SO WAR ER

By realhood

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Das ist keine Liebesgeschichte. Es ist eine Tragödie. Auszeichnung: #1 in KeineLiebe "Es ist eine Qualität vo... More

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EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
SIEBEN
ACHT
NEUN
ZEHN
ELF
ZWÖLF
DREIZEHN
VIERZEHN
SECHZEHN
SIEBZEHN
ACHTZEHN
NEUNZEHN
Epilog
Dankeschön
Schatten des Windes

FÜNFZEHN

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By realhood

"Ich bin müde"

Meinen Kopf hob ich von seiner Brust.

"Es ist schon spät", kommentierte er die Uhrzeit auf seiner Uhr.

Fast hätte ich gegähnt. 

"Wann fahren wir morgen zum Raum?"

"Um Sechs"

Ich nickte, erhob mich. 

Er sah mich nicht an. Wieso sah er mich nicht?

Ich wartete auf Etwas.

"Gute Nacht"

Er nickte mir zum Abschied.


Am nächsten Tag sahen wir einander um kurz vor Sechs.

Er im schwarzen Anzug, ich im weißen Kleid.

Zu meinem Kleid kam kein Kommentar, zu seinem Anzug äußerte ich mich nicht.

Es war ein Geben und Nehmen. Nur gab niemand Etwas ab. Aber wir nahmen einander die Lebenslust.

"Bist du fertig?", fragte ich ihn, als er sein Jackett anzog.

Er nickte.

"Ich fahre uns"

Er nickte erneut.

Manchmal wollte ich ihn hassen.

In Momenten wie diesen zum Beispiel.

Ich wurde sauer. 

Das war der Grund weshalb ich die Tür zuknallte, während er auf dem Weg zum Auto war.

Nichtmal da schenkte er mir einen Blick. Nichts.

Es war als wäre der gestrige Abend nicht passiert.

Er war so ein Heuchler.

Ich verlor endgültig die Hoffnung.

Im Auto schwieg ich. Seine Ignoranz strafte mich nicht. Sie lehrte mich.

"Guilo wird auch da sein. Sprich ihn nicht auf seine Freundin an" 

Seine Stimme klang befehlend. 

"Aus welchem Grund?"

Meine Stimme klang provokant.

"Tu es einfach nicht"

Seine Art war in keinster Weise versöhnend.

"Hast du noch andere Dinge auf die ich achten soll?"

Er sah mich an. 

"Was? Darf man nicht mal fragen?"

Ein Kopfschütteln überkam ihn.

"Ist das ein Nein?"

Er antwortete mir nicht.

"Offensichtlich", flüsterte ich und musste fast schon über mich selbst lachen.

Wir kamen an, wurden von allen gegrüßt. Komplimente wurden in den Raum geworfen.

Wir seien ein so schönes Paar, zwar noch so jung, aber so passend.

Dann sah ich ihr Gesicht.

Sie war so bildhübsch. 

Brünette, ein zartes Lächeln. 

Ihre blauen Augen fielen auf mich.

Ich ertrug das nicht, weshalb ich ging.

Im Flur des gemieteten Gebäude schnaufte ich durch.

"Du bist es also", erklang eine Stimme ganz sanft.

Sie war es.

"Ich bin es"

Wieso schenkte ich ihr noch diese Bestätigung?

Um mir die Kraft zurückzunehmen, die er mir nahm.

"Ich wollte dich schon immer mal kennenlernen"

Das glaubte ich ihr nicht.

Doch ich war kein schlechter Mensch.

Und sie kein liebloser. 

Das Leben schenkte den Menschen Liebe und ich konnte sie und ihn nicht dafür verurteilen ihre Liebe dem anderen zu schenken, denn ich durfte nicht vergessen, dass die Ehe keine wahrhafte war.

"Tatsächlich? Das freut mich"

Ich lächelte sie an. Ich lächelte sie ehrlich an.

Auf eine seltsame Art und Weise erkannte ich mich in ihr. Uns verband die Liebe einem Mann gegenüber, der ein Mysterium an sich war.

"Mein Name ist Elodie"

Ich schüttelte ihre Hand und stellte mich ebenfalls vor.

"Er hat mir nur einmal von eurer Ehe erzählt"

Ich horchte auf.

"Ich meine, es muss anstrengend sein den Eltern etwas vorgaukeln zu müssen, was so in der Form doch gar nicht existent ist, nicht?"

Sie sprach von Liebe.

Sie sprach davon, dass er und ich die Liebe nur vorspielten.

"Das ist es, Elodie. Aber mir sind derzeit die Sorgen meiner Eltern und das Versprechen an seinen Vater, von dem er dir bestimmt auch erzählt hat, wichtiger als mein Liebesleben. Ich bin Künstlerin, für die wahre Liebe habe ich ohnehin keinen Kopf frei"

Elodie lachte. Heiter, frei. Es war das Lachen einer Frau, die gerne lachte, sich nicht dafür schämte.

"Er redet nicht gerne über dieses Thema"

Ich sah sie an.

"Redet er denn gerne über andere Themen?", wagte ich es zu fragen.

Elodie Augen blitzten auf.

"Oh Gott, ja. Ja, er redet zwar trotzdem nicht viel, aber wenn dann über die letzten Operationen und über die Zeiten aus der Universität"

Ich nickte.

Wenn sie nicht sprachen, taten sie andere Dinge, an die ich nicht denken wollte.

"Und über die Zeiten aus seiner Jugend?"

Sie dachte kurz nach und schüttelte dann den Kopf.

"Nein" Elodie biss sich auf die Lippe. "Nein, das tut er nie. Jetzt wo du es ansprichst, fällt es mir erst auf. Weißt du, ob das einen Grund hat? Hat er mit dir schon mal darüber gesprochen?"

Ich war seine Jugend, wollte ich sie wissen lassen.

Ich war mehr als das.

Eine Frage raste mir durch den Kopf.

Ob Elodie jemals auf den Gedanken kam, auf mich eifersüchtig zu sein?

Wie denn? Sie könnte allerhöchstens eifersüchtig auf mein Talent sein, wenn sie sich denn für Kunst interessierte. 

"Nein. Er wird schon seine Gründe haben. Wir alle haben unsere Päckchen zu Tragen, nicht wahr?" 

Elodie nickte.

"Deshalb gehst du da jetzt wieder rein und kümmerst dich um den Mann, der heute sein zwei Jähriges an diesem großen Krankenhaus feiert und zeigst ihm, dass du stolz auf ihn ist, denn ich kann mir vorstellen, dass es ihn freuen wird das von dir zu hören. Auch wenn er es nie offen zugibt", sprach ich zu ihr.

Ich hatte absolut nichts mehr zu verlieren. 

Das Glück sei mit ihr. Ich wollte es dieser erfrischenden, energischen Frau gönnen. Ich gab mir Mühe dabei. In ihr sah ich keine böse Seele, keine negative Macht. 

Elodie liebte. Sie liebte nur. Mehr tat sie nicht. Und das war das Unschuldigste, was ein Mensch tun kann. 

"Dankeschön" Sie stand auf, da wir uns auf die kleine Bank im Flur gesetzt hatten.

Gerade als ich dachte, dass sie ging, ertönte ihre zarte Stimme erneut.

"Ich weiß, dass ihr nicht viel miteinander zu tun habt", begann Elodie.

"Aber ich weiß, dass du ihn zu dem Mann gemacht hast, der er heute ist und den ich liebe. Danke dir"

Elodies Augen lächelten mich an.

Ich lächelte zurück.

Sie ging.

Und ich verließ den Flur durch die Hintertür.

Im Kühlen legte ich meine Hände aufs Gesicht und ohne es kontrollieren zu können, weinte ich.

Ich wünschte, dass ich ihn zu dem Mann gemacht hätte, der mich liebte, den ich selbstlos lieben konnte.

Das war mir Alles zu viel geworden.

Ich hatte mich komplett überlastet.

Ich wollte diese Qual beenden. Ich wollte mich selbst finden, lieben, erkennen, ehren.

Ich wollte dass er es tut, doch ich vergaß dabei meinen Willen.

Er müsste mich wollen, mit Allem was an mir ist.

Doch das tat er nicht. Nicht jetzt. Die Zeiten sind vorüber.

Ich stieg in den Wagen. Gerade als ich den Motor startete, öffnete er die Tür der Halle.

Er sah schweratmend zu mir.

In seinem Blick lag so vieles.

Mehr als ich hätte aufnehmen können.

Er sagte meinen Namen.

Den sagte er so selten, dass ich das Gefühl hatte, dass er ihn nicht mehr wusste.

Doch da sagte er ihn.

Laut. Befehlend. Ermahnend.

Seine Augen drohten mir es bloß nicht zu tun.

Es war nicht so, als ob ich es tun wollte.

Doch die Situation zwang mich dazu.

Ich könnte es bereuen, dachte ich.

Ich könnte vieles bereuen, dachte ich.

Ihn würde ich niemals bereuen, aber bereute er mich?, fragte ich.


Und dann drückte ich aufs Gas.

Das war das letzte Mal für Monate, dass ich seinen prägenden Blick auf mir gespürt hatte.














-

ugh, plot twist gefühlt in jedem Kapitel

ich habe die letzte Zeit die Motivation verloren, jetzt habe ich sie für eine kurze Zeit wieder gefunden, lmao

hope you like it, let's discuss this scenery

was ist euer Statement ?

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