Die magische Schatzsuche *pau...

By nicole-gozdek

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"Jeder Zauber braucht einen physischen Träger." (1. Magisches Gesetz) Im Königreich Amenjo herrscht Verzweifl... More

Kapitel 1: Trügerische Illusionen
Kapitel 2: Finstere Pläne
Kapitel 3: Magische Gesetze und ihre Ausnahmen
Kapitel 4: Expeditionsmitglied wider Willen
Kapitel 5: Willkommen bei Termanji

Prolog: Unerwartete Feinde

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By nicole-gozdek


„Das kommt jetzt etwas überraschend."


Jondu starrte auf die Karte und verzweifelte. Er musste sich beherrschen, um nicht lauthals zu fluchen oder mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. Er war der Hauptmann der Königlichen Wache, es war undenkbar, dass er irgendetwas anderes als mutige Entschlossenheit und Zuversicht zeigte. Auch wenn die Katastrophe direkt vor ihm stand.

„Und wir sind sicher, dass die Informationen und Zahlen stimmen?", fragte Ilkzeru Amenjo leise. Er rieb sich die Schläfen und hatte die Augen geschlossen.

Jondu hatte seinen Herrn noch nie so mutlos gesehen. Ilkzeru war ein fröhlicher König, der gerne lachte und Scherze machte. Er kam mit jedem aus, hatte nie jemanden beleidigt oder einem anderen etwas weggenommen. Dass ihm jetzt jemand so etwas antat, das hätte sich Jondu nicht in seinen schlimmsten Träumen vorstellen können.

„Ja, Majestät, leider sind wir das", sagte Trimerk grimmig. Der junge Mann fungierte normalerweise als Botschafter, doch ein spontaner Ausflug ins Burlunder Tal hatte ihm unerwartet die Rolle als Meisterspion eingebracht. Dass es ihm gelungen war, von dort unentdeckt zu fliehen und seine Informationen zu König Ilkzeru zu bringen, ohne dass man ihm seine Erschütterung angesehen und ihn aufgehalten hatte, das war eine Meisterleistung, die Jondu ihm nie zugetraut hätte.

Trimerk war nun der Einzige außer ihm selbst, der Entschlossenheit zeigte. Aber andererseits hatte er ja auch drei Tage gehabt, um über seinen Schock hinwegzukommen.

„Wann werden sie angreifen?", fragte Jondu und wunderte sich selbst, wie ruhig seine Stimme klang.

„Nach den Offizieren, die ich belauscht habe, werden sie in einer Woche abmarschbereit sein. Somit erreichen sie in zwölf Tagen amenjischen Boden", erklärte der Botschafter.

„Dann bleiben uns also noch knapp zehn Tage, sofern sie nicht Transportzauber haben, um Vorbereitungen zu treffen und unsere eigene Armee in Richtung Grenze zu schicken."

Sein Herr öffnete die Augen und sah ihn scharf an. „Welche Armee, Jondu?", wollte er wissen. „Meinst du etwa die Soldaten der Königliche Wache und der Stadtwache? Oder die Grenzposten, welche entlang der Handelsrouten patrouillieren, um sie für den unwahrscheinlichen Fall eines Überfalls abzusichern und Schmuggler abzuschrecken? Meinst du die etwa?"

Zugegeben, wenn man es so sah, hörte sich ihre Lage aussichtslos an. In Amenjo hatte es seit über hundert Jahren keinen Krieg mehr gegeben und Handelsbündnisse und Eheverträge mit den benachbarten Königshäusern hätten auch in Zukunft jede kriegerische Auseinandersetzung verhindern sollen. Sie waren selbstzufrieden geworden. Und nun würden sie den Preis dafür bezahlen.

„Ja, Majestät", antwortete Jondu dennoch ruhig. „Auch wenn keiner der Männer und Frauen Kriegserfahrung hat, so hat doch jeder und jede von ihnen eine solide Kampfausbildung genossen, um sich selbst und Personen in Not retten und vor Angriffen verteidigen zu können."

Er sah erneut auf die Karte und fluchte stumm, als er die Zahlen überschlug und sie gegen die Anzahl ihrer Feinde setzte.

„Was haben wir? Dreitausend Soldaten gegen zwanzigtausend auf der anderen Seite?", sprach Ilkzeru seine Gedanken laut aus. „Sie werden uns überrennen!"

„Wir heben neue Rekruten aus und unterziehen diese in den nächsten zehn Tagen einem Intensivtraining", schlug Jondu vor.

„Und was ist mit der Ausrüstung für diese Rekruten? Waffen, Schilde, Zauber? Wir haben nicht genug Gold und Schätze, um eine Armee aufzustellen, die den Cimborern Einhalt gebieten könnte", wandte Trimerk ein.

Jondu schwieg. Während seine Gedanken rasten, schaute er in die Runde. Neben seinem Herrn König Ilkzeru und Botschafter Trimerk aus Cimboru waren noch die wichtigsten Ratgeber des Königs anwesend. Wie beim König selbst handelte es sich um junge Männer und Frauen von Mitte bis Ende zwanzig, die zwar wussten, wie man ein Fest für tausend Leute organisierte, dafür sorgte, dass der Palast funktionierte wie eine gutgeölte Maschine, oder wie man einen neuen Handelsvertrag aufsetzte. Aber mit Soldaten oder Kämpfen hatte keiner von ihnen je etwas zu tun gehabt. Noch nicht einmal Ilkzeru, der jährlich bei seiner Geburtstagsparade als oberster Kommandant des Königreichs geehrt wurde, bei der er in seiner schicken Offiziersuniform auf dem Balkon des Palastes stand und beobachtete, wie seine Soldaten in ihren besten Uniformen im Gleichschritt über den Platz marschierten, dabei salutierten und Salutschüsse zu seinen Ehren abfeuerten.

Nein, wenn sie eine Chance haben wollten, den Krieg zu gewinnen, dann gab es nur einen, der dafür sorgen konnte, nämlich er selbst.

„Wir werden Folgendes tun ...", begann Jondu.

„Habt ihr schon einmal daran gedacht, die Cimborer zu fragen, warum sie einen Krieg gegen uns planen?", unterbrach Prinzessin Olirte ihn laut.

Die jüngere Schwester von Ilkzeru war vor Kurzem zwanzig Jahre alt geworden und durfte seitdem an den Ratsversammlungen teilnehmen. Bis auf gelegentliche Meinungsäußerungen, welche Speisen es beim nächsten Festmahl geben sollte, hatte sie sich noch nie bei einer Versammlung zu Wort gemeldet. Prinzessin Olirte errötete, als sich nun alle zu ihr umdrehten und sie anstarrten.

„Was?!", verteidigte sie sich. „Ist von euch wirklich noch keiner auf die Idee gekommen? Ich meine, wir kennen König Wongas! Wir sind seit Jahren mit ihm und seiner Familie befreundet. Und mit Freunden kann man reden, oder etwa nicht? Fragen wir ihn doch einfach, was los ist und warum er uns angreifen will! Immerhin muss er doch einen Grund dafür haben! Vielleicht können wir die ganze Angelegenheit auch ohne Blutvergießen aus der Welt schaffen."

„Das ist eine wunderbare Idee, Olli!", lobte ihr Bruder sie und lächelte breit. Plötzlich war er wieder der liebenswerte König und beliebte Gastgeber der populärsten Feste des gesamten Kontinents, den sie alle kannten.

Olirte errötete erneut angesichts seines Lobs und setzte sich etwas gerader auf ihrem Stuhl hin.

„Und wen wollt Ihr schicken, Majestät?", fragte Jondu, der schon befürchtete, was sein Herr antworten würde. „Ihr könnt nicht selbst gehen. Wenn Wongas Euch gefangen nimmt, dann können wir gleich die Kapitulationsverträge unterzeichnen und die Knie vor König Wongas beugen."

Ilkzerus Gesicht verlor sein Lächeln genauso plötzlich, wie es erschienen war. Er war zu vertrauensselig, wusste Jondu. An diese Möglichkeit hätte sein König nie gedacht.

„Herr, wenn Ihr erlaubt, werde ich gehen", mischte sich nun Trimerk ein. „Immerhin bin ich der Botschafter für Cimboru, oder nicht? König Wongas kennt mich. Er weiß, dass ich vertrauenswürdig bin und in Eurem Namen spreche. Ich verspreche es Euch, wenn es eine Möglichkeit gibt, diesen Krieg unblutig zu beenden, bevor er begonnen hat, dann werde ich ihn finden."

Sein junges Gesicht wirkte ungewöhnlich ernst. Auf einmal wirkten die Lachfältchen um seine Augen und seinen Mund unpassend, was ihn gleich um fünf Jahre älter erscheinen ließ. Aber er hatte Recht. Ilkzerus Cousin war jetzt seit fünf Jahren Botschafter am Hof von König Wongas. Wenn jemand wusste, wie man mit ihm reden musste, dann Trimerk.

„Das ist eine hervorragende Idee, Majestät", mischte sich Jondu ein und wusste, dass ihm seine Erleichterung wahrscheinlich anzusehen war.

„Ihr habt Recht", sagte Ilkzeru schließlich. „Trimerk, du gehst zu ihm! Frag ihn, was er will! Es muss sich um ein Missverständnis handeln, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Nimm den Reisespiegel!"

Die anderen Ratgeber tuschelten aufgeregt. Keiner von ihnen hatte je gesehen, wie der Reisespiegel benutzt wurde. Und auch Jondu spürte, wie sein Herz vor Aufregung etwas schneller schlug. Der Reisespiegel war eines der kostbarsten magischen Artefakte des Königreichs. Man benötigte königliches Blut, um ihn zu benutzen. Doch selbst der König und seine Familie verwendeten ihn nicht leichtsinnig. Lediglich dreizehnmal wirkte der Zauber, der auf ihm lag und der bis zu zwanzig Mitglieder der Königsfamilie auf einmal durch den Spiegel an einen beliebigen Ort des Kontinents und wieder zurück schicken konnte. Zehnmal war er in den vergangenen Jahren bereits benutzt worden.

Trimerk nickte. Als Cousin des Königs war er bereits dreimal mit dem Reisespiegel gereist. Dank ihm hatte er sie auch so schnell von der drohenden Gefahr aus Cimboru unterrichten können.

Jondu, Ilkzeru, Trimerk, Olirte und die anderen acht Ratgeber des Königs gingen in die Königlichen Gemächer. Die Luft knisterte, als sie die Türschwelle passierten. Niemand, der nicht vom Schildmagier des Königs dazu berechtigt worden war, konnte die Königlichen Gemächer betreten. Die magischen Schilde verhinderten, dass jeglicher Transportzauber bis auf den Reisespiegel funktionierte. Das machte die Königlichen Gemächer zum sichersten Ort des Palastes.

Jondu musterte den Spiegel. Mit gerade einmal zwei Metern Höhe, wobei der breite Rahmen mitgezählt war, war der Spiegel gerade einmal fünf Zentimeter größer als Jondu. Hätte er mit dem Reisespiegel reisen können, hätte er sich ducken müssen, um hindurch zu gelangen.

Auch wenn die Größe des Spiegels nicht beeindruckend war, der Rest von ihm war es. Ein fünf Zentimeter breiter Rahmen aus reinem Gold umgab ihn. Der Rahmen war zusätzlich noch mit Diamanten und Edelsteinen besetzt. Die Steuereinnahmen eines ganzen Jahres waren in den Erwerb dieses Spiegels und seine Verzauberung geflossen. Eine unglaubliche Geldverschwendung, hätte König Ilkzerus inzwischen verstorbener Vater diesen Spiegel nicht als letzte Rettung für seine Kinder vorgesehen. Doch bislang war der Spiegel nur bei wichtigen kurzfristigen Reisen zum Einsatz gekommen. Und da sich der Transportzauberer, der den Reisespiegel verzaubert hatte, inzwischen der Siebzig näherte, lohnte es sich auch nicht, den Reisespiegel für Ilkzerus zukünftige Kinder aufzusparen.

Trimerk trat vor den Spiegel und nickte seinem Cousin und seiner Cousine noch einmal kurz zu, bevor er beide Hände auf den Rahmen legte und so den Zauber aktivierte. Er schloss die Augen, während der Spiegel anfing zu summen. Die Oberfläche des Reisespiegels schimmerte und verwandelte sich von einem gewöhnlichen Spiegel in ein Portal. Auf der anderen Seite war ein edel eingerichtetes Zimmer zu sehen, bei dem es sich um die Botschaftersuite von Trimerk im Palast von König Wongas handeln musste.

„Ich bin so bald wie möglich zurück", versprach der junge Botschafter und trat dann durch den Reisespiegel. Sie sahen ihn noch kurz durchs Zimmer gehen und durch eine Tür verschwinden, bevor der Reisespiegel wieder zum gewöhnlichen Spiegel wurde.

„Und jetzt?", fragte Olirte.

„Jetzt warten wir", sagte ihr Bruder und setzte sich an den Tisch. Er ließ für sich, die Prinzessin und ihre Ratgeber Essen holen, während Jondu sich entschuldigte.

Gedankenverloren eilte er durch den Palast und stieß beinahe mit einem seiner Soldaten zusammen.

„Vorsicht, Hauptmann!"

Der junge Mann konnte ihm gerade noch ausweichen und zog eine wütende Grimasse, bevor er sich daran erinnerte, dass er gerade seinen Vorgesetzten angepöbelt hatte. „Verzeiht!"

„Du hast ja Recht. Es war meine Schuld", beruhigte Jondu ihn. „Weißt du, wo sich Karea gerade aufhält?"

Fünf Minuten später stand er auf dem Übungsplatz und lächelte, als er Kareas Schwertkampf-Fähigkeiten bewunderte. Seine kleine Schwester war kurz nach ihm in die Königliche Wache eingetreten, um in seine Fußstapfen zu treten. Inzwischen war sie seine Stellvertreterin und noch immer die Person, der er am meisten vertraute, neben seinen Eltern.

„Lust auf einen Übungskampf?", fragte Karea ihn und lächelte ihn an.

„Heute nicht, Kätzchen", erwiderte Jondu, während Karea angesichts des Spitznamens, mit dem Jondu sie seit ihrer Kindheit aufzog, das Gesicht verzog.

„Ich habe schlechte Neuigkeiten", unterbrach er sie, als Karea den Mund öffnete, um zu kontern. Abrupt hielt sie inne und wurde ernst, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. Sie lauschte höchst konzentriert, während Jondu ihr die Neuigkeiten erzählte, die Botschafter Trimerk vor gerade einmal einer Stunde aus Cimboru mitgebracht hatte.

„Du glaubst nicht, dass Wongas den Krieg noch stoppen wird, oder?", fragte Karea.

„Wenn es wirklich ein Missverständnis ist und Wongas uns für seine Freunde hält, dann hätte er doch mit uns geredet, bevor er Kriegsvorbereitungen trifft, oder?", wandte Jondu ein.

„In Ordnung. Bestandserfassung, Urlaube streichen, Bereitschaft ausrufen, Waffen bestellen, Zauber ausfindig machen und beschlagnahmen, Musterung vorbereiten, Unterkünfte für die Rekruten suchen – habe ich noch etwas vergessen?"

Stolz musterte er seine kleine Schwester. „Nur eines: Sag vorerst niemandem, dass uns ein Krieg droht. Triff die Vorbereitungen und wir warten ab, welche Neuigkeiten Trimerk aus Cimboru mitbringt. Nicht, dass wir mit unseren Vorbereitungen noch die Friedensverhandlungen platzen lassen."

„Verstanden!"

Karea nickte kurz, salutierte forsch und machte sich dann auf den Weg, während Jondu in die Königlichen Gemächer zurückging, in denen der König, die Prinzessin und die acht Mitglieder des Rates in ungewohntem Schweigen saßen und auf den Spiegel starrten. Trimerk war noch nicht zurückgekehrt, ein gutes Zeichen, wie Jondu fand, denn das hieß, dass er mit König Wongas sprach.

Es vergingen zwei Stunden, bis der Reisespiegel plötzlich summte und alle außer Jondu zusammenzuckten. Trimerk wirkte grimmig, als er durch das Portal zurückkam.

„Und?", fragte Prinzessin Olirte, die Jüngste in der Runde. Sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her und sah ihren Cousin angespannt an.

„Es wird Krieg geben."

Mit dieser schlichten Aussage zerstörte er jegliche Hoffnung, die der König, die Prinzessin und ihre Ratgeber trotz seiner ernsten Miene noch gehegt hatten.

„Hat er gesagt, warum er das tut?", fragte Ilkzeru.

„Nein, er hat keine Erklärungen abgegeben", sagte Trimerk und seufzte. „Er hat mich gut eine Stunde reden lassen, bevor er selbst das Wort ergriff. Keiner meiner Appelle an unsere Freundschaft, an die Freundschaft unserer beiden Königreiche, an die Bündnisse zwischen unseren Ländern oder die Mahnungen, an die Folgen eines möglichen Krieges zu denken, nicht nur für unsere beiden Länder, sondern auch für unsere Nachbarländer, haben auch nur das Geringste gebracht. Er leugnete noch nicht einmal, Kriegsvorbereitungen zu treffen!"

„Aber warum, um Gottes willen?!", rief Ilkzeru, dem nun zum ersten Mal der Frust anzumerken war.

„Das habe ich ihn natürlich auch gefragt, aber er meinte nur, ich solle mich nicht dumm stellen, wir wüssten doch haargenau, warum er zu diesem Schritt genötigt sei. Und wenn wir ihn bedrohen, dann würden seine Kriegszauberer dafür sorgen, dass die Bedrohung ein für alle Mal verschwindet."

Ilkzeru starrte Trimerk fassungslos an. „Welche Bedrohung?! Ist der Mann irre? Wir bedrohen doch weder ihn noch Cimboru!", schrie er.

„Er machte für mich den Eindruck, als wüsste er ganz genau, was er tut, Majestät", sagte Trimerk unnatürlich ruhig. „König Wongas ist nicht verrückt."

Jondu war bleich geworden. Mit dieser Entwicklung hatte er trotz all seiner Befürchtungen der letzten Stunden nicht gerechnet. „Er hat Kriegszauberer?"

Seine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern, dennoch drehten sich nun alle erschrocken zu ihm um.

„Unmöglich!", sagte Ilkzeru. „Es gibt keine Kriegszauberer mehr!"

„Das ist so nicht korrekt", wandte Trimerk ein und holte tief Luft. „Als ich bei König Wongas war, waren auch fünf Zauberer anwesend, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie sahen exotisch aus, definitiv keine Cimborer. Ich befürchte, er hat sich Kriegszauberer aus einem fernen Land geholt."

Die Nachricht schlug ein wie ein Stillezauber. Die Ratsmitglieder schnappten nach Luft, Prinzessin Olirte schlug die Hände vor den Mund, während ihr Bruder zurück in seinen Stuhl sank.

„Dann sind wir verloren", sagte er.

„Haben unsere Zauberer denn keine Zauber, mit denen wir die Kriegszauberer aufhalten können?", wandte Jondu verzweifelt ein. Aufgeben, bevor sie nicht alles gründlich durchdacht hatten, kam für ihn nicht in Frage.

„Illusionen, Schilde, Transportzauber?" Der König schnaubte. „Als wüssten die Kriegszauberer nicht, wie man diese ausschaltet! Unsere Zauberer sind Kriegszauberern nicht gewachsen!"

„Und was ist mit Termanji?", wollte Trimerk wissen.

Jondu spürte erneut Hoffnung in sich aufsteigen. Aber natürlich! Termanji!

„Glaubst du denn, er würde uns helfen?", fragte Ilkzeru skeptisch. „Immerhin haben ihn die Zauberer wegen seiner Ansichten aus der Gilde geworfen und seinen Namen durch den Schmutz gezogen, damit niemand mehr Zauber bei ihm kauft. War er nicht verrückt geworden auf seine alten Tage?"

„Verrückt?", lachte Jondu erheitert. „Der Mann ist genial! Der beste Zauberer, den ich je gesehen habe! Glaubt mir, Majestät, die anderen Zauberer hatten nur Angst, dass er ihnen das Geschäft kaputt macht. Darum haben sie ihn in Wirklichkeit rausgeekelt!"

Jondu grinste breit übers ganze Gesicht, als er sich an seine letzte Begegnung mit dem Zauberer erinnerte. Während sich die anderen Zauberer auf eine Disziplin wie Illusionen, Transportzauber, Heilmagie oder etwas anderes spezialisierten, schien Termanji von Jahr zu Jahr mehr verschiedene Zauber zu beherrschen. Wenn jemand die Kriegszauberer der Cimborer besiegen konnte, dann Termanji!

„Dann ruft ihn herbei!", befahl sein König.

Einer seiner Ratgeber eilte los zum nächsten Fernrufzauber. Keine zehn Minuten später kam er bereits mit einem dicken Mann Mitte fünfzig zurück, der ganz anders aussah, als man sich gemeinhin einen großen Zauberer vorstellte.

Termanji hatte ein rundliches Gesicht, das vor Lebensfreude und Liebenswürdigkeit strahlte. Es war, als wäre er ein Kind, das nie erwachsen geworden war. Mit großer Freude sah er sich in den Königlichen Gemächern um, bevor er auf den König zuging, ihm kurzerhand die Hand schüttelte, dann weiterging, Handküsse an die Damen verteilte und die Männer mit gleicher Geste wie den König begrüßte.

„Vielen Dank für die Einladung", sagte er. „Ich muss sagen, es ist eine Freude, wieder hier zu sein. Seit dem Tod Eures Vaters - es müssen jetzt auch schon zehn Jahre sein, nicht wahr? – war ich nicht mehr hier. Und nun sagt, wie kann ich Euch helfen, Majestät?"

„König Wongas von Cimboru plant, gegen uns Krieg zu führen. Er hat zwanzigtausend Soldaten aufgestellt, die in zwölf Tagen in unser Königreich einfallen werden. Zudem hat er mindestens fünf Kriegszauberer, von denen wir wissen. Und wir haben keine Möglichkeiten, uns gegen diese Übermacht zu verteidigen, geschweige denn sie zu besiegen", fasste Ilkzeru die Situation kurz und knapp für ihn zusammen.

„Ist das alles?", fragte Termanji, der die ganze Zeit nicht aufgehört hatte zu lächeln. „Kein Problem, ich denke, ich habe genau den richtigen Zauber für Euch ..."

Er fasste sich plötzlich an den Hals, während sein Gesicht rot anlief. Und dann kippte er um.

Ihre einzige Hoffnung in diesem aussichtslosen Krieg war von einer Sekunde zur nächsten einfach tot.

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