Kapitel 1: Trügerische Illusionen

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„Illusionen? Ich halte nichts von den heutigen Illusionszauberern! Partyzauberer, nichts weiter! Keiner von ihnen besitzt die nötige Kreativität und die Fähigkeiten, um einen echten Illusionszauber zu erschaffen!"


„Und der Zauber muss auf jeden Fall richtig wirken, hören Sie? Nicht auszudenken, wenn ich eines Abends dastehen würde und mein Kleid hätte die Farbe der letzten Saison! Ich erschaudere schon angesichts dieser Horrorvorstellung! Ich habe mir lange überlegt, ob ich überhaupt zu einem Zauberer gehe – schließlich ist nur der beste Illusionszauberer gut genug für ein Mitglied der Familie Gerrols! Wir sind schließlich nicht irgendwer, verstehen Sie, sondern eine der ältesten und angesehensten Familien von Amenjo!"

Er nickte und wollte den Mund öffnen, um ihr beizupflichten, doch sie ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen.

„Sie sind Absolvent der magischen Akademie von Amenjo, habe ich gehört?" Er nickte kurz, öffnete erneut den Mund, um sie auf sein brandneues Abschlusszeugnis hinzuweisen, das frisch eingerahmt in einem Bilderrahmen hinter ihm an der Wand hing. Niemand, aber absolut niemand in Amenjo, würde einen Zauberer beschäftigen, der nicht einen Abschluss an der magischen Akademie hatte.

Doch Lady Gerrols war bereits beim nächsten Thema ihres Monologs angelangt. „Ich hoffe doch für Sie, dass Sie auf der Höhe der Zeit sind, was das Thema Mode betrifft, junger Mann!"

Bislan machte sich gar nicht erst die Mühe den Mund aufzumachen, als seine Kundin, die ihn so von oben herab behandelte und als „jungen Mann" abstempelte, obwohl sie mit zwanzig Jahren genauso alt war wie er selbst, ihn nun kritisch musterte.

„Nun ja, Prinzessin Olirte hat Sie empfohlen", sagte Lady Gerrols schließlich herablassend. „Ich werde mich auf das Urteil Ihrer Hoheit verlassen müssen. Fünf Goldmünzen hatten Sie gesagt?"

„Zehn", korrigierte Bislan sie. „Jeder Zauber kostet zehn Goldmünzen und kann lediglich dreizehn Mal angewendet werden."

„Lediglich dreizehn Mal?" Lady Gerrols holte schockiert Luft und explodierte. „Das ist Wucher! Wenn ich schon fünf Goldmünzen zahle, dann erwarte ich auch ordentliche Arbeit von Ihnen!"

„Zehn Goldmünzen, Lady Gerrols", wiederholte Bislan geduldig und fragte sich erneut, warum er ausgerechnet Illusionszauberer geworden war. Es schien keine einzige Kundin zu geben, die nicht genaueste Vorstellungen hatte, wie sein Zauber zu wirken hatte, und gleichzeitig bereit war, auch den angemessenen Preis für seine Künste zu bezahlen.

„Dreizehn Mal und kein Mal mehr können Sie den Zauber aktivieren", erklärte Bislan und versuchte, sich seine Gereiztheit nicht anmerken zu lassen. „Nichts was Sie oder ich uns wünschen, ändert etwas daran. Dreizehnmal ist die maximale Anzahl, die sich ein Zauber sicher benutzen lässt, danach wird er instabil und hat unvorhersehbare Wirkungen. Aus diesem Grund ist es magisches Gesetz, jeden verzauberten Gegenstand maximal dreizehn Mal zu benutzen. Sie wollen doch nicht plötzlich auf einem Ball dastehen und Ihr Kleid löst sich in Luft auf, anstatt sich wie von Ihnen gewünscht zu verwandeln, oder?"

„Sie! Sie ...!"

Lady Gerrols starrte ihn schockiert an. Bislan befürchtete, dass sie ihren Auftrag zurückziehen könnte, und beeilte sich, sie zu beruhigen: „Keine Sorge, Lady Gerrols. Ihnen kann nichts passieren, das verspreche ich Ihnen. Jeder Zauberer, der an der magischen Akademie studiert hat, sorgt dafür, dass jeder seiner Zauber maximal dreizehn Mal funktioniert und nicht versehentlich ein vierzehntes Mal aktiviert werden kann."

Die Freundin von Prinzessin Olirte schwankte sichtlich zwischen Sorge und dem Wunsch, allzeit eine modische Augenweide zu sein. Das goldene Medaillon hielt sie fest umklammert.

Die magische Schatzsuche *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt