, aber Taehyung zog ihn nur näher zu sich, schlang die Arme stärker um seine Mitte und hielt ihn fest. Er konnte schwören, ein Wimmern gehört zu haben. Taehyung zeigte ihm, dass er noch nicht fertig war mit der Umarmung und oh... das machte ganz eigenartige Dinge mit ihm.

Jungkook erzitterte heftig.

Taehyung roch so gut.

So gut, so gut... so gut.

Als Taehyung sich endlich von der Umarmung löste, war seine Nase etwas rot und seine Augen glasig. Er wich Jungkooks Blick aus und sah weg.

Jungkook fragte sich insgeheim, wann Taehyung zuletzt umarmt wurde. Jeder brauchte Umarmungen.

„Jetzt können wir zu lernen beginnen", rief er und seine Stimme triefte vor Optimismus, aber es war auch ein Hauch von Zittern zu hören. Taehyung hatte sich die ganze Arbeit nur für ihn angetan. Nur für ihn.

Dann nahm er den Kakao und trank auch einen kleinen Schluck—für Taehyung.

Und für sich selbst.

Die Luft im Zimmer war wie elektrisiert.

Jungkook wollte mehr tun, als Taehyung zu umarmen, viel mehr.

Er schluckte trocken und verscheuchte die Gedanken.

Nach ein paar Sekunden sagte er wieder: „Komm schon, Tae! Wir müssen deine dreihundertzwanzig Folien mindestens einmal durchgehen!", da er fertiggetrunken hatte und Taehyung noch immer festgefroren auf dem gleichen Platz stand und sich nicht bewegte. Keinen Zentimeter. Er sah Jungkook nicht an, sondern hielt den Blick auf den Boden gerichtet.

Er umgriff Taehyungs Arm vorsichtig, um ihn aus seiner kleinen Fantasiewelt wieder zurückzuholen und dann...

Dann lernten sie.

____

Die erste Umarmung nach 19 Kapitel <3 Offensichtlich ist nicht nur Jungkook ein Simp.

Ich hoffe, es geht euch allen gut!❤️

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